„Mein Gott Steffi, wollt ihr das nicht Jüngeren überlassen?“
„Könnt ihr euch kein ordentliches Hotel leisten?“
„Warum macht ihr denn das? Wollt ihr euch nicht erholen?“
Okay okay, auch wir gehören zu den Weicheiern, die eigentlich viel lieber in einem B&B oder in einem Hotel als in einem Zelt übernachten. Auch wenn wir somit keinen magischen Sternenhimmel und Sonnenuntergänge an einsamen Seen erleben – nach mehr oder weniger 20 Wanderkilometern in Wind und Wetter schätzen wir einfach eine schöne warme Dusche, ein ordentliches Abendessen (samt lauwarmem Bier) in einem warmen, gemütlichen Pub und ein weiches Bett unter flauschigen Laken, um unsere müden Knochen zu strecken.
Die klassischen britischen Inns sind beileibe nicht immer Flüster-Hotels – Essengerüche im Zimmer, laut giggelnde andere Hotelgäste auf dem Flur oder Karaoke-Nights in der Bar unter uns haben schon das eine oder andere Mal das Einschlafen erschwert. Aber das ist nichts zu dem, was uns dieses Mal erwartet: Rund die Hälfte der Nächte werden wir dieses Mal in unserem Zelt verbringen.
Zwar liegt das eine oder andere Bothy auf dem Weg – einfache Wanderhütten mit Holzpritschen und Feuerstelle, …
… aber im Herbst ist Jagdsaison und viele der Hütten sind in dieser Zeit von Jägern frequentiert. Nicht auszudenken, dass wir es uns gerade gemütlich gemacht haben, die Tür aufgeht und eine ganze Jagdgesellschaft in Harris-Tweed johlend die Hütte stürmt … Nee, dann doch lieber zelten!
Unsere bisherigen Zelt-Urlaube haben und eins gelehrt: Wir können mit vielen Widrigkeiten beim Campen umgehen – prasselnder Regen auf dem Zeltdach, grunzende Wildschweine oder huckelige Zeltböden sind dem Schlaf nicht gerade förderlich. Aber was ich wirklich, wirklich hasse, das ist die Kälte!!!
So eine Nacht wie damals am Loch Avon, das möchte ich nicht noch mal erleben. Ausgemalt hatte ich mir eine romantische, sternklare Nacht am Strand des von Bergen eingerahmten Sees. Mein Wanderführer empfahl uns sogar ein erfrischendes Bad im glasklaren Wasser!
Stattdessen patschten wir den ganzen Tag im Regen durch ein wassergetränktes Moor. Am Abend war ich so erschöpft, dass ich mit meinen vor Kälte steifen Fingern ins Zelt verkrochen habe und nicht mal etwas kochen wollte. Unser Camp auf 750 Metern Höhe war klamm und windgepeitscht. In der Nacht habe ich geschlottert vor Kälte, während die Schneeflocken aufs Zeltdach fielen. Friedel neben mir hat selig geschlafen, während ich die ganze Nacht in meinem Leichtgewichts-Schlafsack leise fluchte. Ich sage nur: Nie wieder frieren!
Zwar sind die mittlerweile fast 15 Jahre alten leichten Daunenschlafsäcke „Blackbear Colibri“ auch dieses Mal wieder mit von der Partie – aber wir werden die Kälte austricksen!
Die folgenden innovativen Neuanschaffungen sollen garantieren, dass wir schlafen „as snug like a bug in a rug“ – oder wie mein Übersetzungsprogramm auf Deutsch vorschlägt: „Wie ein Käfer hinter der Borke“: 🙂
1. Das Schlafsack-Inlay „Thermo Reactor Compact plus“ von Sea to Summit soll die Wärmeleistung unserer Schlafsäcke um sagenhafte elf Grad erhöhen – und das mit nur 257 bzw. 274 Gramm Zusatzgewicht. Na, wenn das mal kein Versprechen ist!
- Unsere neuen Luftmatratzen „Therm-a-Rest Neo Air XLite“ sind nicht nur extrem leicht (340 Gramm) und kompakt zu verpacken, sie sind auch noch sechs Zentimeter dick. Und sie haben einen Isolationswert von 3,5R! (Was immer das heißen mag …) 🙂
- Doch, die warme Merino-Skiunterwäsche von Woolpower kommt mit! Und die wasserdichten Fingerhandschuhe und Socken von Sealskinz, so wärmend wie ein Neoprenanzug. Die Merino-Wollmütze. Und die Thermojacken von Arcteryx, die uns bei den anderen Touren schon fast zu warm waren. Notfalls ziehe ich das alles an. Alles zusammen!
- Wenn das alles nicht hilft, gibt es noch den coolen Trick mit den Heißwasserflaschen im Schlafsack. Und wenn wir schon in Schottland sind – „a wee dram“– ein kleiner Schluck Whisky – soll Wunder wirken!