DDLN Etappen 15 und 16: Durch Hohenlohe und den Schwäbisch-Fränkischen Wald von Crailsheim nach Murrhardt

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Schloss Vellberg

Crailsheim nach Schwäbisch Hall-Hessental: 32 Kilometer
Schwäbisch Hall-Hessental nach Murrhardt: 27 Kilometer
gewandert am 30. und 31. Mai 2020

Dieses Teilstück fehlte uns noch, um die letzte Lücke auf unserem Deutschlandweg zu schließen. Nun sind wir von Schaffhausen bis zum Rennsteig alle Etappen gelaufen!

Was gibt es über diese zwei Wandertage zu berichten: Ähhh … nix Besonderes! Wir hatten bestes Wanderwetter, es war sonnig, aber nicht zu heiß. Es ging durch viel Wald und Wiesen und an viel Wasser entlang. Besonders ist aber, dass es bei uns in Baden-Württemberg überhaupt erst seit diesem Wochenende wieder erlaubt ist, zu „touristischen Zwecken“ in Hotels und Gasthöfen zu übernachten. Da haben wir die Gelegenheit doch gleich genutzt!

Aber sonst war der Weg an diesen zwei Tagen wenig spektakulär. Am ersten Tag ging es über Schotter, Schotter, Schotter. Da es keinen ausgewiesenen Wanderweg zwischen Crailsheim und Schwäbisch Hall gibt, haben wir uns eine Kombination vom „Schwäbischen Hauptwanderweg 4“ und einer von Outdooractive vorgeschlagenen Route über schöne schmale Waldwege gebastelt. Der Hauptwanderweg war durchweg geschottert, was wir ja nicht so mögen. Man kommt zwar gut voran, aber das ewige Geknirsche unter den Schuhen nervt. Bergauf rutscht man zurück und bergab muss man höllisch aufpassen, nicht mit den größeren Steinen zusammen nach unten zu kollern. Außerdem sind die Wege ziemlich breit und so ein richtiges Wald-Feeling kommt für uns dabei nicht auf. Immerhin ging es über Wiesen und Felder und an dem einen oder anderen hübschen Waldsee vorbei.

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Hochmoor bei Crailsheim

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Das Highlight des Tages war das kleine mittelalterliche Städtchen Vellberg, das mit seiner befestigten Altstadt hoch über der Bühler thront. Und es gab sogar ein Eisscafé!

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Die Bühler
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Schloss Vellberg

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Dabei fiel uns auf, dass man es mit den Hygienevorschriften in solch kleinen schwäbischen Städtchen oft nicht so ernst nimmt: Zwar mussten wir uns die Hände desinfizieren und uns in eine Liste eintragen, aber bedient und abkassiert wurden wir von einer Bedienung ohne Mundschutz …

Nach Vellberg wurde es schlimm: Die von Outdooractive vorgeschlagenen Waldwege waren schlichtweg nicht mehr existent! Wir landeten nicht nur einmal im Gestrüpp und kämpften uns tapfer durch Kletten, Brennnesseln und über umgestürzte Baumstämme. Wenn wir dann wieder einen Schotterweg erreichten, waren wir richtig froh und untersuchten uns erst mal ausgiebig nach Zecken.

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Kunst am Einkorn

Am Abend nahm man in unserem Gasthof die Corona-Maßnahmen dann umso genauer: Wir durften nur den einen Eingang ins Hotel benutzen und mussten zur anderen Seite wieder hinaus. Auch wenn die Restaurant-Terrasse am Eingang lag und wir wirklich niemanden auf den Gängen getroffen haben …

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Die Krone in Schwäbisch Hall-Hessental

Beim Frühstück wurden wir dreimal gefragt, ob wir denn auch wirklich unsere Hände desinfiziert hätten. Die arme Bedienung musste uns alles einzeln an den Tisch tragen, denn am Vorabend hatten wir ein ordentliches Hiker-Frühstück bestellt: Müsli, Obst, Joghurt, Wurst, Käse, Eier, Brötchen … Trotzdem war es schön, die arg strapazierten Knochen auf einem richtigen Bett auszustrecken und am Abend mal wieder im Biergarten eine richtige Halbe zu trinken!

Am nächsten Morgen merkten wir schon, dass uns das viele Laufen auf Schotter ein wenig auf die Waden gegangen war. Zuerst mussten wir steil zum Kocher absteigen, um dann auf der anderen Seite gleich wieder hochzusteigen, das ziepte ordentlich. Aber es kam noch schlimmer – die Etappe von Schwäbisch Hall nach Murrhardt verläuft auf einem Jakobsweg und unsere Vorurteile gegen deutsche Jakobswege bestätigten sich mal wieder: Gefühlt waren wir die Hälfte der Strecke auf Asphalt unterwegs! Ein weiteres Viertel führte über breit planierte Schotterwege durch den eigentlich sehr schönen und wilden Schwäbisch-Fränkischen Wald. Erst gegen Ende der Etappe kamen wir in den Genuss, einige Abschnitte auf weichen Waldpfaden zu laufen …

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Kurz vor Murrhardt gab es noch mal ein paar schöne Ausblicke auf das Tal der Murr.

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Insgesamt war es schön, mal wieder draußen zu sein, vor allem bei dem prächtigen Wetter. Die Wiesen und Wälder sind in dieser Jahreszeit auch wunderschön. Nur an unserer Routenwahl sollten wir noch ein wenig arbeiten – vielleicht sollten wir doch häufiger auf Premium-Wegen laufen?

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DDLN Etappe 20: Auf dem E8 von Wassertrüdingen nach Treuchtlingen

17.09.2019: 36 Kilometer

Das ist unfair! Für heute waren null Millimeter Regen angesagt, aber es hat bis 11 Uhr geregnet!

Heute haben wir einige Kilometerchen vor uns – wir haben von Wassertrüdingen bis Treuchtlingen einfach keine geeignete Unterkunft gefunden!

Wir frühstücken nicht im Hotel – das Frühstück dort ist uns zu spät. So nehmen wir einen Kaffee und ein belegtes Brötchen on the fly in einer Bäckerei auf der Strecke. Schon um 7:15 Uhr sind wir somit abmarschbereit.

Im Sprühregen laufen wir los und im Laufe des Vormittags wächst sich dieser zu einem waschechten Regen aus. Zum Glück sind wir den größten Teil der morgendlichen Strecke im Wald unterwegs, so müssen wir nicht mal das Regenzeug auspacken.

Gerade als wir aus dem Wald raus müssen, hört der Regen fast auf – wir Glückskinder!

Toll ist auch, dass der Asphaltanteil heute bestimmt unter zwanzig Prozent liegt – wohl deshalb, weil ein Großteil der Strecke zusammen mit dem Frankenweg und dem Altmühltal-Panoramaweg verläuft. Trennen sich die Wege mal und wir bleiben auf dem E8, landen wir prompt wieder im Gestrüpp – nicht besonders viel begangen, der E8, so scheint es …

Nach vier Stunden erreichen wir Heidenheim und in einer Bäckerei können wir sogar einen Kaffee im Stehen ergattern – super!

Nach Heidenheim geht es hinauf zum Hahnenkamm, einem Höhenzug am Rande des Altmühtals. Leider sind die Hügel komplett in Regenwolken gehüllt und wir haben null Aussicht. Von den Windrädern auf der Hochfläche sehen wir nur die Sockel. So stören sie die Landschaft wenigstens nicht. 🙂

Es geht schön abwechslungsreich durch Wälder, Wiesen und Felder. Besondere Attraktionen gibt es keine, aber es ist einfach nur schön, in dieser schon fast herbstlichen Landschaft zu Fuß unterwegs zu sein. Am Nachmittag kommt sogar noch ein wenig die Sonne raus – was will man mehr?

Schon um 16:15 Uhr erreichen wir den Bahnhof in Treuchtlingen. Hier verlassen wir mit dem Zug das Altmühltal und laufen morgen in Pegnitz in der Fränkischen Schweiz weiter. Wir springen etwa 100 Kilometer nach Norden, weil wir im Mai den DDLN-Abschnitt von Treuchtlingen nach Pegnitz bereits gelaufen sind. Morgen geht es dann weiter auf dem nördlichen Teil des Frankenwegs, in acht Tagen bis nach Thüringen zum Rennsteig. Wir hoffen, ihr bleibt dabei!

DDLN Etappe 19: Auf dem E8 von Dinkelsbühl nach Wassertrüdingen

16.09.2918: 28 Kilometer

Zusammenfassung des heutigen Tages: Auf den ersten zwei Dritteln mittelmäßig bis langweilig, das letzte Drittel auf dem Hesselberg war toll und die kartographierten Wege von Outdoor-Active kann man vergessen!

Adé schönes Dinkelsbühl – so schön die Stadt auch ist, umso langweiliger ist die Umgebung. Wir laufen im ersten Teil des Tages auf schnurgeraden Asphaltwegen durch eine platte Landschaft. Besondere Sehenswürdigkeiten am Wegrand sind: Biogas-Anlagen, Alpakas, ein Stützpunkt der ADAC-Luftrettung und endlich wissen wir, wie extrem effektiv Mais-Harvester arbeiten! Mindestens drei Monster-Traktor-Gespanne warten schon in Reihe, bis der Hechsel-Strahl aus dem Erntegerät die Ladefläche befüllt: In wenigen Minuten!

Diese Traktoren stauben uns auf unserem Weg immer wieder ordentlich ein – unser klägliches „Aber dies ist ein europäischer Fernwanderweg!“ Geht unter im Staub und dem Donnern der Motoren.

Richtig schön wird es erst nach Wittighofen: Nun wird es endlich wieder bergig und es geht rauf zum Hesselberg. Wir folgen streng der E8-Route auf der Outdoor-Active Karte – und landen wieder im Gestrüpp!

Erst wird es grasig …

… dann dornig und brennnesselig …

… und schließlich ist der Weg vollends zugewachsen und nicht mehr zu erkennen. Wenn hier überhaupt noch was läuft, dann sind es Wildschweine!

Der Tracker zeigt uns weiterhin klar an, dass wir auf dem E8 sind. Aber was hilft es: Dieses Mal schlagen wir uns durch!

Oben auf der Hochebene angekommen sind wir dann vollauf begeistert: Der Hesselberg, ein einsamer Zeugenberg, ist fast vollständig kahl und uns erwartet ein weiter Blick über die Ebene.

Die grasige Hochfläche erinnert uns ein wenig an die Black Mountains in Wales, nur die wilden Ponys fehlen. Auf den tieferen Hängen wachsen Wacholder-Büsche und der Wind trägt eine würzige Wacholder-Note zu uns hoch.

Der Berg ist ein touristischer Hotspot und so hat sogar ein Kiosk am Parkplatz oben geöffnet. An einem Montag!

Wir freuen uns, denn so kommen wir zu einem wohlverdienten Schöller-Eis.

Auch der Kniekracher nach unten ist pittoresk – erst geht es durch eine kleinwüchsige Lindenallee und dann durch einen waldigen Hohlweg steil nach unten.

Aber noch sind wir nicht am Ziel – die letzten sechs Kilometer durch Felder und die Ortschaften Röckingen, Opfenried und Wassertrüdingen ziehen sich und ziehen sich.

Morgen wird es wieder schöner, denn wir nähern uns dem Naturpark Altmühltal. Und die Pflastertreterei hat dann auch ein Ende. Nach der Pflicht kommt wieder die Kür! 🙂

DDLN Etappe 18: Auf dem E8 von Lautenbach nach Dinkelsbühl

15.09.2919: 9 Kilometer (plus 6 Kilometer Stadtbesichtigung)

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Neun Kilometer – das ist doch lächerlich!
Wir wollten uns unbedingt Zeit für die berühmte mittelalterliche Stadt Dinkelsbühl nehmen und es gibt keine Unterkunft zwischen hier und Wassertrüdingen: Also haben wir heute einen halben Pausentag und genug Zeit für die Stadt.

Unsere Kratzer von gestern sind schon fast weg! 🙂

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Am Morgen brechen wir gemütlich gegen neun Uhr auf und schlendern betont langsam los. Über dem See und den Auen liegt noch der Frühnebel und wir treffen gleich auf zwei verschlafene Rehe, die es gar nicht eilig haben, zu verschwinden.

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Heute haben wir sogar Zeit für Detail-Fotos: Hagebuttenbüsche, Sonnenstrahlen im Wald und Schachtelhalme.

Der Wald hier ist eine Mischung von Schwarzwald und Frankenwald. Viel Nadelholz und Blaubeer-Waldboden, aber nicht so dunkel.

Ansonsten ist der Weg eher unspektakulär: Lange Strecken Asphalt, viel Mais und einigeAbschnitte an viel befahrenen Straßen.

Wir ärgern uns ein wenig über die Karten von Outdoor Active: Laut Karte geht der E8 direkt an einer Straße ohne Seitenstreifen entlang und in einer Kurve wird unsere Wanderung fast lebensgefährlich. Später entdecken wir, dass etwas abseits auf dem Hang ein bequemer Rad und Fußgängerweg existiert. Hmmpf!

Schon um elf Uhr sind wir innerhalb der Stadtmauern der alten Stadt. Wir sind schier begeistert – die Stadtmauer ist rundum erhalten und wird von 28 Stadttürmen und Toren umsäumt. Nach einer Kaffeepause traben wir die alle ab und freuen uns über stille Winkel vor und hinter der Mauer.

In der Innenstadt tobt hingegen der Tourismus-Bär: Alle guten Fotomotive werden durch Autos und Menschenhorden verstellt. Aber dennoch ist die Stadt ein echtes Kleinod! Die Stadt besitzt 780 mittelalterliche Häuser, die die Stadt zum Weltkulturerbe machen.

Für unseren Geschmack ist es heute schon zu heiß. Aber wir wollen uns nicht beschweren – kältere und nassere Tage werden bestimmt kommen!

DDLN Etappe 17: Auf dem E8 von Crailsheim nach Lautenbach

14.09.2019: 25 Kilometer

Die Jagst in Crailsheim

Unser Herbsturlaub beginnt gleich wunderbar – bestes Wetter, tolle Wege und nicht zu steile Berge!

Nur zwei Stunden Zug zu fahren und gleich im Urlaub zu sein, das hat was!

Zwar haben wir uns gestern eingestanden, dass wir auch mal wieder gern in Schottland unterwegs wären, aber dieses Jahr bleibt noch ökologisch korrekt … 🙂

Wir überbrücken dieses Mal zunächst mit einer Drei-Tage-Wanderung in Hohenlohe die Lücke bis zum Beginn des Frankenwegs, wo wir im Frühling gestartet sind. Wenn das erledigt ist, sind wir (fast alle) Etappen von Schaffhausen bis Bayreuth gelaufen. Dienstag springen wir dann nach Pegnitz und laufen den Rest des Frankenwegs bis nach Thüringen zum Rennsteig.

In diesen drei Tagen folgen wir im Großen und Ganzen dem Europäischen Fernwanderweg E8, der von Irland, quer durch England und Holland, bis in die Karpaten führt. Aber schon in Crailsheim ist der Weg durch ein Volksfest blockiert – laut Karte führt der E8 direkt durch das Festzelt!

Wir schlagen uns um die Zelte und Fahrgeschäfte herum und sind bald am Stadtrand. Hier geht es an Wachholder-Wiesen am Hang entlang, mit schönem Blick zurück auf Crailsheim.

Die heutige Etappe verläuft synchron mit dem Jagststeig, einem relativ neuen, prämierten regionalen Wanderweg. Vielleicht ist der E8/Jagststeig deshalb so gut markiert und die Wege so schön schmal und abwechslungsreich?

Wir sind heute top in Form – der Ausblick auf 15 vor uns liegende Wandertage beflügelt uns geradezu und wir überholen eine achtköpfige Wandergruppe und ein Mutter-Tochter-Gespann – durchweg alle mit Deuter-Rucksäcken, Stöcken und schweren Wanderbunken an den Füßen. Ob es unsere leichten Schuhe sind, die uns so schnell machen?

Nennenswert bergauf geht es nur einmal, um zur ehemaligen Burg Schönebürg zu kommen, dem Witwensitz der Adelheid von Hohenlohe. Von der Burg ist allerdings nicht mehr viel übrig, aber es gibt eine Kaiser-Wilhelm-Büste und – einen Mammutbaum, einen Direktimport aus Kalifornien!

Unseren Vorsprung vor den anderen Wanderern verspielen wir jedoch, als wir einmal vom Wanderweg abkommen und uns im Wald verirren – wenn man so zügig unterwegs ist, übersieht man leider auch schneller die Schilder! 🙂

Aber frei nach unserer Devise „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ korrigieren wir unseren Kurs keinesfalls, auch nicht, als der Weg immer wilder wird, sich vollends im Gestrüpp verliert und wir uns mitten im Weißdorn-Brombeer-Brennnessel-Gewirr verhaken: Lernschritt 1: Vorwärts geht nicht immer! Lernschritt 2: Zerkratzte Beine und Dornen in der Haut verheilen auch wieder!

Nach einem kurzen Rückzug schlagen wir uns querwaldein zurück auf den E8. Selten haben wir uns so über einen Schotterweg gefreut! 🙂

Highland-Rinder!

Mittags wird es ganz schön warm und wir halten vergeblich Ausschau nach einer schattigen Bank für unsere Mittagspause.

Hier sollte eine Bank stehen …

Schließlich hocken wir uns auf unsere Sitzmatten auf die Wiese und machen uns heißhungrig über Salami, Käse und Roggenbrot her. Es ist auch schon fast 14 Uhr und wir sind bisher ohne Pause durchgelaufen.

Gegen 16 Uhr kommen wir in unserer Unterkunft an. Die Storchenmühle liegt direkt an einem See und unser 70-Jahre-Gelsenkirchener-Barock-Zimmer hat sogar einen großen Balkon mit Blick auf den See. Was wollen wir mehr an unserem ersten Urlaubstag?