Von Shiel Bridge zur Iron Lodge, 18 km, 10.10.2018

Nachdem wir zwei Tage im Cluanie Inn den Regen aussitzen mussten, geht es nun endlich weiter mit dem Bus nach Shiel Bridge.

So wie oben sah es am Morgen noch in Cluanie aus …

… und so bei unserem Abmarsch in Shiel Bridge um 10:30 Uhr. Endlich ein Wetter!

Der Anmarsch auf die Berge verläuft noch auf einem ordentlichen Fahrweg, aber im Wald wird es immer steiler und nasser. Zwar ist das Moos nicht mehr so mit Wasser vollgesogen und die Bäche sind abgeschwollen, aber nass ist es noch genug. Es erwarten uns zwei Tage mit durchgängig nassen Füßen!

Der Cape Wrath Trail führt eigentlich an den Falls of Glomach vorbei, den höchsten Wasserfällen Großbritanniens. Aber wir sind jetzt vorsichtig geworden – es ist nass und glitschig und der Weg soll sehr steil und abschüssig sein, mit einigen Kletterstellen. Nein danke!

So haben wir eine Alternativroute gewählt, die hoffentlich nicht so schwierig ist. Nun ja …

… aber zumindest ist sie nicht so steil. Eine weitere Herausforderung ist, dass wir unten im Tal über den Elchaig waten oder bis zur Brücke an der Originalroute laufen, dann aber den Allt a‘ Glomach überqueren müssen. Ein Blick auf den River Elchaig zeigt uns, dass wir da auf keinen Fall ohne Brücke rüber wollen.

Also schlagen wir uns zwei Kilometer über „Wiesen“ bis zur Brücke. Das Terrain ist super anstrengend, wir brauchen für drei Kilometer zwei Stunden. Ständig muss man matschigen Sumpf-Flächen ausweichen, eine gute Route suchen und über fiese, versteckte Bäche springen – und das mit dem Rucksack. Das geht auf den Rücken und die Knie!

Nach der abenteuerlichen Überquerung des Allt a‘ Glomach (wieder ging uns das Wasser weit über die Knie) sind wir echt froh, als wir die Brücke erreichen. Ab jetzt ist easy going, über einen Fahrweg weitere fünf Kilometer bis zu unserem Wildcamp an der unbewohnten Iron-Lodge.

So schön kann Wandern sein! Das Glen Elchaig ist wunderschön und die warme Nachmittags-Sonne taucht das Tal in ein goldenes Licht.

Ein Nachteil bei schwierigem Gelände ist, dass man sich nicht wirklich gut auf die Umgebung einlassen kann. Der bequeme Anmarsch auf die Iron Lodge entschädigt uns nun vollends.

Hier ist es, unser Zuhause für diese Nacht. Nur blöd, dass der flache Hof mit den potentiellen Zeltplätzen total zugedungt ist und natürlich wieder mal ein Jägerauto vor der Tür steht. Zum Glück finden wir ein wenig flußaufwärts ein tolles, idyllisches Plätzchen direkt am Fluss. Unser schönstes Camp in diesem Urlaub!

Noch dazu ist der Abend warm und lind und die Nacht sternenklar. Die Gegend hier ist so dünn besiedelt, dass es quasi null Lichtverschmutzung gibt. Ein richtig toller Campabend!

Tag 71: Town Yetholm nach Kelso, 17km

Ein Hoch auf die Mittelmäßigkeit!

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Der heutige Tag ist ein absolutes Beispiel der Mittelmäßigkeit: Das Hotelzimmer ist mittelgroß mit mittelgutem Frühstück. Das Wetter ist mäßig, es regnet nicht, aber die Sonne zeigt sich auch nicht. Es ist nicht kalt, aber auch nicht warm und es weht eine Brise, die Briten wohl als mittelstark bezeichnen würden – Wir nennen es einen mäßigen Sturm. Super ist, dass sich unsere Waden und Gesichter vom leichten Sonnenbrand der letzten Tage erholen können! 🙂

Beim Frühstück sind wir immer noch unentschlossen, ob wir heute mit langer oder kurzer Hose gehen sollen. Do like the Natives do: Ein Brite, der mit uns beim Frühstück sitzt und mit dem wir uns kurz und steif unterhalten – er läuft den Saint Cuthbert’s Way – trägt heute kurz, also machen wir das auch. Friedel findet das im Laufe des Tages okay, Steffi ist ’s zu kalt. 🙂

Der heutige Tag ist ein Brückentag – Den PW haben wir abgeschlossen und morgen geht es auf dem Borders Abbey und dem Southern Upland Way weiter. Wir haben uns für heute eine mittellange Route über sanfte Hügel und Feldwege gesucht, denn wir wollen uns ein wenig von den Strapazen der letzten Tage erholen.

Nur am Anfang des Tages gibt es einen kleinen Anstieg, dafür werden wir jedoch mit einem schönen Blick auf Yetholm und zurück auf die Cheviot Hills belohnt.

Die weitere Route bietet in der Tat keine Highlights, aber das gleichmäßige Trotten über wenig befahrene Country Roads und die grünen Wiesen und gelben Felder (richtig gelb – rapsgelb!) sind angenehm für’s Auge.

Kelso ist ein mittelgroßes nettes Städtchen am River Tweed mit einer alten Abbey, die noch mittelgut erhalten ist. Diese Touristenattraktion haben wir nach insgesamt 15 Minuten abgehakt und gönnen uns einen Luxus, den wir in den letzten Tagen vermissen mussten: Einen richtigen Kaffee Latte mit Scones! 🙂

Was gar nicht mittelmäßig ist, ist unser Zimmer im von außen eher unscheinbaren Queenshead Hotel: Supergroß, luxuriös und gar nicht so teuer!

Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit dem heutigen Tag: Wir sind schon um 14 Uhr da und haben noch Zeit für Kaffee, Kultur und Abfläzen im Hotel. Ein wenig befremdlich ist allerdings der Blick vom Zimmer auf einen alten Friedhof und schauriges Krähengekrächze! 🙂
Morgen scheint dann wieder die Sonne!