Social media meets reality extended

Am Freitag und Samstag fand das zweite phänomenale niedersächsische Bloggertreffen statt. Teilnehmende: Drei!

Und da ich das Treffen nicht besser als Darina von „Adventure in Pink“ beschreiben kann, reblogge ich Ihren Text mal – zum ersten Mal mache ich das!

Vielen Dank für das tolle Wochenende, Darina – und mögen weitere Folgen! 👍😄

Social media meets reality extended

Noch ein Award: Unsere Top 10 der (für uns) besten Inns und Hotels von Land’s End bis zum Hadrian’s Wall!

Winterpause .. aber in Gedanken sind wir trotzdem auf dem Trail!
Mit einer heißen Tasse Tee auf dem Sofa und der Wolldecke um die Füße macht es Spaß, sich an die bisherigen Highlights der Tour zu erinnern. Und im Kopf „Top-10-Listen“ zu entwerfen (Danke, dass du mich an Nick Hornby und „High Fideltity“ erinnert hast, Britta!)
Etwas Besonderes sind auf jeden Fall auch die rustikalen Inns und Hotels, in denen wir auf dem LECW bisher übernachtet haben. Sei es wegen der besonderen Lage, der Architektur und Einrichtung oder dem besonders netten Service. Hier also unsere persönliche Bestenliste der bisher schönsten Inns in auf unserem LECW, die natürlich absolut subjektiv ist!

Platz 10:
Ancient Unicorn Inn in Bowes, Durham, Pennine Way
Der Umweg über Bowes auf dem Pennine Way (Bowes Loop) lohnt sich!
Im Ort ist dies die einzige Übernachtungsmöglichkeit und im (gemütlichen) Pub war es am Freitagabend supervoll und mit zwei Kaminfeuern mollig warm und gemütlich. Das Essen und die Atmosphäre waren super! Dazu hatten wir ein tolles und ruhiges Zimmer in einem Anbau – wohl ehemalige Ställe – des Anwesens. Bei der ganzen Anlage war noch sehr gut erkennbar, dass dies mal eine alte Kutscher-Station war. Sehr gut restauriert und erhalten, mit viel Liebe zum Detail – So lieben wir es! Am Morgen erhielten wir von einigen supercoolen Yorkshire-Jägern als besondere Attraktion eine blutige Präsentation ihrer Beute. Das hatte Lokalkolorit!
ancientunicorn.com

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Platz 9:
Bentley Brook Inn in Fenny Bentley, Derbyshire, Peak-District
Dieser Laden war einfach gut geführt – Schöne Außenanlagen, elegantes Innenleben, tolle große Zimmer, unseres in einem Nebengebäude, seeeehr gutes Essen und das beste Frühstück auf der Etappe. Superfreundlicher und schneller Service. Dies ist kein besonders altes Pub, auch die Location ist nicht sensationell, aber der Aufenthalt hier wird uns trotzdem unvergessen bleiben – weil hier alles stimmte – Preis, Service, Einrichtung, Qualität. Ein einfach edles, aber trotzdem gemütliches Inn.
bentleybrookinn.co.uk

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Platz 8:
Farmyard Inn in Youlgreave, Derbyshire, Peak District
Dies ist ein Fuchsbau: Eng, proppevoll, schlauchartig, aber eine unglaubliche Stimmung. Vielleicht lag es auch daran. dass wir an einem Bank-Holiday, also an einem offiziellen Feiertag, hier übernachtet haben. Die Oma war da, die Enkel und alle Lieben aus dem Ort und von außerhalb. Trotzdem hatte die Wirtin für uns einen besonderen Service: Ein reservierter Tisch für die müden Wanderer, die bevorzugte Behandlung, den persönlichen Taxi-Service am Morgen, als klar war, dass sich der kniegebeutelte Friedel am Tag zuvor durch das unwiderstehliche Dovedale übernommen hatte – Vielen Dank!
An sich eine solide Pub-Unterkunft wie viel andere auch – aber an Freundlichkeit und Aufmerksamkeit kaum zu überbieten!
farmyardinn.co.uk

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Platz 7:
Langdon Beck Hotel in Langdon Beck, Durham, Pennine Way
Wie glücklich und dankbar waren wir, dass wir in diesem einsamen Tal die lange Etappe von Middleton nach Dufton (Pennine Way) unterbrechen konnten! Die Einrichtung des Zimmers war – nun ja – “omamäßig”, aber dafür war unser Zimmer riesig und wir hatten einen tollen Erker mit Sitzecke und einer grandiosen Aussicht. Am Abend sahen wir von dort aus die Sonne untergehen und am Morgen die Nebel über dem Tal wabern. In der Nacht standen wir staunend unter einem unglaublich klaren Sternenhimmel. Und als einzige Übernachtungsgäste erhielten wir zum Dinner im Restaurant einen Ehrenplatz. Ein schlichter, einsamer und schöner Ort für Wanderer.
langdonbeckhotel.com

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Platz 6:
Blue Ball Inn in Triscombe, Somerset
Diesen besonderen Ort hat sich Steffi an ihrem Geburtstag gegönnt. Tief ins Tal geschmiegt liegt hier schattig dieses entzückende Inn mit seinem romantischen, reetgedeckten Dach. Noch so ein Fuchsbau, aber urgemütlich!
Gewohnt haben wir in einem hübschen Außengebäude mit eigener Terrasse. Der Abend im Garten des Inns war himmlisch, denn wir waren ausnahmsweise mal im Juli unterwegs!
Auch die Gegend (Quantock Hills) ist einmalig. Die uralten Bäume, alten Alleen und die Wildpferde auf den farnbewachsenen Hügeln erinnerten uns an Wales. Vielleicht kommen wir noch mal dort hin?
blueball.pub

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Platz 5:
The Riverside in Boscastle, Cornwall, South West Coast Path
Noch so ein perfekt geführter Laden – liebevoll eingerichtete Zimmer, ein schöner Gastraum, tolles Essen und das beste Frühstück auf der dritten Etappe. Noch dazu kommt hier die Lage in einem der schönsten Orte Cornwalls. Leider konnten wir wegen des schlechten Wetters nicht im hübschen, direkt am Bach gelegenen Biergarten sitzen. Und wir mussten nachts das Fenster schließen, weil der Bach so laut war!
Der relativ hohe Preis von 95 Pfund war für diese edle Unterkunft jedoch absolut gerechtfertigt – da haben wir uns mal was Gutes gegönnt und es nicht bereut.
hotelriverside.co.uk

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Platz 4:
Merrymoor Inn in Mawgan Port, Cornwall, South West Coast Path
Als wir hier ankamen, waren wir quittennass und der Herbst war am Tag zuvor eingezogen. Das Inn liegt direkt am kleinen Hafen in einer hübschen Bucht. Ähnlich wie beim Seiners Arms in Perranporth herrschte hier eine ganz besondere Stimmung – der Charme der Nachsaison, als außer uns fast nur noch Surfer unterwegs und wir (fast) die einzigen Gäste beim Frühstück waren. Am Abend war der Laden noch rappelvoll gewesen, am Morgen dann verwaist. Aber in diesem Inn haben sich die Betreiber für uns viel Mühe gegeben – ein kostenloses Upgrade auf ein größeres Zimmer, ein schönes Haus, leckeres Essen, ein freundlicher, zuvorkommender und netter Wirt. Das Zimmer mit Meerblick war natürlich auch nicht schlecht, uns am Morgen schien die Sonne durch das große Fenster!
merrymoorinn.com

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Platz 3:
Hunters Inn im Exmoor (Devon), South West Coast Path
Hier sage ich nur: Lage, Lage Lage!!!
Viele Wanderer auf dem SWCP schimpfen über den fiesen Anstieg aus dem Heddon Valley, nachdem man vorher die beiden Hangmans bezwingen musste. Vor allem, wenn man hier keinen Zwischenstop eingelegt hat und gleich wieder aus dem Tal aufsteigen muss. Dabei ist das Exmoor viel zu schade, um einfach nur an der Küste entlang zu wandern. Und das Heddon Valley ist wirklich einmalig schön. Wie haben wir den kleinen Umweg am Fluss entlang durch das enge, waldige Tal genossen!
Das Hotel wirkt wie eine große Hunting-Lodge und ist altmodisch-stilvoll eingerichtet. Nach eine langen Wandertag hatten wir unser wohlverdientes Ale im prächtigen Garten verdient. Auf unser Dinner im edlen Restaurant haben wir gerne verzichtet, viel gemütlicher war’s in der Bar. Die 100 Pfund pro Nacht waren absolut gerechtfertigt und wir werden das Hunters Inn nie vergessen!
thehuntersinnexmoor.co.uk

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Übrigens: Direkt neben dem Hotel gibt es ein tolles Bothy vom National Trust:
nationaltrust.org.uk/holidays/heddon-orchard-bothy-devon

Platz 2:
Hartland Quay Hotel, Devon, South West Coast Path
Es gibt viele spektakuläre Orte und Hotels/Inns am nördlichen SWCP. Aber dieser hier ist wirklich der coolste. Die Klippen und Gesteinsformationen an diesem Abschnitt der Küste sind wirklich phänomenal, besonders bei rauhem Wetter. Und dieses Hotel ist so abenteuerlich nah an die Klippen gebaut, dass einem an einem windigen Tag glatt die Gischt ins Bierglas spritzt!
In einem anderen Land hätte man an so einen tollen Ort ein total schnöseliges Luxushotel hingesetzt, aber in England gibt es in soooo einer tollen Location ein gemütliches Pub mit netten Zimmern, erschwinglichen Preisen und rustikalem Flair. Wir konnten uns an den Wellen nicht satt sehen und liebten das Heulen des Windes um das Haus herum, als wir nach einem langen und harten Wandertag gemütlich im Bett lagen. Wir finden: Ein Muss auf dem SWCP!
hartlandquayhotel.co.uk

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Platz 1:
Und wenn ihr uns schlagt: Es ist noch immer die
Keld Lodge in den Yorkshire Dales, North Yorkshire, Pennine Way
Ein Ort von Wanderern für Wanderer!
Keine Ahnung, warum uns die Lodge so ans Herz gewachsen ist. Vielleicht, weil wir schon zweimal dort waren, einmal auf dem Coast-to-Coast-Walk und einmal auf dem Pennine Way. Jedes Mal hat es wie Hulle geregnet und wir sind tropfnass und verschlammt zur Rezeption gewankt. Jedes Mal hat man uns extrem liebenswürdig begrüßt und persönlich zu unseren Zimmern gebracht. Beide Male profitierten wir vom phantastischen Trockenraum, der unsere Sachen im Nullkommanix trocknete. Die Keld Lodge ist einfach ein Paradies für Wanderer.
Ich möchte glatt sagen: Wie immer haben wir wunderbar vor den riesigen Bay-Windows gespeist und dabei die Dämmerung über dem Tal genossen. Die Yorkshire Dales gehören überhaupt zu den schönsten Orten der Welt und von der erhobenen Lage der Lodge hat man einen wunderbaren Blick auf das kleine Dorf mit den typischen Steinhäusern und moosbewachsenen Mauern. Und die Wiesen sind wohl nur in Irland noch grüner. Und der Sternenhimmel ist nur in Langdon Beck so schön wie hier. Und .. und .. und …
Wie schon bei unserem letzten Besuch haben wir beim Frühstück mit einem der Wirte (hieß er Matt?) über das Wandern an sich und insbesondere dieses Mal über den Vergleich zwischen dem Pennine Way und dem Coast-to-Coast-Walk geplaudert. Auch diese liebenswürdigen Plaudereien scheinen hier Programm zu sein!
Unter Tränen haben wir uns erneut von diesem wunderbaren Wandererparadies verabschiedet und noch lange vom gegenüberliegenden Hügel zurückgeblickt. Zwar laufen die meisten durch bis zum legendären Tan Hill Inn – Aber schöner als in der Keld Lodge kann es gar nicht sein!
keldlodge.com

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Nun ist es ein bisschen ungerecht, dass viele andere gute Inns keine “Preise” gewonnen haben, obwohl sie sich sehr bemüht haben. Trostpreise gehen deshalb an:
– das Old Success Inn in Sennen Cove, SWCP (gut geführter Laden direkt an einem phänomenalen Strand, aber eher unpersönlich)
– das North Inn in Pendeen, SWCP (hübsche Zimmer mit Gartenterrasse in einem Anbau, nette Bedienung)
– das Seiners Arms in Perranporth, SWCP (einmaliger Charme der Nachsaison, mit windgepeitschten Palmen)
– das Tintagel Arms Hotel in Tintagel, SWCP (rittersaal-ähnlicher Restaurantbereich, wir waren die einzigen Gäste und dementsprechend gut betreut. Aber wo nur waren die anderen?)
das New Inn in Kilkhampton, etwas abseits am SWCP (wow, was für ein Badezimmer!)
– das New Inn in Clovelly, SWCP (am Abend war das Pub wie ausgestorben, aber das Zimmer war toll- mit süßem Erker mit Sitzbank und so altmodisch, wie wir es lieben!)
– das Hunter’s Moon Inn in Lllangattock Lingoed am Offa’s Dyke Path (der Ortsname ist kein Witz! Gemütliches Pub in hübscher Lage)
– das Dog and Partridge Inn in Flouch im Peak District (eigentlich würde es wohlverdient auf die obere Liste gehören, wenn es nicht an so einer fiieeesen Straße liegen würde!)
– das Listers Arms in Malham, Pennine Way (schön, gemütlich, nett, aber irgendwie nicht so schillernd wie die anderen ..)

… außerdem haben wir noch in einigen wirklich unvergesslich schönen B&Bs/Pensionen übernachtet oder auch an Orten, die aus anderen Gründen unvergesslich waren. Aber die gibt’s ein anderes Mal auf einer neuen Liste!

Purismus beim Wandern oder: Wann gilt ein Weg als komplett gelaufen?

Neulich auf dem Southwest Coast Path:2015-10-06-09-47-42handyElendes Sch…wetter! Eine Zumutung!!

Und darf man sowas auslassen? (Pennine Way kurz nach dem Tan Hill Inn)pen1_ - 480

Muss man jeden blöden Abschnitt eines Weges laufen, nur weil sich der Erfinder des Weges den Verlauf so ausgedacht hat? Oder darf man da kreativ ein bisschen “schummeln”?
Wenn man Blogs oder Bücher über das Wandern liest, stellt sich immer die Frage, ob die erfolgreiche Wanderung eines bestimmten Wanderwegs für einen selbst oder andere „gilt“ oder nicht. Kann sich Cheryl Strayed auf dem PCT eine „Thru-Hikerin“ nennen? Hat Bill Bryson nicht „beschissen“, wenn er nur bestimmte Abschnitte des Appalachian Trails gelaufen ist?

Jeder Weg hat bestimmte Widrigkeiten, die einem die komplette Wanderung eines Trails erschweren. Hier geht es kilometerlang über fiesen Teer, dort ist die Passage besonders sumpfig, verschneit, überflutet oder schlichtweg langweilig. Oder es regnet noch immer und man hat einfach nicht die Nerven für einen neuen, nassen Wandertag. Kann und darf man bestimmte Passagen eines Fernwanderwegs also einfach „skippen“?

Friedel und ich standen auf der bisherigen Wanderung unseres LECW schon einige Male vor der Entscheidung, ob wir einen langweiligen/lauten/hässlichen Abschnitt wirklich “ablaufen” oder uns das lieber ersparen sollten. Ist es zum Beispiel in Ordnung, auf dem SWCP eine FÄHRE zu nehmen, oder muss man das Estuary umlaufen?
Wir persönlich finden die Fähre okay, solange sie nicht von Padstow bis nach Ullapool geht.  🙂

Am Anfang unseres Weges waren wir noch nicht solche Puristen: Auf dem SWCP haben wir uns die unattraktive Passage an der Straße entlang von St Ives nach Hayle (rund acht Kilometer) erspart. Wir hatten auch keine Lust, den kompletten Weg durch Bristol bis nach Severn Beach zu laufen (16 Kilometer), einfach weil auch dieser uns größtenteils in der Nähe unattraktiver Straßen und durch Industriegebiete geführt hätte. Heute jedoch ärgere ich mich, dass wir diese Passagen so leichtfertig übersprungen haben. Irgendwann müssen wir sie nachholen!!

Zweimal standen wir zudem vor der Situation, dass wir aufgrund einer Verletzung Wegabschnitte überspringen mussten. Von Skipton nach Malham wollten wir statt des Pennine Ways den Dales High Way nehmen, aber ich hatte mir den Fuß verstaucht. So sind wir die Tagesetappe von Skipton nach Malham (20 Kilometer) mit dem Bus gefahren. Noch schlimmer war es zwischen Rugeley und Ashbourne auf dem Staffordshire Way: Friedel hatte ein Knieproblem und wir mussten zwei komplette Tage mit dem Bus überspringen. Diese Passagen werden wir tatsächlich im April 2018 nachholen, auch wenn ihr uns für bescheuert haltet!

Ihr fragt euch vielleicht, wen so ein formeller Kram interessiert? Den Friedel tatsächlich nicht so sehr, aber neben meiner Wenigkeit gibt es noch einige andere, die auch solche Puristen sind!
Also möchte ich (in Anlehnung an Andrew Bowden, den „Rambling Man“) einige für mich persönliche Regeln für den erfolgreichen Abschluss eines Wanderwegs formulieren. Ich möchte wirklich niemandem vorschreiben, wie er zu laufen hat, aber für mich persönlich kann ich sagen, dass ich einen Weg gelaufen bin, wenn …

  • ich keine Passagen übersprungen habe, weil ich einfach keine Lust hatte, sie zu laufen oder weil das Wetter schlecht war.
  • ich zwar nicht jeden Meter des offiziellen Weges gelaufen bin, aber trotzdem alternativ einen andere Route genommen habe, z.B. um zu einer Unterkunft zu kommen.
  • ich einen anderen Weg nehmen musste, weil ich mich verlaufen habe. Ich muss also hier nicht wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren, sondern mein „Umweg“ gilt als mein persönlicher Weg.
  • ein anderer Wegabschnitt als der offizielle attraktiver und schöner ist.
  • ich wegen Schlechtwetter oder Unpassierbarkeit eine Umleitung nehmen musste.
  • ich wegen einer Verletzung oder Krankheit ein kurzes Wegstück überspringen musste (wie viel Kilometer das sein dürfen, ist eine persönliche Interpretationsfrage. Zwei Tage sind für mich aber absolut zu viel, also müssen wir diese Passage nachholen. Tut mir leid, Friedel!)

Wer sich für den Artikel von Andrew Bowden interessiert, hier ist der Link.

Was meint ihr, liebe Wanderfreunde? Stelle ich mich total an oder habt ihr ähnliche Anforderungen an euch selbst?

Aus der Winterpause grüßt euch
Steffi

sose_ - 94(“Pflastertreten” auf dem Macmillan Way Southwest bei Sutton Mallet)

Zehn Gründe, 2300 Kilometer durch Großbritannien zu laufen

„Aber warum fahrt ihr denn immer nach England?!“

Freunde und Kollegen reagieren immer wieder verwundert über unser Wanderprojekt: 2300 Kilometer zu Fuß, immer in Großbritannien? Dabei ist die Insel das ideale Wanderland!
Im Gegensatz zu vielen anderen Langstreckenwanderern laufen wir die Strecke nicht in einem Stück, sondern in neun appetitlichen Häppchen: Immer im Mai und im Oktober sind Steffi und Friedel zwei Wochen auf dem Trail. Mittlerweile sind wir schon (fast) in Schottland angekommen und uns trennen nur noch 330 Kilometer von unserem Ziel.

Hier ist die Begründung für die Frage oben: Zehn Gründe, warum man in England wandern sollte!

1. Die Landschaften
Aaah! Die vielen Hecken. Moosbewachsene Mäuerchen. Sattgrüne Wiesen. Die uralten Bäume. Alte Fahrwege mit Kopfsteinpflaster. Endlose Moore in allen Grün- und Braunschattierungen. Bluebells. Alte Steinbrücken. Treidelpfade entlang stiller Kanäle. Nebel über tiefen Lochs. Steile, wolkenverhangene Berghänge. Wellenumtoste Klippen. Steinkreise. Das Meer.
Hier ist alles noch viel ursprünglicher. Landwirtschaftlich genutzt wie bei uns, natürlich. Aber längst nicht so versaut. Älter und wilder.

2. Die Wege
Noch in den 50er Jahren war es in GB überhaupt nicht selbstverständlich, dass Wanderer sich frei in der Natur bewegen durften. Seitdem ist aber ein Netz regionaler und überregionaler Wanderwege entstanden, das die Insel vom Süden bis zum äußersten Norden überzieht. So ist es möglich, sich größtenteils auf unbefestigten Wegen und Pfaden zu bewegen. Das ist angenehm für die Füße und auch für’s Auge! Durch die alten Wegerechte entstehen so teilweise kuriose Trails, die es so in Deutschland nie geben würde!
Ein Verzeichnis aller wichtigen Wanderwege in GB findet sich hier:
https://www.ldwa.org.uk/ldp/public/list_of_paths.php?sort_order=N

3. Die britischen Umgangsformen
Natürlich gibt es überall auf der Welt freundliche und weniger freundliche Zeitgenossen. Trotzdem denken wir, dass die Briten insgesamt höflicher und zuvorkommender miteinander umgehen als wir Deutschen. Zwar mussten wir uns zuerst daran gewöhnen, im Supermarkt „Love“ oder „Mate“ genannt zu werden oder daran, dass die Briten sich entschuldigen, wenn man ihnen im Weg steht. Auch sind wir zunächst entsetzt zurückgewichen, als uns wildfremde Wanderer auf das Wetter und die Wegqualität angesprochen haben. Aber spätestens als uns auf einem kleinen Campingplatz in Schottland Tee und Bisquits als Willkommensgeste für müde Wanderer angeboten wurden, tauten wir ein wenig für die britische Gastfreundlichkeit und die netten Umgangsformen auf. Seitdem genießen wir die freundliche Atmosphäre in Großbritannien und die kleinen, freundlichen Gespräche und Gesten, die zwar nicht unbedingt nötig sind, aber unsere Urlaube bereichern.

4. Die Inns, Hotels und Hostels
Was gibt es gemütlicheres als die typischen englischen Inns auf dem Land? Oder die altmodischen schlossartigen Hotels in Schottland? Hostels in ehemaligen Kirchen? Einige von ihnen sind über 600 Jahre alt, und in ihnen zu übernachten ist immer wieder ein Erlebnis. Zwar sind die Böden schief, Wasserhähne noch in Kalt und Warm getrennt, die Fenster schließen nicht richtig und es spukt, aber das hat Flair! Und wer mit schlammigen Schuhen und tropfnass in den Gastraum wankt, wird trotzdem freundlich empfangen.

5. Die Dörfer und Städte
Auch in England gibt es Autos – aber im Gegensatz zu Deutschland hat man die Orte nicht kaputtgemacht, um Platz für breite Straßen und Parkplätze zu schaffen. Hier gibt es sie noch: Enge Gassen, Dorfplätze, alte Steinbrücken. Auch die Häuser sind noch nicht alle dem Isolierungswahn zum Opfer gefallen. Also sind die Fassaden noch so, wie man sie aus Historienfilmen kennt – schief, verschnörkelt und originell.

6. Das englische Essen
Die Küche der Insel ist viel besser als ihr Ruf!
In den letzten Jahren ist viel passiert im Königreich: Selbst im einsamsten Pub in Yorkshire bekommt man ordentliche Mahlzeiten serviert. Natürlich stehen noch immer die Pub-Klassiker mit auf der Speisekarte: Fish and Chips, Steak and Ale Pie, Lamb Shank … wir mögen es! Aber fast jedes Restaurant oder Pub bietet mittlerweile auch viele vegetarische/vegane Gerichte und indische Currys an. Die Auswahl ist viel besser als bei uns auf dem Land und weitaus gesünder und leckerer.

Übrigens: Wer sich für das typisch englische oder schottische Frühstück entscheidet, der braucht bis zum Nachmittag nichts mehr!

7. Das Ale
Handgepumpt muss es sein – nicht lauwarm, aber auch nicht eiskalt!
Jede Region hat ihre besonderen Ales, es gibt sie in süßlich, bitter, hell, dunkel … und natürlich schmecken sie in einem stilvollen Pub viel besser als aus der Flasche. Nach einem langen Wandertag entspannt das Ale die Glieder und verleiht einem die nötige Bettschwere. Zu einem richtigen Urlaub gehört das Ale einfach dazu!

8. Das Wetter
Es stimmt nicht, dass es auf der Insel immer regnet!
Zwar mag es insgesamt mehr Niederschlag als in Deutschland geben, aber meistens regnet es nicht so stark und nicht so lange wie bei uns. Im typisch englischen Nieselregen muss man nicht mal die Regenjacke auspacken, die Softshelljacke reicht meist aus. Das feuchte, mittelwarme Klima der Insel sorgt für eine saftig-grüne Vegetation, im Süden gibt es sogar Palmen. Aber wer es gern heiß mag, der sollte vielleicht eher im Sommer wandern ..


9. Die Einsamkeit
Zwar leben auch in Großbritannien seeehr viele Menschen. Aber die halten sich eher in den Ballungszentren auf, so dass es auf dem Land wirklich einsam ist. Wenn wir unterwegs sind, treffen wir oft keine anderen Wanderer, den ganzen Tag nicht! Trotzdem ist es fast immer möglich, sich abends in einem gemütlichen Pub vor einem gemütlichen Kaminfeuer zu wärmen. Denn auch wenn das Dorf noch so klein ist – ein Pub gibt es fast immer! Es sei denn, man kommt in den äußersten Norden …


10. Traumhafte Übernachtungsplätze
Im Norden Schottlands, besonders auf dem Cape Wrath Trail werden die Orte und damit die Unterkünfte immer rarer – teilweise drei Tage am Stück werden wir auf keine Straße und keine Siedlungen treffen. Dort werden wir im Zelt oder in einem Bothy übernachten und abends statt im Pub auf der Isomatte sitzen. Aber dafür gibt es dann traumhafte Aussichten auf die Berge und die Lochs – Wenn denn das Wetter mitspielt und die Midges schon im Winterschlaf sind! 🙂

Ausrüstungsliste

Jedes Gramm zählt!

Basis-Wanderausrüstung, immer dabei Steffi (g) Friedel (g)
Rucksack Lightwave 60 Liter 1180 1470
Regenhülle Rucksack 100 100
Regenjacke Montane Minimus 253 229
Regenhose (No Name/Montane Minimus) 243 152
Softshell Arcteryx Atom LT 344 366
Windbreaker Montane Featherlight 100 102
Wechselschuhe Brooks/Asics 594 724
Wollunterhemd 74 105
Kurzarm-Wollshirt 120 174
Langarm-Wollshirt 190 252
Leggings Wolle Icebreaker 146 192
2 Paar Wollsocken 70 105
2 Unterhosen Wolle 52 88
BH 34
Ersatzhose lang 306 330
je 2 wasserdichte Packsäcke STS Ultra Sil 32 32
Gamaschen Outdoor Research 189 216
Waschbeutel/Sonnenmilch/Mückenmittel 238
Thermosflasche Alfi 500
Handy u. Ersatzakku 169 174
Erste-Hilfe-Pack und Medikamente 246
Taschentücher (4 Packungen) 100
Opinel-Messer 47
Kleiderbürste 52
regendichte Socken Sealskinzz 82 90
regendichte Fingerhandschuhe 87 102
Schaltuch 54 54
Kompass 61
Mütze/Hut 54 59
Sitzmatten 64
Powerbank und Ladekabel 394
Fotoausrüstung 1500
Externe Tastatur 170
Ersatzbrille 52
Ausweis/Geld/Tickets/Karten/Bankkarten 150 50
5855 7358
Camping-Equipment
Zelt MSR Carbon Reflex 3 1146
Zelt-Unterlage Tyvek 226
Therm-a-Rest Neo Air Luftmatratze 340 340
Schlafsack Black Bear Colibri 880 880
Stabiler Packsack 4 Seasons für Schlafsack 116 116
Thermo-Inlay Sea to Summit 257 274
Kocher Trail Designs Caldera m. Trangia-Brenner 185
sturmsichere Streichhölzer u. Feuerzeug 50
2 Töpfe Evernew 1,3 Liter Titan 280
2 Löffel Titan 30
2 Plastik-Becher (Ikea) 120
3 Falt-Wasserflaschen Sawyer, zus. 6 Liter 108
Sawyer Straw-Filter und Flasche 194
Kopflampe inkl. Batterien 96 57
Handtuch 110 139
2 halbe Waschlappen 30
Klopapier 35 35
Reparatur-Klebestreifen 40
kleine Schaufel 35
Mückennetz für Kopf Sea to Summit 25 25
2891 3278
nicht berücksichtigt:
Kleidung am Körper
Proviant (ca. 800g pro Tag u. Person)
Spiritus für Kocher
Tee in der Thermoskanne
je ein Trekkingstock

 

Ausrüstung

Natürlich ist es etwas anderes, ob man mit dem Zelt unterwegs ist oder in B&Bs oder Hotels übernachtet. So oder so ist es wichtig, dass man Gewicht spart und damit seine Knochen und Bänder schont.

Früher haben wir nicht geglaubt, wie wichtig es ist, jeden Gegenstand auszuwiegen. Lehrgeld mussten wir zahlen, als wir vor Jahren in Deutschland eine Wander- und Campingtour unternahmen und plötzlich nur zwei Drittel der Kilometer schafften, die wir sonst ohne Gepäck gelaufen wären. Dabei hatten wir wirklich echte Markenartikel dabei: Hilleberg-Zelt, Trangia-Kocher, Ajungilak-Schlafsäcke ..

In den letzten Jahren hat sich in in Deutschland die „Ultralight“-Gemeinde formiert: Wanderer, die vor allem auf die Reduzierung von Gewicht achten und damit zwangsläufig auf Bequemlichkeit und auch auf Langlebigkeit des Equipments verzichten. Als Inspirationsquelle sollt man einfach mal den Begriff „Trekking Ultralight“ googeln und man kommt auf jede Menge interessante Seiten.

Wir haben uns mit dem Thema intensiv beschäftigt und im Verlauf unserer Wanderungen verschiedene Änderungen vorgenommen, sprich Produkte ausgetauscht und/oder darauf verzichtet. Dabei schleppen wir unser Gepäck stets selbst und haben es nie von Gepäck-Transportdiensten herumfahren lassen. So tragen wir mittlerweile nur noch fünf bis sechs Kilo Ausrüstung auf dem Rücken, wenn wir in B&Bs und Hotels übernachten. Dazu kommt bei Friedel noch die Fotoausrüstung, die ca. zwei Kilo wiegt, Proviant und Wasser. Echtes Ultralight-Wandern ist das nicht, aber „Light“ könnte man es nennen.

Wenn man in B&Bs oder Inns übernachtet, kann man natürlich mit weniger Kilo auskommen, als wenn man zeltet. Trotzdem kann man auch hier ordentlich Gewicht sparen, wenn man vor allem auf Kleidung verzichtet. Ein Satz Kleidung für Tagsüber als „Arbeitsklamotten“ und ein Satz Ersatzkleidung bzw. „Abendgarderobe“ ist genug! Man muss halt zwischendurch mal die Sachen mit der Hand waschen, dabei ist schnell trocknende Kleidung extrem nützlich.

Wir haben im Laufe der Zeit Merinowolle sehr zu schätzen gelernt. Sie stinkt nicht so schnell und trocknet auch schneller als Baumwolle. Bei der Sportkleidung aus Merinowolle gibt es teurere und weniger teurere Marken, aber was das Waschverhalten angeht, haben wir eine namhafte neuseeländische Marke sehr zu schätzen gelernt! 🙂 Mittlerweile haben wir kaum noch „Funktionskleidung“ dabei, weil sie unserer Meinung nach mit den Eigenschaften der Wolle nicht mithalten kann.

Die Regenkleidung ist ein weiteres wichtiges Thema: Bisher hatten wir in GB so ein Glück mit dem Wetter, dass wir unsere Regenkleidung wenig gebraucht haben. Auf dem Pennine Way sind Gamaschen wegen des Spritzwassers auf jeden Fall nützlich, auch um die Beinkleider zu schützen, die muss man dann nicht waschen. Friedel verzichtet seit Neuestem komplett auf Regenhose und Regenjacke (und Rucksackhülle) und läuft stattdessen nur mit Regenponcho und Gamaschen. Steffi hingegen bekommt bei dem Gedanken an einen Poncho das kalte Grausen: Zum einen sieht das echt lächerlich aus und THE HELM und andere starke Winde werden sie mit mit einem Poncho über den Grat wehen, so befürchtet sie und schwört weiterhin auf ihre „Montane“-Jacke und Hose.

Auch bei den Rucksäcken lässt sich einiges an Gewicht sparen. Während unsere alten Lowe-Rucksäcke über zwei Kilo wiegen, bringen unsere Golites weniger als ein Kilo auf die Waage. Die sind Friedel aber nicht stabil genug, obwohl er sie mit einer leichten Holzleiste im Rücken verstärkt hat. So läuft er mittlerweile mit einem Lightwave Wildtreck durch die Gegend, der wiegt immerhin noch knapp ein Kilo weniger als ein traditioneller Rucksack.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Waschbeutel: In GB stellen die meisten Unterkünfte Duschgel und Shampoo zur Verfügung, aber die Qualität ist nicht immer gut. Wir benutzen das Shampoo in den Unterkünften auf jeden Fall zum Wäschewaschen, Waschpulver nehmen wir also nicht mit. Es reichen ansonsten Kleinpackungen: Die gute Ajona-Zahncreme, eine kleine Packung des favorisierten Shampoos, Zahnbürste, etwas Salbe für trockene Haut, Zahnseide, Bürste. Mehr braucht man nicht. Man schwitzt sowieso und duscht am Abend, also wozu braucht man ein Deo? Meiner Erfahrung nach passieren viele Fehler schon beim Waschbeutel: Mein Gott, was haben Freunde auf Wandertouren nicht alles mit sich herum geschleppt! Wirklich kein Witz: Eine Wanderpartnerin hatte vor ein paar Jahren sogar einen Fön dabei!

Ein besonderes Experiment stellt seit den Pennines unser Schuhwerk dar. Während wir die ersten Abschnitte mit klassischen Wanderboots (Gore-Tex) gelaufen sind, waren wir davon zusehends enttäuscht. Nach zwei Urlauben haben die Membrane nicht mehr dichtgehalten und wir hatten nasse, schwere Füße. Den Pennine Way sind wir deshalb das erst Mal mit Trailrunners gelaufen, und waren begeistert. Die Sportschuhe wiegen deutlich weniger, angenehmer ist auch das Laufverhalten. In Kombination mit wasserdichten Socken (Sealskinz) halten sie auch längere Zeit das Wasser ab, aber irgendwann geraten auch die Socken an ihre Grenzen. Deshalb haben wir seit Neuestem noch ein zweites Paar Trailrunners mit Goretex dabei. Die sind zwar ein wenig schwerer als andere “Abendschuhe”, aber den Luxus gönnen wir uns. Definitiv sind die Trailrunners wesentlich leichter am Fuß. Es ist unglaublich, wie viel das ausmacht: Plötzlich springen wir leichtfüßig von Bult zu Bult!

Warum wir jedoch in den Augen aller Ultralight-Fans für immer durchfallen werden: Wir schleppen auf jeder Tour unsere Alfi-Thermoskanne mit. Die wiegt allein ohne Inhalt 500 Gramm, aber unserer Meinung nach gibt es nichts Schöneres, als in der Kälte einen warmen Tee zu schlürfen. Nie und nimmer werden wir darauf verzichten!

Immer wieder fragen uns Freunde und Wanderinteressierte, warum wir nicht zelten. Nun, dann müssten wir halt wesentlich mehr Equipment mit uns herumschleppen und hätten es weniger bequem. Und kein Ale am Abend. Allerdings wird sich dies auf den letzten zwei Etappen unseres Weges (Cape Wrath Trail) nicht mehr vermeiden lassen. Deshalb experimentieren wir schon jetzt mit verschiedenen Ausrüstungsgegenständen und wollen dabei Gewicht und Bequemlichkeit abwägen. Als wir 2009 in den Cairngorms unterwegs waren, haben wir gemerkt, dass Steffi eine echte Frostbeule ist, aber wir waren auch froh, dass unser Hilleberg-Zelt dem Schnee (im August!!) getrotzt hat. Ließe sich dieses auch z.B. durch ein Tarp ersetzen?

Im Moment gehen die Überlegungen in die Richtung Tarp versus Zelt, wärmerer Schlafsack versus Biwaksack und Notkocher versus Trangia. Wir werden euch auf dem Laufenden halten!

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