Weserberglandweg 6: Unterwegs in der Waschküche

Eschershausen nach Hehlen

Gelaufen am 2. September 2023

21 Kilometer, 580 Höhenmeter

Der Wetterbericht verhieß für heute gutes Wetter. Als wir in Eschershausen loslaufen, scheint zwar nicht die Sonne, aber wenigstens ist es trocken. Jippie, endlich mal wandern mit trockenen Füßen!

Direkt nach dem Ort geht es gleich hoch, mit fünfprozentiger Steigung für fast sechs Kilometer, ein Anstieg von 300 Höhenmetern. Aber schon nach dem ersten Kilometer wird es immer nebliger und … nasser!

Eigentlich liebe ich ja die grasigen Wegabschnitte, besonders im Wald sieht das sehr schön aus. Aber nach dem Regen gestern und dem Nebel heute Morgen ist es einfach nur nass. Wir geben es relativ schnell auf, im Storchengang zu wandern – Das macht einfach keinen Sinn!

„Enbrace wet feet“ war eigentlich die Devise, aber das funktioniert wenig, wenn man eine dicke Blase unter der Fußsohle hat. Da hält dass Pflaster nämlich gar nicht und Socken wechseln bringt auch nichts. Die sind dann nämlich nach fünf Minuten wieder durch.

Zwei tolle Aussichtspunkte soll es heute geben, die Aussichtstürme am Ebersnacken und der Bodoturm. Aber um beide wabert der Nebel, sodass es wohl wenig Sinn hat, die beiden Türme auch noch zu erklimmen – die Wege auf den Ebersnacken und auf den Zimmertalskopf sind nämlich schon mordsmäßig steil und zu sehen ist auf den Türmen eh nichts!

Im Weserland, am Ebersnacken, da tu ich mit dem Eber snacken!

Es ist erstaunlich, dass hier, auf etwa 450 Metern Höhe, schon so eine Waschküche herrscht, wo es im Tal doch eher klar ist. Tja, die Berge des Nordens!

Der Bodoturm

Dann beginnt es auch noch richtig zu regnen. Das war aber gar nicht angesagt und so langsam reicht es uns mit dem Regen!

Wieder im Tal

Beim Abstieg freuen wir uns über die sanften Serpentinen durch den Buchenwald. Bisher waren die Bergab-Passagen nämlich echte steile Knochenbrecher, wo wir soooo froh waren, dass wir die Stöcke dabei haben. Der Weg hier erinnert uns erneut sehr an den Albtrauf, aber die Höhendistanz ist viel größer!

An der Weser teilen wir uns ein Stück des Weges mit dem Weser-Radweg. Huiii! Während wir in den letzten sechs Tagen gerade mal vier andere Wanderer getroffen haben, tanzt hier der E-Bike-Bär. Gerade heute am Samstag ist hier mordsmäßig viel Verkehr und unser Hotel ist komplett ausgebucht. Wir sind vermutlich die einzigen Wanderer.

Weserbrücke und Ausflugsschiff bei Bodenwerder

Morgen fahren wir wieder nach Hause. Der Weserbergland-Weg hat uns bisher aber so gut gefallen, dass wir den Rest auch noch laufen werden. Eine Fortsetzung folgt!

Schloss Hehlen

Weserberglandweg 5: Über und unter den Wolken

Von Hellental nach Eschershausen

Gelaufen am 1. September 2023

25 Kilometer bei 570 Höhenmetern

Der Morgen zeigt sich heute sehr neblig, aber die Sonne kommt schon durch. Direkt am Gasthof führt der Weserberglandweg durch das Dorf und den Hang hinauf. Hellental ist ein wunderschöner Fachwerk-Ort mit vielen hübsch restaurierten prächtigen Bauernhäusern.

Hellental

Auf unserem Weg holen wir uns schon auf dem ersten Kilometer pitschnasse Füße. Der Weserberglandweg hat viele grasige Passagen, was wir eigentlich sehr mögen. Nach dem vielen Regen gestern aber, und dem Nebel heute Morgen, ist der Weg sehr nass. Das nächste Mal nehmen wir wieder unsere wasserdichten Socken mit!

Oben über dem Dorf haben wir das Gefühl, über den Wolken zu laufen. Eigentlich wandern wir oberhalb eines Tals, aber vom Talgrund sehen wir nichts. Auch von der gegenüberliegenden waldigen Talseite schauen nur die Baumspitzen heraus, der Rest des Waldes ist im Nebel versunken. Eine sehr unwirkliche Atmosphäre hier oben!

Der Weg gefällt uns auch sonst heute wieder ausnehmend gut. Sehr abwechslungsreich laufen wir über Wiesen mit weitem Ausblick, durch alte Wälder, bergauf und bergab.

Am Holzberg wurde eine Umleitung eingerichtet, weil es auf dem Berg wohl viel Astbruch gibt. Die Umleitung ist vorbildlich als solche markiert, aber was behindert unsere Wanderung auf der Umleitung wohl? ASTBRUCH!

Nach dem Regentag gestern genießen wir den Sonnenschein. Die Passage kurz vor der Kleinstadt Stadtoldendorf ist reich an tollen Ausblicken, die uns an unsere früheren Wanderungen auf der Alb erinnern. Auch die vielen Buchenwälder und dunklen Wege erinnern uns sehr an unsere alte „Heimat“.

In Stadtoldendorf haben wir uns mal sehr für ein Haus interessiert, das wir dann aber in der Corona-Zeit letztendlich doch nicht besichtigt haben. Wir sind froh, dass wir den weiten Weg vom Stuttgart in den Solling damals nicht gefahren sind – Das eigentlich schöne Fachwerk-Städtchen (irgendwie sind hier alle Orte schön!) wirkt ausgesprochen leblos. In der Fußgängerzone stehen etwa achtzig Prozent aller Läden leer, es gibt auch keine Cafes oder Restaurants, nur der obligatorische Döner-Laden ist da und ein paar Friseure und Nagelstudios. Wir müssen „googeln“, wo wir denn einen Bäckerei finden könnten!

Die gibt es an der Bundesstraße unten, wo auch die Supermärkte zu finden sind. Das Haus sehen wir uns auch an – nach unserem Geschmack wurde es recht hässlich saniert, das hätten wir aber hübscher gemacht! Wie gut, dass wir nicht hier gelandet sind – Letztendlich haben wir es mit unserem Häusle in Seesen viel besser getroffen .. 🙂

Alte Treppenmühle in Stadtoldendorf

Sehr gefreut haben wir uns auf das Kloster Amelungsborn. Immer wenn wir von Seesen zu meinen Eltern nach Ostwestfalen fahren, kommen wir mit dem Auto hier vorbei. Aber bisher haben wir hier nie angehalten. Aber heute …

Die Anlage – ein evangelisch-lutherisches Zisterstienser-Kloster aus dem 12. Jahrhundert – ist augesprochen gut in Schuss. Wir wussten gar nicht, dass es evangelische Klöster gibt! Das Haus dient heute als Tagungsstätte und die Kirche wird von den umliegenden Gemeinden als Pfarrkirche genutzt.

Leider beginnt es am Nachmittag wieder zu regnen und wir traben die letzten acht Kilometer über Ashalt und Schotter nach Escherhausen zu unserer Unterkunft. Die letzten sechs Kilometer sind eigentlich ein Umweg, denn Eschershausen liegt gar nicht am Weserberglandweg. Aber in Stadtoldendorf und in Holenberg habe ich keine Übernachtungsmöglichkeiten gefunden.

Eschershausen kennen wir auch schon gut, hier tanken wir immer sehr günstig, wenn wir auf dem Weg nach Ostwestfalen sind. Wir übernachten in einer kleinen Ferienwohnung und würden am Abend gern essen gehen, aber außer zwei Dönerbuden und einem Pizza-Bringdienst gibt es hier nichts. Also verpflegen wir uns wieder mit Essen aus dem örtlichen Supermarkt. So langsam gewöhnen wir uns daran – der bayrische Kartoffelsalat und die Geflügel-Frikadellen sind sehr lecker!

Weserberglandweg 4: Schauerlich!

Derental nach Hellental

Gelaufen am 31. August 2023

22 Kilomter, 353 Höhenmeter

Was für ein Tag! Heute gibt es nur wenige Fotos, weil Friedel die Kamera fast die ganze Zeit abdecken musste. Am Morgen ist es diesig und kalt, fast herbstlich. Wir haben aber eine sehr schöne Strecke, ein Tal hinauf, und der Weg ist größtenteils asphaltiert. Sonst mögen wir das nicht so, aber wenn es so nass ist wie heute morgen …

In Neuhaus am Solling kommen wir wieder auf die offizielle Route des Weserberglandwegs. Der Ort liegt mitten im Wald und alle Einwohner dort sind supernett!

Wir erleben den Ort gerade in einer Sonnenphase und genießen Kaffee und Blaubeermuffins im kombiniertem Backshop/Lottoladen/Kiosk mit einem sehr netten Betreiber, der uns ungefragt seine Toilette anbietet und fragt, was er sonst noch für uns tun kann. Wow!

Der örtliche kleine Lebensmittelladen ist gleichzeitig auch der Postshop und uns kommt spontan die Idee, unser Camping- Equipment nach Hause zu schicken. Mit der kaputten Matte fällt das Camping nämlich ganz klar aus.

Leider ist die Postfiliale so rudimentär, dass sie keine Packsets für Pakete vorrätig hat. Aber kein Problem! Der Betreiber räumt einfach eine Bananenkiste für uns aus, in der wir dann Zelt, unsere Matten, die Schlafsäcke und den Kocher versenken können. Der freundliche Ladenbesitzer hilft mir noch, alles zu verkleben, während das halbe Dorf mit seinen Einkäufen Schlange steht. Aber kein Problem! Alle haben gaaaanz viel Zeit! Wie schön! Und 7,5 Kilo leichter sind wir!

Nach Neuhaus beginnt es zu regnen. Und wir meinen – REGNEN! Es schüttet förmlich, aber nur zehn Minuten. Als wir am Mecklenbruch- Moor ankommen, scheint schon wieder die Sonne. Im Sonnenschein trocken unser Regensachen schnell und wir ziehen Regenhose und Jacke wieder aus. Aber fünf Minuten später geht es wieder los. Gleiches Spiel – es schüttet!

Hier im Moor blüht gerade die Heide. Aber es stimmt – Man kann es nicht fotografieren!

Der Abschnitt nach dem Moor verläuft größtenteils über breite Forstwege. Uns fällt auf, dass wir hier schon einmal waren: Im Frühjahr 2022 sind wir hier auf unserer ersten mehrtägigen Radtour von Seesen nach Ostwetfalen geradelt. Zu Fuß kommt uns dieser schnurgrade Abschnitt viel länger vor.

Währenddessen kommen wir noch zweimal in fette Regenschauer, unterbrochen von schönstem Sonnenschein – geradezu scheinheilig…

Das langgestreckte Hellental hat uns auf unserer Radtour schon begeistert. Heute nehmen wir uns hier richtig viel Zeit, denn wir können im „Lönskrug“ im Dorf Hellental erst um 17:00 Uhr einchecken. Wir chillen und trocknen ausgiebig in einer der Schutzhütten und lesen jede einzelne der Informationstafeln auf dem Weg, um die Zeit zu strecken: Das Hellental als Glasbläserort, die Geschichte der ersten Besiedelung, der Viehhaltung, des Gartenbaus …

Hellental ist ein hübscher Ort und es ist erstaunlich, dass sich in so einem kleinen Ort noch ein so großer etablierter Gasthof halten kann, Hoffentlich bleibt das so, denn auch für Wanderer ist diese Station wichtig. In den nächsten Orten Merxhausen und Heinade gibt es nämlich nichts. Hier ist der Hund verfroren!

Weserberglandweg 3: Alles richtig gemacht!

Steffi Skywalker

Von Gieselwerder nach Derental

Gelaufen am 30. August 2023

23 Kilometer, 630 Höhenmeter

Alles richtig gemacht, finden WIR jedenfalls!

Gestern Abend sind wir eigentlich schon mehr schlecht als recht zum Griechen gewankt. Wir sind nämlich irgendwie aus aus der Form, was das Wandern anbelangt. Schon gestern fiel uns auf, dass wir locker die Berge erklimmen, also an der Kondition liegt es bei unserer Schwächelei nicht. Aber unsere FÜSSE tun uns weh!

Rathaus Gieselwerder, ehem. Burganlage

Auf dem Campingplatz in Gieselwerder gefällt es uns nur mäßig. Fast alle Parzellen sind durch Dauercamper belegt, nur ein schmaler Streifen an der Weser ist den „Touristen“ vorbehalten. Hier wächst kaum ein Baum oder Strauch, vermutlich werden die Parzellen immer wieder mal überflutet. Wie so häufig gibt es außer unserem nur ein anderes Zelt, alle anderen sind Wohnmobile oder Wohnwagen. Zu den Sanitäranlagen ist es eine halbe Weltreise und es gibt keine Picknick-Plätze. Immerhin haben wir schön viel Abstand zu den anderen und ab 21:00 Uhr ist bereits weitestgehend Ruhe.

Das Übel aber kommt in der Nacht über den armen Friedel: Seine Isomatte hat ein Loch! Nach einer Stunde liegt er auf dem blanken Boden und stündlich ist Wieder-Aufblasen angesagt. Sehr unschön und wir schlafen kaum!

Eigentlich wollten wir heute Abend auch wieder campen, aber aus verschieden Gründen entscheiden wir uns im Verlauf des Tages dagegen.

1. Unser Zelt ist am Morgen tatsächlich klatschnass, es ist der Morgentau von der Weser. Da es bis 8:00 Uhr neblig ist, müssen wir ein seeeehr nasses Zelt einpacken.

2. Für den Abend sind fette Regenfälle angesagt. Wir müssten also in einem nassen Zelt schlafen, denn am Abend würde es nicht mehr trocknen.

3. Wir haben das Loch in Friedels Isomatte bisher nicht gefunden. Reparaturzeug für die Matte haben wir eh nicht dabei.

4. Der Campingshop auf dem Campingplatz in Bad Karlshafen hat genau EINE dünne Foam-Matratze im Sortiment, Marke Baumarkt für 25 Euro! Nee, meine Lieben, nicht mit uns! Einen passenden Reparaturset gibt es dort auch nicht,

Bad Karlshafen

Das war’s dann mit Camping für diese Woche!

Macht nichts, denn die Etappe zum Campingplatz hinter Schönhagen für heute wäre mit 27 Kilometern eh zu lang geworden. Wir sind nämlich ziemlich fertig!

Wir haben schlecht geschlafen. Unsere Knochen und Füße tun von gestern noch weh. Wir sind zwar motiviert und haben weiterhin Lust zu wandern, aber nicht 27 Kilometer bei 800 Höhenmetern mit DEM Gepäck! Außerdem haben wir beide plötzlich Blasen an den Füßen, was wir bisher nie hatten!

Ich habe ausbaldowert, dass wir den Weserberglandweg heute bis Karlshafen laufen und dann nach Süden einen Jakobsweg nach Derental nehmen. Dort gibt es einen Gasthof, nach 23 Kilometern. Alternativ hätten wir auch ein Hotel in Bad Karlshafen nehmen können, aber da sind wir schon am Mittag. Diese Strecke ist uns wiederum zu kurz!

Beide Strecken sind ausnehmend schön, sowohl das Original wie auch der alternative Jakobsweg. Letzter hat im Vergleich zum Weserberglandweg sogar den Vorteil, dass er am „Skywalk“ vorbei führt, einer spektakulären Aussichtsterrasse hoch über der Weser. Wir sind froh, dass wir die steilen Stufen dorthin erklommen haben!

Leider teilt unser Hotel das Schicksal mit vielen anderen ländlichen Gastronomiebetrieben der Region: Wegen Personalmangel hat die Küche geschlossen. Da es auch kein anderes Restaurant im Ort gibt, müssen wir wohl oder übel im örtlichen Lebensmittelladen unser Abendessen besorgen. Heute gibt es kalte Frikadellen, Kartoffelsalat und Tomaten. Kein Gourmet-Menü, aber für heute absolut okay, finden wir!

Währenddessen regnet es draußen Bindfäden. Wir sitzen im Trockenen, die nassen Zelt-Teile um uns herum zum Trocknen ausgebreitet. Wir finden – wir haben alles richtig gemacht!

Weserberglandweg 2: Damit wir das Campen nicht verlernen!

Veckerhagen nach Gieselwerder

Gelaufen am 29. August 2023

25 Kilometer, 680 Höhenmeter

Auch heute ist der Weserberglandweg wieder sehr abwechslungsreich. Am Morgen wandern wir auf alten Wegen am Waldrand entlang. Rechts von uns die grasgrünen Weserauen, links alte Bäume und Hohlwege. Wir können uns gut vorstellen, dass hier jahrhundertelang die Pferdewagen unterwegs waren. Heutzutage gibt es hier nur eine Handvoll Wanderer …

Aber eigentlich treffen wir heute niemanden! Der Anstieg zur Sababurg zieht sich lange hin. Die Erfinder des Top-Trails haben sich jedoch ein paar „Schikanen“ ausgedacht, damit uns nicht langweilig wird: Statt uns auf direktem Weg nach oben zu führen, haben sie ein paar Abstiege in Schluchten und Bachüberquerungen eingeplant. Eigentlich ein billiger Trick, aber uns gefällt’s!

Weiß eine/r von euch, was das für ein Pilz ist? Der ist uns heute häufig begegnet und wir haben ihn noch nie zuvor gesehen!

Heute klappt es schon ein bisschen besser mit den großen Rucksäcken. Irgendwie haben wir uns schon wieder an die Dinger gewöhnt. Wir sind jedoch froh, dass wir die Wanderstöcke dabei haben – Bei den steilen An- und Abstiegen sind sie Gold wert.

Leider ist die Sababurg gerade geschlossen – Sie wird saniert und ein Hotel wird dort einziehen. Angeblich soll das Gemäuer das Dornröschen-Schloss sein.

Im angrenzenden Tiergarten ist richtig viel los, denn hier sind wir in Hessen und da sind noch Schulferien. Wir freuen uns, dass der Gasthof geöffnet hat und wir dort an ein großes Stück Zwetschgenkuchen kommen.

Wir sind gleich links abgebogen …

Gottsbüren ist ein ehemaliger Wallfahrtsort aus dem Mittelater mit prächtigen Fachwerkhäusern und groẞer Kirche. Früher sollen viele Pilger auf dem Weg nach Santiago hier Halt gemacht haben. Merkwürdigerweise führen die heutigen Pilgerwege sämtlichst vorbei an diesen geschichtsträchtigen Ort. Uns gefällt es sehr im alten Kirchgarten und wir verspeisen dort gern unsere mitgebrachten Brötchen.

Das ist bestimmt nur noch selten zu finden!

Von Gottsbüren ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel für heute, dem Campingplatz in Gieselwerder an der Weser. Aber auch auf den letzten Kilometern haben die Schöpfer des Wegs noch ein paar Schlenker durch feuchte Schluchten eingebaut. Wir steigen ab, wir steigen auf, klettern über Steine und weichen von Wildschweinen aufgewühlten Matschfeldern aus. Für das letzte Stück brauchen wir länger als gedacht, aber die Sonne lässt sich am Nachmittag doch noch blicken und versüßt uns die letzten Kilometer.

Wir haben gehört, dass das Campen direkt am Fluss eine sehr nasse Angelegenheit sein soll, wegen des Morgentaus. Nun ja – Wir stehen gleich in der zweiten Reihe am Ufer. Sieht hübsch aus!

Weserberglandweg: Damit wir das Wandern nicht verlernen!

Hann. Münden nach Veckerhagen

Gelaufen am 28. August 2023

17 km, 410 Höhenmeter

So billig sind wir noch nie in den Urlaub gefahren: Hannoversch Münden liegt noch im Tarifgebiet der VSN, der Verkehrsgemeinschaft Süd-Niedersachsen. Unser Wohnort liegt am einen Ende des Tarifgebiets, Hann. Münden am anderen. Für die mehr als zweistündige Fahrt zahlen wir gerade mal fünf Euro pro Person. Genial finden wir das!

Hannoversch Münden markiert nicht nur den Beginn des Weserberglandwegs, die Stadt besticht auch durch eine besonders reizvolle Fachwerk-Architektur. Mehr als zwei Stunden laufen wir durch die Gassen der Altstadt und staunen.

Die Altstadt wird von drei Flüssen umflossen! Werra, Fulda und Weser, die durch den „Kuss“ der beiden Erstgenannten entsteht. Letzteres wird seit mehr als einem Jahrhundert durch den Weserstein dokumentiert – Ziel von Millionen Klassenfahrten.

Das Sprüchlein auf dem Weserstein…

Leider wurde nirgendwo dokumentiert, dass öffentliche Toiletten hier geschlossen sind und die offizielle Wanderwegbrücke über die Fulda abgesperrt ist. Wir müssen zurücklaufen zu einer Autobrücke, was uns gleich zu Beginn einen zusätzlichen Kilometer beschert – Danke, HMü!

Da wir uns wieder an das Campen gewöhnen wollen, haben wir unsere großen Rucksäcke mit Zelt, Schlafsäcken, Kochgeschirr und Luftmatratzen beladen. Das sind über zehn Kilo für jeden! Der Nachteil dabei ist, dass wir bei den An- und Abstiegen schnell merken, dass wir ein wenig aus der Übung sind. Der Vorteil ist, dass wir schnell von Gleichgesinnten erkannt werden: Gleich zweimal führen wir sehr angenehme Gespräche mit entgegenkommenden Langstrecken-Wanderern. Der Erste läuft von Sylt nach Zürich und ist schon seit vier Wochen unterwegs. Der Zweite hat heute seinen letzten Wandertag und fährt mit seinem Kajak morgen von Hann. Münden zurück zu seinem Ausgangspunkt nach Rinteln – Wenn das mal nicht cool ist!?

Die Strecke heute ist ein angenehmer Einstieg in unsere einwöchige Tour von Hann. Münden bis Hameln. Der Weg führt sehr abwechslungsreich durch wilde Waldgebiete, häufig auf schön schmalen Pfaden. Links und rechts fließt immer wieder Wasser und die Aussichtspunkte zur Weser hin fehlen auch nicht.

Nach nur 15 Kilometern erreichen wir unser Ziel, ein kleines Ferienzimmer in Veckerhagen. Wir haben die Strecke gut geschafft, aber wir merken auch, dass wir etwas getan haben. Das Wandern erscheint uns deutlich anstrengender als das Radfahren der letzten Wochen.

Über unseren Vitaminversorgung müssen wir uns keine Gedanken machen: Die Brombeeren sind reif! 🙂

Harzer Stempeltour Tag 3: Stempeln ist Arbeit, Arbeit, Arbeit!

Harzer Stempeltour westlich von Trautenstein: 2 Stempel
Gelaufen am 8. Juni 2023

So! Im Südosten des Harzes haben wir nun alle Stempelstellen abgegrast, aber in der Mitte fehlen uns noch einige. Für unseren Rückreisetag haben wir uns zwei etwas abgelegene Stempelstellen ausgesucht, den Kapitelsberg und das „Ehemalige Forsthaus Grüntal“.

Die Website der Harzer Wandernadel ist voll des Lobes, was den Kapitelsberg angeht – die Rede ist von einer „wunderschönen Schutzhütte“ und einem großen beschlagenen Holzkreuz, von wo man einen „wunderbaren Blick“ auf das Tal der Warmen Bode und den dahinter liegenden Wurmberg und den Brocken habe. Wohlan, so schreiten wir denn schon am frühen Morgen im Nieselregen wacker voran, einem weiteren Kleinod des Harzes entgegen!

Wir parken auf dem Parkplatz vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Trautenstein. Der Platz wie auch der ganze Ort machen auf uns einen lebendigen und gepflegten Eindruck – ganz im Gegenteil zu dem Ort, in dem wir nun zwei Tage genächtigt haben. Dort hat mittlerweile fast jede Pension geschlossen, der Supermarkt auch und die Gehsteige sind staubig oder mit Gras zugewachsen. Der Ramberg-Garten in Friedrichsbrunn ist nur noch eine zugewachsene Wiese und der Ort ist – tot!

Trautenstein ist da kleiner, aber wesentlich hübscher. Direkt am Dorfgemeinschaftshaus beginnt unser Weg an der Rappbode entlang, namensgebendes Flüsschen für die nahegelegene Talsperre. Der Morgen ist diesig und grau, aber in der Flussaue gefällt es uns trotzdem sehr gut. Fotogenes Wetter, finden wir!

Am Weg finden sich zahlreiche interessante Höhlen und alte Bergwerksstollen, die ich als alter Höhlenfan natürlich gern erkunden möchte. Nähere ich mich aber den Höhleneingängen, schlagen mich jedes Mal Millionen von Mücken in die Flucht. Dann eben nicht!

Wunderschön ist es am Vorbecken der Rappode-Talsperre. Diese ist der eigentlichen Talsperre vorgelagert und viel kleiner als der Stausee. Auf der anderen Seeseite stehen ein paar pittoreske Felsen am Wasser, die sich hübsch im stillen Wasser spiegeln. Wir sind sehr angetan von dem romantischen Gewässer!

Viele Wanderer lassen sich ja von den abgestorbenen Bäumen im Harz abschrecken. Wir finden jedoch, dass die Baumleichen auch einen gewissen morbiden Charme ausstrahlen. Der Wald wirkt so viel wilder. Auch freuen wir uns darüber, dass mittlerweile so viele junge Bäume nachwachsen. An manchen Stellen im Harz sieht es allerdings noch richtig schlimm aus. Aber das wird schon wieder, man sieht es schon!

Als wir der Rappbode-Talsperre den Rücken kehren, wird es leider langweiliger. Auf breiten Schotterwegen traben wir durch eine eher trübselige Landschaft. Fast alle toten Bäume wurden gefällt und die Stümpfe stehen gelassen. Da hilft auch der Blick auf den Brocken nicht!

Kurz vor der Stempelstelle Kapitelsberg wird es wieder ein wenig schöner – Uns gefällt die heideartige Landschaft und am Wegesrand blühen die größten Wolfsmilchgewächse, die ich bisher gesehen habe!

Wir sind froh, dass der Himmel heute so wolkenverhangen ist. Wir ziehen die Regenjacken an, wieder aus, wieder an, wieder aus, aber immerhin braten wir hier in dieser baumlosen Steppe nicht in der Sonne!

Der Weg zur Hütte am Kapitelsberg zieht sich und war früher, als hier noch Wald stand, bestimmt viel schöner. Die Hütte an der Stempelstelle ist in der Tat ein Schmuckstück und der Blick vom Fels grandios. Aber abgelegen ist dieser Stempelkasten, wahrhaft abgelegen!

Öde ist der Rückweg nach Trautenstein, wo wir unterwegs noch den Stempel am Forsthaus Grüntal einsammeln. Endlos traben wir über Asphalt und Schotter durch die Baumstumpf-Wüste. Manchmal bedeutet das Wanderhobby Arbeit, Arbeit, Arbeit!

Auch sehnen wir uns innigst nach einer Bank, um unsere müden Knochen auszuruhen und in Ruhe einen Schluck Kaffee aus unserer Themoskanne zu schlürfen. Aber mittlerweile regnet es richtig und an der Stempelstelle „Ehemaliges Forsthaus Grüntal“ gibt es wirklich nichts zu sehen: Ein privat bewohntes Spitzdach-Haus, keine Aussicht, nicht mal eine Bank!

Wir hatten ja schon einige Stempelstellen, bei denen wir dachten, warum sie es wohl in den Katalog der ausgewählten Harz-Sehenswürdigkeiten geschafft haben. Aber hier sind wir uns absolut einig – dies ist die bisher blödeste Stempelstelle von allen!

Den Rückweg versüßen wir uns mit Diskussionen über die schönste Stempelstelle. Viele fallen uns ein und spontan können wir uns auf keinen Spitzenreiter festlegen. Die tollen Plätze sind zum Glück ganz klar in der Überzahl!

Am Ende müssen wir sogar noch einen Kilometer an der Straße entlang laufen. Zum Glück ist heute an einem Donnerstagmittag der Verkehr nur mäßig, denn einen Fußweg gibt es nicht und der Grünstreifen an der Fahrbahn ist komplett zugewuchert.

Unsere Pause bekommen wir erst auf einer Bank vor dem netten Dorfgemeinschaftshaus. Hier gibt es sogar einen „Tante-Emma-Automaten“ mit Snacks und lokalen Wurstwaren. Wir ziehen uns hier zwei Schokoriegel und schon ist die Welt wieder in Ordnung.

Eine schöne und eine blöde Stempelstelle und noch ein halber Tag auf der Terrasse zuhause – insgesamt sind wir zufrieden!

Ein See

Harzer Stempeltour Tag 2 – Immerhin fünf Stempel!

Durch den Wald östlich von Friedrichsbrunn: 5 Stempel, 18 Kilometer

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Wandern und Radfahren ist, dass man sich beim Wandern viel besser auf Details in der Landschaft konzentrieren kann. Gleich am Anfang unserer Tour heute, von unserer Unterkunft in Richtung der Stempelstelle Laubtalblick, tauschen wir uns darüber aus. Der Wald heute ist dunkel und hat einen Unterbewuchs in vielen, schillernden Grüntönen. Friedel versucht das fotografisch einzufangen, aber zum Fotografieren ist es zu dunkel!

Mit dem Rad wären wir schneller unterwegs und hätten diesen Blick für‘s Detail vermutlich nicht. Vermutlich hätten wir auch den entzückenden Feuersalamander übersehen, der – süß ungeschickt – versucht, sich vor uns in Sicherheit zu bringen. Wir lieben diese Kriecher!

Weniger spektakulär als der Salamander ist unsere erste Stempelstelle, der Laubtalblick. Die Bank an der Stempelstelle ist zu Ehren eines Harzklub-Funktionärs zwar sehr aufwändig gestaltet, aber der Blick auf das Laubtal ist wenig erhebend. Wir blicken auf – eine flache Wiese!

Bank am Laubtalblick

Noch ein Unterschied zwischen Wandern und Radeln ist, dass man mit dem Rad kilometerlange, breite und absolut langweilige Schotterpisten wesentlich schneller hinter sich bringen kann als zu Fuß. Leider haben wir heute keine Räder dabei und so knirschen wir kilometerlang vor uns dahin. Da helfen auch diverse Stauteiche nicht, die es hier gibt, die aber bei uns im Oberharz schöner sind – finden wir.

Am Bergrat-Müller-Müller-Teich: Stempelstelle Nummer 2 für heute

Auch die dritte Stempelstelle, die große Teufelsmühle, reißt uns nicht vom Hocker. Der Fels ist recht hübsch anzuschauen, aber auch da haben wir schon tollere gesehen, auch wenn sie nicht durch einen Stempelkasten veredelt wurden. Nun ja, auch das ist vermutlich Geschmackssache!

Große Teufelsmühle
Kleine Teufelsmühle

Stempelstelle 4 ist ein lächerliches Denkmal ohne landschaftlichen Reiz. An der Stelle wurde der letzte Bär in Anhalt erlegt. Toll! 🙁

Auch die letzte Stempelstelle, der Bremer Teich, erweist sich für uns eher als enttäuschend. Der Teich ist wenig interessant, aber am Kiosk des angrenzenden Campingplatzes gönnen wir uns ein Eis am Stiel – wow!

Auf dem langen Weg zurück zu unserer Unterkunft – ganz ohne Stempelei – haben wir jedoch eine Begegnung der ganz besonderen Art: Uns läuft eine Rotte Wildschweine über den Weg. 30 Meter vor uns starrt uns ein großer Keiler an und Frischlinge flüchten ins Unterholz. Augenblicklich erstarren wir in einer Schrecksekunde – hüben wir drüben. Schließlich wirft der Keiler den Kopf nach oben, grunzt einmal laut und macht sich vom Acker – und mit ihm die ganze Schweinehorde. Puh, das hatten wir auch noch nicht!

Überwucherter Pausenplatz – hier haben wir trotzdem gesessen!

Fazit des heutigen Wandertages: Diese breiten, geschotterten Wanderwege durch einen eher ruralen Harz sind nicht so unser Ding. Auch die Stempelstellen heute haben uns nicht besonders begeistert. Wieder einmal haben wir uns unterwegs gefragt, was die ursprünglichen Kriterien für die Auswahl der Stempelstellen waren. Teiche, Denkmäler und Felsen gibt es tollere im Harz. Aber nun ja … wir waren im Wald unterwegs, haben weitere Stempel gesammelt und Salamander und Wildschweine gesehen – Da wollen wir uns mal besinnen und nicht weiter meckern!

Der Charme der Vorsaison – Endlich wieder stempeln!

Auf Stempeltour rund um Gernrode – 4 Stempel, 17 Kilometer

Friedel und ich haben mit Schrecken festgestellt, dass wir 2023 zwar schon wandern, aber noch nicht stempeln waren. Bei uns im Oberharz haben wir nämlich schon alle Stempelstellen abgegrast – bei einigen waren wir sogar schon mehrmals. Außerdem hat uns das Fahrradfah-ren vom Wandern abgelenkt.

Die noch verbleibenden rund 50 Stempelstellen liegen weiter entfernt, zum Beispiel im Ostharz. Für einen Wandertag wollen wir aber nicht drei Stunden im Auto sitzen, deshalb haben wir uns heute gleich für zwei Nächte in eine Ferienwohnanlage in Friedrichsbrunn eingemietet. Dem Resturlaub und den günstigen Tarifen in der Vorsaison sei es gedankt!

Denn so geht das ja nicht – so wird das nie was mit dem Wanderkaiser!

An der Vorburg der Lauenburg

Heute sind die vier Stempelstellen bei Gernrode dran: Die Lauenburg, der Preußenturm, der Försterblick und der Anhaltinische Stein. Friedel meinte eben, er wisse gar nicht, was man von der Tour heute groß erzählen könne – Da hat er vollkommen recht!

An der Lauenburg

Viel zu schreiben gibt es auch nicht. Wir wandern bei warmem, aber ein wenig regnerischem Wetter eine gemütliche Runde durch gemischten Eichen- und Kiefernwald. Der Boden hier ist recht sandig und die Landschaft ist anders als bei uns im Oberharz – irgendwie sind die Bäume verkrüppelter, der Unterbewuchs ist grasiger, alles irgendwie „stuppig“ – uns gefällt‘s!

An der Lauenburg beeindruckt uns ein Baum, der sich quer über den alten Burgzugang breit gemacht hat. Sowas haben wir noch nicht gesehen!

Das ist der erste Superlativ heute. Der zweite ist einer der steilsten Wege, die wir je geklettert sind, Dieser Weg zum Försterblick ist einfach unverschämt!

Oben werden wir aber mit einem phantastischen Blick auf das waldige Tal unter uns belohnt. Das finde ich schöner als den Blick auf Gernrode, für den der Aussichtspunkt eigentlich bekannt ist!

Spätestens bei dem mörderischen Anstieg wird mir klar, dass es meinem Fuß wieder gut geht. Friedel hat mich heute morgen getaped und ich bin sehr vorsichtig. Aber diese mörderische Strecke hätte ich mir heute morgen noch nicht zugetraut. Man wächst mit seinen Aufgaben!

Am Anhaltinischen Saalstein

Die letzte Stempelstelle ist der Anhaltinische Saalstein“, eine markante Felsformation über dem „Kalten Tal“. Auf der ehemals preußischen Seite des Tals soll es sein Gegenstück geben, den „Preußischen Saalstein“. Den sehen wir heute aber nicht und der hat auch keinen Stempelkasten.

Der Anhaltinische Saalstein

So sind wir am Ende des Tages doch recht zufrieden mit unserem ersten Wandertag heute. Und nun hatten wir doch noch was zu erzählen!

E11 – Wittekindsweg Teil 2: Jetzt wird’s hügelig!

Von Melle-Buer nach Porta Westfalica
gelaufen/gefahren am 21. April 2023
45 Kilometer und 1053 Höhenmeter

Wir wachen auf und unsere Knochen klappern noch – Es kann also weiter gehen!

Katrin, du unsere Followerin der ersten Stunde – Uns war vollkommen entfallen, dass du in der Nähe wohnst. Wenn wir daran gedacht hätten, wären wir gestern bis Lübbecke weiter geradelt! So bleibt uns nur, dir das nächste Mal Bescheid zu sagen, wenn wir von Osnabrück aus in Richtung Hoek van Holland starten. Bitte bleib uns gewogen!

Der Weg ist das Ziel!

Heute Morgen gilt es, erst mal wieder den Kamm des Wiehengebirges zu erklimmen. Die Nebelschwaden wabern, die Sonne bricht durch – Es wird Frühling und man sieht es und spürt es. Wir sind glücklich, das wir den Beginn des Frühlings hier draußen erleben dürfen und nicht an Bürostühle gefesselt sind!

Natürlich kommen Vergleiche bei uns auf, was den Frühlingsanfang in England und unserer alten Heimat, der Schwäbischen Alb betrifft. Traditionell sind wir immer um diese Zeit unterwegs gewesen, in den Zeiten vor Corona oft in England. Dabei erscheint es uns so, dass der Frühling im Süden Deutschlands etwas früher beginnt als in England oder hier im Süden Niedersachsens. Aber wie auch immer – es grünt und blüht schon gewaltig und die Temperaturen steigen!

Machen wir es kurz – der heutige Tag ist – anstrengend!
Das Wiehengebirge kein Hochgebirge. Heute werden wir den höchsten Punkt des Höhenzugs passieren, der gerade mal auf 319 Metern liegt. Aber wie der Herrmannsweg in meiner ganz alten Heimat Ostwestfalen geht es auf dem Kammweg verdammt oft rauf und runter – eigentlich IMMER!

Soll heißen: Kaum haben wir unsere Räder einen steinigen und wurzeligen Naturweg bergauf geschoben, ist uns oben ein minimaler Fahrspaß von wenigen Minuten vergönnt. Direkt danach geht es wieder ebenso steil und hoppelig bergab und ich steige wieder ab. Wie unangenehm, denn so kommen wir echt nur sehr langsam voran!

Alter Grenzstein

Zum Glück ist das Wetter gut und die Pfade sind nicht allzu matschig. Wie wohl fast überall in deutschen Wäldern sind die breiteren Wege momentan fies von den Harvestern zerfahren. Nicht auszudenken, wenn man hier auch noch im Matsch hochglitschen müsste!

Ansonsten geht es den ganze Tag schön durch den Wald. Im Vergleich zu gestern ist es schon ein wenig grüner, man kann fast zusehen, wie die Buchenblätter sprießen. Das knallige Grün der Buchen ist nicht zu übersehen!

Am Nonnenstein machen wir unsere erste Pause. Hier treffen wir das erste mal heute auf andere Waldmenschen, zwei Nordic-Walkerinnen und zwei Wanderinnen. Am Freitagmorgen gibt es trotz des schönen Wetters wohl nur wenige Outdoor-Enthusiasten.

Am Nonnenstein

Weiter geht es rauf, Und runter. Und rauf, Und runter.
Bei mir macht sich langsam ein wenig schlechte Laune breit. Friedel versucht, mich mit flapsigen Sprüchen aufzuheitern. Das hilft leider nur kurz.

Gute Miene zum bösen Spiel

An der Freilichtbühne „Kahle Wart“ müssen wir die Räder einen sehr steilen Weg und dann sogar ein paar Treppenstufen hochhieven. Hier zeigt sich, dass es nicht immer sinnvoll ist, einen Wanderweg zum Radfahren zu wählen!

Natürlich erwägen wir, einfach vom Berg zu rollen und unten im Tal weiterzufahren. bestimmt gibt es da ganz vorzügliche Radwege! Wir haben uns jedoch vorgenommen herauszufinden, wie es so ist, über tausend Höhenmeter oder gar 1400 (geplant für morgen) an einem Tag zu schaffen. Es ist schwer, Leute, es ist schwer!

Dafür werden wir mit Vogelgezirpe und schönen Ausblicken belohnt. Von hier oben fällt uns auf, wie dichtbesiedelt die Gegend hier ist. Unten reiht sich eine Ortschaft an die andere, verbunden durch fette Überlandstraßen. Hier oben aber ist es ganz ruhig!

Porta Westfalica und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal markieren das Ende unserer heutigen Etappe. Schon einige Kilometer vor dem touristischen Hotspot wird es merklich voller auf den Pfaden. Besonders unangenehm finden wir die die jungen Mountainbiker, die mit elektrischer Unterstützung über die Wege rasen. Laut schreiend, teilweise mit musikalischer Unterstützung, supercooles Gehabe. Obwohl wir auf Rädern sind, identifizieren wir uns eher mit den Wanderern . Aber die sich vermutlich nicht mit uns .. 🙁

Das dicke Denkmal

„Am Denkmal haben sie jetzt alles schön gemacht!“ hatte mir meine Mutter vor unserer Radreise erklärt. Wir waren nie vorher da, deshalb können wir nicht so recht beurteilen, ob die neue überdimensionierte Aussichtsterrasse schöner als die alte ist. Im Sommer, wenn sich hier viele Touristen tummeln, ist es vermutlich super, mehr Platz zu haben. Heute aber sind wir hier fast allein und die Anlage wirkt reichlich überdimensioniert.

Erhebend ist der Blick von hier auf Porta Westfalica und die Weser. Wie oft sind wir mit Zug oder Auto durch das Tal gefahren und haben den Wilhelm von unten gesehen. Dass er so gigantisch ist, das hätten wir nicht gedacht!

Blick auf den Ort Porta Westfalica

Hier oben endet der Wittekindsweg und für uns der zweite Radwandertag. Die 1050 Höhenmeter haben wir geschafft, aber das müssen wir nicht jeden Tag haben, finden wir. Wir lernen, dass mehr Steigung auf keinen Fall mehr Spaß macht und man recht lange für solche Streckenabschnitte braucht. Morgen werden wir auf dem Weserberglandweg in Richtung Hameln radeln. Wenn wir vor lauter Muskelkater noch können!

Radwandern auf dem E11 – Wittekindsweg Teil 1, die Saison ist eröffnet!

Auf dem Wittekindsweg von Osnabrück nach Melle-Buer

Gefahren und gelaufen am 20. April 2023
Etappe 1 von Osnabrück nach Melle-Buer
54 Kilometer mit 780 Höhenmetern

Aufmerksame Leser unseres Blogs wissen es bereits – Seit letztem Jahr wandern wir nicht nur, wir radeln nun auch!
Zwar sind wir beide schon weit über Fünfzig, aber hier und heute wollen uns klar und deutlich von den E-Bikern abgrenzen. Wenn wir in Feld, Wald und Flur unterwegs sind, dann doch bitte weiterhin nur durch eigene Kraft. Noch brauchen wir keine elektrische Unterstützung, zum Glück noch nicht!

Wer sein Radel liebt ..

Was wir auch festgestellt haben: Auf den klassischen Radwegen zu fahren, das macht uns beiden keinen Spaß. Die führen nämlich ganz oft an Straßen entlang und durch die dichtbesiedelten Täler. Wir aber suchen Waldesruh und Naturnähe – auch wenn wir dann öfter mal schieben müssen. Deshalb wollen wir uns eher an die klassischen Weitwanderwege halten und uns Zeit nehmen, statt im Flachland Kilometerrekorde auf dem Bike abzureißen. Jawohl!

Da wir jahrelang zu Fuß unterwegs waren, kennen wir all die Vorurteile, die Mountainbikern auf Wanderwegen entgegen schallen und möchten dem gleich entgegnen: Nein, wir klingeln Wanderer nicht von den Wegen, wir steigen ab. Wir grüßen alle – egal ob Fußgänger, andere Radler, ja sogar E- Biker! Wir fahren nicht querfeldein, wir bleiben auf den Wanderwegen. Wir sind keine Downhiller, wir sind Radwanderer!

Den Winter über haben wir uns viele Gedanken über unsere Bikepacking-Ausrüstung gemacht. Wie bei unseren Weitwanderungen zu Fuß achten wir darauf, dass wir nicht zu viel Gewicht mit uns herumschleppen. Wenn es bergauf über Stock und Stein geht, bleibt uns nichts anderes übrig als zu schieben – und zwar uns selbst, die Räder und die Packtaschen.

Neulich im Harz – zum Glück ohne Packtaschen

Das Ergebnis: Die klassischen Radtaschen vorn, auf dem Gepäckträger und hinten kommen für uns nicht in Frage. Die sind nämlich zu schwer und zu sperrig. Für Touren ohne Campingausrüstung reicht uns eine leichte, wasserdichte Hinterrad-Tasche mit Ersatzschuhen, Regensachen und Proviant für jeden und eine Klamottenrolle am Lenker. Mit Campingsachen kommt noch eine Tasche hinten und ein kleiner Tagesrucksack dazu – das müsste reichen.

Unser erster Kurzurlaub in diesem Jahr führt uns mit den Rädern auf den europäischen Fernwanderweg E11 ins Osnabrücker Land. Ein anderes Stück des E11 verläuft nämlich durch unseren neuen Heimatort Seesen, quasi direkt an unserer Haustür vorbei. Und ist es euch nicht auch schon mal so gegangen – Ihr steht auf einem Stück solch eines Weitwanderwegs und denkt euch: „Wie wäre es wohl, wenn man alles hinschmeißen und diesen Weg immer weiter laufen würde, bis Gibraltar/zum Nordkapp/zum Schwarzen Meer?“

Quelle: Wikipedia

Tatsächlich haben wir uns vorgenommen, demnächst die ganze Strecke von Hoek van Holland bis nach Tallinn in Estland abzuradeln. Für den E11 spricht dabei, dass er „nur“ 4700 Kilometer lang ist und durch eher flache Gegenden führt. Der höchste Punkt des Weges liegt sechs Kilometer westlich von unserem Haus im Harz an der „Kalten Birke“, auf lächerlichen 530 Meter Höhe – Da radeln wir einmal wöchentlich nach Feierabend hoch, hahaaa!

Als es an der „Kalten Birke“ neulich noch wirklich kalt war ..

Die europäischen Fernwanderwege sind meist aus vielen bereits bestehenden Wegen zusammengestückelt und sind dazwischen durch lokale Wanderwege oder kleine Landsträßchen verbunden. Für unseren ersten Kurzurlaub dieses Jahr haben wir uns für das 95 Kilometer lange Teilstück auf dem Wittekindsweg über den Kamm des Wiehengebirges entschieden, außerdem für ein Teilstück des Weserberglandwegs. Fußläufig wird der Wittekindsweg traditionell in fünf Tagesetappen gelaufen, aber wir mit den Rädern schaffen wir es hoffentlich in zwei.

Im Vorfeld war uns ein wenig bange. Obwohl der höchste Punkt im Wiehengebirge nur 320 Meter misst, scheint es auf dem Wittekindsweg ordentlich auf und ab zu gehen. Am ersten Tag, so hat meine Wanderapp ermittelt, werden wir 778 Höhenmeter fahrend oder schiebend überwinden müssen, am zweiten Tag gar 1050 Meter. Über 1000 Meter am Tag hoch mit dem Rad – das haben wir bisher noch nicht gestemmt. Wir sind gespannt, ob wir das schaffen werden!

Den Tag zuvor haben wir bei meinen Eltern in Ostwestfalen verbracht. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Zug nach Osnabrück und fahren gleich los, ohne uns die Stadt anzusehen. Das machen wir dann beim nächsten Mal, wenn wir nach Westen in Richtung Holland fahren.

Durch Parks und rurale, eher flache Landschaft geht es aus dem Stadtgebiet hinaus bis zum Fuß des Wiehengebirges. Pünktlich zum Aufstieg lässt sich die Sonne sehen und wir freuen uns über den ersten richtigen Frühlingstag des Nordens – Letzte Woche noch hätten wir mächtig gefroren!

Die ersten fünfzehn Kilometer verlaufen flach und der Aufstieg zum Kamm des Gebirges ist moderat. Bis jetzt konnten wir fast die komplette Strecke auf dem Sattel bleiben. Deshalb liegen wir gut in der Zeit und können schon bald unsere erste Pause einlegen.

Ein großer Vorteil des Radwanderns ist, dass man nicht soooo sehr auf das Gewicht achten muss. Deshalb gönnen wir uns dieses Mal den Luxus, nicht nur eine Thermoskanne mit Tee, sondern auch eine mit Kaffee mitzunehmen. Bei unserer ersten Pause heute genießt jeder eine üppige Tasse Kaffee und Mutterns Butterstullen.

Im weiteren Verlauf ist der Weg oben auf dem Kamm angenehm zu fahren. Zwar geht es so manches mal rauf und runter, aber die Wegequalität ist gut und die Anstiege sind mäßig steil. Wenn das hier so bleibt, dann schaffen wir die heutige Etappe locker!

Ein bisschen wurzeliger und wilder wird es dann später aber doch. Bei Vehrte hoppeln wir an „Teufels Teigtrog“ vorbei, einem jungsteinzeitlichen Grab. Bei dem Süntelstein handelt es sich um einen hochgestellten Menhir oder Hinkelstein. Wegen der wurzeligen Wege müssen wir absteigen, aber das hätten wir sowieso getan, so interessant finden wir die megalitischen Stätten. Wir dachten, so etwas gäbe es nur noch in England und Irland!

Der Süntelstein

Bei den wurzeligen Wegen müssen wir stets gut aufpassen, auch wenn es bergab geht. Auf asphaltierten Straßen kann man als Radler gerade bei den Bergab-Etappen ordentlich Kilometer schaffen. Bei steinigen steilen oder wurzeligen Passagen klappt das bei uns noch nicht so gut – Wir sind schließlich keine Downhiller!

Unsere „Kaffeepause“, dieses Mal mit Tee, verbringen wir gut gelaunt in der schon warmen Nachmittagssonne. Was haben wir doch für ein Glück – Eigentlich war für heute Regen angesagt!
Friedel hat, wie auf dem Bild zu sehen, seinen Helm nonchalant neben sich auf die Bank gelegt. Zehn Kilometer weiter fällt mir auf, dass er gar keinen Helm auf dem Kopf trägt – Er hat ihn auf der Bank liegen lassen!

Wir diskutieren das Für- und Wider einer Rückkehr zum letzten Pausenplatz und entscheiden uns letztendlich dagegen. Hoffentlich nimmt sich ein anderer Radler des guten Stücks an …

Viel mehr gibt es von dieser ersten, eher geruhsamen Etappe nicht zu erzählen. Es hat uns gut gefallen auf dem Höhenweg durch das Wiehengebirge. Wir haben kaum andere Wanderer oder Biker getroffen, die Sonne wärmte und der Wind wehte nicht zu arg von vorn. Dass es an solch abgelegen Abschnitten wie hier am E11 kaum Unterkünfte gibt, stört uns auch nicht mehr so sehr, seit wir Radler sind. Unser Hotel liegt zwar sechs Kilometer abseits des Weges, aber mit den Rädern sind wir im Nullkommanix da.

Das kleine Dörfchen Buer ziert eine überdimensionale Wehrkirche in seiner Mitte. Der Ring an Fachwerkhäusern rund um die Kirche ist zwar hübsch restauriert, aber sonst hat hier kaum ein Geschäft überlebt. In unserem Gasthof bleibt die Wirtsstube heute leider geschlossen („Personalmangel“ sei die Ursache, so unser Wirt), aber an der Kirche finden wir ein Restaurant mit Edel-Burgern, das heute geöffnet hat. Zum Glück, denn sonst hätte es hier im Ort nur noch den griechischen Schnellimbiss gegeben.

Gut gelaunt beschließen wir bei Burger, Salat und Bier den heutigen Radwandertag. Es freut uns, dass wir die 780 Höhenmeter so gut bewältigt haben. 300 Meter mehr sind es morgen – Viel anstrengender kann es doch nicht werden!

Irrtum, liebe Steffi, Irrtum! 🙂

Oktober 2022 – ein Sommermärchen!

Auf dem Hexenstieg über Elend-Schierke-Königshütte-Elend: 21 Kilometer und 5 Stempel
Gelaufen am 29. Oktober 2022

Der Herbst und insbesondere der „Goldene Oktober“ ist doch die beste Jahreszeit zum Wandern – Ich sag’s ja schon immer!
Jedoch können wir uns nicht erinnern, dass wir Ende Oktober schon mal im T-Shirt unterwegs waren und trotzdem ins Schwitzen gekommen sind. Unglaublich, aber wahr!

Unsere heutige Tour beginnt in Elend – ja Elend! Wir finden keine Informationen darüber, wie Elend zu seinem unrühmlichen Namen kam. Her sieht es jedoch nicht schlechter aus als in vielen anderen Harzorten und rund um den Ort gibt es grüne und intakte Wälder – eigentlich ist es ganz hübsch hier!

Von Elend aus wandern wir über die „Alte Rodelbahn“ in Richtung Schierke. Da waren wir schon mal, konnten aber nur die Stempelstellen westlich von Schierke anlaufen. Eine auf der östlichen Seite des Tals blieb beim letzten Mal übrig – die „Helenenruh“. Die Felsformation mit Aussicht sieht heute, mit dem vielen herbstlich gefärbten Bäumen und Gräsern, geradezu unwirklich schön aus!

In den Ort Schierke steigen wir nicht ab, aber der Weg führt uns am höhergelegenen Bahnhof vorbei. Schon zuhause haben wir gehofft, dass wir heute die Brockenbahn mal aus der Nähe sehen können. Unsere Erwartungen werden noch übertroffen, denn in Schierke begegnen sich heute Morgen gleich zwei der nostalgischen Bahnen!

Die Gegend um Schierke ist leider besonders stark vom Baumsterben im Harz betroffen. Einen großen Vorteil hat die Sache aber – Man kann die vielen Felsen und Findlinge um den Ort herum viel besser erkennen, als wenn alles von Wald umgeben wäre!

Die Feuerstein-Klippen bei Schierke finden wir mindestens genauso interessant wie die Felsen am Ahrensklint. An letzteren sind aber viel mehr Leute. Vielleicht liegt es daran, dass die Ahrensklinter Felsen am Hexenstieg liegen, einem vielfrequentierten Wanderweg. Außerdem befindet sich hier eine Stempelstelle und man kann die Klippen besteigen. An diesem schönen Herbsttag sind hier sehr viele Wanderer unterwegs, sodass wir uns in eine Schlange einreihen müssen, um die Felsen zu erklimmen.

Wir machen es trotzdem. Der Blick von oben zurück auf das Schierker Tal lohnt das Gedränge!

Am Trudenstein haben wir dann aber genug von Felsen. Den Stempel nehmen wir hier mit, aber die Klippe lassen wir rechts liegen. Nochmal in eine Schlange einreihen wollen wir uns nicht!

Hier in Niedersachsen ist am Montag ein Feiertag und somit haben die Niedersachsener ein langes Wochenende. Dementsprechend viele Menschen sind heute unterwegs. Das nächste Mal, so nehmen wir uns vor, suchen wir so an solch geschäftigen Tagen einen einsameren Harzabschnitt aus. Mittlerweile kennen wir uns hier ja auch schon ganz gut aus. 🙂

Wir freuen uns, dass kurz vor dem Hohnehof gerade eine Picknickbank frei wird. Alle anderen davor waren bereits besetzt.

Als wir gerade unsere Brote mümmeln, kommt ein schwerbepackter älterer Wanderer direkt auf uns zu. Ojeeee! Friedel und ich sind ja unterwegs nicht gerade kontaktfreudig und mussten im Schwäbischen immer befürchten, Pausenbänke mit anderen teilen zu müssen. Die Schwaben sind da nämlich hemmungslos – die setzen sich einfach dazu!

Der ältere Herr will sich jedoch nur seine Jacke ausziehen, bevor er sich an den Aufstieg zur Zeterklippe macht. Dort, so erzählt er uns, habe er einen Stammplatz, um „wild“zu übernachten. Es gäbe dort sogar eine Felsplatte, um am Abend ein romantisches Feuer zu entfachen. „Echt?“ fragen wir und sind gleich fasziniert „Ist das im Nationalpark nicht strengstens verboten?“
Natürlich sei es nicht erlaubt, erzählt er uns. Man dürfe sich halt nicht erwischen lassen und der Blick auf den Brocken im Abendlicht sei von dort aus einfach phänomenal.

„Ey wow!“ denken wir. Wäre das nicht ein tolle Aktion, um seinen letzten Stempel vor dem Wanderkaiser zu erwerben? Noch haben wir ja noch einige Stempelstellen zu erwandern, aber wir stellen uns vor, dass solch eine Aktion doch ein toller Abschluss wäre. Vielleicht schaffen wir das ja 2023?

Die vierte Stempelstelle heute ist der Hohnehof. Das Natur-Erlebnis-Zentrum versteht sich als Bindeglied zwischen Kulturlandschaft und Wildnis. Schön, aber im Café und auf der Terrasse ist es dort einfach nur voll!

Noch voller ist es am Parkplatz „Drei Annen Hohne“, wo die Biker in Scharen für „Kukkis Erbsensuppe“ anstehen. Erst zuhause haben wir gelesen, dass „Kukkis“ überregional bekannt ist für seine Suppe und mittlerweile wohl Millionen damit verdient hat. Nun, vielleicht probieren wir die Suppe beim nächsten Mal …

Wir schlagen uns gleich nach dem großen Parkplatz in die Büsche und freuen uns, dem Gewimmel entkommen zu sein. Und im Steinbachtal wird es noch mal richtig schön!

Hier kommen wir eigentlich nur durch, um die Stempelstelle „Königshütter Wasserfall“ zu erreichen. Wie schon so oft erkennen wir, dass uns die Abschnitte zwischen den Stempelstellen oft viel besser gefallen als die Stempelstellen selbst. Wenn wir nur den jeweils nächsten Parkplatz anfahren würden und direkt zu den Kästen eilen würden, hätten wir all die schönen Plätze vorher und nachher nie gesehen. Die Stempelstellen selbst sind jedoch nicht immer nach unserem Geschmack. Den künstlich angelegte Königshütter Wasserfall, auch noch direkt an der Straße gelegen, finden wir jedenfalls eher blöd.

Viel besser ist der Weg zurück nach Elend, an der Mandelholztalsperre entlang. Die Talsperre ist im Vergleich zu vielen anderen im Harz eher klein und führt noch dazu momentan nur wenig Wasser. Trotzdem finden wir den Wegabschnitt an der Talsperre entlang sehr schön. Der Pfad ist schmal und wurzelig und führt durch Nadelwald mit schönem Unterbewuchs. Auch das wasserlose Bett der Talsperre hat einen spröden, aber irgendwie besonderen Charme.

Der Stausee wird von der „Kalten Bode“ gespeist, an deren Ufer wir bis zu unserem Parkplatz zurück nach Elend laufen. Hier gibt es zwar keine Stempel mehr zu holen, aber das romantische Flusstal bildet einen sehr schönen Abschluss unseres Wandertags.

Mal wieder sind wir begeistert davon, wie vielfältig der Harz ist und wie viele unterschiedliche Landschaften man an nur einem Wandertag erleben kann. Wir gut, dass wir noch 80 Stempelstellen vor uns haben!

Glanz und Elend des Selketals

Auf dem Selketalstieg von Mägdesprung über Harzgerode und Alexisbad und zurück.
Gelaufen am 20. Oktober 2022, 23 Kilometer und vier Stempel

Landschaftlich war das heute eine tolle Tour!
An unserem Regen-Wandertag sind wir ja auch schon ein Stück an der Selke gewandert, aber das Flusstal bei Meisdorf hat uns da nicht so von den Puschen gehauen. Das Tal ist da schon sehr breit und der Wanderweg führt selten direkt am Fluss vorbei.

In Mägdesprung aber führt der Wanderweg aber direkt am Fluss entlang, durch eine enge Schlucht. Heute Morgen ist es mal wieder ziemlich kalt und wir ohrfeigen uns gegenseitig dafür, dass wir nicht am Mütze und Handschuhe gedacht haben. Da hilft nur Warmlaufen und die Hände tief in die Taschen zu schieben.

Friedel war heute Morgen besorgt, dass ich die 23 Kilometer mit 500 Höhenmetern heute nicht schaffen würde. Aber mein Knie hält sich heute wacker, auch wenn ich im späteren Verlauf des Tages bergab wieder ein wenig hinken muss. Im Vergleich zu gestern geht es meinen Gräten jedoch erstaunlich gut!
Vor Jahren habe ich mir beim Skifahren mal einen Kreuzbandriss zugezogen und nach Konsultation mit meinem schlauen Physiotherapeuten das Knie nicht operieren lassen. Ich müsse das Bein halt regelmäßig gut trainieren, so sein Rat. Oder den „Fuß“, wie man im Schwäbischen sagt. 🙂
Das beste Training für das Laufen ist das Laufen, aber das habe ich in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt, seit ich das Radfahren wieder entdeckt habe. Also freut es mich, dass ich so langsam lauftechnisch wieder fit werde und werde mich bemühen, auch meine Lauffähigkeit in Zukunft besser zu erhalten.

Aber zurück zum Selketal – Uns gefallen hier die schmalen Wege, das abwechslungsreiche Auf-und-Ab, die vielen Felsen und dass wir hier heute Morgen ganz alleine sind. Im Nu haben wir die erste Stempelstelle am Vierten Friedrichshammer erreicht. Früher gab es hier eine alte Metallschmiede, heute befindet sich hier eine kleine Häuseransammlung und ein Gasthof mit Ferienzimmern, natürlich geschlossen. Unter der Woche können wir im Harz auch nichts anderes erwarten, das wissen wir mittlerweile.

Nicht der Gasthof, aber ein anderes, typisches Harzhaus

An der Selkemühle verlassen wir das Tal, um den Berg zur Ruine Anhalt zu erklimmen. Hier handelt es sich um die Stammburg der Anhaltiner? Anhalter?, die wir schon als Modell vor dem Schloss in Ballenstedt bewundert haben.

Der „unbequeme“ Weg zur Burg, den wir statt des „bequemen“ nehmen, führt zahm nach oben, ist aber gut begehbar, auch für Knielahme. Wir verlassen somit das enge Selketal und betreten das Reich der Sonne – oh welche Wohltat!

Von der ehemals prächtigen Burg ist nur noch wenig erhalten. Viele Schautafeln informieren jedoch über das ehemals prächtige Ausmaß der Burg, die mindestens so groß wie die Wartburg gewesen sein soll. „Anhalt“ bedeutet ursprünglich „ohne Holz“, denn die Burg soll die erste Festung nördlich der Alpen gewesen sein, die komplett aus Ziegelsteinen erbaut wurde. Hier und da schauen ein paar Mauerreste aus dem Erdreich heraus und man braucht viel Phantasie (und das Modell vor dem Schloss im Ballenstedt vor dem inneren Auge), um sich Glanz und Gloria der ehemaligen Burg samt untergegangenem Dorf vorzustellen.

Die Eindrücke von der Burg führen dazu, dass Friedel und ich den gesamten weiteren Weg bis Harzgerode darüber diskutieren, was nach dem Untergang des Römischen Reiches war, was dazu geführt hat, warum Hochkulturen untergehen und vergessen werden und ob es nach der Energiekrise heute zu einem ähnlichen Einschnitt in der Geschichte der Menschheit kommen könnte. Welche Rolle dabei Moral und Religion gespielt haben und in der Zukunft … bla bla bla ..

Erst ein Café im Harzgerode stoppt unsere lebhafte Diskussion. Dort sind wir neben einem anderen Paar die einzigen Gäste. Statt weiter über die Zukunft der Menschheit zu diskutieren, bewundern wir die besonderen Exponate im Café, die die Gäste dort neben Kaffee und Kuchen käuflich erwerben können. Filzschuhe, Filztaschen, Filzblumen zum Anstecken …

Harzgerode ist übrigens ein recht hübsches, kleines Städtchen und besitzt neben einigen Geschäften, Restaurants und Cafés natürlich auch ein Schloss, wie jede ordentliche Kleinstadt im Ostharz.

Nach Harzgerode treffen wir wieder auf den Selketalsteig, der hier bis zurück nach Mägdesprung oberhalb des Selketals verläuft. Die letzten beiden Stempelstellen liegen hier, auf dem Zickzackweg zurück nach Mägdesprung. Wir wandern mittlerweile jackenlos, die Sonne wärmt und verführt dazu, immer wieder mal länger an einem der zahlreichen Aussichtspunkte zu verweilen.

Die „Verlobungsurne“, dritte Stempelstelle

Tief unter uns im Tal liegt der Ort Alexisbad mit seinem alles dominierenden Wellness-Hotel – einem Ausbund an Hässlichkeit. Wie kann man ein Tal nur so verschandeln!

Man betrachte das Kleinod an Jugendstil-Architektur im Vordergrund, nunmehr verlassen und verrammelt. Im Hintergrund dann der zweckmäßig-moderne Bau, natürlich viel bequemer und zeitgemäßer als der alte. Schauderhaft!

Ausgesprochen hübsch dagegen ist die vierte Stempelstelle, die wir nach einigen Schlenkern an der Kliffkante entlang erreichen. Die Köthener Hütte ist die mondänste Wanderhütte, die wir bisher im Harz für unsere Teepausen genutzt haben!

Kurz vor Mägdesprung geht es wieder auf einem steinigen Pfad hinunter ins Tal. Ich schaffe den steilen Abstieg, indem ich langsam gehe und Pinocchio-artige kleine Schritte mache – aber immerhin ohne Schmerzen.

Die Tafel erklärt die Herkunft des Namens „Mägdesprung“

Unten im Tal sind wir geschockt, was aus dem ehemaligen Bergwerksort geworden ist. Fast alle ehemaligen Hotels und historischen Gewerbehallen sind verrammelt und halb verfallen. Dieser Ort hat seine Glanzzeit schon lange überschritten!

Das schockt uns immer wieder, diese heruntergekommen ehemaligen Kur-und Erholungsorte im Harz, die es einfach nicht in die neue Zeit geschafft haben. Die gibt es auch in Niedersachsen, nicht nur hier in Sachsen-Anhalt. Wir finden das sehr schade, aber vielleicht liegt es daran, dass die meisten Touristen es nur bis zum Brocken schaffen und nicht bis hierher in den Ostharz. Das hat aber auch sein Gutes – So haben wir die Naturschönheiten abseits der Touristenorte oft ganz für uns allein!

Ankunft und Weiterflug 13:45 Uhr

Stempeltour im äußersten Ostharz
Gelaufen am 19. Oktober 2022, 23 Kilometer, vier Stempel

Im Gegensatz zu gestern ist es heute recht kühl. Aber immerhin regnet es nicht.
Den frühen Morgen verbringen wir damit, darüber zu diskutieren, ob wir die 23 Kilometer heute schaffen oder einen Stempel weniger erlaufen sollen. Irgendwie habe ich in den letzten Tagen Knieschmerzen entwickelt, die sich vor allem beim Bergabgehen bemerkbar machen. Wir beschließen, dass wir mal schauen, wie es so läuft und erst im Dorf Wieserode entscheiden, ob wir direkt nach Maisdorf zurückgehen oder den Schlenker zur Konradsburg noch machen.

Gut an der Tour heute ist, dass sie relativ wenige Höhenmeter aufweist, „nur“ 377 Meter Anstieg und Abstieg. Gut für lädierte Knie. Jedoch stehen nicht gerade die Highlights des Harzes auf dem Programm: Ein Landschaftspark, eine Pausenbank unter einem bewaldeten Hügel, ein Wildgehege und eine halbverfallene Klosteranlage. Immerhin verspricht die Klosteranlage etwas Glamour auf dieser eher sehr ländlich orientierten Tour. Aber ob wir da hinkommen, das werden wir erst später sehen.

Trotzdem wird es eine sehr schöne Tour. Wir schlendern nämlich durch eine abwechslungsreiche und hügelige Landschaft, treffen auf hübsche, verschlafene Dörfer und auf sehr wenig Menschen.

Die erste Stempelstelle, der Degenershausener Landschaftspark, lässt uns darüber spekulieren, wie sich solch eine Anlage wohl finanziert. Wir wandern über ein weitläufiges Gelände mit exotischen und einheimischen Baumarten, einem Staudengarten und riesigen Rasenflächen. Das Gelände befindet sich aber äußerst abgelegen mitten im Wald und außer uns ist hier niemand unterwegs. Die Spendenbox am Eingang wird die vielen Gärtner, die zur Pflege der Anlage nötig sind, wohl kaum finanzieren, da sind wir uns einig.

Auf dem Weg zur zweiten Stempelstelle, dem Rastplatz am Klusberg, trainiere ich verschiedene Techniken, um das Kniepicken bei den Abstiegen zu verringern. Friedel rät mir zu verschieden Qi-Gong-Techniken, aber für mich bewährt sich der „Storchengang“, bei dem ich beim Abstieg die Knie bis auf Hüfthöhe hochziehe. Sieht bescheuert aus, hilft aber! 🙂

Die Picknickstelle mit Stempelkasten „Am Klusberg“ liegt in einem entzückenden Tal, das mich (sorry Darina!:-)) mal wieder an Wales erinnert. Vielleicht liegt es an den Weißdornbüschen, an den grünen Hügeln oder am Licht, aber Friedel stimmt mir voll zu!

Die dritte Stempelstelle, das Wildgehege, finden wir spektakulär!
Nicht oft kann man Bisons in Deutschland betrachten, aber vor allem nicht in solch einem weitläufigen Gehege und trotzdem aus der Nähe.

Bestimmt über einhundert von den wilden Gesellen tummeln sich in der privat geführten Anlage. Netterweise kommen die zotteligen riesigen Biester sogar ziemlich dicht zu uns an den Zaun, um gemütlich an der Futterstelle zu mampfen. Ich sage nur: „Tatonka!“

Ach ja, fast hätten wir es vergessen- eine Stempelstelle gibt es hier auch!

Kurz vor dem Dorf Wieserode hören wir über uns plötzlich ein Gezeter und Gekreische. Wir entdecken die erste Abordnung einer Zugvogel-Armada, die sich scheinbar auf dem Weg nach Süden befindet. Wir vermuten. dass es sich um Wildgänse handelt. Auf jeden Fall machen sie einen Mordslärm.

Aber dies ist, wie gesagt, nur die erste Gruppe. Die Turmuhr der Fachwerk-Kirche in Wieserode schlägt mal eben Viertel vor zwei, da kommt eine Reisegruppe nach der anderen über dem Himmel über uns an. Den ganzen Nachmittag fliegt eine Gruppe nach der anderen vorbei, teilweise in Gruppen von über fünfzig Vögeln. Fasziniert beobachten wir, wie sich die Gruppen am Himmel neu orientieren, zu neuen Teams zusammenschließen und immer wieder andere Formationen bilden.

Eigentlich haben wir schon vor Wieserode beschlossen, dass ich es bis zum Kloster Konradsburg noch schaffe. Das Kniepicken kommt und geht, da machen die drei Kilometer mehr auch nichts mehr aus!

Auf dem zugegeben eher langweiligen Wegabschnitt zwischen den Dörfern Wieserode und Neuplatendorf kommt sogar ein wenig die Sonne raus. Da sieht die weite Felderlandschaft doch gleich viel besser aus!

Kloster Konradsburg sieht aus der Ferne imposanter aus als aus der Nähe. Die ehemals wohl sehr weitläufige Anlage ist bis auf wenige Restgebäude nicht mehr existent. Es steht noch die große Mauer, der hintere Teil der großen Klosterkirche und einige Nebengebäude, die als Wohnhäuser genutzt werden.

Wir freuen uns, dass wir mit dem Bisongehege und dem Kloster Konradsburg die östlichsten Stempel der Harzer Wandernadel erworben haben, und das an so einem wunderbaren Herbsttag. Interessanterweise hatten wir nicht das Gefühl, im Harz unterwegs zu sein. Aber eine nette Landpartie war das heute!

Ein Salamander kommt selten allein

Im Selketal bei Meisdorf: Gelaufen am 18. Oktober 2022, 18 Kilometer, 4 Stempel

So schön der Tag gestern auch war – umso schlechter ist das Wetter heute!

Schon morgens pladdert der Regen gegen das Schlafzimmerfenster unserer Hütte. Wir ziehen das Frühstück extra in die Länge, aber es hilft nichts. Wir müssen raus!

Wir betrachten den Dauerregen alsTest für unsere Regensachen. Schon länger hatten wir das Gefühl, dass unsere Ultralight-Jacken und Hosen nicht mehr dicht sind. Leicht bedeutet halt auch filigran!

Schon an der ersten Stempelstelle, dem Mausoleum von der Asseburg, haben wir das Gefühl, dass wir beginnen durchzuweichen. Gleiches gilt auch für die Stempelhefte. Wenn es so stark regnet, ist es superschwierig, die Stempelhefte mit nassen Fingern aus dem Etui zu fummeln, schnell in den Stempelkasten zu befördern und keine Tropfen vom Ärmel auf die Stempel laufen zu lassen. Die sind nämlich wasserlöslich!

Zur Burg Falkenstein kommt man aus dem Selketal nur, wenn man einen Kilometer den superpatschigen Eselspfad hochsteigt, und wieder zurück. Bei trockenem Wetter mag der Weg gut begehbar sein, aber heute, mit den vielen aufgeweichten Blättern, ist er einfach nur glitschig!

Auf der Burg beschließen wir, dass wir, wenn wir wieder unten im Selketal sind und es weiter so stark regnet, zurück in unser Ferienhaus gehen. Machen wir natürlich nicht!
Wir verändern unsere Marschroute aber so, dass wir vier Kilometer abkürzen, aber trotzdem unsere vier Stempel für heute einsammeln.

An der dritten Stempelstelle, der Schutzhütte am Mettenberg, haben wir die Chance auf eine halbwegs trockene Mittagspause. Wir sind mittlerweile bis auf die Unterhosen nass, aber immerhin bleiben unsere Brote so trocken!

Gegen zwölf Uhr haben wir den Eindruck, dass es langsam weniger regnet und tatsächlich hört es kurz darauf auf zu pladdern. Wir gehen ein Stück auf dem Selketal-Stieg zurück und nehmen eine Abkürzung den Berg hoch, die wir am Morgen auf der Karte entdeckt haben. Der sogenannte „Steile Stieg“ ist weniger steil als vermutet und verläuft durch ein entzückendes Bachtal voller Feuersalamander!

Bei zehn hören wir auf zu zählen. So viele Feuersalamander auf einmal haben wir noch nie gesehen!

Der Weg nach oben ist wichtig, damit wir oben den für heute vierten und letzten Stempel mitnehmen können. Auch hier, zum „Selketal-Blick“, müssen wir circa einen Kilometer vom Hauptweg abgehen und später die gleiche Strecke wieder zurück. Sowas mögen wir eigentlich gar nicht, denn unser Motto lautet eigentlich „Vorwärts immer, rückwärts nimmer.“ Aber heute müssen wir das gleich dreimal aushalten!

Der Aussichtspunkt, so erfahren wir, wurde zur schönsten Stempelstelle im Harz 2021 gewählt. Die Juroren müssen auch bei so einem Schietwette hier oben gewesen sein – die Aussicht auf das nebelverhangene Selketal ist nämlich phänomenal.

Auf direktestem Wege begeben wir uns danach zurück in unser Häusle. Nichts wie raus aus dem nassen Klamotten und die Rucksäcke ausgepackt. Wir schaffen es, innerhalb kürzester Zeit die komplette Hütte mit feuchten Karten, nassen Klamotten und tropfenden Rucksäcken zu verschandeln. Wenn das unsere pingeligen Vermieter wüssten!

Ein bisschen dezenter Nieselregen ist ja okay, aber drei Stunden Fußmarsch im Pladderregen – das brauchen wir nicht täglich!

Auf Stempeltour im Ostharz: Rund um Ballenstedt

Gelaufen am 17. Oktober 2022: 21 Kilometer, 5 Stempel

Blick von der Hubertushöhe auf den Kleinen Siebersteinteich

Vor zwei Tagen noch waren wir mit dem Rad in Ostwestfalen unterwegs. Tatsächlich sind wir am Freitag glücklich bei meinen Eltern angekommen. Das Wetter war nur mittelprächtig, die Gegend superflach, wir sind schnell wie der Blitz gefahren und haben kaum Fotos gemacht – denn Mutterns Kürbissuppe duftete schon von Weitem!

Wir haben aber zwei Wochen Urlaub. In der zweiten Urlaubswoche ist Wandern angesagt und wir haben uns dieses Mal den äußersten Osten des Harzes vorgenommen. Unser Auto parken wir an der Feuerwehr in Opperode und sind schon nach fünfzehn Minuten an der ersten Stempelstelle, dem Bismarckturm.

Blick vom Turm auf Oppenrode

Heute ist es warm und ziemlich windig und die Blätter fliegen uns nur so um die Ohren. Es sind aber noch genug an den Bäumen, um uns heute eine farbenprächtige Tour zu bescheren. Der Herbst ist echt die schönste Wanderzeit, finden wir!

Über weite Wiesen und über Massen an Eicheln und Bucheckern erwandern wir die zweite Stempelstelle, „Am Kohlenschacht“. Von dem alten Bauwerk ist nichts mehr zu sehen, aber an der Stempelstelle steht eine hübsche Hütte.

Um zur dritten Stempelstelle, dem „Schirm“ zu kommen, habe ich uns mal wieder eine tolle Wegführung über schmale, verwunschene Pfade kreiert. Aber wie so häufig landen wir komplett im Dickicht. Laut unserer Wanderapp sind wir aber absolut auf der richtigen Route!

Zum Glück landen wir irgendwann wieder auf einem richtigen Weg, allerdings warten hier andere Gefahren auf uns!

Irgendwie sind wir beide aus der Wanderform, merken wir heute. Vielleicht sind wir zu viel Rad gefahren statt zu wandern oder haben zu lange im Homeoffice gesessen, aber uns tun heute die Füße (Steffi) und der Rücken (Friedel) weh. Zum Glück ist der Weg heute nur mäßig steil und steinig und wir kommen gut voran.

Die dritte Stempelstelle, der „Schirm“

Viel interessanter als die Stempelstelle „Schirm“ finden wir ein altes Gedenkkreuz, das wir wenig später am Wegrand finden. Zu diesem gehört die Sage des „Armen Heinrich“, eines bei Kindern und Erwachsenen beliebten Vagabunden des Mittelalters, der an dieser Stelle gestorben sein soll und in dessen Taschen man siebenhundert eingenähte Taler fand. Vermutlich ist es aber nur eins der alten Büßerkreuze, die man noch überall in Deutschland finden kann. Wir meinen, dass der „Arme Heinrich“ eigentlich auch eine Stempelstelle verdient hätte!

Jedenfalls mehr als die Stempelstelle „Grauwacke“, der Blick in einen noch immer aktiven riesigen Steinbruch. Der Weg dahin ist leider weit, denn die Stempelstelle ist ziemlich abgelegen.

Immerhin gibt es vor und nach dem Steinbruch ein paar hübsche Teiche. An einem der beiden legen wir unsere Mittagspause ein. Dabei müssen wir alle Tüten gut festhalten, denn der Wind weht ganz ordentlich!

Nach dem Kleinen Siebensteinteich geht es über wacklige Stufen und Serpentinen noch mal steil hoch in Richtung Schloss Ballenstedt. Von oben haben wir einen wunderschönen Blick zurück auf den Teich.

Die letzte Stempelstelle des heutigen Tages gibt nicht viel her. Der Kasten am Arboretum im Schlosspark ist recht unspektakulär, aber der Schlosspark herrlich verwildert.

Schloss Ballenstedt ist riesig. Wir haben uns schon mehrmals darüber gewundert, dass jede Kleinstadt am nördlichen Harzrand ihr eigenes Schloss hat. Dieses ist aber besonders groß und prächtig und, wie wir erfahren, das Stammschloss der Anhaltiner.

Wie so häufig ist das Schloss im Verlauf der Geschichte viele Male umgestaltet und verändert worden. Wir freuen uns über ein großes Modell der „Urburg“ des Hauses Anhalt, das am Parkplatz vor dem Schloss zu sehen ist.

Wie immer sind alle Cafés in Schlossnähe geschlossen, wie sollte es auch an einem Montag anders sein. Kaffeelos schleppen wir uns die letzten drei Kilometer am Ortsrand entlang bis zum Auto. Auch hier gibt es keine Aussicht auf Erfrischung, auch wenn unsere Route auf dem Radwanderweg R1, dem Selketalstieg und dem Fernwanderweg E11 verläuft!

Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zu unserer Ferienhütte in Meisdorf, die wir uns für vier Nächte gebucht haben. Wir sind entzückt, denn die Hütte ist wirklich hübsch eingerichtet und der Kaffee ist schnell aufgesetzt.

Hier werden wir es ein paar Tage aushalten!