Tag 86: Drymen nach Aberfoyle

Während man zum West Highland Way Drymen östlich verlässt, laufen wir nach Norden. Startpunkt im Ort ist das Clachan Inn, einer der ältesten Pubs in Schottland. Ausserdem natürlich in Erbfolge von den McGregors…aber Rekordhalter oder nicht, das weiße Cottage ist auf jeden Fall sehr hübsch.

Die ersten sechseinhalb Kilometer heute führen wieder über eine „Minor Road“, aber auf jeden Fall über Asphalt. Die Straße ist jedoch kaum befahren und hübsch von Mauern und Bäumen eingefasst. Links und rechts liegen Wiesen mit Schafen und Lämmern und Ginsterbüschen. Ein Highlight am Morgen ist das „Muir Park Reservoir“, an dem wir eine erste Teepause einlegen.

Bemerkenswert hier ist vor alle die hemmungslose Forstwirtschaft der Schotten: In einem Areal, das mehrere Kilometer umfasst, wurden ALLE Baumstämme gefällt und die Baumstümpfe pittoresk liegen gelassen – entzückend anzusehen!

Mehrmals auf dieser Tour geht es uns so, dass wir laut Karte einen Wald passieren, aber in Wirklichkeit laufen wir durch eine Baumstumpfwüste. Und das nicht nur kurz, sondern über Kilometer. Schade eigentlich …

Am Drymen Road Cottage verlassen wir laut Karte endlich die Asphaltstraße, aber der Weg ist weiterhin asphaltiert. Egal. Der Wald ist jedoch auch hier arg dezimiert. Immerhin ist so der Blick auf die entfernt liegenden Berge möglich. Die Sonne lacht und wir kommen gut voran.

Immer wieder treffen wir heute auf die Wasserleitung, die vom Loch Kathrin nach Glasgow verläuft. Dies ist nicht so interessant, als dass wir in Rob Roy Country unterwegs sind: Loch Kathrin ist auch der Geburtsort von Rob Roy. Traditionell war dies das Clan-Gebiet der McGregors, die aber beim König in Ungnade fielen und sich deshalb als Diebe und Wilderer verdingen mussten. Ihr bekanntester Vertreter ist Robert McGregor, der wegen seiner roten Haare auch Rob Roy (Roter Robert) genannt wurde. Dieser „Robin Hood des Nordens“ ist bis heute sehr populär und wird ähnlich verehrt wie Robin Hood oder Owen Glwyndr in Wales.

Der Weg, auf dem wir laufen, ist ihm gewidmet. Zu Roberts Zeiten müssen die Wege jedoch viel wilder gewesen sein. Wie hätte er sonst seine Verfolger abschütteln können?

Wir wandern jedoch auf ebenen und breiten Wegen bis nach Aberfeldy. Unser Resümee für den Tag: Keine atemberaubende Tour, aber recht nettes Schlendern, vor allem wegen des exzellenten Wetters. Besonders in Erinnerung geblieben ist uns die lange Mittagspause, die wir in der Sonne dösend neben einem Teilabschnitt der Wasserleitung verbrachten. Das Gras dort war grün und nicht sumpfig!

Am Abend erreichen wir recht früh Aberfoyle, denn der Weg war heute nun so gar nicht anstrengend. Da haben wir doch noch Zeit für ein Pint im der Nachmittagssonne! Danach besuchen Friedel und Carla die Aberfoyle Wool Mill, die angeblich ein Touristenmagnet ist. Beide kehren enttäuscht zurück: Der Laden führt nur Ramsch, und von Wollknäueln keine Spur.

Ansonsten macht der Ort einen eher verschlafenen Eindruck. Das soll das Tor zu den Highland sein? (Wie wie später erkennen, behaupten das noch einige andere Orte 🙂

Wir übernachten im Forth Inn – eine gute Adresse! Obwohl nicht viel los ist, ist die Bewirtung gut und das Ambiente sehr angenehm. Dies ist auf jeden Fall einer unserer besseren Übernachtungen in Schottland. Wir schlafen gut und tief und freuen uns auf einen neuen Sonnentag, den die Wetteraussichten sind exzellent!

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