Erste Harzquerung 2022 Teil 2: Auf dem Harzer Grenzweg von Schierke nach Hohegeiß

Teil 2 unserer Brockentour an Walpurgis: 24 Kilometer, 5 Stempel
gelaufen am 27. Mai 2022

Ganz wunderbar geschlafen haben wir in unserer Pension in Schierke. Das mag an den beträchtlichen Höhenmetern gelegen haben, die wir gestern auf- und abgestiegen sind. Oder an dem hiesigen Magenbitter „Schierker Feuerstein“, den wir gestern zum ersten Mal probiert haben. Vielleicht aber auch daran, dass wir sonst eher in Gasthöfen übernachten, dieses Mal aber eine ruhige Pension gewählt haben. Nachts war’s tatsächlich wunderbar leise!

Am Frühstück in der Pension gibt es auch nichts auszusetzen. Uns erwartet ein „kontinentales“ Frühstücksbuffet mit Brötchen, Aufschnitt, Müsli, Joghurt, Eiern, Obst und Gemüse. Besser ist nur ein „Full English Breakfast“.

Nein, das ist nicht unsere Pension. Aber diese sieht so schön altmodisch aus!

Da wir fast die einzigen Gäste sind, erklärt uns unser sympathischer Gastgeber ausführlich die Strategie des Nationalparks: Der absterbende Wald wird sich selbst überlassen und man schaut, welche Bäume sich da so neu ansiedeln. Indem man das Bäume-Mikado einfach liegen lässt, bildet sich eine natürliche Barriere gegen das Rotwild, das so die neuen Bäumchen nicht mehr zerbeißen kann. Flugs zieht unser Gastgeber noch eine Broschüre des Nationalparks aus der Tasche. Wow, was für eine Werbung für den Nationalpark, unser Wirt könnte glatt ein „Ranger“ sein!

Beim Bezahlen dann die Überraschung: Als wir die „Gästekarte“ des Luftkurorts Schierke ausfüllen, um unsere obligatorische Kurtaxe zu bezahlen, stutzt unser Gastgeber merklich: „Ähhh … “ und er liest uns laut unsere Adresse vor: “ … da wohnen sie aber noch nicht so lange, oder?“ Hä? Nun sind wir wiederum irritiert: Woher kann er wissen, dass wir „Neuharzer“ sind?

Es stellt sich heraus, dass er der Sohn unserer Seesener Nachbarn zur Linken ist. Die beiden sympathischen Rentner sind die einzigen Seesener, die wir bisher näher kennenlernen konnten, und sechzig Kilometer entfernt landen wir, obwohl es in Schierke zahlreiche andere Übernachtungsmöglichkeiten gibt, ausgerechnet bei ihrem Sohn. Interessanterweise haben wir uns gleich viel zu sagen und freuen uns schon auf ein Wiedersehen am Gartenzaun.

Aber nun müssen wir uns dann doch von der Pension loseisen, denn 24 Kilometer und 700 Höhenmeter Aufstieg stehen heute auf dem Plan.

Unser erstes Ziel sind die „Mäuseklippen“ und kurz darauf die „Scharcherklippen“, bei denen es auch den ersten Stempel zu holen gibt. Wir steigen durch eine Baumwüste auf, denn fast alle Bäume um Schierke herum mussten mittlerweile „dran glauben“. Wenn man sich mit den alteingesessenen Harzern unterhält, äußern diese fast immer Bedauern und Trauer: Wir schön war der Harz doch früher, als alles noch so grün, dunkel und moosig war und wie schrecklich doch die kahlen Berge nun sind, kaum wiederzuerkennen! Nur wenige sehen den Wandel im Wald als Chance, so wie der Sohn unserer Nachbarn. Aber bis hier um Schierke herum wieder das Grün als Farbe des Waldes dominiert – das wird dauern!

Die Schnarcherlippen sehen aus, als hätte ein Riese einige flache Kiesel zu zwei Steinmännchen aufgetürmt. Der lustige Name rührt daher, dass bei starkem Wind aus einer bestimmten Richtung die Steine wohl nicht zu singen, aber zu „schnarchen“ beginnen. Das hätten wir heute nur zu gern gehört, aber der Wind steht leider ungünstig.

Einen der beiden Steintürme kann man sogar besteigen: Mehrere steile Eisenleitern führen bis zum „Gipfel“, von dem man einen weiten Blick auf Schierke und die verwüsteten umliegenden Berghänge hat. Das Panorama wird dominiert vom Brocken, dessen hässliche Radarstation auch heute, an diesem diesigen Tag, gut zu erkennen ist. Mögen die Hänge um diesen hübschen Ort herum doch bald wieder ergrünen! 🙂

Der zweite Stempel des Tages ist nicht weit vom ersten entfernt. Am Barenberg gibt es eine Aussichtsplattform, die ebenfalls einen Blick über Schierke eröffnet. Der Ausblick hier ist aber nicht besser als von anderen Stellen des recht kahlen Berges. Einen Vorteil hat das Waldsterben im Harz – Ausblicke gibt es nun an jeder Ecke!

Über den sogenannten „Ulmer Weg“ versuchen wir, wieder auf den „Harzer Grenzweg“ bzw. zum Grünen Band zu gelangen. Ulm kennen wir als properes, aufgeräumtes Städtchen, aber der Ulmer Weg hier im Harz ist eine echte Sauerei – Waldfahrzeuge haben den Weg total zerfahren und Äste und halbe Bäume auf dem Weg wurden kreuz und quer zurückgelassen. Der Weg sieht aus wie meine Haare heute Morgen!

Am „Kaffeehorst“ gibt es einen Stempel, aber keinen Kaffee. Früher stand hier ein Grenzturm der DDR-Schutztruppen, heute eine Schutzhütte der Harzclubs. Ein hübsches Plätzchen, aber da auf unserer Karte ein Skilift mit Bewirtung eingezeichnet ist, ziehen wir weiter.

Als wir aus dem Wald heraustreten, treffen wir auf einen riesigen Parkplatz. Im Winter muss hier am Skilift am Wurmberg die Hölle los sein. Heute steht auf dem riesigen Arreal kein einziges Auto, aber erstaunlicherweise ist die Skihütte trotzdem geöffnet. Hurra, wir haben es kaum zu hoffen gewagt, aber hier gibt es Kaffee, Pommes und Currywurst.

Auf den zweithöchsten Berg des Harzes, den Wurmberg, steigen wir heute aber nicht. Der Berg mit dem roten Aussichtsturm hat zwar auch eine Stempelstelle, aber die Logistikerin in mir hat den Wurmberg schon als Höhepunkt einer anderen Stempeltour bestimmt. Heute laufen wir weiter auf dem Kolonnenweg der ehemaligen DDR, immer entlang der Zonengrenze.

Schön, wenn man auf dem Grünstreifen zwischen den Lochplatten aus Beton laufen kann. Das ist nämlich nicht immer der Fall, manchmal ist der Steg total zugewachsen, steinig oder zu hubbelig. Dann muss man direkt auf den Lochplatten laufen, was mir extrem an die Nerven geht. Mit meinen kleinen Füßen laufe ich Gefahr, in den Löchern hängenzubleiben oder umzuknicken. Friedel mit seinen Quadratlatschen tritt einfach irgendwohin und deckt die Löcher ab. Ich kann mir nicht vorstellen, das komplette „Grüne Band“ zu laufen, das wäre mir echt zu anstrengend und monoton.

Neun Kilometer traben wir auf dem Betonstreifen durch den Wald, Friedel links, ich rechts. Nachdem wir die B242 überquert haben, entscheiden wir uns, auf dem Weg zum „Ring der Erinnerung“ nicht den Harzer Grenzweg zu nehmen. Wir wählen stattdessen eine kleine Abkürzung, die uns auf der Karte viel interessanter und kürzer als der eigentliche Wanderweg erscheint. Der eigentlich gut ausgetretene Pfad ist jedoch von umgestürzten Bäumen blockiert und beim Versuch, die Chaosstelle zu umgehen, landen wir am Steilhang. Tierpfade sehen aus wie Wanderwege, und wir folgen dem Weg, der am ehesten wie ein solcher aussieht. Dank unserer Wanderapp treten wir am Ende aus dem Dickicht und landen tatsächlich am „Ring“, aber Zweige und Spinnweben hängen in unseren Haaren … okay, in meinen!
Aber endlich sind wir wieder auf dem Weg!

Der „Ring der Erinnerung“ ist eine Kunstinstallation, die uns ohne die Erklär-Schilder gar nicht aufgefallen wäre. Der „Ring“ liegt auf dem ehemaligen Todesstreifen, hat 70 Meter Durchmesser und besteht aus einen Wall aus Totholz, aus dem „neues Leben“ (Brombeeergestrüpp?) sprießen soll. Friedel ist die Installation nicht mal ein Foto wert: Hier sieht es aus wie überall im Harz, aber immerhin gibt es hier eine Stempelstelle. Eine unscheinbare Konstruktion, aber welch ein bedeutungsschwangerer Name!

Kurz vor Hohegeiß machen wir noch ein Schlenker zum Hahnestein, weil sich hier noch ein abgelegener Stempelkasten befindet. Der Weg ist nichts Besonderes, der Stempelplatz auch nicht – aber der Weg ist nett und im Licht der untergehenden Sonne sieht der frühlingshafte Wald ganz wunderbar aus. Wären wir nicht zum Hahnestein gewandert, wären wir viel zu früh in der Unterkunft angekommen!

Hohegeiß ist ein Grenzort, in dem zu Zeiten des Kalten Krieges der Hund verfroren gewesen sein muss. Direkt östlich der Dorfstraße lag früher der „Eiserne Vorhang“ und dieser muss dem Ort förmlich die Lebensader abgeschnitten haben.
Aus dem Wolfsbachtal steigen wir extrem steil nach oben in den Höhenort … um auf DAS zu treffen!

Wie kann man nur! Ist das nicht der Inbegriff der Hässlichkeit? Welches krankes Bauherren-Hirn der 70er konnte sich so etwas ausdenken und erhielt auch noch freie Hand dabei, diesen perfiden Architekturplan auszuführen? Dieser Hotelkomplex ist das furchtbarste, was wir bisher im Harz sehen mussten! Und man sieht die Dinger schon von Weitem! Horrible!

Der Rest des Orts ist jedoch weitaus angenehmer. Nicht hübsch, aber authentisch dörflich und unser Hotel „Silbertanne“ ist ein Muster an Zuvorkommenheit und Serviceorientierung.

Unser Menü für den Abend mussten wir im Voraus wählen, denn der Chef kocht seit Corona nur noch für Hausgäste. Kein Problem für uns – Bett, Bad, Bier und Braten sind uns gewöhnlicherweise genug. Unsere Wirte sind zwei fidele Holländer und sie sorgen ganz wunderbar für uns. Wir mögen Hohegeiß – Heureka!

In Bad Harzburg tanzt der Bär, aber in Kamschlacken schlummert er noch!

Blick zum Brocken

Bad Harzburger Rundtour, 17 Kilometer, 4 Stempel, gelaufen am 11.03.2022
Riefenbeek-Kamschlacken, 16 Kilometer, 2 Stempel, gelaufen am 17.03.2022

Verrückt, wie warm dieser März schon ist. Auf der einen Seite sind wir erfreut, denn so gibt es einige wunderbare Wanderstunden mit strahlendem Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen. Aber findet ihr es nicht auch befremdlich, dass es im März schon so frühlingshaft warm ist?

Nach Bad Harzburg können wir ohne Umsteigen mit dem Zug fahren, also lassen wir das Auto dieses Mal stehen. Seitdem wir wieder selber fahren, kriegen wir viel weniger mit von den Orten, in deren Umgebung wir laufen. Der lange An- und Zurückmarsch zwischen Bahnhof und Wanderparkplatz entfällt bei der Anfahrt mit dem Auto – Heute jedoch marschieren wir durch ganz Bad Harzburg, bevor wir die Waldkante erreichen.

Die Stadt beeindruckt durch stylische Bäder-Architektur. Hier kurten einst die Reichen und Schönen, aber die glorreiche Zeit des Bäder-Tourismus ist schon lange vorbei. Die Stadt versucht deshalb heutzutage, Besucher durch „Erlebnisse“ anzulocken – es gibt eine Seilbahn auf den Burgberg, einen Baumwipfelpfad, eine Baumschwebebahn …

Der Einstieg zum Baumwipfelpfad

Außerdem beginnt direkt hinter der Stadt der Nationalpark Harz. Bisher haben wir ja nur Touren im Westharz unternommen und da gibt es nur den Harz, aber nicht den „Nationalpark Harz“. Heute erwarten wir also die Wildnis pur!

Was unterscheidet nun also den Harz vom Nationalpark Harz? Nun, zum Einen gibt es überall Bänke mit dem Nationalpark-Enblem und schickere Wegweiser. Da die vom Borkenkäfer zerstörten Bäume stehen gelassen und nicht gefällt und abtransportiert werden, sind die Wege nicht so zerfurcht und verschlammt – Aber die Baumgerippe, die hier überall in den Himmel ragen, sind nun wirklich kein schöner Anblick, finden wir …

Interessant ist, dass die Bäume, die hier natürlicherweise nachwachsen, keine Fichten mehr sind, sondern Birken. Wir fragen uns, wie der Wald hier im Nationalpark wohl in zwanzig Jahren aussehen wird.

Unsere erste Stempelstelle heute ist das Gasthaus Molkenhaus, das zu dieser frühen Stunde noch geschlossen ist. Trotzdem ist es erstaunlich, wie viele Leute außer uns schon unterwegs sind – dabei hat die Wandersaison noch gar nicht richtig angefangen!

am Molkenhaus

Das Molkenhaus liegt direkt am „Teufelsstieg“, der kürzesten, aber auch steilsten Wanderroute zum Brocken. Wir überlegen kurz, statt der geplanten Rundtour heute zum Brocken zu marschieren. Aber wie wir von Weitem sehen, liegt oben am Brockenhaus noch Schnee. Den Aufstieg werden wir deshalb lieber später im Jahr angehen, denn das Stapfen über glitschige und vereiste Wege schreckt uns. Heute laufen wir lieber weiter zur Rabenklippe.

Rabenklippe

Die Klippe finden wir beindruckend und es gibt einen tollen Ausblick von der Aussichtsplattform. Nicht so toll finden wir, dass sich die Stempelstelle erst hinter der Terrasse des anliegenden Gasthauses befindet und wir uns zwischen gut gelaunten Wanderern an vollbesetzten Tischen hindurchzwängen müssen. Zum ersten Mal in unserer Stempelkarriere müssen wir an einem Stempelkasten in der Schlange stehen. Was machen die bloß alle hier?

Noch voller wird es auf dem Weg zum „Kreuz des Ostens“. Ganze Wandergruppen kommen uns entgegen und was uns am meisten stört – sie sind laut! Wir können absolut verstehen, dass unsere Mitmenschen gleich wie wir die Sonne und die Natur suchen – Aber muss man dabei denn solch einen Lärm machen?

Friedel und ich stammen beide aus Flüchtlingsfamilien und am Kreuz des Ostens posiere ich deshalb am Stein meiner Herkunftsprovinz mütterlicherseits. Meine Omi stammte aus Pommern, meine Oma aus Danzig. Bei Friedel ist die Lage leider komplizierter, für ihn gibt es keinen Stein.

Als wir an unserer letzen Stempelstelle, dem Burgberg ankommen, ist gefühlt halb Niedersachsen hier. Auch wenn wir uns eigentlich die ganze Zeit draußen aufhalten, habe ich Angst, uns hier Corona einzufangen.

Der Außenbereich des Gasthauses auf dem Burgberg ist voll gefüllt und jede Bank mit Blick auf das Harzvorland ist besetzt. Auch hier müssen wir uns wieder einreihen, um an unseren Stempel zu kommen – nichts für Steffi!

Schön warm ist es an diesem ersten Frühlingstag im März – aber für meinen Geschmack ist es hier echt zu voll. Am nächsten Samstag suchen wir uns etwas Ruhigeres!

Blick auf Kamschlacken und den Söse-Stausee

Und so soll es auch sein. Am folgenden Samstag ist es genauso warm und schön, aber dafür viel einsamer!

An der ersten Stempelstelle, dem Leonorenblick, da lachen wir noch.

Wir Blödis haben nämlich nicht einkalkuliert, dass uns unser Weg heute auf über 800 Höhenmeter führen wird. Hier oben liegen aber noch jede Menge Schnee und Eis!

Diese Tatsache könnte man ja eigentlich ganz witzig finden und wir lachen auch erst mal ausgiebig. Aber dann treffen wir auf jede Menge vereiste Stellen und an einigen Stellen bleibt uns nichts anderes übrig, als quasi auf dem Hosenboden nach unten zu rutschen. Aber immerhin treffen wir hier oben auf dem Reitstieg zwischen Hanskühnenburg und Stieglitzeck fast keine anderen Wanderer! 🙂

Auch an den Hammersteinklippen sind wir fast ganz allein. Als wir um eine Felsenecke biegen, erschrecken wir eine einsame ältere Wanderin, die dort ihre Mittagspause eingelegt hat. Wir schüchtern sie so ein, dass sie glatt das Weite sucht – und wir haben die Klippen ganz für uns!

Unterhalb der Klippen finden wir ein nettes Plätzchen für unsere Mittagspause. Ich persönlich finde es viel netter, auf einer Bank im Wald meine Thermoskanne auszupacken als auf einer überfüllten Restaurant-Terrasse zu sitzen. Friedel ist da weitaus geselliger als ich, ihn schrecken die vielen Touristen deutlich weniger.

Am „großen Wehr“, der zweiten Stempelstelle des heutige Tages, hat sich der Himmel stark bewölkt und es kommt ein fieser Wind auf. Aber immerhin sind wir raus aus dem Schnee, auch wenn der Weg zum alten Wehr verflixt steinig ist!

Auch das große Wehr an der Morgenbrodshütte ist Teil des UNESCO-Weltkurturerbes „Oberharzer Wasserregal“. Hier fließt ein Teil der Söse und eines anderen Baches in Richtung der großen historischen Bergwerke bei Clausthal-Zellerfeld. Das Kanalstück hier ist etwas mehr als vier Kilometer lang und mündet weiter unten am Berg in den längsten der Oberharzer Wasserkanäle, dem Dammgraben.

Zurück zum Parkplatz geht es ständig bergab, mal wieder über einen der typischen breiten Forstwege, die wir im Harz nicht so mögen. Aber da es mittlerweile regnet und dann sogar schneit, sind wir froh, dass wir schnell vorankommen.

Insgesamt hat mir die Tour bei Kamschlacken viel besser gefallen als die in Bad Harzburg. ich mag’s halt gern einsam und wild und halte mich lieber fern von spektakulären Hängebrücken, Seilbahnen und anderem Gedöns. Zum Glück gibt es im Harz etwas für jeden Geschmack!

Harzer Wandernadel Tour 2: Hahnenklee und der Obere Schalker Graben

Hahnenklee-Liebesbank-Schalker Turm-Oberer Schalker Graben-Hahnenklee:
13 Kilometer und 3 Stempel
Gelaufen am 1. Januar 2022

Zwischen den Feiertagen waren wir schon einmal hier in Hahneklee und wollten eine zünftige Winterwanderung unternehmen. Aber da war es noch so glatt auf den Wegen, dass wir die Wanderung nach einem Kilometer abbrechen mussten. Da freuen wir uns doch heute so richtig über das Schmuddelwetter, da ist es wenigstens nur matschig und nicht glatt!

Schon beim letzten Mal haben wir festgestellt, dass Hahnenklee wohl der touristische Hotspot der Region ist. Alle Welt weiß, dass in Hahnenklee sogar mal die Rennrodel-Weltmeisterschaften ausgetragen wurden – nur wir Sportmuffel nicht!
Ich allerdings wusste von der beeindruckenden Stabkirche, die sich gleich neben dem Parkplatz befindet.

Es ist erstaunlich, wie viele Wohnmobile auf dem Parkplatz stehen. Glücklicherweise sind wir aber heute schon sehr früh unterwegs und die Camper liegen noch alle in den Federn. Deshalb haben wir den bekannten „Liebesbankweg“ ganz für uns allein!

Wie es der Name schon verrät, sind über den Weg 25 Bänke mit Liebes- und Hochzeitsmotiven verteilt. Uns persönlich erscheint das Ganze ein wenig zu dick aufgetragen, aber wir müssen hier lang – der erste Stempelkasten wartet auf uns!

Wir sind froh, dass wir am „Auerhahn“ den amourösen Premium-Wanderweg verlassen dürfen und kämpfen uns auf einer Teerstraße steil nach oben zum Schalker Aussichtsturm.

Der ehemalige Gasthof Auerhahn – heute leider in Privatbesitz

Unterwegs gibt es an mehreren Stellen weite Ausblicke in die umgebenden Täler. Ich rate Friedel jedoch, mit dem Fotografieren zu warten – Oben gibt es bestimmt den tolleren Ausblick!

Die Aussicht vom Turm aus enttäuscht leider. Wir blicken auf eine matschige Wiese und die Fernsicht verschwindet im Nebel. Jedoch können wir in der feuchten und leicht schmuddeligen Schutzhütte unseren zweiten Stempel für heute abstauben.

Der Abstieg vom Schalker Gipfel zum nächsten Ziel, dem oberen Schalker Graben, erweist sich als echtes Abenteuer. Unsere Outdooractive-App hat uns einen zickzackartigen Abschnitt über waldige Pfade vorgeschlagen, aber in der Realität ist der Weg kaum noch vorhanden. Zunächst kämpfen wir uns über einen überaus matschigen Forstweg …

… dann durch dorniges Gestrüpp …

… um am Ende weglos mitten an einem steilen Hang zu landen.

Unsere Wanderapp aber versichert uns unermüdlich, dass wir uns komplett auf dem richtigen Weg befinden. Und vollends skurril ist, dass hier überall Flaschen im Moos herumliegen. Sieben Stück haben wir gezählt!

Am Ende halten wir uns an Blaubeerbüschen und jungen Kiefern fest und hangeln uns zu Tal. Als wir bei Festenburg wieder festen Boden in Form eines geschotterten Weges unter den Füßen haben, sind wir glücklich und dankbar. Hallelujah!

Den schmalen Weg entlang des Schalker Grabens beeindruckt uns sehr. Hier bei Festenburg verlaufen gleich mehrere Wassergräben parallel entlang des Steilhangs. In früherer Zeit wurde damit Wasser in die Bergwerke der Umgebung geleitet. Nicht alle diese Gräben und Teiche der montanen Wasserwirtschaft sind noch erhalten, aber die noch bestehenden sind mittlerweile von der UNESCO geschützt.

Hinten ist am Weg der nächste Stempelkasten zu erkennen!

Am Wegesrand befinden sich mehrere Tafeln mit Erklärungen, wie das ausgeklügelte System der Gräben und Teiche aus dem 17. bis 19. Jahrhundert den Bergbau in der Region überhaupt erst ermöglicht hat. Wir überfliegen die Tafeln jedoch nur und nehmen uns vor, uns zu einem späteren Zeitpunkt näher damit zu beschäftigen. Heute genießen wir den hübschen Pfad, das Wasser, das neben uns fließt und die weiten, wenn auch etwas diesigen Aussichten in Richtung des Brocken.

Die Kamera erkennt es nicht, wir aber – durch den Nebel winkt der Brocken!

Der Stempelkasten, wegen dem wir in erster Linie hier sind, steht direkt am Wegesrand. Eigentlich befand er sich mal direkt neben dem Lochstein, einem alten Begrenzungsstein aus dem Bergbau. Der Weg dorthin ist mehr als nass, aber das kann uns schottlanderprobten Profimatscher nicht erschüttern!

Im letzen Drittel des Weges passieren wir noch ein paar hübsche Stauteiche, auch diese UNESCO-geschützt. Teilweise wurden gleich vier bis sechs der künstlichen Teiche in einer Reihe angelegt, weil es den Bergarbeitern im 17. Jahrhundert noch an Wissen fehlte, gleich größere Stauseen anzulegen. Heute sind die Teiche ein tolles Ausflugsziel und in einigen davon darf man sogar baden.

Die Tour heute war wieder sehr lohnenswert, nicht nur wegen der drei Stempel. Wir sind gespannt, welche landschaftlichen und kulturellen Schätze noch auf uns warten!

Harzer Wandernadel: Unsere Hausrunde im Schnee

Rundweg vom Sternplatz über den Luchsstein und die Tränkebachhütte:
Sieben Kilometer und zwei Stempel

Unten bei uns im Ort ist der Schnee nicht liegen geblieben. Aber direkt an der Ortsgrenze von Seesen beginnt schon der Harz. Nur sechs Kilometer Autofahrt zum Sternplatz, zwischen Seesen und Lautenthal gelegen, katapultieren uns flugs von 200 auf 500 Meter. Und hier oben ist es richtig winterlich!

Eigentlich kennen wir die Tränkebachhütte am Seeserberg schon, denn die Stempelstelle ist von unserem Haus aus fußläufig erreichbar. Aber gestempelt haben wir auf unseren bisherigen Spaziergängen hier noch nicht und das werden wir heute nachholen!
Außerdem lässt sich die kleine Rundtour mit der Stempelstelle „Luchsstein“ verbinden, die wir heute zuerst erreichen.

Die Website der „Harzer Wandernadel“ verrät uns, dass an dieser Stelle nach elftägiger Treibjagd 1818 der letzte Luchs im Harz erlegt wurde. So stolz war man auf diese Ruhmestat, dass man den Luchs ausstopfen und am Tatort einen Gedenkstein errichten ließ. Fast 200 Jahre später wird nun versucht, die Tiere mühevoll im Harz wieder anzusiedeln.

Das Stapfen im Schnee ist nicht wenig anstrengend und kurz vor der Tränkebachhütte, als wir Fahrspuren im Schnee entdecken, phantasieren wir von einem Überraschungs-Catering mit Punschausschank in der Hütte.

Im Hintergrund kaum erkennbar die Hütte

Die Hütte der Seesener Ortsgruppe des Harzklubs ist jedoch auch heute leider unbewirtschaftet. Doch freuen wir uns schon jetzt darauf, in dieser gepflegten Hütte eines Tages mal eine ordentliche Brotzeit mit zukünftigen Wanderkameraden einzulegen, wenn wir hier erst mal Leute kennengelernt haben! 🙂

Der Rückweg führt über den „Schnapsplatz“ und den „Schnepfenplatz“ zurück zum Parkplatz. Mittlerweile sind erstaunlich viele Leute unterwegs, die gleich wie wir einen Ausflug in den Schnee unternehmen. So viele Menschen haben wir hier im Harz noch nie gesehen!

Kurz vor Ende werden wir noch mit einer besonderen Aussicht auf die Innerste-Talsperre belohnt. Und pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder im Warmen.

In der ersten Januarwoche haben wir noch zwei andere kleinere Wanderungen in der Gegend unternommen, sodass wir heute schon unseren neunten Stempel gesammelt haben. Theoretisch könnten wir schon unsere Bronzenadel abholen – aber wir warten auf Gold! 🙂

Auf dem Weg zum Kaiserpaar – die Neu-Harzer gehen stempeln!

Ende November haben wir unser neues Haus im Harz bezogen. Zwar ist das Harzhaus noch lange nicht fertig renoviert, aber endlich haben Friedel und ich ein wenig Zeit, Schleifmaschine und Pinsel auch mal zur Seite zu legen und die eine oder andere kleine Wanderung zu unternehmen.

Und wir sind begeistert! Hier in Seesen haben wir alles was wir brauchen – Geschäfte, Ärzte, Cafés und Restaurants. Aber nur zwei Kilometer von uns entfernt beginnt der Harz – und der mutet uns im Vergleich zur Alb so richtig schön wild an!

Schon bei einer früheren Wanderung im Sommer hatten wir an der Tränkebachhütte so einen komischen grünen Stempelkästen entdeckt. Sieht aus wir ein altmodischer Briefkasten, hat eine Klappe mit einer Nummer vorne und drinnen ein Stempelkissen und einen runden Stempel, gegen Diebstahl gesichert mit einem langen Draht. Wir dachten uns gleich, dass der Stempel wohl einer ähnlichen Funktion dient wie die Pilgerstempel auf den Jakobswegen – Hier wollen welche beweisen, dass sie etwas erreicht haben und sich damit eine Urkunde oder ähnliches verdienen. So etwas brauchen wir nicht, dachten wir … 😆

Aber mittlerweile sind wir mit dem Stempelvirus infiziert. Letzten Freitag haben wir uns zwei dieser Stempelhefte der „Harzer Wandernadel“ geholt. Die Stempelei erscheint uns mittlerweile gar nicht mehr so blöd: Über den ganzen Harz verteilt gibt es nämlich sage und schreibe 222 Stempelstellen, die sich an besonders schönen Plätzen befinden. Mittlerweile beteiligen sich drei Bundesländer am System der „Harzer Wandernadel“: Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Natürlich gibt es einen Stempelkasten auf den Brocken, am Hexentanzplatz und an den Teichen des Oberharzer Wasserregals. Aber auch an weniger bekannten Plätzen kann man staunen und dann stempeln: An urigen Hütten, romantischen Wasserfällen, weiten Aussichten oder markanten Felswänden.

Stempelstelle 104 – Tränkebachhütte bei uns in Seesen

Allein in einem Radius von zwanzig Kilometern von uns gibt es an die zwanzig Stempelstellen, die wir demnächst erwandern können. Gerade weil wir uns hier in der neuen Umgebung noch nicht so gut auskennen, haben wir somit jede Menge interessante Ziele im Blick.

Von nun an sammeln wir also Stempel. Einige interessante Rundwanderwege haben wir schon in unserer Wanderapp gespeichert. Dabei gilt es, durch geschickte Wegführung gleich zwei oder drei Stempelstellen miteinander zu verbinden. Schon mit acht Stempeln könnten wir die erste Leistungsstufe erreichen und uns die bronzene Wandernadel an das Revers heften. Mit fünfzig Stempeln darf man sich „Harzer Wanderkönig“ nennen und mit allen 222 Stempeln im Heft wird man zum Kaiser gekrönt – für die meisten bedeutet dies jedoch ein mehrjähriges Wanderprogramm!

Wenn ihr mögt, könnt ihr uns auf unseren Entdeckertouren begleiten und mit uns den Harz kennenlernen. Von nun an wird gestempelt!

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