Jetzt, wo wir wieder in unserem warmen und trockenen Zuhause sitzen, kommen die Nachbetrachtungen. Wir sind froh, dass wir unseren Laufplan (fast) eingehalten haben. Aber der nächste und letzte Abschnitt unseres LECW von Strathcarron bis Cape Wrath kommt bald und wir wollen einiges anders machen!
Der nächste Abschnitt wird fast komplett auf dem CWT (Cape Wrath Trail) verlaufen – nein, wir haben die Nase noch nicht voll! 🙂 Aber es ist Zeit, ein paar Erkenntnisse für das nächste Mal festzuhalten.

- Das Wetter ist entscheidend!
Auch bei früheren Abschnitten, z.B. auf dem Pennine Way, haben Regen und Wind mitunter extrem genervt. Aber anders als beim CWT hat das Wetter den Weg nicht unmöglich gemacht: Auf dem CWT werden kleine Bäche plötzlich zu reißenden Flüssen und der Wind kann extrem auskühlen, wenn man erst mal nass ist. Brücken gibt es im Gegensatz zu den National Trails auch nur sporadisch. Schlechtes Wetter kann auf dem CWT wirklich gefährlich sein. Und da draußen ist man allein! Deshalb werden wir das nächste Mal darauf achten, in einer möglichst niederschlagsfreien Zeit zu wandern und mehr Möglichkeiten für Pausentage einzuplanen. Außerdem werden wir versuchen, immer eine Exit-Strategie für schlechtes Wetter parat zu haben.

2. Die Wege-Qualität ist nicht vorhersehbar
Auf der Karte ist der Weg als Pfad eingezeichnet, aber während der Jagdsaison ist er ein gut benutzter Fahrweg. Ein Pfad wird mitunter so wenig gelaufen, dass er verschwindet. Durch wegloses Gelände zu laufen kann Stunden dauern. Es ist also oft nicht vorhersehbar, ob wir vier oder sogar fünf Kilometer pro Stunde schaffen oder nur einen. Deshalb werden wir in Zukunft stets Reservezeit einplanen. Das heißt auch, dass Oktober eindeutig eine ungünstige Zeit für den CWT ist – abends wird es einfach zu schnell dunkel!

3. Ultralight ist nicht alles – Sicherheit geht vor!
Wir bezweifeln, dass unser untraleichtes Zelt der Windstärke 9 standgehalten hätte, so bedenklich wie es sich schon bei geringeren Winden eingebeult hat. Nehmen wir beim nächsten Mal also doch unser schwereres und kleineres, aber windstabileres Hilleberg Nallo mit? Und unsere Regenjacken Montane Minimus und Montane-Hosen sind zwar leicht und für Cornwall absolut okay, aber bei Dauerregen und starkem Wind lassen sie viel Wasser durch. Festeres und (leider) schwereres Regenzeug muss her!

4. Embrace wet feet – ähh … nur begrenzt!
Unsere Strategie, mit leichten Trailrunnern und wasserdichten Socken zu laufen, war insgesamt gut. Allerdings halten die Socken nur ein paar Stunden dicht. Den ganzen Tag in nassen Füßen zu laufen ist bei warmen Temperaturen okay – aber nicht, wenn es kalt ist. Deshalb werden wir beim nächsten Mal ein zweites Paar wasserdichte Socken mitnehmen – dann kann man bei Pausen in die trockenen Socken schlüpfen und muss nicht wie blöde hin und her springen, um die Füße warm zu halten.

5. Wir brauchen weniger Proviant, als wir gedacht haben.
Im Internet haben wir gelesen, dass die Profis ein Kilo pro Tag verbrauchen. Das gilt aber nur dann, wenn man länger als drei Wochen unterwegs ist. Wir sind mit 700 Gramm pro Tag gut hingekommen. Unsere Nuss-Körner-Mischung hat als Reserve bis zum Ende gereicht – schön, aber wir haben sie die ganze Zeit geschleppt!

6. Flexibilität im Laufplan
Das nächste Mal werden wir drei Wochen Urlaub nehmen, obwohl wir für den Trail vielleicht nur zwei Wochen brauchen – so können wir nasse oder windige Tage aussitzen, Pausentage einlegen oder die Etappen kürzer gestalten. Die Gegend ist viel zu schön, als einfach nur angestrengt das Etappenziel anzustieren!
7. Vergiss die schlauen Forenbeiträge
Im Vorfeld der CWT-Wanderung haben wir uns versucht, im Internet über die verschiedenen Etappen zu informieren. Aber die Beiträge zeigen nur, wie es den Wanderern zu diesem Zeitpunkt mit diesem Wetter und diesen speziellen Bedingungen ging – am Ende ist doch alles anders. Rechne mit dem Schlimmsten und freu dich, wenn es besser ist! 🙂
8. Der Cape Wrath Trail kocht auch nur mit Wasser …
Wir waren erstaunt, wie fit wir als 50+-er für den CWT waren – der Pennine Way war ein gutes Training! Wandere den PW im Oktober/November oder März/April, dann sind die Wegbedingungen bei beiden Wegen recht ähnlich. Aber übernachte schon auf dem PW zum Training am besten im Zelt und halte es zum Beispiel aus, mehrere Tage hintereinander ein nasses Camp aufzubauen. Denn anders als auf dem PW, auf dem wir für den Abend immer schon ein Hotel oder B&B vorgebucht hatten, gibt es auf dem CWT eher selten die Möglichkeit, abends ein Hotel, Hostel oder Bothy zu finden.
Aber das Campen eröffnet auch besondere und schöne Möglichkeiten: Eine besondere Flexibilität im Wanderplan, wunderbare Naturerlebnisse und eine Form von “Wayfaring” (Wanderschaft), die sich nicht allein an Start- und Endpunkten orientiert, sondern in der man sich anhand der Gegebenheiten und der eigenen Möglichkeiten und Stimmungen nach seinem eigenen Rhythmus bewegen kann.
