Variante Tag 44: Uttoxeter nach Cauldon Lowe, 26km

Die 21 Kilometer, die matschige 26 Kilometer werden, verschwundene Pfade und Sabotageverdacht, wildgewordenes Nutzvieh…

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Rurales, flaches Mittelengland. Heute haben wir mit einer lockeren Tour gerechnet – Wenn Staffordshire denn wanderfreundlich wäre!

It really really really is a shame! Nicht nur dass es sich beim Staffordshire Way um den wichtigsten Wanderweg im County handelt – Nein, der Weg ist auch DIE Route, die ¨Land’s End to John o’ Groats¨-Wanderer normalerweise nehmen. Vermutlich sind hier aber schon länger keine solchen mehr durchgekommen, denn der Weg ist kaum zu erkennen! Unser GPS und die OS-App zeigen eindeutig, dass hier der Weg verlaufen sollte. Stattdessen gibt es nur Dickicht und Sumpf. Entweder ist der Weg total verwachsen oder (wir möchten es glatt Sabotage nennen) komplett untergepflügt oder mit Mist eingesaut. Sogar die Stiles!

Der Pfad entlang des River Dove ist abenteuerlich: Auf der einen Seite der Abhang zum Wasser, auf der anderen die untergepflügte Ackerkrume. Nach zwei Stunden sehen wir aus wie Sau: Böse, böse Bauern! Aber immerhin hat es nicht geregnet … 🙂

Besser wird es erst nach Rocester, wo wir auf den Churnet Way wechseln. Den Abschied vom Staffordshire Way bedauern wir nicht!

Der Churnet Way ist ein ehemaliger Bahntrack. Oh welche Wohltat! Wir können sogar nebeneinander gehen!

Hier treffen wir (heute am Sonntag) auf jede Menge Wanderer und Spaziergänger. Auf dem Staffordshire Way ist uns kein einziger begegnet! Wieso nur?

Bis Oakamor können wir sieben Kilometer abreißen. Der Track führt uns größtenteil durch Wald und endlich gibt es jede Menge Bluebells zu bewundern. Außerdem die fettesten Sumpfdotterblumen, die wir je gesehen haben.

Der beste Teil kommt dann! Nach einem wässrigen Automatenkaffee im einzigen Pub des Örtchens geht es dann auf den Staffordshire Moorlands Walk ordentlich nach oben. Der Weg führt uns durch ein schönes Waldstück (der erste nennenswerte Wald auf der Tour) auf einen Höhenzug, von dem wir eine schöne Sicht auf ein Tal haben. Nett ist auch, dass sich endlich mal die Sonne blicken läßt, wenn auch ein eisiger Wind weht.

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Steffi will sich wieder als Lammretter beweisen, als wir an einem zappelnden Lamm vorbeikommen. Das arme Ding liegt auf der Seite und sieht so aus, als ob es nicht mehr auf die Füße kommen könnte. Sie stellt es auf die Beine, aber es fällt sofort wieder um und zuckt weiter. Epilepsie? Mit Bedauern ziehen wir weiter. Kein Farmhaus in Sicht, also was sollen wir tun?

Unser Martyrium beginnt auf den vermeintlich letzten drei Kilometern: Wir verlassen den Moorland Walk, um über Public Footpaths in Richtung unseres Inns in Cauldon Lowe zu wandern. Nach der Karte sieht es so aus, als wenn wir nur ein paar Wiesen durchlaufen müssten – aber oh weh! Jeder Pfad (wenn er denn existiert) endet im Sumpf oder gar an einem matschigen Bachlauf ohne Brücke. Wenn da Wege waren, dann war es vor langer, langer Zeit …

Am, Ende, nach Überwindung einiger kurioser Stiles, laufen wir über den Umweg des Umwegs des Umwegs, müssen uns auf einer Wiese über einen Stacheldrahzaun vor Bullen retten und werden fast von einem freudig herangaloppierenden Pferd überrannt.

Friedels Tracker zeigt am Ende statt der geplanten 21 Kilometer 26 an. So kann es gehen im wilden Staffordshire!

Im Camping-Pub in Cauldon Lowe gibt es dann zur Belohnung kein Essen mehr – zum Trost werden uns die schlechtesten Burger unseres Lebens serviert: Zwei Drittel Pommes, einen Brotlappen mit einer Scheibe Tiefkühl-Friko MIT KÄSERASPELN! Nun sind wir PAPPSATT, burps…ein Frühstück müssen wir uns morgen woanders suchen … aber das Bier ist gut! 🙂

Wandern im Staffordshire? Entbehrlich!

Aber morgen kommt der River Manifold und die Limestone-Dales! 🙂

Tag 41: Penkridge nach Little Haywood

Heute Morgen pickt es Friedel im Knie. Wir messen dem aber noch keine besondere Bedeutung bei. Im Nachhinein können wir uns auch nicht erinnern, dass seine Knieprobleme den Tag groß beeinträchtigt hätten. Aber hat sich das Unglück hier schon angekündigt?

Heute erwartet uns ein „Hubbel“ im Flachland. Cannock Case ist eine „Area of Outstanding Beauty” und erhebt sich auf 242 Meter (Umgebung: Ca. 100 Meter)!

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Zunächst führt uns der Staffordshire Way schnell aus Penkridge heraus und damit in die Wiesen und Felder der Umgebung. Zunächst geht es ein kleines Stück am Staffordshire and Worcestershire Canal entlang. Das ist mal wieder so ein richtig hübscher Kanal mit Bäumen und Hecken links und rechts und alten Hausbooten darauf. Leider müssen wir den Kanal relativ bald wieder verlassen, denn der Weg führt uns über braune Felder nach Bednall. Hin und wieder gibt es einen alten Baum zu bestaunen und dazu scheint die Sonne, also haben nichts zu meckern.

Nach Bednall überqueren wir eine A-Road und danach gehr es schon hinauf in den Cannock Chase. Wenig haben wir vorher darüber gelesen und wenig erwartet. Aber der Chase entpuppt sich als echte Schönheit – Ein Birkenwald mit Farnen und Heidekraut, hin und wieder wird der Wald unterbrochen von mit Ginster und Wacholder bestandenen Heideflächen.

Der Staffordshire Way folgt einem hübschen Längstal durch den Chase, das teilweise durch eine wüstenartige Heidelandschaft führt, aber dann auch wieder in den Wald, entlang eines hübschen, von Birken eingerahmten Baches. Zwar wird es im Chase plötzlich wieder empfindlich kalt und es beginnt sogar ein Schneeregen (Mützen raus!) aber wir genießen die fünf Kilometer durch diese wunderschöne Landschaft sehr und werden im Verlauf unserer späteren Wanderung immer wieder Gebiete mit dem Chase vergleichen: „Oh, hier sieht es aus wie im Cannock Chase!“

Die schönsten Abschnitte findet man immer dort, wo man sie am wenigsten erwartet …

Anschließend führt der Weg durch den großen Park von Shugborough Hall. Der trutzige graue Bau mit seiner riesigen Parkanlage gehört heute dem National Trust und wurde zu einer Art Vergnügungspark umgebaut. Neben dem Schloss kann man allerlei Einrichtungen besuchen, die auch mit einem Busverkehr verbunden sind: Eine Windmühle, eine Farm, eine Käserei ..

Zum Glück sind heute an diesem Mittwoch nicht viele Leute unterwegs. Nach der wilden Schönheit des Chase können wir Shugborough Park jedoch nicht viel abgewinnen und lassen den Park schnell hinter uns.

Nun treffen wir auf den River Trent und auf eine wunderschöne historische Bogenbrücke aus dem 16. Jahrhundert. Mit seine vierzehn Bögen ist die Essex Bridge die längste noch erhaltene Lastpferdebrücke in England. Sie überspannt den Trent und hatte im Original sogar vierzig Bögen. Wir machen eine Pause am grasigen Ufer des Flusses, mit Blick auf die Brücke. Da mittlerweile auch wieder die Sonne scheint, können wir uns hier richtig gut entspannen. Es ist erst 14 Uhr und bis zu unserem Ziel sind es nur noch zwei Kilometer.

Direkt neben dem River Trent verläuft auch der Trent and Mersey Canal, dem wir nun bis Little Haywood folgen. Die letzten Kilometer sind wieder allerbestes Kanal-Wandern. Der Kanal ist an dieser Stelle sehr hübsch und zahlreiche Boote fahren vorbei und die Insassen winken freundlich. Im Hintergrund des Kanals stehen die baumbestandenen Hügel vom Cannock Chase.

Unsere Unterkunft in Little Haywood ist etwas skurriler Art: Wir wohnen im Dorfladen. Beim Eintritt in den Laden klingelt eine alte Glocke und die Besitzerin führt uns in den hinteren Teil des Ladens und durch eine Tür in ein kleines Nebengebäude. Voilá – hier ist unser kleines Ferienapartment mit Küche und Wohnzimmerchen im Erdgeschoss. Das Schlafzimmer und das Badezimmer sind über eine steile Treppe zu erreichen. Das alles ist ausgesprochen hübsch renoviert und geschmackvoll dekoriert. Es gibt sogar eine Fußbodenheizung!

Wir genießen unseren „freien Nachmittag“, baden ausgiebig und lesen auf dem Sofa. Am Abend wollen wir zum Essen in den lokalen Pub. Das erweist sich aber als schwierig, weil gerade am heutigen Abend die Küche geschlossen ist. Die Gäste im Pub nennen uns aber noch einen anderen Pub etwas außerhalb des Ortes, in dem wir noch etwas zu Essen bekommen – wir können  nur zwischen zwei Gerichten wählen, aber das ist uns egal – Hauptsache etwas zwischen die Kiemen!

Zurück pickt es Friedel ganz ordentlich in den Knien. Wir schaffen es aber noch bis zum Village Store und zücken unseren Schlüssel, um quer durch den dunklen Laden zu laufen und unsere Apartment zu erreichen. Unterwegs sacken wir noch eine Packung Pringles und eine Flasche Bier ein. Really handy!

Ein Schelm, wer böses dabei denkt – natürlich bezahlen wir das am nächsten Morgen!

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