In Bad Harzburg tanzt der Bär, aber in Kamschlacken schlummert er noch!

Blick zum Brocken

Bad Harzburger Rundtour, 17 Kilometer, 4 Stempel, gelaufen am 11.03.2022
Riefenbeek-Kamschlacken, 16 Kilometer, 2 Stempel, gelaufen am 17.03.2022

Verrückt, wie warm dieser März schon ist. Auf der einen Seite sind wir erfreut, denn so gibt es einige wunderbare Wanderstunden mit strahlendem Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen. Aber findet ihr es nicht auch befremdlich, dass es im März schon so frühlingshaft warm ist?

Nach Bad Harzburg können wir ohne Umsteigen mit dem Zug fahren, also lassen wir das Auto dieses Mal stehen. Seitdem wir wieder selber fahren, kriegen wir viel weniger mit von den Orten, in deren Umgebung wir laufen. Der lange An- und Zurückmarsch zwischen Bahnhof und Wanderparkplatz entfällt bei der Anfahrt mit dem Auto – Heute jedoch marschieren wir durch ganz Bad Harzburg, bevor wir die Waldkante erreichen.

Die Stadt beeindruckt durch stylische Bäder-Architektur. Hier kurten einst die Reichen und Schönen, aber die glorreiche Zeit des Bäder-Tourismus ist schon lange vorbei. Die Stadt versucht deshalb heutzutage, Besucher durch „Erlebnisse“ anzulocken – es gibt eine Seilbahn auf den Burgberg, einen Baumwipfelpfad, eine Baumschwebebahn …

Der Einstieg zum Baumwipfelpfad

Außerdem beginnt direkt hinter der Stadt der Nationalpark Harz. Bisher haben wir ja nur Touren im Westharz unternommen und da gibt es nur den Harz, aber nicht den „Nationalpark Harz“. Heute erwarten wir also die Wildnis pur!

Was unterscheidet nun also den Harz vom Nationalpark Harz? Nun, zum Einen gibt es überall Bänke mit dem Nationalpark-Enblem und schickere Wegweiser. Da die vom Borkenkäfer zerstörten Bäume stehen gelassen und nicht gefällt und abtransportiert werden, sind die Wege nicht so zerfurcht und verschlammt – Aber die Baumgerippe, die hier überall in den Himmel ragen, sind nun wirklich kein schöner Anblick, finden wir …

Interessant ist, dass die Bäume, die hier natürlicherweise nachwachsen, keine Fichten mehr sind, sondern Birken. Wir fragen uns, wie der Wald hier im Nationalpark wohl in zwanzig Jahren aussehen wird.

Unsere erste Stempelstelle heute ist das Gasthaus Molkenhaus, das zu dieser frühen Stunde noch geschlossen ist. Trotzdem ist es erstaunlich, wie viele Leute außer uns schon unterwegs sind – dabei hat die Wandersaison noch gar nicht richtig angefangen!

am Molkenhaus

Das Molkenhaus liegt direkt am „Teufelsstieg“, der kürzesten, aber auch steilsten Wanderroute zum Brocken. Wir überlegen kurz, statt der geplanten Rundtour heute zum Brocken zu marschieren. Aber wie wir von Weitem sehen, liegt oben am Brockenhaus noch Schnee. Den Aufstieg werden wir deshalb lieber später im Jahr angehen, denn das Stapfen über glitschige und vereiste Wege schreckt uns. Heute laufen wir lieber weiter zur Rabenklippe.

Rabenklippe

Die Klippe finden wir beindruckend und es gibt einen tollen Ausblick von der Aussichtsplattform. Nicht so toll finden wir, dass sich die Stempelstelle erst hinter der Terrasse des anliegenden Gasthauses befindet und wir uns zwischen gut gelaunten Wanderern an vollbesetzten Tischen hindurchzwängen müssen. Zum ersten Mal in unserer Stempelkarriere müssen wir an einem Stempelkasten in der Schlange stehen. Was machen die bloß alle hier?

Noch voller wird es auf dem Weg zum „Kreuz des Ostens“. Ganze Wandergruppen kommen uns entgegen und was uns am meisten stört – sie sind laut! Wir können absolut verstehen, dass unsere Mitmenschen gleich wie wir die Sonne und die Natur suchen – Aber muss man dabei denn solch einen Lärm machen?

Friedel und ich stammen beide aus Flüchtlingsfamilien und am Kreuz des Ostens posiere ich deshalb am Stein meiner Herkunftsprovinz mütterlicherseits. Meine Omi stammte aus Pommern, meine Oma aus Danzig. Bei Friedel ist die Lage leider komplizierter, für ihn gibt es keinen Stein.

Als wir an unserer letzen Stempelstelle, dem Burgberg ankommen, ist gefühlt halb Niedersachsen hier. Auch wenn wir uns eigentlich die ganze Zeit draußen aufhalten, habe ich Angst, uns hier Corona einzufangen.

Der Außenbereich des Gasthauses auf dem Burgberg ist voll gefüllt und jede Bank mit Blick auf das Harzvorland ist besetzt. Auch hier müssen wir uns wieder einreihen, um an unseren Stempel zu kommen – nichts für Steffi!

Schön warm ist es an diesem ersten Frühlingstag im März – aber für meinen Geschmack ist es hier echt zu voll. Am nächsten Samstag suchen wir uns etwas Ruhigeres!

Blick auf Kamschlacken und den Söse-Stausee

Und so soll es auch sein. Am folgenden Samstag ist es genauso warm und schön, aber dafür viel einsamer!

An der ersten Stempelstelle, dem Leonorenblick, da lachen wir noch.

Wir Blödis haben nämlich nicht einkalkuliert, dass uns unser Weg heute auf über 800 Höhenmeter führen wird. Hier oben liegen aber noch jede Menge Schnee und Eis!

Diese Tatsache könnte man ja eigentlich ganz witzig finden und wir lachen auch erst mal ausgiebig. Aber dann treffen wir auf jede Menge vereiste Stellen und an einigen Stellen bleibt uns nichts anderes übrig, als quasi auf dem Hosenboden nach unten zu rutschen. Aber immerhin treffen wir hier oben auf dem Reitstieg zwischen Hanskühnenburg und Stieglitzeck fast keine anderen Wanderer! 🙂

Auch an den Hammersteinklippen sind wir fast ganz allein. Als wir um eine Felsenecke biegen, erschrecken wir eine einsame ältere Wanderin, die dort ihre Mittagspause eingelegt hat. Wir schüchtern sie so ein, dass sie glatt das Weite sucht – und wir haben die Klippen ganz für uns!

Unterhalb der Klippen finden wir ein nettes Plätzchen für unsere Mittagspause. Ich persönlich finde es viel netter, auf einer Bank im Wald meine Thermoskanne auszupacken als auf einer überfüllten Restaurant-Terrasse zu sitzen. Friedel ist da weitaus geselliger als ich, ihn schrecken die vielen Touristen deutlich weniger.

Am „großen Wehr“, der zweiten Stempelstelle des heutige Tages, hat sich der Himmel stark bewölkt und es kommt ein fieser Wind auf. Aber immerhin sind wir raus aus dem Schnee, auch wenn der Weg zum alten Wehr verflixt steinig ist!

Auch das große Wehr an der Morgenbrodshütte ist Teil des UNESCO-Weltkurturerbes „Oberharzer Wasserregal“. Hier fließt ein Teil der Söse und eines anderen Baches in Richtung der großen historischen Bergwerke bei Clausthal-Zellerfeld. Das Kanalstück hier ist etwas mehr als vier Kilometer lang und mündet weiter unten am Berg in den längsten der Oberharzer Wasserkanäle, dem Dammgraben.

Zurück zum Parkplatz geht es ständig bergab, mal wieder über einen der typischen breiten Forstwege, die wir im Harz nicht so mögen. Aber da es mittlerweile regnet und dann sogar schneit, sind wir froh, dass wir schnell vorankommen.

Insgesamt hat mir die Tour bei Kamschlacken viel besser gefallen als die in Bad Harzburg. ich mag’s halt gern einsam und wild und halte mich lieber fern von spektakulären Hängebrücken, Seilbahnen und anderem Gedöns. Zum Glück gibt es im Harz etwas für jeden Geschmack!

Harzer Wandernadel Tour 6: Über den Lautenthaler Gaipel zum Grumbacher See

Gelaufen am 29.01.2022: Elf Kilometer und zwei Stempel

Eigentlich haben Friedel und ich uns ja vorgenommen, nach unserem Umzug nach Niedersachsen mehr zu wandern und weniger zu arbeiten – Aber das ist gar nicht so leicht!

Auch wenn wir beide im Homeoffice sind (Friedel unter den Dach und ich im Erdgeschoss), hat sich gar nicht so viel geändert, was unserer Arbeitspensum angeht. Längere Touren sind nach wie vor nur am Wochenende drin, dann aber wirklich nötig. Wenn wir schon die ganze Zeit in der Bude hocken, müssen wir am Samstag auf jeden Fall raus!

Also Nässe und Nebel hin oder her – der Harz und die Stempelkästen rufen!

Bei dem Schietwetter laufen wir aber eher die kürzeren Touren bei uns in der Nähe. Längere Wanderungen sparen wir uns für später auf, wenn das Wetter wärmer wird.

Der „Gaipel“ ist ein traditionelles Ausflugslokal hoch über Lautenthal. Wir erreichen den Ort über einen steilen Anstieg von der Lautenthaler Touristinfo aus. Aus dem Schornstein tritt Rauch aus, drinnen sind Lichter an. Aber der riesige Parkplatz an der Baude ist autoleer und keine Menschenseele ist in Sicht – Heute wird hier nicht der Bär tanzen!

Immerhin herrscht am Stempelkasten neben der Eingangstür des Lokals kein Gedränge. Unseren ersten Stempel für heute haben wir gleich auf dem ersten Kilometer im Sack!

Auch auf den nächsten sechs Kilometern bis zum Grumbacher Teich treffen wir niemanden. Wir sind allein mit Nebel, Moos und Blaubeergesträuch – So mögen wir es!

Als wir jedoch am Grumbacher Teich aus dem Gebüsch springen, trifft uns fast der Schlag. Mindestens fünf Wanderpärchen tummeln sich an der Hütte am See!

Auch bei schlechtem Wetter und relativer Parkplatzferne ist der romantische Teich mit Wasserfall eine der Top-Destinationen der Region. Und wir müssen zugeben – zu Recht, zu Recht!

Zuvor hatten wir den Plan gefasst, den See entweder unter der Woche oder so wie heute bei schlechtem Wetter zu besuchen. An sonnigen Wochenenden muss hier die Hölle los sein!

Mit unseren beiden Stempelheften muss ich vor der Hütte gar kurz in der Schlange stehen. Noch ein anderes Pärchen ist vor mir dran und in der dunklen Hütte findet die Frau die richtige Seite nicht. Ich drängle gar nicht, aber meine Vorgängerin wird sichtlich nervös und drückt aus Versehen den Stempel verkehrt herum auf das Feld – und wird vom Mann glatt ausgeschimpft!

Oje! die Stempel in meinem und Friedels Heft gucken alle nach links, nach rechts, nach oben, nach unten … Wie gut, dass wir beide keine Pedanten sind!

Der Rückweg nach Lautenthal durch das „Große Drecktal“ ist viel schöner als der Name suggeriert. Links neben uns mäandert der Grumbach lieblich an unserem geschotterten Weg entlang. Hier ließe es sich auch bei Regen gut laufen und tatsächlich kommen uns einige Familien auf dem Weg entgegen, die Kinder dick in Regenzeug eingepackt.

Kurz vor Lautenthal treffen wir auf den interessanten Bergbau-Lehrpfad, der hier rund um das alte Bergwerkstädchen eingerichtet wurde. Der Kranichsberg unter unseren Füßen ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse und erste Bergwerksstollen zur Erzförderung wurden hier bereits im 16. Jahrhundert angelegt.

Was uns bei solchen Lehrpfaden jedoch oft ein wenig ärgert: Scheinbar sind wir zu blöd, die Schautafeln zu kapieren!
Eigentlich finden wir die Ausführungen hochinteressant und wir bemühen uns redlich, die Texte zu verstehen. Jedoch wimmeln die Tafeln vor Fachausdrücken aus dem Bergbau und hier wird „abgeteufelt“, „gepocht“ und „geklaubt“, was das Zeug hält. Wir bewundern „Kunstgezeuge“, „Grauwackegesteine“ und „Feldgestänge“ …. aber wozu dienen die genau?

Wir nehmen uns vor, nochmal wiederzukommen und uns vorher in die Thematik einzulesen. Im Ort gibt es auch ein Museum und man kann mit einer Grubenbahn in den Berg einfahren. Die Bergbaugeschichte der Region ist eigentlich sehr spannend und für das nächste Mal sind wir bestimmt vorbereitet!

Am Ende bummeln wir noch ein wenig durch die engen Gassen des Städtchens und schauen uns die kleinen Bergmannshäuser an. Jedes zweite Haus steht hier leer. So interessant und „schnuckelig“ die kleinen Häuser auch sind – Wohnen möchte man in den engen, dunklen Gassen dann doch nicht.

Zwei Stempel reicher und ein wenig durchgefroren steigen wir ins Auto und fahren zehn Kilometer zurück nach Hause – in eine hellere, wärmere, und weniger matschige Welt!

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