Erste Harzquerung 2022 Teil 3: Auf verschlungenen Wegen von Hohegeiß nach Bad Sachsa

Teil 3 unserer Brockentour an Walpurgis: 23 Kilometer, 5 Stempel
Gelaufen am 30. April 2022

Heute, am dritten und letzten Tag unserer phantastischen Harzquerung, werden wir erneut satte fünf Stempel einsammeln. Und schon der erste Stempel heute wird uns zu Wanderkönigen krönen!
Gestern haben wir nämlich unseren 49. Stempel in das Wanderheft gedrückt. Nur noch ein Stempel und wir erreichen die nächste Leistungsstufe und werden damit zu Monarchen: Bei fünfzig Stempeln gibt es die goldene Nadel mit individuellem Halbedelstein. Na, wenn das mal kein Ansporn ist! 🙂

Für heute haben wir uns einen verschwurbelten Wegverlauf ausgedacht, um möglichst alle Stempel der Region zu erreichen. Drei der Stempel werden auf dem “Harzer Baudensteig” liegen, einem rund einhundert Kilometer langen Fernwanderweg im südlichen Harz, der Bad Grund in mit dem Kloster Walkenried an der ehemaligen Zonengrenze verbindet. Der Weg schlängelt sich über diverse Höhen des Südharzes und nimmt auf seinem Weg möglichst viele “Bauden”, also Ausflugsgaststätten der Region mit. Und da diese meistens oben auf den Bergen liegen, kommen auf den sechs Etappen des Baudenstiegs fast 4000 Höhenmeter Auf- und Abstieg zusammen.

Eigentlich reizt es uns, den Weg auch mal komplett in einem Stück zu laufen. Das machen wir dann später, wenn wir “Rentner” sind, bereits Wanderkaiser sind und mehr Zeit haben!

Hexenhaus in Hohegeiß

Die Häuser hier im Oberharz sind in diesen Tagen festlich geschmückt: Heute ist Walpurgis und aus fast jedem Haus schauen kess die Hexen heraus. Mitunter hängen sie aber auch an Laternenpfählen!

Festliche Dekoration in Schierke

Wir sind froh, dass wir dem Spektakel heute noch entkommen werden. Wenn die ultimative Party am Abend losgeht, sitzen wir schon wieder im Zug nach Hause!

Hohegeiß lag früher direkt an der Grenze zur DDR und der Grenzzaun nur knappe 300 Meter von der Dorfkirche entfernt. Heute kann der Wanderer glücklicherweise in alle Richtungen ausschwärmen. Wir entscheiden uns für den Weg nach Westen, runter ins Tal zur Stempelstelle “Dicke Tannen”.
Um dorthin zu gelangen, steigen wir 200 Meter über die “Alte Bobbahn” ab. Von der Sportstätte selbst ist nichts mehr zu erkennen – Aber dass es sich hier um einen historischen Weg handelt, ist am alten Kopfsteinpflaster noch deutlich zu erkennen. An solchen Stellen geht immer die Phantasie mit uns durch und wir stellen uns vor, wie hier jahrhundertelang Ochsenkarren, Heerwagen und Postkutschen auf diesen unebenen Steinen talwärts gerattert sind. Neu und unbeseelt sind dagegen die geteerten Land- und Bundesstraßen, die heutzutage die Harzorte miteinander verbinden.

Im Naturschutzgebiet “Dicke Tannen” ist es dunkel und kalt. Leider sind mittlerweile auch hier die mächtigen und alten Nadelbäume abgestorben, die dem Ort den Namen verliehen. Der Platz mit dem Stempelkasten ist nett, aber unspektakulär. Besonders ist hier nur, dass wir an dieser Stelle unseren fünfzigsten Stempel einheimsen!

Weiter geht es auf durch das grüne Tal des Wolfsbachs weiter, in Richtung des Talorts Zorge. Das langgezogene Dörfchen touchieren wir nur an seinem nördlichen Ende, denn hier treffen wir auf den Baudensteig und es geht gleich steil nach oben. Ein Zickzackweg schlängelt sich den Berg hinauf zum “Pferdchen”, einer hübschen Rasthütte mir grandioser Aussicht zurück auf Zorge – gut gewählt, diese Stempelstelle!

Die nächste Stempelstelle “Helenenruhe” begeistert uns weniger. Die Hütte ist total zugemüllt und als sei dem schon nicht Ungemach genug, hat irgendein Idiot auch noch direkt neben die Hütte einen große Haufen hingesetzt. Die dabei verwendeten Taschentücher fliegen bereits in der Gegend herum. Wir sagen nur “Disgusting!” und suchen das Weite.
(Den Stempel haben wir natürlich trotzdem mitgenommen.)

Die versiffte Stempelstelle “Arme Helene” – dezent aus der Ferne!

Nach der Helenenruhe sollten wir laut Karte an der nächsten Kreuzung nach links abbiegen. Aber Friedel entdeckt auf einem Wegweiser einen Hinweis, dass es zur Stempelstelle 163 nach rechts gehen soll. Wie bitte? Wir drehen und wenden unsere Wanderkarte und die App von links nach rechts und von oben nach unten, aber eigentlich müsste es eindeutig nach links gehen!

Oh Lob und Ehr dem segensreichen Internet! Eine kurze Recherche mitten im Wald ergibt, dass die Stempelstelle 163 “versetzt” wurde, und zwar lockere drei Kilometer nach Norden.
Als Grund wird genannt, dass der Weg zum ursprünglichen Standort “Bremer Klippen” dauerhaft gesperrt und “entschildert” sei.. Interessant, denn sowohl auf unserer Wanderkarte wie auch der Karte unserer Wanderappp sind zwei große Wanderwege – der Baudensteig und auch der Kaiserweg – auf der bisherigen (und nun gesperrten) Route verzeichnet!

Nun denn .. so bald kommen wir nicht mehr in die Gegend hier, also trotten wir los zum neuen Stempelpunkt, der sich “Gipfelblick am Kaiserweg” nennt. Die Versetzung der Stempelstelle bedeutet für uns zwei unnötige Kilometer hin und zwei wieder zurück. Und natürlich geht es auf dem Hinweg konsequent bergauf. Aber immerhin dafür dann auf dem Rückweg bergab! 🙂

Als wäre das nicht schon lästig genug, ist an der neuen Stelle auch noch der Stempel defekt. Das Motiv ist abgefallen!
In solchen Fällen wird dem Stempeljäger erlaubt, die angegebene Nummer im Stempelkasten in sein Heft zu übertragen – in diesem Falle die 939. Aber wie sieht das denn am Ende aus, wenn auf der der Doppelseite ein Stempel fehlt?
Zuhause werde ich gleich eine Defekt-Meldung an das Büro der Harzer Wandernadel absetzen. Ich erhalte eine freundliche Dankesmail – immerhin!

Der Titel “Gipfelblick auf dem Kaiserweg” bezieht sich in diesem Falle auf den Wurmberg, den zweithöchsten Berg des Harzes. Diese besondere Aussicht wurde vermutlich erst durch das Waldsterben im Harz ermöglicht. Schauen wir mal, ob der Stempelkasten dann erneut verlegt wird, wenn die Fichten wieder nachgewachsen sind! 🙂

Nun … der Ausblick ist wirklich schön und an der Stempelstelle wurde zudem ein netter Picknickplatz angelegt. Aber die vier Kilometer Umweg nerven natürlich, zumal wir generell ungern den gleichen Weg wieder zurück gehen.

Auf einer anderen Route als der ursprünglich geplanten laufen wir weiter in Richtung Wieda, denn wir wollen es nicht riskieren, am Ende in einer Sperrung zu landen und wählen einen parallelen Weg etwas tiefer am Hang. Die “Kreuztalsklippe” oberhalb von Wieda bietet einen weiten Blick auf die Neubaugebiete des Straßendorfs, das sich fast fünf Kilometer durch das enge Tal schlängelt. Die Gegend um Wieda ist malerisch, aber wir persönlich präferieren eher Dörfer, die einen richtigen Ortskern haben. Einige Häuser in diesem engen Tal wird im Winter die Sonne vermutlich nie erreichen. Bei unser Haussuche haben wir uns in den Internetportalen auch einige Häuser in Wieda angesehen, aber in einem Ort ohne richtige Einkaufsmöglichkeiten und ohne Bahnhof wollten wir nicht wohnen. Und Angst vor Hochwasser hätten wir hier auch!

An der Stempelstelle treffen wir einen anderen Stempelsammler, der extra mit dem Auto von Osterode nach Wieda gefahren ist, um den Stempel hier oben zu ergattern. Eigentlich finden wir es doof, extra wegen eines Stempels zu einem Parkplatz zu fahren, zum Stempelkasten aufzusteigen und schnurstracks auf gleichem Wege wieder zurück zum Auto zu gehen. Bisher haben wir uns bemüht, alle Stempelrouten mit einer “richtigen” Wanderung zu verbinden. Abr wer weiß, wie es ist, wenn uns nur noch wenige Abdrücke fehlen und man endlich “fertig” werden will. Unser Wanderpartner hat sein Heft bereits bis zur Hälfte gefüllt. Und das sind immerhin schon über einhundert Stempel!

Nach Bad Sachsa laufen wir eigentlich nur, weil wir uns den UNESCO-Weltkulturerbeort Walkenried für eine andere Tour aufsparen wollen. Schnellen Schrittes eilen wir durch den Friedwald in Richtung Bahnhof Bad Sachsa, denn der Zug fährt nur einmal pro Stunde und wir wollen den Zug um 16:08 Uhr noch erwischen. Da haben wir kaum Zeit, auch noch Fotos zu machen. Aber dieses witzige Schild am Ortsausgang von Wieda hat es trotzdem geschafft, fotografiert zu werden:

Kaffee? Nur 2 km zurück!

Ohne Kaffee, aber gerade noch rechtzeitig erreichen wir den Bahnhof von Bad Sachsa. Die Bahnschranken an der Durchgangsstraße sind bereits unten, aber der Haltepunkt liegt zum Glück auf “unserer” Seite.
Im Zug leeren wir den Rest Tee aus unserer Thermoskanne und freuen uns über die tolle, abwechslungsreiche Tour, die uns zudem dreizehn Stempel beschert hat. Wir beschließen jetzt und hier, noch mehr dieser “Harzquerungen” zu unternehmen. In drei Wandertagen sind viele solcher Touren mit den Öffis möglich und diese Art des Stempelsammelns gefällt uns am besten!

Diese Doppelseite sieht schon ganz gut aus, aber einige andere sind noch ganz leer!
Was unterscheidet “Gold” vom “Wanderkönig” ? 26 zusätzliche Stempel und der Halbedelstein!

Erste Harzquerung 2022 Teil 2: Auf dem Harzer Grenzweg von Schierke nach Hohegeiß

Teil 2 unserer Brockentour an Walpurgis: 24 Kilometer, 5 Stempel
gelaufen am 27. Mai 2022

Ganz wunderbar geschlafen haben wir in unserer Pension in Schierke. Das mag an den beträchtlichen Höhenmetern gelegen haben, die wir gestern auf- und abgestiegen sind. Oder an dem hiesigen Magenbitter “Schierker Feuerstein”, den wir gestern zum ersten Mal probiert haben. Vielleicht aber auch daran, dass wir sonst eher in Gasthöfen übernachten, dieses Mal aber eine ruhige Pension gewählt haben. Nachts war’s tatsächlich wunderbar leise!

Am Frühstück in der Pension gibt es auch nichts auszusetzen. Uns erwartet ein “kontinentales” Frühstücksbuffet mit Brötchen, Aufschnitt, Müsli, Joghurt, Eiern, Obst und Gemüse. Besser ist nur ein “Full English Breakfast”.

Nein, das ist nicht unsere Pension. Aber diese sieht so schön altmodisch aus!

Da wir fast die einzigen Gäste sind, erklärt uns unser sympathischer Gastgeber ausführlich die Strategie des Nationalparks: Der absterbende Wald wird sich selbst überlassen und man schaut, welche Bäume sich da so neu ansiedeln. Indem man das Bäume-Mikado einfach liegen lässt, bildet sich eine natürliche Barriere gegen das Rotwild, das so die neuen Bäumchen nicht mehr zerbeißen kann. Flugs zieht unser Gastgeber noch eine Broschüre des Nationalparks aus der Tasche. Wow, was für eine Werbung für den Nationalpark, unser Wirt könnte glatt ein “Ranger” sein!

Beim Bezahlen dann die Überraschung: Als wir die “Gästekarte” des Luftkurorts Schierke ausfüllen, um unsere obligatorische Kurtaxe zu bezahlen, stutzt unser Gastgeber merklich: “Ähhh … ” und er liest uns laut unsere Adresse vor: ” … da wohnen sie aber noch nicht so lange, oder?” Hä? Nun sind wir wiederum irritiert: Woher kann er wissen, dass wir “Neuharzer” sind?

Es stellt sich heraus, dass er der Sohn unserer Seesener Nachbarn zur Linken ist. Die beiden sympathischen Rentner sind die einzigen Seesener, die wir bisher näher kennenlernen konnten, und sechzig Kilometer entfernt landen wir, obwohl es in Schierke zahlreiche andere Übernachtungsmöglichkeiten gibt, ausgerechnet bei ihrem Sohn. Interessanterweise haben wir uns gleich viel zu sagen und freuen uns schon auf ein Wiedersehen am Gartenzaun.

Aber nun müssen wir uns dann doch von der Pension loseisen, denn 24 Kilometer und 700 Höhenmeter Aufstieg stehen heute auf dem Plan.

Unser erstes Ziel sind die “Mäuseklippen” und kurz darauf die “Scharcherklippen”, bei denen es auch den ersten Stempel zu holen gibt. Wir steigen durch eine Baumwüste auf, denn fast alle Bäume um Schierke herum mussten mittlerweile “dran glauben”. Wenn man sich mit den alteingesessenen Harzern unterhält, äußern diese fast immer Bedauern und Trauer: Wir schön war der Harz doch früher, als alles noch so grün, dunkel und moosig war und wie schrecklich doch die kahlen Berge nun sind, kaum wiederzuerkennen! Nur wenige sehen den Wandel im Wald als Chance, so wie der Sohn unserer Nachbarn. Aber bis hier um Schierke herum wieder das Grün als Farbe des Waldes dominiert – das wird dauern!

Die Schnarcherlippen sehen aus, als hätte ein Riese einige flache Kiesel zu zwei Steinmännchen aufgetürmt. Der lustige Name rührt daher, dass bei starkem Wind aus einer bestimmten Richtung die Steine wohl nicht zu singen, aber zu “schnarchen” beginnen. Das hätten wir heute nur zu gern gehört, aber der Wind steht leider ungünstig.

Einen der beiden Steintürme kann man sogar besteigen: Mehrere steile Eisenleitern führen bis zum “Gipfel”, von dem man einen weiten Blick auf Schierke und die verwüsteten umliegenden Berghänge hat. Das Panorama wird dominiert vom Brocken, dessen hässliche Radarstation auch heute, an diesem diesigen Tag, gut zu erkennen ist. Mögen die Hänge um diesen hübschen Ort herum doch bald wieder ergrünen! 🙂

Der zweite Stempel des Tages ist nicht weit vom ersten entfernt. Am Barenberg gibt es eine Aussichtsplattform, die ebenfalls einen Blick über Schierke eröffnet. Der Ausblick hier ist aber nicht besser als von anderen Stellen des recht kahlen Berges. Einen Vorteil hat das Waldsterben im Harz – Ausblicke gibt es nun an jeder Ecke!

Über den sogenannten “Ulmer Weg” versuchen wir, wieder auf den “Harzer Grenzweg” bzw. zum Grünen Band zu gelangen. Ulm kennen wir als properes, aufgeräumtes Städtchen, aber der Ulmer Weg hier im Harz ist eine echte Sauerei – Waldfahrzeuge haben den Weg total zerfahren und Äste und halbe Bäume auf dem Weg wurden kreuz und quer zurückgelassen. Der Weg sieht aus wie meine Haare heute Morgen!

Am “Kaffeehorst” gibt es einen Stempel, aber keinen Kaffee. Früher stand hier ein Grenzturm der DDR-Schutztruppen, heute eine Schutzhütte der Harzclubs. Ein hübsches Plätzchen, aber da auf unserer Karte ein Skilift mit Bewirtung eingezeichnet ist, ziehen wir weiter.

Als wir aus dem Wald heraustreten, treffen wir auf einen riesigen Parkplatz. Im Winter muss hier am Skilift am Wurmberg die Hölle los sein. Heute steht auf dem riesigen Arreal kein einziges Auto, aber erstaunlicherweise ist die Skihütte trotzdem geöffnet. Hurra, wir haben es kaum zu hoffen gewagt, aber hier gibt es Kaffee, Pommes und Currywurst.

Auf den zweithöchsten Berg des Harzes, den Wurmberg, steigen wir heute aber nicht. Der Berg mit dem roten Aussichtsturm hat zwar auch eine Stempelstelle, aber die Logistikerin in mir hat den Wurmberg schon als Höhepunkt einer anderen Stempeltour bestimmt. Heute laufen wir weiter auf dem Kolonnenweg der ehemaligen DDR, immer entlang der Zonengrenze.

Schön, wenn man auf dem Grünstreifen zwischen den Lochplatten aus Beton laufen kann. Das ist nämlich nicht immer der Fall, manchmal ist der Steg total zugewachsen, steinig oder zu hubbelig. Dann muss man direkt auf den Lochplatten laufen, was mir extrem an die Nerven geht. Mit meinen kleinen Füßen laufe ich Gefahr, in den Löchern hängenzubleiben oder umzuknicken. Friedel mit seinen Quadratlatschen tritt einfach irgendwohin und deckt die Löcher ab. Ich kann mir nicht vorstellen, das komplette “Grüne Band” zu laufen, das wäre mir echt zu anstrengend und monoton.

Neun Kilometer traben wir auf dem Betonstreifen durch den Wald, Friedel links, ich rechts. Nachdem wir die B242 überquert haben, entscheiden wir uns, auf dem Weg zum “Ring der Erinnerung” nicht den Harzer Grenzweg zu nehmen. Wir wählen stattdessen eine kleine Abkürzung, die uns auf der Karte viel interessanter und kürzer als der eigentliche Wanderweg erscheint. Der eigentlich gut ausgetretene Pfad ist jedoch von umgestürzten Bäumen blockiert und beim Versuch, die Chaosstelle zu umgehen, landen wir am Steilhang. Tierpfade sehen aus wie Wanderwege, und wir folgen dem Weg, der am ehesten wie ein solcher aussieht. Dank unserer Wanderapp treten wir am Ende aus dem Dickicht und landen tatsächlich am “Ring”, aber Zweige und Spinnweben hängen in unseren Haaren … okay, in meinen!
Aber endlich sind wir wieder auf dem Weg!

Der “Ring der Erinnerung” ist eine Kunstinstallation, die uns ohne die Erklär-Schilder gar nicht aufgefallen wäre. Der “Ring” liegt auf dem ehemaligen Todesstreifen, hat 70 Meter Durchmesser und besteht aus einen Wall aus Totholz, aus dem “neues Leben” (Brombeeergestrüpp?) sprießen soll. Friedel ist die Installation nicht mal ein Foto wert: Hier sieht es aus wie überall im Harz, aber immerhin gibt es hier eine Stempelstelle. Eine unscheinbare Konstruktion, aber welch ein bedeutungsschwangerer Name!

Kurz vor Hohegeiß machen wir noch ein Schlenker zum Hahnestein, weil sich hier noch ein abgelegener Stempelkasten befindet. Der Weg ist nichts Besonderes, der Stempelplatz auch nicht – aber der Weg ist nett und im Licht der untergehenden Sonne sieht der frühlingshafte Wald ganz wunderbar aus. Wären wir nicht zum Hahnestein gewandert, wären wir viel zu früh in der Unterkunft angekommen!

Hohegeiß ist ein Grenzort, in dem zu Zeiten des Kalten Krieges der Hund verfroren gewesen sein muss. Direkt östlich der Dorfstraße lag früher der “Eiserne Vorhang” und dieser muss dem Ort förmlich die Lebensader abgeschnitten haben.
Aus dem Wolfsbachtal steigen wir extrem steil nach oben in den Höhenort … um auf DAS zu treffen!

Wie kann man nur! Ist das nicht der Inbegriff der Hässlichkeit? Welches krankes Bauherren-Hirn der 70er konnte sich so etwas ausdenken und erhielt auch noch freie Hand dabei, diesen perfiden Architekturplan auszuführen? Dieser Hotelkomplex ist das furchtbarste, was wir bisher im Harz sehen mussten! Und man sieht die Dinger schon von Weitem! Horrible!

Der Rest des Orts ist jedoch weitaus angenehmer. Nicht hübsch, aber authentisch dörflich und unser Hotel “Silbertanne” ist ein Muster an Zuvorkommenheit und Serviceorientierung.

Unser Menü für den Abend mussten wir im Voraus wählen, denn der Chef kocht seit Corona nur noch für Hausgäste. Kein Problem für uns – Bett, Bad, Bier und Braten sind uns gewöhnlicherweise genug. Unsere Wirte sind zwei fidele Holländer und sie sorgen ganz wunderbar für uns. Wir mögen Hohegeiß – Heureka!

Erste Harzquerung 2022 Teil 1: Auf dem Teufelsstieg von Bad Harzburg zum Brocken und weiter nach Schierke

Teil 1 unserer Brockentour an Walpurgis: Von Bad Harzburg nach Schierke, 22 Kilometer, 3 Stempel
gelaufen am 26. April 2022

“… Aber wart ihr denn auch schon auf dem Brocken?” haben wir schon tausendmal gehört, wenn wir von unseren Stempelabenteuern berichteten. Der Brocken ist ein mystischer Ort, mit seinen 1142 Metern der höchste Berg des Nordens, sagenumwobener Hexentanzplatz und die Hälfte des Jahres im Nebel versunken. Auf seinem Gipfel herrschen angeblich Klimabedingungen wie in Island.

Aber auf keinen Fall soll man den Brocken im Sommer besuchen. Nicht am Wochenende, nicht bei gutem Wetter und auf keinen Fall nach Sonnenaufgang. Ansonsten werde man als ernsthafter Wanderer von Massen an Tagestouristen in Grund und Boden getrampelt. Millionen von Ostfriesen, Holländern und Dänen suchen angeblich seine zugigen Höhen auf und der “Brockenwirt” sei der Ballermann des Nordens, so wurden wir gewarnt.

Alles Gründe für uns, den legendären Berg möglichst früh im Jahr zu besteigen. Dann haben wir es hinter uns. Am liebsten hätten wir ihn schon im April erklommen, aber da lag oben noch zu viel Schnee, Nun haben wir drei zusammenhängende Wandertage zur Verfügung und gute Wetteraussichten: Nun muss es also sein!

Wegen der drei Wandertage am Stück steht bei uns eine komplette Harzdurchquerung auf dem Plan: Von Bad Harzburg am nördlichen Harzrand über den Brocken nach Schierke, am nächsten Tag über das Grüne Band bis nach Hohegeiß und am dritten Tag über den Baudensteig bis zum Bahnhof nach Bad Sachsa, am südlichen Rand des Harzes. Unsere erste Mehrtagestour seit eineinhalb Jahren – Wir freuen uns wie Bolle!

Bad Harzburgs schmucker Bahnhof

Heute, an Tag eins unserer dreitägigen Tour, starten wir erneut am Jugendstil-Bahnhof von Bad Harzburg. Vor nur einem Monat sind wir dieselben zwei Kilometer bis zum Harzrand durch die City gewandert, aber die Wiederholung stört uns keineswegs – die stylische Bäderarchitektur begeistert uns schon wieder und wir sind beeindruckt von der Menge an Läden, Restaurants und Cafés, die unseren Weg durch die Innenstadt säumen.

Direkt an der Waldkante geht es bereits steil bergauf. Dieses Mal haben wir einen etwas anderen Weg zum Molkenhaus gewählt: Der “Teufelsstieg” über die Ettersklippe ist viel schmaler und wurzeliger als der Weg, den wir beim letzten Mal genommen haben.

Zudem beeindruckt uns das fast knallige Grün der Buchen um uns herum. Grün, grüner am grünsten – mehr geht nicht!

Wir amüsieren uns ein wenig über die Beschilderung in Richtung Brocken: Am Rand von Bad Harzburg lesen wir “zwölf Kilometer”, aber gefühlte zwei oder drei Kilometer später sind es auf den nächsten Wegweisern immer noch zwölf!

Um auf den Gipfel des Brockens zu gelangen, bieten sich drei Möglichkeiten an: Man fährt mit der historischen, von einer Dampflok angetriebenen Brockenbahn nach oben. Das ist bestimmt ein schöner Zeitvertreib, aber damit fahren wir später mal, wenn die Eltern uns besuchen! 🙂

Mit dem Auto kommt man – Gott sei Dank – nicht direkt zum Gipfel. Die häufigste und einfachste Erklimmung gelingt vom Parkplatz “Torfhaus” über den Goetheweg, auf dem es in etwa acht Kilometern 350 Höhenmeter zu überwinden gilt, ehe man beim Brockenwirt seine Bratwurst vertilgen kann. Wir aber entscheiden uns natürlich für den mühsamsten Fußweg zum Brocken: Zwölf Kilometer vom Bad Harzburger Baumwipfelpfad aus, 900 Meter Anstieg bis zum Brocken, auf dem TEUFELSSTIEG!

Natürlich wollen wir auf unserer Tour auch Stempel sammeln. Den ersten Abdruck auf dem Weg, den vom Molkehaus, haben wir schon. Die Mitarbeiter der Ausflugsbaude stellen morgens um zehn gerade die Schilder und Sitzpolster raus, als wir an der Baude vorbeilaufen. Macht nichts, denn unseren Kaffee haben wir schon in Bad Harzburg getrunken.

Das finden wir ziemlich toll an unserer neuen Heimat Harz: Die “Bauden”, die oft auf den Gipfeln der Harzer Berge liegen, sind viel zahlreicher und viel häufiger geöffnet als auf der Schwäbischen Alb. Das hat uns schon auf unser Deutschlandtour 2020 auf dem E6 verwundert – An einem stinknormalen Wochentag im Oktober landeten wir im Sprühnebel am Großen Knollen an und ergatterten das, was wir kaum zu hoffen gewagt hatten – einen heißen Kaffee und ein Stück Apfelkuchen! (Allerdings hatten wir 2020 auf unserem DDLN noch keine Ahnung von der Stempelei und müssen deshalb bald auf jeden Fall noch mal zum Knollen, um den verpassten Stempel nachzuholen.)
Auch wenn wir heute also am Molkehaus nicht einkehren, finden wir es toll, dass wir es KÖNNTEN! Auf dem Brocken gibt es dann die nächste Einkehr-Möglichkeit und dann werden wir uns den Kaffee so richtig verdient haben.

Nach dem Molkehaus geht es auf dem Teufelsstieg erst mal bergab, ins Tal der Ecker. Uns erwartet ein wunderschöner Pfad entlang des Bachs, von Felsen umrahmt und mit grünen, gesund aussehenden Fichten umstanden. In den feuchten Tälern sieht der Wald insgesamt viel besser aus als im eher trockenen Oberharz. Hier gewinnt man einen Eindruck darüber, wie der Oberharz mal war, bevor der Borkenkäfer die Bäume befiel – dunkel, mystisch, moosig.

Der Blick auf den Staudamm des Eckerstausees ist ein kleiner Schock, denn plötzlich landet man gefühlt wieder in der Ziviisation. Oben auf der Staumauer begeistert dann aber der Blick auf das blaue Wasser und die heidebestanden Hänge des östlichen Seeufers. Das kleine, weiße Pumpenhäuschen in der Mitte der Staumauer wirkt fast mediteran, markiert aber auch die ehemalige Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland.

Schon bei unserer Tour auf dem Thüringischen Rennsteig hat uns das Wandern auf der ehemaligen Zonengrenze fasziniert. Noch immer empfinden wir es als besonderes Geschenk der Geschichte an unsere Generation, dass wir hier heute wandern dürfen, wo sich vor 35 Jahren noch Stacheldrahtzäune und Grenztürme befanden und Grenztruppen patrouillierten. Frei und selbstbestimmt leben zu dürfen, ist nicht selbstverständlich, auch nicht für uns aus dem “Westen”!

Was hier am Eckersee ebenfalls begeistert, ist das Fehlen von jedwedem Zivilisationslärm. Schön auch, dass das Ostufer so schön mit Heidekraut bewachsen ist. Hier müssen wir mal im August wiederkommen!

Aber zurück zur Wanderung: Noch ein besonderes Geschenk wartet auf uns am Ende der Staumauer – der Stempel mit der Nummer 1!

Um Wanderkaiser zu werden. muss man ja bekanntlich 222 Stempel gesammelt haben. Bis jetzt haben wir eher in der Nähe unseres Wohnorts gestempelt, also ist die fünfte bis siebte Seite unseres Stempelhefts schon ziemlich voll. Auf den ersten drei Doppelseiten haben wir jedoch noch gar keinen Stempel – das wird sich an dieser Dreitagestour ändern. Denn gleich nach dem wunderschönen Eckerstausee wird der Stempel mit der Nummer 2 auf uns warten.

Aber nein, ich bin zu blöd. Nach dem “Viehstall”, einem verfallenden Gehöft auf einer weiten Wiese mitten im Wald, beginnt der Kolonnenweg der ehemaligen Grenze. Was im Eckertal noch nicht richtig zu sehen war, springt einem hier förmlich ins Auge – Hier verlief die ehemalige Grenze zur DDR, mit Zaun, Todesstreifen und Grenzpatrouillen. Außerdem geht es ab hier, dem Frickenplatz, plötzlich ziemlich steil bergauf. Dass das irgendwann kommen musste, war uns schon klar – Nun heißt es das Ränzel schnüren und wacker bergauf steigen!

Vor lauter Vorfreude vergesse ich, dass sich direkt um die Ecke, bei der Ranger-Station, die Stempelstelle mit der Nummer 2 befindet. Dass wir dort auch einen Kaffee bekommen hätten, darf ich dem Friedel gar nicht erzählen!

Jedenfalls bemerken wir erst am Abend, dass wir statt vier Stempel nur drei neue im Stempelhaft haben. Wie blöd ist das denn? Da sind wir direkt an der Stempelstelle vorbei gelaufen!

Aber zurück zum Grenzweg … vor uns liegen nun 500 Meter Anstieg auf vier Kilometern – wahrhaftig teuflisch!
Wir nehmen uns vor, einfach ruhig und bedächtig nach oben zu steigen. Das gelingt uns erstaunlich gut, aber trotzdem schwitzen wir tüchtig. Links und rechts von uns ist viel Wald zerstört, aber zum Glück spendet uns die eine oder andere Fichtenschonung Schatten. Ein lustiger älterer Wanderer, der uns entgegenkommt, fragt uns strackfrech, ob wir denn heute wirklich noch bis ganz nach oben wollen. Erneut sind wir erstaunt, dass uns hier im Harz wildfremde Menschen einfach so ansprechen. Im Schwäbischen haben wir das fast nie erlebt!
Der Rentner aus dem Thüringischen ist ebenfalls Stempeljäger und ein paar Tage in Wernigerode zu Besuch. Es ist schön, dass sich durch die Stempelei häufig schnell ein Gesprächseinstieg ergibt und wir tauschen uns kurz über die schönsten Plätze in der Nähe aus. Solche kleinen, zwischenmenschlichen Begegnungen erfreuen uns, sieh einer an! 🙂

Den ganzen Aufstieg zum Brocken hin hören wir schon das Pfeifen der Brockenbahn. Die ist dann auch das beste am Brocken – die alte Bahn ist hübsch anzuschauen und bei unserem nächsten Besuch auf dem Gipfel werden wir auch mal damit FAHREN!

Oben ist es merklich kühl und es weht ein eisiger Wind. An schattigen Stellen liegen noch jede Menge Schneebretter und die Vegetation wirkt deutlich boreal. Krüppelkiefern, dicke Steine, Heidekraut – wir fühlen uns, als wären wir in Lappland!

Die touristischen Einrichtungen auf dem Brocken lassen uns ebenfalls kalt. Die Radarstation ist hässlich, die Brockenuhr langweilig, das Brockenhotel ist ein Betonklotz und die beiden Dependancen des “Brockenwirts” können uns mit ihrem Kantinen-Flair auch nicht begeistern. Aber immerhin gibt es Kaffee und einen recht ordentlichen Apfelkuchen, wenn auch zu gesalzenen Preisen!

Am Brockenhaus sammeln wir unseren Stempel ein und machen uns bald wieder auf den Abstieg. Nur noch sieben Kilometer auf dem Teufelsstieg trennen uns von unserer Pension in Schierke und von nun an geht es permanent bergab. Ha, das ist doch eine unserer leichtesten Übungen!

Aber oh weh! Der Eckerlochstieg nach unten hat es in sich! Geradezu halsbrecherisch ist die Wegführung durch eine steinige Rinne mit dicken Steinen, in der man sich permanent fragt, ob man überhaupt noch auf dem Weg ist. Überall zwischen den Steinen rinnt Schmelzwasser den Hang hinunter und das Staken zwischen den dicken Steinen geht höllisch auf die Nerven und auf die Knie.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder auf die Brockenstraße treffen, beschließen wir, auf dieser zu bleiben und lieber auf Asphalt zu Tal zu traben, statt uns auf dem “Teufelsstieg” die Haxen zu brechen. Dieser Weg ist einfach unverschämt steinig und unsere Konzentration lässt nach…

Erst um halb sechs kommen wir in Schierke in unserer Pension an und treffen auf eine verschlossene Tür. Zum Glück gibt es einen Schlüsselkasten und auf meinem Handy finde ich den Code für die Schlüsselausgabe. Im Zimmer halten wir uns aber nicht lange auf, wir duschen und machen und auf den Weg zum “Holzfäller”, denn wir haben Hunger!

Das Bier und unser Abendessen auf der Terrasse haben wir uns heute redlich verdient. Heute feiern wir den Beginn unserer ersten Mehrtagestour seit eineinhalb Jahren – und das bei bestem Wetter!

Harzer Hexenstieg – Sechs auf einen Streich!

Von Altenau über den Hexenstieg nach Torfhaus und über die Wolfswarte wieder zurück
19 Kilometer, 6 Stempel
Gelaufen am 25. März 2022

Ende März, als schon Frühling war und der Winter noch nicht zurückgekehrt war, hatten Friedel und ich eine Woche Urlaub.
Eigentlich wollten wir die Woche in erster Linie dafür nutzen, das Gästezimmer fertig zu renovieren. Aber bei dem schönen Wetter haben wir es dann doch nicht ausgehalten, die ganze Zeit in der Bude zu bleiben!

Eigentlich wollten wir uns die Stempelstellen auf dem Hexenstieg für eine “echte” Fernwanderung aufsparen. Aber dann laufen wir das Teilstück später halt noch mal. Die Strecke von Altenau nach Torfhaus steht heute auf dem Plan, weil auf der Strecke gleich drei Stempelstellen liegen – und auf dem Rückweg über die Wolfswarte noch zwei weitere!

Wenn wir schon mal in Altenau sind, nehmen wir gleich am Morgen noch die Stempelstelle auf Altenaus Hausberg mit – die Köte Brockenblick liegt zwar nicht auf der Strecke, aber zwei Kilometer Umweg und einhundert Höhenmeter Aufstieg ist uns der Stempel wert.

Die Köte “Brockenblick” auf dem Schwarzenberg über Altenau

Die Stempelstelle auf dem Schwarzenberg enttäuscht uns jedoch. Die Köte sieht aus wie ein mickriges Bushaltestellen-Häuschen und die Aussicht ist total zugewachsen – von Brockenblick keine Spur!

Schon so manches Mal haben wir uns gefragt, nach welchen Kriterien ein Plätzchen 2006/2007 zur Stempelstelle auserkoren wurde – und andere nicht. Über den ganzen Harz verteilt sind 220 besondere Plätze auf der Liste. Sie befinden sich in erster Linie in den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, aber einige Stempelkästen stehen auch auf Thüringer Grund. Die Auswahl ist schon lange abgeschlossen, mehr oder weniger Kästen werden es nicht.

An der Köte “Brockenblick” stellen wir uns vor, wie die Honoratioren der Stadt Altenau damals, bei der Erstellung der Stempelkästenliste, so richtig Druck ausgeübt haben: Unsere Köte auf dem Schwarzenberg muss unbedingt einen Stempelkasten bekommen! Vermutlich wurden Drohungen ausgestoßen, dass Altenau sich gar nicht am System beteiligen würde, wenn die Köte Brockenblick keinen Kasten erhält. Vielleicht sind sogar Bestechungsgelder geflossen und am Ende hat der Touristenort Altenau gleich fünf Stempelkästen abgestaubt. Verarmte Bergwerkstädtchen, wie beispielsweise Wildemann, erhielten jedoch nur einen einzigen, einsamen Stempelkasten an der Prinzenlaube … Das finden wir voll gemein!

(Wildemann hat deshalb sein eigenes Stempelsystem ausgebaut, wie auch unser Heimatort Seesen. Hier stempeln wir auch schon … wir werden berichten!)

Auf dem Hexenstieg bei der kleinen Oker

Aber egal … auf dem Rückweg von der Köte gönnen wir uns in Altenau unseren ersten Terrassen-Kaffee des Jahres. Heute kommen bei uns glatt Urlaubsgefühle auf!

Auf dem Hexensteig gefällt es mir richtig gut. Der Weg führt immer am Dammgraben entlang, einem weiteren Attraktion des Oberharzer Wasserregals. Es plätschert allerorten und alle dreihundert Meter gibt es ein Wehr, einen Stichkanal oder Staustufen zu bewundern. Der Weg unter unseren Füßen ist mal wurzelig, mal etwas steinig, mal torfig – sehr abwechslungsreich!

am Dammgraben

Kurz vor Torfhaus geht es ordentlich bergauf und die Temperaturen steigen. Unglaublich, wie warm es im März schon werden kann!

Geschockt sind wir mal wieder über den Zustand des Waldes im Oberharz. Im Sommer würden wir hier nur ungern wandern. Wo es früher über liebliche schattige Waldwege ging, stehen heute nur noch Baumstümpfe am Wegesrand – hier wird einem im Sommer ordentlich eingeheizt!

Um die Stempelstelle “Jungfernklippe” zu erreichen, nehmen wir einen weiteren kleinen Umweg auf uns – schließlich wollen wir heute ordentlich Abdrücke sammeln!
Blöd nur, dass wir dafür extra weiter nach oben steigen müssen.

Die Jungfernklippe von Weitem …
… und von Nahem!

Unsere Mittagsvesper nehmen wir im Schatten kurz vor Torfhaus ein. Als wir da gerade so schön sitzen, zieht ein schwerbepackter, recht übergewichtiger Hexenstieg-Wanderer an uns vorbei. Er prustet, er schnauft und flucht unentwegt vor sich hin – und sieht uns nicht!

In Torfhaus gibt es einen riesigen Parkplatz, einen Skilift, ein Outdoor-Activity-Center, diverse Lokale … also nichts für uns! Wir werden den Tourismus-Komplex ein anderes Mal besichtigen und schlagen uns kurz vor der Straße zurück in den Wald. Mittlerweile befinden wir uns aber auf über 800 Meter und natürlich liegt hier noch Schnee!

Im Torf bei Torfhaus
Auf dem Weg zur Wolfswarte

Zwar befinden wir uns nun schon wieder auf dem Rückwerg nach Altenau, aber ganz oben sind wir noch nicht. Unser höchster Punkt heute ist die Wolfswarte auf 900 Metern.

Es ist schon skurril, wenn einem beim Aufstieg so heiß wird, dass man sich die Hosenbeine hochkrempeln muss – aber gleichzeitig durch den Schnee tappt.
Zum Glück ist der Schnee nicht mehr gefroren, sondern um die Mittagszeit angetaut. Bei jedem Schritt sinken wir weich ein und haben trotz Schnee einen festen Tritt. Später, beim Abstieg von der Wolfswarte, werden wir glücklich darüber sein!

Auf der Wolfswarte

Oben auf der Höhe hat man bei klaren Wetterverhältnissen bestimmt einen tollen Blick. Heute ist es jedoch diesig und der Ausblick eher mäßig. Wir wundern uns, dass an einem normalen Wochentag im März hier so viel los ist. Neben uns haben noch vier andere Wanderparteien den Weg auf den steinigen Gipfel gefunden.

Auf dem Rückweg laufen wir über einen endlosen, verschneiten Forstweg schnurgerade zu Tal. Friedel fängt hier ein wenig das Maulen an: Das monotone Stapfen durch den Schnee nervt und ihm hat die heutige Wanderung nicht sonderlich gut gefallen, was man im Nachhinein auch an der Menge der Bilder sieht, die er fotografiert hat. Ich hingegen fand den Weg heute schön abwechslungsreich und interessant. Manchmal kann man gar nicht richtig begründen, warum einem die eine Wanderung besser gefällt als die andere – oft sind es die Tagesform und die Stimmung, die das eigene Urteil beeinflussen. Das Wetter, aber auch das Licht beim Fotografieren sind weitere Faktoren, die einem die Tour vermiesen oder versüßen können.

Die letzte Stempelstelle heute, “Gustav-Baumann-Weg” tituliert, ist so langweilig, wie sie klingt. Zwar sollen sich hier in der Nähe Felsen befinden, aber wir sehen nichts davon. Der Stempelkasten steht gänzlich unspektakulär in einer Pfütze unter Fichten am Wegesrand und Ausblicke gibt es hier auch nicht. Womit sich dieser Ort den Stempelkasten verdient hat, erschließt sich uns nicht – Friedel ist der Spot nicht mal ein Foto wert!

Kurz vor Altenau verlassen wir den breiten Forstweg und wir laufen das letzte Stück entlang einer schönen Waldwiese, bevor es steil nach unten zurück zum Parkplatz geht.

Auch wenn die heutige Wanderung nicht zu den schönsten Touren bisher gehört, haben wir heute viele Stempel gesammelt und frühlingshafte, fast sommerliche Temperaturen genossen. Und das schon im März!

Waldwiese kurz vor Altenau

In Bad Harzburg tanzt der Bär, aber in Kamschlacken schlummert er noch!

Blick zum Brocken

Bad Harzburger Rundtour, 17 Kilometer, 4 Stempel, gelaufen am 11.03.2022
Riefenbeek-Kamschlacken, 16 Kilometer, 2 Stempel, gelaufen am 17.03.2022

Verrückt, wie warm dieser März schon ist. Auf der einen Seite sind wir erfreut, denn so gibt es einige wunderbare Wanderstunden mit strahlendem Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen. Aber findet ihr es nicht auch befremdlich, dass es im März schon so frühlingshaft warm ist?

Nach Bad Harzburg können wir ohne Umsteigen mit dem Zug fahren, also lassen wir das Auto dieses Mal stehen. Seitdem wir wieder selber fahren, kriegen wir viel weniger mit von den Orten, in deren Umgebung wir laufen. Der lange An- und Zurückmarsch zwischen Bahnhof und Wanderparkplatz entfällt bei der Anfahrt mit dem Auto – Heute jedoch marschieren wir durch ganz Bad Harzburg, bevor wir die Waldkante erreichen.

Die Stadt beeindruckt durch stylische Bäder-Architektur. Hier kurten einst die Reichen und Schönen, aber die glorreiche Zeit des Bäder-Tourismus ist schon lange vorbei. Die Stadt versucht deshalb heutzutage, Besucher durch “Erlebnisse” anzulocken – es gibt eine Seilbahn auf den Burgberg, einen Baumwipfelpfad, eine Baumschwebebahn …

Der Einstieg zum Baumwipfelpfad

Außerdem beginnt direkt hinter der Stadt der Nationalpark Harz. Bisher haben wir ja nur Touren im Westharz unternommen und da gibt es nur den Harz, aber nicht den “Nationalpark Harz”. Heute erwarten wir also die Wildnis pur!

Was unterscheidet nun also den Harz vom Nationalpark Harz? Nun, zum Einen gibt es überall Bänke mit dem Nationalpark-Enblem und schickere Wegweiser. Da die vom Borkenkäfer zerstörten Bäume stehen gelassen und nicht gefällt und abtransportiert werden, sind die Wege nicht so zerfurcht und verschlammt – Aber die Baumgerippe, die hier überall in den Himmel ragen, sind nun wirklich kein schöner Anblick, finden wir …

Interessant ist, dass die Bäume, die hier natürlicherweise nachwachsen, keine Fichten mehr sind, sondern Birken. Wir fragen uns, wie der Wald hier im Nationalpark wohl in zwanzig Jahren aussehen wird.

Unsere erste Stempelstelle heute ist das Gasthaus Molkenhaus, das zu dieser frühen Stunde noch geschlossen ist. Trotzdem ist es erstaunlich, wie viele Leute außer uns schon unterwegs sind – dabei hat die Wandersaison noch gar nicht richtig angefangen!

am Molkenhaus

Das Molkenhaus liegt direkt am “Teufelsstieg”, der kürzesten, aber auch steilsten Wanderroute zum Brocken. Wir überlegen kurz, statt der geplanten Rundtour heute zum Brocken zu marschieren. Aber wie wir von Weitem sehen, liegt oben am Brockenhaus noch Schnee. Den Aufstieg werden wir deshalb lieber später im Jahr angehen, denn das Stapfen über glitschige und vereiste Wege schreckt uns. Heute laufen wir lieber weiter zur Rabenklippe.

Rabenklippe

Die Klippe finden wir beindruckend und es gibt einen tollen Ausblick von der Aussichtsplattform. Nicht so toll finden wir, dass sich die Stempelstelle erst hinter der Terrasse des anliegenden Gasthauses befindet und wir uns zwischen gut gelaunten Wanderern an vollbesetzten Tischen hindurchzwängen müssen. Zum ersten Mal in unserer Stempelkarriere müssen wir an einem Stempelkasten in der Schlange stehen. Was machen die bloß alle hier?

Noch voller wird es auf dem Weg zum “Kreuz des Ostens”. Ganze Wandergruppen kommen uns entgegen und was uns am meisten stört – sie sind laut! Wir können absolut verstehen, dass unsere Mitmenschen gleich wie wir die Sonne und die Natur suchen – Aber muss man dabei denn solch einen Lärm machen?

Friedel und ich stammen beide aus Flüchtlingsfamilien und am Kreuz des Ostens posiere ich deshalb am Stein meiner Herkunftsprovinz mütterlicherseits. Meine Omi stammte aus Pommern, meine Oma aus Danzig. Bei Friedel ist die Lage leider komplizierter, für ihn gibt es keinen Stein.

Als wir an unserer letzen Stempelstelle, dem Burgberg ankommen, ist gefühlt halb Niedersachsen hier. Auch wenn wir uns eigentlich die ganze Zeit draußen aufhalten, habe ich Angst, uns hier Corona einzufangen.

Der Außenbereich des Gasthauses auf dem Burgberg ist voll gefüllt und jede Bank mit Blick auf das Harzvorland ist besetzt. Auch hier müssen wir uns wieder einreihen, um an unseren Stempel zu kommen – nichts für Steffi!

Schön warm ist es an diesem ersten Frühlingstag im März – aber für meinen Geschmack ist es hier echt zu voll. Am nächsten Samstag suchen wir uns etwas Ruhigeres!

Blick auf Kamschlacken und den Söse-Stausee

Und so soll es auch sein. Am folgenden Samstag ist es genauso warm und schön, aber dafür viel einsamer!

An der ersten Stempelstelle, dem Leonorenblick, da lachen wir noch.

Wir Blödis haben nämlich nicht einkalkuliert, dass uns unser Weg heute auf über 800 Höhenmeter führen wird. Hier oben liegen aber noch jede Menge Schnee und Eis!

Diese Tatsache könnte man ja eigentlich ganz witzig finden und wir lachen auch erst mal ausgiebig. Aber dann treffen wir auf jede Menge vereiste Stellen und an einigen Stellen bleibt uns nichts anderes übrig, als quasi auf dem Hosenboden nach unten zu rutschen. Aber immerhin treffen wir hier oben auf dem Reitstieg zwischen Hanskühnenburg und Stieglitzeck fast keine anderen Wanderer! 🙂

Auch an den Hammersteinklippen sind wir fast ganz allein. Als wir um eine Felsenecke biegen, erschrecken wir eine einsame ältere Wanderin, die dort ihre Mittagspause eingelegt hat. Wir schüchtern sie so ein, dass sie glatt das Weite sucht – und wir haben die Klippen ganz für uns!

Unterhalb der Klippen finden wir ein nettes Plätzchen für unsere Mittagspause. Ich persönlich finde es viel netter, auf einer Bank im Wald meine Thermoskanne auszupacken als auf einer überfüllten Restaurant-Terrasse zu sitzen. Friedel ist da weitaus geselliger als ich, ihn schrecken die vielen Touristen deutlich weniger.

Am “großen Wehr”, der zweiten Stempelstelle des heutige Tages, hat sich der Himmel stark bewölkt und es kommt ein fieser Wind auf. Aber immerhin sind wir raus aus dem Schnee, auch wenn der Weg zum alten Wehr verflixt steinig ist!

Auch das große Wehr an der Morgenbrodshütte ist Teil des UNESCO-Weltkurturerbes “Oberharzer Wasserregal”. Hier fließt ein Teil der Söse und eines anderen Baches in Richtung der großen historischen Bergwerke bei Clausthal-Zellerfeld. Das Kanalstück hier ist etwas mehr als vier Kilometer lang und mündet weiter unten am Berg in den längsten der Oberharzer Wasserkanäle, dem Dammgraben.

Zurück zum Parkplatz geht es ständig bergab, mal wieder über einen der typischen breiten Forstwege, die wir im Harz nicht so mögen. Aber da es mittlerweile regnet und dann sogar schneit, sind wir froh, dass wir schnell vorankommen.

Insgesamt hat mir die Tour bei Kamschlacken viel besser gefallen als die in Bad Harzburg. ich mag’s halt gern einsam und wild und halte mich lieber fern von spektakulären Hängebrücken, Seilbahnen und anderem Gedöns. Zum Glück gibt es im Harz etwas für jeden Geschmack!

… und wir stempeln wacker weiter!

Blick vom Försterstieg auf den Granestausee

Stempeltour 9: Von der Granetalsperre über die Bärenhöhle zum Steinbergturm bei Goslar
gelaufen am 28. Februar 2022: 13 Kilometer und zwei Stempel

So langsam gehen uns die Stempelstellen in der Nähe aus. Mittlerweile haben Friedel und ich fast alle Kästen in maximal dreißig Kilometern von Seesen abgegrast. Das Wichtige ist dabei eigentlich nicht das zwanghafte Sammeln der unscharfen Abdrücke in die kleinen Heftchen, sondern dass wir beim Stempelspaß einige Highlights des westlichen Harzes kennenlernen konnten, die wir als Neuharzer nicht sofort selbst entdeckt hätten.

Am besten gefällt es uns bisher an der Granetalsperre. Schon bei unserer ersten Wanderung in der neuen Heimat, auf dem E11 von Goslar nach Seesen, standen wir staunend auf der Staumauer und blickten auf die weite Wasserfläche und die waldigen Hügel dahinter. Das Besondere an dieser Talsperre ist, dass keine Straße am Stausee entlang führt und dass die Uferlinie so schön verschwurbelt ist. Das Schöne an Seen ist für uns nämlich nicht die Wasserfläche, sondern das, was an den Ufern zu sehen ist.

Der Graneseee wirkt auf uns geradezu skandinavisch, vor allem auch, weil das Ostufer so schön mit Birken bestanden ist.

Der erste Stempelkasten befindet sich auf einer Halbinsel in einer netten Schutzhütte, in der wir mal gern einen lauen Sommerabend verbringen würden – diese Stelle merken wir uns!

Von hier aus könnten wir, wenn wir denn wollten, direkt den Berg hoch zur nächsten Stempelstelle eilen und die heutige Tour erheblich abkürzen. Wir wollen jedoch noch zur Bärenhöhle und laufen deshalb noch ein wenig weiter am Seeufer entlang – und es gibt fürwahr unangenehmere Umwege!

Zur Bärenhöhle quälen wir uns einen fiesen Anstieg auf einem zerfurchten Forstweg hoch. Was die Forstleute hier im Harz mitunter veranstalten, ist eine echte Sauerei. Natürlich ist es ein Argument, dass das Totholz aus dem Wald entfernt werden muss. Aber muss man die Wege dafür so extrem zerfahren? Wie gut, dass der Boden noch gefroren ist, sonst würden wir hier knöcheltief im Matsch einsinken.

Die Bärenhöhle ist gar keine richtige Höhle. Überall im Westharz gibt es alte, aufgegeben Stollen und dieser hier ist auch so einer. Besonders ist dabei, dass der Eingang in einer dunklen Senke liegt und man dorthin ein wenig über Felsen klettern muss. Das Ganze wird dadurch zu einer kleinen Attraktion, auch wenn die Höhle nicht echt ist. Leider ist der Eingang versperrt, aber wir haben auch nichts anderes erwartet.

Über schmale Wege geht es weiter nach oben zu unserer zweiten Stempelstelle auf dem Steinberg. Da viele Wanderwege im Harz über breite Forstwege verlaufen, freuen wir uns über den schönen Pfad, auch wenn es dabei einige Hindernisse zu überwinden gilt.

Normalerweise stehen wir nicht so auf Aussichtstürme. Viele der oft hässlichen Gerippe aus Holz oder Eisen verschandeln so manch schönen Berg, aber der Steinbergturm ist da eine Ausnahme – hübsch ist er, der alte Steinturm!

Vor dem Turm ist auch schon der grüne Stempelkasten zu sehen. Wie so häufig ist dieser merkwürdigerweise mal wieder so hoch angebracht, dass ich mit meinen recht normalen 1,65 Metern Körpergröße nicht an den Stempel herankäme, wenn da nicht ein Holzklotz als Stufe dienen würde. Schon komisch … Warum sind die Ständer oft so hoch?

Eigentlich hatten wir gehofft, von oben einen schönen Blick auf Goslarer Altstadt und die Kaiserpfalz zu erhaschen. Aber genau in dieser Richtung versperren einige hohe Bäume die Sicht. Dafür lohnt sich der Blick auf die andere Seite, in Richtung Granetalsperre.

Der Rückweg erfolgt zunächst über einen glitschigen, supersteilen Weg nach unten in Richtung Goslar. Wir erwägen, in der markigen “Schutzhütte des Goslarer Handwerks” eine Pause einzulegen, aber leider liegt sie im Schatten. Nee, also wenn schon eine Pause, dann doch bitte in der Sonne!

Der Name der Hütte mutet fast sozialistisch an!

Eigentlich wollen wir ab hier auf dem Harzer Försterstieg weiterlaufen, einem neuen Fernwanderweg, der mit 60 Kilometern von Riefensbeek-Kamschlaken nach Goslar längs durch den Westharz verläuft. Aber leider verfransen wir uns und landen auf einer wunderschönen Wiese. Diese liefert uns von oben einen tollen Blick in das Tal, durch das wir eigentlich laufen wollten. Wir sagen nur – Glückes Geschick für diesen Blick!

Der Försterstieg führt uns dann in pittoresker Halbhöhenlage entlang des Granesees zurück zum Parkplatz. Auch dieser Weg gehört zu einem der Highlights des Westharzes, finden wir – rechts moosige Felsen und mit Heidekraut bewachsene Hänge, links der Blick durch Birken hinunter zum Granesee. Wir sind begeistert!

Wir nehmen uns vor, diesen Pfad noch einmal zu laufen, wenn es ein wenig wärmer geworden ist. Der Weg heute hat uns ausnehmend gut gefallen und er liegt gar nicht weit von unserem Wohnort entfernt. Wir sind gespannt, welche Highlights uns dann erst im Oberharz erwarten! Sirenengleich rufen uns die großen Attraktionen “Brocken”, “Hexentanzplatz” und “Teufelsmauer” … Aber besser kann es doch eigentlich gar nicht mehr werden, oder?

Die Harzer-Wandernadel-Frühlings-Tour!

Prinzenteich

Stempeltour 7: Vom Prinzenteich bei Buntenbock über den Försterstieg zur Kaysereiche und zurück zur Kuckholzklippe

Gelaufen am 12. Februar 2022: Zehn Kilometer und drei Stempel

Bei uns im Garten auf 200 Meter blühen schon die Schneeglöckchen und es riecht nach Frühling. Und da für das Wochenende schönes Wetter angesagt ist, wollen wir auf unserer Samstagstour heute den ersten Hauch des Frühlings erhaschen.

Wir Blödis! Vielleicht sollte man, um Frühlingsgefühle zu wecken, lieber im Flachland bleiben und nicht in den Oberharz fahren?

Wir gucken jedenfalls ganz schön blöd, als wir bei Clausthal voll im Schnee landen. Aber wenn wir schon mal hier sind …. dann gibt es halt noch mal eine Schneewanderung!

Keine menschlichen Spuren in Richtung Kaysereiche!

Zum Glück ist der Schnee schön verharscht und wir kommen gut voran. Auch sind in Richtung Kaysereiche kaum andere Wanderer unterwegs – das mögen wir!

An der Eiche gibt es den ersten Stempel und eine schöne, saubere Köte, in der man bestimmt toll übernachten könnte – aber dafür wäre es uns noch viel zu kalt.

Die Kaysereiche haben wir uns etwas prächtiger vorgestellt. Das Ding ist so unauffällig, dass ein entgegenkommender Wanderer den Baum glatt übersieht, seine Frau jedoch nicht – “Mensch Dicker, jetzt bist du an der Eiche glatt vorbeigelaufen!” ruft sie ihm hinterher. Etwas peinlich, meinen Friedel und ich …

An unserer nächsten Stempelstelle, dem Oberen Hahnebalzer Teich, muss ich Friedel geradezu drängen. doch bitte gefälligst ein Foto zu machen. Er findet die vielen Teiche des Oberharzer Wasserregals mittlerweile schon etwas langweilig. Halt wieder so ein pittoresker Waldsee mit Staumauer und romantischem Liebesbänkchen … gähn!

Oberer Hahnebalzer Teich

In der Tat sehen die kleinen Seen irgendwie alle gleich aus. Aber ich mag sie trotzdem!

An der Kuckholzklippe ist richtig was los – hier können die Kinder den Hang hinunter rodeln und die Eltern in der Hütte Punsch aus der Thermoskanne trinken.

Nicht so ganz unser Ding, aber auf den Aussichtsturm wollen wir trotzdem steigen. Über vereiste Metallstufen hangeln wir uns ungelenk nach oben, aber die Aussicht von oben lohnt die Mühe.

Blick nach Lerbach und Osterode
Blick in die andere Richtung 🙂

Wir stempeln noch schnell und verlassen den rummeligen Ort schnell wieder in Richtung Auto.

Eigentlich hatten wir diesen Winter ja noch gar nicht so viel Schnee, deshalb war die Schneewanderung schon okay .. und die Sonne wärmte auch schon ein wenig!

Harzer Wandernadel Tour 6: Über den Lautenthaler Gaipel zum Grumbacher See

Gelaufen am 29.01.2022: Elf Kilometer und zwei Stempel

Eigentlich haben Friedel und ich uns ja vorgenommen, nach unserem Umzug nach Niedersachsen mehr zu wandern und weniger zu arbeiten – Aber das ist gar nicht so leicht!

Auch wenn wir beide im Homeoffice sind (Friedel unter den Dach und ich im Erdgeschoss), hat sich gar nicht so viel geändert, was unserer Arbeitspensum angeht. Längere Touren sind nach wie vor nur am Wochenende drin, dann aber wirklich nötig. Wenn wir schon die ganze Zeit in der Bude hocken, müssen wir am Samstag auf jeden Fall raus!

Also Nässe und Nebel hin oder her – der Harz und die Stempelkästen rufen!

Bei dem Schietwetter laufen wir aber eher die kürzeren Touren bei uns in der Nähe. Längere Wanderungen sparen wir uns für später auf, wenn das Wetter wärmer wird.

Der “Gaipel” ist ein traditionelles Ausflugslokal hoch über Lautenthal. Wir erreichen den Ort über einen steilen Anstieg von der Lautenthaler Touristinfo aus. Aus dem Schornstein tritt Rauch aus, drinnen sind Lichter an. Aber der riesige Parkplatz an der Baude ist autoleer und keine Menschenseele ist in Sicht – Heute wird hier nicht der Bär tanzen!

Immerhin herrscht am Stempelkasten neben der Eingangstür des Lokals kein Gedränge. Unseren ersten Stempel für heute haben wir gleich auf dem ersten Kilometer im Sack!

Auch auf den nächsten sechs Kilometern bis zum Grumbacher Teich treffen wir niemanden. Wir sind allein mit Nebel, Moos und Blaubeergesträuch – So mögen wir es!

Als wir jedoch am Grumbacher Teich aus dem Gebüsch springen, trifft uns fast der Schlag. Mindestens fünf Wanderpärchen tummeln sich an der Hütte am See!

Auch bei schlechtem Wetter und relativer Parkplatzferne ist der romantische Teich mit Wasserfall eine der Top-Destinationen der Region. Und wir müssen zugeben – zu Recht, zu Recht!

Zuvor hatten wir den Plan gefasst, den See entweder unter der Woche oder so wie heute bei schlechtem Wetter zu besuchen. An sonnigen Wochenenden muss hier die Hölle los sein!

Mit unseren beiden Stempelheften muss ich vor der Hütte gar kurz in der Schlange stehen. Noch ein anderes Pärchen ist vor mir dran und in der dunklen Hütte findet die Frau die richtige Seite nicht. Ich drängle gar nicht, aber meine Vorgängerin wird sichtlich nervös und drückt aus Versehen den Stempel verkehrt herum auf das Feld – und wird vom Mann glatt ausgeschimpft!

Oje! die Stempel in meinem und Friedels Heft gucken alle nach links, nach rechts, nach oben, nach unten … Wie gut, dass wir beide keine Pedanten sind!

Der Rückweg nach Lautenthal durch das “Große Drecktal” ist viel schöner als der Name suggeriert. Links neben uns mäandert der Grumbach lieblich an unserem geschotterten Weg entlang. Hier ließe es sich auch bei Regen gut laufen und tatsächlich kommen uns einige Familien auf dem Weg entgegen, die Kinder dick in Regenzeug eingepackt.

Kurz vor Lautenthal treffen wir auf den interessanten Bergbau-Lehrpfad, der hier rund um das alte Bergwerkstädchen eingerichtet wurde. Der Kranichsberg unter unseren Füßen ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse und erste Bergwerksstollen zur Erzförderung wurden hier bereits im 16. Jahrhundert angelegt.

Was uns bei solchen Lehrpfaden jedoch oft ein wenig ärgert: Scheinbar sind wir zu blöd, die Schautafeln zu kapieren!
Eigentlich finden wir die Ausführungen hochinteressant und wir bemühen uns redlich, die Texte zu verstehen. Jedoch wimmeln die Tafeln vor Fachausdrücken aus dem Bergbau und hier wird “abgeteufelt”, “gepocht” und “geklaubt”, was das Zeug hält. Wir bewundern “Kunstgezeuge”, “Grauwackegesteine” und “Feldgestänge” …. aber wozu dienen die genau?

Wir nehmen uns vor, nochmal wiederzukommen und uns vorher in die Thematik einzulesen. Im Ort gibt es auch ein Museum und man kann mit einer Grubenbahn in den Berg einfahren. Die Bergbaugeschichte der Region ist eigentlich sehr spannend und für das nächste Mal sind wir bestimmt vorbereitet!

Am Ende bummeln wir noch ein wenig durch die engen Gassen des Städtchens und schauen uns die kleinen Bergmannshäuser an. Jedes zweite Haus steht hier leer. So interessant und “schnuckelig” die kleinen Häuser auch sind – Wohnen möchte man in den engen, dunklen Gassen dann doch nicht.

Zwei Stempel reicher und ein wenig durchgefroren steigen wir ins Auto und fahren zehn Kilometer zurück nach Hause – in eine hellere, wärmere, und weniger matschige Welt!

Harzer Wandernadel Tour 2: Hahnenklee und der Obere Schalker Graben

Hahnenklee-Liebesbank-Schalker Turm-Oberer Schalker Graben-Hahnenklee:
13 Kilometer und 3 Stempel
Gelaufen am 1. Januar 2022

Zwischen den Feiertagen waren wir schon einmal hier in Hahneklee und wollten eine zünftige Winterwanderung unternehmen. Aber da war es noch so glatt auf den Wegen, dass wir die Wanderung nach einem Kilometer abbrechen mussten. Da freuen wir uns doch heute so richtig über das Schmuddelwetter, da ist es wenigstens nur matschig und nicht glatt!

Schon beim letzten Mal haben wir festgestellt, dass Hahnenklee wohl der touristische Hotspot der Region ist. Alle Welt weiß, dass in Hahnenklee sogar mal die Rennrodel-Weltmeisterschaften ausgetragen wurden – nur wir Sportmuffel nicht!
Ich allerdings wusste von der beeindruckenden Stabkirche, die sich gleich neben dem Parkplatz befindet.

Es ist erstaunlich, wie viele Wohnmobile auf dem Parkplatz stehen. Glücklicherweise sind wir aber heute schon sehr früh unterwegs und die Camper liegen noch alle in den Federn. Deshalb haben wir den bekannten “Liebesbankweg” ganz für uns allein!

Wie es der Name schon verrät, sind über den Weg 25 Bänke mit Liebes- und Hochzeitsmotiven verteilt. Uns persönlich erscheint das Ganze ein wenig zu dick aufgetragen, aber wir müssen hier lang – der erste Stempelkasten wartet auf uns!

Wir sind froh, dass wir am “Auerhahn” den amourösen Premium-Wanderweg verlassen dürfen und kämpfen uns auf einer Teerstraße steil nach oben zum Schalker Aussichtsturm.

Der ehemalige Gasthof Auerhahn – heute leider in Privatbesitz

Unterwegs gibt es an mehreren Stellen weite Ausblicke in die umgebenden Täler. Ich rate Friedel jedoch, mit dem Fotografieren zu warten – Oben gibt es bestimmt den tolleren Ausblick!

Die Aussicht vom Turm aus enttäuscht leider. Wir blicken auf eine matschige Wiese und die Fernsicht verschwindet im Nebel. Jedoch können wir in der feuchten und leicht schmuddeligen Schutzhütte unseren zweiten Stempel für heute abstauben.

Der Abstieg vom Schalker Gipfel zum nächsten Ziel, dem oberen Schalker Graben, erweist sich als echtes Abenteuer. Unsere Outdooractive-App hat uns einen zickzackartigen Abschnitt über waldige Pfade vorgeschlagen, aber in der Realität ist der Weg kaum noch vorhanden. Zunächst kämpfen wir uns über einen überaus matschigen Forstweg …

… dann durch dorniges Gestrüpp …

… um am Ende weglos mitten an einem steilen Hang zu landen.

Unsere Wanderapp aber versichert uns unermüdlich, dass wir uns komplett auf dem richtigen Weg befinden. Und vollends skurril ist, dass hier überall Flaschen im Moos herumliegen. Sieben Stück haben wir gezählt!

Am Ende halten wir uns an Blaubeerbüschen und jungen Kiefern fest und hangeln uns zu Tal. Als wir bei Festenburg wieder festen Boden in Form eines geschotterten Weges unter den Füßen haben, sind wir glücklich und dankbar. Hallelujah!

Den schmalen Weg entlang des Schalker Grabens beeindruckt uns sehr. Hier bei Festenburg verlaufen gleich mehrere Wassergräben parallel entlang des Steilhangs. In früherer Zeit wurde damit Wasser in die Bergwerke der Umgebung geleitet. Nicht alle diese Gräben und Teiche der montanen Wasserwirtschaft sind noch erhalten, aber die noch bestehenden sind mittlerweile von der UNESCO geschützt.

Hinten ist am Weg der nächste Stempelkasten zu erkennen!

Am Wegesrand befinden sich mehrere Tafeln mit Erklärungen, wie das ausgeklügelte System der Gräben und Teiche aus dem 17. bis 19. Jahrhundert den Bergbau in der Region überhaupt erst ermöglicht hat. Wir überfliegen die Tafeln jedoch nur und nehmen uns vor, uns zu einem späteren Zeitpunkt näher damit zu beschäftigen. Heute genießen wir den hübschen Pfad, das Wasser, das neben uns fließt und die weiten, wenn auch etwas diesigen Aussichten in Richtung des Brocken.

Die Kamera erkennt es nicht, wir aber – durch den Nebel winkt der Brocken!

Der Stempelkasten, wegen dem wir in erster Linie hier sind, steht direkt am Wegesrand. Eigentlich befand er sich mal direkt neben dem Lochstein, einem alten Begrenzungsstein aus dem Bergbau. Der Weg dorthin ist mehr als nass, aber das kann uns schottlanderprobten Profimatscher nicht erschüttern!

Im letzen Drittel des Weges passieren wir noch ein paar hübsche Stauteiche, auch diese UNESCO-geschützt. Teilweise wurden gleich vier bis sechs der künstlichen Teiche in einer Reihe angelegt, weil es den Bergarbeitern im 17. Jahrhundert noch an Wissen fehlte, gleich größere Stauseen anzulegen. Heute sind die Teiche ein tolles Ausflugsziel und in einigen davon darf man sogar baden.

Die Tour heute war wieder sehr lohnenswert, nicht nur wegen der drei Stempel. Wir sind gespannt, welche landschaftlichen und kulturellen Schätze noch auf uns warten!

Harzer Wandernadel: Unsere Hausrunde im Schnee

Rundweg vom Sternplatz über den Luchsstein und die Tränkebachhütte:
Sieben Kilometer und zwei Stempel

Unten bei uns im Ort ist der Schnee nicht liegen geblieben. Aber direkt an der Ortsgrenze von Seesen beginnt schon der Harz. Nur sechs Kilometer Autofahrt zum Sternplatz, zwischen Seesen und Lautenthal gelegen, katapultieren uns flugs von 200 auf 500 Meter. Und hier oben ist es richtig winterlich!

Eigentlich kennen wir die Tränkebachhütte am Seeserberg schon, denn die Stempelstelle ist von unserem Haus aus fußläufig erreichbar. Aber gestempelt haben wir auf unseren bisherigen Spaziergängen hier noch nicht und das werden wir heute nachholen!
Außerdem lässt sich die kleine Rundtour mit der Stempelstelle “Luchsstein” verbinden, die wir heute zuerst erreichen.

Die Website der “Harzer Wandernadel” verrät uns, dass an dieser Stelle nach elftägiger Treibjagd 1818 der letzte Luchs im Harz erlegt wurde. So stolz war man auf diese Ruhmestat, dass man den Luchs ausstopfen und am Tatort einen Gedenkstein errichten ließ. Fast 200 Jahre später wird nun versucht, die Tiere mühevoll im Harz wieder anzusiedeln.

Das Stapfen im Schnee ist nicht wenig anstrengend und kurz vor der Tränkebachhütte, als wir Fahrspuren im Schnee entdecken, phantasieren wir von einem Überraschungs-Catering mit Punschausschank in der Hütte.

Im Hintergrund kaum erkennbar die Hütte

Die Hütte der Seesener Ortsgruppe des Harzklubs ist jedoch auch heute leider unbewirtschaftet. Doch freuen wir uns schon jetzt darauf, in dieser gepflegten Hütte eines Tages mal eine ordentliche Brotzeit mit zukünftigen Wanderkameraden einzulegen, wenn wir hier erst mal Leute kennengelernt haben! 🙂

Der Rückweg führt über den “Schnapsplatz” und den “Schnepfenplatz” zurück zum Parkplatz. Mittlerweile sind erstaunlich viele Leute unterwegs, die gleich wie wir einen Ausflug in den Schnee unternehmen. So viele Menschen haben wir hier im Harz noch nie gesehen!

Kurz vor Ende werden wir noch mit einer besonderen Aussicht auf die Innerste-Talsperre belohnt. Und pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder im Warmen.

In der ersten Januarwoche haben wir noch zwei andere kleinere Wanderungen in der Gegend unternommen, sodass wir heute schon unseren neunten Stempel gesammelt haben. Theoretisch könnten wir schon unsere Bronzenadel abholen – aber wir warten auf Gold! 🙂

Auf dem Weg zum Kaiserpaar – die Neu-Harzer gehen stempeln!

Ende November haben wir unser neues Haus im Harz bezogen. Zwar ist das Harzhaus noch lange nicht fertig renoviert, aber endlich haben Friedel und ich ein wenig Zeit, Schleifmaschine und Pinsel auch mal zur Seite zu legen und die eine oder andere kleine Wanderung zu unternehmen.

Und wir sind begeistert! Hier in Seesen haben wir alles was wir brauchen – Geschäfte, Ärzte, Cafés und Restaurants. Aber nur zwei Kilometer von uns entfernt beginnt der Harz – und der mutet uns im Vergleich zur Alb so richtig schön wild an!

Schon bei einer früheren Wanderung im Sommer hatten wir an der Tränkebachhütte so einen komischen grünen Stempelkästen entdeckt. Sieht aus wir ein altmodischer Briefkasten, hat eine Klappe mit einer Nummer vorne und drinnen ein Stempelkissen und einen runden Stempel, gegen Diebstahl gesichert mit einem langen Draht. Wir dachten uns gleich, dass der Stempel wohl einer ähnlichen Funktion dient wie die Pilgerstempel auf den Jakobswegen – Hier wollen welche beweisen, dass sie etwas erreicht haben und sich damit eine Urkunde oder ähnliches verdienen. So etwas brauchen wir nicht, dachten wir … 😆

Aber mittlerweile sind wir mit dem Stempelvirus infiziert. Letzten Freitag haben wir uns zwei dieser Stempelhefte der “Harzer Wandernadel” geholt. Die Stempelei erscheint uns mittlerweile gar nicht mehr so blöd: Über den ganzen Harz verteilt gibt es nämlich sage und schreibe 222 Stempelstellen, die sich an besonders schönen Plätzen befinden. Mittlerweile beteiligen sich drei Bundesländer am System der “Harzer Wandernadel”: Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Natürlich gibt es einen Stempelkasten auf den Brocken, am Hexentanzplatz und an den Teichen des Oberharzer Wasserregals. Aber auch an weniger bekannten Plätzen kann man staunen und dann stempeln: An urigen Hütten, romantischen Wasserfällen, weiten Aussichten oder markanten Felswänden.

Stempelstelle 104 – Tränkebachhütte bei uns in Seesen

Allein in einem Radius von zwanzig Kilometern von uns gibt es an die zwanzig Stempelstellen, die wir demnächst erwandern können. Gerade weil wir uns hier in der neuen Umgebung noch nicht so gut auskennen, haben wir somit jede Menge interessante Ziele im Blick.

Von nun an sammeln wir also Stempel. Einige interessante Rundwanderwege haben wir schon in unserer Wanderapp gespeichert. Dabei gilt es, durch geschickte Wegführung gleich zwei oder drei Stempelstellen miteinander zu verbinden. Schon mit acht Stempeln könnten wir die erste Leistungsstufe erreichen und uns die bronzene Wandernadel an das Revers heften. Mit fünfzig Stempeln darf man sich “Harzer Wanderkönig” nennen und mit allen 222 Stempeln im Heft wird man zum Kaiser gekrönt – für die meisten bedeutet dies jedoch ein mehrjähriges Wanderprogramm!

Wenn ihr mögt, könnt ihr uns auf unseren Entdeckertouren begleiten und mit uns den Harz kennenlernen. Von nun an wird gestempelt!

2. Kandidat für die neue Hausrunde in der neuen Heimat: Über den Horpke

Seesen-Dröges Teiche-Horpke-Kirschgrund-Seesen: 5 ,5 Kilometer

In den letzten zwei Wochen litt ich unter argen Rückenschmerzen.
Natürlich habe ich mich gefragt, woher ich die habe. Zum einen bewege ich mich im Seesener Homeoffice viel weniger als im Stuttgarter Büro: Ich besuche keine Kollegen in den Nachbarbüros, steige nicht zu den Lehrkräften in den dritten und vierten Stock runter und laufe nicht zum Bahnhof.

Zum anderen sind meine momentanen Freizeitbeschäftigungen der Rückengesundheit nicht gerade zuträglich: Ich schleppe Kalksäcke, lege Balkenwerk frei und schmirgle über Kopf Holzdecken ab. Und meinen unverzichtbaren Physiotherapeuten Ivanor habe ich schon seit Wochen nicht gesehen – Das habe ich nun davon!

Aber in den letzten Tagen habe ich entdeckt, was mir hilft – kein Körnerkissen, kein Stretching, keine Salbe. Ich muss laufen!

So habe ich mir also selbst verordnet, jeden Tag mindestens fünf Kilometer zu wandern – vor oder nach der Arbeit!

Wenn man von neun bis 16 Uhr Uhr im “Büro” sein muss, kann man keine langen Harztouren planen. Stattdessen erkunde ich die Umgebung und küre neue Kandidaten für die neuen Hausrunden. Heute Morgen: Über den Horpke!

Der Horpe ist eigentlich nichts anderes als ein kahler Hügel inmitten von Mais- und Weizenfeldern. Vom 273 Meter hohen Gipfel südlich von Seesen hat man an klaren Tagen bestimmt einen schönen Blick auf Seesen, das Harzvorland und den Harz selbst. Heute aber wabern die Nebel!

Oben am Gipfel steht eine einsame Bank, die aber nass vom Morgentau ist und heute keine besondere Aussicht bietet – macht nix, ich komme wieder!

Ich stelle mir vor, wie wir hier bei stürmischen Herbstwinden sitzen oder im Winter im hohen Schnee vorbei stapfen. Der Horpke ist nicht spektakulär, aber als Ziel für eine schnelle Morgentour gut genug!

Unten im Tal – der Kirschgrund

Sonntagsspaziergang -Steffi und Friedel suchen ihre neue Hausrunde!

Seesen-Harzrand-Winkelsmühle-Seesen: 8,5 Kilometer

Nachdem wir heute Nachmittag von einem Familienbesuch wiedergekommen sind, lohnt es sich eh nicht, nochmal in die Arbeitsklamotten zu steigen und weiter zu schuften. Zeit ist’s, mal eine kleine Naherholungstour einzuschieben!

Für den frühen Abend ist ein Gewitter angekündigt. Also packen wir gar nicht erst die Rucksäcke mit Mamas Proviant aus, sondern steigen sofort in die Wanderschuhe und stiefeln los. Zuerst geht es am “Rewe” vorbei durch ein Wohngebiet und hoch zum Haushügel “Bulk”, sagenhafte 270 Meter hoch. Nach einem Kilometer sind wir raus aus dem Städtchen und auf freiem Feld.

Obwohl wir uns in unmittelbarer Nähe des Örtchens bewegen, treffen wir erstaunlich wenige andere Spaziergänger. Liegt es am angekündigten Gewitter oder daran, dass Schulferien sind? Oder ist es hier immer so leer? 🙂

An einem Sonntagnachmittag auf derAlb gäbe es kaum ein freies Bänkchen. Hier jedoch finden wir sofort einen Top-Aussichtspunkt auf 300 Höhenmetern mit freier Sitzgelegenheit. Nach dem Aussichtsfoto und dem Selfie springen wir jedoch sofort wieder auf – Stechmücken-Alarm!

Der Weg oben am Harzrand ist zwar auf der Karte von Outdoor-Active wunderbar verzeichnet, aber in der Realität kaum bis gar nicht existent. Aber das kennen wir ja schon. Dieses Mal müssen wir nur durch holpriges Gelände und wadenhohes Gras nach unten steigen, ein Kinderspiel. Noch kurz über einen Elektrozaun gehechtet und einen mistgedüngten Acker überquert, schon sind wir wieder auf einem festen Schotterweg!

Nach der Überquerung der Bahnstrecke Braunschweig-Herzberg betreten wir das Naturschutzgebiet rund um die Winkelsmühle. Hier wollten wir schon länger mal hin, denn hier gibt es viele Teiche. So schön die Alb auch ist – in der alten “Heimat” haben wir die Wasserziele etwas vermisst!

Das Reetdachhaus auf dem Eingangsfoto steht inmitten einer Gruppe von etwa fünfzehn Forellenteichen, alle scheinbar an einen Angelverein vermietet. Aber uns gefällt, dass die Teiche nicht abgesperrt sind, sondern auch für Spaziergänger zugänglich sind.

Zurück nach Seesen geht es immer am Bach Schildau entlang über geschotterte Wege, teilweise recht hübsch von den Seiten eingewachsen.

Kurz vor Seesen wird es merklich dunkler und der Donner grollt. Wir beeilen uns, schnell nach Hause zu kommen und nehmen eine Abkürzung entlang der vielbefahrenen Braunschweiger Straße. Hier ist es nicht hübsch, aber ich kann Friedel zeigen, wo “Aldi” und “dm” sind. 🙂

Als wir die Haustür aufschließen, beginnt es zu regen und kurz darauf schüttet es. Das nennen wir ein gutes Timing!

Fazit: Ein Harz-Feeling kam bei der kleinen Tour nicht wirklich auf, aber für eine nicht mal zweistündige Tour war der Weg allemal gut geeignet. Freut euch auf mehr neue Hausrunde-Kandidaten!

DDLN Etappe 52: Auf dem E6 von Altenau nach Goslar

2. Oktober 2020: 22 Kilometer

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Heute ist unser letzter Wandertag in diesem Urlaub – und er versöhnt uns ein wenig mit dem E6 und dem Harz!

Der Tag beginnt mit glänzendem Wetter und der typischen Harz-Szenerie, die wir schon vom Vortag kennen – breite Schotterwege, schlammiges Ambiente. Auch hier rund um Altenau brummt der Handel mit Fichtenholz!

Aber schon nach wenigen Kilometern erreichen wir das erste Highlight des Tages: Den Oker-Stausee! Er ist groß, er ist blau – aber leider ist nur wenig Wasser drin.

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Auch nach dem Stausee geht es breitspurig weiter. Aber durch den ausgedünnten Nadelwald gibt es einige hübsche Ausblicke auf den See und die umliegende Landschaft.

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Schön ist der Abstieg nach Römkehall – endlich wandeln wir auf schmalen Wegen!

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Ab Römkehall wollten wir eigentlich einen anderen Weg nach Goslar nehmen, fernab vom E6. Dessen Route führt nämlich durch das Okertal immer parallel zu einer Bundesstraße, was wir uns laut und stinkig vorstellen. Aber im August hat Chrisi von “Wanderblende” einen tollen Beitrag über das Okertal veröffentlicht, der uns inspiriert hat, nun doch die Route auf dem E6 durch das Oktertal zu nehmen. Falls es euch interessiert: Hier der Link zu Chrisis tollen Beitrag: https://wordpress.com/read/blogs/153741105/posts/5240

Im Gegensatz zu Chrisi sind wir nicht frühmorgens und im Nebel, sondern an einem sonnigen Nachmittag unterwegs – trotzdem sind wir schier begeistert von dem mit großen Findlingen übersäten, engen Tal.

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Im unteren Teil des Tals wird der Weg ausgesprochen steinig und artet über Felsen zu einer moderaten Kletterpartie aus:

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Der Verkehrslärm ist im Tal kaum zu hören: Die Straße verläuft oberhalb des Tals und das laute Rauschen der Oker übertönt den Autoverkehr. Was für ein toller Abschluss unseres Wanderurlaubs!

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In Goslar machen wir noch einen Schlenker über die Kaiserpfalz, einer repräsentativen Burganlage der Salier, ursprünglich aus dem elften Jahrhundert. Bei dem Gebäude handelt es sich um den ältesten Profanbau Deutschlands, was dem Ensemble den Status einer UNESCO-Weltkulturerbestätte eingebraucht hat. Leider wurde der Bau im 19. Jahrhundert ziemlich kaputt renoviert, ist aber trotzdem sehr eindrucksvoll.

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Am Abend ist es noch so warm, dass wir unseren Urlaub in einem Biergarten ausklingen lassen können. Dieses Mal fällt es uns besonders schwer, nicht weiterzulaufen – am liebsten würden wir unsere Wanderung bis Lübeck fortsetzen!

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DDLN Etappe 51: Auf dem E6 von Scharzfeld nach Altenau

Mittwoch, 30. September 2020: 28 Kilometer

 

Wer die Schönheit des Harzes kennenlernen möchte, sollte sich nicht auf den E6 begeben!

Wir vermuten mal, dass die Europäischen Fernwanderwege konzipiert wurden, um den Wanderer möglichst schnell und effektiv durch Europa zu führen. Es sind quasi europäische Wander-Autobahnen, die uns auf breiten Spuren möglichst gerade und ohne Hindernisse wie Steine und Wurzeln von einer Etappe zur nächsten bringen sollen. Nur so können wir uns erklären, dass der E6 fast nur auf Asphalt und breitesten Forstwegen durch den Harz verläuft – jedenfalls auf der Etappe, die wir heute gelaufen sind!

Der Tag beginnt für uns nass. Nicht dass es regnen würde, nein nein, wir steigen halt in den dichtesten Nebel auf und begegnen dem Phänomen des Flugregens, den wir schon aus Schottland kennen. Direkt hinter Scharzfeld geht es bergauf (von 240 auf 640 Meter) auf den Großen Knollen. Woher er seinen Namen hat, wissen wir nicht, denn wir sehen nichts!

Interessanterweise hat die Baude auf dem Knollen geöffnet und auf dem steinigen Weg dorthin kommt uns im Nebel ein einsamer Poncho-Träger entgegen. Dies wird der einzige Wanderer bleiben, den wir heute treffen.

Den Kaffee bekommen wir durch eine Durchreiche in der Wand serviert und wir trinken ihn auf nassen Picknickbänken vor der Baude.

So halten wir uns dort gar nicht lange auf, denn wir haben noch ein strammes Wanderprogramm vor uns. Nach 400 Metern Aufstieg geht der Weg nun nämlich wieder 300 Meter runter nach Sieber, um uns von dort gleich wieder 500 Meter hoch zu führen. Wir laufen heute 18 Kilometer nur bergauf!

Nach der Knollen-Pause geht es auf einem schmalen und glitschigen Pfad recht steil bergab. Das ist zwar anstrengend und bedarf einer hohen Konzentration, aber dies ist der schönste Abschnitt des heutigen Tages!

Sieber ist nicht der Rede wert und besteht größtenteils aus Pensionen, die Namen wie “Haus Gisela” oder “Haus Iris” oder “Tannengrund” heißen. Die Gardinen vor den Fenstern erinnern uns an unsere Kindheit in den 70ern.

Nach Sieber geht es wieder bergauf, und zwar kilometerlang auf einer asphaltierten Forststraße. Auf meiner Outdoor-Active-Karte ist der Weg jedoch als Schotterweg eingezeichnet. Wir wundern uns über den Belag, aber schnell wird uns klar, warum dieser Aufwand des Asphaltierens getroffen wurde: Auf dem Weg überholen uns mindestes sechs brausende, riesige LKW, mit Baumstämmen beladen. Überhaupt scheint der Holzschlag hier ein einträgliches Geschäft zu sein – wir passieren riesige, abgeholzte Flächen.

Aber auch ohne die Teerstraßen wird es nicht besser: Als wir endlich mal wieder Naturwege unter unseren Füßen haben, müssen wir durch Schlamm waten und über Äste steigen. Was für eine Unverschämtheit, dies ist immerhin ein internationaler Wanderweg!

Als wir die Grenze zum Nationalpark Harz passieren, wird es etwas weniger mit dem Holzschlag. Angeblich werden hier die toten Bäume stehen- und liegen gelassen. Tatsächlich sieht der Wald ein wenig besser aus, aber auch hier gibt es große Flächen mit abgestorbenen Bäumen. Schön ist was anderes!

Kurz vor Altenau freuen wir uns auf den “Wildnispfad”, der auf den Wegweisern ausgeschrieben wird. Auf unserer Karte als dünne, rote Strichel-Linie eingezeichnet, müssen wir auch hier breite Schotterwege in desolatem Zustand passieren, vorbei an großen Wüstungen. Erst kurz vor Altena erfahren wir, dass der “Wildnispfad” ein 1,5 Kilometer langer Rundweg auf Rindenmulch ist, auf dem die Besonderheiten des Nationalparks en miniature gezeigt werden. Das. Ist. Doch. Nicht. Wild!!!

Beim Einmarsch nach Altenau freuen wir uns über eine kleine, letzte Passage auf einem naturbelassen Weg. Na endlich!

Altenau sieh aus wie eine Wild-West-Stadt. Die Häuser sind fast alle aus Holz und sehen aus, als wenn sie nur provisorisch hier ständen. Auch hier buhlen zahlreiche, altmodisch anmutende Pensionen um die wenigen Gäste, die jetzt, Ende September, noch auf den Straßen flanieren.

Viele Geschäfte stehen leer, haben geschlossen oder verkaufen altmodische Harzer Souvenirs aus Holz, Porzellan, Schnaps oder Wurstwaren. Als wir um eine Ecke biegen, kriege ich fast einen Herzanfall, als mich aus einem Hauseingang zwei lebensgroße, struppige Hexen aus Pappmarché angrinsen.

Unser Hotel hat heute Ruhetag und wir laufen ein wenig herum, um einen Platz zum Essen zu finden. Wir landen im ersten Hotel am Ort, das aber merkwürdig aus der Zeit gefallen zu sein scheint: In den Fenstern stehen Barbie-Puppen mit gehäkelten Ballkleidern, die Einrichtung ist rustikal aus den 70ern und in der Ecke sitzen Loriot und seine Verlobte Hildegard.

Aber die Wirtin ist sehr freundlich und das Essen ist gut!

DDLN Etappe 50: Auf dem E6 von Duderstadt nach Scharzfeld

Dienstag, 29. September 2020: 27 Kilometer

Das Hotel Budapest ist ein richtiger Familienbetrieb: Die ungarische Großmutter macht das Frühstück – und sie will uns mästen! Entgegen unserer Proteste schöpft sie uns nicht eine, nein gleich zwei, Friedel drei Kellen ihres Spezial-Rühreis mit Paprika und Zwiebeln auf den Teller – zum Glück hat sie heute die Chilis vergessen … 🙂

UnserWandermorgen beginnt erneut kalt, aber mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Was haben wir doch wieder für ein Glück!

Auf allen Wiesen und Feldern glitzert der Tau und in den Tälern steht noch der Morgennebel.

Heute wandern wir von Duderstadt aus direkt auf dem E6 in die Hügel. Von hier aus werden wir im nächsten Urlaub dem E6 weiter bis zur Ostsee folgen.

Interessanterweise haben Friedel und ich andere Routen des E6 auf der Outdoor-Active-App. Ich habe die Karte von Outdoor-Active, Friedel wandert nach der Open-Street-Map-Karte. Mal stimmt die eine, mal die andere Version. Wir wählen am liebsten die Route, die nicht durch’s nasse Gras führt oder im Gestrüpp endet. Aber leider lässt sich beides nicht ganz vermeiden …

In Breitenberg suchen wir nach einer Bäckerei für einen Kaffee, aber es gibt keine. Sehr einladend sieht wenig später das Forsthaus Hübenthal aus, aber es scheint geschlossen zu sein. Friedel lässt sich aber nicht so leicht abschütteln und geht fragen, während ich schüchtern an der Pforte stehen bleibe. Obwohl der Gasthof eigentlich heute Ruhetag hat, hat der Wirt ein Herz für Wanderer und kocht uns exklusiv einen Kaffee, den wir im sonnigen Biergarten so richtig zu schätzen wissen. Vielen Dank (und Frechheit siegt)!

Weiter gehts durch Feld und Wald zum Quelltopf der Rhume. Wie bei uns auf der Alb kommt das Wasser aus einer unterirdischen Karstquelle nach oben und bildet einen blauen Quelltopf mit kristallklarem, schnell fließendem Wasser. Der See im Wald sieht verwunschen und friedlich aus.

Von nun an geht es kilometerlang im Wald sachte bergauf. Die Sonne hat sich mittlerweile verzogen und es wird wieder kälter, sodass wir für die Anstrengung ganz dankbar sind. Wir hiken uns sozusagen warm!

Unsere Mittagspause findet heute auf einem luxuriösen Picknickplatz im Wald statt. Leider haben wir nicht so viel zu essen dabei und so geht es bald weiter.

Als wir auf dem Rotenberg oben ankommen, haben wir einen phantastischen Blick auf das Harzvorland und die grünbraunen Berge des Harzes. Auch die Sonne zeigt sich wieder, passend für den Marsch über die grasigen Wiesen und abgeernteten Felder auf den Hügeln. Es geht rauf und runter, leider größtenteils auf Asphalt. Wann immer es möglich ist, weichen wir auf den schmalen Grasstreifen neben den Landsträßchen aus. Das Asphalt-Treten geht uns nämlich auf die Hacken!

Am Fuß des Harzes, in Barbis, treffen wir auf eine Bäckerei und gönnen uns Kaffee und zwei riesige Kuchenstücke. Beim Schwatz mit der Bäckereiverkäuferin freuen wir uns darüber, wieder unsere heimatliche Sprechweise zu hören und nicht mehr aufzufallen, wenn man “Ja, ne?” sagt! Denn eigentlich kommen Friedel und ich ja aus dem nordöstlichen NRW und sind bis heute des Schwäbischen nicht mächtig … 🙂

Das Ende heute ist unschön: Zwei stramme Kilometer an einer vielbefahrenen Landstraße entlang. Der Anmarsch zum Hotel zieht sich ewig hin. Der Lohn dafür ist dann aber ein Zimmer mit – Terrasse! 🙂

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