
Tremessen nach Hohensalza oder auf Polnisch Trzemeszno nach Innowroclaw
Gefahren am 26. Juli 2023
69 Kilometer, 330 Höhenmeter
Heute ist ein schön-schrecklicher Tag. Auf der einen Seite haben wir sehr angenehmes Radfahrwetter, andere würden es fast als zu kalt definieren. Wir durchfahren einige historisch sehr bedeutsame Orte und einige schöne Waldabschnitte, haben aber auch viele Straßenkilometer mit dichtem Verkehr, vor allem gegen Ende unseres Arbeitstages heute.
Heute möchten wir euch jedoch aus unserem Alltag berichten. Im Laufe unserer Reise haben wir bestimmte Routinen entwickelt, die uns zum Glück noch immer nicht langweilig geworden sind. 🙂
Wie in unserem bisherigen Alltagsleben wachen wir gegen 6:15 bis 6:30 Uhr auf, noch immer ohne Wecker. Da es in Polen zum Standard gehört, dass das Frühstück ab 7:00 Uhr serviert wird, haben wir um 7:00 Uhr schon unsere Taschen gepackt. Nur der „Kulturbeutel ( Zip-Lock-Bag mit den wichtigsten Utensilien) bleibt noch draußen.
Um 7:00 Uhr sind wir im Frühstücksraum fast immer die ersten Hotelgäste. Hier kommt das erste Highlight des Tages: Das polnische Frühstück.

Wir sind beide gute Frühstücker, zum Glück. Wir können auch gut herzhaft am Morgen, sodass wir uns gern über Fleisch und Würstchen, Rührei und Caprese hermachen. Wir haben auf kein Problem damit, am Morgen schon Gurken und Tomaten, Rollmops, Schafskäse und Oliven zu essen. Nur mit arg Majonaise-haltigen Salaten haben wir es nicht so. Was wir leider nicht immer bekommen, ist Obst. Aber das finden wir oft unterwegs!
Um 8:00 Uhr haben wir dann Zähne geputzt, ausgecheckt und „aufgeschirrt“, also unsere diversen Radtaschen an den Rädern befestigt. Noch schnell wird die entsprechende Tagestour auf dem Garmin bzw. auf dem Handy aktiviert und los geht‘s.

Nach eineinhalb bis zwei Stunden haben wir Lust auf die erste Pause. Wir halten an und trinken etwas Wasser, meistens im Stehen. Wenn wir Glück haben, kommen wir durch einen Ort mit Supermarkt und wir kaufen unseren Tagesproviant und idealerweise einen Trinkjoghurt, unsere neue Droge, besonders bei warmem Wetter.
Mittlerweile kaufe ich fast alles in Supermärkten, weil ich da nicht viel Polnisch sprechen muss. In den Dorfläden ist mir die Kommunikation echt zu anstrengend!

Ab 12:30 Uhr suchen wir nach einem guten Platz für unsere Mittagspause. Unser Mahl besteht meistens aus fluffigem polnischen Brot, idealerweise „Vollkorn“, was in etwa deutschem Vollkorntoast entspricht. Dazu gibt es ein Stück Käse und Würstchen, nach Cabanossi-Art. Nur selten kommen wir mittags durch einen Ort, in dem es Cafés gibt. Bäckereien finden wir auch nur in den größeren Orten und die verkaufen keinen Kaffee. Der ist also meistens Fehlanzeige.

Heute haben wir jedoch herausgefunden, dass eine spezielle Kiosk-Reihe Coffee-to-Go verkauft. Die gibt es in fast jedem Städtchen. Yeahhh!

Zwischen 16:00 und 17:30 Uhr kommen wir in der Regel in dem Städtchen an, in dem ich uns eine Unterkunft gebucht habe. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten klappern wir vor dem Einchecken ab.



Beim Check-In überfordern wir die Rezeptionistin oder den Rezeptionisten fast immer mit der Frage, wo wir denn unsere Räder sicher abstellen können. Das scheint eine Frage zu sein, die sie noch nie gehört haben. Meistens schließen wir sie auf dem (bewachten) Parkplatz ab, uns wurde aber auch schon vorgeschlagen, die Räder mit auf‘s Zimmer zu nehmen! Oft parken wir die Räder auf dem Parkett von Tanzsälen, in Treppenaufgängen oder -nischen oder gar im abgehalfterten Poolbereich des Hotels, so wie gestern – Cube und Ghost neben Neptun mit Mosaiknixe….
Im Zimmer duschen wir und waschen ein oder zwei unserer Kleidungsstücke – eigentlich immer das verschwitzte Merino-Shirt, dazu im Wechsel ein oder zwei andere Kleidungsstücke, Radunterhose, Radhose, Schlafshirt, Unterhose. Wir haben festgestellt, dass die Handwäsche mit Hotelseife in der Regel ausreicht, wenn man die Sachen häufig wäscht. Die gewaschenen Kleidungsstücke legen wir in die Hotelhandtücher und wringen sie damit aus, dann sind sie eigentlich immer am nächsten Tag trocken.
Gegen 18:00/18.30 Uhr sind wir im Restaurant. Hier in Polen essen wir fast immer im Hotel-Restaurant, weil es da die Speisekarte auf Englisch gibt. Wir haben auch schon versucht, mit Apps polnische Speisekarten zu übersetzen, aber da kommen dann oft so komische Gerichte wie „Kaninchen-Ente“ (gestern) heraus.

Man mag uns für bequem und ignorant halten, aber wir haben einfach keine Lust auf den Nerv mit der Sprache. Noch dazu haben wir in den Hotels durchweg sehr, sehr gut gegessen. Die Gerichte sind abwechslungsreich, raffiniert und die Portionen nicht zu groß- Klasse statt Masse. Heute hatte Friedel z.B. Ente mit Gnocchi auf Rotkohl und ich mit Blauschimmelkäse gefüllte Truthahnrolle auf Spinat. In der Regel kosten die Gerichte weniger als zehn Euro. Das ist weit entfernt vom Wiener Schnitzel und Rostbraten für 20 Euro in Deutschland!
Vor und nach dem Essen bloggen wir und recherchieren die Routen und Hotels für die nächsten Tage. Weil die Hotels recht günstig sind (für 60 bis 70 Euro bekommt man gute Doppelzimmer inkl. Frühstück) bauen wir derzeit das Zelt eher selten auf. Im Baltikum werden die Hotels dann vermutlich eher rarer, da werden wir dann wohl öfter campen.
Wir lieben die Hotels hier! Viele haben den Charme alter Zeiten und der Standard war bisher immer gut. Wir freuen uns schon immer auf dem Abend!

Um 21.30 Uhr sind wir oft schon hundemüde und landen in unseren (meistens getrennten) Betten. Die Kuschelphasen komme hier etwas zu kurz, denn fast alle Hotels hier sind mit ziemlich schmalen getrennten Betten ausgestattet.
Damit die Fotostrecke heute nicht zu kurz kommt, gibt es nun noch ein paar Fotos des heutigen Tages:










Lieben Dank für den Einblick in euren „Alltag“. Ich schmunzel über viele Analogien und die Liebe zur Routine. Ja, so sind wir 🥰
Ja, wir sind echte Travel-Autisten! 🤪
So spannend! Vielen Dank für die tollen Berichte!
Danke, Simone! Schön, dass du dabei bist! 👍😄