Blankenburg… ist teuflisch!

An der Teufelsmauer am Hamburger Wappen

Von Timmenrode über die Teufelsmauer nach Blankenburg bis zur Ebertbrücke und wieder zurück, gelaufen am 4. August 2022: 17 Kilometer und 5 Stempel

Teufel auch!
Während unseres Kurzurlaubs in Thale habe ich fleißig jeden Abend geschrieben. Aber der letzte unserer vier Wandertage war natürlich auch Abreisetag. Als wir nach Hause kamen, mussten wir noch schnell zum Bäcker huschen, die Taschen auspacken, die Waschmaschine anschmeißen, die Post durchsehen, meine Mutter anrufen, den Garten wässern …

Ehe ich mich’s versah, war es schon dunkel und ich hatte noch keine Zeile geschrieben. Kein Problem, dann mache ich das halt morgen! Und dann übermorgen, und dann beginnt die Arbeitswoche wieder …

Dabei sind unsere Erlebnisse an diesem letzten Wandertag unseres Thale-Urlaubs besonders erzählenswert. Zum einen, weil die Kletterei über die Teufelsmauer wirklich etwas Besonderes war. Zum anderen, weil wir heute unseren einhundertsten Stempel gesammelt haben!

Wir parken unseren kleinen schwarzen Teufel am Sportplatz in Timmenrode und als wir aussteigen, herrschen schon höllische Temperaturen. Dieser Sommer wird uns als einer der wärmsten unserer Wanderkarriere in Erinnerung bleiben. Schon auf unserer DDLN-Tour von Braunschweig zur Elbe im Mai war es einfach nur heiß. Aber hier in unserer neuen Heimat gibt es so viel Neues zu entdecken, dass wir trotz hoher Temperaturen fast jedes Wochenende im Harz wandern waren. Soooo viele Touren haben wir unternommen – ich konnte gar nicht von allen berichten!

Auch heute Morgen brennt schon um neun Uhr die Sonne erbarmungslos. Auf der Karte haben wir gesehen, dass der erste Abschnitt über die Teufelsmauer größtenteils durch einen Waldstreifen verläuft. Aber der Boden hier ist extrem sandig und der Wald besteht fast ausschließlich aus lichten Kiefern – Viel Schatten spenden die nicht!

Eigentlich liegt die Teufelsmauer auch gar nicht richtig im Harz. Wie auch unsere Tour um die Sandsteinhöhlen am ersten Tag unseres Kurzurlaubs, verläuft unsere heutige Strecke größtenteils im nördlichen Harzvorland, etwa einen Kilometer vom nördlichen Harzrand entfernt. Wenn man dann oben auf dem felsigen Kamm einen Weitblick durch die Kiefern erhaschen kann, hat man gleich zu zwei Seiten eine Aussicht: Links schaut man auf die grünen, nördlichen Ausläufer des Harzes und rechts in die weite, zurzeit aber eher braune Ebene der Norddeutschen Tiefebene. Viele Wiesen sind schon abgemäht, das Korn ist eingefahren und wir blicken auf ein braungelbes Schachbrettmuster, das sich bis zur grünen Hügelkette des Huy zieht.

Auf der Hügelkette der Teufelsmauer zwischen Timmenrode und Bankenburg hat man die Wahl zwischen drei Wegen – dem nördlichen Hangweg, dem südlichen Hangweg und dem „Teufelsmauerstieg“, der in der Mitte verläuft. Natürlich entscheiden wir uns für den Weg in der Mitte, denn nur der führt einen direkt auf den Hahnenkamm der Formation. Hahaaaa, was für ein Abenteuer!

Die Kletterei über die ausgesetzten Felsen ist nicht unbedingt gefährlich – aber höllisch anstrengend! Eigentlich steigen wir nur knapp drei Kilometer direkt über die Felsen. Aber bei dem Wetter ist die Aktion total anstrengend und wir küren die zwei Stempel, die wir hier ergattern, zu den härtesten unserer bisherigen Kaiserkarriere. Zurück, nehmen wir uns vor, nehmen wir aber den südlichen Hangweg!

Nachdem wir den Stempel am Großvaterfelsen abgeholt haben, steigen wir ab nach Blankenburg. Dort warten Schloss und Barockgarten auf uns – und unser einhunderterster Stempel!

Auf dem Weg zur Stempelstelle 78 „Barocke Gärten“ passieren wir manch pittoreskes Wasserspiel und akkurates Heckchen. Aber das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hier in dieser penibel gepflegten Anlage die Rasenflächen total verbrannt sind.

Auf dem Weg zum Burgberg schwitzen wir erneut ausgiebig. Gern hätten wir ein ein kleines Päuschen im Schatten eingelegt, bevorzugt mit Kaffee und Kaltgetränk. Aber weder im Barockgarten noch im Schloss sind die Cafés geöffnet. Und das mitten in der Ferienzeit!

Vor den verschlossenen Türen des Gasthauses „Obere Mühle“ befindet sich der Stempelkasten, der uns unseren Jubiläumsstempel beschert. Wir feiern diesen besonderen Augenblick mit einem ausgiebigen Schluck Wasser aus unserer Weithalsflasche.

Das Schloss von Blankenburg ist wunderschön, aber macht einen quasi abbruchreifen Eindruck. Wir wundern uns sehr darüber, dass sich das wunderschöne barocke Gebäudeensemble um den romantischen Innenhof in einem solch römisch-desolaten Zustand befindet. Vermutlich gibt es hier im Nördlichen Harzvorland einfach zu viele Schlösser, als dass sie alle unterhalten werden können?

Noch höher als das Schloss liegt die „Luisenburg“, ein Pavillion, der an der Stelle eines alten Lustschlösschens hoch über Blankenburg thront. Das total verkrautete Plätzchen hätten wir nie besucht, wenn wir hier nicht mit dem vierten Stempel unseres Wandertags belohnt worden wären …

Eigentlich hätten wir uns nun nur zu gern in die Innenstadt von Blankenburg begeben, die Stadt besichtigt, auf schattiger Terrasse zu Mittag gegessen und wären dann wieder zurück zum Auto gelaufen. Aber nein – westlich von Blankenburg gibt es im Wald noch eine Stempelstelle, die wir unbedingt noch mitnehmen müssen. Nichts an der Lokalität wirkt bei der Kartenansicht besonders verlockend. Mitten im Wald soll sich nahe einer Fußgängerbrücke über einer Bahntrasse ein Stempelkasten befinden. Wow!

Aber die Stempelstelle heute auszulassen und dann extra dafür noch mal in die Gegend um Blankenburg fahren zu müssen, das kommt gar nicht in Frage. Also machen wir uns auf den sechs Kilometer langen „Umweg“ durch den Wald und holen uns den Stempel an der Ebertbrücke. Zum Glück ist der Weg schön schattig und wir wandern auf schmalen, duftigen Wegen bis zur Brücke.

Die Ebert-Brücke besitzt außer ihrer Höhe in der Tat keine besonderen Qualitäten, die ihren Status als Stempelstelle des Harzes rechtfertigen könnten. Doch halt! Wie so häufig ist die Brücke mal wieder einem verdienten Förderer des Harzer Wandertourismus gewidmet. Otto Ebert war Bauleiter beim Bau der Rübelandbahn und wünschte sich als Natur- und Wanderfreund zu seinem 70. Geburtstag statt Geschenke Spenden zum Bau der Brücke. Manch Gedenkstein im tiefsten Wald hat dank solch rührender Geschichten nicht nur das Monument, sondern oft auch gleich eine Stempelstelle verdient. Für uns erschließt sich die Schönheit vieler dieser Orte nicht auf den ersten Blick – aber wir können es so stehen lassen! 🙂

Die Mittagshitze auf dem Rückweg ist mittlerweile nur noch mit Hut zu ertragen. Überraschenderweise hat der herrlich altmodische Berggasthof auf dem Ziegenkopf geöffnet. Zwar verweigert man uns den Aufenthalt auf der Terrasse … „Zu viele Wespen!!“ .. aber Käsekuchen und Kaffee im Kännchen munden im klimatisierten Teakholz-Saal mit den altmodischen Möbeln und dem altenglischen Kaffeeservice ganz vorzüglich! Wir sind entzückt und nehmen uns vor, hier mal ein stilvolles Wochenend-Arrangement zu buchen. Idealerweise sollten wir dann aber nicht mit unserem kleinen schwarzen Teufel, sondern mit dem Borgward anreisen!

Zurück in der Innenstadt von Blankenburg, hoffen wir auf eine erneute Gelegenheit, von einer schattigen Terrasse aus dem quirligen Kleinstadtleben zuzuschauen. Aber wie schon das Schloss ist die Innenstadt von Blankenburg verfallen, verrammelt und verwaist. Selbst in der Straße am Rathaus hat kein Geschäft mehr geöffnet und wir treffen keine Menschenseele – wahrhaft traurig, denn Blankenburgs Innenstadt ist eigentlich sehr schön!

Zurück geht es über den gleichen Höhenrücken wie auf dem Hinweg, jedoch nun unterhalb der Teufelsmauer, über den Südlichen Hangweg. Bei der Hitze verfluchen wir jeden Hügel und jeden wurzeligen Anstieg, den wir überwinden müssen. Die Sonne flirrt und es duftet nach Kräutern der Macchia.

Selten waren wir so glücklich, wieder am Parkplatz zu sein. Schon nach einstündiger Fahrt sind wir wieder in einer anderen Welt. Zurück im Alltag .. aber immerhin im Schatten! 🙂

Thale, nochmal Bodetal und der Hexentanzplatz

Rundtour südlich des Bodetals, 5 Stempel, 20 Kilometer
gelaufen am 3. August 2022

Gestern haben wir uns noch ein wenig auf die Schulter geklopft, dass wir so früh aufgewacht und so zeitig am Morgen unterwegs waren. Heute jedoch haben wir irgendwie „verschlafen“ und waren erst eine Stunde später, um 8:15 Uhr, am Einstieg zum Bodetal. Und das, obwohl heute 32 Grad Hitze angesagt sind!

Die Kabinenbahn zum Hexentanzplatz fährt so früh am Morgen auch noch nicht, so wie der Sessellift auch noch nicht verkehrt. Wir sehen die Gondeln langsam zwischen Berg- und Talstation hin und her eiern, allerdings ohne Passagiere. Ganz Europa spart Energie, nicht so aber die Thaler Bergbahnen!!

Schon beim Aufstieg zum legendären Hexentanzplatz schwitzen wir ganz ordentlich. Trotzdem ist es gut, dass wir den Aufstieg gleich am frühen Morgen bewältigen – alles andere wäre eine Qual heute.

Oben angekommen sind wir froh, schon so früh am Morgen hier zu sein. Nur Bedienstete der umliegenden Touristen-Attraktionen wuseln über die Wege, aber noch keine Besucher. Die kommen erst nach halb zehn. Aber auch ohne Besuchermassen ist schnell zu erkennen, dass der vielleicht früher mal mystische Ort nun jeglichen Charme verloren hat. Es gibt hier ein Freiluft-Theater, ein auf den Kopf gestelltes Hexenhaus für Kinder, eine Art Geisterbahn, einen Tierpark und jede Menge Fressbuden. Dazu einen fulminanten Bauzaun, der die Besucher um eine Großbaustelle herumführt. Familien mit Kindern können im „Hexenkessel“ im Tal schon jede Menge Geld lassen, aber hier geht es gleich weiter. Jedwede Erinnerung an einen vorchristlichen Versammlungs- und Kultort wurde hier konsequent ausgemerzt und durch Hexenkitsch ersetzt.

Wir verlassen diesen unseligen Ort ganz schnell und nehmen uns vor, niemals wiederzukehren. Zum Glück sieht der Wald schon wenige Schritte nach dem Tierpark wieder ganz normal aus, nämlich wie Wald.

Von der La Viershöhe, unser ersten Stempelstelle für heute, haben wir einen phantastischen Blick auf die Berge der gegenüberliegenden Talseite, wo wir gestern waren.

Gut möglich, dass es sich hierbei aber auch um die Aussichten von der „Prinzensicht“ handelt. Wir hatten heute so zahlreiche Aussichten, dass ich nicht mehr weiß, was wo war!

Die Stempelstelle „Prinzensicht“ wird uns nicht nur wegen der tollen Aussicht in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des unsäglich langen One-Way-Anmarschwegs zu Aussicht und Stempelkasten. 1,2 Kilometer geht es über einen breiten, schattenlosen Schotterweg hin und desselben Weg wieder zurück. Keine Möglichkeit, der Abwechslung halber einen vielleicht einen anderen schattenlosen Schotterweg zu wählen. Da kann man sich nur ein Mountain-Bike wünschen!

Das „Pfeil-Denkmal“ ist eine dieser merkwürdigen Stempelstellen, bei der irgendwelche Forstmeister oder Pioniere des Harzclubs geehrt werden. Davon gibt es einige im Harz, gerade gestern haben wir den Hinkelstein zu Ehren von Georg von Langen bewundert. Bei diesem heute wird Wilhelm Pfeil, ein Forstwissenschaftler des 19. Jahrhunderts geehrt, von den der berühmte Lehrsatz stammt:

„Fragt die Bäume, wie sie erzogen sein wollen, sie werden euch besser darüber belehren, als die Bücher es thun!“ 🙂

Zum „Weißen Hirsch“, dem nächsten Aussichtspunkt mit Stempelstelle, rasen wir durch den Wald. Wie haben uns vorgenommen, noch vor der große Mittagshitze zurück im Ferienhaus zu sein, also beeilen wir uns!

Blick vom „Weißen Hirsch“ auf Treseburg

So, eigentlich haben wir für heute alle Stempelstellen abgegrast. Nur ist Friedel heute aufgefallen, dass ich eine Stempelstelle im Bodetale glatt übersehen habe. Der Kasten steht am Gasthaus Königsruhe, wo wir gestern früh schon vorbeigelaufen sind!

Wir fahren also nicht mit der Seilbahn zu Tale, sondern wählen einen – zugegeben ziemlich abenteuerlichen – Abstieg durch eines der Nebentäler zur Bode runter, am Dambach entlang. Wir klettern über umgestürzte Bäume, stapfen durch Pfützen und bahnen uns den Weg durch Brennesels und Brombeergestrüpp. Aber schön schattig und kühl ist es hier. Und abseits der ausgetretenen Wege findet man auch im Bodetal ein ruhiges Plätzchen!

Im Bodetal angekommen wundern wir uns über die vielen Menschen, die trotz der Hitze hier unterwegs sind. Wir treffen unter anderem auf folgende Spezies: Eltern mit kleinen Kindern, die verzweifelt versuchen, ihren quengligen Nachwuchs mit „Waldabenteuern“ bei der Stange zu halten. Gestresste Familien mit Teenagern, die grußlos und verkniffen an uns vorbeiziehen. Fitte Rentner, die mit BARFUSSSCHUHEN die extrem steinigen Wegpassagen meistern und dabei locker mit ihrer Frau plaudern. Rentnerinnen mit Wanderstöcken, tränennah, die von den extrem steinigen Wegpassagen wirklich überfordert sind. Die Familie mit dem Bollerwagen, die scheinbar den weiteren Weg gestrichen hat und mitten auf dem Weg ein Picknick veranstaltet. Rücksichtslose Mitwanderer, die niemanden außer sich selbst registrieren, sich mitten auf dem Weg die Schule zubinden und niemanden vorbeilassen. Gelegentlich treffen wir aber auch auf freundlich grüßende Wanderpaare, die ganz normal wirken!

Wir sind glücklich und dankbar, dass wir noch gut zu Fuß sind und nicht noch nebenbei Kinder bespaßen müssen. Das Bodetal hat im Vergleich zu gestern früh einen ganz anderen Charakter – es ist heiß, grell und wesentlich voller!

Am Gasthaus Königsruhe angekommen, stempeln wir hurtig und wollen uns Pommes und Kaltgetränke bestellen. Es bleibt aber bei der Holunderlimonde, weil mir die Wartezeit für die Pommes viel zu lange dauert und in der Schlage hinter mir die Kinder in die Waden treten. Ich schnappe mir unsere Getränke und verziehe mich auf die Aussichtsterrasse, wo Friedel unsere Rucksäcke hütet. Gegessen wird dann halt „zuhause“!

Das Gasthaus wirbt übrigens damit, über einen der „100 schönsten Biergärten Deutschlands“ zu verfügen. Wir fragen uns, wer die Lokalitäten dabei kürt und welche weiteren Biergärten noch auf der Liste stehen. Vielleicht sollten wir als Nächstes mal eine „Biergarten-Fernwanderung“ veranstalten?

Am Eingang/Ausgang zum Bodetal befindet sich der „Hexenkessel“, eine kirmesähnliche Anlage mit Hüpfburgen, Kletterpark und Fahrgeschäften, alles im Zeichen der Hexe. Trotz der Hitze tobt hier der Bär.

Wir beeilen uns, dieses lebhaften Ort wieder zu verlassen und genießen kurz darauf Kaffee und Eis auf unserer schönen Terrasse mit Blick auf die Wohnblocks gegenüber. So schön es im Bodetal auch ist, so freuen wir uns aber auch darüber, dass wir im wenig besuchten Nordharz wohnen dürfen!

Thale, das Bodetal und die Rosstrappe: Fünf Stempel müssen hart erkämpft werden!

Thale, Bodetal, Böser Kleef und Rosstrappe: 22 Kilometer
gelaufen am 2. August 2022

Unglaublich, welche Freiheiten so eine Ferienwohnung uns eröffnet – Bekanntlich sind wir ja Frühaufsteher und sonst haben wir auf unseren Wandertouren immer die Zeit bis zum Hotelfrühstück totschlagen müssen, indem wir Stadtbesichtigungen eingeschoben, eingekauft, rumgedöst haben …

Heute hingegen können wir bereits um sechs Uhr aufstehen, gemütlich frühstücken und sind schon um 7:15 Uhr am Eingang zum Bodetal. Natürlich ist es unmöglich, um diese Uhrzeit den Sessellift zur Rostrappe zu nehmen: Der hat – geradezu lächerlich spät – seine erste Fahrt erst um 9:30 Uhr. So lange warten wir auf keinen Fall!

Also müssen wir laufen. Wir beginnen unseren Wandertag mit einer Neun-Kilometer-Tour das Bodetal hoch, immer entlang des Flusses. Dabei kommen bis Treseburg locker 350 Höhenmeter zusammen. Auf steinigen Pfaden geht es ständig bergauf und bergab. Wir dachten, dass wir den Tag mit einem beschaulichen Spaziergang an der Bode entlang beginnen – mitnichten!

Also .. das Bodetal ist ECHT beindruckend. Unserer Ansicht nach haben wir heute das absolute Highlight des Harzes durchwandert. Der Fluss windet sich durch eine tiefe Schlucht, links und rechts ragen die Felswände steil nach oben. Der Weg (übrigens die letzte Etappe des Harzer Hexenstiegs) folgt dem mäandernden Fluss mal links, mal rechts, aber meistens ausgesetzt und ungesichert. Wir sind begeistert!

Friedel ist ein wenig verzweifelt, weil sich die Pracht kaum fotografieren lässt. Am Morgen ist es stockdunkel in der Schlucht und die dreidimensionale Pracht ist bei den schwierigen Lichtverhältnissen fototechnisch nur schwer einzufangen.

Um die frühe Uhrzeit haben wir den Weg ganz für uns allein. Erst kurz vor Treseburg entdecken wir einen einsamen Fliegenfischer mitten im Fluss. Das haben wir in Deutschland noch nie gesehen – fast wie in Schottland!

Außerdem treffen wir erst um Treseburg herum die ersten Wanderer, die in die Gegenrichtung unterwegs sind. Gern hätten wir in Treseburg einen Kaffee genommen, aber um kurz vor zehn ist hier noch alles zu!

Der Weg aus dem Ort heraus führt unschön an einer engen Landstraße entlang. Hier handelt es sich um einen ausgeschilderten, offiziellen Weg des Harzclubs, aber wir müssen uns trotzdem eng an die Felswand drücken, wenn uns mal wieder ein rücksichtsloser Wagen mit dänischem oder holländischen Kennzeichen entgegenkommt, der keinen Zentimeter für uns Platz macht!

Der Weg zur nächsten Stempelstelle, dem „Wilhelmsblick“, führt kurioserweise erst durch einen engen Tunnel im Fels, bevor er über steile Stufen zum Aussichtsfelsen führt. Nie und nimmer hätten wir den Auf- und Abstieg auf gleicher Strecke auf uns genommen, wenn sich dort oben nicht so ein vermaledeiter grüner Stempelkasten befände!

Zum „Bösen Kleef“ traben wir zunächst über schmale Wege weiter nach oben. Mittlerweile ist es hübsch heiß geworden und der Schweiß rinnt in Strömen. Vor allem auch deshalb, weil gleich zwei Wege zum Aussichtspunkt wegen Windbruch eigentlich gesperrt sind, wir aber trotzdem über Baumstämme und Äste weiter klettern. Mögliche Alternativen würden einen Umweg von mehreren Kilometern bedeuten und die wollen wir auf keinen Fall laufen. Da zerkratzen wir uns doch lieber die Beine und hauen uns die Köpfe ein! 🙂

Am Ziel legen wir eine Mittagspause ein und genießen den Ausblick über Altenbrak. Herrlich einsam ist es hier, obwohl der August ja eigentlich die Hauptsaison sein müsste. Seit Treseburg haben wir niemanden getroffen!

Den Stempel bei der Ausflugsgaststätte „Todtenrode“ nehmen wir wie im Fluge mit. Trotz des schaurigen Namens scheint hier zu anderen Zeiten der Bär zu toben – heute aber ist hier alles verrammelt. Montags und dienstags ist hier Ruhetag!

Auf zunächst schattenlosen Forstwegen, aber zunehmend schmalen Waldwegen nähern wir und dem touristischen Highlight des heutigen Tages, der Rosstrappe. Der Anmarsch über den Fuß der Winzenburg, einer altgermanischen Fluchtburg, ist gut gewählt, denn fast niemand begegnet uns und wir können schon den einen oder anderen Blick von den Felsen hinunter ins Bodetal erhaschen.

Aber bei der Einmündung zur Rosstrappe trifft uns fast der Schlag – Millionen sind hier unterwegs, Dänen, Holländer, Asiaten, die Damen in luftigen Sommerkleidchen und die Herren in feschen Shorts und mit Riemensandalen. Und Kinder, jede Menge Kinder!

Trotzdem schlagen wir uns bis zum Ende des schmalen Felsenstegs durch. Wir sind hier, da wollen wir mehr sehen als den grünen Kasten mit dem Stempelkissen! Die Aussichtspunkte sind fast gänzlich mit Selfie-Fotografen verstellt, aber den einen oder anderen Blick ins Bodetal und auf die umliegenden schroffen Felswände können wir trotzdem erhaschen.

Hoffentlich haben wir und in dem Gedränge kein Corona geholt! Wir erholen uns bei Apfelschorle und Bockwurst am Kiosk beim Hotel. Am Ende unseres Wandertages gönnen wir uns ein ganz besonderes Schmankerl: Mit dem Sessellift lassen wir uns bequem zu Tal befördern – ein wenig flau im Magen ist uns aber auch dabei!

Unser früher Start am Morgen hat dazu geführt, dass wir schon vor der großen Nachmittagshitze wieder zurück in unserem Ferienhaus sind. Wir gönnen uns heute ein ausgiebiges Nachmittagsschläfchen und zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Oliven und Tomatensauce. Denn wir könnte es auch anders sein – die umliegenden Restaurants haben montags und dienstags Ruhetag!

Blankenburg fünf Stempel – jetzt ist der Osten dran!

Blankenburg Nord 18 Kilometer und 5 Stempel
gelaufen am 1. August 2022

Die Großen Sandsteinhöhlen bei Blankenburg

Mittlerweile haben wir fast alle Stempelstellen in unserer Nähe abgegrast. Der Harz aber ist groß und im Osten warten jede Menge weitere Attraktionen und tolle Touren auf uns.
Friedel und ich habe ein paar Tage frei und haben etwas arrangiert, was wir zu zweit noch nie gemacht haben – Wir haben uns ein kleines Ferienhaus in Thale gemietet!

So sah das Häusle bei unserem Einzug aus – mittlerweile haben wir überall unsere Sachen verteilt!

Wie ihr wisst, sind wir ja eigentlich sonst eher als Streckenwanderer unterwegs. Allerdings gibt es rund um Blankenburg und Thale so viele von diesen grünen Kästen mit Stempeln, dass sich die Tour von Hotel zu Hotel kaum lohnt. Unser Ferienhaus als Basisstation in Thale ist da eine sinnvolle Alternative.

Schon heute am Anreisetag sind auf den 18 Kilometern unserer Rundtour diverse Hotspots des Harzes nahezu inflationär vorhanden. Die Sandhöhlen bei Blankenburg, die Festung Regenstein und das Kloster Michaelstein lassen sich sehr gut verbinden, wenn auch mit einigen hässlichen Passagen an Bundesstraßen entlang. Aber dazu später.

Erste Station: Die Regenstein-Mühle. Angelegt Ende des 12. Jahrhunderts, beeindrucken nicht nur die rekonstruierten Mühlräder, sondern die gesamte Szenerie. Die Anlage liegt in einer sandigen Gegend, mit dicken Eichen und alten Kiefern bestanden. Im Nieselregen mutet die Gegend fast schon archaisch an.

Auf sandigen Wegen geht es weiter zu den „Kleinen Sandsteinhöhlen“. Die finden wir schon beindruckend genug. Die hellen Wände und der feine, helle Sand im Inneren der Höhlen mutet fast gemütlich an. Das muss ein lauschiges Plätzchen für unsere Vorfahren gewesen sein!

Noch beeindruckender sind dann die „Großen Sandsteinhöhlen“. Zwar sind die Höhlen nicht unbedingt tiefer oder höher, aber sie liegen allesamt in einer tiefen Senke, rund um einen riesigen, feinsandigen Platz. Dies wäre eine extrem coole Location für ein sommerlich-strandartiges Musikfestival!

Besonders schön ist , dass heute Morgen außer uns niemand anderes hier ist. Es ist mitten in der Sommerferienzeit, aber wir haben den Platz ganz für uns allein!

Zur Festung Regenstein geht es dann extrem fies bergauf. Wenn sich oben auf dem steilen Felsen nicht eine Stempelstelle befinden würde, hätten wir die Festung glatt ausgelassen!

Oben auf der Klippe liegt die Festung Regenstein

Obwohl es regnet, ziehen wir auf dem Weg nach oben unsere Regensachen aus. Lieber regennass als schweißdurchtänkt!

Immerhin werden wir auf dem Weg mit einigen tollen Ausblicken belohnt. Oben landen wir auf einer Straße, die Parkplatz-Wanderer bequem über eine steinerne Brücke in die Festung führt. Gemein – und wir haben uns so gequält!

Da das Café in der Festung nicht geöffnet ist und der Eintritt vier Euro pro Person kostet, machen wir uns nach der Stempelei gleich wieder an den Abstieg. Um 16:00 Uhr müssen wir unser Ferienhaus beziehen und vorher noch zwei Stempel einsammeln!

Der Weg von der Festung zum Kloster Michaelstein gehört zu den Tiefpunkten unserer bisherigen Unternehmungen. Entlang eines vielbefahrenden Autobahnzubringers laufen wir im Nieselregen durch ein Industriegebiet und entlang eines riesigen Einkaufs-Arreals. Wir fragen uns, warum wir so stur sind und unsere Stempelstellen partout zu Fuß erreichen wollen. Jeder außer uns fährt hier!

Kloster Michaelstein ist dann auch nicht so der Bringer. Die Anlage wurde schon vor Jahrhunderten profanisiert und beherbergt heute eine Musikakademie. Die Anlage ist hübsch und gepflegt, aber hat irgendwie keinen Flair. Fotogen sind jedoch das alte Torhaus und die vielen Fischteiche der ursprünglich mönchischen Fischzuchtanlage.

Neben den Sandhöhlen ist das heutige zweite Highlight das leckere Fischbrötchen mit geräucherter Forelle, dass wir uns in der Außenanlage des „Klosterfischers“ besorgen. Schließlich haben wir die vier Euro Eintritt auf der Festung eingespart, da kann man sich schon mal ein Gourmet-Fischbrötchen für 5,50 Euro pro Person gönnen!

Solide gestärkt machen wir uns auf zur letzten Stempelstelle, der Ruine „Altenburg“ in Heimburg. Durch sandige Wälder laufen wir auf dem „Harzer Klosterwanderweg“, der Goslar und Quedlinburg und zwölf ehemalige Klöster des Harzvorlandes miteinander verbindet. Schon zweimal sind wir bisher dem Weg begegnet: Auf DDLN von Goslar nach Schladen haben wir das Kloster Wöltingerode besucht und auch bei Wernigerode haben wir auf dem Weg zum Austberg den Klosterwanderweg beschritten.

Der letzte Anstieg des Tages, rauf zur Ruine Altenburg, sieht schlimmer aus, als er ist. Von der Burg ist nicht mehr viel erhalten, aber der Ausblick auf den Harz und das Harzvorland ist hübsch. Wären wir die Erfinder der Stempelstellen gewesen, wir hätten der Altenburg jedoch keinen Stempelkasten verpasst. Der Blick vom Austberg bei Wernigerode ist doch sehr ähnlich.

Der Klosterwanderweg führt uns von der Ruine weiter in Richtung unseres Parkplatzes, an dem unsere heutige Wanderung enden wird. Die Wegführung ist eine echte Unverschämtheit! Entlang eines Autozubringers laufen wir auf der Grasnarbe zwischen Leitplanke und Fahrbahn, wir haben kaum Platz und die Autos sausen an uns vorbei. Dies soll ein überregionaler Wanderweg sein? Vielen Dank auch!

Das letzte Stück ist dann wieder recht hübsch. Zwar hören wir rechts neben uns das Brausen des Verkehrs auf der Autobahn, aber wir wandern durch eine grasige heide-ähnliche Landschaft, die uns ausnehmend gut gefällt.

Unser kleines Ferienhaus für zwei befindet sich in der Altstadt von Thale, etwa zweieinhalb Kilometer von den Seilbahnen zum Hexentanzplatz und der Rosstrappe entfernt. Anscheinend ist die Altstadt von Thale kein touristischer Hotspot. Die Gebäude sind zwar aus Bruchstein, aber in keinem guten Zustand. Das Kloster ist die halbe Woche verrammelt und es gibt keine Restaurants oder Cafés in der Nähe. Unser historische Unterkunft in einer alten Gasse mit Kopfsteinpflaster ist schön renoviert, aber vom Balkon aus genießen wir den Blick auf die „Platte“. Das hat Lokalkolorit! 🙂