DDLN Etappe 41: Auf dem Rennsteig von Neuhaus am Rennweg nach Neustadt am Rennsteig

Samstag, 20. September 2020: 30 Kilometer

Der Rennsteig ist nicht nur der bekannteste und meist begangene, sondern auch der älteste der deutschen Fußwege. Die älteste bekannte Erwähnung des alten Handelsweg über den Kamm des Thüringer Waldes ist aus dem 14. Jahrhundert – wir wandeln also auf wahrhaft historischen Pfaden! Zeugen dazu gibt es viele unterwegs:

Neuhaus, Neustadt … die beiden Orte am Rennsteig konnte ich ewig nicht auseinander halten. Am Ende habe ich mir eine persönliche Eselsbrücke gebaut: Neustadt ist der kleinere Ort und kommt später!

Heute am Sonntag treffen wir nun doch seeehr viele Wanderer, noch dazu einige Fernwanderer mit großen Rucksäcken. Schon im Zug nach Steinbach gestern habe ich Friedel instruiert, dass der echte Rennsteigwanderer nicht „Hallo“ oder „Grüß Gott“ sagt, sondern ein zünftiges „Gut Runst“!
Wir wollen jedoch nicht übereifrig wirken und warten erst mal, was die anderen sagen. Dieses „Gut Runst“ erscheint uns doch gar zu albern. Also: Entweder grüßen uns die entgegenkommenden gar nicht oder sie rufen uns wie überall ein „Hallo“ zu. Erst am Nachmittag treffen wir zwei übereifrige Puristen mit handgeschnitzten Wanderstöcken, die uns laut den Rennsteig-Gruß entgegen werfen – aber das sind die einzigen!

Der Rennsteig heute verläuft in großen Teilen in steinigen Rinnen. Die dicken Steine und großen Stufen aus Wurzeln machen den Weg recht schwierig zu gehen und wir brauchen für die 30 Kilometer am Ende siebeneinhalb Stunden. Und die Füße tun uns weh!

Besonders ist der Rennsteig auch durch fast totale Abwesenheit von Aussichten. Eigentlich sind wir es gewohnt, dass am Ende eines langen, harten Aufstiegs eine Belohnung in Form einer tollen Fernsicht steht – nicht so auf den Rennsteig! Da kommt man prustend auf dem Gipfel an und man steht einfach nur mitten im Wald!

Andere tolle Fernwanderwege folgen oft Wasserläufen. Es gibt nichts Schöneres, als wenn sich ein munteres Bächlein neben einem murmelnd ins Tal ergießt. Aber auch Wasser trifft man auf dem Rennsteig nicht, schließlich ist es ein KAMMWEG!

Berühmt sind hier auch die vielen Bauden, kleine kiosk-ähnliche Buden mit Tischen und Bänken davor. Ich weiß nicht wie viele wir davon schon umlaufen haben, aber fast alle waren geschlossen, selbst heute am Sonntag. So müssen wir unsere Pausen mit trockenen Brötchen und unserem mitgebrachten Käse in einer der zahlreichen unbewirtschafteten Bauden verbringen.

Trotzdem gefällt uns der Weg. Der Wald ist phantastisch und um diese Zeit gibt es Unmengen von Fliegenpilzen am Wegrand. Interessanterweise sind sie hier aber rostrot bis braun, selten richtig rot.

In Masserberg, sieben Kilometer vor dem Ziel unseres heutigen Wandertages, haben wir endlich etwas Fernsicht.

Unser Hotel in Neustadt ist reichlich merkwürdig. Es gibt überhaupt nur zwei Hotels im Ort, das andere war ausgebucht. So sind wir im „Hotel Kammweg“ gelandet und mussten Halbpension buchen, sonst hätten wir im Ort nichts zu essen bekommen. HALBPENSION! Wann haben wir das das letzte Mal gehabt? Als Teenager mit den Eltern? Im Schullandheim?

Der Speisesaal versprüht den Charme einer Krankenhaus-Caféteria. Wir haben die Wahl zwischen Sauer – und Kasslerbraten, dazu gibt es Blumenkohl mit Speck und Knödel. Zum Nachtisch gibt es Wackelpeter! 🙂

Friedel ist sauer, weil er statt der Götterspeise ein Eis wollte, dies ihm aber verweigert wurde. Drei Herren am Nebentisch haben später aber eins bekommen! Wir fühlen uns diskriminiert und vermuten, dass wir hier als Kurzzeit-Gäste nicht den vollen Service bekommen. Gemein!

Auch hier ist das Service-Personal eher ruppig und das erinnert mich an Verwandten-Besuche zu DDR-Zeiten, als der Umgangston in Restaurants auch eher hemdsärmelig war. Jetzt, in der Corona-Krise, wird man sogar wieder platziert!

Aber wir wollen nicht meckern – das Wetter ist weiterhin prächtig und das Laufen macht Spaß!

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