
90 Kilometer, 869 Höhenmeter
Gefahren am 19. Mai 2023
Beste Voraussetzungen haben wir heute für eine spektakuläre Rad-Etappe: Wir werden ein langes Stück direkt an der Ostsee entlangfahren und dann noch an der Schlei! Und das alles bei besten Wetter! Da beunruhigt es uns kaum, dass die heute geplante Etappe mit 84 Kilometern auf dem E6 relativ lang ist. Das schaffen wir locker!
Denkste. Heute ist nämlich der Tag der Umleitungen. Wir freuen uns, dass wir verkehrsarm und zügig aus Kiel herauskommen. Wir passieren den Hafenabschnitt, an dem die großen Kreuzfahrtschiffe liegen und die Fähren nach Skandinavien anlanden. Meine Güte, was sind das für Riesenpötte!


Aber in den Suburbs der Stadt ist ein Radweg an der Stadtautobahn gesperrt und die kilometerweite Umleitung endet im Nichts. Wir tüfteln und knobeln, wie wir denn auf die andere Seite der vermaledeiten Stadtautobahn kommen. Bestimmt dreimal kehren wir um, bis wir dann endlich den richtigen Ausstieg gefunden haben. Pfff!
Wir atmen auf, als es endlich wieder ländlich und grün wird. Wir sind entzückt, dass es hier überall in freier Wildbahn die Atlantischen Hasenglöckchen (Bluebells!!!) gibt. Das wussten wir nicht!


Als wir Sande die Küste erreichen, hoffen wir auf einen Kaffee in einem legeren Standcafé. Leider Fehlanzeige, denn vor elf Uhr öffnet hier gar nix!

Erst am Leuchtturm von Bülk kommen wir zu unserer Zweitfrühstücks-Pause. In Kiel war das Frühstück im Hotel nämlich sauteuer, sodass wir darauf verzichtet und in einer Bäckerei gefrühstückt haben. Das war aber recht wenig und wir haben wieder Hunger. So gibt es um 10:30 Uhr bei uns schon Bockwurst und Kartoffelsalat!

Nach dem Leuchtturm beginnt ein richtig schöner Abschnitt auf dem E6 und dem E1, die hier parallel verlaufen. Wir fahren durch einen lichten Eichenwald, der bis an den Strand reicht. Links Wald mit Farn, rechts der weiße Sandstrand .. das ist ja fast wie auf dem Southwest Coast Path hier!



Schade für uns Radler ist jedoch, dass der weitere Weg dann wegen der Uferschwalben gesperrt ist und wir „Wanderer“ direkt am Strand entlang laufen sollen. 30 Kilo schwere Fahrräder mit Gepäck länger durch den Sand zu schieben, noch dazu mit kaputtem Fuß, das schaffen wir nicht. Wir wenden uns landeinwärts, aber die von uns ausbaldowerte Umleitung über ein Gehöft ist leider gesperrt – drei Schilder weisen den Weg als streng privat aus und wir trauen uns nicht über den Hof.

In einem weiten Bogen fahren wir fast bis zum Leuchtturm zurück und treffen auf der Landstraße auf den Fernradweg D2, auch Ostseeküsten-Radweg genannt. Weil es mittlerweile schon recht spät ist, wollen wir uns ein wenig beeilen und folgen dem D2 bis Eckernförde. Was für eine traurige Veranstaltung!
Hier auf dem populären Radweg treffen wir auf Trillionen Radwanderer mit fetten Radtaschen an den Drahteseln – manche mit elektrischer Unterstützung, aber die meisten sind wie wir noch immer sportlich ohne Motor unterwegs. Kilometerweise fahren wir auf einem Radweg an einer vielbefahrenen Landstraße entlang. Hin und wieder blitzt in der Ferne ein Stück der Ostsee in das Auge des Radwanderers, aber meistens blicken wir auf Wald und Felder. Wir sind froh, dass wir in den letzten Tagen schon reichlich Wasser gesehen haben, denn diese Straßentour heute als „Ostseeküstenradweg“ zu bezeichnen, ist eine Farce!
Eckernfördes Innenstadt lassen wir rechts liegen und folgen nun wieder nach Plan dem E6 in Richtung Schleswig.
Am Windebyer Noor, einem großen Binnensee hinter Eckernförde, ist unsere Welt wieder in Ordnung. Wir radeln einen kombinierten Fuß- und Radweg direkt am Ufer entlang. Der See ist von Schilf umstanden, die Enten quaken und die Schwäne cruisen!

Geschichtslektion für heute: Hier verläuft der Ostwall der alten Wikinger-Befestigung. Wie immer erkennen wir wenig, aber die Erklär-Schilder weisen den Grund unter unseren Füßen als geschichtsträchtig aus. Wir sind beeindruckt!
An der Schlei passieren wir ein Elite-Internat, wo wir von wohlerzogenen jungen Männern freundlich gegrüßt werden. Leider dürfen wir auch hier nicht weiterfahren, weil der weitere Weg gesperrt ist. Hier ist Umleitung Nummer Zwei angesagt, über eine Waldkapelle, natürlich stramm bergauf.
Noch eine Umleitung ist fällig, als wir direkt am Schlei-Ufer entlang radeln wollen, aber der schmale Weg offensichtlich nicht für Radler freigegeben ist. Noch dazu hätten wir die Räder eine steile Treppe hinauftragen müssen. Wir kehren um – Das sind wir ja mittlerweile gewöhnt!

Zum Glück haben wir über die Abkürzung auf dem D2 ordentlich Kilometer gemacht, sodass wir in akzeptabler Zeit in unserem Landgasthof in Jagel eintreffen.
Der Laden gefällt uns ausnehmend gut. Gestern in Kiel gab es Linguine mit Spargelspitzen in homöopathischer Menge, heute Jägerschnitzel mit Bratkartoffeln. Bei der Menge eine echte Herausforderung!

Nebenan sitzt eine Bikergruppe aus Dänemark. Hier ist der „echte“ Norden!
Das mit den vielen Umleitungen ist ja ärgerlich! Die Laune habt ihr euch offensichtlich nicht verderben lassen 👍🏻 Klingt trotz allem nach einem tollen Tag. Gibt es schon Muskelkater?
Interessanterweise gibt es kaum Muskelkater!.Aber wir merken es schon!
Jetzt kommen erst mal ein paar ruhigere (flachere) Tage, Hoffen wir! 🤪
Ich bin gespannt und drück die Daumen! 🤞🏼
Wie toll! Würde auch am liebsten gleich mit radeln 😊 Wir waren ja auch erst an der Schlei und mit hat die Gegend sehr gut gefallen!
Ja, wir sind sehr angetan von der Gegend hier. Aber es ist bergiger, als wir gedacht haben!