
Ilawa nach Ostroda (Osterode)
gefahren am 31.08.2023
44 Kilometer und 216 Höhenmeter
Wir haben ernsthaft überlegt, ob wir nicht die Strecke von Ilawa nach Olsztyn (Allenstein) an einem Tag fahren können. Allerdings wären das satte 94 Kilometer, bei – wie ihr schon wisst – unkalkulierbarem Terrain und unsicherer Wetterlage. Letztendlich haben wir die Strecke geteilt und fahren sie an zwei gemütlichen Bummeltagen. Heute also nur 44 Kilometer bis nach Osterode.

Ilawa (oder Deutsch-Eylau) liegt am südlichen Ende des riesigen Jeziorak-Sees, dem längsten See Polens. Der Ort ist sehr touristisch ausgelegt und bietet leider kaum den Anblick einer nennenswerten Altstadt. Wir lesen, dass der Ort im zweiten Weltkrieg weitestgehend intakt blieb, dann aber NACH Kriegsende von der Sowjetarmee nahezu dem Erdboden gleichgemacht wurde. Sehr schade, der Ort hat leider für unseren Geschmack nur wenig Charme!
Unsere Tour führt uns am Anfang sehr lange am See entlang, aber leider kommt man fast nirgendwo ans Ufer. Alle Zugänge sind privat oder gehören zu Segelclubs.

Im Dorf Liwa (Biberswalde) treffen wir auf eine echte Besonderheit. An der Kirche und am Friedhof gibt es Erklärtafeln, die ausnahmsweise mal nicht nur auf Polnisch beschriftet sind, sondern auf Englisch UND Deutsch!
(Das Schild am Friedhof erklärte zum Beispiel, dass der Friedhof nach dem zweiten Weltkrieg seinen Charakter verändert hätte – aufgrund der demografischen Entwicklung. Gemeint ist damit eigentlich die Vertreibung der protestantischen deutschstämmigen Bevölkerung und der Ansiedlung katholischer Polen.)
Bisher haben wir nämlich sämtliche Infos über Sehenswürdigkeiten auf dem Weg ausschließlich mithilfe von Wikipedia erlangt. Auch sämtliche Hinweis- und Warnschilder sind fast immer ausschließlich auf Polnisch. Mühsam!


Hier am Oberländischen Kanal gibt es überhaupt keine Tafel. Dabei ist der Kanal eine echte Attraktion, denn er verbindet den Jeziorak-See mit der etwa einhundert Kilometer entfernten Ostsee. Dabei werden fünf Schiffshebe-Bahnen über Land eingesetzt, die Schiffe werden quasi über das Gras gezogen. Schon im 19. Jahrhundert war der Kanal eine Touristenattraktion und er ist es bis heute.


Die letzen zwanzig Kilometer fahren wir durch Wald und Wald und Wald. Auf dem oben abgebildeten Weg kommen und dabei zwei Traktoren, zwei Autos und ein Polizeiwagen entgegen. Außerdem drei Wanderer. Merkwürdig …


Ostroda trumpft mit seiner Lage am Drewenz-See und vielen Restaurants am Seeufer. Wir sind schon um 12:30 Uhr da und hängen mal so richtig in einer Strandbar ab. Zwei Kaffee Latte kosten uns umgerechnet sieben Euro. Für das gleiche Geld bekommen wir wenig später in einem Café in der Innenstadt zwei Latte UND zwei Stück Kuchen! Deswegen gehen wir am Abend auch nicht am Strand essen, sondern in einem Bistro in der (ein wenig heruntergekommenen) Innenstadt. Auf einer langen Reise muss man sparen!
Neben dem See ist die einzige eigentliche Sehenswürdigkeit die alten Ordensburg in Osterode. Auch sie wurde von der Sowjetarmee in Brand gesetzt, aber in den 70er-Jahren wieder aufgebaut.



Ingesamt ist der heutige Tag recht entspannt, aber eigentlich sind wir unterfordert. Die Zeit bis zum Check-In im Hotel um 16:00 Uhr müssen wir irgendwie totschlagen und dafür gibt der Ort zu wenig her. Dann gibt es noch ein fieses Gewitter und wir schaffen es gerade noch, relativ trocken im Hotel anzukommen.
Ostroda ist übrigens die Partnerstadt von Osterode am Harz, etwa 25 Kilometer von Seesen entfernt. Im Geiste überbringen wir freundliche Grüße von der Partnerstadt!
So viel Niemandsland dazwischen? Das kann ich mir gut vorstellen, dass ihr mit diesem Tag unterfordert wart. Und morgen nochmal?
Ja! Aber morgen wird‘s ein bisschen hügeliger! ☺️