Slubice nach Lubnievice
Gefahren am 20.07.2023
72 Kilometer, 435 Höhenmeter

Manchmal liegen das Schöne und das Hässliche, das Leichte und das Schwere so nahe beieinander!

Fangen wir mit dem Negativen an: Es gibt Dörfer hier, die sehen echt desolat aus. Selbst Osno Lubuskie (Dossen), das eine recht intakte Stadtmauer haben soll, wirkt ziemlich ausgestorben und ungepflegt auf uns.
Etwas mehr los ist am Strand, denn der Ort liegt an einem See mit Campingplatz. Im Strandcafé wollen wir einen Kaffee bestellen, aber von vier blutjungen Angestellten dort spricht nur eine gebrochen Englisch, die anderen kichern nur – erstaunlich! Immerhin bekommen wir unseren Kaffee, Kommunikation mit Händen und Füßen.



Polen scheinen weder zu wandern noch Rad zu fahren. Den ganzen Tag treffen wir außerhalb der Orte NIEMANDEN, nicht mal Gassigeher. In den Orten aber scheinen wirklich Menschen aller Altersklassen zu wohnen, nicht nur Rentner wie in den Dörfern in Brandenburg auf der deutschen Oderseite.
Weil die Polen wohl weder Radfahren noch wandern, ist der E11 teilweise total zugewachsen, quasi nicht mehr existent. Noch vorhandene Wege sind komplett versandet, sodass wohl auch für Wanderer das Gehen sehr mühsam wäre, wenn dort denn jemand wanderte. Für Radfahrer umso schlimmer! Etwa ein Drittel der Strecke heute schlingern wir durch Sand (also über 20 Kilometer) oder müssen gar schieben – sehr, sehr anstrengend!




Die Landschaft: Nicht wirklich berückend. Es gibt nette heideartige Abschnitte, große Waldflächen, die jedoch zumeist monokulturig mit Kiefern bestanden sind. Da könnten wir aber auch ins Wendland fahren, da sieht es recht ähnlich aus. Auch reichlich Mücken gab‘s da, hüben wie drüben.
Was uns aber sehr gut gefällt: Ungeheuer große Flächen ohne jede offensichtliche landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Solche „Wildnis“ haben wir in Deutschland kaum.
Tolle Seen, mit superklarem Wasser und unbebauten Ufern.




Fazit: Ein seeehr anstengender Tag, an dem wir diskutiert haben, ob wir uns den E11 wirklich weiter antun wollen. Besonders schlimm sind die extrem sandigen Passagen, gepaart mit Mückenattacken. Da möchte man einfach nur schnell weiterfahren, aber man kommt nicht von der Stelle!
Morgen versuchen wir es noch mal mit dem E11, denn am Tagesziel Miedzyrzecz (Meseritz) trennt sich der E11 vom Europaradweg R1. Auch wenn wir eigentlich keinem Radweg folgen wollten, liebäugeln wir mit der Alternative, zumindest teilweise Radwege zu fahren. Aber noch ist der E11 nicht verloren! 🙂


Noch etwas besonderes: Heute ist unsere zweite Campnight. Für nur umgerechnet sechs Euro übernachten wir bei bestem Wetter am schönen Lübbens-See mit Restaurant und deutschen Nachbarn. Wir haben es sogar geschafft, ein Essen zu bestellen. Alles gut!
P.S. Heute morgen habe ich es in der Bäckerei geschafft, den kompletten Einkauf auf Polnisch abzuwickeln: „Guten Tag“, „Bitte“ „Danke“ und „Auf Wiedersehen“. Wow! 🙂


Ich bin beeindruckt, ihr macht das toll! Die Erfahrung mit dem Sprachdefizit habe ich auch gemacht. Was hast du denn bekommen in der Bäckerei? 😉 Spaß. E11 oder Radweg… Ihr werdet die richtige Entscheidung treffen.
Bin gespannt, wie es weitergeht… 2018 habe ich die Geburtsstadt meiner Mutter, Liegnitz, besucht und Schlesien bereist. Da war mir aufgefallen, dass Wanderwege entweder nicht gepflegt oder unglaublich aufwendig gepflastert waren. 👋
Mal sehen. Bisher haben wir ausschließlich die ungepflegten getroffen. Und noch keine einzige Wegmarkierung. Vom R1 aber schon! 😉
Oh danke! Bisher hat uns das Wetter ja eher verwöhnt. Die Wege im Regen möchten wir hier nur ungern erleben! 😜