Harzer Hexenstieg – Sechs auf einen Streich!

Von Altenau über den Hexenstieg nach Torfhaus und über die Wolfswarte wieder zurück
19 Kilometer, 6 Stempel
Gelaufen am 25. März 2022

Ende März, als schon Frühling war und der Winter noch nicht zurückgekehrt war, hatten Friedel und ich eine Woche Urlaub.
Eigentlich wollten wir die Woche in erster Linie dafür nutzen, das Gästezimmer fertig zu renovieren. Aber bei dem schönen Wetter haben wir es dann doch nicht ausgehalten, die ganze Zeit in der Bude zu bleiben!

Eigentlich wollten wir uns die Stempelstellen auf dem Hexenstieg für eine „echte“ Fernwanderung aufsparen. Aber dann laufen wir das Teilstück später halt noch mal. Die Strecke von Altenau nach Torfhaus steht heute auf dem Plan, weil auf der Strecke gleich drei Stempelstellen liegen – und auf dem Rückweg über die Wolfswarte noch zwei weitere!

Wenn wir schon mal in Altenau sind, nehmen wir gleich am Morgen noch die Stempelstelle auf Altenaus Hausberg mit – die Köte Brockenblick liegt zwar nicht auf der Strecke, aber zwei Kilometer Umweg und einhundert Höhenmeter Aufstieg ist uns der Stempel wert.

Die Köte „Brockenblick“ auf dem Schwarzenberg über Altenau

Die Stempelstelle auf dem Schwarzenberg enttäuscht uns jedoch. Die Köte sieht aus wie ein mickriges Bushaltestellen-Häuschen und die Aussicht ist total zugewachsen – von Brockenblick keine Spur!

Schon so manches Mal haben wir uns gefragt, nach welchen Kriterien ein Plätzchen 2006/2007 zur Stempelstelle auserkoren wurde – und andere nicht. Über den ganzen Harz verteilt sind 220 besondere Plätze auf der Liste. Sie befinden sich in erster Linie in den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, aber einige Stempelkästen stehen auch auf Thüringer Grund. Die Auswahl ist schon lange abgeschlossen, mehr oder weniger Kästen werden es nicht.

An der Köte „Brockenblick“ stellen wir uns vor, wie die Honoratioren der Stadt Altenau damals, bei der Erstellung der Stempelkästenliste, so richtig Druck ausgeübt haben: Unsere Köte auf dem Schwarzenberg muss unbedingt einen Stempelkasten bekommen! Vermutlich wurden Drohungen ausgestoßen, dass Altenau sich gar nicht am System beteiligen würde, wenn die Köte Brockenblick keinen Kasten erhält. Vielleicht sind sogar Bestechungsgelder geflossen und am Ende hat der Touristenort Altenau gleich fünf Stempelkästen abgestaubt. Verarmte Bergwerkstädtchen, wie beispielsweise Wildemann, erhielten jedoch nur einen einzigen, einsamen Stempelkasten an der Prinzenlaube … Das finden wir voll gemein!

(Wildemann hat deshalb sein eigenes Stempelsystem ausgebaut, wie auch unser Heimatort Seesen. Hier stempeln wir auch schon … wir werden berichten!)

Auf dem Hexenstieg bei der kleinen Oker

Aber egal … auf dem Rückweg von der Köte gönnen wir uns in Altenau unseren ersten Terrassen-Kaffee des Jahres. Heute kommen bei uns glatt Urlaubsgefühle auf!

Auf dem Hexensteig gefällt es mir richtig gut. Der Weg führt immer am Dammgraben entlang, einem weiteren Attraktion des Oberharzer Wasserregals. Es plätschert allerorten und alle dreihundert Meter gibt es ein Wehr, einen Stichkanal oder Staustufen zu bewundern. Der Weg unter unseren Füßen ist mal wurzelig, mal etwas steinig, mal torfig – sehr abwechslungsreich!

am Dammgraben

Kurz vor Torfhaus geht es ordentlich bergauf und die Temperaturen steigen. Unglaublich, wie warm es im März schon werden kann!

Geschockt sind wir mal wieder über den Zustand des Waldes im Oberharz. Im Sommer würden wir hier nur ungern wandern. Wo es früher über liebliche schattige Waldwege ging, stehen heute nur noch Baumstümpfe am Wegesrand – hier wird einem im Sommer ordentlich eingeheizt!

Um die Stempelstelle „Jungfernklippe“ zu erreichen, nehmen wir einen weiteren kleinen Umweg auf uns – schließlich wollen wir heute ordentlich Abdrücke sammeln!
Blöd nur, dass wir dafür extra weiter nach oben steigen müssen.

Die Jungfernklippe von Weitem …
… und von Nahem!

Unsere Mittagsvesper nehmen wir im Schatten kurz vor Torfhaus ein. Als wir da gerade so schön sitzen, zieht ein schwerbepackter, recht übergewichtiger Hexenstieg-Wanderer an uns vorbei. Er prustet, er schnauft und flucht unentwegt vor sich hin – und sieht uns nicht!

In Torfhaus gibt es einen riesigen Parkplatz, einen Skilift, ein Outdoor-Activity-Center, diverse Lokale … also nichts für uns! Wir werden den Tourismus-Komplex ein anderes Mal besichtigen und schlagen uns kurz vor der Straße zurück in den Wald. Mittlerweile befinden wir uns aber auf über 800 Meter und natürlich liegt hier noch Schnee!

Im Torf bei Torfhaus
Auf dem Weg zur Wolfswarte

Zwar befinden wir uns nun schon wieder auf dem Rückwerg nach Altenau, aber ganz oben sind wir noch nicht. Unser höchster Punkt heute ist die Wolfswarte auf 900 Metern.

Es ist schon skurril, wenn einem beim Aufstieg so heiß wird, dass man sich die Hosenbeine hochkrempeln muss – aber gleichzeitig durch den Schnee tappt.
Zum Glück ist der Schnee nicht mehr gefroren, sondern um die Mittagszeit angetaut. Bei jedem Schritt sinken wir weich ein und haben trotz Schnee einen festen Tritt. Später, beim Abstieg von der Wolfswarte, werden wir glücklich darüber sein!

Auf der Wolfswarte

Oben auf der Höhe hat man bei klaren Wetterverhältnissen bestimmt einen tollen Blick. Heute ist es jedoch diesig und der Ausblick eher mäßig. Wir wundern uns, dass an einem normalen Wochentag im März hier so viel los ist. Neben uns haben noch vier andere Wanderparteien den Weg auf den steinigen Gipfel gefunden.

Auf dem Rückweg laufen wir über einen endlosen, verschneiten Forstweg schnurgerade zu Tal. Friedel fängt hier ein wenig das Maulen an: Das monotone Stapfen durch den Schnee nervt und ihm hat die heutige Wanderung nicht sonderlich gut gefallen, was man im Nachhinein auch an der Menge der Bilder sieht, die er fotografiert hat. Ich hingegen fand den Weg heute schön abwechslungsreich und interessant. Manchmal kann man gar nicht richtig begründen, warum einem die eine Wanderung besser gefällt als die andere – oft sind es die Tagesform und die Stimmung, die das eigene Urteil beeinflussen. Das Wetter, aber auch das Licht beim Fotografieren sind weitere Faktoren, die einem die Tour vermiesen oder versüßen können.

Die letzte Stempelstelle heute, „Gustav-Baumann-Weg“ tituliert, ist so langweilig, wie sie klingt. Zwar sollen sich hier in der Nähe Felsen befinden, aber wir sehen nichts davon. Der Stempelkasten steht gänzlich unspektakulär in einer Pfütze unter Fichten am Wegesrand und Ausblicke gibt es hier auch nicht. Womit sich dieser Ort den Stempelkasten verdient hat, erschließt sich uns nicht – Friedel ist der Spot nicht mal ein Foto wert!

Kurz vor Altenau verlassen wir den breiten Forstweg und wir laufen das letzte Stück entlang einer schönen Waldwiese, bevor es steil nach unten zurück zum Parkplatz geht.

Auch wenn die heutige Wanderung nicht zu den schönsten Touren bisher gehört, haben wir heute viele Stempel gesammelt und frühlingshafte, fast sommerliche Temperaturen genossen. Und das schon im März!

Waldwiese kurz vor Altenau

In Bad Harzburg tanzt der Bär, aber in Kamschlacken schlummert er noch!

Blick zum Brocken

Bad Harzburger Rundtour, 17 Kilometer, 4 Stempel, gelaufen am 11.03.2022
Riefenbeek-Kamschlacken, 16 Kilometer, 2 Stempel, gelaufen am 17.03.2022

Verrückt, wie warm dieser März schon ist. Auf der einen Seite sind wir erfreut, denn so gibt es einige wunderbare Wanderstunden mit strahlendem Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen. Aber findet ihr es nicht auch befremdlich, dass es im März schon so frühlingshaft warm ist?

Nach Bad Harzburg können wir ohne Umsteigen mit dem Zug fahren, also lassen wir das Auto dieses Mal stehen. Seitdem wir wieder selber fahren, kriegen wir viel weniger mit von den Orten, in deren Umgebung wir laufen. Der lange An- und Zurückmarsch zwischen Bahnhof und Wanderparkplatz entfällt bei der Anfahrt mit dem Auto – Heute jedoch marschieren wir durch ganz Bad Harzburg, bevor wir die Waldkante erreichen.

Die Stadt beeindruckt durch stylische Bäder-Architektur. Hier kurten einst die Reichen und Schönen, aber die glorreiche Zeit des Bäder-Tourismus ist schon lange vorbei. Die Stadt versucht deshalb heutzutage, Besucher durch „Erlebnisse“ anzulocken – es gibt eine Seilbahn auf den Burgberg, einen Baumwipfelpfad, eine Baumschwebebahn …

Der Einstieg zum Baumwipfelpfad

Außerdem beginnt direkt hinter der Stadt der Nationalpark Harz. Bisher haben wir ja nur Touren im Westharz unternommen und da gibt es nur den Harz, aber nicht den „Nationalpark Harz“. Heute erwarten wir also die Wildnis pur!

Was unterscheidet nun also den Harz vom Nationalpark Harz? Nun, zum Einen gibt es überall Bänke mit dem Nationalpark-Enblem und schickere Wegweiser. Da die vom Borkenkäfer zerstörten Bäume stehen gelassen und nicht gefällt und abtransportiert werden, sind die Wege nicht so zerfurcht und verschlammt – Aber die Baumgerippe, die hier überall in den Himmel ragen, sind nun wirklich kein schöner Anblick, finden wir …

Interessant ist, dass die Bäume, die hier natürlicherweise nachwachsen, keine Fichten mehr sind, sondern Birken. Wir fragen uns, wie der Wald hier im Nationalpark wohl in zwanzig Jahren aussehen wird.

Unsere erste Stempelstelle heute ist das Gasthaus Molkenhaus, das zu dieser frühen Stunde noch geschlossen ist. Trotzdem ist es erstaunlich, wie viele Leute außer uns schon unterwegs sind – dabei hat die Wandersaison noch gar nicht richtig angefangen!

am Molkenhaus

Das Molkenhaus liegt direkt am „Teufelsstieg“, der kürzesten, aber auch steilsten Wanderroute zum Brocken. Wir überlegen kurz, statt der geplanten Rundtour heute zum Brocken zu marschieren. Aber wie wir von Weitem sehen, liegt oben am Brockenhaus noch Schnee. Den Aufstieg werden wir deshalb lieber später im Jahr angehen, denn das Stapfen über glitschige und vereiste Wege schreckt uns. Heute laufen wir lieber weiter zur Rabenklippe.

Rabenklippe

Die Klippe finden wir beindruckend und es gibt einen tollen Ausblick von der Aussichtsplattform. Nicht so toll finden wir, dass sich die Stempelstelle erst hinter der Terrasse des anliegenden Gasthauses befindet und wir uns zwischen gut gelaunten Wanderern an vollbesetzten Tischen hindurchzwängen müssen. Zum ersten Mal in unserer Stempelkarriere müssen wir an einem Stempelkasten in der Schlange stehen. Was machen die bloß alle hier?

Noch voller wird es auf dem Weg zum „Kreuz des Ostens“. Ganze Wandergruppen kommen uns entgegen und was uns am meisten stört – sie sind laut! Wir können absolut verstehen, dass unsere Mitmenschen gleich wie wir die Sonne und die Natur suchen – Aber muss man dabei denn solch einen Lärm machen?

Friedel und ich stammen beide aus Flüchtlingsfamilien und am Kreuz des Ostens posiere ich deshalb am Stein meiner Herkunftsprovinz mütterlicherseits. Meine Omi stammte aus Pommern, meine Oma aus Danzig. Bei Friedel ist die Lage leider komplizierter, für ihn gibt es keinen Stein.

Als wir an unserer letzen Stempelstelle, dem Burgberg ankommen, ist gefühlt halb Niedersachsen hier. Auch wenn wir uns eigentlich die ganze Zeit draußen aufhalten, habe ich Angst, uns hier Corona einzufangen.

Der Außenbereich des Gasthauses auf dem Burgberg ist voll gefüllt und jede Bank mit Blick auf das Harzvorland ist besetzt. Auch hier müssen wir uns wieder einreihen, um an unseren Stempel zu kommen – nichts für Steffi!

Schön warm ist es an diesem ersten Frühlingstag im März – aber für meinen Geschmack ist es hier echt zu voll. Am nächsten Samstag suchen wir uns etwas Ruhigeres!

Blick auf Kamschlacken und den Söse-Stausee

Und so soll es auch sein. Am folgenden Samstag ist es genauso warm und schön, aber dafür viel einsamer!

An der ersten Stempelstelle, dem Leonorenblick, da lachen wir noch.

Wir Blödis haben nämlich nicht einkalkuliert, dass uns unser Weg heute auf über 800 Höhenmeter führen wird. Hier oben liegen aber noch jede Menge Schnee und Eis!

Diese Tatsache könnte man ja eigentlich ganz witzig finden und wir lachen auch erst mal ausgiebig. Aber dann treffen wir auf jede Menge vereiste Stellen und an einigen Stellen bleibt uns nichts anderes übrig, als quasi auf dem Hosenboden nach unten zu rutschen. Aber immerhin treffen wir hier oben auf dem Reitstieg zwischen Hanskühnenburg und Stieglitzeck fast keine anderen Wanderer! 🙂

Auch an den Hammersteinklippen sind wir fast ganz allein. Als wir um eine Felsenecke biegen, erschrecken wir eine einsame ältere Wanderin, die dort ihre Mittagspause eingelegt hat. Wir schüchtern sie so ein, dass sie glatt das Weite sucht – und wir haben die Klippen ganz für uns!

Unterhalb der Klippen finden wir ein nettes Plätzchen für unsere Mittagspause. Ich persönlich finde es viel netter, auf einer Bank im Wald meine Thermoskanne auszupacken als auf einer überfüllten Restaurant-Terrasse zu sitzen. Friedel ist da weitaus geselliger als ich, ihn schrecken die vielen Touristen deutlich weniger.

Am „großen Wehr“, der zweiten Stempelstelle des heutige Tages, hat sich der Himmel stark bewölkt und es kommt ein fieser Wind auf. Aber immerhin sind wir raus aus dem Schnee, auch wenn der Weg zum alten Wehr verflixt steinig ist!

Auch das große Wehr an der Morgenbrodshütte ist Teil des UNESCO-Weltkurturerbes „Oberharzer Wasserregal“. Hier fließt ein Teil der Söse und eines anderen Baches in Richtung der großen historischen Bergwerke bei Clausthal-Zellerfeld. Das Kanalstück hier ist etwas mehr als vier Kilometer lang und mündet weiter unten am Berg in den längsten der Oberharzer Wasserkanäle, dem Dammgraben.

Zurück zum Parkplatz geht es ständig bergab, mal wieder über einen der typischen breiten Forstwege, die wir im Harz nicht so mögen. Aber da es mittlerweile regnet und dann sogar schneit, sind wir froh, dass wir schnell vorankommen.

Insgesamt hat mir die Tour bei Kamschlacken viel besser gefallen als die in Bad Harzburg. ich mag’s halt gern einsam und wild und halte mich lieber fern von spektakulären Hängebrücken, Seilbahnen und anderem Gedöns. Zum Glück gibt es im Harz etwas für jeden Geschmack!

… und wir stempeln wacker weiter!

Blick vom Försterstieg auf den Granestausee

Stempeltour 9: Von der Granetalsperre über die Bärenhöhle zum Steinbergturm bei Goslar
gelaufen am 28. Februar 2022: 13 Kilometer und zwei Stempel

So langsam gehen uns die Stempelstellen in der Nähe aus. Mittlerweile haben Friedel und ich fast alle Kästen in maximal dreißig Kilometern von Seesen abgegrast. Das Wichtige ist dabei eigentlich nicht das zwanghafte Sammeln der unscharfen Abdrücke in die kleinen Heftchen, sondern dass wir beim Stempelspaß einige Highlights des westlichen Harzes kennenlernen konnten, die wir als Neuharzer nicht sofort selbst entdeckt hätten.

Am besten gefällt es uns bisher an der Granetalsperre. Schon bei unserer ersten Wanderung in der neuen Heimat, auf dem E11 von Goslar nach Seesen, standen wir staunend auf der Staumauer und blickten auf die weite Wasserfläche und die waldigen Hügel dahinter. Das Besondere an dieser Talsperre ist, dass keine Straße am Stausee entlang führt und dass die Uferlinie so schön verschwurbelt ist. Das Schöne an Seen ist für uns nämlich nicht die Wasserfläche, sondern das, was an den Ufern zu sehen ist.

Der Graneseee wirkt auf uns geradezu skandinavisch, vor allem auch, weil das Ostufer so schön mit Birken bestanden ist.

Der erste Stempelkasten befindet sich auf einer Halbinsel in einer netten Schutzhütte, in der wir mal gern einen lauen Sommerabend verbringen würden – diese Stelle merken wir uns!

Von hier aus könnten wir, wenn wir denn wollten, direkt den Berg hoch zur nächsten Stempelstelle eilen und die heutige Tour erheblich abkürzen. Wir wollen jedoch noch zur Bärenhöhle und laufen deshalb noch ein wenig weiter am Seeufer entlang – und es gibt fürwahr unangenehmere Umwege!

Zur Bärenhöhle quälen wir uns einen fiesen Anstieg auf einem zerfurchten Forstweg hoch. Was die Forstleute hier im Harz mitunter veranstalten, ist eine echte Sauerei. Natürlich ist es ein Argument, dass das Totholz aus dem Wald entfernt werden muss. Aber muss man die Wege dafür so extrem zerfahren? Wie gut, dass der Boden noch gefroren ist, sonst würden wir hier knöcheltief im Matsch einsinken.

Die Bärenhöhle ist gar keine richtige Höhle. Überall im Westharz gibt es alte, aufgegeben Stollen und dieser hier ist auch so einer. Besonders ist dabei, dass der Eingang in einer dunklen Senke liegt und man dorthin ein wenig über Felsen klettern muss. Das Ganze wird dadurch zu einer kleinen Attraktion, auch wenn die Höhle nicht echt ist. Leider ist der Eingang versperrt, aber wir haben auch nichts anderes erwartet.

Über schmale Wege geht es weiter nach oben zu unserer zweiten Stempelstelle auf dem Steinberg. Da viele Wanderwege im Harz über breite Forstwege verlaufen, freuen wir uns über den schönen Pfad, auch wenn es dabei einige Hindernisse zu überwinden gilt.

Normalerweise stehen wir nicht so auf Aussichtstürme. Viele der oft hässlichen Gerippe aus Holz oder Eisen verschandeln so manch schönen Berg, aber der Steinbergturm ist da eine Ausnahme – hübsch ist er, der alte Steinturm!

Vor dem Turm ist auch schon der grüne Stempelkasten zu sehen. Wie so häufig ist dieser merkwürdigerweise mal wieder so hoch angebracht, dass ich mit meinen recht normalen 1,65 Metern Körpergröße nicht an den Stempel herankäme, wenn da nicht ein Holzklotz als Stufe dienen würde. Schon komisch … Warum sind die Ständer oft so hoch?

Eigentlich hatten wir gehofft, von oben einen schönen Blick auf Goslarer Altstadt und die Kaiserpfalz zu erhaschen. Aber genau in dieser Richtung versperren einige hohe Bäume die Sicht. Dafür lohnt sich der Blick auf die andere Seite, in Richtung Granetalsperre.

Der Rückweg erfolgt zunächst über einen glitschigen, supersteilen Weg nach unten in Richtung Goslar. Wir erwägen, in der markigen „Schutzhütte des Goslarer Handwerks“ eine Pause einzulegen, aber leider liegt sie im Schatten. Nee, also wenn schon eine Pause, dann doch bitte in der Sonne!

Der Name der Hütte mutet fast sozialistisch an!

Eigentlich wollen wir ab hier auf dem Harzer Försterstieg weiterlaufen, einem neuen Fernwanderweg, der mit 60 Kilometern von Riefensbeek-Kamschlaken nach Goslar längs durch den Westharz verläuft. Aber leider verfransen wir uns und landen auf einer wunderschönen Wiese. Diese liefert uns von oben einen tollen Blick in das Tal, durch das wir eigentlich laufen wollten. Wir sagen nur – Glückes Geschick für diesen Blick!

Der Försterstieg führt uns dann in pittoresker Halbhöhenlage entlang des Granesees zurück zum Parkplatz. Auch dieser Weg gehört zu einem der Highlights des Westharzes, finden wir – rechts moosige Felsen und mit Heidekraut bewachsene Hänge, links der Blick durch Birken hinunter zum Granesee. Wir sind begeistert!

Wir nehmen uns vor, diesen Pfad noch einmal zu laufen, wenn es ein wenig wärmer geworden ist. Der Weg heute hat uns ausnehmend gut gefallen und er liegt gar nicht weit von unserem Wohnort entfernt. Wir sind gespannt, welche Highlights uns dann erst im Oberharz erwarten! Sirenengleich rufen uns die großen Attraktionen „Brocken“, „Hexentanzplatz“ und „Teufelsmauer“ … Aber besser kann es doch eigentlich gar nicht mehr werden, oder?

Die Harzer-Wandernadel-Frühlings-Tour!

Prinzenteich

Stempeltour 7: Vom Prinzenteich bei Buntenbock über den Försterstieg zur Kaysereiche und zurück zur Kuckholzklippe

Gelaufen am 12. Februar 2022: Zehn Kilometer und drei Stempel

Bei uns im Garten auf 200 Meter blühen schon die Schneeglöckchen und es riecht nach Frühling. Und da für das Wochenende schönes Wetter angesagt ist, wollen wir auf unserer Samstagstour heute den ersten Hauch des Frühlings erhaschen.

Wir Blödis! Vielleicht sollte man, um Frühlingsgefühle zu wecken, lieber im Flachland bleiben und nicht in den Oberharz fahren?

Wir gucken jedenfalls ganz schön blöd, als wir bei Clausthal voll im Schnee landen. Aber wenn wir schon mal hier sind …. dann gibt es halt noch mal eine Schneewanderung!

Keine menschlichen Spuren in Richtung Kaysereiche!

Zum Glück ist der Schnee schön verharscht und wir kommen gut voran. Auch sind in Richtung Kaysereiche kaum andere Wanderer unterwegs – das mögen wir!

An der Eiche gibt es den ersten Stempel und eine schöne, saubere Köte, in der man bestimmt toll übernachten könnte – aber dafür wäre es uns noch viel zu kalt.

Die Kaysereiche haben wir uns etwas prächtiger vorgestellt. Das Ding ist so unauffällig, dass ein entgegenkommender Wanderer den Baum glatt übersieht, seine Frau jedoch nicht – „Mensch Dicker, jetzt bist du an der Eiche glatt vorbeigelaufen!“ ruft sie ihm hinterher. Etwas peinlich, meinen Friedel und ich …

An unserer nächsten Stempelstelle, dem Oberen Hahnebalzer Teich, muss ich Friedel geradezu drängen. doch bitte gefälligst ein Foto zu machen. Er findet die vielen Teiche des Oberharzer Wasserregals mittlerweile schon etwas langweilig. Halt wieder so ein pittoresker Waldsee mit Staumauer und romantischem Liebesbänkchen … gähn!

Oberer Hahnebalzer Teich

In der Tat sehen die kleinen Seen irgendwie alle gleich aus. Aber ich mag sie trotzdem!

An der Kuckholzklippe ist richtig was los – hier können die Kinder den Hang hinunter rodeln und die Eltern in der Hütte Punsch aus der Thermoskanne trinken.

Nicht so ganz unser Ding, aber auf den Aussichtsturm wollen wir trotzdem steigen. Über vereiste Metallstufen hangeln wir uns ungelenk nach oben, aber die Aussicht von oben lohnt die Mühe.

Blick nach Lerbach und Osterode
Blick in die andere Richtung 🙂

Wir stempeln noch schnell und verlassen den rummeligen Ort schnell wieder in Richtung Auto.

Eigentlich hatten wir diesen Winter ja noch gar nicht so viel Schnee, deshalb war die Schneewanderung schon okay .. und die Sonne wärmte auch schon ein wenig!

Harzer Wandernadel Tour 6: Über den Lautenthaler Gaipel zum Grumbacher See

Gelaufen am 29.01.2022: Elf Kilometer und zwei Stempel

Eigentlich haben Friedel und ich uns ja vorgenommen, nach unserem Umzug nach Niedersachsen mehr zu wandern und weniger zu arbeiten – Aber das ist gar nicht so leicht!

Auch wenn wir beide im Homeoffice sind (Friedel unter den Dach und ich im Erdgeschoss), hat sich gar nicht so viel geändert, was unserer Arbeitspensum angeht. Längere Touren sind nach wie vor nur am Wochenende drin, dann aber wirklich nötig. Wenn wir schon die ganze Zeit in der Bude hocken, müssen wir am Samstag auf jeden Fall raus!

Also Nässe und Nebel hin oder her – der Harz und die Stempelkästen rufen!

Bei dem Schietwetter laufen wir aber eher die kürzeren Touren bei uns in der Nähe. Längere Wanderungen sparen wir uns für später auf, wenn das Wetter wärmer wird.

Der „Gaipel“ ist ein traditionelles Ausflugslokal hoch über Lautenthal. Wir erreichen den Ort über einen steilen Anstieg von der Lautenthaler Touristinfo aus. Aus dem Schornstein tritt Rauch aus, drinnen sind Lichter an. Aber der riesige Parkplatz an der Baude ist autoleer und keine Menschenseele ist in Sicht – Heute wird hier nicht der Bär tanzen!

Immerhin herrscht am Stempelkasten neben der Eingangstür des Lokals kein Gedränge. Unseren ersten Stempel für heute haben wir gleich auf dem ersten Kilometer im Sack!

Auch auf den nächsten sechs Kilometern bis zum Grumbacher Teich treffen wir niemanden. Wir sind allein mit Nebel, Moos und Blaubeergesträuch – So mögen wir es!

Als wir jedoch am Grumbacher Teich aus dem Gebüsch springen, trifft uns fast der Schlag. Mindestens fünf Wanderpärchen tummeln sich an der Hütte am See!

Auch bei schlechtem Wetter und relativer Parkplatzferne ist der romantische Teich mit Wasserfall eine der Top-Destinationen der Region. Und wir müssen zugeben – zu Recht, zu Recht!

Zuvor hatten wir den Plan gefasst, den See entweder unter der Woche oder so wie heute bei schlechtem Wetter zu besuchen. An sonnigen Wochenenden muss hier die Hölle los sein!

Mit unseren beiden Stempelheften muss ich vor der Hütte gar kurz in der Schlange stehen. Noch ein anderes Pärchen ist vor mir dran und in der dunklen Hütte findet die Frau die richtige Seite nicht. Ich drängle gar nicht, aber meine Vorgängerin wird sichtlich nervös und drückt aus Versehen den Stempel verkehrt herum auf das Feld – und wird vom Mann glatt ausgeschimpft!

Oje! die Stempel in meinem und Friedels Heft gucken alle nach links, nach rechts, nach oben, nach unten … Wie gut, dass wir beide keine Pedanten sind!

Der Rückweg nach Lautenthal durch das „Große Drecktal“ ist viel schöner als der Name suggeriert. Links neben uns mäandert der Grumbach lieblich an unserem geschotterten Weg entlang. Hier ließe es sich auch bei Regen gut laufen und tatsächlich kommen uns einige Familien auf dem Weg entgegen, die Kinder dick in Regenzeug eingepackt.

Kurz vor Lautenthal treffen wir auf den interessanten Bergbau-Lehrpfad, der hier rund um das alte Bergwerkstädchen eingerichtet wurde. Der Kranichsberg unter unseren Füßen ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse und erste Bergwerksstollen zur Erzförderung wurden hier bereits im 16. Jahrhundert angelegt.

Was uns bei solchen Lehrpfaden jedoch oft ein wenig ärgert: Scheinbar sind wir zu blöd, die Schautafeln zu kapieren!
Eigentlich finden wir die Ausführungen hochinteressant und wir bemühen uns redlich, die Texte zu verstehen. Jedoch wimmeln die Tafeln vor Fachausdrücken aus dem Bergbau und hier wird „abgeteufelt“, „gepocht“ und „geklaubt“, was das Zeug hält. Wir bewundern „Kunstgezeuge“, „Grauwackegesteine“ und „Feldgestänge“ …. aber wozu dienen die genau?

Wir nehmen uns vor, nochmal wiederzukommen und uns vorher in die Thematik einzulesen. Im Ort gibt es auch ein Museum und man kann mit einer Grubenbahn in den Berg einfahren. Die Bergbaugeschichte der Region ist eigentlich sehr spannend und für das nächste Mal sind wir bestimmt vorbereitet!

Am Ende bummeln wir noch ein wenig durch die engen Gassen des Städtchens und schauen uns die kleinen Bergmannshäuser an. Jedes zweite Haus steht hier leer. So interessant und „schnuckelig“ die kleinen Häuser auch sind – Wohnen möchte man in den engen, dunklen Gassen dann doch nicht.

Zwei Stempel reicher und ein wenig durchgefroren steigen wir ins Auto und fahren zehn Kilometer zurück nach Hause – in eine hellere, wärmere, und weniger matschige Welt!

Harzer Wandernadel Tour 2: Hahnenklee und der Obere Schalker Graben

Hahnenklee-Liebesbank-Schalker Turm-Oberer Schalker Graben-Hahnenklee:
13 Kilometer und 3 Stempel
Gelaufen am 1. Januar 2022

Zwischen den Feiertagen waren wir schon einmal hier in Hahneklee und wollten eine zünftige Winterwanderung unternehmen. Aber da war es noch so glatt auf den Wegen, dass wir die Wanderung nach einem Kilometer abbrechen mussten. Da freuen wir uns doch heute so richtig über das Schmuddelwetter, da ist es wenigstens nur matschig und nicht glatt!

Schon beim letzten Mal haben wir festgestellt, dass Hahnenklee wohl der touristische Hotspot der Region ist. Alle Welt weiß, dass in Hahnenklee sogar mal die Rennrodel-Weltmeisterschaften ausgetragen wurden – nur wir Sportmuffel nicht!
Ich allerdings wusste von der beeindruckenden Stabkirche, die sich gleich neben dem Parkplatz befindet.

Es ist erstaunlich, wie viele Wohnmobile auf dem Parkplatz stehen. Glücklicherweise sind wir aber heute schon sehr früh unterwegs und die Camper liegen noch alle in den Federn. Deshalb haben wir den bekannten „Liebesbankweg“ ganz für uns allein!

Wie es der Name schon verrät, sind über den Weg 25 Bänke mit Liebes- und Hochzeitsmotiven verteilt. Uns persönlich erscheint das Ganze ein wenig zu dick aufgetragen, aber wir müssen hier lang – der erste Stempelkasten wartet auf uns!

Wir sind froh, dass wir am „Auerhahn“ den amourösen Premium-Wanderweg verlassen dürfen und kämpfen uns auf einer Teerstraße steil nach oben zum Schalker Aussichtsturm.

Der ehemalige Gasthof Auerhahn – heute leider in Privatbesitz

Unterwegs gibt es an mehreren Stellen weite Ausblicke in die umgebenden Täler. Ich rate Friedel jedoch, mit dem Fotografieren zu warten – Oben gibt es bestimmt den tolleren Ausblick!

Die Aussicht vom Turm aus enttäuscht leider. Wir blicken auf eine matschige Wiese und die Fernsicht verschwindet im Nebel. Jedoch können wir in der feuchten und leicht schmuddeligen Schutzhütte unseren zweiten Stempel für heute abstauben.

Der Abstieg vom Schalker Gipfel zum nächsten Ziel, dem oberen Schalker Graben, erweist sich als echtes Abenteuer. Unsere Outdooractive-App hat uns einen zickzackartigen Abschnitt über waldige Pfade vorgeschlagen, aber in der Realität ist der Weg kaum noch vorhanden. Zunächst kämpfen wir uns über einen überaus matschigen Forstweg …

… dann durch dorniges Gestrüpp …

… um am Ende weglos mitten an einem steilen Hang zu landen.

Unsere Wanderapp aber versichert uns unermüdlich, dass wir uns komplett auf dem richtigen Weg befinden. Und vollends skurril ist, dass hier überall Flaschen im Moos herumliegen. Sieben Stück haben wir gezählt!

Am Ende halten wir uns an Blaubeerbüschen und jungen Kiefern fest und hangeln uns zu Tal. Als wir bei Festenburg wieder festen Boden in Form eines geschotterten Weges unter den Füßen haben, sind wir glücklich und dankbar. Hallelujah!

Den schmalen Weg entlang des Schalker Grabens beeindruckt uns sehr. Hier bei Festenburg verlaufen gleich mehrere Wassergräben parallel entlang des Steilhangs. In früherer Zeit wurde damit Wasser in die Bergwerke der Umgebung geleitet. Nicht alle diese Gräben und Teiche der montanen Wasserwirtschaft sind noch erhalten, aber die noch bestehenden sind mittlerweile von der UNESCO geschützt.

Hinten ist am Weg der nächste Stempelkasten zu erkennen!

Am Wegesrand befinden sich mehrere Tafeln mit Erklärungen, wie das ausgeklügelte System der Gräben und Teiche aus dem 17. bis 19. Jahrhundert den Bergbau in der Region überhaupt erst ermöglicht hat. Wir überfliegen die Tafeln jedoch nur und nehmen uns vor, uns zu einem späteren Zeitpunkt näher damit zu beschäftigen. Heute genießen wir den hübschen Pfad, das Wasser, das neben uns fließt und die weiten, wenn auch etwas diesigen Aussichten in Richtung des Brocken.

Die Kamera erkennt es nicht, wir aber – durch den Nebel winkt der Brocken!

Der Stempelkasten, wegen dem wir in erster Linie hier sind, steht direkt am Wegesrand. Eigentlich befand er sich mal direkt neben dem Lochstein, einem alten Begrenzungsstein aus dem Bergbau. Der Weg dorthin ist mehr als nass, aber das kann uns schottlanderprobten Profimatscher nicht erschüttern!

Im letzen Drittel des Weges passieren wir noch ein paar hübsche Stauteiche, auch diese UNESCO-geschützt. Teilweise wurden gleich vier bis sechs der künstlichen Teiche in einer Reihe angelegt, weil es den Bergarbeitern im 17. Jahrhundert noch an Wissen fehlte, gleich größere Stauseen anzulegen. Heute sind die Teiche ein tolles Ausflugsziel und in einigen davon darf man sogar baden.

Die Tour heute war wieder sehr lohnenswert, nicht nur wegen der drei Stempel. Wir sind gespannt, welche landschaftlichen und kulturellen Schätze noch auf uns warten!

Harzer Wandernadel: Unsere Hausrunde im Schnee

Rundweg vom Sternplatz über den Luchsstein und die Tränkebachhütte:
Sieben Kilometer und zwei Stempel

Unten bei uns im Ort ist der Schnee nicht liegen geblieben. Aber direkt an der Ortsgrenze von Seesen beginnt schon der Harz. Nur sechs Kilometer Autofahrt zum Sternplatz, zwischen Seesen und Lautenthal gelegen, katapultieren uns flugs von 200 auf 500 Meter. Und hier oben ist es richtig winterlich!

Eigentlich kennen wir die Tränkebachhütte am Seeserberg schon, denn die Stempelstelle ist von unserem Haus aus fußläufig erreichbar. Aber gestempelt haben wir auf unseren bisherigen Spaziergängen hier noch nicht und das werden wir heute nachholen!
Außerdem lässt sich die kleine Rundtour mit der Stempelstelle „Luchsstein“ verbinden, die wir heute zuerst erreichen.

Die Website der „Harzer Wandernadel“ verrät uns, dass an dieser Stelle nach elftägiger Treibjagd 1818 der letzte Luchs im Harz erlegt wurde. So stolz war man auf diese Ruhmestat, dass man den Luchs ausstopfen und am Tatort einen Gedenkstein errichten ließ. Fast 200 Jahre später wird nun versucht, die Tiere mühevoll im Harz wieder anzusiedeln.

Das Stapfen im Schnee ist nicht wenig anstrengend und kurz vor der Tränkebachhütte, als wir Fahrspuren im Schnee entdecken, phantasieren wir von einem Überraschungs-Catering mit Punschausschank in der Hütte.

Im Hintergrund kaum erkennbar die Hütte

Die Hütte der Seesener Ortsgruppe des Harzklubs ist jedoch auch heute leider unbewirtschaftet. Doch freuen wir uns schon jetzt darauf, in dieser gepflegten Hütte eines Tages mal eine ordentliche Brotzeit mit zukünftigen Wanderkameraden einzulegen, wenn wir hier erst mal Leute kennengelernt haben! 🙂

Der Rückweg führt über den „Schnapsplatz“ und den „Schnepfenplatz“ zurück zum Parkplatz. Mittlerweile sind erstaunlich viele Leute unterwegs, die gleich wie wir einen Ausflug in den Schnee unternehmen. So viele Menschen haben wir hier im Harz noch nie gesehen!

Kurz vor Ende werden wir noch mit einer besonderen Aussicht auf die Innerste-Talsperre belohnt. Und pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder im Warmen.

In der ersten Januarwoche haben wir noch zwei andere kleinere Wanderungen in der Gegend unternommen, sodass wir heute schon unseren neunten Stempel gesammelt haben. Theoretisch könnten wir schon unsere Bronzenadel abholen – aber wir warten auf Gold! 🙂

Auf dem Weg zum Kaiserpaar – die Neu-Harzer gehen stempeln!

Ende November haben wir unser neues Haus im Harz bezogen. Zwar ist das Harzhaus noch lange nicht fertig renoviert, aber endlich haben Friedel und ich ein wenig Zeit, Schleifmaschine und Pinsel auch mal zur Seite zu legen und die eine oder andere kleine Wanderung zu unternehmen.

Und wir sind begeistert! Hier in Seesen haben wir alles was wir brauchen – Geschäfte, Ärzte, Cafés und Restaurants. Aber nur zwei Kilometer von uns entfernt beginnt der Harz – und der mutet uns im Vergleich zur Alb so richtig schön wild an!

Schon bei einer früheren Wanderung im Sommer hatten wir an der Tränkebachhütte so einen komischen grünen Stempelkästen entdeckt. Sieht aus wir ein altmodischer Briefkasten, hat eine Klappe mit einer Nummer vorne und drinnen ein Stempelkissen und einen runden Stempel, gegen Diebstahl gesichert mit einem langen Draht. Wir dachten uns gleich, dass der Stempel wohl einer ähnlichen Funktion dient wie die Pilgerstempel auf den Jakobswegen – Hier wollen welche beweisen, dass sie etwas erreicht haben und sich damit eine Urkunde oder ähnliches verdienen. So etwas brauchen wir nicht, dachten wir … 😆

Aber mittlerweile sind wir mit dem Stempelvirus infiziert. Letzten Freitag haben wir uns zwei dieser Stempelhefte der „Harzer Wandernadel“ geholt. Die Stempelei erscheint uns mittlerweile gar nicht mehr so blöd: Über den ganzen Harz verteilt gibt es nämlich sage und schreibe 222 Stempelstellen, die sich an besonders schönen Plätzen befinden. Mittlerweile beteiligen sich drei Bundesländer am System der „Harzer Wandernadel“: Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Natürlich gibt es einen Stempelkasten auf den Brocken, am Hexentanzplatz und an den Teichen des Oberharzer Wasserregals. Aber auch an weniger bekannten Plätzen kann man staunen und dann stempeln: An urigen Hütten, romantischen Wasserfällen, weiten Aussichten oder markanten Felswänden.

Stempelstelle 104 – Tränkebachhütte bei uns in Seesen

Allein in einem Radius von zwanzig Kilometern von uns gibt es an die zwanzig Stempelstellen, die wir demnächst erwandern können. Gerade weil wir uns hier in der neuen Umgebung noch nicht so gut auskennen, haben wir somit jede Menge interessante Ziele im Blick.

Von nun an sammeln wir also Stempel. Einige interessante Rundwanderwege haben wir schon in unserer Wanderapp gespeichert. Dabei gilt es, durch geschickte Wegführung gleich zwei oder drei Stempelstellen miteinander zu verbinden. Schon mit acht Stempeln könnten wir die erste Leistungsstufe erreichen und uns die bronzene Wandernadel an das Revers heften. Mit fünfzig Stempeln darf man sich „Harzer Wanderkönig“ nennen und mit allen 222 Stempeln im Heft wird man zum Kaiser gekrönt – für die meisten bedeutet dies jedoch ein mehrjähriges Wanderprogramm!

Wenn ihr mögt, könnt ihr uns auf unseren Entdeckertouren begleiten und mit uns den Harz kennenlernen. Von nun an wird gestempelt!

Auf dem E11 von Goslar nach Seesen – wer braucht denn da noch Schottland?

Gelaufen am 23. September 2021: 23 Kilometer

Seit fast drei Monaten verbringen wir unsere Freizeit fast ausschließlich mit Abreißen, Verputzen, Streichen und Kistenpacken. Das Harzhaus soll fertig werden, bevor der große Umzug vom Schwabenländle in den Norden startet. Da sind wir Neubürger in einer wunderschönen Landschaft und wir haben einfach keine Zeit, die Gegend kennenzulernen!

Zwei Wochen hatte der Friedel Urlaub und die sind nun fast um. Heute habe ich seine Hände Finger für Finger von der Mörtelkelle gelöst und ihm seine Kamera umgehängt, ihm seine Wanderschuhe angezogen und ihn aus der Tür geschoben. Ein wundervoller Spätsommertag ist angesagt und der muss genutzt werden. Nur EIN Tag mal ohne Kalkputz und Leimfarbe!

Direkt über die Einkaufsmeile von Seesen läuft ein Europäischer Fernwanderweg, der E11. Solche internationalen Wanderwege beflügeln immer meine Phantasie – Wie wäre es, direkt vor unserer Haustür loszulaufen und zu wandern und zu wandern und zu wandern, bis man fast in Russland landet? Der E11 startet nämlich in Den Haag an der Nordsee und führt bis Tallinn in Estland.

So weit werden wir heute nicht kommen, aber die 23 Kilometer von Goslar nach Seesen versprechen eine abwechslungsreiche Tour an zwei Stauseen entlang und führen uns dazwischen über waldige Hügel, so verspricht es die Karte.

Die Fahrt mit dem Mini-RB von Seesen nach Goslar dauert nur 20 Minuten. In Goslar haben wir 2020 die letzte Etappe unseres Deutschlandwegs von Schaffhausen nach Lübeck beendet. Nie hätten wir damals gedacht, dass wir hier wohnen würden!

Friedel kann sich an den Bahnhof in Goslar kaum noch erinnern. Ich aber weiß noch ganz genau, wo wir vor einem Jahr einen Kaffee und Rosinenbrötchen gekauft haben – und genau das machen wir heute auch!

Der E11 beginnt direkt am Bahnhof und führt uns heute nicht in die pittoreske Altstadt von Goslar, sondern direkt durch ein Villenviertel hoch in den Wald. Sehr bald entdecken wir die typische Wegmarkierung der Europäischen Fernwanderwege, das weiße Kreuz auf schwarzem Grund.

In den Medien sieht und hört man ja immer, dass der Harz ganz arg vom Borkenkäfer geschädigt sei und den Wanderer kilometerweite Wüsteneien von toten Bäumen erwarten. Wir sind also glücklich, dass hier „bei uns“ der Wald scheinbar noch nicht ganz so betroffen ist. Zwar gibt es auch hier im Oberharz kahle Stellen im Wald, aber mittlerweile sind die Stumpen wieder mit Grün überzogen. Wir freuen uns über Farne am Wegesrand, goldene Gräser, Blaubeerbüsche und Heidekraut. Jetzt im Herbst sprießen überall Pilze und der Wald macht einen fast wilden Eindruck. Wir sind begeistert!

Noch mehr freuen wir uns, als wir den ersten großen Stausee, den Granesee, erblicken. Der Stausee ist eingeschlossen von waldigen Hügeln und selbst die Uferlinie sieht ziemlich natürlich aus. Hier sieht es fast so aus wie in Schottland!

Hier unten am See windet es wie verrückt. Wir haben Schwierigkeiten, auf der Staumauer das Gleichgewicht zu halten. Obwohl der See nicht besonders groß ist, schwappen Wellen an das Ufer und es bilden sich Schaumkronen auf der Wasserfläche. Huuiiii!!!

Nach dem Grane-Stausee geht es wieder ein wenig bergauf, was zu erwarten war. Ein Anstieg von 300 auf 400 Meter ist dabei aber recht angenehm und schon bald steigen wir nach Wolfshagen ab, dem einzigen Ort auf der heutigen Strecke. Hier freuen wir uns über eine Bäckerei, die uns einen weiteren Kaffee und Laugengebäck beschert. Zwar liegt der Ort recht hübsch in waldige Hügel eingebettet, weist aber sonst keine weitere Besonderheiten auf.

Außer … hier wurde der Klavierbauer Heinrich Steinweg geboren, der sich nach seiner Auswanderung nach Amerika in „Steinway“ unbenannte. Da er seine erste Werkstatt in Seesen errichtete, gibt es heute einen Wanderweg von hier zu unserem neuen Wohnort, cool in Neusprech „Steinway Trail“ genannt. Aber diesen Weg zeigen wir euch ein anderes Mal!

Der E11 führt uns hinter Wolfshagen in großem Bogen erneut um den Ort herum. Wir blicken auf grüne Bergwiesen, eingerahmt von dunklem Wald. Hübsch!

Die Wolfshagener haben scheinbar trotzdem Bedenken, dass der Wanderer bzw. die Wanderin sich bei ihnen langweilen könnte. Deshalb wollen sie uns am Wegesrand mit unzähligen Infotafeln unterhalten, über den Wald, die Schmetterlinge, das Diabasgestein und was-weiß-ich-noch-alles …

Phantastisches Wanderwetter haben wir heute. Nicht umsonst ist Ende September unsere bevorzugte Wanderzeit. Letztes Jahr waren wir zu dieser Zeit auf dem Rennsteig in Thüringen unterwegs. Das Wetter war am 23. September 2020 sehr ähnlich!

Zwischen Wolfshagen und dem Innerste-Stausee müssen wir einmal kurz einen kleinen Buckel überwinden und schon laufen wir über die nächste Staumauer. Im Vergleich zum Granesee ist hier auffällig, dass der See touristisch intensiver erschlossen ist – Es gibt einen Campingplatz, eine Badestelle und Surfer auf dem Wasser. Auch hier weht eine ordentliche Brise, sodass die Surfer binnen einer Minute am anderen Ufer sind! 🙂

Zwei Drittel der Strecke haben wir nun schon geschafft. Der größte Anstieg kommt aber noch – auf vier Kilometern geht es fast 400 Meter hoch! Hier kommen wir gut ins Schwitzen, werden aber mit tollen Ausblicken auf den Innerste-Stausee belohnt.

Hier oben fällt nun doch auf, dass der Wald großflächig geschädigt ist. Doch so haben wir immerhin eine gute Weitsicht! . In der Ferne erkennen wir sogar den Brocken!

Wir nähern uns nun Seesen. Es ist erstaunlich, dass auch hier der Europäische Fernwanderweg die Wanderer durchweg über breite Schotterwege zum nächsten Tagesziel führt. Das hat uns schon auf dem E6 letztes Jahr im Harz von Herzberg nach Goslar genervt. Dabei wissen wir mittlerweile, dass es hier jede Menge schöne naturbelassene Pfade gibt – aber nicht als Europawege!

Drei Kilometer vor Seesen geht es bergab und bergab und bergab. Letzter Posten vor der Zivilisation ist das verlassene Gasthaus auf der Wilhelmshöhe, dass ich schon von einer meiner Homeoffice-Touren kenne. Hier könnte man mal ein Event für „Lost Places“-Fotografen anbieten, es ist ein Jammer, dass das Gasthaus leer steht!

Um 15:45 Uhr betreten wir mit dem Parkplatz am REWE wieder vertrautes Gebiet. Ich husche noch schnell zum Bäcker im Markt, um Kuchen für unsere wohlverdiente Kaffeepause zu besorgen. Morgen widmen wir uns dann wieder den Wänden und Böden im neuen Haus – aber heute war mal Pause!

2. Kandidat für die neue Hausrunde in der neuen Heimat: Über den Horpke

Seesen-Dröges Teiche-Horpke-Kirschgrund-Seesen: 5 ,5 Kilometer

In den letzten zwei Wochen litt ich unter argen Rückenschmerzen.
Natürlich habe ich mich gefragt, woher ich die habe. Zum einen bewege ich mich im Seesener Homeoffice viel weniger als im Stuttgarter Büro: Ich besuche keine Kollegen in den Nachbarbüros, steige nicht zu den Lehrkräften in den dritten und vierten Stock runter und laufe nicht zum Bahnhof.

Zum anderen sind meine momentanen Freizeitbeschäftigungen der Rückengesundheit nicht gerade zuträglich: Ich schleppe Kalksäcke, lege Balkenwerk frei und schmirgle über Kopf Holzdecken ab. Und meinen unverzichtbaren Physiotherapeuten Ivanor habe ich schon seit Wochen nicht gesehen – Das habe ich nun davon!

Aber in den letzten Tagen habe ich entdeckt, was mir hilft – kein Körnerkissen, kein Stretching, keine Salbe. Ich muss laufen!

So habe ich mir also selbst verordnet, jeden Tag mindestens fünf Kilometer zu wandern – vor oder nach der Arbeit!

Wenn man von neun bis 16 Uhr Uhr im „Büro“ sein muss, kann man keine langen Harztouren planen. Stattdessen erkunde ich die Umgebung und küre neue Kandidaten für die neuen Hausrunden. Heute Morgen: Über den Horpke!

Der Horpe ist eigentlich nichts anderes als ein kahler Hügel inmitten von Mais- und Weizenfeldern. Vom 273 Meter hohen Gipfel südlich von Seesen hat man an klaren Tagen bestimmt einen schönen Blick auf Seesen, das Harzvorland und den Harz selbst. Heute aber wabern die Nebel!

Oben am Gipfel steht eine einsame Bank, die aber nass vom Morgentau ist und heute keine besondere Aussicht bietet – macht nix, ich komme wieder!

Ich stelle mir vor, wie wir hier bei stürmischen Herbstwinden sitzen oder im Winter im hohen Schnee vorbei stapfen. Der Horpke ist nicht spektakulär, aber als Ziel für eine schnelle Morgentour gut genug!

Unten im Tal – der Kirschgrund

Sonntagsspaziergang -Steffi und Friedel suchen ihre neue Hausrunde!

Seesen-Harzrand-Winkelsmühle-Seesen: 8,5 Kilometer

Nachdem wir heute Nachmittag von einem Familienbesuch wiedergekommen sind, lohnt es sich eh nicht, nochmal in die Arbeitsklamotten zu steigen und weiter zu schuften. Zeit ist’s, mal eine kleine Naherholungstour einzuschieben!

Für den frühen Abend ist ein Gewitter angekündigt. Also packen wir gar nicht erst die Rucksäcke mit Mamas Proviant aus, sondern steigen sofort in die Wanderschuhe und stiefeln los. Zuerst geht es am „Rewe“ vorbei durch ein Wohngebiet und hoch zum Haushügel „Bulk“, sagenhafte 270 Meter hoch. Nach einem Kilometer sind wir raus aus dem Städtchen und auf freiem Feld.

Obwohl wir uns in unmittelbarer Nähe des Örtchens bewegen, treffen wir erstaunlich wenige andere Spaziergänger. Liegt es am angekündigten Gewitter oder daran, dass Schulferien sind? Oder ist es hier immer so leer? 🙂

An einem Sonntagnachmittag auf derAlb gäbe es kaum ein freies Bänkchen. Hier jedoch finden wir sofort einen Top-Aussichtspunkt auf 300 Höhenmetern mit freier Sitzgelegenheit. Nach dem Aussichtsfoto und dem Selfie springen wir jedoch sofort wieder auf – Stechmücken-Alarm!

Der Weg oben am Harzrand ist zwar auf der Karte von Outdoor-Active wunderbar verzeichnet, aber in der Realität kaum bis gar nicht existent. Aber das kennen wir ja schon. Dieses Mal müssen wir nur durch holpriges Gelände und wadenhohes Gras nach unten steigen, ein Kinderspiel. Noch kurz über einen Elektrozaun gehechtet und einen mistgedüngten Acker überquert, schon sind wir wieder auf einem festen Schotterweg!

Nach der Überquerung der Bahnstrecke Braunschweig-Herzberg betreten wir das Naturschutzgebiet rund um die Winkelsmühle. Hier wollten wir schon länger mal hin, denn hier gibt es viele Teiche. So schön die Alb auch ist – in der alten „Heimat“ haben wir die Wasserziele etwas vermisst!

Das Reetdachhaus auf dem Eingangsfoto steht inmitten einer Gruppe von etwa fünfzehn Forellenteichen, alle scheinbar an einen Angelverein vermietet. Aber uns gefällt, dass die Teiche nicht abgesperrt sind, sondern auch für Spaziergänger zugänglich sind.

Zurück nach Seesen geht es immer am Bach Schildau entlang über geschotterte Wege, teilweise recht hübsch von den Seiten eingewachsen.

Kurz vor Seesen wird es merklich dunkler und der Donner grollt. Wir beeilen uns, schnell nach Hause zu kommen und nehmen eine Abkürzung entlang der vielbefahrenen Braunschweiger Straße. Hier ist es nicht hübsch, aber ich kann Friedel zeigen, wo „Aldi“ und „dm“ sind. 🙂

Als wir die Haustür aufschließen, beginnt es zu regen und kurz darauf schüttet es. Das nennen wir ein gutes Timing!

Fazit: Ein Harz-Feeling kam bei der kleinen Tour nicht wirklich auf, aber für eine nicht mal zweistündige Tour war der Weg allemal gut geeignet. Freut euch auf mehr neue Hausrunde-Kandidaten!

Bergfest im Harzhaus – von nun an geht’s bergauf!

Schon seit zwei Monaten lebt Friedel im neuen Haus am Harz und haust quasi auf der Baustelle. Ich bin nur von Freitag bis Sonntag dort – Nach fast zwanzig Jahren führen wir wieder eine Fernbeziehung! 🙂

Von Montag bis Donnerstag wickle ich im Ländle meinen Job ab, packe Umzugskisten und räume auf – Unglaublich, was sich im alten Haus in Geislingen so angesammelt hat!

Friedel im Harzhaus spuckt jeden Abend nach dem Homeoffice in die Hände und renoviert. Am Wochenende kann ich’s kaum erwarten, ebenfalls in die Drecksklamotten zu steigen und zu reißen, zu hämmern und Schutt wegzuschaffen. Unser „Omahaus“ in Seesen ist ein echtes Kleinod, finden wir. Reißt man die Styroporwände, Wandpaneele und Teppichlagen raus, kommen urtümliche Lehmwände und Dielenböden zum Vorschein. Für viele ein Graus, für uns ein Entzücken – natürlicher geht es kaum!

Ich bin in erster Linie für die Demontage zuständig. Ich reiße alte Tapeten herunter (im Wohnzimmer achtlagig!), klopfe lehmverputzte Balken frei und räume Teppichböden und altes PVC ab.

Friedel hingegen baut die Zimmer dann wieder auf: Er verkleidet die Wände mit Schilf, verputzt mit Kalk und verlegt die neuen Böden. Aber Selbermachen dauert unendlich lange!

Ich bin schon stolz auf mich – Ich hätte nicht gedacht, dass ich körperlich so schwer arbeiten kann. Eimerweise haue ich den Lehm von den Balken, trage den Schutt die steile Treppe hinunter und türme ihn im Hof zu einem Berg auf. Mit dem Cutter zerteile ich lagenweise alte, staubige Bodenbeläge und Tapeten und schleppe sie Stück für Stück nach unten.

Am Wochenende wandern, Kaffeetrinken und Lesen – das war einmal! Am frühen Abend sinke ich müde und mit Rückenschmerzen auf meine Matratze.

Und was Friedel sich handwerklich so angeeignet hat, ist schon beindruckend – nicht schlecht für einen Akademiker mit zwei linken Händen! Die Außenwände werden mit Schilfrohr-Matten isoliert und dann mit Kalk verputzt. Die Innenwände dann“patschokiert“, also mit einer dünnen Schicht aus Kalkmörtel befestigt und dann verputzt.

Sieben Zimmer haben wir so zu bearbeiten, zwei sind schon fast fertig. Bis wir alle Zimmer renoviert haben, brauchen wir bestimmt noch ein halbes Jahr!

Aber immerhin gibt es schon zwei Zimmer, die fertig renoviert sind. Wir haben ein großes Arbeitszimmer unter dem Dach und ein „Schlafzimmer“ im Erdgeschoss, das eigentlich mal das Esszimmer wird. Außerdem ein luxuriöses Badezimmer, das schon in Betrieb war, als wir hier eingezogen sind. Und wir haben unsere „Sommerküche“, ein steinernes Gartenhaus, das wir im Moment als provisorische Küche nutzen.

Unser Esszimmer ist der Gartenpavillon, in dem wir essen, chillen, Pläne schmieden. Gold wert ist dabei der neue Elektrogrill, der arbeiterfreundliches Abendessen ermöglicht – nur Gemüse schneiden, Bratwurst und grillbare Beilagen auf den Rost werfen – schon fertig ist die kalorienreiche Malocher-Mahlzeit. Wir nennen es – „Glamping-Baustelle“!

Allerdings ist es in den letzten Tagen empfindlich kalt geworden. Dabei haben wir erst Mitte August. Aber zum Glück sind die warmen Schlafsäcke schon hier. Bis Ende Oktober müssen wir es so noch aushalten. Dann ist der Umzug geplant und das Schlafzimmer wird zum neuen Esszimmer. Drückt uns die Daumen, dass wir den Zeitplan einhalten können.

Falls nicht … wird weiter improvisiert! 🙂

Steffi und Friedel 2021 – Werkeln statt Wandern!

Viele bemängeln ja, dass während der Corona-Pandemie nichts passiere und ihr Leben irgendwie still stehe … nun, das können wir nicht behaupten! 🙂

Mitten in der Pandemie, Ende April, sind wir nach Süd-Niedersachsen gefahren, um uns ein Häuschen anzusehen. Verrückt, aber wir haben es sofort gekauft! Friedel ist sogar schon umgezogen, ich aber muss noch bis Ende August im Stuttgarter Raum „aushalten“ – ab September jedoch heißt es auch für mich nur noch „Moin Moin!“ statt „Grüß Gott“! 🙂

Natürlich müssen wir euch die ganze Geschichte erzählen. Und da dies ja ein Wanderblog ist, werde ich euch auch erklären, was die ganze Aktion mit „Wandern“ zu tun hat!

Friedel und ich nähren schon seit Längerem den Gedanken, auf keinen Fall bis 67 weiterarbeiten zu wollen. Zwei Wochen Wandern im Frühling, zwei Wochen im Herbst, das ist uns viel zu wenig!

Ich weiß noch genau, wann und wo wir das erste Mal konkret darüber gesprochen haben, dass wir aus dem klassischen Berufsleben „aussteigen“ wollen – Es war 2017 auf einem Sitzstein auf dem „Kinder Scout“ im Peak District, als wir darüber sinnierten, wie es wohl wäre, jetzt einfach weiterzulaufen. Und weiterzulaufen. Und weiterzulaufen …

Seitdem haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie sich eine längere Auszeit wohl realisieren ließe – ein Sabbatical einschieben, sich selbstständig machen, das Haus verkaufen … jaaaa, das Haus verkaufen!!!!!

Eigentlich hängen wir ja an unserem großen Fachwerkhaus im schönen Schwabenländle. Aber auch andere Regionen haben schöne Wandergebiete und noch dazu kommt, dass die Haus- und Grundstückspreise z.B. in Nordhessen und Süd-Niedersachsen viel niedriger sind als im Stuttgarter Speckgürtel. Vielleicht könnten wir ja ein günstiges Haus im Norden erstehen, unser Haus in Geislingen gewinnbringend verkaufen und von der Differenz ein paar Jahre früher im Rente gehen, so unsere Überlegungen. Und noch dazu näher bei der Familie wohnen!

Okay, bis zur Rente sind es es noch einige Jahre, ein bisschen im Ländle arbeiten müssen wir wohl noch, dachten wir. Und dann schlug der Corona-Effekt zu – wo vorher bei mir NIE UND NIMMER Homeoffice möglich gewesen wäre, da ging das plötzlich doch! Friedel hat schon vor Corona viel zuhause gearbeitet, aber ich bin bisher regelmäßig vier Tage pro Woche täglich 120 Kilometer nach Stuttgart gependelt. Aber bevor ich ganz kündige, hat auch mein Arbeitgeber sich entschieden, mich „remote“ weiterarbeiten zu lassen – Glückes Geschick!

Unsere Kriterien bei der Vorauswahl waren diese: Der Ort muss ordentliches Internet haben, einen Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten und er sollte in einer schönen Landschaft liegen. Neubauten mögen wir nicht (und wollen wir uns auch gar nicht leisten) und so haben wir gezielt nach einem günsigen Fachwerkhaus gesucht, gern auch unrenoviert.

Unser Haus in Seesen am Harz haben wir dann über Ebay gefunden: 145 Quadratmeter, mit Innenhof und Garten, altes Lehm-Fachwerk und gepflegte, wenn auch etwas altmodische Innenausstattung. Baulich nicht versaut (abgesehen von Styropor in den Wänden), mit solidem Dach, ordentlichen Fenstern, nicht zu üblem Isolierzustand und funktionierender Gasheizung. Zum schönen Harz sind es nur zwei Kilometer nach Osten und nach Westen liegt das hügelige Leinebergland. Wir haben gleich zugegriffen, bei der ersten Hausbesichtigung überhaupt!

Im Moment leben wir in Seesen wie auf einem Campingplatz: Gekocht wird in der „Sommerküche“, unser Wohnzimmer ist die Gartenlaube und geschlafen wird in den jeweiligen Zimmern, in denen wir noch nicht die Wände eingerissen haben!

Und ein Wandervormittag im Harz war dann in unserer Urlaubswoche trotz der Renovierung noch drin … 🙂

Im Lautental
An der Tränkebachhütte

Danke für den Wandertipp mit der Tränkebachhütte, Chrissi! Die Tour liegt nahezu direkt vor unserer Haustür! Und: Unser nächster DDLN-Abschnitt startet in Goslar, 20km nordöstlich von hier… 🙂

DDLN Etappe 52: Auf dem E6 von Altenau nach Goslar

2. Oktober 2020: 22 Kilometer

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Heute ist unser letzter Wandertag in diesem Urlaub – und er versöhnt uns ein wenig mit dem E6 und dem Harz!

Der Tag beginnt mit glänzendem Wetter und der typischen Harz-Szenerie, die wir schon vom Vortag kennen – breite Schotterwege, schlammiges Ambiente. Auch hier rund um Altenau brummt der Handel mit Fichtenholz!

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Aber schon nach wenigen Kilometern erreichen wir das erste Highlight des Tages: Den Oker-Stausee! Er ist groß, er ist blau – aber leider ist nur wenig Wasser drin.

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Auch nach dem Stausee geht es breitspurig weiter. Aber durch den ausgedünnten Nadelwald gibt es einige hübsche Ausblicke auf den See und die umliegende Landschaft.

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Schön ist der Abstieg nach Römkehall – endlich wandeln wir auf schmalen Wegen!

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Ab Römkehall wollten wir eigentlich einen anderen Weg nach Goslar nehmen, fernab vom E6. Dessen Route führt nämlich durch das Okertal immer parallel zu einer Bundesstraße, was wir uns laut und stinkig vorstellen. Aber im August hat Chrisi von „Wanderblende“ einen tollen Beitrag über das Okertal veröffentlicht, der uns inspiriert hat, nun doch die Route auf dem E6 durch das Oktertal zu nehmen. Falls es euch interessiert: Hier der Link zu Chrisis tollen Beitrag: https://wordpress.com/read/blogs/153741105/posts/5240

Im Gegensatz zu Chrisi sind wir nicht frühmorgens und im Nebel, sondern an einem sonnigen Nachmittag unterwegs – trotzdem sind wir schier begeistert von dem mit großen Findlingen übersäten, engen Tal.

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Im unteren Teil des Tals wird der Weg ausgesprochen steinig und artet über Felsen zu einer moderaten Kletterpartie aus:

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Der Verkehrslärm ist im Tal kaum zu hören: Die Straße verläuft oberhalb des Tals und das laute Rauschen der Oker übertönt den Autoverkehr. Was für ein toller Abschluss unseres Wanderurlaubs!

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In Goslar machen wir noch einen Schlenker über die Kaiserpfalz, einer repräsentativen Burganlage der Salier, ursprünglich aus dem elften Jahrhundert. Bei dem Gebäude handelt es sich um den ältesten Profanbau Deutschlands, was dem Ensemble den Status einer UNESCO-Weltkulturerbestätte eingebraucht hat. Leider wurde der Bau im 19. Jahrhundert ziemlich kaputt renoviert, ist aber trotzdem sehr eindrucksvoll.

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Am Abend ist es noch so warm, dass wir unseren Urlaub in einem Biergarten ausklingen lassen können. Dieses Mal fällt es uns besonders schwer, nicht weiterzulaufen – am liebsten würden wir unsere Wanderung bis Lübeck fortsetzen!

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DDLN Etappe 51: Auf dem E6 von Scharzfeld nach Altenau

Mittwoch, 30. September 2020: 28 Kilometer

Wer die Schönheit des Harzes kennenlernen möchte, sollte sich nicht auf den E6 begeben!

Wir vermuten mal, dass die Europäischen Fernwanderwege konzipiert wurden, um den Wanderer möglichst schnell und effektiv durch Europa zu führen. Es sind quasi europäische Wander-Autobahnen, die uns auf breiten Spuren möglichst gerade und ohne Hindernisse wie Steine und Wurzeln von einer Etappe zur nächsten bringen sollen. Nur so können wir uns erklären, dass der E6 fast nur auf Asphalt und breitesten Forstwegen durch den Harz verläuft – jedenfalls auf der Etappe, die wir heute gelaufen sind!

Der Tag beginnt für uns nass. Nicht dass es regnen würde, nein nein, wir steigen halt in den dichtesten Nebel auf und begegnen dem Phänomen des Flugregens, den wir schon aus Schottland kennen. Direkt hinter Scharzfeld geht es bergauf (von 240 auf 640 Meter) auf den Großen Knollen. Woher er seinen Namen hat, wissen wir nicht, denn wir sehen nichts!

Interessanterweise hat die Baude auf dem Knollen geöffnet und auf dem steinigen Weg dorthin kommt uns im Nebel ein einsamer Poncho-Träger entgegen. Dies wird der einzige Wanderer bleiben, den wir heute treffen.

Den Kaffee bekommen wir durch eine Durchreiche in der Wand serviert und wir trinken ihn auf nassen Picknickbänken vor der Baude.

So halten wir uns dort gar nicht lange auf, denn wir haben noch ein strammes Wanderprogramm vor uns. Nach 400 Metern Aufstieg geht der Weg nun nämlich wieder 300 Meter runter nach Sieber, um uns von dort gleich wieder 500 Meter hoch zu führen. Wir laufen heute 18 Kilometer nur bergauf!

Nach der Knollen-Pause geht es auf einem schmalen und glitschigen Pfad recht steil bergab. Das ist zwar anstrengend und bedarf einer hohen Konzentration, aber dies ist der schönste Abschnitt des heutigen Tages!

Sieber ist nicht der Rede wert und besteht größtenteils aus Pensionen, die Namen wie „Haus Gisela“ oder „Haus Iris“ oder „Tannengrund“ heißen. Die Gardinen vor den Fenstern erinnern uns an unsere Kindheit in den 70ern.

Nach Sieber geht es wieder bergauf, und zwar kilometerlang auf einer asphaltierten Forststraße. Auf meiner Outdoor-Active-Karte ist der Weg jedoch als Schotterweg eingezeichnet. Wir wundern uns über den Belag, aber schnell wird uns klar, warum dieser Aufwand des Asphaltierens getroffen wurde: Auf dem Weg überholen uns mindestes sechs brausende, riesige LKW, mit Baumstämmen beladen. Überhaupt scheint der Holzschlag hier ein einträgliches Geschäft zu sein – wir passieren riesige, abgeholzte Flächen.

Aber auch ohne die Teerstraßen wird es nicht besser: Als wir endlich mal wieder Naturwege unter unseren Füßen haben, müssen wir durch Schlamm waten und über Äste steigen. Was für eine Unverschämtheit, dies ist immerhin ein internationaler Wanderweg!

Als wir die Grenze zum Nationalpark Harz passieren, wird es etwas weniger mit dem Holzschlag. Angeblich werden hier die toten Bäume stehen- und liegen gelassen. Tatsächlich sieht der Wald ein wenig besser aus, aber auch hier gibt es große Flächen mit abgestorbenen Bäumen. Schön ist was anderes!

Kurz vor Altenau freuen wir uns auf den „Wildnispfad“, der auf den Wegweisern ausgeschrieben wird. Auf unserer Karte als dünne, rote Strichel-Linie eingezeichnet, müssen wir auch hier breite Schotterwege in desolatem Zustand passieren, vorbei an großen Wüstungen. Erst kurz vor Altena erfahren wir, dass der „Wildnispfad“ ein 1,5 Kilometer langer Rundweg auf Rindenmulch ist, auf dem die Besonderheiten des Nationalparks en miniature gezeigt werden. Das. Ist. Doch. Nicht. Wild!!!

Beim Einmarsch nach Altena freuen wir uns über eine kleine, letzte Passage auf einem naturbelassen Weg. Na endlich!

Altenau sieh aus wie eine Wild-West-Stadt. Die Häuser sind fast alle aus Holz und sehen aus, als wenn sie nur provisorisch hier ständen. Auch hier buhlen zahlreiche, altmodisch anmutende Pensionen um die wenigen Gäste, die jetzt, Ende September, noch auf den Straßen flanieren.

Viele Geschäfte stehen leer, haben geschlossen oder verkaufen altmodische Harzer Souvenirs aus Holz, Porzellan, Schnaps oder Wurstwaren. Als wir um eine Ecke biegen, kriege ich fast einen Herzanfall, als mich aus einem Hauseingang zwei lebensgroße, struppige Hexen aus Pappmarché angrinsen.

Unser Hotel hat heute Ruhetag und wir laufen ein wenig herum, um einen Platz zum Essen zu finden. Wir landen im ersten Hotel am Ort, das aber merkwürdig aus der Zeit gefallen zu sein scheint: In den Fenstern stehen Barbie-Puppen mit gehäkelten Ballkleidern, die Einrichtung ist rustikal aus den 70ern und in der Ecke sitzen Loriot und seine Verlobte Hildegard.

Aber die Wirtin ist sehr freundlich und das Essen ist gut!

DDLN Etappe 50: Auf dem E6 von Duderstadt nach Scharzfeld

Dienstag, 29. September 2020: 27 Kilometer

Das Hotel Budapest ist ein richtiger Familienbetrieb: Die ungarische Großmutter macht das Frühstück – und sie will uns mästen! Entgegen unserer Proteste schöpft sie uns nicht eine, nein gleich zwei, Friedel drei Kellen ihres Spezial-Rühreis mit Paprika und Zwiebeln auf den Teller – zum Glück hat sie heute die Chilis vergessen … 🙂

UnserWandermorgen beginnt erneut kalt, aber mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Was haben wir doch wieder für ein Glück!

Heute wandern wir von Duderstadt aus direkt auf dem E6 in die Hügel. Von hier aus werden wir im nächsten Urlaub dem E6 weiter bis zur Ostsee folgen.

Auf allen Wiesen und Feldern glitzert der Tau und in den Tälern steht noch der Morgennebel.

Interessanterweise haben Friedel und ich andere Routen des E6 auf der Outdoor-Active-App. Ich habe die Karte von Outdoor-Active, Friedel wandert nach der Open-Street-Map-Karte. Mal stimmt die eine, mal die andere Version. Wir wählen am liebsten die Route, die nicht durch’s nasse Gras führt oder im Gestrüpp endet. Aber leider lässt sich beides nicht ganz vermeiden …

In Breitenberg suchen wir nach einer Bäckerei für einen Kaffee, aber es gibt keine. Sehr einladend sieht wenig später das Forsthaus Hübenthal aus, aber es scheint geschlossen zu sein. Friedel lässt sich aber nicht so leicht abschütteln und geht fragen, während ich schüchtern an der Pforte stehen bleibe. Obwohl der Gasthof eigentlich heute Ruhetag hat, hat der Wirt ein Herz für Wanderer und kocht uns exklusiv einen Kaffee, den wir im sonnigen Biergarten so richtig zu schätzen wissen. Vielen Dank (und Frechheit siegt)!

Weiter gehts durch Feld und Wald zum Quelltopf der Rhume. Wie bei uns auf der Alb kommt das Wasser aus einer unterirdischen Karstquelle nach oben und bildet einen blauen Quelltopf mit kristallklarem, schnell fließendem Wasser. Der See im Wald sieht verwunschen und friedlich aus.

Von nun an geht es kilometerlang im Wald sachte bergauf. Die Sonne hat sich mittlerweile verzogen und es wird wieder kälter, sodass wir für die Anstrengung ganz dankbar sind. Wir hiken uns sozusagen warm!

Unsere Mittagspause findet heute auf einem luxuriösen Picknickplatz im Wald statt. Leider haben wir nicht so viel zu essen dabei und so geht es bald weiter.

Als wir auf dem Rotenberg oben ankommen, haben wir einen phantastischen Blick auf das Harzvorland und die grünbraunen Berge des Harzes. Auch die Sonne zeigt sich wieder, passend für den Marsch über die grasigen Wiesen und abgeernteten Felder auf den Hügeln. Es geht rauf und runter, leider größtenteils auf Asphalt. Wann immer es möglich ist, weichen wir auf den schmalen Grasstreifen neben den Landsträßchen aus. Das Asphalt-Treten geht uns nämlich auf die Hacken!

Am Fuß des Harzes, in Barbis, treffen wir auf eine Bäckerei und gönnen uns Kaffee und zwei riesige Kuchenstücke. Beim Schwatz mit der Bäckereiverkäuferin freuen wir uns darüber, wieder unsere heimatliche Sprechweise zu hören und nicht mehr aufzufallen, wenn man „Ja, ne?“ sagt! Denn eigentlich kommen Friedel und ich ja aus dem nordöstlichen NRW und sind bis heute des Schwäbischen nicht mächtig … 🙂

Das Ende heute ist unschön: Zwei stramme Kilometer an einer vielbefahrenen Landstraße entlang. Der Anmarsch zum Hotel zieht sich ewig hin. Der Lohn dafür ist dann aber ein Zimmer mit – Terrasse! 🙂

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