Land’s End to Cape Wrath

LECW – Das ist Land’s End to Cape Wrath, über 2200 Kilometer zu Fuß vom äußersten Süden Englands bis in den wilden Norden Schottlands.

Wir wandern die Strecke in neun Abschnitten jeweils im Frühling und im Herbst. Schon acht Etappen von neun sind wir gelaufen. Vom Finale am Cape Wrath trennen uns nur noch zwei Wochen, die wir … ähhh … wann laufen werden?

Wir hatten wirklich vor, den letzten Abschnitt 2019 zu schaffen. Aber dann kam ein neuer Job dazwischen. Und dann Corona. Und dann ein großer Umzug in ein neues Haus in einer vollkommen neuen Umgebung. Langjährige Leser unseres Blogs wissen Bescheid!

Wir WERDEN diesen Weg vollenden, aber vertreiben uns bis dahin die Zeit mit unserem zweiten großen Wanderprojekt, nämlich unsere Deutschland-Tour „DDLN – Deutschland der Länge nach“. Von Schaffhausen an der Schweizer Grenze aus gestartet, sind wir durch den Schwarzwald, durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald, über den Frankenweg, denn Rennsteig im Thüringischen bis zum Nördlichen Harz gelaufen. Dort wollte Corona uns stoppen, aber wir sind zäh: Kurzum haben wir unseren Wohnort vom Schwäbischen nach Seesen am Nördlichen Harzrand verlegt und erkunden nach der Schwäbischen Alb nun auch noch den Harz. Bald geht es weiter auf dem Deutschlandweg, mindestens bis zur Ostsee.

Begleitet uns auf unserer Tour über die wilden Klippen an Cornwalls Küste, durch die lieblichen Wiesen Somersets, über die Hochmoore der Pennines und die einsamen Wälder und Berge Nordenglands und Schottlands. Tolle Wanderwege in England haben wir erlebt:  Den South West Coast Path im Englands Süden, den Coast-to-Coast-Walk in Mittelengland, den Pennine Way in Mittel- und Nordengland. Noch nicht ganz abgeschlossen ist der „Scottish National Trail“ von Kirk Yetholm bis zum Cape Wrath, aber habt Geduld!

Bis dahin – auch Deutschland hat einiges zu bieten.  Schaut einfach mal rein und orientiert euch an der Menüleiste oben auf der Startseite. Wir freuen uns über jeden interessierten Leser und harren eurer Kommentare! 🙂

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Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA), Screenshot from GPXSee-App

Nach langer Planung und mehrmaligem Hin-und Hergeschiebe: We proudly present: „Steffi’s and Friedel’s LECW in neun Abenteuern!“

Übersicht: Der LECW-Plan

Die Abschnitte, die wir schon gelaufen sind:
Abschnitt 1: South West Coast Path: Land’s End to Tintagel
Abschnitt 2: SWCP Tintagel-Washford
Abschnitt 3: Somerset und Wales
Abschnitt 4: Die Midlands und White Peak
Abschnitt 5: The Pennine Way
Abschnitt 6: Pennine Way und Scottish Borders
Abschnitt 7: Glasgow Area und der Rob Roy Way
Abschnitt 8: Cairngroms, Corrieyairak und Cape Wrath Trail Süd

(auch oben im Menü „Land’s End to Cape Wrath“ auswählbar)

Nationalpark Thy – der dänische Sommertraum geht weiter

Thyboron nach Hanstholm
80 Kilometer, 345 Höhenmeter
gefahren am 14. Mai 2024

Friedel und ich müssen uns heute beim Frühstück ein wenig beeilen – wir wollen die Fähre um 9:00 Uhr nach Agger nehmen.
Die lange Nehrung an der Westküste ist nämlich bei Thyboron unterbrochen und die Lücke muss mit einer zwanzigminütigen Fährfahrt überbrückt werden. Auf dem Kahn sind außer uns nur drei andere Autos und zwei Fußgänger!

Nach der Überfahrt radeln wir bestimmt 10 Kilometer auf einem Radweg parallel zur Straße. Links liegt Bodden, rechts Bodden und wir sind allein mit einer Million Meeresvögeln. Kurz nach dem Ferienort Agger treffen wir wieder auf die offene Küste.

Überraschenderweise treffen wir hier noch mal auf die beiden Hannoveraner. Wir dachten, sie wären weit vor uns, weil sie die Fähre schon gestern Abend nehmen wollten. Das haben sie auch gemacht, aber heute früh mal ausgeschlafen. Wir würden uns nicht wundern, wenn wir die beiden heute oder Morgen noch mal treffen.

Heute radeln wir fast den ganzen Tag durch den Nationalpark Thy, der sich durch Moore, viel Wald , Seen und hohe Dünen auszeichnet. Wir genießen es, immer wieder auch mal schattige Waldpassagen zu durchfahren. Die Sonne brennt nämlich schon ganz ordentlich!

Tatsächlich sind im Nationalpark mehr Wanderer als Radfahrer unterwegs. Wenn wir „normalen“ Urlaub in einem Ferienhaus oder mit dem Caravan machen würden, wäre die Region hier für uns ideal: Tolle Strände, aber auch ein attraktives, wanderbares Hinterland. Hier könnte man es ein paar Tage aushalten!

Ab Mittag kommt eine ziemlich steife Brise auf und wir radeln weite Strecken schräg gegen den Wind. Das ist dann doch ziemlich anstrengend und der Flugsand fliegt uns in die Augen und pickt auf der Haut.

Kurz vor Hanstholm biegen wir nach Osten ab, um zu unserem anvisierten Campingplatz zu kommen. Hier geht es noch mal voll gegen den Wind und – man glaubt es kaum – ziemlich bergauf. Voll gemein, so kurz vor dem Ziel!

Die Mühe hat sich aber gelohnt: Der Platz an einem kleinen See ist sehr schön, ruhig und vergleichsweise supergünstig. Dabei ist hier alles sehr hübsch, gepflegt und gemütlich. Wir wundern uns immer wieder, wie unterschiedlich das Preis-Leistungsverhältnis beim Campen ist, mehr von diesen schönen Plätzen bitte!

Ja, SO haben wir uns das vorgestellt!

Nymindegab nach Vederso Klit
67 Kilometer, 192 Hohenmeter

Verderso Klit nach Thyboron
59 Kilometer, 215 Höhenmeter

gefahren am 12. und 13. Mai 2024

Nein, was haben wir nicht für ein tolles Wetter! Und wie schön ist denn die Küste hier? Und wie toll ist dieser Nordseeküstenradweg!

Wir sind schier begeistert. Am Sonntag cruisen wir fast den ganzen Weg durch die Heide und haben kaum Abschnitte auf Asphalt. Heute am Sonntag sind noch viele Fußgänger auf dem Küstenweg unterwegs, aber das Zusammenspiel von Fußgängern und Radfahrern klappt nahezu reibungslos.

Man könnte bemängeln, dass man als Radfahrer quasi immer zwischen den Dünen fährt und wenig vom Meer sieht. Aber dann hält man hat an, klettert kurz über die letzte Dünenkette und hat die ganze Pracht vor sich.

Gegen Abend geht es ein langes Stück landeinwärts und wir sehen auch mal wieder Wald!

Kaum zu glauben – Dies ist ein internationaler Radweg!

Wenn man meckern wollte, könnte man sich über die Wegequalität ereifern: Mitunter geht es lange Zeit über fiesen Schotter, der die Geschwindigkeit beim Fahren glatt halbiert. Auch haben wir immer wieder mal Abschnitte mit Gegenwind. Diese Widrigkeiten definieren, wie weit wir am Tag fahren wollen oder können. Aber da es überall Campingplätze gibt, lassen wir die Tagesetappen immer locker auf uns zukommen.

Frage an die Zoologen unter euch: Sind das Sumpf- oder Planschkühe??

Eigentlich hatten wir uns von den zwei jungen Radlern aus Hannover schon verabschiedet. Sie haben Gravelbikes und sind 35 Jahre jünger als wir. Umso erstaunter sind wir, dass wir sie am Abend auf dem Campingplatz wieder treffen. Die Armen hatten heute unterwegs zweimal einen Platten!

Friedel und ich machen am Abend noch einen Abstecher zum Strand. Neben einer wunderbaren Abendstimmung gibt es noch einen alten Bunker aus dem zweiten Weltkrieg zu erkunden.

Bunker am Strand von Vederso Klit

Der nächste Tag ist von langen Fahrten über die Nehrungen zwischen Meer und Haff geprägt. Dabei passieren wir einige touristische Dörfer (Hvide Sande, Thorsminde u.a.), die aber nach unserem Geschmack wenig hergeben: Zu modern, zu langgestreckt, zu nüchtern.

Wie schon am Vortag klettern wir immer wieder mal über die letzte Dünenreihe, um unsere Füße in der (noch) eiskalten Nordsee zu baden.

Heute geht es auch längere Zeit mal über Straßen, aber die allgemeine Verkehrsdichte ist gering. So kommen wir mal ein wenig schneller voran!

Ganz toll: Der Abschnitt nach dem Dörfchen Trans Kirk am Leuchtturm Bovbjerg Fyr entlang. Tolle Strände, schöne Steilküste.

Den ganzen Tag lang überholen wir die Hannoveraner oder sie uns. Wir vermuten aber, dass sie uns nun abgehängt haben. Wir haben heute nämlich schon um 16:00 Uhr Schluss gemacht und die beiden wollten noch die Fähre nach Thy nehmen. Wir werden aber erst morgen früh übersetzen.

An beiden Tagen haben wir unser Nachtlager auf Campingplätzen aufgeschlagen. Von Shelterplätzen haben wir nämlich erst mal die Nase voll!

Camp Vedersø Klit
Camp Thyboron

Fuchs du hast den Käs gestohlen…

„der Mensch am Meer“ in Esbjerg

Gredstedbro nach Nymindegab
84 Kilometer, 269 Höhenmeter
gefahren am 11. Mai 2024

Die Sonne scheint so phantastisch am Samstag, dass uns nichts mehr im Hotel hält. Zwar haben wir in der Nacht noch ordentlich gehustet, aber gesundheitlich ist ein Aufwärtstrend zu erkennen. Mögliche Ausstiegsmöglichkeiten für den Tag haben wir vorher ausgekundschaftet. Wohlan, es geht weiter!

Heute passieren wir die Großstadt Esbjerg und fahren eine weite Strecke nach Westen, Richtung Blavand, Dänemarks westlichstem Punkt. In Esbjerg sehen wir das erste Mal eine Landschaft, die wir als „Strand“ bezeichnen würden! Dazu großartige Kunst.

Ansonsten können wir der modernen Industriestadt nicht viel abgewinnen. Nicht umsonst führt der Eurovelo 12 rund um die Innenstadt herum.

Nach Esbjerg fahren wir in den Nationalpark Vadehavet ein und betreten endlich die Welt der Dünen und Heidelandschaften. So haben wir uns das Fahren in Dänemark vorgestellt!

Hier beginnt auch die Welt der Fereinhäuser, der komplette Strandabschnitt ab Vejers Strand ist voll damit. Und vor jedem zweiten Ferienhaus steht ein Auto mit deutschem Kennzeichen!

Teilweise ist der Weg heute von Moorwasser überflutet. An einer der großen Pfützen treffen wir ein junges Radlerpärchen aus Hannover, das wie wir in Richtung Norden unterwegs ist.

Nachdem wir gemeinsam diverse Gefahrenstellen mit Queren oder Umtragen durch die Heide gemeistert haben, sind wir als Team so zusammengeschweißt, dass wir beschließen, die Nacht gemeinsam zu verbringen – auf einem Naturcampingplatz mitten in der Heide.

Der Platz ist eigentlich toll: Es gibt Wasser, eine Trockentoilette und Picknickbänke. Am Abend werden wir jedoch von Myriaden von Mücken heimgesucht, sodass wir uns schon gegen neun in unsere Zelte verziehen.

Die Ruhe währt jedoch nicht lang – Ich werde geweckt, weil irgendjemand mit meinen Plastikdosen in der Apside kegelt. Jedenfalls klingt es so. Kurt darauf ist ein Geraschel und das laute Knirschen von brechendem Plastik zu vernehmen. Ich schäle mich aus dem Schlafsack und sehe nach – Da läuft ein Fuchs mit meiner Käsedose davon!

Da er nicht einzuholen ist, geben wir die Verfolgung auf. Jedoch verpacken wir alle Vorräte in unsere Radtaschen, die sich noch an den Fahrrädern befinden.

Der Fuchs kommt trotzdem ran. Wir erwachen erneut, weil er sich an den Taschen zu schaffen macht. Dieses Mal reagieren wir sofort und alle vier versuchen wir nun, den Fuchs zu vertreiben – Allein, er will nicht weichen!

Wir laufen auf ihn zu und wedeln mit den Armen und er trippelt ein paar Schritte zurück, kommt dann aber sofort wieder zurück. Wir sind ein wenig ratlos – wie werden wir das Viech wieder los?

Über uns ein toller Sternenhimmel. Lukas schlägt vor, dass wir doch einfach nach einer Sternschnuppe schauen sollten und uns dann wünschen, dass der Fuchs verschwindet. Tolle Idee – und hat womöglich geholfen!

Wir nehmen alle Taschen mit in unser Zelt und hoffen., dass der Fuchs nicht auch noch hier einbricht. Aber das traut er sich dann doch nicht …

Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass eine der Taschen tatsächlich ein Loch hat. Und auch durch die Brottüte hatte er sich schon genagt!

Wir suchen auch nach der Käsedose, aber die ist weg. Nun ja, wir wollen sie auch nicht wirklich zurückhaben … 🙂

Urlaub vom Urlaub – Wir erholen uns vom Nordwind

Husum Ballum nach Gredstedbro
55 Kilometer, 89 Höhenmeter
Gefahren am 9. Mai 2024

Gestern Abend haben wir auf dem Campingplatz das deutsche Wanderpärchen neben uns noch gewarnt: „Stellt euch lieber nicht neben uns, wir husten beide!“
Die zwei wollten aber nicht hören. Wenn wir sitzen oder stehen, ist nämlich meistens Ruhe. Aber sobald wir uns hinlegen, geht das Gebölke los …

Einer von uns beiden hustet gefühlt immer und wir stehen am morgen total gerädert auf. Das Pärchen neben uns sehen wir bis zu unserer Abfahrt um neun nicht mehr – die sind vermutlich total sauer auf uns!

Wir checken schon mal mögliche Übernachtungsplätze für den Abend. Sollte es uns gut gehen, gibt es einige Campingplätze und Shelter auf dem Weg. Hotels oder Apartments der annehmbaren Preisklasse gibt es kaum. Hier in Dänemark ist nämlich auch ein Brückentagswochenende, so wie in Deutschland. Das haben wir schon daran gemerkt, dass es gestern plötzlich so viele Kinder auf dem Campingplatz gab.

Hier im Süden Dänemarks hat quasi jedes kleine Dorf eine riesige Kirche in der Mitte. Unterwegs treffen wir auf einige prächtige Exemplare.

Bemerkenswert an unserem heutigen Radeltag auf dem Nordseeküstenweg ist, dass wir quasi keine Nordsee sehen. Wie in Deutschland ist die Küste hier im Süden Dänemarks eingedeicht und das Meer nur aus weiter Ferne zu bewundern.

Blick vom Deich in Richtung Meer

Charakteristisch für den dänischen Abschnitt des EV12-Nordseeküstenradwegs ist, dass viele Abschnitte hübsch abgelegen über groben Schotter verlaufen. Sehr schön: Die Schafe mähen, die Lerchen zirpen und das Seegras wiegt sich im Wind. Jedoch haben wir nicht immer das Ohr und das Auge für diese Schönheiten, denn es fährt sich super anstrengend auf dem Kies und der Gegenwind bläst uns um die Ohren – und auch das Knirschen des Schotters ist ohrenbetäubend. Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir wieder in belebtere (und aspahaltierte) Gegenden kommen.

Der Radweg macht einen großen Schlenker landeinwärts, um die prächtige Stadt Ribe mitzunehmen. Wir sind total begeistert von dem mittelalterlichen Städtchen und nehmen uns vor, die Stadt später mal ausführlicher zu besichtigen. Mittlerweile ist es jedoch recht kalt geworden und für den Nachmittag ist Regen angesagt. Wir wollen möglichst bald irgendwo ankommen und uns erholen.

Kurz nach Ribe beschließen wir, dass wir nicht mehr weit fahren wollen und mindestens für heute ein Hotelzimmer nehmen. Bei Booking habe ich gesehen, dass es etwas abseits des Weges ein für dänische Verhältnisse günstiges Hotel mit Zimmern für 106 Euro inklusive Frühstück gibt. Das finden wir persönlich ein wenig teuer, aber günstiger geht es ja auch in Deutschland kaum mehr.

Aus reinem Interesse schauen wir uns noch den Shelterplatz an, der in der Nähe des Hotels liegt. Auch hier: Schöner Platz, saubere Shelter, aber einer der zwei Unterstände ist bereits von einer Gruppe Jugendlicher besetzt, die dort feiern und feuern. Ihre aufgemotzten Autos stehen auf dem Parkplatz vor der Grünfläche. So ist das eigentlich nicht gedacht, denn die Shelter sind ausschließlich für Wanderer und Radfahrer ausgewiesen. Wenn wir jünger wären, würden wir uns vielleicht über die Möglichkeit freuen, mit jungen Dänen ins Gespräch zu kommen. Aber wir als Fast-Senioren fahren dann doch lieber weiter zum Hotel … 🙂

Shelter in Kongeadal

Das Hotel erweist sich zum Glück als echte Perle – das Zimmer ist „hyggelig“ und schön ruhig und die Wirtsleute sehr nett. Hier können wir uns richtig schön aushusten und wir buchen gleich für zwei Nächte. Am Abend bestellen wir in der gemütlichen Wirtsstube das Tagesmenü, das preiswert und sehr lecker ist.

Noch ist das Zimmer recht ordentlich …

Es zeigt sich, dass es eine sehr gute Entscheidung war, hier eine Pause einzulegen. Der nächste Tag ist schmuddelig-kalt und hätte unser Erkältung gewiss nicht gut getan. Erst am Abend lässt sich die Sonne wieder blicken. So aber verziehen wir uns nach dem leckeren Frühstück wieder auf unsere Zimmer, ziehen die Bettdecke über die Ohren und schlafen uns gründlich aus. Morgen fahren wir dann weiter … vielleicht!

Nur wenig ist faul im Staate Dänemark

Dagebüll nach Husum-Ballum

55 Kilometer, 94 Meter Anstieg

Gefahren am 08.05.2024

Erstaunlich gut ist es uns heute ergangen. Beim Abbau unseres Camps tritt mittlerweile eine Art Routine ein: Vom Aufstehen bis zur Abfahrt brauchen wir für Zeltabbau, Frühstück, Abwasch und Packen nunmehr nur etwa zwei Stunden!

Die Nacht haben wir noch um die Wette gehustet und wir entschuldigen uns bei unserer Zeltnachbarin für die Unbill. Netterweise erklärt sie aber, dass sie immer sehr gut schläft und uns angeblich nicht gehört habe.

Der Nordseeküstenradweg führt von Dagebüll eigentlich über Niebüll. Wir skippen den Umweg aber, denn wir sind die Strecke letztes Jahr schon gefahren. Die Landschaft vor der Grenze ist absolut flach und sieht eigentlich genauso aus wie in den letzten Tagen. Deswegen haben wir fast nichts fotografiert, außer einem besonders prächtigen Friesenhaus.

Die Grenze passieren wir bei Rudbol, wo es einen Grenzkrug auf der deutschen und sein Gegenstück auf der dänischen Seite gibt.

Weiter geht es über Schotterwege und kleine Straßen bis nach Hoyer, was wir uns für heute als Mindestziel gesetzt hatten. Heute gibt es aber nur wenig Wind und wir schnurren über die Straßen, sodass wir schon um 13:00 Uhr den Ort erreichen. Hier wird uns jedoch eine Schikane in Form einer Brückensperrung eingebaut, ohne Angabe einer Umleitungsempfehlung. Am Ende hoppeln wir über einen grasigen Deich und schieben unsere Räder über eine Fußgängerbrücke. Herausforderung gemeistert!

Eine zweite Gefahrenstelle zeigt sich heute in Form eines erbosten Schwans, der uns fauchend auf dem Radweg attackiert. Wir sind aber schneller …

Kurz nach Hoyer hatten wir die Übernachtung auf einem Shelterplatz geplant, den wir heute aber nur für unsere Mittagspause nutzen. Schade eigentlich, denn der Platz ist sehr nett und sauber, mit fließendem Wasser, Feuerstelle, Picknicktisch und einem Plumpsklo. Gefunden haben wir den Platz über eine dänische Shelter-App, die alle Shelterplätze verzeichnet hat, mit Bildern und Kurzbeschreibung. Wir wollen aber noch ein wenig weiterfahren und planen unsere Übernachtung in einem Shelter in Husum-Ballum.

Der schöne Shelter bei Hoyer

Als wir dort ankommen, sind wir eher weniger begeistert – die Shelter sind schön und sauber, liegen aber direkt an einem Parkplatz vor einer Schule. Es gibt sogar Wassertoiletten und eine Dusche, aber die sehen nicht sehr einladend aus. Und als wir gerade unseren Wasserkocher ausgepackt haben, kommt ein fetter BMW mit polnischem Kennzeichen angebraust und der Fahrer inspiziert den Platz und uns mit grimmigem Gesicht, um dann grußlos und mit quietschenden Reifen wieder von dannen zu brausen. Hmm …

Der nicht-so-schöne bei Ballum

Wir diskutieren kurz und sind uns dann sehr schnell einig: Hier fühlen wir uns nicht sicher und wir fahren dann doch lieber auf den nahe gelegenen Campingplatz. Dieser ist zum Glück eine echte Perle und es gibt sogar Bier – nicht teurer als in Deutschland!

Die Esel sind für Carla ❤️

Im Schneckentempo durch Nordfriesland-wann sind wir endlich in Dänemark?

Von Husum nach Dagebüll
47 Kilometer, 115 Meter Anstieg
Gefahren am 06.05.2024

Tatsächlich ist an eine Weiterreise am Sonntagmorgen auf dem Campingplatz in Husum nicht zu denken: Es gießt wie aus Kübeln!

Unser Frühstück nehmen wir unter dem Vordach einer Art Gruppenhaus ein, das aber leider verschlossen ist. Wir könnten auch in den kleinen Gemeinschaftsraum neben der Waschküche gehen, aber der ist mal wieder von den rabiaten Wohnwagen-Rentnern belegt, die sich dort schon gestern Abend eingenistet hatten. Nach einer kurzen Smalltalk-Einleitung gestern musste ich mir einen minutenlangen Vortrag darüber anhören, dass wir es NIEMALS schaffen würden, gegen den Nordsee-Wind zu fahren und dass eine Reise Richtung Norwegen im Mai überhaupt ein absolutes Himmelfahrtskommando sei. Alles, wirklich alles wussten sie besser und ich kam kaum zu Wort. Heute machen wir einen großen Bogen um die zwei!

Nach elf hört es mal auf zu regnen und wir nutzen die Gelegenheit, ein wenig über den Deich zu fahren. Heute gibt es Wasser! 

Ab 16 Uhr kommen dann Starkregen und seeehr böige Winde auf, die wir zunächst im Gemeinschaftsraum aussitzen. Wir essen schon um siebzehn Uhr, bevor die Rentner wieder kommen. Den Rest des Abends verbringen wir im sturmgepeitschten Zelt und sind froh, dass wir das robuste Robens-Zelt dabei haben. Es hält und alles bleibt trocken!

Wir trinken uns das Wetter schön …

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und wir wollen auf jeden Fall weiter. Zwar ist bei uns beiden eine Erkältung im Anzug, aber hier bleiben wir auf keinen Fall. Seit mindestens Samstag hat niemand die Sanitär-Räume geputzt, man sieht es deutlich. Auch haben wir die Nase voll von diesem etwas desolaten Ort und brauchen dringend einen Ortswechsel.

Doch statt der anvisierten 80 Kilometer schaffen wir nur etwas mehr als die Hälfte. Wir haben permanenten Gegenwind und sind beide ziemlich schlapp, da hilft auch nicht das schöne Wetter nicht. In Dagebüll waren wir letztes Jahr schon mal, da wollen wir zunächst ein Hotel oder Apartment buchen. Aber die sind uns entweder zu teuer oder die Kritiken sind zu schlecht. Dann wird es also beim Camping bleiben – immerhin soll es nicht regnen!

‚Einladende‘ Erfrischungs-Oase Schlüttsiel

Den Nachmittag verdösen wir im Zelt und am Abend bleibt bei uns die Campingküche kalt. Im Ort sind zwar zwei Drittel der Restaurationen geschlossen, aber wir kommen zu unseren Fischtellern. 

Schon auf dem Weg nach Dagebüll war ausgemacht, dass wir hier mindestens zwei Tage bleiben und uns von der Erkältung erholen. Morgen müssen wir auf aber auf jeden Fall weiter – unserer Nachbarn werden uns und unser Gehuste schon verfluchen!

Hier auf dem Platz gibt es nämlich mehrere Zelter und Caravaner, die hier schon waren, als wir am Montag ankamen. Als Durchgangsstation ist der Platz absolut okay, es gibt sogar kostenloses WLAN. Aber länger Urlaub machen würden wir hier auf keinen Fall: Der Strand ist aus Beton und der Ort halb ausgestorben. Wir sind nach links und nach rechts gelaufen und haben alles gesehen. Wozu also länger bleiben? 

Strandpromenade Dagebüll
Mionen von Gänsen
Camp Dagebüll

Ja Watt – nur Watt?

Albersdorf nach Husum
67 Kilometer, 230 Höhenmeter
Gefahren am 4. Mai 2024

Ich kann mich noch gut erinnern: Als Kinder waren wir sehr enttäuscht, als wir mit der Familie das erste Mal zur Nordsee fuhren und das Meer war weg: Nur Watt!

Bei uns Radfahrern war es heute ganz ähnlich. Da sind wir vom Harz bis zur Nordsee gefahren und uns begrüßt nur eine endlose Schlickwüste! Aber vermutlich werden wir demnächst vermutlich noch mehr Gelegenheiten haben, das große Wasser zu sehen …

Eigentlich hatten wir heute vor, bis zu einem Trekkingplatz nach Hattstedt zu fahren. Aber für morgen ist viel Regen angesagt und der Campingplatz in Husum hat einen Aufenthaltsraum – und Duschen! Sollte es morgen aus Eimern schütten, dann bleiben wir einfach hier!

So radeln wir heute nur maßvolle 67 Kilometer und verleben einen richtig gemütlichen Tag: Die Sonne scheint, aber es ist nicht so heiß. Es weht ein angenehmes Lüftchen und die Landschaft ist abwechslungsreich mal flach und moorig, mal leicht hügelig und waldig. Hier hoch im Norden wächst überall das atlantische Hasenglöckchen, wie wir es von unseren Frühlingstouren in England kennen. Ich bin entzückt!

Sehr hübsch ist das Städtchen Friedrichstadt. Die Stadt wurde von Holländern gegründet und das sieht man an jeder Ecke. Natürlich verbringen wir hier unsere Mittagspause mit Kaffee und Käsebrötchen. Wer weiß, ob wir das in Schweden und Norwegen noch jeden Tag bekommen werden!

Der Campingplatz in Husum ist jetzt wirklich nicht der Knaller, aber für einen Kurzaufenthalt voll akzeptabel. Es gibt keine Restauration mehr am Ort, aber wir sind auch heute auf Selbstversorgung eingestellt. Auf der Zeltwiese gibt es keinen Baum und keinen Strauch, hier würde man bei gutem Wetter voll in der Sonne braten. Das wird aber morgen wohl eher nicht der Fall sein.

Merkwürdig – Es gibt Menschen, die lieben es im Schlick zu laufen!

Nächste Woche soll es wieder kälter werden. Nun denn … Minusgrade werden wir hoffentlich nicht mehr erleben!

Camp Husum

Zwei Arbeitstage auf dem Weg nach Norden

Stade

Tostedt nach Krautsand
79 Kilometer, 237 Meter Anstieg

Krautsand nach Albersdorf
79 Kilometer, 327 Meter Anstieg

Gefahren am 2. und 3. Mai 2024

Buxtehude

Zwischen der Lüneburger Heide und Schleswig-Holstein liegen diverse touristische Highlights des Nordens: Die Stadt Buxtehude, das Alte Land, Stade und die Elbe. Wir haben unsere Route extra so gelegt, dass wir diese Attraktionen auf unserer Reise zur Nordsee abklappern können.

Buxtehude

Die Strecken dazwischen – soviel verraten wir schon mal – sind nun nicht gerade die schönsten unserer bisherigen Radlerkarriere. Es gibt viele Abschnitte an vielbefahrenen Landstraßen entlang, zum Glück in der Regel auf separaten Radwegen. Auch die Landschaft reißt uns nicht gerade vom Hocker, aber immerhin gibt es viele schöne Häuser zu bewundern.

Buxtehude und Stade sind beides schöne Städte, ganz ohne Zweifel. Aber mit schwerbepackten Rädern macht das Navigieren zwischen den Touristenhorden nur bedingt Spaß. So ein Stadtbesuch ist jedoch auch immer eine Gelegenheit, uns Kaffee und Kuchen einzuverleiben – idealerweise mit Blick auf einen schönen, belebten Platz.

Alles Stade

Das Alte Land wird unserer Meinung nach überschätzt. Die Obstdörfer liegen wie die Perlen an einer Schnur an viel befahrenen Touristenrouten, voller Wohnmobile und E-Bikern. Hier reiht sich Obsthof an Obsthof, die Attraktionen der Region. Wir jedoch können den eintönigen Apfelplantagen nicht viel abgewinnen.

Unser Ziel für heute, Krautsand an der Elbe, hat einen sehr netten Campingplatz und einen Strand an der Elbe. Der Campingplatz ist ziemlich leer um diese Jahreszeit, nicht so aber der Wohnmobil-Stellplatz an der Elbe. Das verstehen wir nicht – Warum finden es die Wohnmobilisten so attraktiv, in einer engen Reihe auf asphaltierten Parkplätzen zu campieren? Auf den Campingplätzen ist doch viel mehr Platz und es ist viel grüner!

An der Elbe
An der Elbe
Krautsand an der Elbe
Krautsand
Krautsand

Der Freitag beginnt mit einer Fährfahrt über die Elbe, von Wischhafen nach Glückstadt. Damit wechseln wir von Niedersachen nach Schleswig-Holstein. Letztes Jahr haben wir an genau der gleichen Stelle die Elbe überquert, jedoch in umgekehrter Richtung.

Heute steht mit Itzehoe nur eine richtige Stadt auf dem Plan. Ansonsten cruisen wir über nette kleine Landsträßchen durch das Land. Es gibt viel Deich und auch viel Wald und somit auch viel Schatten, was wir sehr begrüßen. Gestern war es mit der Sonne schon bald zu arg!

Neben der Elbe überqueren wir heute ein weiteres großes Gewässer – den Nord-Ostsee-Kanal. Ein Stück fahren wir daran entlang, um ihn dann kurz vor Albersdorf auf einer großen Brücke zu überqueren.

Wacken!
Nord-Ostsee-Kanal und die Brücke

Unser Plätzchen für die Nacht finden wir heute in einem Steinzeit-Park bei Albersdorf. Im Gieselautal gibt es einen Trekkingplatz, auf dem man als Wanderer oder Radler kostenlos und legal sein Lager aufschlagen darf. Wir nächtigen neben der Rekonstruktion eines Hügelgrabs. Unser Wasser haben wir aus der Gieselau geholt. Stilvoll wild Campen in Deutschland – Schleswig Holstein macht es möglich!

Heidenei, was für ein schöner Tag in der Lüneburger Heide

Bad Fallingbostel nach Tostedt

72 Kilometer, 471 Höhenmeter

Gefahren am 1. Mai 2024

Einer der Gründe, warum wir den Nordseeküstenradweg von Seesen aus anfahren, ist unser Horror vor langen Zugfahrten mit Fahrrad und Kampfgepäck. Der zweite Grund ist jedoch, dass wir beide noch nie in der Lüneburger Heide waren und generell den Norden von Niedersachsen kaum kennen. Es ist also also allerhöchste Zeit, unser neues Bundesland besser kennenzulernen!

Manchmal denken wir, dass im Frühling fast alle Landschaften gut aussehen. Aber die Landpartie heute ist wirklich außerordentlich reizvoll. Der Leine-Heide-Radweg führt uns bis Soltau über wenig befahrene asphaltierte Waldstraßen und durch hübsche Fachwerk-Dörfer – Wirklich prächtige Bauernhöfe haben sie hier. Hier sieht es aus wie aus dem Katalog!

Soltau selber reißt uns nicht vom Hocker. Scheinbar wurde hier in den siebziger Jahren groß in Klinkerbauten investiert und so präsentiert sich alles Rot in Rot. Heute am Feiertag wirkt die Fußgängerzone recht unbelebt. Hier würden wir lieber keinen Urlaub machen.

Hinter Soltau verlassen wir den Leine-Heide-Radweg und folgen einer von mir selbst designten Route. Die Radroute umfährt die eigentlichen Heidegebiete, wir aber wollen das Kraut sehen!

Am Vormittag haben wir uns noch gewundert, dass heute am Maifeiertag nur so wenig Leute unterwegs sind. In der Heide folgen wir jedoch dem „Heidschnuckenweg“, einem der bekanntesten Wanderwege im Norden. Gleichzeitig verläuft hier auch der Jakobsweg und regionale Radwege. Da wird es dann schon ein wenig voller. Von der Heidelandschaft sind wir absolut begeistert, wenn es auch ständig bergauf und bergab geht – und das durch Sand und Schotter!

In der kargen Landschaft gibt es wenig Schatten und uns wird ordentlich heiß. Trotz Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 haben wir am Ende des Tages ordentlich Sonne getankt!

Bei Handeloh findet ein großes Spargelfest statt und auf dem schmalen Radweg neben der Bundesstraße begegnen uns jede Menge E-Biker. Die teilweise ungeübten Fahrer kompensieren eigene Fehler mit unfreundlichem und rüpelhaften Verhalten. Morgen wird es hoffentlich wieder ruhiger aus Niedersachsens Radwegen!

Gegen 16:00 Uhr sind wir in Tostedt angelangt, dem heutigen Etappenziel. Hier gönnen wir uns noch Kaffee und Kuchen und steuern dann den Campingplatz an, der ein wenig außerhalb des Ortes zwischen Wiesen und Feldern liegt. Auf dem sehr familiären Platz residieren fast ausschließlich Dauercamper und wir müssen erst mal eine Handy-Nummer anrufen, damit wir überhaupt einchecken können. Wir dürfen zwischen drei Plätzen wählen und nehmen einen ehemaligen Dauerstellplatz mit Laube und Gartenzaun, direkt gegenüber vom Natur-Schwimmteich. Hübsch, aber am Abend kommen die Mücken. Es ist gerade mal Mai, aber die Biester stechen schon!

Mal schauen, wie lange wir es hier draußen heute aushalten …

From Hell to Heaven – Es geht weiter!

Schwarmstedt nach Bad Fallingbostel

37 Kilometer, 175 Höhenmeter
gefahren am 30. April 2024

Hahaaa! Hier lachen wir noch!

Über eine Woche sind wir zuhause aufgetaut und waren heilfroh, dass wir den Start unserer Tour nach Norwegen nach nur drei Tagen abgebrochen haben. Kalt war‘s nämlich, meiomei!

Dieses Mal wollen wir aber nicht wieder von zuhause starten, sondern mit dem Zug zum Endpunkt unserer letzten Tour zurück fahren. Das Zugfahren mit großem Gepäck lieben wir nicht so, aber das hatte doch das letzte Mal – bei unserem Abbruch – ganz gut geklappt!

Es ist aber grauslich, einfach grauslich. Die ersten beiden Umstiege in Kreiensen und Hannover klappten noch ganz gut, aber ab Hannover ist der Wurm drin. Kaputte Lifte, ewiges Warten am Lift, der Bahn nach Schwarmstedt fehlt einer von zwei Wagen und der übrig gebliebene Zugteil wird erstürmt von jeder Menge Urlaubern mit großen Koffern. Wir passen dann doch noch rein, müssen aber im Gang stehen und bei jedem Halt irgendwie die Leute vorbei lassen, mal links, mal rechts. Zum Abgewöhnen!

Aber nachdem wir aus dem Zug gerollt sind, ist alles wieder gut: Wir fahren durch eine tolle Heidelandschaft, und das bei bestem Wetter!

An der Leine
An der Leine
An der Leine

Das Radfahren macht wieder richtig Spaß! Und bei Sonnenschein und 25 Grad zeigt sich der Leine-Heide-Radweg von seiner besten Seite.

Bei der Aller
An der Aller

Auch der Campingplatz „Böhmeschlucht“ in Bad Fallingbostel ist ein echtes Schnäppchen: Für nur 20 Euro kommen wir auf dem „Bed and Bike“-Abschnitt des Platzes unter und und es gibt sogar Fahrradständer und einen Picknick-Tisch. Warme Duschen und WLAN sind kostenlos. Am Nachmittag ist es uns aber in der Sonne schon zu heiß. Unglaublich!

Am Abend unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang über den Platz. Das Gelände ist wirklich sehr schön am Flüsschen Böhme gelegen. Und neben den üblichen Einrichtungen wie Waschraum und Spülküche gibt es Aufenthalts- und Trockenräume und sogar eine Bibliothek.

Die Bauwagen kann man mieten!

Auch das Kochen am Abend ist doch ein ganz anderer Spaß, wenn es schön warm ist. Das sieht doch gleich viel besser aus, oder?

Heute
Vor eineinhalb Wochen

Nach der Reise ist vor der Reise

Steinhuder Meer nach Schwarmstedt

20. April 2024, 46 Kilometer

Liebe Freunde des Wander- und Radsports,

so schön das Radeln im Frühling auch ist – es ist auch gleichzeitig verdammt kalt in diesen Tagen!

Tagelang haben wir versucht, die gute Stimmung und den Sportsgeist im Team Friedel und Steffi aufrecht zu erhalten … aber die Kälte hat uns mürbe gemacht!

An unserem erzwungenen Pausentag hatten wir jede Menge Zeit, die Wetteraussichten zu checken und uns zu überlegen, wie wir weiter verfahren wollen. In Stade sind für Dienstag – 3 (in Worten: Minus drei!) Grad angesagt. Bei solchen Temperaturen wollen wir auf keinen Fall draußen schlafen. Also haben wir schon mal Hotels und Apartments am Weg ausgekundschaftet.

Am Sonntag brechen wir unser Zelt am Steinhuder Meer ab und sind guter Hoffnung, einen sonnigen und halbwegs warmen Tag zu erleben. Die morgendliche Sonne verschwindet aber sehr schnell hinter den Wolken und noch dazu kommt ein fieser Wind auf. Das Thermometer zeigt offizielle sieben Grad, aber mein rechter Fuß ist seit Stunden taub vor Kälte und unsere Hände bei einer Radelpause so kalt, dass Friedel und ich es nicht schaffen, die Verpackung unserer Kaminwurzn aufzufummeln. Wenn man schon tagsüber so böse friert, dann macht die ganze Aktion echt keinen Spaß mehr, da sind wir uns beide sofort einig. Und die Aussichten für die nächsten Tage sind mitnichten rosiger!

Eigentlich wollten wir heute bis nach Bad Fallingbostel in die Südheide radeln. Auf halber Strecke steigen wir jedoch in Schwarmstedt in den Zug, der uns mit akzeptablen zwei Umstiegen und zweieinhalb Stunden Fahrzeit zurück nach Hause bringt.

So wollen wir gemütlich auf dem Sofa ein wenig abwarten, bis es wieder wärmer wird. Freut euch mit uns auf die Fortsetzung unserer Radreise im Mai!

Ausgebremst!

Frühstück auf der Tarp-Terrasse!

Campingplatz Nordufer am Steinhuder Meer
4 Fußkilometer
19. April 2024

Das hatten wir auch noch nicht. Gerade mal zwei Tage gefahren und schon ein Pausentag!

Für heute waren starke Regenfälle und Sturmböen angesagt. Das stimmt auch so, aber zwischendurch kommt immer wieder mal die Sonne raus. Echtes Aprilwetter halt!

Wir schlafen ein wenig länger und frühstücken im strömenden Regen unter dem Tarp, das Friedel gestern Abend sinnigerweise noch aufgebaut hat. Sehr praktisch, denn so müssen wir nicht den ganzen Tag im Zelt hocken!

Im neuen Zelt kann man es auch aushalten. Selbst Friedel mit seinen fast 1,90 Metern kann locker aufrecht sitzen und wir drehen auch zu zweit hier drinnen nicht durch.

Robens Lodge 3

Wir schaffen es, am Vormittag einige Regenlücken zu nutzen und einen Spaziergang zum See zu unternehmen. Zum Glück hat der Campingplatz einen kleinen Kiosk, so können wir uns mit dem Nötigsten für den Tag eindecken.

Andere Regenpausen verbringen wir auf einem Findlings-Haufen neben dem Zelt. Es gibt hier nämlich keine Tische und Bänke und wir können nicht immer auf dem Boden sitzen. Dabei verplaudern wir so manche Minute mit unseren netten Wohnwagen-Nachbarn aus Schieder-Schwalenberg.

Mir fällt auf, dass wir seit drei Tagen – quasi ununterbrochen bis auf die Nächte – unsere Regenhosen- und Jacken tragen. Die halten den Wind ab und sind dazu sehr praktisch, denn wir können uns damit quasi in den größten Dreck setzen. Wir frieren auch kaum, außer an den Händen. Die Waschräume sind aber nicht weit, da füllen wir immer wieder mal unsere Wasserflaschen mit warmem Wasser und wärmen unsere Hände auf. 🙂

Unsere Ausrüstung hat sich bisher sehr bewährt: Wir haben faltbare Isomatten und darüber acht cm dicke Luftmatratzen, die ergeben zusammen eine ISO-Wert von 8,4 (für die Ausrüstungsfreaks unter euch, die es interessiert). Wir haben zwei, denn falls die Luftmatratze undicht wird – wie auf unserer Weserberglandtour passiert – haben wir immer noch die Faltmatratzen als Ersatz.

Unsere neuen Kunstfaser-Schlafsäcke von Sea-to-Summit sollen eine Komfort-Temperatur bis null Grad haben. Sowas stimmt aber quasi nie, ohne unsere warme Merino-Skiunterwäsche würden wir frieren. Die drei Grad heute Morgen haben wir aber locker ausgelegen!

Für die Tour habe ich meinen 30 Jahre alten Trangia-Kocher vom Dachboden geholt. Im Allgemeinen ist der einfach praktischer als der Ultralight-Kocher, den wir sonst zum Wandern benutzen. Was das Gewicht angeht, sind wir auf dieser längeren Fahrradtour nämlich nicht so pingelig, aber etwas Bequemlichkeit muss sein. Stühle haben wir aber trotzdem keine dabei! 🙂

Der Trangia-Kocher hat eine neue Non-Stick-Pfanne bekommen. So können wir auch mal Spiegeleier braten!

Was wir auch wieder ausgegraben haben: Unsere uralten E-Reader. So wird uns der Lesestoff an schmuddeligen Tagen hoffentlich nicht ausgehen. Also alles gut!

Ab morgen soll das Wetter besser werden und wir freuen uns, dass es wieder weitergeht. Wir sind aber auch froh, dass wir heute hier pausieren konnten. Gelangweilt haben wir uns bisher nicht!

Camping im April … vielleicht doch zu früh?

Seesen nach Arnum bei Hannover: 84 Kilometer 337 Höhenmeter

Arnum zu Steinhuder Meer: 60 Kilometer, 150 Höhenmeter

Gefahren am 17. und 18. April 2024

Vollmundig hatten wir ja angekündigt, dass wir am Dienstag Richtung Norwegen aufbrechen wollen. Das Wetter war aber als sehr schlecht angekündigt und wir haben die Abreise um einen Tag verschoben – und uns dann voll geärgert, weil es am Dienstag den ganzen Tag in Seesen kaum geregnet hat!

Am Mittwoch soll es besser werden und wir starten bei tiefen Temperaturen, aber es ist zunächst trocken. Wir radeln erst einmal auf bekanntem Terrain, denn dem Ambergau-Radweg bis zum Schloss in Derneburg kennen wir schon. Allerdings sind wir ihn noch nie im strömenden Regen gefahren!

Schon in Schlewecke haben wir eigentlich die Nase voll. Die Füße sind nass, die Finger steif, wir sind versucht umzukehren. Regen ist ja an sich okay, aber die Windböen und der Temperatursturz von mehreren Graden – in der Kombination war das so nicht angesagt!

Zum Glück wird es am Nachmittag etwas besser. Die Sonne kommt raus und es windet nicht mehr so stark, aber die Sonne wärmt nur wenig. Seit Mittag sind wir auf dem Innerste-Radweg unterwegs und wir machen extra einen Umweg, um die Stelle anzusehen, wo die Innerste in die Leine fließt. Spannend, denn die junge Innerste fließt nur etwa acht Kilometer an unserem Heimatort vorbei.

Links Leine, rechts Innerste

Wir halten tapfer durch und bauen schließlich unser Zelt auf dem Campingplatz am Arnumer See auf – immerhin im Trockenen…

Neben uns gibt es scheinbar nur zwei andere „Durchgangscamper“-Parteien, beide in Wohnmobilen.

Sooo kalt ist es gar nicht, wenn man sich mehrschichtig warm anzieht. An unserem Platz haben wir eine coole Picknickbank und genießen unsere Trangia-Erbsensuppe in der Abendsonne. Eigentlich ist es ein super Abend am See, eben nur lausekalt!

Die Nacht ist besser als erwartet. Wir liegen wollig und langärmlig in den Schlafsäcken und werden nur von streitend-schnatternden Gänsen gestört.

Der Donnerstag ist ein guter Tag. Zwar ist es kalt, aber es gibt nur wenige wirklich kurze Regenschauer. Der größte Teil der Strecke verläuft durch Hannover entlang der Leine und wir merken kaum, dass wir in einer Großstadt unterwegs sind. Naturnahe Abschnitte wechseln sich ab mit sehr urbanen Ansichten.

Zwei kleine Abstecher zum Schloss Herrenhausen und zum Kloster Marienwerder gönnen wir uns. Die vollgepackten Räder wollen wir jedoch nicht unbeaufsichtigt stehen lassen und so stromern wir nur kurz über das Arreal. Wir nehmen uns vor, ein anderes Mal ohne das ganze Gepäck zurückzukehren.

Herrenhäuser Gärten
Urbanes Schloss
Klostergarten Marienwerder

Durch diverse Hannoveraner Vororte geht es weiter nach Neustadt am Rübenberge. Wir unterfahren die A2 am legendären Autohof Garbsen. Da haben wir mit dem Auto schon Pause gemacht, aber mit den Rädern suchen wir schnell das Weite!

Schnurgeradeaus geht es vor und nach Neustadt am Rübenberge. Ein Teil der Trasse teilen wir uns mit dem legendären Fernwanderweg E1. Die wunderschöne Strecke durch den Wald gehört zu den Highlights des Tages.

Auch das Steinhuder Meer ist den Abstecher abseits des Leine-Heide-Radwegs wert. Beide waren wir hier noch nicht und wir genießen. – wenn auch nur für eine halbe Stunde – einen Hauch vom Meer. Wie wir gelesen haben, ist das „Meer“ der neuntgrößte See Deutschlands.

Leider ist für morgen bereits in der Frühe Starkregen angesagt. Und der beginnt schon jetzt, um kurz nach acht. Egal – das Zelt steht und die Schlafsäcke sind ausgepackt. Alles andere sehen wir morgen!

Camping „Nordufer“

Ausrüstungscheck im Landkreis Nordheim – Gut gerüstet für den nächsten Trip?

Seesen nach Würgassen 81 Kilometer
Würgassen nach Northeim 64 Kilometer
Northeim nach Seesen: 44 Kilometer

Gefahren am 20., 21. und 22. März

So eine positive Resonanz gab es bisher auf keiner unserer Radtouren – Daumen hoch von Autofahrern, Frei-Ouzos in der Campingplatz-Gastronomie … Scheinbar lohnt es sich, so früh im Jahr schon mit großem Equipment unterwegs zu sein!

Tatsächlich können wir uns nicht erinnern, schon jemals im März im Zelt übernachtet zu haben. Aber für unsere große Norwegen-Tour ab morgen haben wir uns einige neue Ausrüstungsgegenstände zugelegt. Wärmere Schlafsäcke, dickere Luftmatratzen, ein sturmsicheres, recht geräumiges Zelt. Auch der eine oder andere Luxusgegenstand hat sich in unsere Radtaschen geschlichen – Dinge, die das Campen einfach leichter und angenehmer machen. Wir haben nämlich vor, demnächst mindestens zwei Monate unterwegs zu sein und dabei wollen wir flexibel bleiben und möglichst viel im Zelt übernachten.

In unsere kleinen Ultralight-Radtaschen passt der ganze Krempel nun wirklich nicht mehr rein und so haben wir uns Gepäckträger angeschafft und zwei große wasserdichte Säcke, in denen die voluminösen neuen Gegenstände alle Platz finden. Beide haben wir nun locker sieben Kilo mehr auf dem Rad und beim Probepacken stelle ich fest, dass ich mein Fahrrad nicht mehr anheben kann. Mit einem lockeren Hüftschwung mein Bike über umgestürzte Bäume heben, wie noch letztes Jahr im Baltikum – das werde ich auf keinen Fall mehr schaffen! Werden wir mit dem Gewicht überhaupt die norwegischen Berge hochkommen?

Zum Glück werden wir uns bei der geplanten Tour durch Dänemark, Schweden und Norwegen wohl nicht durch das Dickicht schlagen müssen. Der Nordseeküstenradweg Eurovelo 12 soll größtenteils über befestigte Wege und geteerte Straßen verlaufen. Trotzdem fragen wir uns, ob wir nicht ein wenig zu viel Gepäck auf den Rädern haben. 40 Kilo Radgewicht zu handhaben ist schon etwas anderes, als mit Ultralight-Ausrüstung unterwegs zu sein. Eine Probefahrt zur Weser soll es zeigen!

Tatsächlich sind für Ende März schon ein paar schöne Tage mit steigenden Temperaturen angesagt und glücklicherweise sind wir zeitlich so flexibel, dass wir die ersten dreifrühlingshaften Tage gleich nutzen können., um uns in Richtung Weser aufzumachen. Wir sind hochmotiviert und hoffentlich so gut ausgerüstet, dass wir auch ein paar kältere Nächte im Zelt aushalten können.

Jedoch ist es gar nicht so einfach, Campingplätze zu finden, die so früh im Jahr schon geöffnet haben. Die meisten öffnen erst im April und so tüfteln wir hin und her, bis wir eine annehmbare Route mit drei halbwegs angenehmen Tagesetappen zusammengestellt haben. Von Seesen aus wollen wir am ersten Tag über den Solling bis zur Weser fahren, schließlich soll die Tour schon ein wenig bergig sein. 80 Kilometer mit über 700 Höhenmetern – für den ersten Radreisetag in diesem Jahr ist das schon eine Hausnummer!

Relativ schnell haben wir uns nach der Abfahrt an das zusätzliche Gewicht gewöhnt. Beim Anfahren dauert es etwas länger, bis man wieder Fahrt aufgenommen hat. Aufpassen muss man auch beim Auf- und Absteigen, dass man nicht mit dem Fuß an der dicken Rolle auf dem Gepäckträger hängen bleibt und das Gewicht auch hält. Insgesamt schlagen wir uns aber tapfer und auch, als es nach Dassel so richtig hoch in den Solling geht, lassen wir uns nicht verdrießen. Halb fahren wir, halb schieben wir, aber es geht besser, als wir gedacht haben.

Nicht so schön sind Teile der Strecke, die ohne Radweg den Berg hoch führen. Die deutschen Autofahrer überholen jedoch überaus rücksichtsvoll mit großem Abstand und manch einer hebt sogar anerkennend den Daumen – Zwei ältliche Bio-Biker im Spät-Winter mit großem Gepäck, wow! 🙂

Auch am Campingplatz Axelsee werden wir gefeiert, denn wir sind die ersten Zeltcamper in diesem Jahr. Wir schlagen unsere neue textile Behausung auf der vollkommen leeren Zeltweise auf, mit Blick auf den See und mit alleinigem Nutzungsrecht der Grillhütte am Ufer – Besser geht es nicht!

Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Gastronomie auf dem Platz wieder öffnen würde. Schon mehrmals waren wir hier und mit Fug und Recht könnte der Axelsee damit werben, Friedels und Steffis Lieblings-Campingplatz zu sein. Seit Corona gab es jedoch keinen Pächter mehr für die Gaststätte auf dem Platz und wir haben uns für unseren ersten Camp-Abend extra mit Bier und Eintopf ausgerüstet.

Aber schon beim Wasserholen wird Friedel vom neuen Pächter André abgefangen und darüber informiert, dass heute die große (zweite) Eröffnungsparty stattfindet. Er ist schwer beeindruckt, dass wir mitnichten im Wohnmobil schlafen, sondern „wie früher“ mit dem Zelt unterwegs sind. Unbedingt müssen wir auf ein Bier vorbei schauen!

Wir essen natürlich erst unseren Eintopf und trinken unser mitgebrachtes Bier vor der Grillhütte. Früh wird es jedoch dunkel und kühl und so machen wir uns auf, die neu lackierten Tische in der Gaststätte mit einzuweihen.

Wir sind fast die einzigen Partygäste und erhalten die volle Aufmerksamkeit des neuen Chef de Cuisine der Campingplatz-Gastronomie. Da wir schon gegessen haben, werden wir mit Getränken bei Laune gehalten: Bier aus der Flasche und mehrere kostenlose Ouzos, gegen die wir uns zu späterer Stunde zunehmend wehren müssen. Ein fulminanter Saisonstart!

Die Nacht ist erstaunlich warm und unsere neuen Schlafsäcke können bei den hohen Temperaturen nicht so ganz zeigen, was sie hoffentlich können. Geweckt werden wir durch das extrem penetrante Schnattern der Gänse am See und den lauten Flügelschlägen der Kormorane über unserem Zelt. Gibt es Besseres?

Der nächste Tag besticht zunächst durch eine wunderbare Fahrt entlang der Weser von Würgassen bis Lippoldsberg. Das heutige Ziel Northeim (bei Göttingen) erreichen wir durch eine Fahrt entlang der Schwulme und einer erneuten Überquerung der Solling-Höhen. Eine wunderschöne Strecke, bei der wir uns erneut beglückwünschen, in was für einer tollen Gegend wir gelandet sind. Bei Kilometer 40 – am höchsten Punkt der heutigen Strecke mit mit Blick auf Hardegsen und den Harz – bemerken wir jedoch zu unserem Entsetzen, dass mein Portemonnaie verschwunden ist. Das müssen wir in Lippoldsberg im Supermarkt vergessen haben!

Kurzerhand beschließen wir, die letzten zwanzig Kilometer zurück zu rasen, was bergab ein wildes Vergnügen ist – das alles sind wir wirklich bergauf gefahren?

Wir sind uns sofort einig, dass wir da nicht noch einmal hochfahren wollen. Glücklicherweise hat tatsächlich ein freundlicher Mitbürger meine Geldbörse an der Kasse abgegeben. Uuuuff!

In der Nähe gibt es erfreulicherweise einen Bahnhof mit einer Verbindung nach Northeim. So halten wir das anvisierte Tagespensum von 64 Kilometern heute ungefähr ein, allerdings haben wir Hardegsen nicht gesehen. Das machen wir dann ein andermal!

Aber wenn wir schon mal mit den Rädern und Zug unterwegs sind – natürlich gibt es im Bahnhof Bodenfelde keinen Lift. Friedel schafft es tatsächlich, beide vollgepackte Räder die Treppen hochzuhieven. Alle Achtung, das hätte ich nicht geschafft!

Natürlich liegt der Campingplatz „Sultmer Berg“ in Northeim hoch oben am Berg. Selbst beim Schieben der Räder kommen wir ganz ordentlich ins Pusten.

Der Campingplatz dort wird uns so schnell nicht wieder sehen. Zwar ist er sehr ordentlich und punktet mit einem Aufenthaltsraum für Zelter und einer Camping-Küche. Aber das Rauschen von der Autobahn im Leinetal ist ohrenbetäubend, finden wir. Auch fehlt uns hier ganz wesentlich die Naturnähe. Ein ordentlicher Campingplatz, aber nicht nach unserem Geschmack.

Auch diese Nacht taugt nicht, das Temperatur-Limit unserer Schlafsäcke auszutesten. Im Verlauf der relativ kurzen Rückfahrt nach Seesen (40 Kilometer) frischt es jedoch sehr auf und es entwickelt sich ein fieser Gegenwind, der die Rückfahrt recht beschwerlich macht. Aber schön ist die Gegend trotzdem!

Fazit: Die Tour hat viel Spaß gemacht und uns mitnichten überfordert. Wir denken, dass wir – zumindest was die Ausrüstung betrifft – gut gerüstet sind. Wir haben gut geschlafen und die Investition in die dickeren Matratzen hat sich voll gelohnt. Mit den Rädern können wir das zusätzliche Gewicht gut stemmen. Nur beim Wandern müssen wir jedoch weiterhin mit unseren kurzen, schmalen Therm-a-Rests auskommen.

Seit der Probetour sind weitere drei Wochen vergangen, in denen der Frühling weiter fortgeschritten ist. Jetzt wird’s ernst: Wenn ihr wollt, könnt ihr uns ab morgen auf unserer Tour von Seesen bis an die Fjorde Norwegens folgen. Drückt uns dafür die Daumen!

E11 – Mission im Westen erledigt!

Unspektakuläres Ende des E11 an der Nordseeküste in Scheveningen

Boskoop nach Schevenigen (Den Haag)

43 Kilometer, 173 Höhenmeter

Gefahren am 19. September 2023

Anfang und Ende des Markramerpads, westlichster Endpunkt des E11

Gestern haben wir – etwas unfreiwillig – einen Pausentag eingelegt. Die Wetteraussichten waren grauslich und Friedel doch arg angeschlagen. Bei dem Wetter jagt man doch keinen Hund vor die Tür, vor allem keinen erkälteten!

So freuten wir uns ab Mittag ganz besonders über das trockene Zimmer, während draußen das Unwetter tobte, mit Starkregen und Sturmböen. Hier wirkt es, als wäre der Sommer nun tatsächlich zuende!

Leiden

Heute geht es dann weiter, über Leiden nach Den Haag und Scheveningen, dem Stadtteil an der Nordsee. Dort, am Nordsee-Boulevard, gegenüber dem Kurhaus, soll das Ende bzw. der Anfang des E11 sein. Nun denn, hoffentlich schaffen wir es vor dem neuen Regen, der ab dem frühen Nachmittag angekündigt ist …

Der E11-Schlenker über Leiden ist eigentlich ein Umweg. Wir finden aber, dass die Stadt auf jeden Fall die Extratour wert ist. Schöne Grachten, nette Häuschen und insgesamt eine sehr angenehme Atmosphäre machen den Ort zu etwas Besonderem. Aber merkwürdig leer ist es hier heute Morgen!

Der Weg von Leiden Richtung Den Haag ist leider gar nicht schön. Es geht städtisch an Ausfallstraßen entlang und eigentlich kaum durch Natur. Als wir am Rand einer Dünenlandschaft vorbei fahren, macht Friedel den Vorschlag, gar nicht durch Den Haag zu fahren, sondern lieber an der Küste entlang. Zwar führt der E11 durch die Stadt, aber auf die haben wir heute überhaupt keine Lust mehr. E11-Purismus hin- oder her, wir wollen endlich ankommen, und zwar möglichst trocken!

Durch die Dünen geht es bergauf und bergab und am Ende auch noch ziemlich im Gegenwind. Trotzdem glauben wir, dass die Strecke eine gute Wahl ist. Von der Nordsee sehen wir noch nichts, denn die versteckt sich hinter den Sandbergen.

Scheveningen ist das größte Strandbad der Niederlande. Auf dem Boulevard wird im Sommer bestimmt so richtig viel los sein, Strandbar reiht sich an Strandbar, auf beiden Seiten und in den Nebenstraßen. Heute aber weht der Wind ganz heftig und der Strand und die Vergnügungsmeile sind fast leergefegt. Ein paar letzte, wackere Urlauber stemmen sich gegen Wind und Nieselregen, darunter Steffi und Friedel.

Hurra, das Meer!
Das Kurhaus von Scheveningen

Wir sind froh, dass wir schon um 14:00 Uhr im Hotel einchecken können, denn mittlerweile regnet es wieder Bindfäden. Trotzdem wollen wir abends noch einmal raus, einen letzten Blick auf die Nordsee werfen und Fisch essen. Wir haben nämlich beschlossen, morgen nach Hause zu fahren. Das Wetter soll bis Sonntag sehr regnerisch bleiben und wir radeln dann halt ein anderes Mal auf dem Nordseeküstenradweg weiter.

Was den E11 angeht: Ein paar Tagestouren im Harz und im Leinebergland fehlen uns noch, die erledigen wir von zuhause aus. Dann haben wir den E11 von der Nordsee bis nach Litauen mit ca. 3000 Kilometern komplettiert. Ob und wie es mit Lettland und Estland weiter geht, werden wir sehen.

Bis bald dann, im Herbst!

E11 – Abgesoffen …

Von Voorthuizen nach Boskoop

85 Kilometer, etwa 250 Höhenmeter

Gefahren am 17. September 2023

Wir wachen davon auf, dass der Regen aufs Zeltdach trommelt. Erst mal finden wir es recht gemütlich, aber um 7:00 Uhr dann nicht mehr. Es regnet nämlich noch immer Bindfäden und ewig können wir nicht im Zelt liegenbleiben.

Wir kochen Kaffee in der Spülküche und packen schließlich ein klatschnasses Zelt ein. Da der Wetterbericht auch für den Abend keine trockenen Aussichten verheißt, hab ich schon gestern nach halbwegs erschwinglichen Hotels auf der Route gesucht. Da können wir und das Zelt dann trocken. Das Preisniveau bei den Hotels ist hier echt hoch. und ich buche letztendlich ein Hotel etwa 20 Kilometer abseits der Route, in Boskoop.

Die ersten drei Stunden unserer Tour heute schüttet es. Es SCHÜTTET! Waldwege werden zu Tümpeln, Radwege zu Flüssen. Wenn ich hinter Friedel fahre, muss ich immer ordentlich Abstand halten, sonst gibt es eine Dusche von seinem Hinterreifen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals für längere Zeit in so einem Dauerschauer unterwegs gewesen zu sein. Horrible!

Fotografieren – unmöglich. Wir haben versucht, alles Wichtige wirklich wasserdicht zu verpacken, was uns halbwegs gut gelungen ist. Aber leider gibt es deshalb keine Fotos von der sehr sehenswerten Stadt Amersfoort und der hübschen Heidelandschaft drumherum. Durch die Bindfäden konnten auch wir leider kaum Details erkennen. Schade!

Sämtliche Bilder sind von der zweiten Tageshälfte, als es endlich aufhört zu regnen. Erstaunlich finden wir, dass sofort alle holländischen Radfahrer wieder aus der Deckung auftauchen. Im Regen hatten wir die Wege fast für uns allein und plötzlich sind sie wieder unterwegs!

Die Stadt Woerden liegt nicht direkt am E11, ist aber die Partnerstadt meines Geburtsorts. Ich frage mich, wie die deutsche Gemeinde an eine sooo schöne Partnerstadt gekommen ist. Woerden wird von Grachten durchzogen und punktet mit einem trutzigen Kastell und schickem Marktplatz. Meine Heimatgemeinde wirkt dagegen viel blasser …

Unsere verspätete Mittagspause verbringen wir an einem Kanal, an dem wir langsam trocknen. Was meine Erkältung angeht, geht es mir mittlerweile wieder recht gut. Allerdings schnieft Friedel jetzt und meine Mutter habe ich vor unserer Tour auch flugs angesteckt. Sorry! 😔

Unser Hotel liegt im Dorf Boskoop, da wo der gleichnamige Apfel herkommt. Die einzige Brücke im Ort über den Fluss Gouve ist gesperrt und wir müssen die temporäre Fähre nehmen. Wir stehen bestimmt zehn Minuten in der Schlange, bis der Kahn auf unserer Seite anlegt. Da fast alle Passagiere Fahrräder dabei haben, füllt sich der Kahn recht schnell und direkt vor uns legt der Fährmann die Kette vor den Eingang. Also müssen wir eine weitere Runde warten …

Unser Hotel liegt über einem asiatischen Restaurant und am Abend buchen wir uns in das All-you-can-eat-Buffet ein. 35 Euro pro Person inklusive Getränke erscheint uns zunächst recht viel, aber wir sind wirklich begeistert: Indonesisch, Japanisch, Chinesisch, alles ist dabei und allein die Dessert-Ecke inklusive illuminiertem Schoko-Brunnen ist eine Reise nach Boskoop wert. Bestimmt 500 Gäste nehmen hier heute Abend teil. Burps!