
13. Oktober 2022: 55 Kilometer
Heute Morgen ist der Himmel ausnahmsweise mal bedeckt, aber es sind immerhin zehn Grad. Um diese Jahreszeit ist ein blauer Himmel leider oft mit tiefen Temperaturen am Morgen verbunden. Es stört uns also nicht, dass der Start in den Tag heute mal nicht ganz so strahlend ist!

Die Abfahrt von unserem Höhenhotel ist somit verträglich.
Was das Besondere an der heutigen Etappe bis Detmold ist – Wir fahren fast ausschließlich über kleine Teerstraße oder Waldwege, abseits vom Autoverkehr. Das gefällt uns natürlich sehr!

Gerade als wir uns darüber austauschen, dass es so langsam ins langweilig-flache NRW geht, treffen wir auf das hübsche Wasserschloss Vinsebeck: Perfekt mit weißen Türmchen und Wassergraben.

Unweit des Schlosses treffen wir auf den dicksten Baum, den wir in unserer Wanderkarriere bisher gesehen haben. Die alte Eiche ist seeehr beeindruckend und noch super in Schuss!

Nächstes Nahziel sind die Externsteine. Die stehen allerdings im Teutoburger Wald, der ein Höhenzug ist und folglich in bergigem Gelände. Soll heißen – es geht bergauf!
Allerdings wird der Aufstieg dadurch versüßt, dass es durch wunderschönen bunten Herbstwald geht.

Die Externsteine sind heute, unter der Woche, glücklicherweise nicht so sehr überlaufen. Friedel und ich tauschen uns darüber aus, wann wir das letzte Mal hier waren. Ich bin als Studentin mal den Herrmannsweg von Bielefeld nach Detmold gelaufen. Friedel wurde als Kind von seinem Vater hierher gescheucht. Lang ist‘s her und was uns früher mal gigantisch erschien, beeindruckt uns heute allenfalls ein wenig.

Interessant sind aber die Infotafeln, die beleuchten, wie mystisch aufgeladen der Ort ist: Eventuell bereits prähistorischer Kultort, mittelalterlicher Wallfahrtsort und dann von den Nazis als urgermanischer Versammlungsort deklariert. Wallhallakitsch pur!

Der R1 führt eigentlich elegant an Detmold vorbei. Wir aber wollen die schöne Beamtenstadt nicht verpassen. Zwischen Schule und Studium habe ich hier zwei Jahre in einem Backpacker-Laden gejobbt und war seitdem nicht mehr hier. Den Laden gibt es aber immer noch! Friedel hat viele Jahre in der Paderborner Umgebung gelebt und ebenfalls vage Erinnerungen an Detmold und andere Orte in dieser Region.

Uns überrascht, wie viele Menschen in der Fußgängerzone unterwegs sind und wie viele nette Cafés und Restaurants es hier gibt. Die ganze Stadt macht einen sehr wohlhabenden Eindruck, ähnlich wie einige Städte im Stuttgarter Speckgürtel, die wir so kennen. Nach dazu sind das Schloss, der Wallgraben und die vielen historischen Gebäude im Ort sehr sehenswert. Allein für unsere Mittagspause in einem Café im Schlosspark hat sich den Umweg schon gelohnt.



Leider führt der Weg aus Detmold an einer fiesen Straße entlang, und dazu auch noch arg bergauf. Erst nach vielen Kilometern sind wir wieder auf unseren geliebten Abseits-Wegen, die uns an der Senne (einem ehemaligen riesigen Truppenübungsplatz) zu unserem heutigen Ziel bringen, nach Stukenbrock. Unangenehm, dass unsere letzten zehn Kilometer zwar konsequent bergab gehen, aber leider an einer extrem dicht befahrenden Bundesstraße entlang. Bielefeld und Paderborn sind nahe, zwei Industriestandorte in Ostwestfalen, deren Einwohnerzahlen und Infrastruktur ihren Preis fordern. Hässlich und laut – entbehrlich!
Immerhin ist unsere Pension in Stukenbrock sehr nett und es gibt einige Auswahlmöglichkeiten, was unser Abendessen betrifft. Ansonsten muss man diesen Ort nicht gesehen haben. Es sei denn, man möchte ins Safariland!
Den Weg zum Abendessen legen wir im Regen zurück – Fast hätten wir vergessen, wie das ist! 🙂
