Tag 6 und 7 auf dem nordenglischen Coast to Coast Walk Mai 2014:
Bampton Grange-Orton: 18 Kilometer
Orton-Kirkby Stephen: 19 Kilometer
Oh, elysisches Eden-Valley! So grün! So fruchtbar! So weit und eben! 🙂
Die nächsten zwei Wandertage des C2C stellen eine Art Übergang von den Bergen des Lake Districts zu den Pennines dar, dem großen Hochmoor in der Mitte Englands. Zwar ist das Eden Valley landschaftlich nicht ganz so spektakulär wie der Lake District und die vor uns liegenden Yorkshire Dales, aber wir freuen uns, dass wir uns in der sanft-hügeligen Landschaft ein wenig von den Strapazen der letzten Tage erholen können!
Als wir vier am Morgen in Bampton Grange aufbrechen, verlaufen wir uns erst mal ordentlich. Bampton liegt ja etwas abseits vom C2C und unser Plan ist, uns über Wiesen zur nächsten Wegmarke durchschlagen, zur Shap Abbey. Auf der Karte gibt es einen eingezeichneten Weg über die Wiesen, allerdings existiert der in der Realität gar nicht! So ist das, wenn man sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegt – man muss sich im wahrsten Sinne des Wortes “durchschlagen”!
Zwei freundliche Bewohner des kleinen Örtchens Rosgill lassen und über ihr Grundstück laufen und erklären uns den richtigen Weg. Die beiden sind den C2C vor zehn Jahren gelaufen und schwärmen noch heute davon. Also flugs über die Mauer und auf zur alten Abtei!


Das Highlight des heutigen Tages ist Shap Abbey. Die alte Klosteranlage wurde Ende des 13. Jahrhunderts erbaut, jedoch ist wenig über die weitere Geschichte der Abtei bekannt. Die mönchische Gemeinschaft wurde 1540 aufgelöst, als Heinrich der Achte (Henry XIII) das Kloster schließen ließ und an einen seiner weltlichen Vasallen verschenkte, wie so viele andere katholische Einrichtungen in England. Seitdem verfällt die Abbey. Wir aber sind erstaunt, dass von dem alten Gemäuer noch so viel erhalten ist und freuen uns über eine sonnige Mittagspause in der ansonsten menschenleeren Anlage.

Das Dörfchen Shap selbst gibt nicht viel her. Allerdings gibt es dort einen Laden, in dem wir unsere Vorräte wieder aufstocken können.
Der nächste Abschnitt ist nicht so schön: Wir müssen an einem riesigen Steinbruch vorbei und über eine fiese Autobahn, zum Glück gibt es eine Brücke. Das Eden Valley zwischen den Gipfeln des Lake Districts und den flachen Kuppen der Pennines war früher wie heute eine wichtige Passage zwischen Nord- und Mittelengland – und irgendwo müssen die Autobahnen ja hin. Immerhin sind die Highways nicht ganz so allgegenwärtig wie im Autoland Deutschland …
So freuen wir uns schon auf eine andere, ganz besondere Straße – auf unserer Karte sind eine Römische Straße und ein Steinkreis eingezeichnet. Jedoch erkennen wir in der Landschaft weder das eine noch das andere – irgendwie haben wir nicht das Auge für solche archäologischen Besonderheiten!
Dafür gibt es satte Wiesen, alte Mauern, verfallene Gehöfte und Ställe – und weite Blicke über das Grasland und die Berge vor und hinter uns.
Mit dem Eden Valley haben wir Kalkstein-Gebiet betreten – überall auf den ansonsten grünen Wiesen finden sich weiße Farbtupfer – Steine und Schafe!
Am Nachmittag zieht Regen auf, aber das schreckt uns nicht – bald sind wir in Orton und der dunkle Himmel und ein Regenbogen sind der krönende Abschluss unseres heutigen Wandertages, auch wenn wir ein wenig nass werden.
Orton ist ein wirklich hübsches Dörfchen, geschützt in einer Senke gelegen, mit hübschen Vorgärten voller Blumen und kreativer Figuren. Das Klima hier soll sehr gesundheitsfördernd sein – das Dorf ist bekannt dafür, dass viele Bewohner über 100 Jahre alt werden!
Das George Hotel ist eine der wandererfreundlichsten Herbergen, in denen wir je übernachtet haben: Sofort beim Einchecken werden uns unsere nassen Schuhe abgenommen und in einen Trockenraum gebracht. Wir könnten unsere Wäsche zum Waschen abgeben und auch ansonsten ist der Laden superfreundlich und gut geführt. Da freut sich das Wandererherz! 🙂
Am nächsten Morgen auf dem Weg nach Kirkby Stephen wird es rauher, sowohl landschaftlich als auch wettertechnisch. Glücklicherweise regnet es nur wenig, aber die Wiesen sind patschnass. Auch die Landschaft wird zunehmend mooriger – die Yorkshire Dales nahen!

Wir alle fluchen ein wenig wegen der vielen Pfützen und nassen Passagen, die es heute zu überspringen und zu durchwaten gilt – aber noch Schlimmeres wird kommen! 🙂
Unsere Mittagspause verbringen wir im “Paradies”: Das Smardale mit seinem alten Eisenbahnviadukt ist eine grüne Oase in der ansonsten kargen Moorlandschaft.

Als wir nach neunzehn Kilometern in der Kleinstadt Kirkby Stephen ankommen, sind wir trotzdem recht entspannt – der Weg war zwar etwas nass, aber nicht besonders anstrengend. Wir freuen uns auf eine schöne Dusche und ein Ale in unserem Hotel “Black Bull”. Doch der Wirt an der Rezeption kann unsere Buchung nicht finden – oh Schreck!!!
Steffi hat den blödesten Buchungsfehler ihrer Hiking-Karriere verzapft – statt drei Zimmer für den 26. Mai hat sie die Zimmer für den 26. April gebucht! Das Hotel hatte die 190 Pfund für den Aufenthalt sogar schon von der Kreditkarte eingezogen – aber sie hatte es für eine Vorauszahlung gehalten!
Glücklicherweise ist das Hotel aber heute nicht voll ausgebucht und wir bekommen unsere Zimmer – und das alles ohne Aufpreis! Vielen Dank, Black Bull!
Den Abend verbringen wir Karten spielend im gemütlichen Pub. Die Stadtbesichtigung verschieben wir auf morgen! 🙂
Buchungsfehler sind shocking!!!! Ich habe mich auch schon mal verbucht. Ärgerlich, passiert aber. Zum Glück ist es ja gut ausgegangen.
Die Bilder machen wirkliche Wanderlust. Hach…das ist schön ein tolles Land!!!!!
Gelesen!!!!! Sehr sehr schön!!!😘🥾🎒
Absolut! Wir sind auch ganz geknickt, dass wir im Frühling wohl nicht nach GB fahren werden. Was meinst du: Ist Irland eine Alternative? 🙂
Irland ist definitiv eine Alternative!!!! Es ist ein wunderschönes Land, es gibt Millionen Grüntöne und wandern kann man auch, z.B. auf dem Kerry-Way oder in den Wicklow-Mountains. Für Ersttäter empfehle ich den Westen. Shannon ist ein süßer, kleiner Flughafen und von da aus ist man in schön
…er Natur in Windeseile. Ein Auto wäre geschickt, aber ich weiß, dass ihr das eher nicht wollt. Mit dem Bus kommt man auch gut voran. Also: Yeah for Eire!
Ja, wir waren 2006 schon mal (mit Auto) im Urlaub, Ring of Kerry und haben auch Glendalough in den Wicklow Mountains besucht. Aber halt nicht zu Fuß. Kerry Way und Beara Way sehen gut aus, aber können sie gegen den SWCP bestehen? 🙂 Der Wicklow Way ist auch ein heißer Tipp. aber nicht für den März! 🙂
Heyyy! Du hast ja deine Seite überarbeitet! Die schau’ ich mir mal die Tage in Ruhe an. Jetzt muss ich leider noch was arbeiten .. 🙁