Test: MSR Carbon Reflex: Ob das Zelt wohl hält?

Das alte und das neue …

Vor mehr als 25 Jahren – schluck! – habe ich (Steffi) mir während des Studiums etwas Geld dazu verdient, indem ich als Verkäuferin in einem Outdoor-Shop in Ost-Westfalen gejobbt habe. Den Laden gibt es schon lange nicht mehr, aber aus dieser nicht immer angenehmen Zeit (Jürgen, Jürgen, was warst du doch für ein Choleriker!) ist mir ein wertvoller Gegenstand geblieben: Ein Hilleberg Nallo 2 der zweiten Generation!

Dieses Zelt war damals das Non-Plus-Ultra in der Outdoor-Gemeinde. Ein Vier-Jahreszeiten-Zelt, robust verarbeitet und mit lebenslanger Garantie. Trotzdem wog es nur 2,2 Kilo, eine Sensation Anfang der Neunziger. Einen ganzen Monatslohn hat mich das Zelt gekostet, trotz Mitarbeiter-Rabatts!
Das Zelt habe ich dann sogar alleine durch Lappland geschleppt und wurde von allen Wanderern um meine Luxus-Herberge beneidet. 🙂

1991 mit dem Nallo auf dem Kungsleden

Auch bei nachfolgenden Touren war das Zelt mir – und später auch Friedel – in Wind und Wetter immer ein treuer Begleiter. Nach heutigen Gesichtspunkten ist das Nallo 2 zwar nicht ultra-leicht, jedoch hätten wir es auch dieses Mal wieder mitgenommen. Aber  … es fusselt!

An den Gestängekanälen löst sich großflächig die Beschichtung ab. Das brachte uns ein wenig zum Nachdenken, ob man dem Zelt wirklich noch trauen kann. Wird es dem schottischen Regen trotzen? Noch dazu kommt, dass Friedel das Zelt nie wirklich mochte: Während ich als Zwerg das Nallo eher als geräumig empfand, stieß er immer mit dem Kopf am Innenzelt an und konnte deshalb nicht aufrecht sitzen – unschön!

Außerdem ist das Nallo innen relativ dunkel, fällt zum Fußende schräg ab und hat nur einen Eingang – was Friedel stets das klaustrophobische Gefühl vermittelte, in einem Fuchsbau zu liegen. Solcherlei Einwände ließ ich bisher nicht gelten, aber nach 25 Jahren und der langsamen Auflösung des Nallo könnte man sich vielleicht doch mal ein neues Zelt zulegen?

Das Nallo 2 innen

Ich machte mich also im Internet auf die Suche nach der idealen Wildnis-Unterkunft: Zwei Eingänge sollte sie haben, groß und natürlich so leicht wie möglich sein. Früher ging man in einen Outdoor-Laden, ließ sich ausführlich beraten, baute verschiedene Zelte auf und am Ende vertraute man einer großen Marke – Hilleberg, Salewa, The Northface. 

Was jedoch die heutigen Ultralight-Zelte angeht, kommen die meisten aus innovativen Kleinstbetrieben in den USA und sind in normalen hiesigen Outdoor-Läden gar nicht zu kriegen. Fündig geworden bin ich online beim Trekking Lite Store. Das MSR Carbon Reflex 3 ist wirklich riesig, hat zwei Eingänge und wiegt sensationelle 1100 Gramm – das ist die Hälfte vom Nallo! Das Beste aber ist das Packmaß: Das Ding ist nur etwas größer als eine ausgestreckte Katze! 🙂

Nachbars Katze, MSR Carbon Reflex 3 und Nallo 2 im Vergleich

Beim Auspacken war ich dann aber schon skeptisch – das Außenzelt hat ungefähr die Dicke einer Obsttüte und wirkt recht filigran.
Natürlich kann das Zelt so nicht mit der Robustheit eines Hilleberg Nallo mithalten, das ist mir schon klar. Ich will euch hier auch nicht langweilen mit ausführlichen Erörterungen über Wassersäule, Material u.ä. Das ist natürlich alles besser beim Nallo. Aber das geringe Gewicht ist für mich ausschlaggebend – ein Unterschied von mehr als einem Tag Proviant oder elf Tafeln Schokolade!

Ausprobieren konnten wir es noch nicht, so müssen wir den Angaben der Beschreibung vertrauen. Die Kritiken im Internet sind zweigeteilt – Die einen sind begeistert ob des geringen Gewichts und der Geräumigkeit, die anderen eher skeptisch, was den Einsatz in nordischen Gefilden bei Sturm und Kälte angeht. Nun … wir werden sehen!

Anfang Februar haben wir beide Zelte mal auf der Alb aufgebaut, aber noch nicht im Zelt geschlafen. Da war es uns dann doch zu kalt! 🙂

MSR Carbon Reflex 3 – nur Innenzelt
MSR Carbon Reflex 3 mit Außenzelt – Nordeingang!

Gern hätten wir das MSR mal auf einer Wochenend-Wanderung ausprobiert, bevor es nach Schottland geht, aber es kam immer etwas dazwischen. Erst waren im Juli zwei brasilianische Gastschüler bei uns …

Omar und Hugo – von Rio de Janeiro auf die Schwäbische Alb!

… Dann war es zu heiß. Jetzt habe ich eine fette Erkältung … 🙁

So werden wir entweder noch im September oder erst im Oktober vom echten Einsatz des Zelts berichten. Und dann nach dem ersten Sturm die spannende Frage beantworten: Ob das Zelt wohl hält? Und finden wir in der Wildnis überhaupt einen Zeltplatz für das riesige Ding? 🙂

MSR Carbon Reflex 3 Innenzelt – in ganzer Größe!

Nachtrag 2019: Das MSR-Zelt HAT gehalten! Beim Praxistest in Schottland war es phasenweise ganz schön stürmisch und das Gestänge hat sich merklich gebogen, aber wir blieben trocken. Die Zeltplane blieb längst nicht so straff und es war kälter als im Nallo, aber das geringe Gewicht des MSR-Zelts hat diesen Nachteil ausgeglichen. Wenn wir jedoch planen würden, eine längere Camping-Tour im hohen Norden zu unternehmen, würde ich mich vielleicht doch lieber für ein robusteres Zelt entscheiden – Die Nerven lagen in Schottland im Herbst nämlich blank!
Fast jede zugige Nacht in unserer filigranen Ultralight-Behausung haben wir uns gefragt: Ob das Zelt wohl hält? 🙂

5 Antworten auf „Test: MSR Carbon Reflex: Ob das Zelt wohl hält?“

  1. Viel Glück mit dem neuen Zelt! Mein Freund und ich haben auch ein MSR. Wie haben es schon mal umgetauscht (was problemlos geklappt hat) , weil es durch eine Naht getropft hat. Von dem geringen Gewicht sind wir ebenfalls angetan. Dadurch, dass das Zelt so dünne Wände hat, hält es leider nicht so warm. Aber man kann ja nicht alles haben.

  2. Hallo ihr beiden! Das Zelt sieht super aus!!!! Mein Hubba ist ja auch von MSR und ich kann euch zu eurer Wahl nur beglückwünschen 😀 Ich freue mich schon so auf euren Trip, die anschaulichen Berichte und die grandiosen Bilder. Dieses Stück wird eine Herausforderung werden, aber ihr bekommt das locker hin 😀 Mögen die schottischen Wetter-Götter euch gnädig gestimmt sein!

  3. Danke, danke! 🙂
    Bis jetzt hatte wir ja immer ein Schweineglück mit dem Wetter. Mal sehen, wie es dieses Mal wird. Friedel und ich sind gerade beide elend erkältet und merken gerade, wie kälteempfindlich wir sind. Aber lieber jetzt krank als in einem Monat, haha! 🙂

  4. Der bFdW hatte letzte Woche auch Männerschnupfen 😯😉 Es ist gerade nicht leicht die richtige Kleidung zu finden. Hier an der Küste windet es schon etwas kühler, aber in der Sonne ist dann doch heiß… Ich wünsch euch eine gute Besserung und weiterhin viel Spaß beim Vorbereiten und Planen. Freu mich schon auf euren Bericht zur selbstgemachten Outdoor-Nahrung 😀

  5. Welche Sonne? 🙂
    Ha! Da hast du mich erst mal auf die Idee gebracht, über das Essen zu schreiben! In der Tat grüble ich da schon länger ‚rum. Selbermachen schaff‘ ich wohl nicht mehr, aber den Menüplan werde ich glatt posten! 🙂

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