DDLN Etappe 45: Auf dem Rennsteig von Mariental nach Hörschel

Donnerstag, 24. September: 14 Kilometer

Mit dem Wetter haben wir heute noch mal Glück: Als wir die supersteilen Pfade zur Wartburg aufsteigen, regnet es einmal kurz, aber heftig. Im dunklen Buchenwald unterhalb der Wartburg trifft uns jedoch kaum ein Tropfen.

Es ist klug, die Wartburg gleich am Morgen anzugehen, bevor die Touristen-Massen in die Burg einfallen. Morgens um neun haben wir die Festung fast für uns allein!

Diese angeblich „deutscheste“ aller Burgen besticht vor allem durch ihre Historie und Lage. Fast alle heute bestehenden Gebäude auf der Feste sind aus dem 19. Jahrhundert, also nicht besonders alt. Eine UNESCO-Weltkulturerbestätte ist die Burg aber wegen ihrer Geschichte: Von Martin Luther über den Sängerkrieg und das Wartburgfest im Jahr 1848, wohl auf kaum einer anderen Burg in Deutschland haben so viele symbolträchtige Ereignisse stattgefunden.

Die Anlage ist auf jeden Fall beeindruckend und vom „Tugendpfad“ unterhalb der Burg haben wir einen weiten Panoramablick über den Thüringer Wald und die Stadt Eisenach.

Abenteuerlich ist die Wegführung, die ich uns von der Wartburg aus zurück zum Rennsteig ausgetüftelt habe: Die Pfade auf „Outdooractive“ existieren entweder gar nicht, sind steil und abschüssig oder mit Brennnesseln verkrautet. Das sind sieben wirklich anstrengende Kilometer, auf denen wir aber gar niemanden treffen! 🙂

Wir sind glücklich und dankbar, als wir in Claustal wieder auf den Rennsteig treffen. Auf den letzten Kilometern bis Hörschel kommen uns wieder einige Wanderer mit Rucksack entgegen, frisch aus dem Zug, mit sauberen Schuhen und einem seligen Lächeln auf den Lippen – haha, ihr wisst gar nicht, was euch erwartet: Schotter, Schotter, Schotter

Interessanterweise besteht der Wald nun nicht mehr aus Nadelgehölzen, sondern aus Buchen und Eichen. Der Charakter der Landschaft hat sich total verändert – über weite Wiesenflächen hinweg haben wir plötzlich weite Ausblicke in das Werratal hinunter. Besonders beeindruckend ist dabei die riesige Autobahnbrücke, die das Tal überspannt 🙂

Unser Zieleinlauf in Hörschel gestaltet sich eher enttäuschend: Das „Tor zum Rennsteig“ ist die Toreinfahrt zu einer Pension und die hat auch noch geschlossen. Wir ziehen uns eine Apfelschorle aus dem Automaten und feiern unser Finale auf dem Rennsteig auf einer Bank an der Werra. Dabei hat sich der Friedel doch so auf einen Eiskaffee gefreut!Zum Glück ist Hörschel nur neun Zugminuten von Eisenach entfernt und wir verbringen unseren Nachmittag mit einen kleinen Bummel durch die mittelprächtige Altstadt, dem Hochlegen unserer Füße im Hotel und – einem Eiskaffee!

DDLN Etappe 44: Vom Spießberghaus nach Eisenach-Mariental

Mittwoch, 23. September 2020: 29 Kilometer

Und weiter geht es mit den breiten Schotterwegen. Mir persönlich geht das mittlerweile ordentlich auf die Nerven. Friedel ist da duldsamer, er ist begeistert vom lichten Wald und das übersteuert bei ihm den Ärger über den unschön knirschenden Belag.
Der Wander-Morgen beginnt mit leichtem Regen und dunklen Wolken, aber im Verlauf des Tages bessert sich das Wetter zusehends. Früh gibt es einige steile Anstiege, nach denen es gleich wieder runter geht. Trotz der Achterbahn kommen wir irgendwann am Fuß des großen Inselsbergs an. Der Berg selbst ist mit einer großen Telekommunikations-Anlage verschandelt, aber beim steilen Aufstieg über diverse Treppen gibt es endlich mal eine ordentliche Aussicht.
Die Landschaft hat sich verändert: Schon gestern gab es kaum mehr heideähnliche Flächen, stattdessen sind wir umgeben von lichtem Mischwald, in dem ein binsenähnliches Gras steht – Friedel nennt die Landschaft „Steppenwald“. Unter unseren Füßen knirscht nicht nur der Kies, beim Laufen treten wir auch auf Eicheln und Bucheckern, die untern unseren Füßen laut knacken.
An einem Picknickplatz kommen wir mit einem älteren Wegwart des Rennsteigs ins Gespräch. Er beklagt sich über den vielen Müll, den die Wanderer und Mountain-Biker hinterlassen. Uns beiden sind besonders die vielen Pipi-Tücher aufgefallen, die an allen Picknickplätzen die umliegenden Waldflächen übersähen – hier sind einfach viel zu viele Leute unterwegs!

Plötzlich gibt es auch Felsen – hier bestehen sie aus altem Granit und sind grau und mächtig. Die Felsformationen an dem Bergkanten ermöglichen es dem Rennsteig-Wanderer, endlich mal über die Baumwipfel zu gucken, sodass wir mehrmals einen Blick auf die weite Waldlandschaft um uns herum werfen können.

Nach 25 knirschenden Kilometern verlassen wir für heute den Rennsteig, um in einen Vorort von Eisenach abzusteigen. Von dort aus wollen wir morgen einen Schlenker zur Wartburg machen und dann weiter nach Hörschel laufen, dem Endpunkt des Rennsteigs. Und siehe da – kaum haben wir den Fernwanderweg verlassen, wird es richtig toll!

Wir steigen durch die Drachenschlucht ins Tal ab, einer engen Schlucht, die spektakulär über Holzstufen und Gitter durch eine enge Klamm nach unten führt. Die Felswände sind an manchen Stellen nur 70 Zentimeter auseinander und unter unseren Füßen sehen und hören wir, wie sich unter dem Metallgitter ein Bach rauschend in Richtung Tal bewegt.

Der Preis des spektakulären Abstiegs ist, dass wir uns morgen die ganzen Höhenmeter zur Wartburg wieder hochquälen müssen. Aber die heutige Belohnung dafür ist die tolle Küche unseres kroatischen Hotels!
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