DDLN Etappe 35: Auf dem Frankenweg von Kulmbach nach Kronach

24.09.2019: 25 Kilometer

Heute ist der kürzeste Anmarsch zum Frankenweg überhaupt: Er führt direkt an dem Pferdehof vorbei, wo wir heute übernachtet haben. Der Schwärzhof ist ein urgemütlicher Bauernhof mit kleiner Gastwirtschaft und wir haben mit unserem Gastwirt beim Frühstück noch nett geplaudert. Er hat uns freundlicherweise auch erlaubt, uns unterwegs als „Wegzehr“ an seinen Birnen zu bedienen,, aber sie waren uns dann doch zu knurpsig.

Der Morgen ist heute nebelverhangen – es tropft von den Bäumen, für uns hat dieses Wetter jedoch einen besonderen Reiz: Es ist kühl, aber nicht kalt, und gerade im Wald duftet es harzig und moosig. Die Farben leuchten, auf den Gräsern und Farnen glitzern die Regentropfen – und die Wege stauben heute nicht so! 🙂

Wir befinden uns mittlerweile an der Grenze zum Naturpark Frankenwald (nach dem Schwäbisch-Fränkischen Wald und der Fränkischen Schweiz), und der Wald verändert sich: Wie im Schwarzwald sind wieder mehr Nadelbäume vorherrschend, in der typischen Kombination mit Moosen und Blaubeeren – und das Ganze etwas urtümlicher und wilder. Tolle, geheimnisvolle Stimmung, und einsamer wird es auch!

Bei gutem Wetter soll die Aussicht vom Patersberg-Turm phänomenal sein, aber heute sehen wir nur eine weiße Suppe über dunklem Grün.

Eine sehr lange Strecke laufen wir dann an der Kante der Mühlbergleite entlang, rechts Felder und Windräder, links vermutlich tolle Aussichten – aber nicht heute. Eine ruhige Passage mit der typischen Weite der Alb-Hochflächen.

Kurz vor dem Abstieg nach Weißenbrunn kommen wir am Samelstein vorbei, einem Relikt aus dem frühen Mittelalter, das eine Art Grenzstein oder ein Büßerstein war.

Der steile, lange Abstieg nach Weißenbrunn entpuppt sich mal wieder als echte Überraschung – der Frankenweg auf unsere Outdoor-Active-Karte verläuft im Tal der Schlottermühle, der markierte Weg (dem wir folgen) verläuft deutlich oberhalb am Hang entlang…und ist bestimmt einen Kilometer länger, hmmpf.

Weißenbrunn ist leider ein ungastliches Dorf: Die einzige Bäckerei hat geschlossen, der Ort wird dominiert von einer großen, dampfenden Brauerei.

Nicht ausgelastet von dem Aufstieg auf den Kronacher Berg steigen wir noch die 90 Stufen des Lukas-Cranacher-Turms hinauf, dem mit nur 4000 Reichsmark errichteten billigsten Aussichtsturm Bayerns, um etwas mehr zu sehen als heute früh … naja 🙂

Kronach erreichen wir entlang der Haßlach, über einen großen Park mit allerlei Skulpturen und Plastiken – sieht toll aus, warum bekommt Geislingen sowas nicht hin? Naja, hier war 2002 eine Landesgartenschau.

Kronach ist mit seinem nahezu unversehrten mittelalterlichen Stadtbild und der Festung Rosenberg sicherlich eines der High-Lights auf dem Frankenweg. Zuerst steigen wir in die obere Stadt auf und genehmigen uns den obligatorischen Kaffee und Kuchen – dann einchecken, duschen, Stadtbesichtigung, so der Plan…

…nur leider übersieht Steffi im Hotel eine Stufe im Gang – das endet dann so:

…und beendet unseren Wanderurlaub drei Tage vor dem geplanten Ende, aber passend zum Einbruch der Schlechtwetterfront. Neues Abenteuer: Wie kommen wir morgen zum Bahnhof!? 🙁

DDLN Etappe 34: Auf dem Frankenweg von Weismain nach Kulmbach

23.09.2019: 28 Kilometer

Eigentlich wollten wir heute nur 25 Kilometer laufen – aber dann haben wir uns doch noch Kulmbach angesehen und waren deshalb drei Kilometer länger unterwegs!

Als wir am Morgen in Weismain starten, scheint noch die Sonne und es ist schon angenehm warm. Aber für heute ist Regen angesagt, und das nicht zu knapp!

Wir können das kaum glauben, so schön wie es noch ist. Der Weg ist auch gleich toll: Wir sind sofort raus aus der Stadt und laufen auf weichen Waldwegen bis Niesten. Hier gibt es wieder viele Felsen und hoch über dem schön gelegenen Dörfchen thront auf dem Felsen eine Burgruine.

Weiter geht es durch ein enges, felsiges Tal nach oben, wo uns am Talausgang die Gräfinnen-Höhle begeistert. Natürlich muss ich hinaufklettern, traue mich aber nur ein paar Meter herein. Im weiteren Verlauf sieht die Höhle unangenehm eng aus …

Langsam bezieht sich der Himmel und es wird ein wenig windig. Aber zum Glück beginnt es erst gegen 13 Uhr zu regnen.

Nach dem Dorf Görau beginnt der Görauer Anger, das nächste Highlight unserer heutigen Tour. Die karge, felsige Karsthöhe bietet weite Aussichten über den Frankenwald, das Fichtelgebirge und bis zum Thüringer Wald. Links und rechts des Weges finden sich sogenannte Dolinen, große Trichter im Fels. Diese entstehen durch Auswaschungen und Einstürze des Felsgesteins. Wir kennen sie schon vom Pennine Way, aber in Deutschland haben wir nur selten gesehen.

Überhaupt erinnert uns die karge Höhe an die Pennines, allerdings gibt es dort keine Dolomitenkiefern, soviel wir wissen … 🙂

Nach dem Anger folgt ein echter Kniekracher-Abstieg durch einen alten Hohlweg steil nach Lindenberg. Bis nach Peesten geht es durch den Wald, meistens über den obligatorischen Schotter. Keine Ahnung, woher die fränkische Vorliebe für groben, staubigen Schotter kommt …

Das Laufen auf diesem steinigen Untergrund ist nicht nur hart, sondern auch ziemlich anstrengend. Wenn die Steine groß sind, tun einem irgendwann die Füße weh. Ist der Schotter feiner, rutscht man bei jedem Schritt ein wenig zurück, ähnlich wie bei Sand. Außerdem nervt das ewige Knartsch-Knartsch-Geräusch und der Staub. Jeder Bauer, der es sich hier leisten kann, schottert seine Wege. Der Schotter ist hier scheinbar ein echtes Statussymbol!

In Peesten bewundern wir die beeindruckende Tanzlinde, die hier sogar einen zweiten Stock hat. Tatsächlich finden hier im Geäst der Linde noch immer traditionelle Volkstanz-Veranstaltungen und Theater-Abende statt.

Der Frankenweg geht über Felder und durch kleine Wäldchen recht abwechslungsreich weiter, aber leider beginnt es gegen 13 Uhr zu regnen. Wir sehen zu, dass wir schnell unter einem Baum unsere Mittagspause einlegen, bevor alles ganz nass ist. Außerdem holen wir zum ersten Mal in diesem Wanderurlaub unsere Regensachen raus. Ds wäre ja auch zu ärgerlich gewesen, wenn wir die die ganz Zeit unbenutzt herumgeschleppt hätten! 🙂

Die Regenmenge hält sich jedoch in Grenzen. Wir können noch in aller Ruhe ein wenig am Zusammenfluss des roten und weißen Mains zum „Main“ verweilen. Interessant: Das Wasser des Roten Mains ist wirklich ein wenig rot, das des Weißen Mains aber eher grün. Von der Brücke aus kann man sehen, wie sich die unterschiedlichen Wasser mischen.

Bisher war die Wanderung toll, aber nun folgt ein eher unangenehmer Abschnitt: Der Weg durch die weitläufigen Mainauen ist noch ganz nett, wenn auch ein wenig langweilig. Danach geht es länger auf dem Radweg entlang einer Bundesstraße entlang, aber immerhin gibt es den Radweg. Der Frankenweg führt eigentlich nicht ins Zentrum Kulmbachs, sondern nördlich um die Stadt herum. Wir aber sind noch ganz fit und kommen auf die glorreiche Idee, doch noch nach in die Stadt hineinzulaufen. Zum einen lockt uns die Aussicht auf ein Café, zum andern wollen wir noch Proviant besorgen.
Jetzt wird’s fies: Wir krabbeln unter einem niedrigen Torbogen unter der Bahnlinie durch und finden einen schmalen Trampelpfad, der uns in ein riesiges Industriegebiet vor den Toren der Stadt führt. Hier laufen wir zwei Kilometer auf der nassen Straße weiter, vorbei an Autohändlern, Waschstraßen und Fabriken. Die Straße hat keinen Gehsteig und vermutlich ist hier nie ein Fußgänger unterwegs, Bei jedem vorbeifahrenden LKW springen wir an die Seite, wenn dies denn möglich ist. Entbehrlich!

Wir laufen auch am riesigen Arreal der berühmten Kulmbacher Brauerei vorbei und schaffen es endlich in die Innenstadt.

Kulmbach wirkt erstaunlich großstädtisch auf uns: Eigentlich ist die Stadt kleiner als unsere Wahlheimat Geislingen, aber die Stadt ist ein Oberzentrum der Region, und das merkt man. Hoch über der Stadt thront die Plassenburg, ein mächtiger Festungsbau der Renaissance. Wir steigen aber nicht hinauf, denn mittlerweile regnet es ordentlich. Stattdessen steuern wir das nächste Café an und trocknen bei Kaffee und Streuselkuchen.

Der Weg zu unserer Unterkunft aus Kulmbach heraus ist dann ähnlich unerfreulich wie der Anmarsch. Wir passieren Media Markt, Autoteile Unger und McDonald’s. Aber immerhin kommen wir auch an einem Netto vorbei, die Mittagspause morgen ist somit gerettet.

Wir sind froh, dass wir heute außerhalb der Stadt wohnen. Unsere Unterkunft ist nebenbei ein Arabergestüt und liegt direkt am Frankenweg. Zum Abendessen habe ich vor der Tour schon einen netten Brauereigasthof gegenüber recherchiert. Hier lassen wir es uns richtig gutgehen. Morgen soll das Wetter auch wieder besser sein!

DDLN Etappe 33: Auf dem Frankenweg von Lichtenfels nach Weismain

22.09.2019: 20 Kilometer

Extremer kann der Unterschied zwischen unseren Unterkünften gestern und heute nicht sein: Gestern haben wir in einem modernen Bushotel an einer Ausfallstraße von Lichtenfels genächtigt, mit angeschlossener Diskothek und italienischem Restaurant. Heute in Weismain übernachten wir in einem verwinkelten Oma-Gasthof mit angeschlossenem Café. Ratet mal, wo es uns besser gefällt! 🙂

Der Tag heute – fast schon ein halber Pausentag! „Nur“ zwanzig Kilometer und „nur“ 570 Meter Steigung. Was können wir von heute Besonderes berichten? Eigentlich nichts! Erst gibt es viel Wald, dann eine Hochfläche mit den klassischen geschotterten Wegen, dann wieder viel Wald, dann wieder eine Hochfläche mit viel Sonntagsverkehr und geschotterten, besonders staubigen Wegen …

Auf unser typischen Skala ist heute ein „neun von zehn-Tag“. Zehn bedeutet, dass es uns top geht und wir superfit und motiviert sind. Eins“ bedeutet die totale körperliche und mentale Erschöpfung. Diese Skala fragen wir uns mehrmals täglich ab. Der bedenklichste Wert in diesem Urlaub war bisher „sieben“, das war vorgestern … 🙂

Die Tanzlinde in Isling

In den Gasthof „Kordigast Süd“ kehren wir wieder nicht ein, es gibt keinen freien Tisch mehr. Stattdessen finden wir einen netten Picknickplatz für unsere Mittagspause, an dem aber plötzlich immer mehr Autos parken. Oh, wir sitzen an einem Wanderparkplatz!

Es ergibt sich das eine oder andere kurze Gespräch mit Sonntagsausflüglern: Unsere Rucksäcke erregen scheinbar Aufsehen. „Na, heute schon eine kleine Runde gedreht? Was, bis zum Rennsteig? Schafft ihr das heuer noch?“ Ich muss Friedel erst erklären, dass „heuer“ dieses Jahr bedeutet. Er kennt nur den „Heurigen“, den ich wiederum nicht kenne … 🙂

Ansonsten: Ein schöner, entspannter Wandertag. Es muss nicht immer Burgen geben!

Eins ist blöd: Der Frankenweg führt uns nicht auf den großen Kordigast, sondern unterhalb der Hochfläche vorbei. Erst später lesen wir auf einer Infotafel, dass es sich um einen Tafelberg mit Resten einer keltischen Wallanlage handelt. Das Ding ist total zugewachsen und wir haben von Weitem gar nichts davon gesehen. Jetzt sind wir aber schon weit unterhalb der Anlage und haben keine Lust mehr, wieder aufzusteigen. Mmpf!

Der Weiße Main in Weismain

Weismain ist mal wieder so ein Straßendorf, durch das der Verkehr braust. Die Umgehungsstraße ist aber schon fast fertig und die kleine Stadt hat trotzdem Flair. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Hauptstraße fast platzartig gestaltet ist und die Fußwege am Marktplatz so breit sind, dass noch Platz für die Außengastronomie vorhanden ist. Hier kommen wir endlich zu unserem Eiskaffee und einem Apfelkuchen. Friedels Kommentar: „Endlich mal ein normaler Urlaubstag!“ Er meint: In der Sonne in einem Café sitzen, die Leute beobachten, nichts tun. Das haben wir uns auch wirklich mal verdient!

DDLN Etappe 32: Auf dem Frankenweg von Scheßlitz nach Lichtenfels

21.09.2019: 26 Kilometer

Zwar hat uns Scheßlitz nicht so gefallen, aber unser Hotel dafür umso mehr: Wir haben in einem netten Apartment unter dem Dach genächtigt und fernab vom Lärm der Straße vorzüglich geschlafen. Das Abendessen war das Beste, das wir auf dieser Tour bis jetzt hatten.

Jedoch schleppen wir heute Morgen schwer an unseren Aldi-Einkäufen. Die müssen wir schnell vertilgen!

Heute Morgen ist es wärmer als in den letzten Tagen. Schon kurz nach dem Ort geht es im Wald gut bergauf und wir wechseln sogleich in unsere T-Shirts. Tatsächlich sind heute neben uns noch andere Wanderer unterwegs – und es werden immer mehr!

Die Pfade sind heute Vormittag wieder schön waldig. Auf der Mätzenhöhe haben wir wieder einen schönen Blick über die Mainebene. Die Hochebene erinnert uns wieder sehr an die Schwäbische Alb: Viele Steine, viel Wachholder und Magerrasen.

Allerdings sind wir ein wenig schockiert, wie trocken hier alles ist. Scheinbar hat es hier schon lange nicht mehr geregnet, was ja auch in den Medien thematisiert wurde. Bei uns auf der Alb haben wir dieses Problem bisher noch nicht registriert.

Auf dem Weg zum Marienberg geht es wieder durch ein Trockental. Von der Darstellung auf der Karte haben wir eine alte Festung erwartet, aber die Anlage ist eher jüngeren Datums: Es handelt sich um einen ehemaligen Nato-Stützpunkt mit Abwehr-Raketen. Nun wird das mit einem Doppelzaun abgeriegelte Arreal als katholisches Begegnungszentrum genutzt, zwischendurch war es ein Trappisten-Kloster. Eine wirklich interessante Transformation, finden wir. 🙂

Wir verkneifen uns den Kaffee und Kuchen im Naturfreundehaus Am Dornig, wir haben ja so viel Essen dabei. Stattdessen legen wir eine nette Pause im Schatten an einem Picknicktisch vor einer Hütte ein.

Kurz vor dem Dorf Loffeld schwant uns Böses: Vom Hang aus sehen wir auf einen mächtigen Tafelberg – der Staffelberg. Autsch, da steht uns was bevor! Der Berg ist fast kahl und die Sonne knallt mittlerweile ordentlich. Nun geht es erstmal steil 200 Meter runter in den Ort Loffeld und von dort aus gleich wieder 250 Meter bergauf. Erst ist der Weg schottrig, dann wurzelig und zuletzt supersteil und steinig. Uuufff!

Oben angekommen trifft uns der Schlag. Wir haben einen totalen Kulturschock, denn auf der Hochebene ist der Teufel los! Neben der Kapelle gibt es eine kleine Restauration mit drei Biergärten, die alle proppevoll sind. Vor der Verkaufstheke steht eine Schlange mit geschätzten fünfzig Leuten. Hatten wir beim Aufstieg noch schwitzend über Johannisbeerschorle phantasiert, ergreift uns hier oben ein Fluchtreflex. Hiiilfe, ist das Oktoberfest nicht weiter südlich in Bayern?

Wir verzichten erneut auf eine Erfrischung und laufen auf der anderen Seite des Berges nach unten, folgen weiter unserem Frankenweg. Hier kommen uns Schwärme von Ausflüglern entgegen: Der Berg ist auf dieser Seite viel weniger steil und die Parkplätze sind nicht weit.

Weiter geht es über eine Hochebene, auf einem breiten, staubigen Schotterweg, bar jeden Schattens. Je weiter wir kommen, desdo weniger Volk kommt uns entgegen: Wir haben unseren Frankenweg wieder!

Um nach Lichtenfels zu kommen, müssen wir vier Kilometer vom Frankenweg abweichen. Etwas weiter hatte ich drei mögliche Gasthäuser angemailt, aber keines hat mit geantwortet, deshalb dieser Umweg. Zum Glück führt uns der Weg über einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf das Kloster Vierzehnheiligen.

Danach geht es steil einen wunderschönen Waldweg hinab in den Ort. Morgen müssen wir den ganzen Weg wieder zurück. Wir freuen uns schon darauf! 🙂

DDLN Etappe 31: Auf dem Frankenweg von Heiligenstadt nach Scheßlitz

20.09.2019: 22 Kilometer

Auch heute haben wir wieder bestes Wetter: Morgens ist es ziemlich kalt, aber ab 10 Uhr wird es wieder warm.

Heute verlassen wir das Felsenland. Von Heiligenstadt aus gibt es nur noch ein paar im Wald verborgene und vermooste Einzelgänger. Den vermeintlich letzten fotografieren wir kurz nach Heiligenstadt – aber später treffen wir auf noch ein paar!

Von der Hochebene aus haben wir einen schönen Blick auf die Burg Greifenstein – die haben wir gestern noch gar nicht gesehen!

Wir wandern durch eine Felder und Wiesen und immer wieder mal durch Wald. Die Gegend ist nicht spektakulär, aber schön zu laufen: Geschotterte Wege wechseln sich ab mit weichen Waldwegen oder grasigen Pfaden an Wiesen entlang. Überall summt und singt es.

Besonders schön ist es nach der Heroldsmühle. Hier führt uns der Weg an Fischteichen entlang und dann in ein enges Trockental, das uns ein wenig an die Limestone Dales im Peak District erinnert – nur gibt es hier mehr Wald.

Heute haben wir beide mit kleinen Zipperlein zu kämpfen. Friedels linke Hüfte knackt, wenn es bergauf geht. Bei mir klemmt ein Nerv am linken Fuß und ein Spannungsgefühl zieht sich bis zum Po. Den ganzen Tag versuchen wir, diese Probleme wegzudehnen, zu entspannen oder die Geharten zu variieren. Tatsächlich schaffen wir es zumindest, dass die Beschwerden nicht schlimmer werden, sondern zeitweise sogar verschwinden. Früher hätten wir nicht gewusst, wie wir mit solchen körperlichen Problemen hätten umgehen können. Ein Vorteil beim Wandern ist, dass man sich und seinen Körper besser kennen – und wahrzunehmen lernen kann. Das müssen wir auch, denn wir wollen ja noch eine Woche weiterlaufen. Aber auch bei uns hat dieser Lernprozess einige Zeit gedauert und ist noch lange nicht abgeschlossen! 🙂

Am späten Morgen wird der Weg ein wenig dröge: Im Dorf Lebarös (welch ein Name!) kämpfen wir uns durch eine Großbaustelle und auf den Feldern dahinter werden wir von Erntefahrzeugen eingepudert. Das liegt auch daran, dass die Feldwege hier aus extrem staubigem Schottermehl bestehen, was das Laufen auch schwierig macht. So sind wir erstmalig richtig froh, bald wieder Asphalt unter den Füßen zu haben und den Treckern entkommen zu sein … 🙂

Richtig schön wird es wieder kurz vor dem Gügel, einem felsigen Berg mit einer Wallfahrtskirche. Von hier oben hat man eine weiten Blick über die Mainebene und auf unser nächstes Ziel, die Giechburg. Vor allem aber gibt es hier einen Biergarten mit Kaffeeausschank und Zwetschgenkuchen!

Steile Stufen und dann ein grasiger Pfad führen uns zunächst nach unten und gleich wieder rauf zur Burg. Auch heute ist der Frankenweg nicht von Pappe!

Jetzt sind es nur noch trödelige drei Kilometer bis nach Scheßlitz. Wir laufen bis kurz vor den Ort durch Wald und es gibt auch keinen langen Ortseinmarsch. Im Zentrum dann aber trifft uns der Schock: Durch Scheßlitz braust der Schwerverkehr, bestimmt beten die Einwohner für eine Umgehungsstraße. Die Gehsteige sind extrem schmal und schon fast gefährlich vor allem für Fußgänger mit Rucksäcken.

Die Scheßlitzer fahren vermutlich eh nur Auto, denn alle Supermärkte befinden sich an einer Ausfahrstraße eineinhalb Kilometer außerhalb des Ortes. Leider müssten wir heute Proviant aufstocken und traben die drei Kilometer zusätzlich bis zum Aldi ab. Danach haben wir echt die Nase voll von dem Straßendorf und verziehen uns in unser Hotel. Das Sightseeing sparen wir uns heute. Prost!

DDLN Etappe 30: Auf dem Frankenweg von Behringersmühle nach Heiligenstadt

19.09.2019: 25 Kilometer

Toll, toller, noch toller!

Als wir am Morgen loslaufen, sind die Wiesen überfroren. Heute Nacht waren es minus ein Grad und jetzt sind es immerhin üppige fünf!

Beim Marsch durch das Wiesent-Tal freuen wir uns über jeden Flecken Sonne. Aber weil wir stramm losmarschieren, reichen unsere langärmligen Merino-Pullover und die dünnen Windbreaker-Jacken von Montane noch aus. Diese Jacken sind überhaupt Gold wert!

Der Weg führt uns über einen waldigen Pfad gemütlich immer am Fluss entlang, bis zur Riesenburg. Hier geht es zum ersten Mal steil bergauf – und das wird nicht das letzte Mal heute sein!

Auf die Riesenburg haben wir uns schon seit Tagen gefreut – und wir haben sie ganz für uns allein!
Die Versturzhöhle ist tatsächlich bombastisch. Über steile Treppen geht es durch mehrere „Hallen“ nach oben: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Herrenzimmer … alles für Riesen!

Oben treffen wir eine lustige Herrengruppe, alle jenseits der Sechzig. Wir sind erstaunt, dass wir ihnen über mehrer Kilometer kaum entkommen können. 🙂
Wirklich rüstig, die Herren. Hoffentlich sind wir in 15 Jahren auch noch so fit!

Von nun an folgen wir den Wegweisern des Frankenwegs und sind erstaunt, dass der markierte Pfad erheblich von unserer Karte abweicht: Auf der Karte verläuft der Frankenweg über die Hochebene, aber der markierte Pfad bewegt sich an den Felskanten entlang. Der Weg ist auf jeden Fall so schöner, aber extrem anstrengend. Es geht über Stock und Stein ständig auf und ab, und das über Kilometer!

Gut, dass wir uns an den markierten Frankenweg halten: Dieser führt einmal direkt durch die Oswaldhöhle, sowas haben wir noch nicht erlebt! Etwa 50 Meter geht es durch das Dunkel – wie gut, dass wir Taschenlampen im Handy haben. Cool!

Oberhalb des Leinleitertals gibt es jede Menge Aussichtspunkte mit Bänken, hoch oben auf den Felsen. Deshalb sind wir heute echt langsam – es gibt so viel zu gucken und wir genießen die Pausen in der Sonne und die vielen Auf-und Abstieg über die wurzeligen und steinigen Pfade sind sehr anstrengend.

In Streitberg legen wir eine längere Mittagspause ein. Hier gibt es einen Imbiss mit Außenplätzen und wir genehmigen uns jeder zwei Kaffees und knusprige Pommes.

Auch nach Streitberg decken sich der Frankenweg der Karte und der markierte Weg nicht. Wir fragen uns, wie das kommt: Ist der auf der Karte ein älterer Verlauf?

Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit dem „echten“ Frankenweg, denn der führt uns noch an einem Wasserfall mit Sinter-Stufen vorbei und über schmale Waldwege. Der Asphalt- und Schotter-Anteil heute liegt bestimmt unter zehn Prozent. So mögen wir es!

Als wir um 17 Uhr in Heiligenstadt ankommen, sind wir schon ein wenig erledigt – immerhin waren es heute insgesamt fast eintausend Höhenmeter, die wir aufgestiegen sind.

Und im Gasthof gibt es Rehbraten! 🙂

Unser Empfangskomitee in Heiligenstadt

Hier eine Karte vom gesamten Frankenweg. Stolze 520 Kilometer!

DDLN Etappe 29: Auf dem Frankenweg von Pegnitz nach Behringersmühle

17.09.2019: 21 Kilometer

Toll, toll toll!

Nach der letzten DDLN-Etappe im Frühling haben wir beschlossen, doch nicht direkt über Bayreuth nach Norden zu laufen, sondern den Frankenweg weiter zu folgen. Zwar bedeutet der Schlenker einen ordentlichen Umweg nach Westen, aber wir wollen einfach noch mehr von der Fränkischen Schweiz sehen – Und der Umweg hat sich schon heute voll gelohnt!

Von Pegnitz aus nehmen wir einen lokalen Wanderweg, um zum Frankenweg nach Pottenstein zu kommen. Schon der Weg durch das Brandtal ist herrlich – das Trockental ist so ruhig, dass es schon unheimlich ist: Kein Autolärm, keine Stimmen, nicht mal Vögel sind zu hören.

Das Tal ist noch weit und grasig, auf den Wiesen stehen jede Menge Herbstzeitlose, die Krokusse des Herbstes. Im Brandtal dann wird es erstmals richtig felsig und der Wald wird immer dichter. Hier treffen wir zum ersten Mal andere Wanderer, die uns von Pottenstein entgegen kommen. Über Stock und Stein geht es auf und ab, neben uns die murmelnde Püttlach. Und Felsen gibt es hier, viel höher und zahlreicher als bei uns auf der Schwäbischen Alb!

Pottenstein ist ein nettes Örtchen: Von Felsen umrahmt ist es zwar touristisch, wirkt aber noch natürlich. Immerhin kommen wir wegen der touristischen Infrastruktur zu einem Kaffee und Brez’n, da freut sich der Friedel! 🙂

Nach Pottenstein sind wir wieder auf dem Frankenweg, der uns weiter durch das Bärental führt. Zwar gibt es hier eine vielbefahrene Straße im Tal, aber der Frankenweg führt immer am Hang entlang durch die felsige Schlucht. Auch hier stehen zu beiden Seiten des Tals gewaltige Felsen, teilweise mit beeindruckenden Kletterrouten – schließlich ist die Fränkische Schweiz das bekannteste Klettergebiet Deutschlands.

Einmal können wir wählen, ob wir die „Alpine Route“ des Frankenwegs oder die Ausweichstrecke nehmen wollen. Natürlich nehmen wir erstere! 🙂
„Alpin“ ist hierbei aber arg übertrieben. Aber wir haben zehn Minuten Spaß!

Die heutige Strecke mit 21 Kilometern geht uns mehr in die Knochen als die 36 Kilometer gestern: Der Weg ist steinig, wurzelig und es geht fiese hohe Stufen rauf und runter … it’s all about terrain!

Blöd ist nur eine Situation am Ende: Dieses Mal halten wir uns NICHT an die Route in unserer App, sondern folgen der Beschilderung – und landen auf einer dicht befahrenen Bergstraße ohne Seitenstreifen. Im brausenden Verkehr stapfen wir die steile Straße zurück nach oben, fast bis zu dem Punkt, wo wir auf die „Umleitung“ eingestiegen sind. Schwitz, arrghh! Wem sollen wir denn nun folgen: Der App oder der Beschilderung?

Tüchersfeld

Am Ziel angekommen, genießen wir noch einen Eiskaffee im Halbschatten eines netten Biergartens: Ach ja, haben wir erwähnt, dass heute bestes Wanderwetter war? 🙂

Das Scharfrichter-Museum in Pottenstein

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