Es ist angerichtet!

Viele Gedanken haben wir uns darüber gemacht, was wir essen wollen, wenn kein Pub am Ende des Tages winkt. Weitwanderer verputzen angeblich pro Person ein Kilo Proviant pro Tag, haben wir gelesen. Da wir hoffen, immer nach drei Tagen wieder in einen Ort mit Einkaufsmöglichkeit zu kommen, tragen wir hoffentlich nicht mehr als drei Kilo Proviant mit uns herum.

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Unsere sechs Kilo Marschproviant für die ersten drei Tage

Allerdings haben wir auf unserer Trainings-Wanderung auf der Alb gemerkt, dass das Kilo für uns zu viel ist – Vielleicht gilt die Faustregel mit den 1000 Gramm, wenn nach einigen Tagen der sogenannte Hiker-Hunger richtig zuschlägt?

Et voilà – hier ist unser Menü pro Person pro Tag:

Zum Frühstück gibt es jeden Tag ein Amaranth-Müsli mit Crunchies, Crawnberries, gefriergetrockenten Blau- oder Erdbeeren und Soja- und Milchpulver: Heiß serviert auf dem Caldera-Cone-Kocher! Dazu frischen Kaffee „à la Cowboy“, also der gute, alte Prütt-Kaffee! (200g pro Tag pro Person)

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Frühstück!

Für den Mittagssnack gibt es ein kräftiges Vollkornbrot (ja, das wiegt, aber wir können nicht ohne!) mit Käse und Salami. Außerdem haben wir am Anfang noch Schokolade und das selbst gebackene Früchte-Brot dabei. Später müssen wir dann auf lokale Produkte ausweichen. Das muss gehen! (ca. 400g pro Person pro Tag)

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Mittag-Snack und die eiserne “Vogelfutter”-Ration 🙂

Am Abend wird zünftig auf dem Kocher gekocht. Folgende Varianten sind vorgesehen:

  1. Kartoffelbrei mit der guten alten Erbswurst, Röstzwiebeln und einer Sauce aus Ghee, Speck und Tütensuppe „Champignon“ aus dem Bio-Laden. Wahlweise mit Parmesan.
  2. Mie-Nudeln (geringe Kochzeit!) mit gefriergetrocknetem Suppengemüse und einer Ghee-Curry-Sauce mit in Brühe eingeweichtem Sojabohnen- Curd.
  3. Basmati-Reis (in heißem Wasser im Schlafsack gegart) mit Suppengemüse, Röstzwiebeln und Salami/Speck-Ghee-und Tomatensauce aus der Tüte. Dazu Parmesan (ca. 200g pro Person)

Dazu gibt es als Nachtisch jeweils einen Fruchtriegel, also 50g pro Person und Earl-Grey-Tee.

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Wahlweise ließe sich das Ghee auch super mit pflanzlichem Zwiebelschmalz ersetzen. Was die Kalorien angeht, lassen sich beide kaum toppen!

Für den Zwischendurch-Hunger und den Notfall gibt es gehaltvolles „Vogelfutter“: Für Friedel ein mit Hasel- und Erdnüssen gestrecktes Studentenfutter. Steffi reagiert allergisch auf die klassischen Nüsse. Daher hat sie sich eine individuelle Mischung mit gesalzenen und ungesalzenen Pistazien und Sonnenblumen- und Kürbiskernen zusammengestellt. Da sie eh nicht so viel Süßes isst, ist sie damit super zufrieden! (ca. 700 Gramm pro Person insgesamt) 

Das sind also pro Person 850g pro Tag plus soviel von der Nussmischung, wie nötig ist. 

Wenn wir dann die Cairngorms hinter uns haben, müssen wir sehen, was wir so in den schottischen Supermärkten finden. Aber Nudeln, Schokolade, Reis und Tütensuppen gibt es überall und statt Ghee nehmen wir auch Butter. Ranzig wird sie bei den kühlen Temperaturen wohl kaum werden. Brot und Salami werden wir wohl auch in der Regel finden. Wir werden euch berichten, wie es geschmeckt hat! 🙂

Diese Sachen kommen mit. Koste es, was es wolle!

Wir bewundern ja diese kernigen Ultralight-Wanderer, die in kurzen Hosen, mit einem minimalen Laufbursche-Pack auf dem Rücken und unter sieben Kilo Basisgewicht an uns vorbeitänzeln. Einige haben nicht mal einen Kocher dabei!
Obwohl wir uns echt Mühe gegeben haben, haben wir beide auf jeden Fall zwei Kilo mehr Basisgewicht als die Profis auf dem Buckel. Wir sind halt zu bequem!

Auf ein paar Dinge können wir nämlich nicht verzichten. Wir haben wirklich mit uns gerungen, ob wir dies und das nicht doch zuhause lassen könnten. Aber nein … der Kram muss mit!

Hier nun eine Liste mit zehn (für andere überflüssigen) Ausrüstungsgegenständen, die man auf keiner Liste der UL-Wanderer findet, die für uns aber unentbehrlich sind!
Die schwersten Sachen kommen dabei zuerst, so dass ihr gleich wisst, was ihr auf keinen Fall mitnehmen solltet! 🙂

  1. Ein zweites Paar Laufschuhe (594 Gramm Steffi, 724 Gramm Friedel)
    Immer wieder sehen wir Wanderer in durchgeweichten schlammigen Wanderstiefeln im Restaurant. Wir hingegen wollen so früh wie möglich aus den nassen Dingern raus und trockene Socken und Schuhe anziehen. Auch die B&B-Gastgeber gucken nur halb so genervt, wenn man mit sauberen Sneakers ihren geheiligten britischen Teppichboden betritt. Okay, leichte Ersatz-Schuhe wie Crogs oder Hüttenschuhe würden es eventuell auch tun, das haben wir alles schon probiert. Aber wir wollen uns abends doch noch die Stadt oder den Wasserfall oder den Sonnenuntergang ansehen, und da kommen oft noch so einige Kilometerchen zusammen. Und wenn man sich eine Blase gelaufen hat oder der Schuh mal drückt, kann man einfach die Schuhe wechseln. Das zweite Paar Brooks bzw. Asics ist wichtig!
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Falsch!
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Richtig!

2. Unsere 750-ml-Thermosflasche Alfi (500 Gramm)
Die Vorteile der Flasche kommen besonders zur Geltung, wenn es nass und schmuddelig ist: Eine schöne heiße Tasse Tee und die Welt sieht gleich wieder viel besser aus! In Sonne, Sturm, Hagel und Dauerregen haben wir schon hunderte von Teepausen genossen. Und auf keinen Fall will ich im Sturm mit dem Spirituskocher rumfiddeln. Alfi. Muss. Mit.

It’s teatime!

3. Die Powerbank (394 Gramm)
Wir sind beide nicht ganz sattelfest im Karten- und Kompasslesen. Unsere Karten-App braucht aber Strom. Außerdem wollen wir auch abends im Zelt mal lesen oder den einen oder anderen Artikel vorbereiten. Das Ding lädt etwa sechs mal die Handys und einmal die Foto-Akkus. Überlebenswichtig!

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Bluetooth-Tastatur und Power-Bank

4. Gamaschen von Outdoor Research (189 bzw. 216 Gramm)
Wenn es so richtig nass und matschig ist, dann funktionieren sie am besten: Die Gamaschen bedecken halb die Schuhe und gehen bis zum Knie. Spritzwasser, das Tropfwasser von Gräsern und Bäumen und der Schlamm aus Pfützen bleiben auf den Gamaschen und nicht auf der Hose oder dem Bein. An kalten Tagen behalten wir sie auch an: Sie wärmen nämlich auch ganz ordentlich. Und wenn man sie nicht mehr braucht oder beim Einmarsch ins B&B manierlich aussehen möchte: Ritsch-ratsch ab mit den Dingern. Nie mehr Hosen waschen. Die Gamaschen sind auf jeden Fall dabei!

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Neulich auf dem Kinder Scout

5. Die externe Blue Tooth Tastatur (168 Gramm)
Natürlich könnten wir unsere Notizen abends emsig mit dem Stummelbleistift ins Notizbuch kritzeln. Aber auch das wiegt etwas. Oder uns auf der Handy-Tastatur die Finger brechen. Nein, denn wir sind über 50 und sehen nicht mehr so gut. Die Tastatur sollte es auf Rezept geben!

6. Spenglersan und Traumeel (zusammen 100 Gramm)
Beide sind homöopathisch. Spenglersan stärkt unser Immunsystem und sorgt dafür, dass wir uns nicht (so stark) erkälten. Traumeel hilft bei Zerrungen, Blutergüssen, Schwellungen, Verstauchungen, pipapo. Wir sparen ja schon und nehmen nur die Hälfte der kleinsten Packung mit. Auch wenn ihr uns nicht glaubt: Beide haben uns schon einige Male das Weiterlaufen gerettet. Keine Diskussion!

7.  Vier Packungen Taschentücher (zusammen 100 Gramm)
Der Profi schnäuzt sich im Gehen. Er hält sich einfach ein Nasenloch zu und lässt den Rotz elegant links und rechts des Weges abfließen. Ich aber kann’s nicht und finde es überhaupt eklig. Deshalb erhalten Friedel und ich schon lange jeweils ein Taschentuch pro Tag, streng rationiert. Es geht nicht ohne!

8. Zwei Sitzmatten (jede 32 Gramm)
Wir haben sie aus einer alten Isomatte pogerecht herausgeschnitten. Wir erwarten nicht, dass wir in Schottland auf Parkbänke treffen. Baumstümpfe, auf denen man sich für eine Pause niederlassen könnte, gibt es auch eher selten. Mit den Sitzmatten können wir auf jeder Torfkante, jedem Grasbult eine Pause einlegen. Purer Luxus!

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Das war 2014 in Wales. So lange halten die Matten schon!

9. Kleine Schaufel (35 Gramm)
In den USA waren wir mal auf einem Trail, da waren die Schaufeln Pflicht. Warum das? Nun, in der freien Natur gibt es keine Toiletten. Wenn da jeder irgendwo hinmachen würde, wäre das eine schöne Bescherung. Also graben wir ein kleines Loch … et voilá! Toilettenpapier wird übrigens (kontrolliert) verbrannt. Ein Feuerzeug haben wir eh dabei. 

10. Zwei halbe Waschlappen (je 15 Gramm)
Warum hat kein Profi Waschlappen auf der Liste? Waschen die sich in der Wildnis nicht? Oder schlagen sie sich das eiskalte Gletscherwasser unter die Achseln? Wir haben einen Waschlappen in zwei Teile geteilt und hoffen, so halbwegs frisch zu bleiben. Wegen der 30 Gramm muss man sich nicht schämen, oder? 

So, zusammen sind das fast drei Kilo. Teilen wir das durch zwei, schleppen wir allein durch die oben genannten Sachen jeweils 1,5 Kilo mehr als die UL-Wanderer durch die Gegend. Die anderen 500 Gramm sind warme Kleidung und andere Kleinigkeiten. Man sollte sich ja bei jedem Gegenstand fragen, ob man ihn wirklich braucht. Wir aber brauchen die Sachen, unbedingt! Schließlich haben wir ja Urlaub! 🙂

Test: MSR Carbon Reflex: Ob das Zelt wohl hält?

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Das alte und das neue …

Vor mehr als 25 Jahren – schluck! – habe ich (Steffi) mir während des Studiums etwas Geld dazu verdient, indem ich als Verkäuferin in einem Outdoor-Shop in Ost-Westfalen gejobbt habe. Den Laden gibt es schon lange nicht mehr, aber aus dieser nicht immer angenehmen Zeit (Jürgen, Jürgen, was warst du doch für ein Choleriker!) ist mir ein wertvoller Gegenstand geblieben: Ein Hilleberg Nallo 2 der zweiten Generation!

Dieses Zelt war damals das Non-Plus-Ultra in der Outdoor-Gemeinde. Ein Vier-Jahreszeiten-Zelt, robust verarbeitet und mit lebenslanger Garantie. Trotzdem wog es nur 2,2 Kilo, eine Sensation Anfang der Neunziger. Einen ganzen Monatslohn hat mich das Zelt gekostet, trotz Mitarbeiter-Rabatts!
Das Zelt habe ich dann sogar alleine durch Lappland geschleppt und wurde von allen Wanderern um meine Luxus-Herberge beneidet. 🙂

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1991 mit dem Nallo auf dem Kungsleden

Auch bei nachfolgenden Touren war das Zelt mir – und später auch Friedel – in Wind und Wetter immer ein treuer Begleiter. Nach heutigen Gesichtspunkten ist das Nallo 2 zwar nicht ultra-leicht, jedoch hätten wir es auch dieses Mal wieder mitgenommen. Aber  … es fusselt!

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An den Gestängekanälen löst sich großflächig die Beschichtung ab. Das brachte uns ein wenig zum Nachdenken, ob man dem Zelt wirklich noch trauen kann. Wird es dem schottischen Regen trotzen? Noch dazu kommt, dass Friedel das Zelt nie wirklich mochte: Während ich als Zwerg das Nallo eher als geräumig empfand, stieß er immer mit dem Kopf am Innenzelt an und konnte deshalb nicht aufrecht sitzen – unschön!

Außerdem ist das Nallo innen relativ dunkel, fällt zum Fußende schräg ab und hat nur einen Eingang – was Friedel stets das klaustrophobische Gefühl vermittelte, in einem Fuchsbau zu liegen. Solcherlei Einwände ließ ich bisher nicht gelten, aber nach 25 Jahren und der langsamen Auflösung des Nallo könnte man sich vielleicht doch mal ein neues Zelt zulegen?

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Das Nallo 2 innen

Ich machte mich also im Internet auf die Suche nach der idealen Wildnis-Unterkunft: Zwei Eingänge sollte sie haben, groß und natürlich so leicht wie möglich sein. Früher ging man in einen Outdoor-Laden, ließ sich ausführlich beraten, baute verschiedene Zelte auf und am Ende vertraute man einer großen Marke – Hilleberg, Salewa, The Northface. 

Was jedoch die heutigen Ultralight-Zelte angeht, kommen die meisten aus innovativen Kleinstbetrieben in den USA und sind in normalen hiesigen Outdoor-Läden gar nicht zu kriegen. Fündig geworden bin ich online beim Trekking Lite Store. Das MSR Carbon Reflex 3 ist wirklich riesig, hat zwei Eingänge und wiegt sensationelle 1100 Gramm – das ist die Hälfte vom Nallo! Das Beste aber ist das Packmaß: Das Ding ist nur etwas größer als eine ausgestreckte Katze! 🙂

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Nachbars Katze, MSR Carbon Reflex 3 und Nallo 2 im Vergleich

Beim Auspacken war ich dann aber schon skeptisch – das Außenzelt hat ungefähr die Dicke einer Obsttüte und wirkt recht filigran.
Natürlich kann das Zelt so nicht mit der Robustheit eines Hilleberg Nallo mithalten, das ist mir schon klar. Ich will euch hier auch nicht langweilen mit ausführlichen Erörterungen über Wassersäule, Material u.ä. Das ist natürlich alles besser beim Nallo. Aber das geringe Gewicht ist für mich ausschlaggebend – ein Unterschied von mehr als einem Tag Proviant oder elf Tafeln Schokolade!

Ausprobieren konnten wir es noch nicht, so müssen wir den Angaben der Beschreibung vertrauen. Die Kritiken im Internet sind zweigeteilt – Die einen sind begeistert ob des geringen Gewichts und der Geräumigkeit, die anderen eher skeptisch, was den Einsatz in nordischen Gefilden bei Sturm und Kälte angeht. Nun … wir werden sehen!

Anfang Februar haben wir beide Zelte mal auf der Alb aufgebaut, aber noch nicht im Zelt geschlafen. Da war es uns dann doch zu kalt! 🙂

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MSR Carbon Reflex 3 – nur Innenzelt
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MSR Carbon Reflex 3 mit Außenzelt – Nordeingang!

Gern hätten wir das MSR mal auf einer Wochenend-Wanderung ausprobiert, bevor es nach Schottland geht, aber es kam immer etwas dazwischen. Erst waren im Juli zwei brasilianische Gastschüler bei uns …

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Omar und Hugo – von Rio de Janeiro auf die Schwäbische Alb!

… Dann war es zu heiß. Jetzt habe ich eine fette Erkältung … 🙁

So werden wir entweder noch im September oder erst im Oktober vom echten Einsatz des Zelts berichten. Und dann nach dem ersten Sturm die spannende Frage beantworten: Ob das Zelt wohl hält? Und finden wir in der Wildnis überhaupt einen Zeltplatz für das riesige Ding? 🙂

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MSR Carbon Reflex 3 Innenzelt – in ganzer Größe!

Nachtrag 2019: Das MSR-Zelt HAT gehalten! Beim Praxistest in Schottland war es phasenweise ganz schön stürmisch und das Gestänge hat sich merklich gebogen, aber wir blieben trocken. Die Zeltplane blieb längst nicht so straff und es war kälter als im Nallo, aber das geringe Gewicht des MSR-Zelts hat diesen Nachteil ausgeglichen. Wenn wir jedoch planen würden, eine längere Camping-Tour im hohen Norden zu unternehmen, würde ich mich vielleicht doch lieber für ein robusteres Zelt entscheiden – Die Nerven lagen in Schottland im Herbst nämlich blank!
Fast jede zugige Nacht in unserer filigranen Ultralight-Behausung haben wir uns gefragt: Ob das Zelt wohl hält? 🙂

Wasser gibt’s genug in Schottland …

 

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(okay .. das war in Yorkshire ..:-))

… aber ist das auch trinkbar? 🙂

Eigentlich trinken wir auf unseren Touren zu wenig Wasser – meistens nur den knappen Liter Tee, den wir in unserer Thermosflasche mitschleppen. Für warme Tage hatten wir bisher auch noch eine Sigg-Flasche (1 Liter) dabei, die wir aber selten geleert haben. In der Regel sind wir ja auch im Mai bzw. im September/Oktober unterwegs, da ist es in Großbritannien nicht so heiß. Unser Feuchtigkeits-Defizit haben wir am Abend dann einfach mit Ale ausgeglichen!

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Wozu auch unnötiges Gewicht für das Wasser mitschleppen, wenn man es eh nicht braucht?

Im Notfall habe ich auch schon mal Wasser aus einem Bach getrunken, das ist (zum Glück) auch gut gegangen. Aber wie unangenehm ist es denn, wenn man das Wasser aus einem murmelnden Gebirgsbach trinkt und oberhalb des Pfades dann auf eine intensiv bewirtschaftete Schafweide trifft?

Jetzt – haha! – haben wir uns was ganz besonderes zugelegt. Auf diese Neuanschaffungen sind wir ganz besonders stolz. Steffi and Friedel proudly present: 

“Life Straw Go” mit zugehöriger Wasserflasche!

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und ….

Wasserentkeimer “Steripen Adventurer”!

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Der Life Straw wiegt mit Flasche nur 194 Gramm und man kann sich das (unbehandelte) Wasser aus der Flasche direkt durch den Filter in den Mund ziehen. Der Aktivkohle-Filter filtert die Schwebstoffe heraus und angeblich 99,9 Prozent aller Bakterien und Protozoen (z.B. Trichinen) und Chemikalien. Besonders toll: Das Ding braucht keine Batterien!

Nicht so wirksam ist der Filter allerdings bei Viren. Deshalb kommt auch noch der Steripen mit, dessen UV-Licht auch diese eliminiert. Der Steripen wiegt zwar auch noch mal 103 Gramm (inklusive Batterien), aber mit dem Set sind wir dann auf der ganz sicheren Seite. Mit 300 Gramm Gesamtgewicht in der Seitentasche filtern wir uns dann unser „Wasser-to-Go“ und lassen die Sigg zuhause – 700 Gramm gespart!

So können wir (außer Salzwasser) nun jede Art von Wasser trinken!

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Nie wieder frieren!

„Mein Gott Steffi, wollt ihr das nicht Jüngeren überlassen?“ 

„Könnt ihr euch kein ordentliches Hotel leisten?“ 

„Warum macht ihr denn das? Wollt ihr euch nicht erholen?“

Okay okay, auch wir gehören zu den Weicheiern, die eigentlich viel lieber in einem B&B oder in einem Hotel als in einem Zelt übernachten. Auch wenn wir somit keinen magischen Sternenhimmel und Sonnenuntergänge an einsamen Seen erleben – nach mehr oder weniger 20 Wanderkilometern in Wind und Wetter schätzen wir einfach eine schöne warme Dusche, ein ordentliches Abendessen (samt lauwarmem Bier) in einem warmen, gemütlichen Pub und ein weiches Bett unter flauschigen Laken, um unsere müden Knochen zu strecken. 

Die klassischen britischen Inns sind beileibe nicht immer Flüster-Hotels – Essengerüche im Zimmer, laut giggelnde andere Hotelgäste auf dem Flur oder Karaoke-Nights in der Bar unter uns haben schon das eine oder andere Mal das Einschlafen erschwert. Aber das ist nichts zu dem, was uns dieses Mal erwartet: Rund die Hälfte der Nächte werden wir dieses Mal in unserem Zelt verbringen.

Zwar liegt das eine oder andere Bothy auf dem Weg – einfache Wanderhütten mit Holzpritschen und Feuerstelle, …

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 … aber im Herbst ist Jagdsaison und viele der Hütten sind in dieser Zeit von Jägern frequentiert. Nicht auszudenken, dass wir es uns gerade gemütlich gemacht haben, die Tür aufgeht und eine ganze Jagdgesellschaft in Harris-Tweed johlend die Hütte stürmt … Nee, dann doch lieber zelten!

Unsere bisherigen Zelt-Urlaube haben und eins gelehrt: Wir können mit vielen Widrigkeiten beim Campen umgehen – prasselnder Regen auf dem Zeltdach, grunzende Wildschweine oder huckelige Zeltböden sind dem Schlaf nicht gerade förderlich. Aber was ich wirklich, wirklich hasse, das ist die Kälte!!!

So eine Nacht wie damals am Loch Avon, das möchte ich nicht noch mal erleben. Ausgemalt hatte ich mir eine romantische, sternklare Nacht am Strand des von Bergen eingerahmten Sees. Mein Wanderführer empfahl uns sogar ein erfrischendes Bad im glasklaren Wasser!

Stattdessen patschten wir den ganzen Tag im Regen durch ein wassergetränktes Moor. Am Abend war ich so erschöpft, dass ich mit meinen vor Kälte steifen Fingern ins Zelt verkrochen habe und nicht mal etwas kochen wollte. Unser Camp auf 750 Metern Höhe war klamm und windgepeitscht. In der Nacht habe ich geschlottert vor Kälte, während die Schneeflocken aufs Zeltdach fielen. Friedel neben mir hat selig geschlafen, während ich die ganze Nacht in meinem Leichtgewichts-Schlafsack leise fluchte. Ich sage nur: Nie wieder frieren!

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Zwar sind die mittlerweile fast 15 Jahre alten leichten Daunenschlafsäcke “Blackbear Colibri” auch dieses Mal wieder mit von der Partie – aber wir werden die Kälte austricksen!

Die folgenden innovativen Neuanschaffungen sollen garantieren, dass wir schlafen „as snug like a bug in a rug“ – oder wie mein Übersetzungsprogramm auf Deutsch vorschlägt: „Wie ein Käfer hinter der Borke“: 🙂

1. Das Schlafsack-Inlay „Thermo Reactor Compact plus“ von Sea to Summit soll die Wärmeleistung unserer Schlafsäcke um sagenhafte elf Grad erhöhen – und das mit nur 257 bzw. 274 Gramm Zusatzgewicht. Na, wenn das mal kein Versprechen ist!

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  1. Unsere neuen Luftmatratzen „Therm-a-Rest Neo Air XLite“ sind nicht nur extrem leicht (340 Gramm) und kompakt zu verpacken, sie sind auch noch sechs Zentimeter dick. Und sie haben einen Isolationswert von 3,5R! (Was immer das heißen mag …) 🙂
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  1. Doch, die warme Merino-Skiunterwäsche von Woolpower kommt mit! Und die wasserdichten Fingerhandschuhe und Socken von Sealskinz, so wärmend wie ein Neoprenanzug. Die Merino-Wollmütze. Und die Thermojacken von Arcteryx, die uns bei den anderen Touren schon fast zu warm waren. Notfalls ziehe ich das alles an. Alles zusammen!

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  1. Wenn das alles nicht hilft, gibt es noch den coolen Trick mit den Heißwasserflaschen im Schlafsack. Und wenn wir schon in Schottland sind – „a wee dram“– ein kleiner Schluck Whisky – soll Wunder wirken!

Ausrüstungsliste

Jedes Gramm zählt!

Basis-Wanderausrüstung, immer dabei Steffi (g) Friedel (g)
Rucksack Lightwave 60 Liter 1180 1470
Regenhülle Rucksack 100 100
Regenjacke Montane Minimus 253 229
Regenhose (No Name/Montane Minimus) 243 152
Softshell Arcteryx Atom LT 344 366
Windbreaker Montane Featherlight 100 102
Wechselschuhe Brooks/Asics 594 724
Wollunterhemd 74 105
Kurzarm-Wollshirt 120 174
Langarm-Wollshirt 190 252
Leggings Wolle Icebreaker 146 192
2 Paar Wollsocken 70 105
2 Unterhosen Wolle 52 88
BH 34
Ersatzhose lang 306 330
je 2 wasserdichte Packsäcke STS Ultra Sil 32 32
Gamaschen Outdoor Research 189 216
Waschbeutel/Sonnenmilch/Mückenmittel 238
Thermosflasche Alfi 500
Handy u. Ersatzakku 169 174
Erste-Hilfe-Pack und Medikamente 246
Taschentücher (4 Packungen) 100
Opinel-Messer 47
Kleiderbürste 52
regendichte Socken Sealskinzz 82 90
regendichte Fingerhandschuhe 87 102
Schaltuch 54 54
Kompass 61
Mütze/Hut 54 59
Sitzmatten 64
Powerbank und Ladekabel 394
Fotoausrüstung 1500
Externe Tastatur 170
Ersatzbrille 52
Ausweis/Geld/Tickets/Karten/Bankkarten 150 50
5855 7358
Camping-Equipment
Zelt MSR Carbon Reflex 3 1146
Zelt-Unterlage Tyvek 226
Therm-a-Rest Neo Air Luftmatratze 340 340
Schlafsack Black Bear Colibri 880 880
Stabiler Packsack 4 Seasons für Schlafsack 116 116
Thermo-Inlay Sea to Summit 257 274
Kocher Trail Designs Caldera m. Trangia-Brenner 185
sturmsichere Streichhölzer u. Feuerzeug 50
2 Töpfe Evernew 1,3 Liter Titan 280
2 Löffel Titan 30
2 Plastik-Becher (Ikea) 120
3 Falt-Wasserflaschen Sawyer, zus. 6 Liter 108
Sawyer Straw-Filter und Flasche 194
Kopflampe inkl. Batterien 96 57
Handtuch 110 139
2 halbe Waschlappen 30
Klopapier 35 35
Reparatur-Klebestreifen 40
kleine Schaufel 35
Mückennetz für Kopf Sea to Summit 25 25
2891 3278
nicht berücksichtigt:
Kleidung am Körper
Proviant (ca. 800g pro Tag u. Person)
Spiritus für Kocher
Tee in der Thermoskanne
je ein Trekkingstock

 

Ausrüstung

Natürlich ist es etwas anderes, ob man mit dem Zelt unterwegs ist oder in B&Bs oder Hotels übernachtet. So oder so ist es wichtig, dass man Gewicht spart und damit seine Knochen und Bänder schont.

Früher haben wir nicht geglaubt, wie wichtig es ist, jeden Gegenstand auszuwiegen. Lehrgeld mussten wir zahlen, als wir vor Jahren in Deutschland eine Wander- und Campingtour unternahmen und plötzlich nur zwei Drittel der Kilometer schafften, die wir sonst ohne Gepäck gelaufen wären. Dabei hatten wir wirklich echte Markenartikel dabei: Hilleberg-Zelt, Trangia-Kocher, Ajungilak-Schlafsäcke ..

In den letzten Jahren hat sich in in Deutschland die „Ultralight“-Gemeinde formiert: Wanderer, die vor allem auf die Reduzierung von Gewicht achten und damit zwangsläufig auf Bequemlichkeit und auch auf Langlebigkeit des Equipments verzichten. Als Inspirationsquelle sollt man einfach mal den Begriff „Trekking Ultralight“ googeln und man kommt auf jede Menge interessante Seiten.

Wir haben uns mit dem Thema intensiv beschäftigt und im Verlauf unserer Wanderungen verschiedene Änderungen vorgenommen, sprich Produkte ausgetauscht und/oder darauf verzichtet. Dabei schleppen wir unser Gepäck stets selbst und haben es nie von Gepäck-Transportdiensten herumfahren lassen. So tragen wir mittlerweile nur noch fünf bis sechs Kilo Ausrüstung auf dem Rücken, wenn wir in B&Bs und Hotels übernachten. Dazu kommt bei Friedel noch die Fotoausrüstung, die ca. zwei Kilo wiegt, Proviant und Wasser. Echtes Ultralight-Wandern ist das nicht, aber „Light“ könnte man es nennen.

Wenn man in B&Bs oder Inns übernachtet, kann man natürlich mit weniger Kilo auskommen, als wenn man zeltet. Trotzdem kann man auch hier ordentlich Gewicht sparen, wenn man vor allem auf Kleidung verzichtet. Ein Satz Kleidung für Tagsüber als „Arbeitsklamotten“ und ein Satz Ersatzkleidung bzw. „Abendgarderobe“ ist genug! Man muss halt zwischendurch mal die Sachen mit der Hand waschen, dabei ist schnell trocknende Kleidung extrem nützlich.

Wir haben im Laufe der Zeit Merinowolle sehr zu schätzen gelernt. Sie stinkt nicht so schnell und trocknet auch schneller als Baumwolle. Bei der Sportkleidung aus Merinowolle gibt es teurere und weniger teurere Marken, aber was das Waschverhalten angeht, haben wir eine namhafte neuseeländische Marke sehr zu schätzen gelernt! 🙂 Mittlerweile haben wir kaum noch „Funktionskleidung“ dabei, weil sie unserer Meinung nach mit den Eigenschaften der Wolle nicht mithalten kann.

Die Regenkleidung ist ein weiteres wichtiges Thema: Bisher hatten wir in GB so ein Glück mit dem Wetter, dass wir unsere Regenkleidung wenig gebraucht haben. Auf dem Pennine Way sind Gamaschen wegen des Spritzwassers auf jeden Fall nützlich, auch um die Beinkleider zu schützen, die muss man dann nicht waschen. Friedel verzichtet seit Neuestem komplett auf Regenhose und Regenjacke (und Rucksackhülle) und läuft stattdessen nur mit Regenponcho und Gamaschen. Steffi hingegen bekommt bei dem Gedanken an einen Poncho das kalte Grausen: Zum einen sieht das echt lächerlich aus und THE HELM und andere starke Winde werden sie mit mit einem Poncho über den Grat wehen, so befürchtet sie und schwört weiterhin auf ihre „Montane“-Jacke und Hose.

Auch bei den Rucksäcken lässt sich einiges an Gewicht sparen. Während unsere alten Lowe-Rucksäcke über zwei Kilo wiegen, bringen unsere Golites weniger als ein Kilo auf die Waage. Die sind Friedel aber nicht stabil genug, obwohl er sie mit einer leichten Holzleiste im Rücken verstärkt hat. So läuft er mittlerweile mit einem Lightwave Wildtreck durch die Gegend, der wiegt immerhin noch knapp ein Kilo weniger als ein traditioneller Rucksack.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Waschbeutel: In GB stellen die meisten Unterkünfte Duschgel und Shampoo zur Verfügung, aber die Qualität ist nicht immer gut. Wir benutzen das Shampoo in den Unterkünften auf jeden Fall zum Wäschewaschen, Waschpulver nehmen wir also nicht mit. Es reichen ansonsten Kleinpackungen: Die gute Ajona-Zahncreme, eine kleine Packung des favorisierten Shampoos, Zahnbürste, etwas Salbe für trockene Haut, Zahnseide, Bürste. Mehr braucht man nicht. Man schwitzt sowieso und duscht am Abend, also wozu braucht man ein Deo? Meiner Erfahrung nach passieren viele Fehler schon beim Waschbeutel: Mein Gott, was haben Freunde auf Wandertouren nicht alles mit sich herum geschleppt! Wirklich kein Witz: Eine Wanderpartnerin hatte vor ein paar Jahren sogar einen Fön dabei!

Ein besonderes Experiment stellt seit den Pennines unser Schuhwerk dar. Während wir die ersten Abschnitte mit klassischen Wanderboots (Gore-Tex) gelaufen sind, waren wir davon zusehends enttäuscht. Nach zwei Urlauben haben die Membrane nicht mehr dichtgehalten und wir hatten nasse, schwere Füße. Den Pennine Way sind wir deshalb das erst Mal mit Trailrunners gelaufen, und waren begeistert. Die Sportschuhe wiegen deutlich weniger, angenehmer ist auch das Laufverhalten. In Kombination mit wasserdichten Socken (Sealskinz) halten sie auch längere Zeit das Wasser ab, aber irgendwann geraten auch die Socken an ihre Grenzen. Deshalb haben wir seit Neuestem noch ein zweites Paar Trailrunners mit Goretex dabei. Die sind zwar ein wenig schwerer als andere “Abendschuhe”, aber den Luxus gönnen wir uns. Definitiv sind die Trailrunners wesentlich leichter am Fuß. Es ist unglaublich, wie viel das ausmacht: Plötzlich springen wir leichtfüßig von Bult zu Bult!

Warum wir jedoch in den Augen aller Ultralight-Fans für immer durchfallen werden: Wir schleppen auf jeder Tour unsere Alfi-Thermoskanne mit. Die wiegt allein ohne Inhalt 500 Gramm, aber unserer Meinung nach gibt es nichts Schöneres, als in der Kälte einen warmen Tee zu schlürfen. Nie und nimmer werden wir darauf verzichten!

Immer wieder fragen uns Freunde und Wanderinteressierte, warum wir nicht zelten. Nun, dann müssten wir halt wesentlich mehr Equipment mit uns herumschleppen und hätten es weniger bequem. Und kein Ale am Abend. Allerdings wird sich dies auf den letzten zwei Etappen unseres Weges (Cape Wrath Trail) nicht mehr vermeiden lassen. Deshalb experimentieren wir schon jetzt mit verschiedenen Ausrüstungsgegenständen und wollen dabei Gewicht und Bequemlichkeit abwägen. Als wir 2009 in den Cairngorms unterwegs waren, haben wir gemerkt, dass Steffi eine echte Frostbeule ist, aber wir waren auch froh, dass unser Hilleberg-Zelt dem Schnee (im August!!) getrotzt hat. Ließe sich dieses auch z.B. durch ein Tarp ersetzen?

Im Moment gehen die Überlegungen in die Richtung Tarp versus Zelt, wärmerer Schlafsack versus Biwaksack und Notkocher versus Trangia. Wir werden euch auf dem Laufenden halten!

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