Land’s End to Cape Wrath

LECW – Das ist Land’s End to Cape Wrath, über 2200 Kilometer zu Fuß vom äußersten Süden Englands bis in den wilden Norden Schottlands.

Wir wandern die Strecke in neun Abschnitten jeweils im Frühling und im Herbst. Schon acht Etappen von neun sind wir gelaufen. Vom Finale am Cape Wrath trennen uns nur noch zwei Wochen, die wir … ähhh … wann laufen werden?

Wir hatten wirklich vor, den letzten Abschnitt 2019 zu schaffen. Aber dann kam ein neuer Job dazwischen. Und dann Corona. Und dann ein großer Umzug in ein neues Haus in einer vollkommen neuen Umgebung. Langjährige Leser unseres Blogs wissen Bescheid!

Wir WERDEN diesen Weg vollenden, aber vertreiben uns bis dahin die Zeit mit unserem zweiten großen Wanderprojekt, nämlich unsere Deutschland-Tour “DDLN – Deutschland der Länge nach”. Von Schaffhausen an der Schweizer Grenze aus gestartet, sind wir durch den Schwarzwald, durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald, über den Frankenweg, denn Rennsteig im Thüringischen bis zum Nördlichen Harz gelaufen. Dort wollte Corona uns stoppen, aber wir sind zäh: Kurzum haben wir unseren Wohnort vom Schwäbischen nach Seesen am Nördlichen Harzrand verlegt und erkunden nach der Schwäbischen Alb nun auch noch den Harz. Bald geht es weiter auf dem Deutschlandweg, mindestens bis zur Ostsee.

Begleitet uns auf unserer Tour über die wilden Klippen an Cornwalls Küste, durch die lieblichen Wiesen Somersets, über die Hochmoore der Pennines und die einsamen Wälder und Berge Nordenglands und Schottlands. Tolle Wanderwege in England haben wir erlebt:  Den South West Coast Path im Englands Süden, den Coast-to-Coast-Walk in Mittelengland, den Pennine Way in Mittel- und Nordengland. Noch nicht ganz abgeschlossen ist der “Scottish National Trail” von Kirk Yetholm bis zum Cape Wrath, aber habt Geduld!

Bis dahin – auch Deutschland hat einiges zu bieten.  Schaut einfach mal rein und orientiert euch an der Menüleiste oben auf der Startseite. Wir freuen uns über jeden interessierten Leser und harren eurer Kommentare! 🙂

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Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA), Screenshot from GPXSee-App

Nach langer Planung und mehrmaligem Hin-und Hergeschiebe: We proudly present: “Steffi’s and Friedel’s LECW in neun Abenteuern!”

Übersicht: Der LECW-Plan

Die Abschnitte, die wir schon gelaufen sind:
Abschnitt 1: South West Coast Path: Land’s End to Tintagel
Abschnitt 2: SWCP Tintagel-Washford
Abschnitt 3: Somerset und Wales
Abschnitt 4: Die Midlands und White Peak
Abschnitt 5: The Pennine Way
Abschnitt 6: Pennine Way und Scottish Borders
Abschnitt 7: Glasgow Area und der Rob Roy Way
Abschnitt 8: Cairngroms, Corrieyairak und Cape Wrath Trail Süd

(auch oben im Menü “Land’s End to Cape Wrath” auswählbar)

E11 – Mission im Westen erledigt!

Unspektakuläres Ende des E11 an der Nordseeküste in Scheveningen

Boskoop nach Schevenigen (Den Haag)

43 Kilometer, 173 Höhenmeter

Gefahren am 19. September 2023

Anfang und Ende des Markramerpads, westlichster Endpunkt des E11

Gestern haben wir – etwas unfreiwillig – einen Pausentag eingelegt. Die Wetteraussichten waren grauslich und Friedel doch arg angeschlagen. Bei dem Wetter jagt man doch keinen Hund vor die Tür, vor allem keinen erkälteten!

So freuten wir uns ab Mittag ganz besonders über das trockene Zimmer, während draußen das Unwetter tobte, mit Starkregen und Sturmböen. Hier wirkt es, als wäre der Sommer nun tatsächlich zuende!

Leiden

Heute geht es dann weiter, über Leiden nach Den Haag und Scheveningen, dem Stadtteil an der Nordsee. Dort, am Nordsee-Boulevard, gegenüber dem Kurhaus, soll das Ende bzw. der Anfang des E11 sein. Nun denn, hoffentlich schaffen wir es vor dem neuen Regen, der ab dem frühen Nachmittag angekündigt ist …

Der E11-Schlenker über Leiden ist eigentlich ein Umweg. Wir finden aber, dass die Stadt auf jeden Fall die Extratour wert ist. Schöne Grachten, nette Häuschen und insgesamt eine sehr angenehme Atmosphäre machen den Ort zu etwas Besonderem. Aber merkwürdig leer ist es hier heute Morgen!

Der Weg von Leiden Richtung Den Haag ist leider gar nicht schön. Es geht städtisch an Ausfallstraßen entlang und eigentlich kaum durch Natur. Als wir am Rand einer Dünenlandschaft vorbei fahren, macht Friedel den Vorschlag, gar nicht durch Den Haag zu fahren, sondern lieber an der Küste entlang. Zwar führt der E11 durch die Stadt, aber auf die haben wir heute überhaupt keine Lust mehr. E11-Purismus hin- oder her, wir wollen endlich ankommen, und zwar möglichst trocken!

Durch die Dünen geht es bergauf und bergab und am Ende auch noch ziemlich im Gegenwind. Trotzdem glauben wir, dass die Strecke eine gute Wahl ist. Von der Nordsee sehen wir noch nichts, denn die versteckt sich hinter den Sandbergen.

Scheveningen ist das größte Strandbad der Niederlande. Auf dem Boulevard wird im Sommer bestimmt so richtig viel los sein, Strandbar reiht sich an Strandbar, auf beiden Seiten und in den Nebenstraßen. Heute aber weht der Wind ganz heftig und der Strand und die Vergnügungsmeile sind fast leergefegt. Ein paar letzte, wackere Urlauber stemmen sich gegen Wind und Nieselregen, darunter Steffi und Friedel.

Hurra, das Meer!
Das Kurhaus von Scheveningen

Wir sind froh, dass wir schon um 14:00 Uhr im Hotel einchecken können, denn mittlerweile regnet es wieder Bindfäden. Trotzdem wollen wir abends noch einmal raus, einen letzten Blick auf die Nordsee werfen und Fisch essen. Wir haben nämlich beschlossen, morgen nach Hause zu fahren. Das Wetter soll bis Sonntag sehr regnerisch bleiben und wir radeln dann halt ein anderes Mal auf dem Nordseeküstenradweg weiter.

Was den E11 angeht: Ein paar Tagestouren im Harz und im Leinebergland fehlen uns noch, die erledigen wir von zuhause aus. Dann haben wir den E11 von der Nordsee bis nach Litauen mit ca. 3000 Kilometern komplettiert. Ob und wie es mit Lettland und Estland weiter geht, werden wir sehen.

Bis bald dann, im Herbst!

E11 – Abgesoffen …

Von Voorthuizen nach Boskoop

85 Kilometer, etwa 250 Höhenmeter

Gefahren am 17. September 2023

Wir wachen davon auf, dass der Regen aufs Zeltdach trommelt. Erst mal finden wir es recht gemütlich, aber um 7:00 Uhr dann nicht mehr. Es regnet nämlich noch immer Bindfäden und ewig können wir nicht im Zelt liegenbleiben.

Wir kochen Kaffee in der Spülküche und packen schließlich ein klatschnasses Zelt ein. Da der Wetterbericht auch für den Abend keine trockenen Aussichten verheißt, hab ich schon gestern nach halbwegs erschwinglichen Hotels auf der Route gesucht. Da können wir und das Zelt dann trocken. Das Preisniveau bei den Hotels ist hier echt hoch. und ich buche letztendlich ein Hotel etwa 20 Kilometer abseits der Route, in Boskoop.

Die ersten drei Stunden unserer Tour heute schüttet es. Es SCHÜTTET! Waldwege werden zu Tümpeln, Radwege zu Flüssen. Wenn ich hinter Friedel fahre, muss ich immer ordentlich Abstand halten, sonst gibt es eine Dusche von seinem Hinterreifen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals für längere Zeit in so einem Dauerschauer unterwegs gewesen zu sein. Horrible!

Fotografieren – unmöglich. Wir haben versucht, alles Wichtige wirklich wasserdicht zu verpacken, was uns halbwegs gut gelungen ist. Aber leider gibt es deshalb keine Fotos von der sehr sehenswerten Stadt Amersfoort und der hübschen Heidelandschaft drumherum. Durch die Bindfäden konnten auch wir leider kaum Details erkennen. Schade!

Sämtliche Bilder sind von der zweiten Tageshälfte, als es endlich aufhört zu regnen. Erstaunlich finden wir, dass sofort alle holländischen Radfahrer wieder aus der Deckung auftauchen. Im Regen hatten wir die Wege fast für uns allein und plötzlich sind sie wieder unterwegs!

Die Stadt Woerden liegt nicht direkt am E11, ist aber die Partnerstadt meines Geburtsorts. Ich frage mich, wie die deutsche Gemeinde an eine sooo schöne Partnerstadt gekommen ist. Woerden wird von Grachten durchzogen und punktet mit einem trutzigen Kastell und schickem Marktplatz. Meine Heimatgemeinde wirkt dagegen viel blasser …

Unsere verspätete Mittagspause verbringen wir an einem Kanal, an dem wir langsam trocknen. Was meine Erkältung angeht, geht es mir mittlerweile wieder recht gut. Allerdings schnieft Friedel jetzt und meine Mutter habe ich vor unserer Tour auch flugs angesteckt. Sorry! 😔

Unser Hotel liegt im Dorf Boskoop, da wo der gleichnamige Apfel herkommt. Die einzige Brücke im Ort über den Fluss Gouve ist gesperrt und wir müssen die temporäre Fähre nehmen. Wir stehen bestimmt zehn Minuten in der Schlange, bis der Kahn auf unserer Seite anlegt. Da fast alle Passagiere Fahrräder dabei haben, füllt sich der Kahn recht schnell und direkt vor uns legt der Fährmann die Kette vor den Eingang. Also müssen wir eine weitere Runde warten …

Unser Hotel liegt über einem asiatischen Restaurant und am Abend buchen wir uns in das All-you-can-eat-Buffet ein. 35 Euro pro Person inklusive Getränke erscheint uns zunächst recht viel, aber wir sind wirklich begeistert: Indonesisch, Japanisch, Chinesisch, alles ist dabei und allein die Dessert-Ecke inklusive illuminiertem Schoko-Brunnen ist eine Reise nach Boskoop wert. Bestimmt 500 Gäste nehmen hier heute Abend teil. Burps!

E11 – ja heidenei!

Von Deventer nach Voorthuizen

70 Kilometer, 272 Höhenmeter

Gefahren am 16. September

Der Campingplatz in Deventer ist ganz, ganz fürchterlich. Viel zu voll, ein primitiver, viel zu kleiner Sanitärbereich und für den nicht unerheblichen Obulus gibt es nicht mal warmes Wasser und Klopapier. Zum Glück sind wir gestern Abend zum Essen noch in die Stadt gegangen und mussten uns das Gewusel nur kurz antun. Geschlafen haben wir dann doch noch irgendwann.

Schon gestern haben wir beschlossen, dass wir uns heute ganz früh und ohne Frühstück auf den Weg machen. So packen wir im Morgengrauen unsere Sachen und das taunasse Zelt ein und sind schon um 7:00 Uhr auf den Rädern. Die Stadt auf der anderen Seite der Ijssel liegt noch im Dunkeln und über die Wiesen am Fluss wabert geheimnisvoll der Nebel. Es herrscht Stille am Flussufer und wir hören nur das Sirren unserer Reifen und das Schnattern der Gänse auf dem Fluss. Herrlich!

Der heutige Tag wird dominiert von der Heidelandschaft der Veluwe, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet der Niederlande. Der Boden hier ist sehr sandig und teilweise wirkt die Gegend fast wüstenähnlich.

Natürlich gibt es viele Radwege durch die Veluwe – wir sind ja in den Niederlanden. Allerdings fahren wir ja den Fernwanderweg E11 alias Maskramerpad, und so biegen wir immer wieder auf einen meist sandigen Wanderweg ab. Schön ist dabei, dass wir dann sofort wieder alleine sind und nicht mehr umschwirrt werden von E-Bikern und Rennrad-Sportlern. Nur gelegentlich treffen wir einzelne Wanderer oder kleine Wandergruppen, die freundlich grüßen. Dafür ist es aber auch wesentlich anstrengender. Aber das kennen wir ja bereits aus Polen!

Wir haben nicht damit gerechnet, hier auf so eine abwechslungsreiche Landschaft zu treffen. Wir bewundern viele alte Bäume und schattige, historische Alleen. Nur um die Orte macht der Marskramerpad fast immer einen Bogen – schade eigentlich!

Unser neuer Campingplatz für heute ist zum Glück viel angenehmer als der in Deventer. Er befindet sich hinter einem Hofladen auf dem platten Land und außer uns sind nur etwa vierzig andere Urlauber, größtenteils ältere Paare mit Wohnwagen oder Campern auf dem Platz. Wie so häufig sind wir die einzigen “Bodencamper” mit Zelt. Bei unserer Ankunft schieben wir unsere Räder mit der Ausrüstung mitten durch die Reihen, grüßen huldvoll nach links und rechts – ein Spießrutenlauf der positiven Art … 😉

E11 – Shiny happy people everywhere

Albergen nach Deventer

80 Kilometer, 217 Höhenmeter

Gefahren am 15. Dezember 2023

Hach, wir sind einfach nur begeistert! An diesem Tag und in diesem wunderbaren Land stimmt einfach alles: Zuerst werden wir von einem Sonnenaufgang und einem Frühstück begrüßt, das keine Wünsche offenlässt – jedenfalls was uns angeht!

Der Matsch an einem Kuhgatter ist dann nicht ganz so unser Ding. Ich sinke bis zum Knöchel ein und muss mir von zwei seeeehr freundlichen Holländerinnen helfen lassen, mein Fahrrad aus dem Matsch zu ziehen. Sie sprechen Niederländisch, ich spreche Deutsch, aber wir verstehen uns wunderbar! Bei einer Bachüberquerung können wir uns dann den Schlamm von den Sandalen waschen …

Was den Marskramerpad und die Radwege hier angeht – ein Traum! Auf den meisten Passagen ist auf den Wanderwegen ein extra Radweg eingerichtet, durch Pfosten vom Waldweg getrennt.

Wo das nicht der Fall ist, kooperieren Fußgänger und Radler freundlich miteinander. Nicht einmal werden wir von Fußgängern angemeckert, alle sind entspannt und freundlich und GRÜSSEN! Autofahrer halten beim Überholen fast nie den Mindestabstand ein. Aber was soll’s, alles cool hier! 😁

Der Weg ist sehr abwechslungsreich. Wir haben alles dabei: Sumpf, dunkle Wälder, Heidelandschaften, sogar einen Berg. Außerdem viele Wiesen und Wasser, viel Wasser!

Was es hier auch gibt: Nette “Rastplätze” für Wanderer und Radfahrer, mit Kaffee und Kuchen, auf der grünen Wiese. Die Versorgung mit Kaffee für die Pause ist überhaupt kein Problem hier. Wir lieben es!

Deventer erreichen wir im perfekten Sonnenschein. Der Stadt-Campingplatz ist total überfüllt und die Schlange am Tresen der Rezeption ist lang. GERALD aber bleibt total entspannt und hat natürlich noch ein Plätzchen für STEFANIE und ihren Mann frei. Und zwar im Park, außerhalb vom eigentlichen Campingplatz. So macht man das hier nämlich: Man schickt dir Leute nicht weg, man macht einfach das Törchen zum Park auf – Es ist voll, aber alle werden bedient und glücklich gemacht. Schließlich könnte es das letzte schöne Wochenende zum Campen sein.

Eine Stunde später treffe ich Gerald wieder, er macht gerade seine Runde mit dem Fahrrad. Natürlich kann er sich noch an meinen Namen erinnern. Einfach nett, diese Holländer! 😇

E11 – Im Emsland, wo die Mühlen stehn…

Von Lünne nach Albergen/Niederlande

86 Kilometer, 351 Höhenmeter

Gefahren am 14. September 2023

Ähm, schon mal was vom Emsland gehört? Nicht? Wir auch nicht, aber es ist wunderschön dort!

Von Osnabrück bis zur holländischen Grenze fahren wir auf dem Töddenweg, der hier nach/vor dem Wittekindsweg die Strecke für den E11 bildet. Der Töddenweg ist in der Regel recht flach und verläuft größtenteils auf Asphalt, ist also zum Radfahren sehr gut geeignet. Wandern würden wir hier eher nicht so gern.

Die Ems im Morgendunst

Die Strecke an der Ems entlang verläuft hingegen über sehr schöne Waldwege. Wobei wir ins hier genau gesagt heute Morgen noch nicht auf dem Töddenweg/E11 befinden, sondern auf dem Emsweg, der auch gleichzeitig der Radweg ist. Wir müssen nämlich von unserem Campingplatz erst mal zurück zum E11 gelangen. Das wird aber vermutlich nur die Ortskundigen und die Puristen unter euch interessieren.

Mühle in Emsbüren

Was der Emsweg und der E11 und die zahlreichen Radwege gemein haben: Die Wege sind alle in sehr gutem Zustand, verkehrsarm, gut markiert und es gibt viele superschöne Pausenplätze. We love it!

Meiner Erkältung kommt es sehr entgegen, dass das Fahren hier nur mäßig anstrengend ist und die Sonne heute auch wärmt. In den Bentheimer Bergen – ja, da gibt es wirklich Berge – merke ich einen Unterschied. Hier müssen wir schieben und ein recht wildes und zerklüftetes Arreal durchqueren. Toll, aber ziemlich anstrengend für mich! Das Gebiet scheint ein Geheimtipp unter Holländern zu sein, denn auf einem Parkplatz zählen wir etwa zwanzig ausschließlich holländische PKW. Verblüffend!

Die Tour der Superlative: Auch von dem wunderschönen Städtchen Bad Bentheim haben wir zuvor gar nichts gewusst. Um die wirklich prächtige Burg herum wuseln zahlreiche Touristen in Radkleidung und in den zahlreichen Cafés in der Altstadt tanzt selbst heute der Bär, an einem Donnerstag in der Nachsaison.

Burg Bentheim
Das Emsland kann auch Blumen!

Bei Gildehaus überqueren wir quasi unmerklich die Grenze: Es gibt kein Schild und keinen Hinweis, nur irgendwann sehen die Wegweiser anders aus. Die Wege sind weiterhin sehr schön und angenehm befahrbar, nur heißt der E11 jetzt “Marskramerpad”. Wenn alles gut geht, werden wir dem Weg bis zur Nordsee folgen.

Wir fahren heute ein paar Kilometer weiter als geplant, denn wir verzichten auf das Camping. Es geht mir heute nämlich noch nicht wirklich gut und ein Abend im Warmen und Trockenen wird mir bestimmt gut tun. Unser B&B ist ein echter Glücksgriff: Mondän, gemütlich, sehr ruhig gelegen und noch dazu recht günstig. Wir sind die einzigen Gäste und haben die große Gemeinschaftsküche und die Terrasse exklusiv für uns – mit diesem Blick auf ein ländliches Idyll…

E11-We go west!

Von Osnabrück zum Campingplatz Blauer See bei Lünne

Gefahren am 13. September 2023

64 Kilometer und 10 Kilometer zum Bahnhof in Halle/Westfalen

182 Höhenmeter

Den E11 ab Litauen, den haben wir ja dieses Jahr abgebrochen. Aber der Fernwanderweg hat ja noch eine andere Richtung, und zwar nach Scheveningen an der Niederländischen Nordseeküste!

Ab Osnabrück in Richtung Niederlande sind wir den Weg noch nicht gefahren. Wir sind uns schon jetzt ziemlich sicher, dass der Weg in den Niederlanden viel besser zu befahren sein wird als in Polen und Litauen. Auch können wir nach unserer Ankunft an der Nordsee noch ein wenig den Nordseeküstenradweg radeln. Der Plan steht schon seit drei Wochen und schön ist auch, dass wir den Beginn in Osnabrück mit einem Besuch bei meiner Familie in Ostwestfalen verbinden können. Wir freuen uns sehr auf unsere hoffentlich sehr ruhige Tour in der Nachsaison!

Gut Leye mit eigener Kapelle

Der Beginn heute steht aber unter keinem guten Stern: Seit drei Tagen habe ich einen ausgewachsenen Schnupfen und die Nase läuft und läuft. Die Wetteraussichten für heute sind nicht die besten – in der Nacht hat es heftig gewittert und für den Morgen sind noch einige Regenfälle vorhergesagt. Die Temperaturen sind auch ganz ordentlich in den Keller gerauscht. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Schnupfen-Tour!

Moosiger Wald

In Osnabrück kommen wir schon mal eine halbe Stunde später als geplant an, es gab mal wieder eine “Verspätung aus vorheriger Fahrt”. Dann gibt es einen Wolkenguss und wir stellen uns unter. Weitere Minuten verplempern wir mit der Suche nach einer Bäckerei.

Rathaus und Dom in Osnabrück

So ist fast elf Uhr, als wir endlich am Stadtrand ankommen. Osnabrück ist übrigens eine sehr prächtige Stadt, die wir bestimmt noch mal ausführlicher besichtigen werden! Leider hat es aber geregnet und Friedel hat die Kamera erst nach dem Regenguss ausgepackt.

Schnell wird uns klar, dass wir die geplanten 80 Kilometer auf dem E11 heute nicht bis 18:00 Uhr schaffen können. Da schließt nämlich die Rezeption des Campingplatzes, auf dem wir heute eine kleine Hütte gemietet haben. Also wechseln wir nach der Hälfte auf eine Radweg-optimierte Tour, bei der wir aber immer wieder den E11 touchieren. So klappts es dann auch mit dem Check-In.

Rubbenbruch-See
Atter-See mit Campingplatz

Unsere Eindrücke der heutigen Tour: Viel Wasser, leider immer wieder auch von oben. Typische Landschaften mit Wiesen, Feldern und kleinen Wäldchen, ohne nennenswerte Anstiege. Die Wege sind erfreulich verkehrsarm und in gutem Zustand. Welch eine Wonne, hier zu fahren!

Auch hier gibt es Sandpisten, sieh an…

Unsere Hütte auf dem Campingplatz ist klein, aber fein und erspart uns das nasse Zelt morgen früh. Hoffentlich geht es mir morgen besser, denn ungern würden wir wieder abbrechen müssen!

Am Blauen See

Weserberglandweg 6: Unterwegs in der Waschküche

Eschershausen nach Hehlen

Gelaufen am 2. September 2023

21 Kilometer, 580 Höhenmeter

Der Wetterbericht verhieß für heute gutes Wetter. Als wir in Eschershausen loslaufen, scheint zwar nicht die Sonne, aber wenigstens ist es trocken. Jippie, endlich mal wandern mit trockenen Füßen!

Direkt nach dem Ort geht es gleich hoch, mit fünfprozentiger Steigung für fast sechs Kilometer, ein Anstieg von 300 Höhenmetern. Aber schon nach dem ersten Kilometer wird es immer nebliger und … nasser!

Eigentlich liebe ich ja die grasigen Wegabschnitte, besonders im Wald sieht das sehr schön aus. Aber nach dem Regen gestern und dem Nebel heute Morgen ist es einfach nur nass. Wir geben es relativ schnell auf, im Storchengang zu wandern – Das macht einfach keinen Sinn!

“Enbrace wet feet” war eigentlich die Devise, aber das funktioniert wenig, wenn man eine dicke Blase unter der Fußsohle hat. Da hält dass Pflaster nämlich gar nicht und Socken wechseln bringt auch nichts. Die sind dann nämlich nach fünf Minuten wieder durch.

Zwei tolle Aussichtspunkte soll es heute geben, die Aussichtstürme am Ebersnacken und der Bodoturm. Aber um beide wabert der Nebel, sodass es wohl wenig Sinn hat, die beiden Türme auch noch zu erklimmen – die Wege auf den Ebersnacken und auf den Zimmertalskopf sind nämlich schon mordsmäßig steil und zu sehen ist auf den Türmen eh nichts!

Im Weserland, am Ebersnacken, da tu ich mit dem Eber snacken!

Es ist erstaunlich, dass hier, auf etwa 450 Metern Höhe, schon so eine Waschküche herrscht, wo es im Tal doch eher klar ist. Tja, die Berge des Nordens!

Der Bodoturm

Dann beginnt es auch noch richtig zu regnen. Das war aber gar nicht angesagt und so langsam reicht es uns mit dem Regen!

Wieder im Tal

Beim Abstieg freuen wir uns über die sanften Serpentinen durch den Buchenwald. Bisher waren die Bergab-Passagen nämlich echte steile Knochenbrecher, wo wir soooo froh waren, dass wir die Stöcke dabei haben. Der Weg hier erinnert uns erneut sehr an den Albtrauf, aber die Höhendistanz ist viel größer!

An der Weser teilen wir uns ein Stück des Weges mit dem Weser-Radweg. Huiii! Während wir in den letzten sechs Tagen gerade mal vier andere Wanderer getroffen haben, tanzt hier der E-Bike-Bär. Gerade heute am Samstag ist hier mordsmäßig viel Verkehr und unser Hotel ist komplett ausgebucht. Wir sind vermutlich die einzigen Wanderer.

Weserbrücke und Ausflugsschiff bei Bodenwerder

Morgen fahren wir wieder nach Hause. Der Weserbergland-Weg hat uns bisher aber so gut gefallen, dass wir den Rest auch noch laufen werden. Eine Fortsetzung folgt!

Schloss Hehlen

Weserberglandweg 5: Über und unter den Wolken

Von Hellental nach Eschershausen

Gelaufen am 1. September 2023

25 Kilometer bei 570 Höhenmetern

Der Morgen zeigt sich heute sehr neblig, aber die Sonne kommt schon durch. Direkt am Gasthof führt der Weserberglandweg durch das Dorf und den Hang hinauf. Hellental ist ein wunderschöner Fachwerk-Ort mit vielen hübsch restaurierten prächtigen Bauernhäusern.

Hellental

Auf unserem Weg holen wir uns schon auf dem ersten Kilometer pitschnasse Füße. Der Weserberglandweg hat viele grasige Passagen, was wir eigentlich sehr mögen. Nach dem vielen Regen gestern aber, und dem Nebel heute Morgen, ist der Weg sehr nass. Das nächste Mal nehmen wir wieder unsere wasserdichten Socken mit!

Oben über dem Dorf haben wir das Gefühl, über den Wolken zu laufen. Eigentlich wandern wir oberhalb eines Tals, aber vom Talgrund sehen wir nichts. Auch von der gegenüberliegenden waldigen Talseite schauen nur die Baumspitzen heraus, der Rest des Waldes ist im Nebel versunken. Eine sehr unwirkliche Atmosphäre hier oben!

Der Weg gefällt uns auch sonst heute wieder ausnehmend gut. Sehr abwechslungsreich laufen wir über Wiesen mit weitem Ausblick, durch alte Wälder, bergauf und bergab.

Am Holzberg wurde eine Umleitung eingerichtet, weil es auf dem Berg wohl viel Astbruch gibt. Die Umleitung ist vorbildlich als solche markiert, aber was behindert unsere Wanderung auf der Umleitung wohl? ASTBRUCH!

Nach dem Regentag gestern genießen wir den Sonnenschein. Die Passage kurz vor der Kleinstadt Stadtoldendorf ist reich an tollen Ausblicken, die uns an unsere früheren Wanderungen auf der Alb erinnern. Auch die vielen Buchenwälder und dunklen Wege erinnern uns sehr an unsere alte “Heimat”.

In Stadtoldendorf haben wir uns mal sehr für ein Haus interessiert, das wir dann aber in der Corona-Zeit letztendlich doch nicht besichtigt haben. Wir sind froh, dass wir den weiten Weg vom Stuttgart in den Solling damals nicht gefahren sind – Das eigentlich schöne Fachwerk-Städtchen (irgendwie sind hier alle Orte schön!) wirkt ausgesprochen leblos. In der Fußgängerzone stehen etwa achtzig Prozent aller Läden leer, es gibt auch keine Cafes oder Restaurants, nur der obligatorische Döner-Laden ist da und ein paar Friseure und Nagelstudios. Wir müssen “googeln”, wo wir denn einen Bäckerei finden könnten!

Die gibt es an der Bundesstraße unten, wo auch die Supermärkte zu finden sind. Das Haus sehen wir uns auch an – nach unserem Geschmack wurde es recht hässlich saniert, das hätten wir aber hübscher gemacht! Wie gut, dass wir nicht hier gelandet sind – Letztendlich haben wir es mit unserem Häusle in Seesen viel besser getroffen .. 🙂

Alte Treppenmühle in Stadtoldendorf

Sehr gefreut haben wir uns auf das Kloster Amelungsborn. Immer wenn wir von Seesen zu meinen Eltern nach Ostwestfalen fahren, kommen wir mit dem Auto hier vorbei. Aber bisher haben wir hier nie angehalten. Aber heute …

Die Anlage – ein evangelisch-lutherisches Zisterstienser-Kloster aus dem 12. Jahrhundert – ist augesprochen gut in Schuss. Wir wussten gar nicht, dass es evangelische Klöster gibt! Das Haus dient heute als Tagungsstätte und die Kirche wird von den umliegenden Gemeinden als Pfarrkirche genutzt.

Leider beginnt es am Nachmittag wieder zu regnen und wir traben die letzten acht Kilometer über Ashalt und Schotter nach Escherhausen zu unserer Unterkunft. Die letzten sechs Kilometer sind eigentlich ein Umweg, denn Eschershausen liegt gar nicht am Weserberglandweg. Aber in Stadtoldendorf und in Holenberg habe ich keine Übernachtungsmöglichkeiten gefunden.

Eschershausen kennen wir auch schon gut, hier tanken wir immer sehr günstig, wenn wir auf dem Weg nach Ostwestfalen sind. Wir übernachten in einer kleinen Ferienwohnung und würden am Abend gern essen gehen, aber außer zwei Dönerbuden und einem Pizza-Bringdienst gibt es hier nichts. Also verpflegen wir uns wieder mit Essen aus dem örtlichen Supermarkt. So langsam gewöhnen wir uns daran – der bayrische Kartoffelsalat und die Geflügel-Frikadellen sind sehr lecker!

Weserberglandweg 4: Schauerlich!

Derental nach Hellental

Gelaufen am 31. August 2023

22 Kilomter, 353 Höhenmeter

Was für ein Tag! Heute gibt es nur wenige Fotos, weil Friedel die Kamera fast die ganze Zeit abdecken musste. Am Morgen ist es diesig und kalt, fast herbstlich. Wir haben aber eine sehr schöne Strecke, ein Tal hinauf, und der Weg ist größtenteils asphaltiert. Sonst mögen wir das nicht so, aber wenn es so nass ist wie heute morgen …

In Neuhaus am Solling kommen wir wieder auf die offizielle Route des Weserberglandwegs. Der Ort liegt mitten im Wald und alle Einwohner dort sind supernett!

Wir erleben den Ort gerade in einer Sonnenphase und genießen Kaffee und Blaubeermuffins im kombiniertem Backshop/Lottoladen/Kiosk mit einem sehr netten Betreiber, der uns ungefragt seine Toilette anbietet und fragt, was er sonst noch für uns tun kann. Wow!

Der örtliche kleine Lebensmittelladen ist gleichzeitig auch der Postshop und uns kommt spontan die Idee, unser Camping- Equipment nach Hause zu schicken. Mit der kaputten Matte fällt das Camping nämlich ganz klar aus.

Leider ist die Postfiliale so rudimentär, dass sie keine Packsets für Pakete vorrätig hat. Aber kein Problem! Der Betreiber räumt einfach eine Bananenkiste für uns aus, in der wir dann Zelt, unsere Matten, die Schlafsäcke und den Kocher versenken können. Der freundliche Ladenbesitzer hilft mir noch, alles zu verkleben, während das halbe Dorf mit seinen Einkäufen Schlange steht. Aber kein Problem! Alle haben gaaaanz viel Zeit! Wie schön! Und 7,5 Kilo leichter sind wir!

Nach Neuhaus beginnt es zu regnen. Und wir meinen – REGNEN! Es schüttet förmlich, aber nur zehn Minuten. Als wir am Mecklenbruch- Moor ankommen, scheint schon wieder die Sonne. Im Sonnenschein trocken unser Regensachen schnell und wir ziehen Regenhose und Jacke wieder aus. Aber fünf Minuten später geht es wieder los. Gleiches Spiel – es schüttet!

Hier im Moor blüht gerade die Heide. Aber es stimmt – Man kann es nicht fotografieren!

Der Abschnitt nach dem Moor verläuft größtenteils über breite Forstwege. Uns fällt auf, dass wir hier schon einmal waren: Im Frühjahr 2022 sind wir hier auf unserer ersten mehrtägigen Radtour von Seesen nach Ostwetfalen geradelt. Zu Fuß kommt uns dieser schnurgrade Abschnitt viel länger vor.

Währenddessen kommen wir noch zweimal in fette Regenschauer, unterbrochen von schönstem Sonnenschein – geradezu scheinheilig…

Das langgestreckte Hellental hat uns auf unserer Radtour schon begeistert. Heute nehmen wir uns hier richtig viel Zeit, denn wir können im “Lönskrug” im Dorf Hellental erst um 17:00 Uhr einchecken. Wir chillen und trocknen ausgiebig in einer der Schutzhütten und lesen jede einzelne der Informationstafeln auf dem Weg, um die Zeit zu strecken: Das Hellental als Glasbläserort, die Geschichte der ersten Besiedelung, der Viehhaltung, des Gartenbaus …

Hellental ist ein hübscher Ort und es ist erstaunlich, dass sich in so einem kleinen Ort noch ein so großer etablierter Gasthof halten kann, Hoffentlich bleibt das so, denn auch für Wanderer ist diese Station wichtig. In den nächsten Orten Merxhausen und Heinade gibt es nämlich nichts. Hier ist der Hund verfroren!

Weserberglandweg 3: Alles richtig gemacht!

Steffi Skywalker

Von Gieselwerder nach Derental

Gelaufen am 30. August 2023

23 Kilometer, 630 Höhenmeter

Alles richtig gemacht, finden WIR jedenfalls!

Gestern Abend sind wir eigentlich schon mehr schlecht als recht zum Griechen gewankt. Wir sind nämlich irgendwie aus aus der Form, was das Wandern anbelangt. Schon gestern fiel uns auf, dass wir locker die Berge erklimmen, also an der Kondition liegt es bei unserer Schwächelei nicht. Aber unsere FÜSSE tun uns weh!

Rathaus Gieselwerder, ehem. Burganlage

Auf dem Campingplatz in Gieselwerder gefällt es uns nur mäßig. Fast alle Parzellen sind durch Dauercamper belegt, nur ein schmaler Streifen an der Weser ist den “Touristen” vorbehalten.

Hier wächst kaum ein Baum oder Strauch, vermutlich werden die Parzellen immer wieder mal überflutet. Wie so häufig gibt es außer unserem nur ein anderes Zelt, alle anderen sind Wohnmobile oder Wohnwagen. Zu den Sanitäranlagen ist es eine halbe Weltreise und es gibt keine Picknick-Plätze. Immerhin haben wir schön viel Abstand zu den anderen und ab 21:00 Uhr ist bereits weitestgehend Ruhe.

Das Übel aber kommt in der Nacht über den armen Friedel: Seine Isomatte hat ein Loch! Nach einer Stunde liegt er auf dem blanken Boden und stündlich ist Wieder-Aufblasen angesagt. Sehr unschön und wir schlafen kaum!

Eigentlich wollten wir heute Abend auch wieder campen, aber aus verschieden Gründen entscheiden wir uns im Verlauf des Tages dagegen.

1. Unser Zelt ist am Morgen tatsächlich klatschnass, es ist der Morgentau von der Weser. Da es bis 8:00 Uhr neblig ist, müssen wir ein seeeehr nasses Zelt einpacken.

2. Für den Abend sind fette Regenfälle angesagt. Wir müssten also in einem nassen Zelt schlafen, denn am Abend würde es nicht mehr trocknen.

3. Wir haben das Loch in Friedels Isomatte bisher nicht gefunden. Reparaturzeug für die Matte haben wir eh nicht dabei.

4. Der Campingshop auf dem Campingplatz in Bad Karlshafen hat genau EINE dünne Foam-Matratze im Sortiment, Marke Baumarkt für 25 Euro! Nee, meine Lieben, nicht mit uns! Einen passenden Reparaturset gibt es dort auch nicht,

Bad Karlshafen

Das war’s dann mit Camping für diese Woche!

Macht nichts, denn die Etappe zum Campingplatz hinter Schönhagen für heute wäre mit 27 Kilometern eh zu lang geworden. Wir sind nämlich ziemlich fertig!

Wir haben schlecht geschlafen. Unsere Knochen und Füße tun von gestern noch weh. Wir sind zwar motiviert und haben weiterhin Lust zu wandern, aber nicht 27 Kilometer bei 800 Höhenmetern mit DEM Gepäck! Außerdem haben wir beide plötzlich Blasen an den Füßen, was wir bisher nie hatten!

Ich habe ausbaldowert, dass wir den Weserberglandweg heute bis Karlshafen laufen und dann nach Süden einen Jakobsweg nach Derental nehmen. Dort gibt es einen Gasthof, nach 23 Kilometern. Alternativ hätten wir auch ein Hotel in Bad Karlshafen nehmen können, aber da sind wir schon am Mittag. Diese Strecke ist uns wiederum zu kurz!

Beide Strecken sind ausnehmend schön, sowohl das Original wie auch der alternative Jakobsweg. Letzter hat im Vergleich zum Weserberglandweg sogar den Vorteil, dass er am “Skywalk” vorbei führt, einer spektakulären Aussichtsterrasse hoch über der Weser. Wir sind froh, dass wir die steilen Stufen dorthin erklommen haben!

Leider teilt unser Hotel das Schicksal mit vielen anderen ländlichen Gastronomiebetrieben der Region: Wegen Personalmangel hat die Küche geschlossen. Da es auch kein anderes Restaurant im Ort gibt, müssen wir wohl oder übel im örtlichen Lebensmittelladen unser Abendessen besorgen. Heute gibt es kalte Frikadellen, Kartoffelsalat und Tomaten. Kein Gourmet-Menü, aber für heute absolut okay, finden wir!

Währenddessen regnet es draußen Bindfäden. Wir sitzen im Trockenen, die nassen Zelt-Teile um uns herum zum Trocknen ausgebreitet. Wir finden – wir haben alles richtig gemacht!

Weserberglandweg: Damit wir das Wandern nicht verlernen!

Hann. Münden nach Veckerhagen

Gelaufen am 28. August 2023

17 km, 410 Höhenmeter

So billig sind wir noch nie in den Urlaub gefahren: Hannoversch Münden liegt noch im Tarifgebiet der VSN, der Verkehrsgemeinschaft Süd-Niedersachsen. Unser Wohnort liegt am einen Ende des Tarifgebiets, Hann. Münden am anderen. Für die mehr als zweistündige Fahrt zahlen wir gerade mal fünf Euro pro Person. Genial finden wir das!

Hannoversch Münden markiert nicht nur den Beginn des Weserberglandwegs, die Stadt besticht auch durch eine besonders reizvolle Fachwerk-Architektur. Mehr als zwei Stunden laufen wir durch die Gassen der Altstadt und staunen.

Die Altstadt wird von drei Flüssen umflossen! Werra, Fulda und Weser, die durch den “Kuss” der beiden Erstgenannten entsteht. Letzteres wird seit mehr als einem Jahrhundert durch den Weserstein dokumentiert – Ziel von Millionen Klassenfahrten.

Das Sprüchlein auf dem Weserstein…

Leider wurde nirgendwo dokumentiert, dass öffentliche Toiletten hier geschlossen sind und die offizielle Wanderwegbrücke über die Fulda abgesperrt ist. Wir müssen zurücklaufen zu einer Autobrücke, was uns gleich zu Beginn einen zusätzlichen Kilometer beschert – Danke, HMü!

Da wir uns wieder an das Campen gewöhnen wollen, haben wir unsere großen Rucksäcke mit Zelt, Schlafsäcken, Kochgeschirr und Luftmatratzen beladen. Das sind über zehn Kilo für jeden! Der Nachteil dabei ist, dass wir bei den An- und Abstiegen schnell merken, dass wir ein wenig aus der Übung sind. Der Vorteil ist, dass wir schnell von Gleichgesinnten erkannt werden: Gleich zweimal führen wir sehr angenehme Gespräche mit entgegenkommenden Langstrecken-Wanderern. Der Erste läuft von Sylt nach Zürich und ist schon seit vier Wochen unterwegs. Der Zweite hat heute seinen letzten Wandertag und fährt mit seinem Kajak morgen von Hann. Münden zurück zu seinem Ausgangspunkt nach Rinteln – Wenn das mal nicht cool ist!?

Die Strecke heute ist ein angenehmer Einstieg in unsere einwöchige Tour von Hann. Münden bis Hameln. Der Weg führt sehr abwechslungsreich durch wilde Waldgebiete, häufig auf schön schmalen Pfaden. Links und rechts fließt immer wieder Wasser und die Aussichtspunkte zur Weser hin fehlen auch nicht.

Nach nur 15 Kilometern erreichen wir unser Ziel, ein kleines Ferienzimmer in Veckerhagen. Wir haben die Strecke gut geschafft, aber wir merken auch, dass wir etwas getan haben. Das Wandern erscheint uns deutlich anstrengender als das Radfahren der letzten Wochen.

Über unseren Vitaminversorgung müssen wir uns keine Gedanken machen: Die Brombeeren sind reif! 🙂

Osteuropa für Anfänger: E11 Polen und Litauen – das Fazit

Nun sind wir schon wieder fast zwei Wochen zuhause und haben so manch eine Stunde im Garten gesessen, schön gegrillt und gemeinsam über unsere Erlebnisse nachgedacht. Was können und wollen wir aus dem Abbruch unserer Tour auf dem E11 für die Zukunft lernen? Was wollen wir beim nächsten Mal besser machen, was unbedingt vermeiden?

1. Nicht überfordern!
Im Blog klingt vieles schlimmer, als es uns heute in der Rückschau erscheint. Während der Tour haben wir die schönen Landschaftspassagen leider nicht immer wert schätzen können, denn sowohl in Polen als auch in Litauen gab es sehr schöne Abschnitte mit viel Wald. Allerdings waren gerade diese Landschaften oft sehr wild und besonders für mich mit dem Rad einfach viel zu anstrengend. In Zukunft wollen wir es auch weiterhin immer wieder versuchen, Naturwege mit dem Rad zu befahren – Wenn es denn geht. Aber wir werden schneller eine Alternative wählen und uns nicht „auspowern“, so wie in Polen geschehen. Es war blöd von uns, so lange daran festzuhalten, dass wir unbedingt den E11 weiter radeln wollten. Es soll ja schließlich Spaß machen!

2. Im Hochsommer zuhause bleiben!
In Zukunft werden wir es vermeiden, in Mitteleuropa im Sommer unterwegs zu sein. Zu heiß, zu viele Mücken, zu volle Städte und Campingplätze. Das hatten wir so nicht erwartet, denn bisher waren wir immer im Frühling und im Herbst unterwegs. Nun wissen wir es!

Uwaga! Grenze!

3. Verflixte Sprache:
Seit Friedel und ich uns kennen, waren wir immer in Ländern unterwegs, in denen wir wenigstens halbwegs die Sprache sprechen, verstehen oder wenigstens ableiten können. Englisch geht immer, Spanisch und Französisch kriegen wir hin, Italienisch ging auch irgendwie. Aber mit Polnisch und Litauisch, da standen wir voll auf dem Schlauch. Wo wir unterwegs waren, gab es kaum ausländische Touristen und mit Englisch kamen wir sogar in manchen Hotels kaum klar. Das haben wir so nicht erwartet und hat uns am Anfang ziemlich gestresst. Beim nächsten Mal wären wir besser vorbereitet – Wenigstens die zehn wichtigsten Wörter der Sprache würden wir kennen, uns mehr über Übersetzungs-Apps (auch für kleine Sprachen) informieren und vor Ort einfach hartnäckiger sein und uns nicht abwimmeln lassen, auch ohne Sprachkenntnisse!

Triumph! „Chleb“ gekauft!
Schild über den „Forest Trail“ in Litauen

4. Mehr Vorbereitung bitte!
Ehrlich gesagt, hatten wir vorab kaum Informationen darüber, was uns auf den E11 ab Polen erwartet. Es gibt keinen einzigen Wanderführer zum Weg und auch im Internet haben wir außer Listen und GPX-Tracks kaum Infos gefunden. In der Rückschau wundert uns das nicht – Niemand geht diesen Weg!
Die mangelnde Beliebtheit des Wegs hätte uns stutzig machen müssen. Und unsere Bereitschaft zu Abenteuern haben wir überschätzt …
Der E11 in Polen und Litauen existiert zwar (in verschiedenen Varianten) auf der Karte, aber nicht in der Realität. Nun wissen wir es, aber vor Ort haben wir zu lange am Anspruch festgehalten, dass wir DEN E11 fahren wollen. Tagelang haben wir darüber diskutiert, wie wir mit diesen Unsicherheiten umgehen wollen … Das nächste Mal wären wir da lockerer und würden schneller umdisponieren. Hoffentlich.

Ähhh .. E11?
Hotel versus …
… Camping!

6. Unsicherheiten ertragen lernen
Tolle Hotels hatten wir. Aber die Gewissheit, jeden Abend eine passable Unterkunft vorgebucht zu haben, schafft auch eine gewisse Unflexibilität und Stress. Bei den unsicheren Wegverhältnissen wussten wir nämlich nie, wie lange wir für eine Etappe brauchen würden. 70 Kilometer auf der Straße sind schnell abgefahren, aber in der „Wildnis“ brauchen wir dafür unendlich lange. Weil wir nie wussten, wie lange wir bis zur nächsten Unterkunft brauchen würden, haben wir wenig nach links und rechts der Strecke geschaut und uns nur wenige Pausen gegönnt. Zum Beispiel waren wir nicht einmal baden, obwohl wir an tausend Seen vorbei gefahren sind.

Camping könnte eine Lösung sein und wir hatten ja auch das Zelt dabei. In Polen ist das wilde Campen jedoch nicht erlaubt und in Litauen haben wir kaum geeignete Plätze für‘s wilde Zelten gesichtet. Um mehr Planungssicherheit hinsichtlich der Strecke zu erhalten, kann man als Radler nur die Straße wählen – Asphalt, 12 km/h, das lässt sich rechnen. Hinzu kommt, dass die Datenlage in Osteuropa recht fraglich ist: Wie soll man gescheit planen, wenn die Wander-App 250 Höhenmeter für die Etappe verspricht, das Navigationssystem aber 1050 Höhenmeter vorhersagt? Am Ende lag die gemessene Wahrheit irgendwo in der Mitte …

Probleme, die wir nun kennen – Aber eine Lösung hätten wir da heute immer noch nicht. Außer vielleicht wild zu campen, was wir in Zukunft mehr kultivieren wollen. Ist halt unbequem …

Das Bellen ist schon von Weitem zu hören …

7. Freilaufende Aggro-Hunde sind ein No-Go!
Osteuropäische Hundeattacken von einsamen Gehöften wollen wir nicht mehr ertragen, da sind wir uns beide einig. Wenn wir unsere Reise im Baltikum im nächsten Jahr fortsetzen (was wir vorhaben), dann werden wir uns an die offiziellen Radwege halten, idealerweise in Küstennähe. Wir gehen davon aus, dass die Hunde dort nicht frei herumlaufen. Wen doch, dann sind wir ganz schnell auf der Fähre nach Finnland!

Eigentlich haben wir uns bei unserer ersten längeren Radreise ganz gut geschlagen. Erfreulich auch, dass wir alles ohne Blessuren überstanden haben: Die Räder haben toll durchgehalten, unsere Muskeln und Bänder haben gut mitgespielt und all unsere Besitztümer auf der Reise sind mit uns zurück gekehrt. Wir werden auf jeden Fall weiter radeln!

Und nach der Reise ist vor der Reise: Ab morgen werden wir eine Woche auf dem Weserberglandweg wandern. Mitte September packen wir dann erneut unsere Radtaschen und radeln ins Mutterland des Radelns, in die Niederlande.
Dort erwarten wir, dass die Radwege viel luxuriöser sind. Wir werden berichten!

E11 – Ab nach Hause!

Ausfahrt aus Klaipeda

Telsiai nach Klaipeda
Gefahren und erlebt am 12. und 13. August 2021 101 Kilometer, 434 Höhenmeter

Heute stehen wieder einige Kilometer auf dem Programm. Aus der Erfahrung der letzten Zeit wissen wir, dass wir die einhundert Kilometer heute bis zum Fährhafen gut schaffen können, wenn wir viel Schotter-und Asphaltstraßen fahren und die Naturwege mit möglichen Schikanen meiden. So treffen wir in der ersten Hälfte des Tages immer wieder mal auf den E11, aber halten uns insgesamt kaum noch an die Route.

In Telsiai

Im ersten Teil des Tages geht es wieder viel durch Wald und ständig auf und ab. Wir kommen aber gut voran und nehmen uns auch noch die Zeit, ein wenig in Plunge und Klaipeda durch den Ort zu rollen und Kaffee zu trinken.

Klaipeda liegt in einer leider recht unreizvollen Gegend und zeichnet sich dadurch aus, dass sich am Ortsrand unzählige „Gated Communities“ befinden, also durch hohe Zäune und Schranken abgeriegelte Wohngebiete, die Häuser alle gleich und in Reih und Glied aufgestellt. Scheinbar misstrauen die wohlhabenderen Bewohner Klaipedas ihren Mitbürgern ganz gewaltig!

Klaipeda
Das Ännchen

Wir sind schon um 16:30 Uhr in der Stadt und müssen spätestens um 20:30 Uhr am Schiff sein. Klaipeda hat aber außer dem Ännchen von Tharau und ein paar alten Schiffen auf der Dane nicht viel zu bieten, finden wir. Mit Kaffeetrinken und einem Snack am frühen Abend können wir nur bedingt die Zeit totschlagen und sind schon um 18:30 Uhr am Hafen. Dort bekommen wir zunächst einen Warteplatz auf dem Parkplatz zugewiesen, aber da wird es uns schnell zu heiß und zu langweilig und wir mogeln uns an den LKW vorbei direkt auf das Schiff. Nachdem wir die Räder abgestellt haben und unsere zugewiesenen Plätze identifiziert haben, können wir uns nach dem Duschen an Bord nun endlich entspannen.

Von wegen! Zwar verbringen wir die Zeit bis 23 Uhr recht angenehm, indem wir dem Schiff beim Ablegen zuschauen, unsere Mitreisenden (vornehmlich litauische Familien und LKW-Fahrer, die Deutschen Touristen haben wohl fast alle Kabinen) abchecken und uns jeder zwei Bier als Einschlafhilfe genehmigen. An RUHE ist danach im Ruheraum aber kaum zu denken – Türenschlagen, lautes Palaver, eine unglaubliche Kakophonie an Schnarchgeräuschen. Unsere fährerfahrenen Mitreisenden haben sich Decken und Kopfkissen mitgebracht und legen sich kreuz und quer in die Gänge. Nur vor unseren Füßen bleibt der Gang frei, sodass sich die Hälfte der Passagiere im Ruheraum an (und über) unsere Füße bewegt.

Trotzdem schaffen wir es, immer wieder mal für ein halbes Stündchen einzuschlafen. Unglaublich, dass wir hier überhaupt ein Auge zumachen können!

Frühstück haben wir im Voraus gebucht und das gibt es ab 9:00 Uhr. Insgesamt müssen wir nur eine Stunde anstehen, bis wir mit unseren Tabletts im Frühstücksraum sitzen! Und es steht einem üppigen litauischen Hotel-Buffetfrühstück in keinster Weise nach! 🥴

Ich weiß, manche Menschen können Stunden damit verbringen, an Deck zu stehen und auf‘s Meer zu starren. Uns gelingt das nicht so richtig, wahrscheinlich sind wir zu ungeduldig. Heute ist ein sonniger Tag und das Meer ist schön ruhig, aber der Wind pfeift und gehörig um die Ohren. Auf dem komplett ausgebuchten Schiff sind alle halbwegs windgeschützten Bänke besetzt, sodass ich es nicht lange an Deck aushalte. So verbringen wir die meiste Zeit bis zum Anlegen des Schiffs um 16:30 Uhr auf unseren Plätzen im Ruheraum und lesen und dösen. Zum Glück sind die Schnarcher und Gangschläfer alle weg!

Männer, die ins Meer starren …

Der Nachmittag zieht sich doch ein wenig in die Länge, aber insgesamt sind wir recht zufrieden mit der Überfahrt: Wir konnten ein wenig schlafen, haben gut gefrühstückt und konnten uns zwischendurch an Deck die Beine vertreten. Mit den Rädern zu fliegen, das stellen wir uns wesentlich komplizierter vor und wäre wohl auch viel teurer gekommen. Also alles richtig gemacht! 😄👍

E11 – Wir sausen nach Klaipeda zur Fähre

Der ist extra langsam gefahren, als er die Kamera sah…sonst drei mal soviel Staub!

Siluva nach Telsiai
Gefahren am 11. August 2023
98 Kilometer, 634 Höhenmeter

Einmal den Entschluss zur Heimreise gefasst, verleiht uns das Flügel. Wir wollen möglichst schnell zum nächstmöglichen Fähranleger – und der heißt Klaipeda.

Teufels-Statuen an der Straße nach Tutuvenai

Zunächst hatten wir auch Liepaja in Lettland ins Auge gefasst. Bis dahin hätten wir einen Tag mehr gebraucht, dafür aber Litauen „abgeschlossen“. Unterwegs gibt es aber kaum Unterkünfte und so ist die Fähre Klaipeda-Kiel für uns die bessere Option. Zwei Tage Straße fahren und 90 bis 100 Kilometer strampeln, das schaffen wir!

In Tituvenai
Eine Holzkirche – wie in Clausthal! 😄

Unser heutiger Zielort Telsiai liegt am E11, aber wir halten uns heute nur in Ansätzen an die schleifige Wegführung des E11. Würden wir den Weg komplett nach Plan fahren, würden wir für die gleiche Strecke zweieinhalb Tage brauchen!

Wir haben gestern Abend eine Route entworfen, die sich in erster Linie an wenig befahrenen Straßen orientiert, jedoch auch die eine oder andere Wald-Passage des E11 mit einbezieht. „Straße“ heißt in Litauen natürlich auch Schotter und Sand. Aber insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Weg heute!

Wir brechen heute gleich zwei Rekorde – Wir haben heute mit fast 100 Kilometern die längste Strecke auf unserer Tour in den Osten. Außerdem überschreiten wir heute die 2000er-Marke. Mehr als 2000 Kilometer sind wir in vier Wochen gefahren!

Morgen schaffen wir hoffentlich noch mal einen 90er und müssen bis 20:30 im Fährhafen eingecheckt haben. Das schaffen wir!

Kurz vor Telsiai

Richtig anstrengend wird es erst dann – bei unserer Last-Minute-Buchung waren keine Kabinen mehr frei. Also müssen wir die 18 Stunden Fahrzeit im Liegesessel verbringen. Aber das werden wir schon schaffen!

Telsiai – wow, ein Radweg!

Für uns beide ist das die erste lange Fährfahrt unseres Lebens. Wir werden berichten!

E11 – Jetzt ist aber Feierabend!

Ariogala nach Šiluva
Gefahren am 10. August 2023
55 km, 495 Höhenmeter

Gestern hatten wir einen sehr schönen Abend auf der Terrasse unseres keinen Häuschens am Fluss Dubysa. Gern wären wir noch ein wenig länger geblieben, aber das Haus war für heute leider nicht verfügbar.

Wir freuen uns, dass der E11 heute noch ein recht langes Stück am Fluss weiter führt. Was aber auf der Karte toll aussieht, entwickelt sich mal wieder zu einem typischen E11-Fiasko – der Weg ist teilweise fast unpassierbar, wir haben eine Furt und weil es keinen durchgehenden Weg durch das Tal gibt, müssen wir die Räder mehrmals aus dem Tal heraus über matschige und steinige Wege nach oben auf die Ebene schieben, um dann im nächsten Dorf wieder nach unten zu holpern. Nach der zweiten Aktionen dieser Art bin ich schon wieder bedient! 🥴

Schön, aber seehr anstrengend…

Insgesamt kann man schon sagen, dass der E11 hier in Litauen in einem besseren Zustand als in Polen ist. Es gibt Wegmarkierungen und wie wir es schon erwähnt haben, wird er hier als „Baltic Forest Trail“ beworben. Aber niemand scheint den Weg hier zu gehen! Wir haben jedenfalls nie andere Wanderer oder Spaziergänger getroffen, nicht einmal, seit wir in Litauen sind!

Ein markierter Weg, da!

Uns wundert das nicht – der Weg ist nämlich nur teilweise schön. Weite Passagen (unserer Schätzung nach mehr als die Hälfte) verläuft an Straßen oder über breite Sand-Schotterwege und führen mitnichten durch den Wald. Das liegt vermutlich daran, dass dieses Land nicht mal drei Millionen Einwohner hat und sehr dünn besiedelt ist. Verbindungswege finden sich nur zwischen den Dörfern und mitunter zwischen Gehöften, im Wald aber gibt es kaum Wege. Und extra einen neuen Weg zu konzipieren, das würde sich für die wenigen wandernden Litauer wohl kaum lohnen …

Links Wald …
rechts Wald …
Und hier der Forest Trail!

So fahren wir also auf dem E11 mal wieder durch eine endlose Weizenwüste nach der anderen und passieren ein ausgestorbenes Dorf nach dem nächsten – und das schon seit Tagen!

Noch ein gravierendes Problem sind für uns die Hunde. Mittlerweile sind wir vor jedem einzeln stehenden Gehöft nervös, wann denn der Hund oder die Hunde auf uns zurasen. Heute Morgen, im Tal der Dubysa, sind es einmal sogar gleich drei der Kläffer, die aggressiv bellend hinter uns her rennen und sich kaum abschütteln lassen. Pro Tag haben wir mittlerweile mindestens zwei Hundeattacken und unser Nervenkostüm wird immer dünner.

Bis jetzt hat uns noch keiner gebissen, was uns eigentlich wundert. Wir rechnen jeden Tag damit, dass es soweit ist. Die Hundeattacke ist für uns heute der Grund, das Dubysa-Tal zu verlassen und auf der Straße weiterzufahren.

Übel ist auch, dass im Gegensatz zu den Polen viele Litauer nicht gerade rücksichtsvoll gegenüber uns Radfahrern sind. Nur wenige reduzieren die Geschwindigkeit, wenn sie uns überholen und scheren bei Gegenverkehr viel zu früh ein. Auf den Sandpisten werden wir mehrmals täglich voll eingestaubt, weil die Autofahrer null Rücksicht auf uns nehmen. Heute trifft uns einmal sogar ein Steinchenregen, als uns ein riesiger Lastwagen im Affenzahn entgegen kommt. Teilweise hat man auch schon versucht, uns von der Straße zu hupen.

Das ist ein Radweg! Es gibt sie!

In den letzten Tagen haben wir immer wieder die Pros und Kontras für einen Ausstieg aus der Tour diskutiert. Nach der Hundeattacke und dem Steine-Regen heute sind wir uns einig, dass wir den Kanal voll haben. Ich persönlich habe einfach nicht mehr den Biss, mich weiter mit dem Rad durch das Dickicht und über steinige Wege zu quälen, Friedel hat absolut keine Lust mehr auf die vielen Straßen und die Hunde. Es wird Zeit, nach Hause zu fahren!

Wir haben vor, in den nächsten drei Tagen über Landstraßen nach Klaipeda zu kommen, um von dort aus die Fähre nach Kiel zu nehmen. Und wir geben zu – nach vier Wochen auf Tour freuen wir uns auch wieder auf unser Zuhause!

Hier in Litauen finden wir über „Booking.com“ kaum noch Hotels. Deshalb übernachten wir heute zum ersten Mal in unserem Leben in einer Pilger-Herberge!

Die berühmte Kirche in Šiluva …
… und ihr gegenüber die Wallfahrts-Kapelle

Interessanterweise sind wir die einzigen Gäste (Litauer pilgern auch nicht? ) und bekommen unser Abendessen schon um 16.30 Uhr serviert. Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden – Das Zimmer ist sauber und günstig, das Essen lecker, die Nonnen sehr freundlich und wir haben heute Abend die Herberge und den Garten ganz für uns allein!

E11 – Baltic Forest Trail ohne Forest!

Die Memel

Kaunas nach Ariogala
Gefahren am 9 August 2023
77 Kilometer, 452 Höhenmeter

Friedel meint, gestern hätte ich Kaunas im Blog nicht genug Raum gegeben. Stimmt irgendwie, immer hin war die Stadt mal Europas Kulturhauptstadt und ist mit viel mittelalterlicher Bausubstanz gesegnet. Aber Kultur ist gerade nicht das, was wir wollen, wir wollen mehr NATUR!

Die Burg in Kaunas

Wie gestern schon erwähnt, wird der E11 in den baltischen Ländern als „Baltic Forest Trail“ vermarket. Was die Tour heute angeht, ist das eine echte Unverschämtheit!

Um aus Kaunas herauszukommen, müssen wir erst mal zehn Kilometer an einer Straße mit dichtem Verkehr rausfahren. Danach führt der Weg schön an der Memel entlang, da gibt es eigentlich nichts zu meckern. Aber Wald gibt es hier auch nicht!

Litauen ist irgendwie „Entweder-Oder“ – Entweder es gibt Wald oder nur Felder, Felder, Felder, ohne Baum und Strauch. Die großzügigen Ackerflächen werden gern mit Hochleistungs-Ackergeräten des deutschen Herstellers „Claas“ bearbeitet und die Kühe werden hier auf der Wiese nicht eingezäunt, sondern angebunden.

Wenn wir so über eine der sehr großzügigen Ackerflächen radeln, fühlen wir uns mitunter wie in der Inneren Mongolei – oder so, wie wir uns die Mongolei vorstellen!

In der zweiten Hälfte des Tages fahren wir immer wieder mal am Fluß „Dubysa“ entlang – sehr hübsch, sehr hübsch. Allerdings müssen wir dafür mehrmals steile An- und Abstiege bewältigen, denn das Flüsschen fließt in einem tiefen Tal. Aber das ist halt der Preis für ein bisschen Wildnis!

Von den rund 75 Kilometern heute ist rund die Hälfte auf Straßen. Wenn wir hier wirklich wandern müssten – Mann, was würden wir fluchen!

Ein echter Glücksgriff ist unser TinyHouse am Fluss, das wir für heute gebucht haben. So etwas hätten wir gern häufiger!

Westernstadt Cesike, kurz vor 12..
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