E11 – Mission im Westen erledigt!

Unspektakuläres Ende des E11 an der Nordseeküste in Scheveningen

Boskoop nach Schevenigen (Den Haag)

43 Kilometer, 173 Höhenmeter

Gefahren am 19. September 2023

Anfang und Ende des Markramerpads, westlichster Endpunkt des E11

Gestern haben wir – etwas unfreiwillig – einen Pausentag eingelegt. Die Wetteraussichten waren grauslich und Friedel doch arg angeschlagen. Bei dem Wetter jagt man doch keinen Hund vor die Tür, vor allem keinen erkälteten!

So freuten wir uns ab Mittag ganz besonders über das trockene Zimmer, während draußen das Unwetter tobte, mit Starkregen und Sturmböen. Hier wirkt es, als wäre der Sommer nun tatsächlich zuende!

Leiden

Heute geht es dann weiter, über Leiden nach Den Haag und Scheveningen, dem Stadtteil an der Nordsee. Dort, am Nordsee-Boulevard, gegenüber dem Kurhaus, soll das Ende bzw. der Anfang des E11 sein. Nun denn, hoffentlich schaffen wir es vor dem neuen Regen, der ab dem frühen Nachmittag angekündigt ist …

Der E11-Schlenker über Leiden ist eigentlich ein Umweg. Wir finden aber, dass die Stadt auf jeden Fall die Extratour wert ist. Schöne Grachten, nette Häuschen und insgesamt eine sehr angenehme Atmosphäre machen den Ort zu etwas Besonderem. Aber merkwürdig leer ist es hier heute Morgen!

Der Weg von Leiden Richtung Den Haag ist leider gar nicht schön. Es geht städtisch an Ausfallstraßen entlang und eigentlich kaum durch Natur. Als wir am Rand einer Dünenlandschaft vorbei fahren, macht Friedel den Vorschlag, gar nicht durch Den Haag zu fahren, sondern lieber an der Küste entlang. Zwar führt der E11 durch die Stadt, aber auf die haben wir heute überhaupt keine Lust mehr. E11-Purismus hin- oder her, wir wollen endlich ankommen, und zwar möglichst trocken!

Durch die Dünen geht es bergauf und bergab und am Ende auch noch ziemlich im Gegenwind. Trotzdem glauben wir, dass die Strecke eine gute Wahl ist. Von der Nordsee sehen wir noch nichts, denn die versteckt sich hinter den Sandbergen.

Scheveningen ist das größte Strandbad der Niederlande. Auf dem Boulevard wird im Sommer bestimmt so richtig viel los sein, Strandbar reiht sich an Strandbar, auf beiden Seiten und in den Nebenstraßen. Heute aber weht der Wind ganz heftig und der Strand und die Vergnügungsmeile sind fast leergefegt. Ein paar letzte, wackere Urlauber stemmen sich gegen Wind und Nieselregen, darunter Steffi und Friedel.

Hurra, das Meer!
Das Kurhaus von Scheveningen

Wir sind froh, dass wir schon um 14:00 Uhr im Hotel einchecken können, denn mittlerweile regnet es wieder Bindfäden. Trotzdem wollen wir abends noch einmal raus, einen letzten Blick auf die Nordsee werfen und Fisch essen. Wir haben nämlich beschlossen, morgen nach Hause zu fahren. Das Wetter soll bis Sonntag sehr regnerisch bleiben und wir radeln dann halt ein anderes Mal auf dem Nordseeküstenradweg weiter.

Was den E11 angeht: Ein paar Tagestouren im Harz und im Leinebergland fehlen uns noch, die erledigen wir von zuhause aus. Dann haben wir den E11 von der Nordsee bis nach Litauen mit ca. 3000 Kilometern komplettiert. Ob und wie es mit Lettland und Estland weiter geht, werden wir sehen.

Bis bald dann, im Herbst!

E11 – Abgesoffen …

Von Voorthuizen nach Boskoop

85 Kilometer, etwa 250 Höhenmeter

Gefahren am 17. September 2023

Wir wachen davon auf, dass der Regen aufs Zeltdach trommelt. Erst mal finden wir es recht gemütlich, aber um 7:00 Uhr dann nicht mehr. Es regnet nämlich noch immer Bindfäden und ewig können wir nicht im Zelt liegenbleiben.

Wir kochen Kaffee in der Spülküche und packen schließlich ein klatschnasses Zelt ein. Da der Wetterbericht auch für den Abend keine trockenen Aussichten verheißt, hab ich schon gestern nach halbwegs erschwinglichen Hotels auf der Route gesucht. Da können wir und das Zelt dann trocken. Das Preisniveau bei den Hotels ist hier echt hoch. und ich buche letztendlich ein Hotel etwa 20 Kilometer abseits der Route, in Boskoop.

Die ersten drei Stunden unserer Tour heute schüttet es. Es SCHÜTTET! Waldwege werden zu Tümpeln, Radwege zu Flüssen. Wenn ich hinter Friedel fahre, muss ich immer ordentlich Abstand halten, sonst gibt es eine Dusche von seinem Hinterreifen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals für längere Zeit in so einem Dauerschauer unterwegs gewesen zu sein. Horrible!

Fotografieren – unmöglich. Wir haben versucht, alles Wichtige wirklich wasserdicht zu verpacken, was uns halbwegs gut gelungen ist. Aber leider gibt es deshalb keine Fotos von der sehr sehenswerten Stadt Amersfoort und der hübschen Heidelandschaft drumherum. Durch die Bindfäden konnten auch wir leider kaum Details erkennen. Schade!

Sämtliche Bilder sind von der zweiten Tageshälfte, als es endlich aufhört zu regnen. Erstaunlich finden wir, dass sofort alle holländischen Radfahrer wieder aus der Deckung auftauchen. Im Regen hatten wir die Wege fast für uns allein und plötzlich sind sie wieder unterwegs!

Die Stadt Woerden liegt nicht direkt am E11, ist aber die Partnerstadt meines Geburtsorts. Ich frage mich, wie die deutsche Gemeinde an eine sooo schöne Partnerstadt gekommen ist. Woerden wird von Grachten durchzogen und punktet mit einem trutzigen Kastell und schickem Marktplatz. Meine Heimatgemeinde wirkt dagegen viel blasser …

Unsere verspätete Mittagspause verbringen wir an einem Kanal, an dem wir langsam trocknen. Was meine Erkältung angeht, geht es mir mittlerweile wieder recht gut. Allerdings schnieft Friedel jetzt und meine Mutter habe ich vor unserer Tour auch flugs angesteckt. Sorry! 😔

Unser Hotel liegt im Dorf Boskoop, da wo der gleichnamige Apfel herkommt. Die einzige Brücke im Ort über den Fluss Gouve ist gesperrt und wir müssen die temporäre Fähre nehmen. Wir stehen bestimmt zehn Minuten in der Schlange, bis der Kahn auf unserer Seite anlegt. Da fast alle Passagiere Fahrräder dabei haben, füllt sich der Kahn recht schnell und direkt vor uns legt der Fährmann die Kette vor den Eingang. Also müssen wir eine weitere Runde warten …

Unser Hotel liegt über einem asiatischen Restaurant und am Abend buchen wir uns in das All-you-can-eat-Buffet ein. 35 Euro pro Person inklusive Getränke erscheint uns zunächst recht viel, aber wir sind wirklich begeistert: Indonesisch, Japanisch, Chinesisch, alles ist dabei und allein die Dessert-Ecke inklusive illuminiertem Schoko-Brunnen ist eine Reise nach Boskoop wert. Bestimmt 500 Gäste nehmen hier heute Abend teil. Burps!

E11 – ja heidenei!

Von Deventer nach Voorthuizen

70 Kilometer, 272 Höhenmeter

Gefahren am 16. September

Der Campingplatz in Deventer ist ganz, ganz fürchterlich. Viel zu voll, ein primitiver, viel zu kleiner Sanitärbereich und für den nicht unerheblichen Obulus gibt es nicht mal warmes Wasser und Klopapier. Zum Glück sind wir gestern Abend zum Essen noch in die Stadt gegangen und mussten uns das Gewusel nur kurz antun. Geschlafen haben wir dann doch noch irgendwann.

Schon gestern haben wir beschlossen, dass wir uns heute ganz früh und ohne Frühstück auf den Weg machen. So packen wir im Morgengrauen unsere Sachen und das taunasse Zelt ein und sind schon um 7:00 Uhr auf den Rädern. Die Stadt auf der anderen Seite der Ijssel liegt noch im Dunkeln und über die Wiesen am Fluss wabert geheimnisvoll der Nebel. Es herrscht Stille am Flussufer und wir hören nur das Sirren unserer Reifen und das Schnattern der Gänse auf dem Fluss. Herrlich!

Der heutige Tag wird dominiert von der Heidelandschaft der Veluwe, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet der Niederlande. Der Boden hier ist sehr sandig und teilweise wirkt die Gegend fast wüstenähnlich.

Natürlich gibt es viele Radwege durch die Veluwe – wir sind ja in den Niederlanden. Allerdings fahren wir ja den Fernwanderweg E11 alias Maskramerpad, und so biegen wir immer wieder auf einen meist sandigen Wanderweg ab. Schön ist dabei, dass wir dann sofort wieder alleine sind und nicht mehr umschwirrt werden von E-Bikern und Rennrad-Sportlern. Nur gelegentlich treffen wir einzelne Wanderer oder kleine Wandergruppen, die freundlich grüßen. Dafür ist es aber auch wesentlich anstrengender. Aber das kennen wir ja bereits aus Polen!

Wir haben nicht damit gerechnet, hier auf so eine abwechslungsreiche Landschaft zu treffen. Wir bewundern viele alte Bäume und schattige, historische Alleen. Nur um die Orte macht der Marskramerpad fast immer einen Bogen – schade eigentlich!

Unser neuer Campingplatz für heute ist zum Glück viel angenehmer als der in Deventer. Er befindet sich hinter einem Hofladen auf dem platten Land und außer uns sind nur etwa vierzig andere Urlauber, größtenteils ältere Paare mit Wohnwagen oder Campern auf dem Platz. Wie so häufig sind wir die einzigen “Bodencamper” mit Zelt. Bei unserer Ankunft schieben wir unsere Räder mit der Ausrüstung mitten durch die Reihen, grüßen huldvoll nach links und rechts – ein Spießrutenlauf der positiven Art … 😉

E11 – Shiny happy people everywhere

Albergen nach Deventer

80 Kilometer, 217 Höhenmeter

Gefahren am 15. Dezember 2023

Hach, wir sind einfach nur begeistert! An diesem Tag und in diesem wunderbaren Land stimmt einfach alles: Zuerst werden wir von einem Sonnenaufgang und einem Frühstück begrüßt, das keine Wünsche offenlässt – jedenfalls was uns angeht!

Der Matsch an einem Kuhgatter ist dann nicht ganz so unser Ding. Ich sinke bis zum Knöchel ein und muss mir von zwei seeeehr freundlichen Holländerinnen helfen lassen, mein Fahrrad aus dem Matsch zu ziehen. Sie sprechen Niederländisch, ich spreche Deutsch, aber wir verstehen uns wunderbar! Bei einer Bachüberquerung können wir uns dann den Schlamm von den Sandalen waschen …

Was den Marskramerpad und die Radwege hier angeht – ein Traum! Auf den meisten Passagen ist auf den Wanderwegen ein extra Radweg eingerichtet, durch Pfosten vom Waldweg getrennt.

Wo das nicht der Fall ist, kooperieren Fußgänger und Radler freundlich miteinander. Nicht einmal werden wir von Fußgängern angemeckert, alle sind entspannt und freundlich und GRÜSSEN! Autofahrer halten beim Überholen fast nie den Mindestabstand ein. Aber was soll’s, alles cool hier! 😁

Der Weg ist sehr abwechslungsreich. Wir haben alles dabei: Sumpf, dunkle Wälder, Heidelandschaften, sogar einen Berg. Außerdem viele Wiesen und Wasser, viel Wasser!

Was es hier auch gibt: Nette “Rastplätze” für Wanderer und Radfahrer, mit Kaffee und Kuchen, auf der grünen Wiese. Die Versorgung mit Kaffee für die Pause ist überhaupt kein Problem hier. Wir lieben es!

Deventer erreichen wir im perfekten Sonnenschein. Der Stadt-Campingplatz ist total überfüllt und die Schlange am Tresen der Rezeption ist lang. GERALD aber bleibt total entspannt und hat natürlich noch ein Plätzchen für STEFANIE und ihren Mann frei. Und zwar im Park, außerhalb vom eigentlichen Campingplatz. So macht man das hier nämlich: Man schickt dir Leute nicht weg, man macht einfach das Törchen zum Park auf – Es ist voll, aber alle werden bedient und glücklich gemacht. Schließlich könnte es das letzte schöne Wochenende zum Campen sein.

Eine Stunde später treffe ich Gerald wieder, er macht gerade seine Runde mit dem Fahrrad. Natürlich kann er sich noch an meinen Namen erinnern. Einfach nett, diese Holländer! 😇

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