
Pobiedziska über Gniezno nach Trzemeszno
Gefahren am 25. Juli 2023
61 Kilometer, 24 Höhenmeter
Mittlerweile fährt es sich leichter. Das liegt natürlich an Friedels Routenoptimierung. Im Schnitt fahren wir noch immer mehr zwei Drittel der Originalstrecke, allerdings lassen wir über offensichtlich schwierigen Abschnitte aus.
Aber auch der originale E11 führt momentan über ziemlich viele Straßenabschnitte. Wenn wir diesen Weg laufen statt fahren müssten, hätten wir schon lange aufgegeben. Also können wir aus unserer Sicht nur davon abraten, den Weg hier zu WANDERN!
Selbst mit dem Fahrrad ist es heute landschaftlich keine ansprechende Strecke. Das merkt man auch daran, dass Friedel bis nach Gniezno (Gnesen) nur EIN Foto gemacht hat. Und das auch nur nach meiner Aufforderung!

Die Gegend hier zwischen den Metropolen Poznan und Torun ist auf jeden Fall dichter besiedelt als am Anfang unserer Strecke in Grenznähe zu Deutschland. Wir passieren Dorf nach Dorf und können nach mittlerweile fast einer Woche hier einige Eindrücke festhalten:
1. Der Pole ist ein Bauarbeiter. Es gibt sehr viele Neubauten im Rohzustand, an denen Männer herumwerkeln, teilweise scheinbar jahrelang. Hier gibt es (auch sehr luxuriöse) Neubauten teilweise am Dorfrand mitten auf dem Feld. Das nennen wir Aufschwung!
2. Entgegenkommende Spaziergänger und Radler grüßen zu über 90 Prozent nicht. Das finden wir sehr ungewöhnlich, denn man sieht uns vermutlich nicht gleich an, dass wir „Fremde“ sind. Dabei dachten wir, nur die Deutschen seien stur!
3. Wir schon erläutert – selbst junge Polen auf dem Land sprechen kein bis sehr wenig Englisch. In den letzten Tagen ist es aber für uns ein wenig besser geworden. Auch wir können mittlerweile besser Polnisch! 🙂
4. Der polnische Autofahrer ist auf der einen Seite sehr rücksichtsvoll (z.B. an Zebrastreifen und langsam Fahren auf staubigen Straßen). Auf der anderen Seite gibt es leider auch ziemlich rücksichtslose Raser. Selbst radelnde Kinder werden in einem Affenzahn ohne Mindestabstand überholt. Das finden wir skandalös! (Das gibt es in Deutschland auch, nur die Radwege sind zahlreicher!)
5. Der Pole fährt gern mit dem Auto oder dem Motorrad im Wald herum. „Waldgesetze“ wie in Deutschland gibt es nicht oder sie werden nicht respektiert. Deshalb wundert es uns mittlerweile nicht mehr, wenn wir zehn Kilometer von der nächsten Straße entfernt im Wald von Autos überholt werden.
Polen in der Stadt sind häufig sehr schick, besonders die Frauen. Nette Sommerkleidchen, hohe Schuhe sind der Standard. Auf dem Land hingegen ist die Jogginghose, Leggings und Schlabbershirt der Look. Wir sind beide nicht sehr modebewusst, aber der Unterschied fällt selbst Friedel auf! 🙂
Ansonsten können wir für heute folgende Erfolgsmeldungen berichten: Wir haben auf der Strecke heute zwei städtische Highlights: Einmal Gniezno mit der Kathedrale und der hübschen Aktstadt:

Die Kathedrale in Gniezno



Besonders cool finden wir, dass wir hier am zentralen Platz unter den gelben Sonnenschirmen an einen echten Cappuccino und einen leckeren Toast kommen – mitten am Tag!

Außerdem finden wir in Gniezno endlich einen Radshop, der einen Reifen für Friedel im Angebot hat. Mit einem breiteren Hinterreifen hofft Friedel, zukünftige Sandweg-Herausforderungen besser meistern zu können. Da wir heute zeitlich gut in der Zeit liegen, wird de neue Reifen auch gleich montiert – Ich koche derweil einen Kaffee. Bei mir tauschen wir bei nächster Gelegenheit den breiteren Vorderreifen mit dem schmaleren Hinterreifen, und dann sind wir beide gewappnet für die Sandpisten.
Neben der Überwindung weiterer 60 eher unreizvoller Radkilometer haben wir damit auch den Reifen-Job gemeistert, der schon länger auf dem Plan stand.



In unserem heutigen Übernachtungsort Trzemeszno (Tremessen) gibt es eine sehr beeindruckende Basilika „zur heiligen Jungfrau“, die zu einer der erlesensten in Polen gehört. Innen beeindruckt das Gotteshaus durch schmissige Fresken:

Mit dem heutigen Arbeitstag sind wir zufrieden: Wir haben eine weiteren Radwandertag in Richtung Baltikum erfolgreich gemeistert und sind noch dazu für zukünftige Sandpisten besser gerüstet. Außerdem werden wir immer cooler, was unsere „Sprachbehinderung“ angeht – Wer uns nicht verstehen will, ist selber schuld!
P.S:: Heute wurden wir das erste Mal von einer Hundemeute verfolgt. Zum Glück waren es nur kurzbeinige Kläffer, denen wir davonfahren konnten! 🙂
Tolle Beschreibung eurer Eindrücke! Und super, wie ihr das mit der Sprache meistert!
Naja, uns ist eher mittlerweile nix mehr peinlich! 🤪
Genau die richtige Einstellung 👍🏻