DDLN Etappen 15 und 16: Durch Hohenlohe und den Schwäbisch-Fränkischen Wald von Crailsheim nach Murrhardt

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Schloss Vellberg

Crailsheim nach Schwäbisch Hall-Hessental: 32 Kilometer
Schwäbisch Hall-Hessental nach Murrhardt: 27 Kilometer
gewandert am 30. und 31. Mai 2020

Dieses Teilstück fehlte uns noch, um die letzte Lücke auf unserem Deutschlandweg zu schließen. Nun sind wir von Schaffhausen bis zum Rennsteig alle Etappen gelaufen!

Was gibt es über diese zwei Wandertage zu berichten: Ähhh … nix Besonderes! Wir hatten bestes Wanderwetter, es war sonnig, aber nicht zu heiß. Es ging durch viel Wald und Wiesen und an viel Wasser entlang. Besonders ist aber, dass es bei uns in Baden-Württemberg überhaupt erst seit diesem Wochenende wieder erlaubt ist, zu „touristischen Zwecken“ in Hotels und Gasthöfen zu übernachten. Da haben wir die Gelegenheit doch gleich genutzt!

Aber sonst war der Weg an diesen zwei Tagen wenig spektakulär. Am ersten Tag ging es über Schotter, Schotter, Schotter. Da es keinen ausgewiesenen Wanderweg zwischen Crailsheim und Schwäbisch Hall gibt, haben wir uns eine Kombination vom „Schwäbischen Hauptwanderweg 4“ und einer von Outdooractive vorgeschlagenen Route über schöne schmale Waldwege gebastelt. Der Hauptwanderweg war durchweg geschottert, was wir ja nicht so mögen. Man kommt zwar gut voran, aber das ewige Geknirsche unter den Schuhen nervt. Bergauf rutscht man zurück und bergab muss man höllisch aufpassen, nicht mit den größeren Steinen zusammen nach unten zu kollern. Außerdem sind die Wege ziemlich breit und so ein richtiges Wald-Feeling kommt für uns dabei nicht auf. Immerhin ging es über Wiesen und Felder und an dem einen oder anderen hübschen Waldsee vorbei.

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Hochmoor bei Crailsheim

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Das Highlight des Tages war das kleine mittelalterliche Städtchen Vellberg, das mit seiner befestigten Altstadt hoch über der Bühler thront. Und es gab sogar ein Eisscafé!

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Die Bühler
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Schloss Vellberg

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Dabei fiel uns auf, dass man es mit den Hygienevorschriften in solch kleinen schwäbischen Städtchen oft nicht so ernst nimmt: Zwar mussten wir uns die Hände desinfizieren und uns in eine Liste eintragen, aber bedient und abkassiert wurden wir von einer Bedienung ohne Mundschutz …

Nach Vellberg wurde es schlimm: Die von Outdooractive vorgeschlagenen Waldwege waren schlichtweg nicht mehr existent! Wir landeten nicht nur einmal im Gestrüpp und kämpften uns tapfer durch Kletten, Brennnesseln und über umgestürzte Baumstämme. Wenn wir dann wieder einen Schotterweg erreichten, waren wir richtig froh und untersuchten uns erst mal ausgiebig nach Zecken.

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Kunst am Einkorn

Am Abend nahm man in unserem Gasthof die Corona-Maßnahmen dann umso genauer: Wir durften nur den einen Eingang ins Hotel benutzen und mussten zur anderen Seite wieder hinaus. Auch wenn die Restaurant-Terrasse am Eingang lag und wir wirklich niemanden auf den Gängen getroffen haben …

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Die Krone in Schwäbisch Hall-Hessental

Beim Frühstück wurden wir dreimal gefragt, ob wir denn auch wirklich unsere Hände desinfiziert hätten. Die arme Bedienung musste uns alles einzeln an den Tisch tragen, denn am Vorabend hatten wir ein ordentliches Hiker-Frühstück bestellt: Müsli, Obst, Joghurt, Wurst, Käse, Eier, Brötchen … Trotzdem war es schön, die arg strapazierten Knochen auf einem richtigen Bett auszustrecken und am Abend mal wieder im Biergarten eine richtige Halbe zu trinken!

Am nächsten Morgen merkten wir schon, dass uns das viele Laufen auf Schotter ein wenig auf die Waden gegangen war. Zuerst mussten wir steil zum Kocher absteigen, um dann auf der anderen Seite gleich wieder hochzusteigen, das ziepte ordentlich. Aber es kam noch schlimmer – die Etappe von Schwäbisch Hall nach Murrhardt verläuft auf einem Jakobsweg und unsere Vorurteile gegen deutsche Jakobswege bestätigten sich mal wieder: Gefühlt waren wir die Hälfte der Strecke auf Asphalt unterwegs! Ein weiteres Viertel führte über breit planierte Schotterwege durch den eigentlich sehr schönen und wilden Schwäbisch-Fränkischen Wald. Erst gegen Ende der Etappe kamen wir in den Genuss, einige Abschnitte auf weichen Waldpfaden zu laufen …

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Kurz vor Murrhardt gab es noch mal ein paar schöne Ausblicke auf das Tal der Murr.

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Insgesamt war es schön, mal wieder draußen zu sein, vor allem bei dem prächtigen Wetter. Die Wiesen und Wälder sind in dieser Jahreszeit auch wunderschön. Nur an unserer Routenwahl sollten wir noch ein wenig arbeiten – vielleicht sollten wir doch häufiger auf Premium-Wegen laufen?

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DDLN Etappe 39: Auf dem Rennsteig von Grumbach nach Steinbach am Wald

  1. November 2019: 11 Kilometer
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Eigentlich verfasse wir unsere Artikel ja immer recht zeitnah. Aber dieses Mal haben wir es bisher nicht geschafft, die letzte Etappe unseres November-Urlaubs bis zum Bahnhof in Steinbach am Wald zu posten.

Der Grund: Schon nachts im Gasthof war mir ganz kodderig im Magen. Beim Frühstück habe ich ganz gegen meine Gewohnheit kaum etwas herunterbekommen. Und so schleppte ich mich mit Übelkeit und Magenkrämpfen die elf Kilometer durch den Nebel …_DSC0949 Kopie_DSC0936 Kopie

Wir müssen uns beim Rennsteig entschuldigen: Gestern haben wir uns über die breiten Forstwege beschwert, aber heute führt der Weg uns über wurzelige, weiche Wege durch Moos und Farn. So mögen wir es!
Das Wetter könnte besser sein, aber wenigstens regnet es nicht. Aussichten gibt es bei dem Nebel allerdings keine – aber dafür herrscht im Wald eine fast märchenhafte Stimmung.

Kurz vor Brennersgrün kommen wir durch ein Waldstück, in dem Schulklassen „Waldkunst“ gestaltet haben. Hübsch!

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Brennersgrün selbst zeigt sich wie viele Orte in der Gegend ziemlich düster. Fast alle Häuser des Ortes sind mit Schieferplatten verkleidet. Im Nebel sieht das fast gruslig aus. Hier werden wir uns keinen Alterssitz zulegen! 🙂

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Der folgende Wegabschnitt ist ziemlich ziemlich interessant für Freunde geschichtlicher Relikte. Wir kommen an zahlreichen alten Grenzsteinen vorbei, die die Grenze zwischen Franken bzw. Bayern und Thüringen markierten. Der älteste Grenzstein auf diesem Abschnitt, der Kurfürstenstein, ist aus dem Jahr 1513!

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Ich bin saufroh, dass wir heute nur elf Kilometer vor uns haben. Im Verlauf des Vormittags wird mir immer schlechter. Kraftlos schleppe ich mich durch den Wald und und ich fröstle. Der finale Einmarsch nach Steinbach am Wald zieht sich endlos über einen Radweg an einer Bundesstraße entlang. Entbehrlich!

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Zwei Stunden früher als geplant kommen wir in Steinbach am Bahnhof an. Zum Glück erwischen wir relativ schnell einen Zug nach Nürnberg. Dort müssen wir dann allerdings zwei Stunden warten, denn wir haben einen „Super-Sparpreis“ der Deutschen Bahn gebucht und haben daher Zugbindung. Schlapp hängen wir uns in die Sessel der DB-Lounge, die es in Nürnberg glücklicherweise gibt. Auch Friedel geht es mittlerweile gar nicht gut. Haben wir uns einen Magen-Darm-Virus eingefangen oder uns mit dem Fisch gestern Abend den Magen verdorben?

Tatsächlich brauchen wir beide zwei Tage, bis es uns wieder halbwegs erholt haben. Für die Zukunft merken wir uns: Fischgerichte am Ende der Welt sind unbedingt zu vermeiden!

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DDLN Etappe 38: Auf dem Frankenweg/Rennsteig von Naila nach Grumbach

25.11.2019: 27 Kilometer

Für heute war Frühnebel angesagt – Und es gab: Frühnebel!

Unser selbstgebastelter Weg am Morgen hat uns gut gefallen: Sehr schnell sind wir aus dem Ort heraus und der Weg entlang der Selbitz ist schön ruhig und romantisch – vor allem in Nebel!

Besonders gefreut haben wir uns auf das Höllental. Wir sind schon seit einigen Kilometern wieder auf dem Frankenweg, dessen letzte Kilometer wir nun beschreiten. Fast 500 Kilometer haben wir auf ihm zurückgelegt – dies ist einer der längsten Wege in Deutschland!

Das Tal ist im Herbst vermutlich viel schöner als in anderen Jahreszeiten. Niemand außer uns ist heute hier unterwegs. Links und rechts des Weges gibt es uralte Felsen aus Diabas, einem alten Lava-Gestein. Die Selbitz rauscht über moosiges Gestein durch die enge Schlucht. Allerdings ist es ziemlich schattig hier – typisches November-Wetter!

Am Blechschmidtenhammer zeugen ein alter Bahnhof und ein paar alte Waggons und Loren von der Geschichte des Tals als ehemaligem Steinbruch für Schiefer und Diabas, Silber und Erze. Bis heute sind viele Fassaden der alten Häuser hier mit Platten aus Schiefer verkleidet: Das schafft eine romantische, aber auch etwas düstere Atmosphäre in den Dörfern.

Hier am Blechschmidtenhammer verlassen wir den Frankenweg und wenden uns dem „Grünen Band“ zu. Zunächst geht es durch das Tal der Moschwitz, die geschichtlich die Grenze zwischen Bayern und Thüringen markiert. Den Rest des Tages wandern wir auf Thüringer Gebiet.

Als wir aus dem Tal aufsteigen und auf den Kolonnenweg der ehemaligen Grenze treffen, sind wir gleich von den Ausmaßen der ehemaligen Grenzlinie beeindruckt: Kilometerlang erstreckt sich die breite Schneise mit dem löchrigen Betonweg durch die Landschaft. Acht anstrengende Kilometer wandern wir auf der ehemaligen Grenzlinie. Auf der einen Seite ist der Weg echt anstrengend zu laufen – Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht in die Löcher im Beton treten und womöglich umknicken.

Auf der anderen Seite haben wir in Deutschland noch nie eine so lange Strecke ohne jedwede menschliche Ansiedlung erlebt. Kilometerlang laufen wir auf Lochplatten durch eine absolut menschenlose Landschaft – keine Straßen, keine Häuser, keine Strommasten – einfach nichts außer Gras, Bäumen, einem Wall mit Graben und dem Panzerweg, auf dem wir laufen.

Auf Dauer wird die Trotterei auf dem Löcherbeton jedoch langweilig – Wir können uns nicht vorstellen, das gesamte „Grüne Band“ zu laufen. Das reicht jetzt!

Als wir hinter Schlegel auf den berühmten Rennsteig treffen, wird es aber auch nicht viel aufregender. Der Rennsteig ist hier ein extrem breiter Schotterweg, der kilometerweit schnurgerade durch den Tannenwald führt. Im weiteren Verlauf (nach unserer Mittagspause) gibt es aber auch ein paar Wegabschnitte, die auf wurzeligen Pfaden verlaufen.

Schon um 15 Uhr erreichen wir unseren Zielort Grumbach. Wir haben heute nur zwei kurze Pausen eingelegt und uns danach „warmhiken“ müssen – Kaltes Wetter verleiht Flüüüügel!

DDLN Etappe 37: Auf dem Frankenweg von Löhmar nach Naila

24.11.2019: 18 Kilometer

Gestern Abend durften wir in Löhmar vom Balkon unseres Zimmers noch einen wahnsinnigen Sternhimmel erleben. Fast wie in Schottland, mit Andromeda-Nebel, Milchstraße und allem Drum und Dran. Heute Morgen dann gab es einen wunderschönen Sonnenaufgang – sowas sehen wir in unserem Täle in Geislingen nicht!

Der Abmarsch von Löhmar zurück zum Frankenweg gestaltet sich recht einfach – sofort hinter dem Haus geht es auf einem fast zugewachsenen Fahrweg ins Tal hinunter. Der Weg ist viel schöner als der Frankenweg selbst!

Der Frankenweg dann ist wie meistens breit und schottrig. Aber der Blick auf die murmelnde Wilde Rodach und die umliegenden, tannenbestandenen Hänge ist trotzdem wunderschön. Obwohl Sonntag ist, begegnet uns hier kein Mensch – so wie gestern schon.

Zur Bischofsmühle geht es ab in ein Nebental – sehr hübsch!

Das Wasser im Fischteich leuchtet grün – in der Bischofsmühle hätten wir auch übernachten können … vielleicht beim nächsten Mal?

Nicht so schön ist dann der Aufstieg zum Burgstall hoch – 1000 matschige Stufen!

Kurz vor Döbra verlieren wir mal wieder den Frankenweg. Die Wegführung auf unserer Outdoor-Active-Karte ist eine völlig andere. Wir trotten einen Kilometer an einer Bundesstraße entlang, die laut Karte eigentlich der Frankenweg sein sollte – Die neue Wegführung ist bestimmt viel schöner, allein, wir finden den Weg nicht mehr!

Wir suchen uns stattdessen unseren eigenen Weg über Feld- und Waldwege. Die sind auch sehr schön!

Am Bärenhaus treffen wir auf einen bequemen Bahntrack – wir lieben das Laufen auf den ehemaligen Schienenwegen: Es gibt wenig Steigung, die Füße bleiben trocken und man kommt gut voran. Nach zwei Kilometern kreuzt der Frankenweg auch wieder – aber der kann uns mal, wir bleiben auf dem Bahnweg, denn der führt uns bis nach Naila hinein!

Ein gefluteter Steinbruch am Wegrand begeistert uns noch mal – Warum sind die Gewässer hier so wunderbar grün?

Im Gasthof angekommen entdecken wir beim Vergleich mit anderen Karten im Internet, dass der Frankenweg überhaupt nicht nach Naila hineinführt – So fühlen wir uns frei, uns morgen wieder eine eigene Route zu suchen. Morgen früh geht es dann an der Selbitz entlang, bis wir die letzten Kilometer des Frankenwegs hinter uns bringen und dann das „Grüne Band“ und den Rennsteig beschreiten – auf zu neuen Ufern!

DDLN Etappe 36: Auf dem Frankenweg von Kronach nach Löhmar

23.11.2019
27 Kilometer, 1030 Höhenmeter

Die buddhistischen Mönche sind weg – und wir müssen uns erholen!

Da für die nächsten Tage schönes Wetter angesagt ist, haben wir uns spontan entschieden, die restlichen Etappen des Frankenwegs zu laufen. Und wenn das Wetter noch hält und uns nicht zu kalt ist, dann laufen wir noch zwei Tage auf dem Rennsteig weiter!

Gestern sind wir um 16 Uhr in Kronach angekommen und sind noch schnell zur Festung Rosenberg hochgelaufen. Die hatten wir beim letzten Mal verpasst – der Bänderriss war schuld!

Die Festungsanlage, ursprünglich aus dem Mittelalter, wurde im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und ist wirklich beeindruckend!

Wir sind im gleichen Hotel wie beim letzten Mal abgestiegen und unsere Wirtin freut sich sichtlich, dass es mir wieder gut geht. Wir begrüßen uns wie alte Freunde.
Wir sind die einzigen Gäste in dem netten Hotel, hier ist Ende November echt nichts mehr los!

Kronach ist wirklich ein hübsches, mittelalterliches Städtchen. Am Morgen kaufen wir in der altmodischen Bäckerei am Marktplatz noch ein paar Hörnchen, und los geht’s!

Am Morgen sind die Autos auf den Parkplätzen alle noch überfroren. Aber schon bald kommt die Sonne raus und auf dem Weg zum Kreuzberg hoch kommen wir schon ordentlich ins Schwitzen.

Wir „schummeln“ heute auf dem Frankenweg. Vor und nach Marktrodach kürzen wir ab – wir haben heute eh schon 26 Kilometer zu schaffen. Würden wir uns heute an die Original-Wegführung halten, wären es nochmal 6 Kilometer mehr.
Wir sagen uns, dass wir ja eigentlich nicht den Frankenweg laufen, sondern auf dem Weg zur Ostsee sind. Um das Ende des Frankenwegs und den Beginn des Rennsteigs zu erreichen, nehmen wir eh einen Umweg von zweieinhalb Tagen in Kauf. Da darf man also ruhig mal abkürzen!

An der Marktgräflichen Höhe treffen wir wieder auf den Frankenweg. Der Anstieg dorthin ist mörderisch – heute haben wir insgesamt rund 1000 Höhenmeter zu erklimmen!

Auf der Radspitze legen wir unsere erste Teepause ein. Wir freuen uns über eine sonnenbeschienene Bank und die tolle Aussicht in das Losnitztal.

Hier oben weht allerdings eine recht kühle Brise, so dass wir uns bald wieder auf den Weg machen.
Der folgende Wegabschnitt über die Hochebene erinnert uns an die Höhen des Schwarzwalds – Es ist recht sumpfig hier und Binsengras und Birken zaubern eine ganz besondere Landschaft.

Zunehmend weicht der Buchenwald dem Nadelwald – und mit den Nadelbäumen ändert sich auch der Unterbau im Wald: Wie im Schwarzwald besteht der hier aus sattgrünen Mooskissen, Blaubeergestrüpp und Heide an den Wegrändern. Hübsch!

In Köstenhof verlassen wir den Frankenweg. Es war schwierig, am Ende dieser Etappe eine Unterkunft zu finden. Deshalb nehmen wir einen Umweg von fünf Kilometern in Kauf und landen bei „Mutter Alma“ in Löhmar. Extra wegen uns hat sie heute das Zimmer geheizt und die Gaststätte geöffnet. Bei Wildschweinbraten und Knödeln berichtet sie uns, wie schwierig es hier in der Region ist, als Gastwirtin zu überleben. Sie war jahrelang Herbergsmutter und Helferin für junge Flüchtlinge, weil der Hotelbetrieb einfach nicht mehr genug abwirft. Jetzt hat sie den Betrieb an asiatische Investoren verkauft. Vermutlich sind wir die letzten Frankenweg-Wanderer, die hier unterkommen können.

Schade – nach uns heißt es Durchlaufen bis Naila oder früh genug buchen, um eins der fünf Betten in Köstenberg zu ergattern. Selbst im November haben wir das nicht geschafft – vermutlich, weil die Jäger uns die Betten weggeschnappt haben. Diese haben hier großräumige Gebiete abgeriegelt. Ja sind wir hier denn in Schottland? 🙂

DDLN Etappe 35: Auf dem Frankenweg von Kulmbach nach Kronach

24.09.2019: 25 Kilometer

Heute ist der kürzeste Anmarsch zum Frankenweg überhaupt: Er führt direkt an dem Pferdehof vorbei, wo wir heute übernachtet haben. Der Schwärzhof ist ein urgemütlicher Bauernhof mit kleiner Gastwirtschaft und wir haben mit unserem Gastwirt beim Frühstück noch nett geplaudert. Er hat uns freundlicherweise auch erlaubt, uns unterwegs als „Wegzehr“ an seinen Birnen zu bedienen,, aber sie waren uns dann doch zu knurpsig.

Der Morgen ist heute nebelverhangen – es tropft von den Bäumen, für uns hat dieses Wetter jedoch einen besonderen Reiz: Es ist kühl, aber nicht kalt, und gerade im Wald duftet es harzig und moosig. Die Farben leuchten, auf den Gräsern und Farnen glitzern die Regentropfen – und die Wege stauben heute nicht so! 🙂

Wir befinden uns mittlerweile an der Grenze zum Naturpark Frankenwald (nach dem Schwäbisch-Fränkischen Wald und der Fränkischen Schweiz), und der Wald verändert sich: Wie im Schwarzwald sind wieder mehr Nadelbäume vorherrschend, in der typischen Kombination mit Moosen und Blaubeeren – und das Ganze etwas urtümlicher und wilder. Tolle, geheimnisvolle Stimmung, und einsamer wird es auch!

Bei gutem Wetter soll die Aussicht vom Patersberg-Turm phänomenal sein, aber heute sehen wir nur eine weiße Suppe über dunklem Grün.

Eine sehr lange Strecke laufen wir dann an der Kante der Mühlbergleite entlang, rechts Felder und Windräder, links vermutlich tolle Aussichten – aber nicht heute. Eine ruhige Passage mit der typischen Weite der Alb-Hochflächen.

Kurz vor dem Abstieg nach Weißenbrunn kommen wir am Samelstein vorbei, einem Relikt aus dem frühen Mittelalter, das eine Art Grenzstein oder ein Büßerstein war.

Der steile, lange Abstieg nach Weißenbrunn entpuppt sich mal wieder als echte Überraschung – der Frankenweg auf unsere Outdoor-Active-Karte verläuft im Tal der Schlottermühle, der markierte Weg (dem wir folgen) verläuft deutlich oberhalb am Hang entlang…und ist bestimmt einen Kilometer länger, hmmpf.

Weißenbrunn ist leider ein ungastliches Dorf: Die einzige Bäckerei hat geschlossen, der Ort wird dominiert von einer großen, dampfenden Brauerei.

Nicht ausgelastet von dem Aufstieg auf den Kronacher Berg steigen wir noch die 90 Stufen des Lukas-Cranacher-Turms hinauf, dem mit nur 4000 Reichsmark errichteten billigsten Aussichtsturm Bayerns, um etwas mehr zu sehen als heute früh … naja 🙂

Kronach erreichen wir entlang der Haßlach, über einen großen Park mit allerlei Skulpturen und Plastiken – sieht toll aus, warum bekommt Geislingen sowas nicht hin? Naja, hier war 2002 eine Landesgartenschau.

Kronach ist mit seinem nahezu unversehrten mittelalterlichen Stadtbild und der Festung Rosenberg sicherlich eines der High-Lights auf dem Frankenweg. Zuerst steigen wir in die obere Stadt auf und genehmigen uns den obligatorischen Kaffee und Kuchen – dann einchecken, duschen, Stadtbesichtigung, so der Plan…

…nur leider übersieht Steffi im Hotel eine Stufe im Gang – das endet dann so:

…und beendet unseren Wanderurlaub drei Tage vor dem geplanten Ende, aber passend zum Einbruch der Schlechtwetterfront. Neues Abenteuer: Wie kommen wir morgen zum Bahnhof!? 🙁

DDLN Etappe 34: Auf dem Frankenweg von Weismain nach Kulmbach

23.09.2019: 28 Kilometer

Eigentlich wollten wir heute nur 25 Kilometer laufen – aber dann haben wir uns doch noch Kulmbach angesehen und waren deshalb drei Kilometer länger unterwegs!

Als wir am Morgen in Weismain starten, scheint noch die Sonne und es ist schon angenehm warm. Aber für heute ist Regen angesagt, und das nicht zu knapp!

Wir können das kaum glauben, so schön wie es noch ist. Der Weg ist auch gleich toll: Wir sind sofort raus aus der Stadt und laufen auf weichen Waldwegen bis Niesten. Hier gibt es wieder viele Felsen und hoch über dem schön gelegenen Dörfchen thront auf dem Felsen eine Burgruine.

Weiter geht es durch ein enges, felsiges Tal nach oben, wo uns am Talausgang die Gräfinnen-Höhle begeistert. Natürlich muss ich hinaufklettern, traue mich aber nur ein paar Meter herein. Im weiteren Verlauf sieht die Höhle unangenehm eng aus …

Langsam bezieht sich der Himmel und es wird ein wenig windig. Aber zum Glück beginnt es erst gegen 13 Uhr zu regnen.

Nach dem Dorf Görau beginnt der Görauer Anger, das nächste Highlight unserer heutigen Tour. Die karge, felsige Karsthöhe bietet weite Aussichten über den Frankenwald, das Fichtelgebirge und bis zum Thüringer Wald. Links und rechts des Weges finden sich sogenannte Dolinen, große Trichter im Fels. Diese entstehen durch Auswaschungen und Einstürze des Felsgesteins. Wir kennen sie schon vom Pennine Way, aber in Deutschland haben wir nur selten gesehen.

Überhaupt erinnert uns die karge Höhe an die Pennines, allerdings gibt es dort keine Dolomitenkiefern, soviel wir wissen … 🙂

Nach dem Anger folgt ein echter Kniekracher-Abstieg durch einen alten Hohlweg steil nach Lindenberg. Bis nach Peesten geht es durch den Wald, meistens über den obligatorischen Schotter. Keine Ahnung, woher die fränkische Vorliebe für groben, staubigen Schotter kommt …

Das Laufen auf diesem steinigen Untergrund ist nicht nur hart, sondern auch ziemlich anstrengend. Wenn die Steine groß sind, tun einem irgendwann die Füße weh. Ist der Schotter feiner, rutscht man bei jedem Schritt ein wenig zurück, ähnlich wie bei Sand. Außerdem nervt das ewige Knartsch-Knartsch-Geräusch und der Staub. Jeder Bauer, der es sich hier leisten kann, schottert seine Wege. Der Schotter ist hier scheinbar ein echtes Statussymbol!

In Peesten bewundern wir die beeindruckende Tanzlinde, die hier sogar einen zweiten Stock hat. Tatsächlich finden hier im Geäst der Linde noch immer traditionelle Volkstanz-Veranstaltungen und Theater-Abende statt.

Der Frankenweg geht über Felder und durch kleine Wäldchen recht abwechslungsreich weiter, aber leider beginnt es gegen 13 Uhr zu regnen. Wir sehen zu, dass wir schnell unter einem Baum unsere Mittagspause einlegen, bevor alles ganz nass ist. Außerdem holen wir zum ersten Mal in diesem Wanderurlaub unsere Regensachen raus. Ds wäre ja auch zu ärgerlich gewesen, wenn wir die die ganz Zeit unbenutzt herumgeschleppt hätten! 🙂

Die Regenmenge hält sich jedoch in Grenzen. Wir können noch in aller Ruhe ein wenig am Zusammenfluss des roten und weißen Mains zum „Main“ verweilen. Interessant: Das Wasser des Roten Mains ist wirklich ein wenig rot, das des Weißen Mains aber eher grün. Von der Brücke aus kann man sehen, wie sich die unterschiedlichen Wasser mischen.

Bisher war die Wanderung toll, aber nun folgt ein eher unangenehmer Abschnitt: Der Weg durch die weitläufigen Mainauen ist noch ganz nett, wenn auch ein wenig langweilig. Danach geht es länger auf dem Radweg entlang einer Bundesstraße entlang, aber immerhin gibt es den Radweg. Der Frankenweg führt eigentlich nicht ins Zentrum Kulmbachs, sondern nördlich um die Stadt herum. Wir aber sind noch ganz fit und kommen auf die glorreiche Idee, doch noch nach in die Stadt hineinzulaufen. Zum einen lockt uns die Aussicht auf ein Café, zum andern wollen wir noch Proviant besorgen.
Jetzt wird’s fies: Wir krabbeln unter einem niedrigen Torbogen unter der Bahnlinie durch und finden einen schmalen Trampelpfad, der uns in ein riesiges Industriegebiet vor den Toren der Stadt führt. Hier laufen wir zwei Kilometer auf der nassen Straße weiter, vorbei an Autohändlern, Waschstraßen und Fabriken. Die Straße hat keinen Gehsteig und vermutlich ist hier nie ein Fußgänger unterwegs, Bei jedem vorbeifahrenden LKW springen wir an die Seite, wenn dies denn möglich ist. Entbehrlich!

Wir laufen auch am riesigen Arreal der berühmten Kulmbacher Brauerei vorbei und schaffen es endlich in die Innenstadt.

Kulmbach wirkt erstaunlich großstädtisch auf uns: Eigentlich ist die Stadt kleiner als unsere Wahlheimat Geislingen, aber die Stadt ist ein Oberzentrum der Region, und das merkt man. Hoch über der Stadt thront die Plassenburg, ein mächtiger Festungsbau der Renaissance. Wir steigen aber nicht hinauf, denn mittlerweile regnet es ordentlich. Stattdessen steuern wir das nächste Café an und trocknen bei Kaffee und Streuselkuchen.

Der Weg zu unserer Unterkunft aus Kulmbach heraus ist dann ähnlich unerfreulich wie der Anmarsch. Wir passieren Media Markt, Autoteile Unger und McDonald’s. Aber immerhin kommen wir auch an einem Netto vorbei, die Mittagspause morgen ist somit gerettet.

Wir sind froh, dass wir heute außerhalb der Stadt wohnen. Unsere Unterkunft ist nebenbei ein Arabergestüt und liegt direkt am Frankenweg. Zum Abendessen habe ich vor der Tour schon einen netten Brauereigasthof gegenüber recherchiert. Hier lassen wir es uns richtig gutgehen. Morgen soll das Wetter auch wieder besser sein!

DDLN Etappe 33: Auf dem Frankenweg von Lichtenfels nach Weismain

22.09.2019: 20 Kilometer

Extremer kann der Unterschied zwischen unseren Unterkünften gestern und heute nicht sein: Gestern haben wir in einem modernen Bushotel an einer Ausfallstraße von Lichtenfels genächtigt, mit angeschlossener Diskothek und italienischem Restaurant. Heute in Weismain übernachten wir in einem verwinkelten Oma-Gasthof mit angeschlossenem Café. Ratet mal, wo es uns besser gefällt! 🙂

Der Tag heute – fast schon ein halber Pausentag! „Nur“ zwanzig Kilometer und „nur“ 570 Meter Steigung. Was können wir von heute Besonderes berichten? Eigentlich nichts! Erst gibt es viel Wald, dann eine Hochfläche mit den klassischen geschotterten Wegen, dann wieder viel Wald, dann wieder eine Hochfläche mit viel Sonntagsverkehr und geschotterten, besonders staubigen Wegen …

Auf unser typischen Skala ist heute ein „neun von zehn-Tag“. Zehn bedeutet, dass es uns top geht und wir superfit und motiviert sind. Eins“ bedeutet die totale körperliche und mentale Erschöpfung. Diese Skala fragen wir uns mehrmals täglich ab. Der bedenklichste Wert in diesem Urlaub war bisher „sieben“, das war vorgestern … 🙂

Die Tanzlinde in Isling

In den Gasthof „Kordigast Süd“ kehren wir wieder nicht ein, es gibt keinen freien Tisch mehr. Stattdessen finden wir einen netten Picknickplatz für unsere Mittagspause, an dem aber plötzlich immer mehr Autos parken. Oh, wir sitzen an einem Wanderparkplatz!

Es ergibt sich das eine oder andere kurze Gespräch mit Sonntagsausflüglern: Unsere Rucksäcke erregen scheinbar Aufsehen. „Na, heute schon eine kleine Runde gedreht? Was, bis zum Rennsteig? Schafft ihr das heuer noch?“ Ich muss Friedel erst erklären, dass „heuer“ dieses Jahr bedeutet. Er kennt nur den „Heurigen“, den ich wiederum nicht kenne … 🙂

Ansonsten: Ein schöner, entspannter Wandertag. Es muss nicht immer Burgen geben!

Eins ist blöd: Der Frankenweg führt uns nicht auf den großen Kordigast, sondern unterhalb der Hochfläche vorbei. Erst später lesen wir auf einer Infotafel, dass es sich um einen Tafelberg mit Resten einer keltischen Wallanlage handelt. Das Ding ist total zugewachsen und wir haben von Weitem gar nichts davon gesehen. Jetzt sind wir aber schon weit unterhalb der Anlage und haben keine Lust mehr, wieder aufzusteigen. Mmpf!

Der Weiße Main in Weismain

Weismain ist mal wieder so ein Straßendorf, durch das der Verkehr braust. Die Umgehungsstraße ist aber schon fast fertig und die kleine Stadt hat trotzdem Flair. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Hauptstraße fast platzartig gestaltet ist und die Fußwege am Marktplatz so breit sind, dass noch Platz für die Außengastronomie vorhanden ist. Hier kommen wir endlich zu unserem Eiskaffee und einem Apfelkuchen. Friedels Kommentar: „Endlich mal ein normaler Urlaubstag!“ Er meint: In der Sonne in einem Café sitzen, die Leute beobachten, nichts tun. Das haben wir uns auch wirklich mal verdient!

DDLN Etappe 32: Auf dem Frankenweg von Scheßlitz nach Lichtenfels

21.09.2019: 26 Kilometer

Zwar hat uns Scheßlitz nicht so gefallen, aber unser Hotel dafür umso mehr: Wir haben in einem netten Apartment unter dem Dach genächtigt und fernab vom Lärm der Straße vorzüglich geschlafen. Das Abendessen war das Beste, das wir auf dieser Tour bis jetzt hatten.

Jedoch schleppen wir heute Morgen schwer an unseren Aldi-Einkäufen. Die müssen wir schnell vertilgen!

Heute Morgen ist es wärmer als in den letzten Tagen. Schon kurz nach dem Ort geht es im Wald gut bergauf und wir wechseln sogleich in unsere T-Shirts. Tatsächlich sind heute neben uns noch andere Wanderer unterwegs – und es werden immer mehr!

Die Pfade sind heute Vormittag wieder schön waldig. Auf der Mätzenhöhe haben wir wieder einen schönen Blick über die Mainebene. Die Hochebene erinnert uns wieder sehr an die Schwäbische Alb: Viele Steine, viel Wachholder und Magerrasen.

Allerdings sind wir ein wenig schockiert, wie trocken hier alles ist. Scheinbar hat es hier schon lange nicht mehr geregnet, was ja auch in den Medien thematisiert wurde. Bei uns auf der Alb haben wir dieses Problem bisher noch nicht registriert.

Auf dem Weg zum Marienberg geht es wieder durch ein Trockental. Von der Darstellung auf der Karte haben wir eine alte Festung erwartet, aber die Anlage ist eher jüngeren Datums: Es handelt sich um einen ehemaligen Nato-Stützpunkt mit Abwehr-Raketen. Nun wird das mit einem Doppelzaun abgeriegelte Arreal als katholisches Begegnungszentrum genutzt, zwischendurch war es ein Trappisten-Kloster. Eine wirklich interessante Transformation, finden wir. 🙂

Wir verkneifen uns den Kaffee und Kuchen im Naturfreundehaus Am Dornig, wir haben ja so viel Essen dabei. Stattdessen legen wir eine nette Pause im Schatten an einem Picknicktisch vor einer Hütte ein.

Kurz vor dem Dorf Loffeld schwant uns Böses: Vom Hang aus sehen wir auf einen mächtigen Tafelberg – der Staffelberg. Autsch, da steht uns was bevor! Der Berg ist fast kahl und die Sonne knallt mittlerweile ordentlich. Nun geht es erstmal steil 200 Meter runter in den Ort Loffeld und von dort aus gleich wieder 250 Meter bergauf. Erst ist der Weg schottrig, dann wurzelig und zuletzt supersteil und steinig. Uuufff!

Oben angekommen trifft uns der Schlag. Wir haben einen totalen Kulturschock, denn auf der Hochebene ist der Teufel los! Neben der Kapelle gibt es eine kleine Restauration mit drei Biergärten, die alle proppevoll sind. Vor der Verkaufstheke steht eine Schlange mit geschätzten fünfzig Leuten. Hatten wir beim Aufstieg noch schwitzend über Johannisbeerschorle phantasiert, ergreift uns hier oben ein Fluchtreflex. Hiiilfe, ist das Oktoberfest nicht weiter südlich in Bayern?

Wir verzichten erneut auf eine Erfrischung und laufen auf der anderen Seite des Berges nach unten, folgen weiter unserem Frankenweg. Hier kommen uns Schwärme von Ausflüglern entgegen: Der Berg ist auf dieser Seite viel weniger steil und die Parkplätze sind nicht weit.

Weiter geht es über eine Hochebene, auf einem breiten, staubigen Schotterweg, bar jeden Schattens. Je weiter wir kommen, desdo weniger Volk kommt uns entgegen: Wir haben unseren Frankenweg wieder!

Um nach Lichtenfels zu kommen, müssen wir vier Kilometer vom Frankenweg abweichen. Etwas weiter hatte ich drei mögliche Gasthäuser angemailt, aber keines hat mit geantwortet, deshalb dieser Umweg. Zum Glück führt uns der Weg über einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf das Kloster Vierzehnheiligen.

Danach geht es steil einen wunderschönen Waldweg hinab in den Ort. Morgen müssen wir den ganzen Weg wieder zurück. Wir freuen uns schon darauf! 🙂

DDLN Etappe 31: Auf dem Frankenweg von Heiligenstadt nach Scheßlitz

20.09.2019: 22 Kilometer

Auch heute haben wir wieder bestes Wetter: Morgens ist es ziemlich kalt, aber ab 10 Uhr wird es wieder warm.

Heute verlassen wir das Felsenland. Von Heiligenstadt aus gibt es nur noch ein paar im Wald verborgene und vermooste Einzelgänger. Den vermeintlich letzten fotografieren wir kurz nach Heiligenstadt – aber später treffen wir auf noch ein paar!

Von der Hochebene aus haben wir einen schönen Blick auf die Burg Greifenstein – die haben wir gestern noch gar nicht gesehen!

Wir wandern durch eine Felder und Wiesen und immer wieder mal durch Wald. Die Gegend ist nicht spektakulär, aber schön zu laufen: Geschotterte Wege wechseln sich ab mit weichen Waldwegen oder grasigen Pfaden an Wiesen entlang. Überall summt und singt es.

Besonders schön ist es nach der Heroldsmühle. Hier führt uns der Weg an Fischteichen entlang und dann in ein enges Trockental, das uns ein wenig an die Limestone Dales im Peak District erinnert – nur gibt es hier mehr Wald.

Heute haben wir beide mit kleinen Zipperlein zu kämpfen. Friedels linke Hüfte knackt, wenn es bergauf geht. Bei mir klemmt ein Nerv am linken Fuß und ein Spannungsgefühl zieht sich bis zum Po. Den ganzen Tag versuchen wir, diese Probleme wegzudehnen, zu entspannen oder die Geharten zu variieren. Tatsächlich schaffen wir es zumindest, dass die Beschwerden nicht schlimmer werden, sondern zeitweise sogar verschwinden. Früher hätten wir nicht gewusst, wie wir mit solchen körperlichen Problemen hätten umgehen können. Ein Vorteil beim Wandern ist, dass man sich und seinen Körper besser kennen – und wahrzunehmen lernen kann. Das müssen wir auch, denn wir wollen ja noch eine Woche weiterlaufen. Aber auch bei uns hat dieser Lernprozess einige Zeit gedauert und ist noch lange nicht abgeschlossen! 🙂

Am späten Morgen wird der Weg ein wenig dröge: Im Dorf Lebarös (welch ein Name!) kämpfen wir uns durch eine Großbaustelle und auf den Feldern dahinter werden wir von Erntefahrzeugen eingepudert. Das liegt auch daran, dass die Feldwege hier aus extrem staubigem Schottermehl bestehen, was das Laufen auch schwierig macht. So sind wir erstmalig richtig froh, bald wieder Asphalt unter den Füßen zu haben und den Treckern entkommen zu sein … 🙂

Richtig schön wird es wieder kurz vor dem Gügel, einem felsigen Berg mit einer Wallfahrtskirche. Von hier oben hat man eine weiten Blick über die Mainebene und auf unser nächstes Ziel, die Giechburg. Vor allem aber gibt es hier einen Biergarten mit Kaffeeausschank und Zwetschgenkuchen!

Steile Stufen und dann ein grasiger Pfad führen uns zunächst nach unten und gleich wieder rauf zur Burg. Auch heute ist der Frankenweg nicht von Pappe!

Jetzt sind es nur noch trödelige drei Kilometer bis nach Scheßlitz. Wir laufen bis kurz vor den Ort durch Wald und es gibt auch keinen langen Ortseinmarsch. Im Zentrum dann aber trifft uns der Schock: Durch Scheßlitz braust der Schwerverkehr, bestimmt beten die Einwohner für eine Umgehungsstraße. Die Gehsteige sind extrem schmal und schon fast gefährlich vor allem für Fußgänger mit Rucksäcken.

Die Scheßlitzer fahren vermutlich eh nur Auto, denn alle Supermärkte befinden sich an einer Ausfahrstraße eineinhalb Kilometer außerhalb des Ortes. Leider müssten wir heute Proviant aufstocken und traben die drei Kilometer zusätzlich bis zum Aldi ab. Danach haben wir echt die Nase voll von dem Straßendorf und verziehen uns in unser Hotel. Das Sightseeing sparen wir uns heute. Prost!

DDLN Etappe 30: Auf dem Frankenweg von Behringersmühle nach Heiligenstadt

19.09.2019: 25 Kilometer

Toll, toller, noch toller!

Als wir am Morgen loslaufen, sind die Wiesen überfroren. Heute Nacht waren es minus ein Grad und jetzt sind es immerhin üppige fünf!

Beim Marsch durch das Wiesent-Tal freuen wir uns über jeden Flecken Sonne. Aber weil wir stramm losmarschieren, reichen unsere langärmligen Merino-Pullover und die dünnen Windbreaker-Jacken von Montane noch aus. Diese Jacken sind überhaupt Gold wert!

Der Weg führt uns über einen waldigen Pfad gemütlich immer am Fluss entlang, bis zur Riesenburg. Hier geht es zum ersten Mal steil bergauf – und das wird nicht das letzte Mal heute sein!

Auf die Riesenburg haben wir uns schon seit Tagen gefreut – und wir haben sie ganz für uns allein!
Die Versturzhöhle ist tatsächlich bombastisch. Über steile Treppen geht es durch mehrere „Hallen“ nach oben: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Herrenzimmer … alles für Riesen!

Oben treffen wir eine lustige Herrengruppe, alle jenseits der Sechzig. Wir sind erstaunt, dass wir ihnen über mehrer Kilometer kaum entkommen können. 🙂
Wirklich rüstig, die Herren. Hoffentlich sind wir in 15 Jahren auch noch so fit!

Von nun an folgen wir den Wegweisern des Frankenwegs und sind erstaunt, dass der markierte Pfad erheblich von unserer Karte abweicht: Auf der Karte verläuft der Frankenweg über die Hochebene, aber der markierte Pfad bewegt sich an den Felskanten entlang. Der Weg ist auf jeden Fall so schöner, aber extrem anstrengend. Es geht über Stock und Stein ständig auf und ab, und das über Kilometer!

Gut, dass wir uns an den markierten Frankenweg halten: Dieser führt einmal direkt durch die Oswaldhöhle, sowas haben wir noch nicht erlebt! Etwa 50 Meter geht es durch das Dunkel – wie gut, dass wir Taschenlampen im Handy haben. Cool!

Oberhalb des Leinleitertals gibt es jede Menge Aussichtspunkte mit Bänken, hoch oben auf den Felsen. Deshalb sind wir heute echt langsam – es gibt so viel zu gucken und wir genießen die Pausen in der Sonne und die vielen Auf-und Abstieg über die wurzeligen und steinigen Pfade sind sehr anstrengend.

In Streitberg legen wir eine längere Mittagspause ein. Hier gibt es einen Imbiss mit Außenplätzen und wir genehmigen uns jeder zwei Kaffees und knusprige Pommes.

Auch nach Streitberg decken sich der Frankenweg der Karte und der markierte Weg nicht. Wir fragen uns, wie das kommt: Ist der auf der Karte ein älterer Verlauf?

Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit dem „echten“ Frankenweg, denn der führt uns noch an einem Wasserfall mit Sinter-Stufen vorbei und über schmale Waldwege. Der Asphalt- und Schotter-Anteil heute liegt bestimmt unter zehn Prozent. So mögen wir es!

Als wir um 17 Uhr in Heiligenstadt ankommen, sind wir schon ein wenig erledigt – immerhin waren es heute insgesamt fast eintausend Höhenmeter, die wir aufgestiegen sind.

Und im Gasthof gibt es Rehbraten! 🙂

Unser Empfangskomitee in Heiligenstadt
Hier eine Karte vom gesamten Frankenweg. Stolze 520 Kilometer!

DDLN Etappe 29: Auf dem Frankenweg von Pegnitz nach Behringersmühle

17.09.2019: 21 Kilometer

Toll, toll toll!

Nach der letzten DDLN-Etappe im Frühling haben wir beschlossen, doch nicht direkt über Bayreuth nach Norden zu laufen, sondern den Frankenweg weiter zu folgen. Zwar bedeutet der Schlenker einen ordentlichen Umweg nach Westen, aber wir wollen einfach noch mehr von der Fränkischen Schweiz sehen – Und der Umweg hat sich schon heute voll gelohnt!

Von Pegnitz aus nehmen wir einen lokalen Wanderweg, um zum Frankenweg nach Pottenstein zu kommen. Schon der Weg durch das Brandtal ist herrlich – das Trockental ist so ruhig, dass es schon unheimlich ist: Kein Autolärm, keine Stimmen, nicht mal Vögel sind zu hören.

Das Tal ist noch weit und grasig, auf den Wiesen stehen jede Menge Herbstzeitlose, die Krokusse des Herbstes. Im Brandtal dann wird es erstmals richtig felsig und der Wald wird immer dichter. Hier treffen wir zum ersten Mal andere Wanderer, die uns von Pottenstein entgegen kommen. Über Stock und Stein geht es auf und ab, neben uns die murmelnde Püttlach. Und Felsen gibt es hier, viel höher und zahlreicher als bei uns auf der Schwäbischen Alb!

Pottenstein ist ein nettes Örtchen: Von Felsen umrahmt ist es zwar touristisch, wirkt aber noch natürlich. Immerhin kommen wir wegen der touristischen Infrastruktur zu einem Kaffee und Brez’n, da freut sich der Friedel! 🙂

Nach Pottenstein sind wir wieder auf dem Frankenweg, der uns weiter durch das Bärental führt. Zwar gibt es hier eine vielbefahrene Straße im Tal, aber der Frankenweg führt immer am Hang entlang durch die felsige Schlucht. Auch hier stehen zu beiden Seiten des Tals gewaltige Felsen, teilweise mit beeindruckenden Kletterrouten – schließlich ist die Fränkische Schweiz das bekannteste Klettergebiet Deutschlands.

Einmal können wir wählen, ob wir die „Alpine Route“ des Frankenwegs oder die Ausweichstrecke nehmen wollen. Natürlich nehmen wir erstere! 🙂
„Alpin“ ist hierbei aber arg übertrieben. Aber wir haben zehn Minuten Spaß!

Die heutige Strecke mit 21 Kilometern geht uns mehr in die Knochen als die 36 Kilometer gestern: Der Weg ist steinig, wurzelig und es geht fiese hohe Stufen rauf und runter … it’s all about terrain!

Blöd ist nur eine Situation am Ende: Dieses Mal halten wir uns NICHT an die Route in unserer App, sondern folgen der Beschilderung – und landen auf einer dicht befahrenen Bergstraße ohne Seitenstreifen. Im brausenden Verkehr stapfen wir die steile Straße zurück nach oben, fast bis zu dem Punkt, wo wir auf die „Umleitung“ eingestiegen sind. Schwitz, arrghh! Wem sollen wir denn nun folgen: Der App oder der Beschilderung?

Tüchersfeld

Am Ziel angekommen, genießen wir noch einen Eiskaffee im Halbschatten eines netten Biergartens: Ach ja, haben wir erwähnt, dass heute bestes Wanderwetter war? 🙂

Das Scharfrichter-Museum in Pottenstein

DDLN Etappe 20: Auf dem E8 von Wassertrüdingen nach Treuchtlingen

17.09.2019: 36 Kilometer

Das ist unfair! Für heute waren null Millimeter Regen angesagt, aber es hat bis 11 Uhr geregnet!

Heute haben wir einige Kilometerchen vor uns – wir haben von Wassertrüdingen bis Treuchtlingen einfach keine geeignete Unterkunft gefunden!

Wir frühstücken nicht im Hotel – das Frühstück dort ist uns zu spät. So nehmen wir einen Kaffee und ein belegtes Brötchen on the fly in einer Bäckerei auf der Strecke. Schon um 7:15 Uhr sind wir somit abmarschbereit.

Im Sprühregen laufen wir los und im Laufe des Vormittags wächst sich dieser zu einem waschechten Regen aus. Zum Glück sind wir den größten Teil der morgendlichen Strecke im Wald unterwegs, so müssen wir nicht mal das Regenzeug auspacken.

Gerade als wir aus dem Wald raus müssen, hört der Regen fast auf – wir Glückskinder!

Toll ist auch, dass der Asphaltanteil heute bestimmt unter zwanzig Prozent liegt – wohl deshalb, weil ein Großteil der Strecke zusammen mit dem Frankenweg und dem Altmühltal-Panoramaweg verläuft. Trennen sich die Wege mal und wir bleiben auf dem E8, landen wir prompt wieder im Gestrüpp – nicht besonders viel begangen, der E8, so scheint es …

Nach vier Stunden erreichen wir Heidenheim und in einer Bäckerei können wir sogar einen Kaffee im Stehen ergattern – super!

Nach Heidenheim geht es hinauf zum Hahnenkamm, einem Höhenzug am Rande des Altmühtals. Leider sind die Hügel komplett in Regenwolken gehüllt und wir haben null Aussicht. Von den Windrädern auf der Hochfläche sehen wir nur die Sockel. So stören sie die Landschaft wenigstens nicht. 🙂

Es geht schön abwechslungsreich durch Wälder, Wiesen und Felder. Besondere Attraktionen gibt es keine, aber es ist einfach nur schön, in dieser schon fast herbstlichen Landschaft zu Fuß unterwegs zu sein. Am Nachmittag kommt sogar noch ein wenig die Sonne raus – was will man mehr?

Schon um 16:15 Uhr erreichen wir den Bahnhof in Treuchtlingen. Hier verlassen wir mit dem Zug das Altmühltal und laufen morgen in Pegnitz in der Fränkischen Schweiz weiter. Wir springen etwa 100 Kilometer nach Norden, weil wir im Mai den DDLN-Abschnitt von Treuchtlingen nach Pegnitz bereits gelaufen sind. Morgen geht es dann weiter auf dem nördlichen Teil des Frankenwegs, in acht Tagen bis nach Thüringen zum Rennsteig. Wir hoffen, ihr bleibt dabei!

DDLN Etappe 19: Auf dem E8 von Dinkelsbühl nach Wassertrüdingen

16.09.2918: 28 Kilometer

Zusammenfassung des heutigen Tages: Auf den ersten zwei Dritteln mittelmäßig bis langweilig, das letzte Drittel auf dem Hesselberg war toll und die kartographierten Wege von Outdoor-Active kann man vergessen!

Adé schönes Dinkelsbühl – so schön die Stadt auch ist, umso langweiliger ist die Umgebung. Wir laufen im ersten Teil des Tages auf schnurgeraden Asphaltwegen durch eine platte Landschaft. Besondere Sehenswürdigkeiten am Wegrand sind: Biogas-Anlagen, Alpakas, ein Stützpunkt der ADAC-Luftrettung und endlich wissen wir, wie extrem effektiv Mais-Harvester arbeiten! Mindestens drei Monster-Traktor-Gespanne warten schon in Reihe, bis der Hechsel-Strahl aus dem Erntegerät die Ladefläche befüllt: In wenigen Minuten!

Diese Traktoren stauben uns auf unserem Weg immer wieder ordentlich ein – unser klägliches „Aber dies ist ein europäischer Fernwanderweg!“ Geht unter im Staub und dem Donnern der Motoren.

Richtig schön wird es erst nach Wittighofen: Nun wird es endlich wieder bergig und es geht rauf zum Hesselberg. Wir folgen streng der E8-Route auf der Outdoor-Active Karte – und landen wieder im Gestrüpp!

Erst wird es grasig …

… dann dornig und brennnesselig …

… und schließlich ist der Weg vollends zugewachsen und nicht mehr zu erkennen. Wenn hier überhaupt noch was läuft, dann sind es Wildschweine!

Der Tracker zeigt uns weiterhin klar an, dass wir auf dem E8 sind. Aber was hilft es: Dieses Mal schlagen wir uns durch!

Oben auf der Hochebene angekommen sind wir dann vollauf begeistert: Der Hesselberg, ein einsamer Zeugenberg, ist fast vollständig kahl und uns erwartet ein weiter Blick über die Ebene.

Die grasige Hochfläche erinnert uns ein wenig an die Black Mountains in Wales, nur die wilden Ponys fehlen. Auf den tieferen Hängen wachsen Wacholder-Büsche und der Wind trägt eine würzige Wacholder-Note zu uns hoch.

Der Berg ist ein touristischer Hotspot und so hat sogar ein Kiosk am Parkplatz oben geöffnet. An einem Montag!

Wir freuen uns, denn so kommen wir zu einem wohlverdienten Schöller-Eis.

Auch der Kniekracher nach unten ist pittoresk – erst geht es durch eine kleinwüchsige Lindenallee und dann durch einen waldigen Hohlweg steil nach unten.

Aber noch sind wir nicht am Ziel – die letzten sechs Kilometer durch Felder und die Ortschaften Röckingen, Opfenried und Wassertrüdingen ziehen sich und ziehen sich.

Morgen wird es wieder schöner, denn wir nähern uns dem Naturpark Altmühltal. Und die Pflastertreterei hat dann auch ein Ende. Nach der Pflicht kommt wieder die Kür! 🙂

DDLN Etappe 18: Auf dem E8 von Lautenbach nach Dinkelsbühl

15.09.2919: 9 Kilometer (plus 6 Kilometer Stadtbesichtigung)

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Neun Kilometer – das ist doch lächerlich!
Wir wollten uns unbedingt Zeit für die berühmte mittelalterliche Stadt Dinkelsbühl nehmen und es gibt keine Unterkunft zwischen hier und Wassertrüdingen: Also haben wir heute einen halben Pausentag und genug Zeit für die Stadt.

Unsere Kratzer von gestern sind schon fast weg! 🙂

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Am Morgen brechen wir gemütlich gegen neun Uhr auf und schlendern betont langsam los. Über dem See und den Auen liegt noch der Frühnebel und wir treffen gleich auf zwei verschlafene Rehe, die es gar nicht eilig haben, zu verschwinden.

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Heute haben wir sogar Zeit für Detail-Fotos: Hagebuttenbüsche, Sonnenstrahlen im Wald und Schachtelhalme.

Der Wald hier ist eine Mischung von Schwarzwald und Frankenwald. Viel Nadelholz und Blaubeer-Waldboden, aber nicht so dunkel.

Ansonsten ist der Weg eher unspektakulär: Lange Strecken Asphalt, viel Mais und einigeAbschnitte an viel befahrenen Straßen.

Wir ärgern uns ein wenig über die Karten von Outdoor Active: Laut Karte geht der E8 direkt an einer Straße ohne Seitenstreifen entlang und in einer Kurve wird unsere Wanderung fast lebensgefährlich. Später entdecken wir, dass etwas abseits auf dem Hang ein bequemer Rad und Fußgängerweg existiert. Hmmpf!

Schon um elf Uhr sind wir innerhalb der Stadtmauern der alten Stadt. Wir sind schier begeistert – die Stadtmauer ist rundum erhalten und wird von 28 Stadttürmen und Toren umsäumt. Nach einer Kaffeepause traben wir die alle ab und freuen uns über stille Winkel vor und hinter der Mauer.

In der Innenstadt tobt hingegen der Tourismus-Bär: Alle guten Fotomotive werden durch Autos und Menschenhorden verstellt. Aber dennoch ist die Stadt ein echtes Kleinod! Die Stadt besitzt 780 mittelalterliche Häuser, die die Stadt zum Weltkulturerbe machen.

Für unseren Geschmack ist es heute schon zu heiß. Aber wir wollen uns nicht beschweren – kältere und nassere Tage werden bestimmt kommen!

DDLN Etappe 17: Auf dem E8 von Crailsheim nach Lautenbach

14.09.2019: 25 Kilometer

Die Jagst in Crailsheim

Unser Herbsturlaub beginnt gleich wunderbar – bestes Wetter, tolle Wege und nicht zu steile Berge!

Nur zwei Stunden Zug zu fahren und gleich im Urlaub zu sein, das hat was!

Zwar haben wir uns gestern eingestanden, dass wir auch mal wieder gern in Schottland unterwegs wären, aber dieses Jahr bleibt noch ökologisch korrekt … 🙂

Wir überbrücken dieses Mal zunächst mit einer Drei-Tage-Wanderung in Hohenlohe die Lücke bis zum Beginn des Frankenwegs, wo wir im Frühling gestartet sind. Wenn das erledigt ist, sind wir (fast alle) Etappen von Schaffhausen bis Bayreuth gelaufen. Dienstag springen wir dann nach Pegnitz und laufen den Rest des Frankenwegs bis nach Thüringen zum Rennsteig.

In diesen drei Tagen folgen wir im Großen und Ganzen dem Europäischen Fernwanderweg E8, der von Irland, quer durch England und Holland, bis in die Karpaten führt. Aber schon in Crailsheim ist der Weg durch ein Volksfest blockiert – laut Karte führt der E8 direkt durch das Festzelt!

Wir schlagen uns um die Zelte und Fahrgeschäfte herum und sind bald am Stadtrand. Hier geht es an Wachholder-Wiesen am Hang entlang, mit schönem Blick zurück auf Crailsheim.

Die heutige Etappe verläuft synchron mit dem Jagststeig, einem relativ neuen, prämierten regionalen Wanderweg. Vielleicht ist der E8/Jagststeig deshalb so gut markiert und die Wege so schön schmal und abwechslungsreich?

Wir sind heute top in Form – der Ausblick auf 15 vor uns liegende Wandertage beflügelt uns geradezu und wir überholen eine achtköpfige Wandergruppe und ein Mutter-Tochter-Gespann – durchweg alle mit Deuter-Rucksäcken, Stöcken und schweren Wanderbunken an den Füßen. Ob es unsere leichten Schuhe sind, die uns so schnell machen?

Nennenswert bergauf geht es nur einmal, um zur ehemaligen Burg Schönebürg zu kommen, dem Witwensitz der Adelheid von Hohenlohe. Von der Burg ist allerdings nicht mehr viel übrig, aber es gibt eine Kaiser-Wilhelm-Büste und – einen Mammutbaum, einen Direktimport aus Kalifornien!

Unseren Vorsprung vor den anderen Wanderern verspielen wir jedoch, als wir einmal vom Wanderweg abkommen und uns im Wald verirren – wenn man so zügig unterwegs ist, übersieht man leider auch schneller die Schilder! 🙂

Aber frei nach unserer Devise „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ korrigieren wir unseren Kurs keinesfalls, auch nicht, als der Weg immer wilder wird, sich vollends im Gestrüpp verliert und wir uns mitten im Weißdorn-Brombeer-Brennnessel-Gewirr verhaken: Lernschritt 1: Vorwärts geht nicht immer! Lernschritt 2: Zerkratzte Beine und Dornen in der Haut verheilen auch wieder!

Nach einem kurzen Rückzug schlagen wir uns querwaldein zurück auf den E8. Selten haben wir uns so über einen Schotterweg gefreut! 🙂

Highland-Rinder!

Mittags wird es ganz schön warm und wir halten vergeblich Ausschau nach einer schattigen Bank für unsere Mittagspause.

Hier sollte eine Bank stehen …

Schließlich hocken wir uns auf unsere Sitzmatten auf die Wiese und machen uns heißhungrig über Salami, Käse und Roggenbrot her. Es ist auch schon fast 14 Uhr und wir sind bisher ohne Pause durchgelaufen.

Gegen 16 Uhr kommen wir in unserer Unterkunft an. Die Storchenmühle liegt direkt an einem See und unser 70-Jahre-Gelsenkirchener-Barock-Zimmer hat sogar einen großen Balkon mit Blick auf den See. Was wollen wir mehr an unserem ersten Urlaubstag?