DDLN Jagel nach Flensburg – Mission accomplished

60 Kilometer, 410 Höhenmeter
Gelaufen am 20. Mai 2023

Die letzte Etappe von DDLN!
Im März 2019 haben wir unseren großen Deutschlandweg in Schaffhausen begonnen und haben in kleineren und größeren Abschnitten Deutschland von Süd nach Nord durchlaufen – durch den Schwarzwald, Schwaben, Franken, Thüringen, das Eichsfeld, den Harz, das Braunschweiger Land, das Wendland und jetzt durch die Holsteinische Schweiz bis zur Grenze nach Dänemark. Zwischendurch war Corona, wir sind umgezogen und haben unsere Jobs in Homeoffice verlegt. Außerdem haben wir das Radfahren wiederentdeckt. So viel ist während dieser fast 2000 Kilometer passiert!

Die finale Etappe heute ist gar nicht mal so lang. Aber wir sind froh, dass wir sie fahren und nicht laufen müssen!

Heute sind wir beide ein wenig maulig. Nach den Highlights der letzten Tage erscheinen uns die Wälder eher gewöhnlich und die Seen mickrig. Über fünfzig Prozent der heutigen Etappe verlaufen über Asphalt, zumeist durch rurale Gebiete mit jungem Mais, Raps und Weizen. Auch die erdigen Waldpfade der letzten Tage sind passé – heute knirschen wir über Kies, Steine und Feinschotter. Hügelig ist es immer noch, aber wir sind viel missmutiger als in den letzen Tagen und die Anhöhen erscheinen uns quälend.

Die Sonne scheint, aber wärmt nicht. Das liegt an dem fiesen Wind, der fast immer von rechts vorne kommt. Es könnte aber schlimmer sein, denn immerhin regnet es nicht und der Wind kommt nur selten direkt von vorn. Wahrscheinlich sind wir einfach zu verwöhnt!

Wikingerdorf Haithabu

Erste Station heute: Die frühere Wikingerstadt Haithabu. Uns begegnen stilechte Wikinger mit To-Go-Kaffeebechern in der Hand, auf dem Weg zur Arbeit in das Wikingerdorf. Wir sind zu früh und fahren weiter!

Schleswig ist mittelprächtig, da haben wir uns mehr erhofft. Der Schlenker an der Schlei entlang in die Stadt hat sich insofern gelohnt, dass wir dort einen leckeren Eiskaffee schlürfen können.

Schleswig

Im zweiten Teil des Tages bessert sich unsere Laune oder die Strecke wird besser. So genau wissen wir das nicht. Uns gefällt zum Beispiel die Rekonstruktion des Langrabs bei Munkwolstrup und die umliegenden Reste jungsteinzeitlicher Gräber.

Langgrab

Flensburg hat eine hübsche Hafenmeile, ist aber heute am Brückentag-Samstag proppenvoll. An den Molen liegen die fetten Yachten und bei Gosch stehen sie Schlange. Wir nehmen unsere Fischbrötchen etwas abseits und sitzen draußen in der hinterletzten Ecke. An solch überfüllten Plätzen reagiere ich stets panisch!

Zum Glück haben ich ein Hotel etwas abseits vom Zentrum in einem Vorort von Flensburg gebucht. Wir feiern das Ende unseres Deutschlandwegs beim Kroaten an der Ecke.

Aber unserer Urlaub ist noch nicht zuende! Wenn ihr mögt, folgt uns in den nächsten Tagen weiter an die Nordsee!

Hoffentlich habe wir dann wieder bessere Laune ..

DDLN von Kiel nach Jagel bei Schleswig: Ostseeküsten-Radweg ohne Ostsee!

90 Kilometer, 869 Höhenmeter
Gefahren am 19. Mai 2023

Beste Voraussetzungen haben wir heute für eine spektakuläre Rad-Etappe: Wir werden ein langes Stück direkt an der Ostsee entlangfahren und dann noch an der Schlei! Und das alles bei besten Wetter! Da beunruhigt es uns kaum, dass die heute geplante Etappe mit 84 Kilometern auf dem E6 relativ lang ist. Das schaffen wir locker!

Denkste. Heute ist nämlich der Tag der Umleitungen. Wir freuen uns, dass wir verkehrsarm und zügig aus Kiel herauskommen. Wir passieren den Hafenabschnitt, an dem die großen Kreuzfahrtschiffe liegen und die Fähren nach Skandinavien anlanden. Meine Güte, was sind das für Riesenpötte!

Aber in den Suburbs der Stadt ist ein Radweg an der Stadtautobahn gesperrt und die kilometerweite Umleitung endet im Nichts. Wir tüfteln und knobeln, wie wir denn auf die andere Seite der vermaledeiten Stadtautobahn kommen. Bestimmt dreimal kehren wir um, bis wir dann endlich den richtigen Ausstieg gefunden haben. Pfff!

Wir atmen auf, als es endlich wieder ländlich und grün wird. Wir sind entzückt, dass es hier überall in freier Wildbahn die Atlantischen Hasenglöckchen (Bluebells!!!) gibt. Das wussten wir nicht!

Als wir Sande die Küste erreichen, hoffen wir auf einen Kaffee in einem legeren Standcafé. Leider Fehlanzeige, denn vor elf Uhr öffnet hier gar nix!

Erst am Leuchtturm von Bülk kommen wir zu unserer Zweitfrühstücks-Pause. In Kiel war das Frühstück im Hotel nämlich sauteuer, sodass wir darauf verzichtet und in einer Bäckerei gefrühstückt haben. Das war aber recht wenig und wir haben wieder Hunger. So gibt es um 10:30 Uhr bei uns schon Bockwurst und Kartoffelsalat!

Nach dem Leuchtturm beginnt ein richtig schöner Abschnitt auf dem E6 und dem E1, die hier parallel verlaufen. Wir fahren durch einen lichten Eichenwald, der bis an den Strand reicht. Links Wald mit Farn, rechts der weiße Sandstrand .. das ist ja fast wie auf dem Southwest Coast Path hier!

Schade für uns Radler ist jedoch, dass der weitere Weg dann wegen der Uferschwalben gesperrt ist und wir „Wanderer“ direkt am Strand entlang laufen sollen. 30 Kilo schwere Fahrräder mit Gepäck länger durch den Sand zu schieben, noch dazu mit kaputtem Fuß, das schaffen wir nicht. Wir wenden uns landeinwärts, aber die von uns ausbaldowerte Umleitung über ein Gehöft ist leider gesperrt – drei Schilder weisen den Weg als streng privat aus und wir trauen uns nicht über den Hof.

In einem weiten Bogen fahren wir fast bis zum Leuchtturm zurück und treffen auf der Landstraße auf den Fernradweg D2, auch Ostseeküsten-Radweg genannt. Weil es mittlerweile schon recht spät ist, wollen wir uns ein wenig beeilen und folgen dem D2 bis Eckernförde. Was für eine traurige Veranstaltung!

Hier auf dem populären Radweg treffen wir auf Trillionen Radwanderer mit fetten Radtaschen an den Drahteseln – manche mit elektrischer Unterstützung, aber die meisten sind wie wir noch immer sportlich ohne Motor unterwegs. Kilometerweise fahren wir auf einem Radweg an einer vielbefahrenen Landstraße entlang. Hin und wieder blitzt in der Ferne ein Stück der Ostsee in das Auge des Radwanderers, aber meistens blicken wir auf Wald und Felder. Wir sind froh, dass wir in den letzten Tagen schon reichlich Wasser gesehen haben, denn diese Straßentour heute als „Ostseeküstenradweg“ zu bezeichnen, ist eine Farce!

Eckernfördes Innenstadt lassen wir rechts liegen und folgen nun wieder nach Plan dem E6 in Richtung Schleswig.

Am Windebyer Noor, einem großen Binnensee hinter Eckernförde, ist unsere Welt wieder in Ordnung. Wir radeln einen kombinierten Fuß- und Radweg direkt am Ufer entlang. Der See ist von Schilf umstanden, die Enten quaken und die Schwäne cruisen!

Geschichtslektion für heute: Hier verläuft der Ostwall der alten Wikinger-Befestigung. Wie immer erkennen wir wenig, aber die Erklär-Schilder weisen den Grund unter unseren Füßen als geschichtsträchtig aus. Wir sind beeindruckt!

An der Schlei passieren wir ein Elite-Internat, wo wir von wohlerzogenen jungen Männern freundlich gegrüßt werden. Leider dürfen wir auch hier nicht weiterfahren, weil der weitere Weg gesperrt ist. Hier ist Umleitung Nummer Zwei angesagt, über eine Waldkapelle, natürlich stramm bergauf.

Noch eine Umleitung ist fällig, als wir direkt am Schlei-Ufer entlang radeln wollen, aber der schmale Weg offensichtlich nicht für Radler freigegeben ist. Noch dazu hätten wir die Räder eine steile Treppe hinauftragen müssen. Wir kehren um – Das sind wir ja mittlerweile gewöhnt!

Zum Glück haben wir über die Abkürzung auf dem D2 ordentlich Kilometer gemacht, sodass wir in akzeptabler Zeit in unserem Landgasthof in Jagel eintreffen.

Der Laden gefällt uns ausnehmend gut. Gestern in Kiel gab es Linguine mit Spargelspitzen in homöopathischer Menge, heute Jägerschnitzel mit Bratkartoffeln. Bei der Menge eine echte Herausforderung!

Nebenan sitzt eine Bikergruppe aus Dänemark. Hier ist der „echte“ Norden!

DDLN von Eutin nach Kiel – Vermeide die Popkultur!

Blick auf Plön

76 Kilometer, 630 Höhenmeter
Gefahren am 18. Mai 2023

Nein, was war das für eine schöne Tour heute! Wenn ihr mal die Gelegenheit habt, in die Holsteinische Schweiz zu fahren, dann tut es!

Heute umfahren wir See nach See. Erst ist es der Kellersee bei Eutin, dann der Dieksee, dann der Behler See, dann der Plöner See. Wir durchqueren herrliche alte Wälder und der E6 verläuft heute fast durchweg auf Naturwegen und wurzeligen Pfaden.

In Malente legen wir bei der kleinen sexy Meerjungfrau unsere erste Kaffeepause ein. Umgeben von mondänen Hotels kommen wir uns mit unserer Thermoskannen- und -Butterstullen-Aktion etwas fehlplatziert vor, aber die Cafés sind heute so früh am Feiertag eh noch geschlossen!

Bombiges Wetter heute!
Das motiviert scheinbar sehr viele Holsteiner, eine alte Tradition zu pflegen – den Vatertagsausflug!

Millionen passieren uns. Reine Männergruppen älteren Semesters, aber auch ganze Abitur-Jahrgänge, auch mit Hosteinerinnen. Ab Mittag wanken uns Betrunkene entgegen und wir versuchen, die torkelnden Gestalten in einem großen Bogen zu umfahren. Besonders gefährlich sind angetrunkene Fahrradfahrer. Mehrmals werden wir zum Mitfeiern aufgefordert. Wer uns kennt, der weiß, dass wir gern auch mal einen heben – aber doch nicht schon um elf Uhr morgens!

Darunter sind Menschen, die es vermutlich sonst nie in den Wald treibt. Sie schieben in Teamarbeit schwere Bollerwagen die wurzeligen Anhöhen hoch und beschallen mit ihren Boomboxen Feld und Flur. Wir sagen nur – nie wieder am Vatertag unterwegs sein!

Abgesehen von dem Gelärme sind wir begeistert von der Tour heute. Der E6 führt uns ständig rauf und runter und die Hosteinische Schweiz zeigt uns, was eine Harke ist!

Im Gegensatz zum Wittekindsweg lassen sich aber fast alle Anstiege fahren. Das strengt mich zwar sehr an, aber wegen meinem Fuß will ich halt möglichst wenig absteigen. Da heißt es Zähne zusammen beißen und strampeln!

Am Ende des Tages geht es noch durch das wunderschöne Tal der Schwentine. Das ist der Name eines Flusses!

Kiel kündigt sich an durch kreischende Möwen und viel Verkehr. Immerhin verhalten sich die Menschen hier in der Großstadt wieder normal!

Im Vergleich zu Lübeck erscheint uns Kiel viel größer. Zum Glück finden wir unser Hotel schnell und zum Abendessen müssen wir nur einmal ums Eck zur Holstenbrücke. Morgen wird es hoffentlich wieder ruhiger im Wald. Wir freuen uns auf den nächsten Abschnitt, der uns an der Ostseeküste und der Schlei entlang führen wird!

DDLN Lübeck nach Eutin – Experiment fehlgeschlagen

Auf lokalen Radwegen und auf dem E6: 60 Kilometer und 520 Höhenmeter
Gefahren am 17. Mai 2023

Gestern wollten wir es noch nicht sagen: Auf dem Rückweg vom Wok-Chinesen habe ich mir auf dem Lübecker Kopfsteinpflaster arg den Knöchel verknackst. Es schmerzte deutlich und binnen weniger Minuten schwoll der Knöchel an. Erst dachten wir, das wär´s jetzt und wir könnten nach Hause fahren. Wir diskutierten darüber, wie wir die Fahrräder und mich im Falle eines Totalschadens nach Hause bekämen.
Über Nacht heilten die Bänder dann aber schon und Friedels Tape-Künste sorgten dafür, dass ich wieder in die Pedale treten konnte. Den Rädern sei es gedankt – Wandern hätte ich nicht können!

Deshalb wollten wir heute hubbelige Waldwege und steile Ansteige vermeiden und haben uns fußschonend für die erste Hälfte des Wegs für eine Alternativ-Route über Radwege entschieden – und es bereut!

Oh Graus! Unsere von Garmin zusammengestellte Radroute führt uns durch Wohngebiete und an vielbefahrenen Bundesstraßen entlang. Statt Vogelgesang und Windesrauschen heute Baustellen-Gelärm, Motorgebrumm und Stress. Das. Wollen.Wir. Nicht!

Die Qualität einer Strecke bemisst sich auch in der Anzahl der Fotos, die Friedel macht. Ein einziges Foto gibt es bis Haffkrug!

Die Ostsee
Strandhäuschen in Haffkrug

In diesem kleinen Ostseedorf erblicken wir das erste Mal die offene Ostsee. Die Strandkörbe und der schmale, gepflegte Sandstrand erinnern uns an Urlaubs-Erlebnisse aus unserer Kindheit. Leider weht heute ein schneidend kalter Wind und wir radeln weiter, in der Hoffnung, dass die Temperaturen endlich steigen.

Neustadt in Holstein

In Neustadt legen wir eine konsequent gute Pause ein, mit Kaffee und Fischbrötchen und ein wenig Sonne. Trotzdem können wir uns nicht überwinden, das Zelt-Experiment heute mit kaputtem Fuß und Kälte fortzuführen. Wir knicken ein und buchen kurzerhand das kleine Ferienhaus in Eutin, dass wir gestern schon im Internet ausbaldowert hatten. Hail to the internet!

Was wir heute auch verwerfen, ist die weitere Routenplanung über Radwege. Ich traue mir mittlerweile wieder die wurzeligen und welligen Waldwege zu und schon bei der Ausfahrt aus Neustadt – erneut auf dem E6 – atmen wir aus – endlich wieder in der Natur!

Die Gegend hier nennt sich Holsteinische Schweiz. Obwohl es heute keine Gipfel über 100 Meter gibt, geht es ständig rauf und runter. Fast 600 Höhenmeter kommen so zusammen!

Wir passieren knallgelbe, duftende Rapsfelder, ein Schloss, alte Wälder und schilfbestandene Seen.

Schloss Sierhagen
Eutiner See

Eutin ist ein hübsches Örtchen mit einem beachtlichen Schloss und hauseigenem See. Leider ist der Marktplatz mit weißen Plastikzelten für irgendein lokales Event verschandelt. Die Gäste und Einwohner mögen es vermutlich, der Fotograf aber nicht!

Schloss in Eutin

Unser Häuschen liegt etwas außerhalb des Orts und hat alles, was wir heute brauchen. Ich habe nur einen kurzen Weg zur Küche und zum Klo, einen Stuhl zum Fuß-Hochlegen und einen einfachen Einstieg zur Matratze. Einen besorgten Pfleger habe ich auch und warm ist es. Alles gut!

Heute Pause! DDLN vom Wakenitz Camp nach Lübeck

22 Kilometer auf dem E6 und E9 und mindestens 10 Kilometer in Lübeck
Gefahren am 16. Mai 2023

Unsere erste Camping-Nacht war weniger schlimm als befürchtet: Wir haben bestimmt die Hälfte der Nacht geschlummert!

Gefroren haben wir nicht, den Thermo-Inlays sei Dank. Aber die Therm-a-Rest-lite-Matratzen knatschen ganz arg und sind viel zu schmal! Ultra light halt.

Außerdem hat der Regen laut auf’s Zeltdach geprasselt und dann noch diese nervig lauten Wildgänse, die da am frühen Morgen einige Male über uns hinweg geflogen sind!

Nach so langer Zeit ohne Camping ist es auch nicht gerade motivierend, am Morgen ein nasses Zelt einzupacken. Gut, dass wir unter dem großen Tarp in Ruhe frühstücken können. Ganz allein, denn die beiden im Fass sind – nennen wir es freundlich „recht scheu“ und können nicht mal Guten Morgen sagen.

Echte Camping-Freunde werden wir nicht mehr auf die alten Tage, aber wer das Abenteuer sucht, der soll es auch haben!

Die 22 Kilometer heute fahren wir locker ab. Wie gestern sind wir auch heute umgeben von Wasser – in Form von Sümpfen oder großen Seen. Wir durchqueren ein weitläufiges Naturschutzgebiet entlang der Wakenitz, dem Grenzfluß zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Wie in den letzten Tagen weht auch heute eine kräftige nordische Brise, die uns und unsere bepackten Räder ordentlich EINSANDET: Sand in den Haaren, Sand zwischen Fingern, Sand zwischen den Zähnen, Sand auf den Packtaschen, staubige Hosen…selbst in der Hansestadt Lübeck weht überall der Sand, wir entkommen ihm nicht.

Lübeck ist überaus prächtig, aber mit den Rädern sind wir überfordert: Menschenmassen, rote Ampeln, Einbahnstraßen, verschwurbelte Radwege – und dabei Fotografieren, navigieren und sich orientieren, das stresst uns ungemein. Für den Cappuccino müssen wir uns in eine lange Schlange stellen und dann auch noch 4,50€ pro Tasse blechen – schönen Dank auch!

Pausentage in Großstädten machen für uns keinen Sinn, so stellen wir mal wieder fest. Holstentor, Hafen und Rathaus, dann wieder weiter, das würde uns schon reichen.

Wir strecken die Zeit bis zum Check-In in unser Mini-Appartment mit einer Hafen- und Trave-Tour, einer Mittagspause und der Besichtigung einiger pittoresker Innenhöfe, für die Lübeck bekannt ist.

Zum Abendessen schaffen wir es nur bis zum Wok-Chinesen an der Ecke. Es ist aber auch saukalt heute! Derweil trocken im Zimmer das Innen- und Außenzelt. Hoffentlich ist die nächste Campingnacht trockenen und wärmer… Das ist …äh … schon morgen?

DDLN von Lauenburg zum Ratzeburger See: Durch die Ratzeburger Schweiz

E6: Lauenburg zum Wakenitz Camp am nördlichen Ratzeburger See
Gefahren am 15. Mai 2023
78 Kilometer, 550 Höhenmeter

Wer denkt, dass Schleswig Holstein gänzlich flach ist, der irrt – Heute geht es den ganzen Tag rauf und runter!

Wir radeln fast den ganzen Tag auf naturnahen Wegen. Uns begegnet eine neue Widrigkeit beim Radfahren abseits der asphaltierten Radwege: Pudersand!

Da saust man gerade mit Schwung einen Hügel hinunter und kommt ganz plötzlich ordentlich ins Schlingern, wenn man da in so einem Sandkasten landet. Ein zweites Übel: Bohlenwege über morastige Stellen. Ich sage nur – lieber Schieben!

Heute fahren wir durch sehr viel Nadelwald und Heidelandschaften. In der zweiten Tageshälfte bis Ratzeburg passieren wir einen See nach dem anderen, und sie werden immer größer!

Die Häuser in der Altstadt von Mölln sind wieder sehr hübsch verklinkert. Hier freuen wir uns über Kaffee und Quarkbällchen zur verspäteten Mittagspause. Leider gibt es in der Innenstadt eine fette Baustelle, de uns verbietet, in irgendeine der netten kleinen Seitengässchen abzubiegen – dann eben nicht!

Obwohl wir durch eine touristisch hochinteressante Gegend fahren, treffen wir heute auf den Wanderwegen kaum einen Menschen. Kurz nach Mölln begegnet uns eine alleinwandernde junge Frau mit großem Rucksack. Wir lächeln uns kameradschaftlich zu, aber schon sind wir vorbei. Einer der Nachteile des Radwanderns ist, dass man selten ein Wort mit anderen Wanderern wechseln kann.

Wettertechnisch könnte es momentan nicht besser sein: Abwechselnd ist es bewölkt und dann wieder sonnig. So bleiben uns Sonnenbrand und Frostbeulen erspart.

Ratzeburg besticht dadurch seine phänomenale Insellage zwischen zwei großen Seen. Ansonsten gefällt uns die Stadt nur mäßig, sie ist einfach zu modern. Der Dom ist prächtig, aber eingerüstet.

Übernachtet wird heute im Zelt! Wir haben einen sehr abgelegenen und ruhigen Zeltplatz an einen Kanu-Camp gefunden. Neben zwei Mitcampern in einem Wohnfass sind wir die einzigen auf dem Platz. Der Check-In lief nach vorheriger telefonischer Absprache über das Internet. Cool!

Unser letztes Campingerlebnis war in Schottland. Dort war es viel weniger luxuriös und weitaus kälter – aber viele Mücken gibt es hier auch!

DDLN – la Grande Finale

Auf dem E6 von Lüneburg über Bleckede nach Lauenburg
55 Kilometer
gefahren am 14. Mai 2023

Wir haben zwei Wochen Urlaub und schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, haben wir uns vorgenommen. Zum Einen wollen wir unseren großen Deutschlandweg „Deutschland Der Länge Nach“ beenden, den wir 2020 in Schaffhausen an der Schweizer Grenze angefangen haben. Gleichzeitig üben wir das Streckenradeln mit großem Gepäck. Im Sommer haben wir nämlich eine etwas größere Tour geplant – mit Zelt und Schlafsack!

Letztes Jahr haben wir den vorherigen Streckenabschnitt in Bleckede an der Elbe beendet. Nun geht es weiter bis zur dänischen Grenze – aber mit dem Rad, denn zu Fuß wäre uns die Gegend einfach zu platt.

Nach Bleckede kämen wir nur mit dem Bus. Das wollen wir nicht – mit den vollgepackten Rädern würden die uns vermutlich auch gar nicht mitnehmen! Deshalb fahren wir mit dem Zug bis nach Lüneburg und radeln von dort aus bis zur Elbe.

Wir sind erstaunt, wie viele andere Radfahrer auf der Strecke von Hannover nach Lüneburg unterwegs sind. Das Abteil für die Fahrräder ist schon groß, aber die Stellplätze werden trotzdem bald knapp.

Zugfahren mit vollgepackten Rädern ist echt nervig – besonders dann, wenn man wie ich das Rad nicht die Treppen hochtragen kann, sondern auf die Lifte angewiesen ist. Knappe Umsteigezeiten kann man da voll vergessen!

In Lüneburg atmen wir erst mal tief durch, als wir die Räder aus dem Bahnhof schieben. Der Kampf durch die Öffis war das mit Abstand Anstrengenste heute – die Tour nach Lauenburg ist dagegen eine Spazierfahrt!

Altstadt Lüneburg

Zuerst drehen wir ein kleine Runde durch die Lüneburger Altstadt. Die reiche Ziegel-Architektur der alten Hansestadt ist wirklich üppig – hier werden wir später mal ein Wochenende verbringen, nehmen wir uns vor.

Der Ritt durch die Lüneburger Vorstädte ist dann weniger spaßig. Friedel unternimmt die ersten Schritte mit seinem neuen Garmin Edge 530 und übernimmt das Navigieren. Hintergrund: Die Navigation mit dem Handy braucht zu viel Akku und das wird zum Problem, wenn man länger ohne Auflademöglichkeit unterwegs ist. Fazit für heute – das Ding meldet leider nicht immer, wann man abbiegen muss. Manchmal piepst es, obwohl wir nicht abbiegen müssen. Beruhigend – es meldet zuverlässig, wenn wir falsch sind – dafür braucht es aber wenig Strom. Im Fehlerfall schaut Steffi auf dem Handy nach. Wir und das Gerät müssen also noch ein wenig üben!

Bis Bleckede sind wir auf klassischen Radwegen unterwegs und wir fahren über kleine Landsträßchen durch eine abwechslungsreiche Wald und Wiesenlandschaft. Wir passieren riesige, mit weißer Folie bespannte Spargelfelder, kleine Dörfer und leicht hügelige und idyllische, aber unspektakuläre Landschaften. Ganz nett, aber wir sind, froh, dass wir hier nicht wandern müssen!

Ein Highlight sind die sensationellen langobardischen Buckelgräber von Boltersen. Diese Attraktion haben wir selbst heute am Sonntag ganz für uns allein!

Bleckede durchfahren wir schnell, wir waren ja letztes Jahr schon hier. Nun folgen wir sowohl dem E6 als auch dem Elberadweg, die hier auf gleicher Strecke verlaufen. Allein – von der Elbe sehen wir nicht viel!

Der Weg führt und fast durchweg links vor dem Deich entlang und wir blicken meistens auf einen grasigen Wall. Hier gibt es hier viele Schafe und links von uns viel Wald und sumpfige Abschnitte. Aber keine Autos, immerhin!

Gut gefallen uns auch die hübschen Bauernhöfe, teilweise mit Reet gedeckt. In den Vorgärten blüht der Flieder und die Kastanien duften. Da der Weg aber fast durchweg geteert ist, sind wir glücklich, dass wir hier nicht zu Fuß gehen müssen.

Nach Lauenburg kommen wir über eine große Brücke, die dicht mit Autos befahren wird. Für uns bleibt nur ein schmaler und holpriger Seitenstreifen, der noch dazu mit Radfahrern in beiden Richtungen genutzt wird. Immer geradeaus, nur nicht wackeln!

Lauenburg besteht aus einer Unter- und einer Oberstadt. In der engen und historischen Unterstadt fahren wir über Kopfsteinpflaster durch enge, romantische Gassen. Wir finden ein nettes Café, wo wir mit Blick auf die Elbe, Käsekuchen und Kaffee unseren ersten Radwandertag feiern.

Die Oberstadt hingegen ist eher modern und bietet außer dem unscheinbaren Schloss mit dem runden Turm wenig für das Touristen-Auge.

Das Hotel besticht durch seine Höhenlage mit Blick auf die Elbe. Die Einrichtung ist stylisch aus den 60ern und die Musik im Restaurant aus den 80ern. Camping gibt‘s dann morgen – hoffentlich bleibt es trocken!

Es hat gemundet!

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