Heute bricht die letzte Etappe des RRW an. Dies ist jedoch nicht der letzte Wandertag für uns, da wir morgen noch von Pitlochry nach Blair Atholl laufen.
Carla kommt heute wieder nicht mit uns, sondern fährt mit dem Bus nach Pitlochry. Also haben Friedel und ich erneut einen Wandertag für uns allein, der uns eigentlich wieder viel zu kurz ist. Wenn wir den Weg noch einmal laufen würden, würden wir die Etappen länger anlegen und vielleicht die Alternativrouten mit einbeziehen.

Also traben wir am Morgen los und laufen erst mal zwei unschöne Kilometer direkt an einer Bundesstraße aus dem Ort heraus. Highlight ist hier die Dewar’s Destillery, an deren imposantem Gebäude wir vorbei kommen. Danach folgt der RRW einem Pfad immer parallel zum River Tay: Hübsch!
Nach weitern zwei Kilometer trifft der Weg auf ein altes Bahngleis. So viele Bahntracks sind wir in noch keinem Urlaub gelaufen. Bei dieser Art von Wegen gibt es zwei Varianten: Eine mit Aussicht auf die umliegende Landschaft – gern auch von hohen Viadukten aus – oder die tief eingeschnittene Form. Leider handelt es sich bei diesem Wegabschnitt von Aberfeldy nach Grantully um die letztere. Man sieht wenig bis gar nichts von der Landschaft. Wir treffen jedoch einen Rentner mit Hund, der uns rät, den RRW zu verlassen und lieber einen Schleichweg am Rand des River Tays zu nehmen. Dieser ist auf unserer Karte gar nicht eingezeichnet, aber existiert trotzdem, vermutlich von dem Hundehalter und seinen Freunden selbst kreiert. Wir nehmen den Tipp gern an und gehen in der Tat einen wunderschönen Weg am Tay entlang, der rauf und runter geht und vermutlich auch einen kleinen Umweg bedeutet, aber was soll’s?









Nach einer schönen Rast an einem Bootsanleger kommen wir nach Grantully, wo wir hoffen, einen Kaffee zu bekommen. Fehlanzeige, denn das „Inn on the Tay“ ist geschlossen.
Also erklimmen wir die Hügel, die uns noch von Pitlochry trennen. Auf einem sehr schönen Weg steigen wir am Rand des Tullypowrie Burn fast 300 Meter nach oben. Uns umgibt eine typische Moor-Landschaft, aber mit vielen üppig blühenden Ginsterbüschen. Der Mai ist eine wirklich schöne Wanderzeit: Ginster, Lämmer und Bluebells allerorten!
An der 350-Meter-Grenze treffen wir auf einen Wald. Inmitten des Waldes ist ein Steinkreis in unserer Karte eingezeichnet, und hätten wir es nicht gewusst, wir hätten ihn nicht gefunden. Drei aufrecht stehende Steine sind noch übrig .. mit viel Phantasie lässt sich also ein Kreis erkennen. Der umgebende Wald ist aber wirklich hübsch: Nadelwald mit lindgrünem Grasteppich.












Als wir aus dem Wald heraustreten, ragen die Berge des Cairngorms über das Tal des River Rummel – das sind Berge, aber hallo!
Der Weg nach Pitlochry hinein führt uns über eine Brücke über den Tummel. Von Weitem kann man hier das große Wasserkraftwerk sehen. Ein Abendspaziergang wird uns noch dorthin führen, und zurück durch Port-na-Craig, das alte Fischerviertel am Tummel.






Aber jetzt geht es erst mal hinein in das Gewimmel von Pitlochry. Der Ort erinnert an eine Western-Stadt: Entlang einer langen Straße reihen sich Hotels, Geschäfte und Restaurants auf. Es ist extrem viel Volk unterwegs und ganze Busladungen davon werden auf der Straße ausgespuckt. Oje, hier sollen wir zwei Tage bleiben?
Wir haben uns für zwei Tage in einem Cottage eingemietet, das zum McKay’s Hotel gehört. Wir treffen Carla schon auf der wuseligen Main Street. Und gut, dass wir sie getroffen haben, denn wir haben nur einen Schlüssel für das Häuschen und so können wir nur gemeinsam hinein. Carla hat sich schon das kleinere der zwei Schlafzimmer im ersten Stock eingerichtet. Wir nehmen das andere. Außer dem zwei Schlafzimmern gibt es noch ein Bad, ein ebenerdiges Wohnzimmer und eine Küche mit Seitentür. Das Haus ist groß, aber hat schon länger keine Renovierung gesehen, vor allem in Bezug auf die Möbel und das Dekor. Außerdem herrscht eine Bullenhitze im Häuschen: Die Heizung lässt sich nicht regulieren. In der Küche gibt es nicht mal Spülmittel oder ein Küchenhandtuch. Dementsprechend schmutzig ist das Besteck und die Tassen und Gläser, weil jeder die Sachen wohl nur kurz abspült. Grrr!







