
Harzer Stempeltour westlich von Trautenstein: 2 Stempel
Gelaufen am 8. Juni 2023
So! Im Südosten des Harzes haben wir nun alle Stempelstellen abgegrast, aber in der Mitte fehlen uns noch einige. Für unseren Rückreisetag haben wir uns zwei etwas abgelegene Stempelstellen ausgesucht, den Kapitelsberg und das “Ehemalige Forsthaus Grüntal”.
Die Website der Harzer Wandernadel ist voll des Lobes, was den Kapitelsberg angeht – die Rede ist von einer “wunderschönen Schutzhütte” und einem großen beschlagenen Holzkreuz, von wo man einen “wunderbaren Blick” auf das Tal der Warmen Bode und den dahinter liegenden Wurmberg und den Brocken habe. Wohlan, so schreiten wir denn schon am frühen Morgen im Nieselregen wacker voran, einem weiteren Kleinod des Harzes entgegen!

Wir parken auf dem Parkplatz vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Trautenstein. Der Platz wie auch der ganze Ort machen auf uns einen lebendigen und gepflegten Eindruck – ganz im Gegenteil zu dem Ort, in dem wir nun zwei Tage genächtigt haben. Dort hat mittlerweile fast jede Pension geschlossen, der Supermarkt auch und die Gehsteige sind staubig oder mit Gras zugewachsen. Der Ramberg-Garten in Friedrichsbrunn ist nur noch eine zugewachsene Wiese und der Ort ist – tot!
Trautenstein ist da kleiner, aber wesentlich hübscher. Direkt am Dorfgemeinschaftshaus beginnt unser Weg an der Rappbode entlang, namensgebendes Flüsschen für die nahegelegene Talsperre. Der Morgen ist diesig und grau, aber in der Flussaue gefällt es uns trotzdem sehr gut. Fotogenes Wetter, finden wir!


Am Weg finden sich zahlreiche interessante Höhlen und alte Bergwerksstollen, die ich als alter Höhlenfan natürlich gern erkunden möchte. Nähere ich mich aber den Höhleneingängen, schlagen mich jedes Mal Millionen von Mücken in die Flucht. Dann eben nicht!

Wunderschön ist es am Vorbecken der Rappode-Talsperre. Diese ist der eigentlichen Talsperre vorgelagert und viel kleiner als der Stausee. Auf der anderen Seeseite stehen ein paar pittoreske Felsen am Wasser, die sich hübsch im stillen Wasser spiegeln. Wir sind sehr angetan von dem romantischen Gewässer!


Viele Wanderer lassen sich ja von den abgestorbenen Bäumen im Harz abschrecken. Wir finden jedoch, dass die Baumleichen auch einen gewissen morbiden Charme ausstrahlen. Der Wald wirkt so viel wilder. Auch freuen wir uns darüber, dass mittlerweile so viele junge Bäume nachwachsen. An manchen Stellen im Harz sieht es allerdings noch richtig schlimm aus. Aber das wird schon wieder, man sieht es schon!

Als wir der Rappbode-Talsperre den Rücken kehren, wird es leider langweiliger. Auf breiten Schotterwegen traben wir durch eine eher trübselige Landschaft. Fast alle toten Bäume wurden gefällt und die Stümpfe stehen gelassen. Da hilft auch der Blick auf den Brocken nicht!
Kurz vor der Stempelstelle Kapitelsberg wird es wieder ein wenig schöner – Uns gefällt die heideartige Landschaft und am Wegesrand blühen die größten Wolfsmilchgewächse, die ich bisher gesehen habe!



Wir sind froh, dass der Himmel heute so wolkenverhangen ist. Wir ziehen die Regenjacken an, wieder aus, wieder an, wieder aus, aber immerhin braten wir hier in dieser baumlosen Steppe nicht in der Sonne!

Der Weg zur Hütte am Kapitelsberg zieht sich und war früher, als hier noch Wald stand, bestimmt viel schöner. Die Hütte an der Stempelstelle ist in der Tat ein Schmuckstück und der Blick vom Fels grandios. Aber abgelegen ist dieser Stempelkasten, wahrhaft abgelegen!



Öde ist der Rückweg nach Trautenstein, wo wir unterwegs noch den Stempel am Forsthaus Grüntal einsammeln. Endlos traben wir über Asphalt und Schotter durch die Baumstumpf-Wüste. Manchmal bedeutet das Wanderhobby Arbeit, Arbeit, Arbeit!


Auch sehnen wir uns innigst nach einer Bank, um unsere müden Knochen auszuruhen und in Ruhe einen Schluck Kaffee aus unserer Themoskanne zu schlürfen. Aber mittlerweile regnet es richtig und an der Stempelstelle “Ehemaliges Forsthaus Grüntal” gibt es wirklich nichts zu sehen: Ein privat bewohntes Spitzdach-Haus, keine Aussicht, nicht mal eine Bank!

Wir hatten ja schon einige Stempelstellen, bei denen wir dachten, warum sie es wohl in den Katalog der ausgewählten Harz-Sehenswürdigkeiten geschafft haben. Aber hier sind wir uns absolut einig – dies ist die bisher blödeste Stempelstelle von allen!
Den Rückweg versüßen wir uns mit Diskussionen über die schönste Stempelstelle. Viele fallen uns ein und spontan können wir uns auf keinen Spitzenreiter festlegen. Die tollen Plätze sind zum Glück ganz klar in der Überzahl!
Am Ende müssen wir sogar noch einen Kilometer an der Straße entlang laufen. Zum Glück ist heute an einem Donnerstagmittag der Verkehr nur mäßig, denn einen Fußweg gibt es nicht und der Grünstreifen an der Fahrbahn ist komplett zugewuchert.
Unsere Pause bekommen wir erst auf einer Bank vor dem netten Dorfgemeinschaftshaus. Hier gibt es sogar einen “Tante-Emma-Automaten” mit Snacks und lokalen Wurstwaren. Wir ziehen uns hier zwei Schokoriegel und schon ist die Welt wieder in Ordnung.
Eine schöne und eine blöde Stempelstelle und noch ein halber Tag auf der Terrasse zuhause – insgesamt sind wir zufrieden!

Keine Bank? Ich könnte dir meinen Hocker empfehlen 😂
Tolle Mischung. Von schön bis furchtbar alles dabei!
🤣🤣