
Reszel nach Wegorzewo (Angerburg)
Gefahren am 3. August 2023
73 Kilometer, 518 Höhenmeter
Heute fahren wir an drei Haupt-Sehenswürdigkeiten der Region vorbei – und besuchen keine der drei!


Wir sind nämlich weder katholisch noch militaristisch.
Die erste ist die wirklich weltberühmte Kirche von Swieta Lipka, auf deutsch Heiligenlinde. Um das Bauwerk herum sind die Parkplätze groß und die Devotionalien-Stände zahlreich. Immerhin gibt s keine klare Demarkationslinie, ab der keine heiligen Souvenirs mehr verkauft werden dürfen.
Wer sich für die Legende interessiert, die zu der Heiligkeit des Ortes geführt hat, möge bitte im Internet nachlesen. Wir haben die Geschichte schon wieder vergessen! Der Bus auf dem Bild kommt übrigens aus Kassel!



Die drei Bilder oben stammen alle aus Ketrzyn (Rastenburg), ein Ort, an dem wir gern bei einem Kaffee gerastet hätten, aber wir haben kein Café gefunden. Am Ende haben wir einen Coffee-to-Go an der Tankstelle genommen. Wirklich peinlich für Rastenburg!


Auf einer eher unscheinbaren asphaltierten Straße im Wald wundern wir uns über das extrem starke Verkehrsaufkommen. Zwei Kilometer vor der Top-Touristen-Destination im Wald weisen uns Plakate bereits darauf hin, was uns erwartet. Hier, mitten im Wald, war das Führer-Hauptquartier WOLFSSCHANZE!
Die Polen haben daraus einen echten Abenteuer-Spielplatz gemacht. Zuerst kommt ein großer Platz mit Fluggeräten „zum Anfassen“ aus dem zweiten Weltkrieg, in die man hineinklettern und tolle Fotos machen kann.
Im Anschluss das Areal des eigentlichen Hauptquartiers selbst, wo man Hitlers Bunker, Goebbels Bunker und diverse andere besichtigen kann. Selbst wenn wir erwogen hätten, die Anlage zu besichtigen, wäre uns spätestens bei der Autoschlange die Lust vergangen. Und dabei ist heute Donnerstag, also mitten in der Woche!
Direkt hinter der Wolfsschanze gibt es dann eine Art Märchenland, auf das man die quengelnden Kinder vertrösten kann, wenn sie keine Lust mehr auf die Bunkerei haben. Bemerkenswert ist dabei, dass die Plakate am Eingang auch auf eine Militärausstellung für Kinder hinweisen und auf „Hitler‘s Garden“!
Wir sagen nur: Autsch! :-/
Wir schlagen uns lieber in den Mais und genießen die Ruhe der masurischen Seenlandschaft ..


Ein sehr langes Teilstück unseres heutigen Wegs führt uns am Mauersee entlang. Das Ding ist wirklich riesengroß und weil es heute recht windig ist, schlagen richtige Wellen an das Ufer. Wer einen so großen See vor der Tür hat, der braucht das Meer nicht mehr!
An zwei Stellen kommen wir heute sogar direkt an das Ufer!

Interessant, das uns heute recht viele andere Radler entgegen kommen, einige sogar elektrisch und mit Packtaschen. Wir befinden uns hier scheinbar im Top-Touristen-Gebiet!
Als wir bei einer Rast deutsche Stimmen hören, wagen wir es, die drei anderen Radler anzusprechen. Wie blöd sind doch oft unsere Landsmänner und Frauen!
Die zwei Frauen und der Mann beäugen uns ausgesprochen skeptisch und man muss ihnen quasi alles aus der Nase ziehen. Als sie hören, dass wir morgen nach Goldap fahren wollen, schnaubt der Mann und höhnt „Goldap? Da waren wir schon! Na dann viel Spaß!“
Als ich nachfrage, was denn da so schlecht sei – „Die Wege? Der Sumpf? Die Stadt?“ lacht er auf und meint „Ja, auch.“ Ich hatte dann keine Lust mehr, weiter nachzufragen ..
Bei einer Pause in einer „Radstation“ sitzt da bereits ein anderer Radler, auch mit vollgepackten Rad. Er ignoriert uns vollkommen und ist nicht bereit, zurück zu grüßen oder Blickkontakt aufzunehmen. Das kennen wir von unseren früheren Wanderungen und Begegnungen mit Fußgängern nicht. Komisch, oder?

Unser Route führt heute sehr wenig durch Wald, aber über viele Asphalt und Feinschotter-Straßen. Deshalb kommen wir gut voran und die Kilometer fliegen nur so an uns vorbei. Kein Vergleich zu den ersten Tagen, als wir uns durch den Sand kämpfen mussten.

Die dritte Sehenswürdigkeit ist das ehemalige Hauptquartier des Deutschen Heeres, auf das wir aber auch keinen Bock haben. Hier wird damit geworben, einen Nachbau des legendären „Bernsteinzimmers“ besichtigen zu können.So ein Bullshit!
Außerdem kann man die Bunker mit Taschenlampen selbst erforschen. Das wollte ich immer schon mal machen!


Unser Zielort Wegorzewo/Angerburg hat architektonisch wenig zu bieten, alles ist neu hier. Der Ort ist durch einen Kanal mit dem Mauersee und den umliegenden See verbunden und besitzt als Hauptattraktion einen großen Yachthafen.
Für uns ist am wichtigsten, dass wir hier ein Bett bekommen (heute ein Apartment) und an „Ryby“, „Frytki“ und „Piwo“ kommen! 🙂

Krass. In England das totale Gegenteil. Da trifftst du Menschen, die sagen „Geh da nicht hin.“ oder „Wenn du da bist, pass auf…“ „Da kommt dies, da kommt das.“ Möge das Glück mit euch sein. 🍀
Mal schauen, was da heute kommt. Heute steht GOLDAP auf dem Programm und die Sonne scheint jetzt schon! 🙀