Schon seit zwei Monaten lebt Friedel im neuen Haus am Harz und haust quasi auf der Baustelle. Ich bin nur von Freitag bis Sonntag dort – Nach fast zwanzig Jahren führen wir wieder eine Fernbeziehung! 🙂
Von Montag bis Donnerstag wickle ich im Ländle meinen Job ab, packe Umzugskisten und räume auf – Unglaublich, was sich im alten Haus in Geislingen so angesammelt hat!
Friedel im Harzhaus spuckt jeden Abend nach dem Homeoffice in die Hände und renoviert. Am Wochenende kann ich’s kaum erwarten, ebenfalls in die Drecksklamotten zu steigen und zu reißen, zu hämmern und Schutt wegzuschaffen. Unser „Omahaus“ in Seesen ist ein echtes Kleinod, finden wir. Reißt man die Styroporwände, Wandpaneele und Teppichlagen raus, kommen urtümliche Lehmwände und Dielenböden zum Vorschein. Für viele ein Graus, für uns ein Entzücken – natürlicher geht es kaum!
Ich bin in erster Linie für die Demontage zuständig. Ich reiße alte Tapeten herunter (im Wohnzimmer achtlagig!), klopfe lehmverputzte Balken frei und räume Teppichböden und altes PVC ab.
Vorher-Nachher
Friedel hingegen baut die Zimmer dann wieder auf: Er verkleidet die Wände mit Schilf, verputzt mit Kalk und verlegt die neuen Böden. Aber Selbermachen dauert unendlich lange!
Ich bin schon stolz auf mich – Ich hätte nicht gedacht, dass ich körperlich so schwer arbeiten kann. Eimerweise haue ich den Lehm von den Balken, trage den Schutt die steile Treppe hinunter und türme ihn im Hof zu einem Berg auf. Mit dem Cutter zerteile ich lagenweise alte, staubige Bodenbeläge und Tapeten und schleppe sie Stück für Stück nach unten.
Am Wochenende wandern, Kaffeetrinken und Lesen – das war einmal! Am frühen Abend sinke ich müde und mit Rückenschmerzen auf meine Matratze.
Und was Friedel sich handwerklich so angeeignet hat, ist schon beindruckend – nicht schlecht für einen Akademiker mit zwei linken Händen! Die Außenwände werden mit Schilfrohr-Matten isoliert und dann mit Kalk verputzt. Die Innenwände dann“patschokiert“, also mit einer dünnen Schicht aus Kalkmörtel befestigt und dann verputzt.
Sieben Zimmer haben wir so zu bearbeiten, zwei sind schon fast fertig. Bis wir alle Zimmer renoviert haben, brauchen wir bestimmt noch ein halbes Jahr!
Aber immerhin gibt es schon zwei Zimmer, die fertig renoviert sind. Wir haben ein großes Arbeitszimmer unter dem Dach und ein „Schlafzimmer“ im Erdgeschoss, das eigentlich mal das Esszimmer wird. Außerdem ein luxuriöses Badezimmer, das schon in Betrieb war, als wir hier eingezogen sind. Und wir haben unsere „Sommerküche“, ein steinernes Gartenhaus, das wir im Moment als provisorische Küche nutzen.
Unser Esszimmer ist der Gartenpavillon, in dem wir essen, chillen, Pläne schmieden. Gold wert ist dabei der neue Elektrogrill, der arbeiterfreundliches Abendessen ermöglicht – nur Gemüse schneiden, Bratwurst und grillbare Beilagen auf den Rost werfen – schon fertig ist die kalorienreiche Malocher-Mahlzeit. Wir nennen es – „Glamping-Baustelle“!
Allerdings ist es in den letzten Tagen empfindlich kalt geworden. Dabei haben wir erst Mitte August. Aber zum Glück sind die warmen Schlafsäcke schon hier. Bis Ende Oktober müssen wir es so noch aushalten. Dann ist der Umzug geplant und das Schlafzimmer wird zum neuen Esszimmer. Drückt uns die Daumen, dass wir den Zeitplan einhalten können.
Falls nicht … wird weiter improvisiert! 🙂
Zugegeben, auf diesem Bild sehe ich besonders erledigt aus. Ich bin es auch! 🙂
Viele bemängeln ja, dass während der Corona-Pandemie nichts passiere und ihr Leben irgendwie still stehe … nun, das können wir nicht behaupten! 🙂
Mitten in der Pandemie, Ende April, sind wir nach Süd-Niedersachsen gefahren, um uns ein Häuschen anzusehen. Verrückt, aber wir haben es sofort gekauft! Friedel ist sogar schon umgezogen, ich aber muss noch bis Ende August im Stuttgarter Raum „aushalten“ – ab September jedoch heißt es auch für mich nur noch „Moin Moin!“ statt „Grüß Gott“! 🙂
Unser neues Fachwerkhäusle von vorn
Natürlich müssen wir euch die ganze Geschichte erzählen. Und da dies ja ein Wanderblog ist, werde ich euch auch erklären, was die ganze Aktion mit „Wandern“ zu tun hat!
Friedel und ich nähren schon seit Längerem den Gedanken, auf keinen Fall bis 67 weiterarbeiten zu wollen. Zwei Wochen Wandern im Frühling, zwei Wochen im Herbst, das ist uns viel zu wenig!
Ich weiß noch genau, wann und wo wir das erste Mal konkret darüber gesprochen haben, dass wir aus dem klassischen Berufsleben „aussteigen“ wollen – Es war 2017 auf einem Sitzstein auf dem „Kinder Scout“ im Peak District, als wir darüber sinnierten, wie es wohl wäre, jetzt einfach weiterzulaufen. Und weiterzulaufen. Und weiterzulaufen …
2017 auf dem Kinder Scout
Seitdem haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie sich eine längere Auszeit wohl realisieren ließe – ein Sabbatical einschieben, sich selbstständig machen, das Haus verkaufen … jaaaa, das Haus verkaufen!!!!!
Eigentlich hängen wir ja an unserem großen Fachwerkhaus im schönen Schwabenländle. Aber auch andere Regionen haben schöne Wandergebiete und noch dazu kommt, dass die Haus- und Grundstückspreise z.B. in Nordhessen und Süd-Niedersachsen viel niedriger sind als im Stuttgarter Speckgürtel. Vielleicht könnten wir ja ein günstiges Haus im Norden erstehen, unser Haus in Geislingen gewinnbringend verkaufen und von der Differenz ein paar Jahre früher im Rente gehen, so unsere Überlegungen. Und noch dazu näher bei der Familie wohnen!
Der hintere Garten
Okay, bis zur Rente sind es es noch einige Jahre, ein bisschen im Ländle arbeiten müssen wir wohl noch, dachten wir. Und dann schlug der Corona-Effekt zu – wo vorher bei mir NIE UND NIMMER Homeoffice möglich gewesen wäre, da ging das plötzlich doch! Friedel hat schon vor Corona viel zuhause gearbeitet, aber ich bin bisher regelmäßig vier Tage pro Woche täglich 120 Kilometer nach Stuttgart gependelt. Aber bevor ich ganz kündige, hat auch mein Arbeitgeber sich entschieden, mich „remote“ weiterarbeiten zu lassen – Glückes Geschick!
Unsere Kriterien bei der Vorauswahl waren diese: Der Ort muss ordentliches Internet haben, einen Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten und er sollte in einer schönen Landschaft liegen. Neubauten mögen wir nicht (und wollen wir uns auch gar nicht leisten) und so haben wir gezielt nach einem günsigen Fachwerkhaus gesucht, gern auch unrenoviert.
Unser Haus in Seesen am Harz haben wir dann über Ebay gefunden: 145 Quadratmeter, mit Innenhof und Garten, altes Lehm-Fachwerk und gepflegte, wenn auch etwas altmodische Innenausstattung. Baulich nicht versaut (abgesehen von Styropor in den Wänden), mit solidem Dach, ordentlichen Fenstern, nicht zu üblem Isolierzustand und funktionierender Gasheizung. Zum schönen Harz sind es nur zwei Kilometer nach Osten und nach Westen liegt das hügelige Leinebergland. Wir haben gleich zugegriffen, bei der ersten Hausbesichtigung überhaupt!
Der Dachboden im Originalzustand – Friedels zukünftiges Arbeitszimmer
Die Türrahmen müssen weiß werden!
Dies wird das Esszimmer
Friedel bringt Schilfmatten auf, um später mit Kalkmörtel zu verputzen
Im Moment leben wir in Seesen wie auf einem Campingplatz: Gekocht wird in der „Sommerküche“, unser Wohnzimmer ist die Gartenlaube und geschlafen wird in den jeweiligen Zimmern, in denen wir noch nicht die Wände eingerissen haben!
Die „Sommerküche“ – der ehemalige Partyraum
Links die Laube, rechts die „Sommerküche“
Vorn das Schlafzimmer, hinten das Ankleidezimmer – noch im Original zustand!
Und ein Wandervormittag im Harz war dann in unserer Urlaubswoche trotz der Renovierung noch drin … 🙂
Im LautentalAn der Tränkebachhütte
Danke für den Wandertipp mit der Tränkebachhütte, Chrissi! Die Tour liegt nahezu direkt vor unserer Haustür! Und: Unser nächster DDLN-Abschnitt startet in Goslar, 20km nordöstlich von hier… 🙂
Von Bad Ditzenbach nach Wiesensteig: 16 Kilometer gelaufen am 28. April 2021
Wer denkt sich nur so eine blöde Wegführung aus? Friedel und ich sind ja bekanntlich Verfechter der logischen und effektiven Wanderung von A nach B. Liefe man vernünftig am südlichen Albtrauf entlang über Drackenstein nach Wiesensteig, wäre man bereits nach zwölf Kilometern da. Die offizielle Wegführung des Albtraufgängers macht jedoch einen kaum nachvollziehbaren v-förmigen Schlenker auf die andere Seite des „Goißatäle“, hoch auf den Lemberg, führt dort zweieinhalb Kilometer ohne Ziel in den Wald hinein, nur um dann mit einer scharfen Linksbiegung fast den gleichen Weg wieder zurückzuführen. Sowas geht uns ja gehörig gegen den Strich! Ich habe extra ganz groß in in die Outdooractive-Karte hineingezoomt, um da irgendein Ziel zu erkennen, das diesen idiotischen Schlenker rechtfertigt. Nun denn … ich habe mir vorgenommen, jeden Meter dieses Premiumweges zu laufen – Also müssen wir rauf auf den Lemberg!
Wieso heißt das „Goißatäle“ eigentlich so? In dem knapp zwanzig Kilometer langen Tal der oberen Fils, von der Quelle bei Wiesensteig bis nach Geislingen, sollen früher viele Ziegen, in schwäbischer Mundart „Goißa“, gehalten worden sein. Einige Sprachwissenschaftler gehen heute jedoch davon aus, dass der eigentliche Ursprung des Namens eigentlich von „Tal nach Geislingen“ (Geyslotal) stammt. Wie auch immer – Vor dem Rathaus in Bad Ditzenbach, dem Startpunkt unserer heutigen Wanderung, wurde jedenfalls den Geißen ein Denkmal gesetzt.
Wir wandern zunächst auf dem gleichen Weg wie gestern in Richtung der Hiltenburg, müssen heute jedoch nicht den ganzen Berg hoch. In bequemer Halbhöhenlage geht es auf weichen Waldwegen und grünen Wiesen weiter nach Gosbach.
Ein schöner Morgen – die Sonne scheint, es herrschen angenehme Wandertemperaturen und außer uns ist kein Mensch hier oben unterwegs. Nicht so schön ist jedoch, dass ich mitten im Wald von meinen Kollegen angerufen werde. Wir. Haben. Urlaub!!!!
In Gosbach hoffen wir auf einen Kaffee, aber auf unserem Weg liegt keine Bäckerei. Also überqueren wir zügig die Bundesstraße 466. Uns fällt auf, wie laut es hier ist, im Vergleich zu der Stille des Waldes, aus der wir kommen. Durch eine der für das Täle typischen Wachholderwiesen steigen wir japsend auf einem seeeehr steilen Weg hoch zur Kreuzkapelle, die hoch über Gosbach thront. Der Weg geht ordentlich in die Waden. Uns beruhigt, dass auch die zwei stylischen Jogger, die uns auf dem steinigen Weg überholen, vom Laufschritt in einen gemesseneres Gehtempo überwechseln. So unfit fühlen wir uns dann doch nicht!
Oben an der Kreuzkapelle angekommen, bezieht sich der Himmel und ein fieser Wind kommt auf. Wir legen eine kleine Teepause ein, etwas geschützt an der Rückseite der Kapelle. Zwar haben wir von hier aus keine so weite Aussicht, aber wir meinen, dass sich der Weitblick an dieser Stelle sowieso nicht besonders lohnt: Zwar liegt Mühlhausen hübsch eingebettet in das Tal der oberen Fils, aber rundherum tost die A8 und im Hintergrund staken die Träger der neuen Bahnbrücke des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm in den Himmel. Das arme Mühlhausen, bereits zerschnitten von B466, der A8 und einer fetten Autobahnauffahrt, bekommt jetzt auch noch eine monströse Brücke dazu!
Hier an der Kapelle befinden wir uns bereits auf dem Lemberg und nun folgt der merkwürdige, vier Kilometer lange Schlenker durch den Wald. Während am Albtrauf bei der Kreuzkapelle das Getöse von der Autobahn deutlich zu hören ist, nimmt der Lärm mit jedem Schritt in den Wald hinein weiter ab. Wohltuende Stille umgibt uns – Und das ist es wohl, was sich die „Macher“ des Albtraufwegs bei dem Schlenker gedacht haben: Gönnen wir dem Wanderer doch einfach mal wieder ein Stück echte Waldesruhe!
Tatsächlich ist das hier das ruhigste und abgelegenste Stück Weg, das wir bisher auf dem „Albtraufgänger“ gelaufen sind. So schön es auch ist, oben an der Traufkante zu spazieren und die weiten Ausblicke ins Tal zu genießen – Das Goißstäle ist dicht besiedelt und von fast überall dringt Bau- und Verkehrslärm bis hinauf zum Albtrauf. Hier auf dem Lemberg aber ist es vollkommen still!
An der Kehre des langen Schlenkers gibt es tatsächlich nichts zu sehen, was den Umweg rechtfertigen würde. Egal – die Vögel zwitschern und der Waldboden um uns herum ist sattgrün und übersäht mit Buschwindröschen. Von nun an geht es wieder bergab und schon bald befinden wir uns in einem lieblichen Tal voller Butterblumen und den typischen Heuhütten in dieser Gegend – hübsch!
Leider wird das schöne Tal am Ende durch die Autobahn begrenzt, unter der wir hier hindurch müssen. Zum Glück lassen wir die Trasse schnell hinter uns und beim Aufstieg auf den nächsten Berg nehmen wir uns vor, oben endlich unsere Mittagspause einzunehmen. Tatsächlich finden wir dort eine Bank mit breiter Aussicht auf die Autobahn. Aber gerade als wir unsere Pausenbrote auspacken, beginnt es zu regnen … zu schütten … zu hageln!
Wir ziehen unsere Kapuzen tief ins Gesicht, beugen uns vor und mampfen fluchend unsere Brote. Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass es gerade jetzt so hageln muss!
Für die Kekse und den Tee haben wir nicht mehr die Muße. Friedel schlägt vor, dass wir schnell weiterlaufen und uns im Wald unterstellen. Nur – unter was? Die Bäume sind noch gänzlich unbelaubt!
Regenhosen haben wir keine dabei und nach kurzer Zeit kleben unsere Jeans pitschnass an den Beinen. Mit solch einem Guss haben wir nicht gerechnet. Zum Glück ist der Spuk nach zwanzig Minuten wieder vorbei und die Sonne lässt sich sogar wieder blicken. So müssen wir wenigstens nicht frieren.
Heute ist der Tag der „Kreuzkapellen“. Oberhalb von Wiesensteig befindet sich eine weitere Kapelle, die den gleichen Namen trägt wie die Kapelle über Gosbach. Hier breiten wir unsere nassen Jacken und Rucksäcke zum Trocken aus und genießen einen besonderen Ausblick auf die Autobahnbrücke nach vorn und die Baustelle der neuen Bahnbrücke nach links.
Wiesensteig hat im Vergleich zu Mühlhausen echtes Glück. Auch hier führt dicht am Ort eine Spur der A8 vorbei, aber so hoch am Berg, dass man im Talort kaum etwas davon hört. Hier oben am Hang ist das Tosen jedoch deutlich zu hören.
Es ist schon schlimm, wie sehr in Deutschland der Autoverkehr die Landschaft dominiert und wir bekräftigen hier und jetzt erneut unseren Entschluss, uns auch in der Zukunft kein Auto anzuschaffen. Allerdings müssen wir einräumen, dass auch wir saisonunabhängig Obst und Gemüse kaufen und auch sonst dem Konsum nicht abgeneigt sind. Irgendwie muss der ganze Kram ja transportiert werden und wir sehen, wie sich auf der Autobahn vor uns LKW an LKW reiht. So ganz unschuldig an dem Straßenverkehr sind wir leider auch nicht … 😦
Extrem steil ist der Abstieg nach Wiesensteig, wieder an zahlreichen Bildstöcken entlang. Auch in Wiesensteig halten wir uns brav an die Wegführung des Albtraufgängers und ziehen am Schloss vorbei, durch die Gassen der Altstadt und schnurstracks in eine Bäckerei. Mit Kaffee und einem „süßen Stückle“ auf der Hand machen wir es uns auf einer Bank am Schloss gemütlich – soweit mit nassen Hosen möglich – und überbrücken so die Wartezeit, bis unser Bus kommt.
Morgen geht’s an die nächste Etappe von Wiesensteig nach Bad Boll. Schön ist das Wandern auch vor der eigenen Haustür. Coronakonform spielen wir Touristen im eigenen Ländle!
Von Bad Ditzenbach nach Bad Überkingen: 17,5 Kilometer Gelaufen am 27. April 2021
… und weiter geht es auf dem Premium-Weg „Albtraufgänger“!
Eigentlich wollten wir ja in unserer Urlaubswoche fleißig wandern. Aber leider kommen wir erst heute – am Dienstag – endlich los. Wichtiges hat uns am Wochenende vom Wandern abgehalten und dafür sind wir trotz Corona sogar 500 Kilometer hoch in den Norden gereist – Aber warum, das verraten wir euch erst im Juni! 🙂
Wenn ihr euch erinnert: Der „Albtraufgänger“ ist ein neuer Premium-Wanderweg hier auf der Alb, der einmal über den Albtrauf des oberen Filstals – des „Goisatäles“ – führt und als Rundwanderweg in Wiesensteig startet und endet. Er ist in sechs Etappen angelegt, die alle bequem mit Bus und Bahn von unserem Wohnort aus zu erreichen sind. Wir finden: Das ist das ideale Wanderprojekt in Corona-Zeiten!
Für heute haben wir uns den zweiten Teil der eigentlich fünften Etappe ausgesucht. Diese Etappe läuft von Ost nach West, von unserem Wohnort Geislingen aus in knapp 24 Kilometern bis nach Bad Ditzenbach. Weil dabei aber wackere 750 Höhenmeter Anstieg zu bewältigen sind und wir nach der langen Winterpause noch etwas steif in den Gliedern sind, haben wir die Etappe zweigeteilt. So können wir etwas läger schlafen und sind zum Kaffee wieder zurück in Geislingen!
Das letzte Mal sind wir von Bad Überkingen nach Geislingen gelaufen, heute geht es von Bad Ditzenbach nach Bad Überkingen. Durch unsere Zweiteilung der Etappe laufen wir rund fünf Kilometer mehr – zweimal geht es dabei durch das Autal zur Bushaltestelle nach Bad Überkingen. Aber der Weg durch die Steuobstwiesen ist so schön, das macht uns gar nichts aus!
So hoch sind die Berge im Goisatäle gar nicht. Aber wie kommen dann die vielen Anstiegsmeter zusammen? Nun, der Albtraufgänger nimmt alle Sehenswürdigkeiten auf dem Weg mit. Die erste Attraktion heute ist die Hiltenburg oberhalb von Bad Ditzenbach. Sie liegt auf einem sogenannten „Zeugenberg“, etwas abgesetzt vom Albtrauf. So steigen wir also zuerst in eine Kuhle, dann hoch zur Burg und gleich wieder zurück in die Kuhle, um dann endlich zum eigentlichen Altrauf aufzusteigen. In den letzten Jahren waren wir schon zweimal auf der Burg. Aber da wir ja den kompletten Abtraufgänger laufen wollen, müssen wir auch dieses Mal wieder hinauf!
Auch wenn nicht mehr viel vom Gemäuer erhalten ist – Der Blick von hier oben ins Täle ist phänomenal! Und wir sind fast alleine hier oben. Unter der Woche verirren sich lediglich ein paar Jogger und Spaziergänger auf die Alb.
Weiter geht es auf schwurbeligen Albwegen weiter in Richtung Deggingen. Im Winter sind einige Bäume umgefallen und Äste abgebrochen, sodass wir an manchen Stellen sogar etwas klettern müssen.
Was uns an den Albtraufwegen so gefällt: Fast immer sind sie schmal, steinig und wurzelig. Da dauern die Etappen immer etwas länger, als wenn man auf breiten Waldwegen unterwegs ist. Dafür gibt es viel Abwechslung für’s Auge und für die Füße!
Der Weg führt direkt an der Albkante entlang und von den zahlreichen Felsen hat man einen schönen Blick ins Obere Filstal hinunter. Es gibt so viele Aussichten, dass wir irgendwann einfach weiterlaufen müssen, sonst kommen wir nie in Überkingen an!
Eigentlich sind wir die ganze Strecke schon früher mal gelaufen, sind dabei aber immer oben an der Albkante geblieben. Der „Albtraufgänger“ will dem Wandertouristen aber nicht das Kloster „Ave Maria“ vorenthalten, das in Halbhöhenlage über Deggingen thront. Also führt der Weg in Serpentinen 150 Meter nach unten zum Kloster, nur um den Wanderer gleich danach wieder 200 Meter steil nach oben zurück zum Albtrauf zu schicken – wandertechnisch eigentlich eine Zumutung!
Versüßt wird einem der steile Aufstieg durch allerlei Wasserspiele und Grotten und durch einen schönen Pausenplatz an der Kapelle „Alt-Ave“.
Heute fällt uns immer wieder mal auf, wie trocken es hier ist. Die sonst oft matschigen Wege sind rissig und die Veilchen am Wegesrand ganz blass – Schon lange hat es nicht mehr richtig geregnet!
In einem weiten Bogen führt uns der Weg um das Autal herum. Der Abstieg geht natürlich am Wasserfall entlang. Lächerlich wenig Wasser läuft heute über die Sinterstufen – Das haben wir auch schon anders erlebt!
Unten angekommen nehmen wir den gleichen Weg zur Bushaltestelle, den wir schon vor zwei Wochen gelaufen sind – aber nun blühen die Apfelbäume!
Morgen soll das Wetter wieder so bombig sein, da nehmen wir uns doch gleich die nächste Etappe vor. Welche, das entscheiden wir dann spontan morgen früh. Es gefällt uns, das wir die Etappen auch mal „verkehrt herum“ oder in der „falschen Reihenfolge“ laufen können. Dem Rundweg sei’s gedankt!
Für Nachläufer oder die Kartenfüchse unter euch: Hier findet ihr die komplette Etappe von Geislingen nach Bad Ditzenbach bei „Outdooractive“:
Klein ist unsere Welt durch Corona geworden – seit Monaten laufen wir die ewig gleichen Schleifen rund um unser Städchen Geislingen. Wir haben jedoch das Glück, dass wir in einer der schönsten Landschaften Deutschlands leben und, kaum aus der Haustür getreten, gleich im Wald sind.
Direkt bei uns am Haus verläuft ein Zertifikatsweg, der „Albtraufgänger“. In 114 Kilometern führt er zickezacke rundum unser „Goisatäle“, dem oberen Filstal. Eigentlich sind wir da fast überall schon gewesen, aber noch nie haben wir uns streng an die Wegweiser gehalten und sind den Weg im Ganzen gelaufen. Eigentlich sind wir ja eher Anhänger der möglichst geraden Linie und haben’s nicht so mit eingebauten Schlenkern zu touristischen Sehenswürdigkeiten. Doch haben wir die ewig gleichen Wege ein wenig satt und brauchen ein neues Wanderprojekt ohne weite Anfahrt. So haben wir uns vorgenommen, in der nächsten Zeit den kompletten Albtraufgänger noch mal abzuschreiten – und zwar genauso, wie er auf der Karte steht.
Der Rundweg ist auf sechs Etapppen ausgelegt, die fast alle bequem mit den Öffis zu erreichen sind. Für heute haben wir uns eine Hälfte der offizielle fünften Etappe vorgenommen – die andere Hälfte laufen wir demnächst. Die volle Etappe wäre knapp 23 Kilometer lang.
Mit dem Bus erreichen wir schon gegen neun Uhr Bad Überkingen, dem Beginn der heutigen Wanderung. Im Bus waren wir – ganz corona-konform – die einzige Fahrgäste. Offiziell beginnt die erste Etappe des Zertifikatswegs in Wiesensteig, aber da es sich um einen Rundweg handelt, können wir gut mit der offiziell fünften Etappe anfangen – und die endet vor unserer Haustür!
Bad Überkingen liegt in einem weiten, von Felsen umrahmten Senke, dem Autal. Als wir im Sonnenschein langsam zum Wald aufsteigen, blicken wir zurück auf die imposanten Felsen der Hausener Wand. Wir laufen durch frische, grüne Wiesen voller Schlüsselblumen, Veilchen und Scharbockskraut. Endlich wieder Farben auf der Wiese!
Die Hausener Wand
Typisch für das Autal sind die vielen Heuhütten und Apfelbäume, die wohl jeden Wanderer entzücken. Obwohl wir hier schon viele Male unterwegs waren und die braunen Häuschen schon hundertmal fotografiert haben, sind wir wie jedes Mal begeistert.
Noch immer befinden wir uns auf dem Zuweg zum Albtraufweg, den wir erst nach zwei Kilometern im Wald erreichen. Hier führt der Weg auf steilen Stufen hoch zum Autalwasserfall, an dem wir aber heute nicht vorbeikommen – da müsst ihr bis zum nächsten Mal warten!
Wir gehen nach links, zurück nach Geislingen
Im März ist die Stelle berühmt für die riesigen Flächen mit Märzenbechern und eine Besucherattraktion. Schon an der Bushaltestelle sind uns Wegweiser mit der Aufschrift „Zu den Märzenbechern“ aufgefallen. Leider sind diese schon verblüht, aber dafür ist der Waldboden nun übersäht mit den weißen und lila Blüten des Lärchensporn – auch hübsch!
Heute geht es unterhalb des Wasserfalls zurück nach Geislingen. Interessanterweise verläuft der Albtraufgänger auf einem Stück Weg, das wir noch nie gelaufen sind. Bisher sind wir immer zum Wasserfall hinaufgeklettert und oben an der Albkante entlang gewandert. Der Albtraufgänger führ den Wanderer jedoch auf Halbhöhenlage durch Wald und an diversen Wasserläufen vorbei. Heute plätschert jedoch nur wenig Wasser den Berg herunter und wir nehmen uns vor, mal in Zeiten der Schneeschmelze zurückzukehren.
Der Weg ist ziemlich breit und eintönig, aber zum Glück sind die Bäume noch nicht belaubt und wir haben schöne Ausblicke ins Autal. Im Sommer fänden wir den Weg oben an der Albkante vermutlich schöner, aber wir wollen mal nicht meckern – hier lässt es sich gut wandern!
Kurz vor dem Aufstieg zum Kahlenstein laufen wir durch eine typische Alblandschaft, der Wachholderwiese. Auf dieser steilen Trockenwiese haben wir vor zwei Wochen noch einige fleischige Kuhschellen entdeckt – aber heute sind sie schon verblüht.
Beim steilen Aufstieg kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Oben angekommen ruhen wir uns auf einer Bank über dem Fels aus und genießen ein Käsebrot, Tee und den weiten Ausblick über das Tal. Eine Wandervesper – das hatten wir auch schon lange nicht mehr!
Ab hier sind wir schon auf dem „Homerun“: Der Weg zum Ostlandkreuz ist eine unserer Haustouren und wir kennen den Weg im Frühling. im Sommer, im Herbst und im Winter. Uns schockiert jedoch, wie viel Müll am Ostlandkreuz herumliegt. Scheinbar fahren die Leute am Burgerking im Tal vorbei, parken hier oben und verspeisen mit Blick auf Geislingen ihre Burger und Fritten. Den Müll wollen sie dann natürlich nicht mitnehmen, sondern werfen ihn einfach neben die schon vollkommen überquellenden Mülltonnen. Der Wind trägt die Plastikverpackungen dann den halben Berg hinunter – Schockschwerenot!
Wir laufen korrekt auf dem offiziellen Weg nach Geislingen ein und vermeiden die Abkürzung über den Parkplatz. Interessant ist, dass wir die Wegwieser am Stadtbach früher nie bemerkt haben. Heute aber sehen wir unser Städle mit den Augen von Wandertouristen. Schön ist es hier!
Nett, dass das Café in der Fußgängerzone heute leckere Erdbeerschnitten verkauft und unsere Wanderung somit mit Milchkaffee und Kuchen auf der eigenen Terrasse enden kann. Eigentlich sind wir sonst über Ostern immer bei meinen Eltern in Ostwestfalen – Merkwürdig ist das schon, über Ostern zuhause zu bleiben – aber der Kuchen ist lecker!
Wer sich für den kompletten Wegverlauf des Albtraufgängers interessiert – hier ist die Tour auf „Outdooractive:
Schon gestern hat es bei uns am Fuß der Alb ordentlich geschneit, aber im Verlauf des Tages wurde es zusehends regnerisch und neblig. Ausnahmsweise sind wir Weihnachten mal nicht bei meinen Eltern in Ostwestfalen und haben den ganzen ersten Weihnachtstag auf dem Sofa verlümmelt.
Heute aber hält mich nichts mehr auf dem Sofa. Die Sonne lacht und die Spitzen der Berge um unser Tal herum glitzern im Schnee!
Zwischen unserem Haus und dem Albtrauf liegen knapp 200 Meter Höhenunterschied. Bei uns im Tal sind mal gerade die Bäume ein wenig eingepudert, oben aber auf dem Albtrauf erwartet mich die volle Winterpracht. Zwei Stunden dauert meine Hausrunde Nummer 2 entlang der Westseite der Geislinger Steige – und der kleine Ausflug hat sich definitiv gelohnt!
Auf dem Albsteig von Gingen an der Fils über das Längenbachtal nach Geislingen Samstag, 14. November 2020: 11 Kilometer
Wochenlang haben wir nur kleine Touren rund um unseren Heimatort unternommen – wenn überhaupt. Zu stressig war der Arbeitsalltag und zu gemütlich das Sofa. Aber bei dem blendenden Wetter am Samstag – im wahrsten Sinne des Wortes schien uns die aggressiv Sonne direkt in die Augen – sind wir drei Stationen weiter mit der Filstalbahn in Richtung Stuttgart gefahren und sind über den Hohenstein, die Kuchalb und durch das Längenbachtal zurück nach Geislingen gelaufen.
Und wieder mal haben wir gedacht: Wie gut, dass wir uns aufgerafft haben und die Tour gelaufen sind!
Steiler Aufstieg zum HohensteinBlick zum HohenstaufenBlick zurück auf GingenAlte, windzerzauste Apfelbäume auf der Kuchalb
Und zuhause habe ich dann noch einen Apple-Crumble gebacken – mit aufgelesenen Herbstäpfeln von der Kuchalb!
Heute ist unser letzter Wandertag in diesem Urlaub – und er versöhnt uns ein wenig mit dem E6 und dem Harz!
Der Tag beginnt mit glänzendem Wetter und der typischen Harz-Szenerie, die wir schon vom Vortag kennen – breite Schotterwege, schlammiges Ambiente. Auch hier rund um Altenau brummt der Handel mit Fichtenholz!
Aber schon nach wenigen Kilometern erreichen wir das erste Highlight des Tages: Den Oker-Stausee! Er ist groß, er ist blau – aber leider ist nur wenig Wasser drin.
Auch nach dem Stausee geht es breitspurig weiter. Aber durch den ausgedünnten Nadelwald gibt es einige hübsche Ausblicke auf den See und die umliegende Landschaft.
Schön ist der Abstieg nach Römkehall – endlich wandeln wir auf schmalen Wegen!
Ab Römkehall wollten wir eigentlich einen anderen Weg nach Goslar nehmen, fernab vom E6. Dessen Route führt nämlich durch das Okertal immer parallel zu einer Bundesstraße, was wir uns laut und stinkig vorstellen. Aber im August hat Chrisi von „Wanderblende“ einen tollen Beitrag über das Okertal veröffentlicht, der uns inspiriert hat, nun doch die Route auf dem E6 durch das Oktertal zu nehmen. Falls es euch interessiert: Hier der Link zu Chrisis tollen Beitrag: https://wordpress.com/read/blogs/153741105/posts/5240
Im Gegensatz zu Chrisi sind wir nicht frühmorgens und im Nebel, sondern an einem sonnigen Nachmittag unterwegs – trotzdem sind wir schier begeistert von dem mit großen Findlingen übersäten, engen Tal.
Im unteren Teil des Tals wird der Weg ausgesprochen steinig und artet über Felsen zu einer moderaten Kletterpartie aus:
Der Verkehrslärm ist im Tal kaum zu hören: Die Straße verläuft oberhalb des Tals und das laute Rauschen der Oker übertönt den Autoverkehr. Was für ein toller Abschluss unseres Wanderurlaubs!
In Goslar machen wir noch einen Schlenker über die Kaiserpfalz, einer repräsentativen Burganlage der Salier, ursprünglich aus dem elften Jahrhundert. Bei dem Gebäude handelt es sich um den ältesten Profanbau Deutschlands, was dem Ensemble den Status einer UNESCO-Weltkulturerbestätte eingebraucht hat. Leider wurde der Bau im 19. Jahrhundert ziemlich kaputt renoviert, ist aber trotzdem sehr eindrucksvoll.
Am Abend ist es noch so warm, dass wir unseren Urlaub in einem Biergarten ausklingen lassen können. Dieses Mal fällt es uns besonders schwer, nicht weiterzulaufen – am liebsten würden wir unsere Wanderung bis Lübeck fortsetzen!
Wer die Schönheit des Harzes kennenlernen möchte, sollte sich nicht auf den E6 begeben!
Wir vermuten mal, dass die Europäischen Fernwanderwege konzipiert wurden, um den Wanderer möglichst schnell und effektiv durch Europa zu führen. Es sind quasi europäische Wander-Autobahnen, die uns auf breiten Spuren möglichst gerade und ohne Hindernisse wie Steine und Wurzeln von einer Etappe zur nächsten bringen sollen. Nur so können wir uns erklären, dass der E6 fast nur auf Asphalt und breitesten Forstwegen durch den Harz verläuft – jedenfalls auf der Etappe, die wir heute gelaufen sind!
Der Tag beginnt für uns nass. Nicht dass es regnen würde, nein nein, wir steigen halt in den dichtesten Nebel auf und begegnen dem Phänomen des Flugregens, den wir schon aus Schottland kennen. Direkt hinter Scharzfeld geht es bergauf (von 240 auf 640 Meter) auf den Großen Knollen. Woher er seinen Namen hat, wissen wir nicht, denn wir sehen nichts!
Interessanterweise hat die Baude auf dem Knollen geöffnet und auf dem steinigen Weg dorthin kommt uns im Nebel ein einsamer Poncho-Träger entgegen. Dies wird der einzige Wanderer bleiben, den wir heute treffen.
Den Kaffee bekommen wir durch eine Durchreiche in der Wand serviert und wir trinken ihn auf nassen Picknickbänken vor der Baude.
So halten wir uns dort gar nicht lange auf, denn wir haben noch ein strammes Wanderprogramm vor uns. Nach 400 Metern Aufstieg geht der Weg nun nämlich wieder 300 Meter runter nach Sieber, um uns von dort gleich wieder 500 Meter hoch zu führen. Wir laufen heute 18 Kilometer nur bergauf!
Nach der Knollen-Pause geht es auf einem schmalen und glitschigen Pfad recht steil bergab. Das ist zwar anstrengend und bedarf einer hohen Konzentration, aber dies ist der schönste Abschnitt des heutigen Tages!
Sieber ist nicht der Rede wert und besteht größtenteils aus Pensionen, die Namen wie „Haus Gisela“ oder „Haus Iris“ oder „Tannengrund“ heißen. Die Gardinen vor den Fenstern erinnern uns an unsere Kindheit in den 70ern.
Nach Sieber geht es wieder bergauf, und zwar kilometerlang auf einer asphaltierten Forststraße. Auf meiner Outdoor-Active-Karte ist der Weg jedoch als Schotterweg eingezeichnet. Wir wundern uns über den Belag, aber schnell wird uns klar, warum dieser Aufwand des Asphaltierens getroffen wurde: Auf dem Weg überholen uns mindestes sechs brausende, riesige LKW, mit Baumstämmen beladen. Überhaupt scheint der Holzschlag hier ein einträgliches Geschäft zu sein – wir passieren riesige, abgeholzte Flächen.
Aber auch ohne die Teerstraßen wird es nicht besser: Als wir endlich mal wieder Naturwege unter unseren Füßen haben, müssen wir durch Schlamm waten und über Äste steigen. Was für eine Unverschämtheit, dies ist immerhin ein internationaler Wanderweg!
Als wir die Grenze zum Nationalpark Harz passieren, wird es etwas weniger mit dem Holzschlag. Angeblich werden hier die toten Bäume stehen- und liegen gelassen. Tatsächlich sieht der Wald ein wenig besser aus, aber auch hier gibt es große Flächen mit abgestorbenen Bäumen. Schön ist was anderes!
Kurz vor Altenau freuen wir uns auf den „Wildnispfad“, der auf den Wegweisern ausgeschrieben wird. Auf unserer Karte als dünne, rote Strichel-Linie eingezeichnet, müssen wir auch hier breite Schotterwege in desolatem Zustand passieren, vorbei an großen Wüstungen. Erst kurz vor Altena erfahren wir, dass der „Wildnispfad“ ein 1,5 Kilometer langer Rundweg auf Rindenmulch ist, auf dem die Besonderheiten des Nationalparks en miniature gezeigt werden. Das. Ist. Doch. Nicht. Wild!!!
Beim Einmarsch nach Altena freuen wir uns über eine kleine, letzte Passage auf einem naturbelassen Weg. Na endlich!
Altenau sieh aus wie eine Wild-West-Stadt. Die Häuser sind fast alle aus Holz und sehen aus, als wenn sie nur provisorisch hier ständen. Auch hier buhlen zahlreiche, altmodisch anmutende Pensionen um die wenigen Gäste, die jetzt, Ende September, noch auf den Straßen flanieren.
Viele Geschäfte stehen leer, haben geschlossen oder verkaufen altmodische Harzer Souvenirs aus Holz, Porzellan, Schnaps oder Wurstwaren. Als wir um eine Ecke biegen, kriege ich fast einen Herzanfall, als mich aus einem Hauseingang zwei lebensgroße, struppige Hexen aus Pappmarché angrinsen.
Unser Hotel hat heute Ruhetag und wir laufen ein wenig herum, um einen Platz zum Essen zu finden. Wir landen im ersten Hotel am Ort, das aber merkwürdig aus der Zeit gefallen zu sein scheint: In den Fenstern stehen Barbie-Puppen mit gehäkelten Ballkleidern, die Einrichtung ist rustikal aus den 70ern und in der Ecke sitzen Loriot und seine Verlobte Hildegard.
Aber die Wirtin ist sehr freundlich und das Essen ist gut!
Das Hotel Budapest ist ein richtiger Familienbetrieb: Die ungarische Großmutter macht das Frühstück – und sie will uns mästen! Entgegen unserer Proteste schöpft sie uns nicht eine, nein gleich zwei, Friedel drei Kellen ihres Spezial-Rühreis mit Paprika und Zwiebeln auf den Teller – zum Glück hat sie heute die Chilis vergessen … 🙂
UnserWandermorgen beginnt erneut kalt, aber mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Was haben wir doch wieder für ein Glück!
Heute wandern wir von Duderstadt aus direkt auf dem E6 in die Hügel. Von hier aus werden wir im nächsten Urlaub dem E6 weiter bis zur Ostsee folgen.
Auf allen Wiesen und Feldern glitzert der Tau und in den Tälern steht noch der Morgennebel.
Interessanterweise haben Friedel und ich andere Routen des E6 auf der Outdoor-Active-App. Ich habe die Karte von Outdoor-Active, Friedel wandert nach der Open-Street-Map-Karte. Mal stimmt die eine, mal die andere Version. Wir wählen am liebsten die Route, die nicht durch’s nasse Gras führt oder im Gestrüpp endet. Aber leider lässt sich beides nicht ganz vermeiden …
In Breitenberg suchen wir nach einer Bäckerei für einen Kaffee, aber es gibt keine. Sehr einladend sieht wenig später das Forsthaus Hübenthal aus, aber es scheint geschlossen zu sein. Friedel lässt sich aber nicht so leicht abschütteln und geht fragen, während ich schüchtern an der Pforte stehen bleibe. Obwohl der Gasthof eigentlich heute Ruhetag hat, hat der Wirt ein Herz für Wanderer und kocht uns exklusiv einen Kaffee, den wir im sonnigen Biergarten so richtig zu schätzen wissen. Vielen Dank (und Frechheit siegt)!
Weiter gehts durch Feld und Wald zum Quelltopf der Rhume. Wie bei uns auf der Alb kommt das Wasser aus einer unterirdischen Karstquelle nach oben und bildet einen blauen Quelltopf mit kristallklarem, schnell fließendem Wasser. Der See im Wald sieht verwunschen und friedlich aus.
Von nun an geht es kilometerlang im Wald sachte bergauf. Die Sonne hat sich mittlerweile verzogen und es wird wieder kälter, sodass wir für die Anstrengung ganz dankbar sind. Wir hiken uns sozusagen warm!
Unsere Mittagspause findet heute auf einem luxuriösen Picknickplatz im Wald statt. Leider haben wir nicht so viel zu essen dabei und so geht es bald weiter.
Als wir auf dem Rotenberg oben ankommen, haben wir einen phantastischen Blick auf das Harzvorland und die grünbraunen Berge des Harzes. Auch die Sonne zeigt sich wieder, passend für den Marsch über die grasigen Wiesen und abgeernteten Felder auf den Hügeln. Es geht rauf und runter, leider größtenteils auf Asphalt. Wann immer es möglich ist, weichen wir auf den schmalen Grasstreifen neben den Landsträßchen aus. Das Asphalt-Treten geht uns nämlich auf die Hacken!
Am Fuß des Harzes, in Barbis, treffen wir auf eine Bäckerei und gönnen uns Kaffee und zwei riesige Kuchenstücke. Beim Schwatz mit der Bäckereiverkäuferin freuen wir uns darüber, wieder unsere heimatliche Sprechweise zu hören und nicht mehr aufzufallen, wenn man „Ja, ne?“ sagt! Denn eigentlich kommen Friedel und ich ja aus dem nordöstlichen NRW und sind bis heute des Schwäbischen nicht mächtig … 🙂
Das Ende heute ist unschön: Zwei stramme Kilometer an einer vielbefahrenen Landstraße entlang. Der Anmarsch zum Hotel zieht sich ewig hin. Der Lohn dafür ist dann aber ein Zimmer mit – Terrasse! 🙂
Wenn ihr mal als Touristen in Heiligenstadt seid: Wir empfehlen das Hotel „Norddeutscher Bund“ – es erhält den Preis für das beste Essen auf dieser Tour und für den originellsten Teppichboden.
Heute ist es schon morgens milder als gestern. Die Zitterpartie von gestern wird sich heute wohl nicht wiederholen!
Wir haben noch nicht die gesamte Altstadt von Heiligenstadt gesehen und beginnen den Tag mit einer Besichtigung des Westteils der Altstadt. Es folgt ein langer Weg durch die Kuranlagen, das lieben wir ja nicht so. Aber wenigstens fahren da keine Autos!
Ansonsten wandern wir heute schön abwechslungsreich durch Feld, Wald und Wiesen. Einmal kommt ein richtiges Schottland-Feeling auf: Ein Weg durch ein Tal – auf der Karte sehr wohl vorhanden, ist schlichtweg nicht existent und wir schlagen uns durch Büsche, kniehohes nasses Gras. Dann laufen wir einen Bach auf und ab, um eine halbwegs passable Stelle zum Überspringen zu finden. Es dauert vier Stunden, bis unsere Schuhe wieder trocken sind!
Der Nachteil beim Wandern abseits von gekennzeichneten Wegen ist, dass es nur wenige Bänke oder Picknick-Plätze gibt. Auch Cafés oder Imbiss-Buden gibt es keine. Deshalb legen wir unsere Mittagspause vor der Feuerwache von Neuendorf ein, direkt neben der Hauptstraße durch den Ort. Sämtliche vorbeifahrenden AutofahrerInnen verdrehen sich schier die Hälse. Scheinbar laufen solche Tramps wie wir nicht jeden Tag durch den Ort.
Das Highlight des heutigen Tages ist das Außenareal des Grenzmuseums Eichsfeld. Nachdem wir schon einige Kilometer auf dem ehemaligen Kolonnenweg zurückgelegt haben, kommen nun noch ein paar Türme, Bunker und Grenzzäune dazu, samt geharktem Sandstreifen und Flutlichtern. Hier hat man etwa einen Kilometer des originalen Zauns stehen lassen. Sehr beeindruckend, aber auch bedrückend.
Die letzten drei Kilometer nach Duderstadt laufen wir größtenteils auf einem asphaltierten Radweg. Die ziehen sich echt ewig, wenn einem die Füße nach 25 Kilometern eh schon wehtun.
Als erstes steuern wir ein Café an, wir haben uns Kaffee und Kuchen verdient. Danach haben wir endlich einen Blick für die Schönheit von Duderstadt. Was für prächtige Fachwerk-Bauten!
Heute Abend dann machen wir einen Abstecher nach Ungarn – wir wohnen im Hotel „Budapest“ mit stilechter Gulasch- und Krautwickel-Küche. Egészségére!
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Der Tag heute kann folgendermaßen umrissen werden: Wald Wald Wald, kalt kalt kalt!
Am Morgen hängen die Regenwolken noch an den Bergen, aber es wird den ganzen Tag trocken bleiben. Unser Weg verläuft heute größtenteils auf weichen Waldwegen, die vom Regen gesättigt sind. Es gibt so Tage, da wünscht man sich den Schotter zurück! 🙂
Aussichten haben wir heute satt. Wenn sich dann auch noch die Sonne ein wenig zeigt, glüht die Herbstlandschaft förmlich, mit all den kräftigen Herbstfarben – orange, ocker, sattgrün. Besonders schön ist der Blick kurz nach Bernterode, von den Dieteroder Klippen herab. Hier treffen wir auch auf die einzigen anderen Wanderer an diesem kalten Herbsttag.
Unsere Mittagspause verbringen wir in einer zugigen Hütte über dem Dörfchen Lutter. Es ist so kalt und windig, dass wir uns freiwillig die Regenjacken anziehen …
Wie gestern führt uns der Wanderweg ständig wechselnd bergauf und -ab. So kommen auch heute 600 Höhenmeter Anstieg zusammen. Zwischendurch wird uns dabei immer wieder mal richtig warm! Kurz vor Heiligenstadt kommen wir an einem Denkmal für den Turnvater Jahn vorbei – das erste Denkmal dieser Art, dass wir gesehen haben! Heiligenstadt ist überraschend prächtig. Das hatten wir so nicht vermutet, denn der Ort ist nicht besonders groß. Von der Stadtmauer stehen noch größere Teile, die Innenstadt ist mit reich verzierten Barockbauten ausgestattet und der Barockgarten an der Marienkirche ist eine Augenweide. Aber wie es so häufig in mittelgroßen oder kleineren Städten in Deutschland der Fall ist – jedes dritte Geschäft in der Innenstadt steht leer. Bedauerlich!
Heiligenstadt ist unsere letzte Station in Thüringen. Morgen geht’s auf nach Niedersachsen!
So schlimm wird’s heute dann doch nicht mit dem Regen – erst um 13 Uhr beginnt es zu tröpfeln und erst ab 16 Uhr regnet es sich richtig ein. Wir packen nicht mal die Regenhosen aus!
Heute stehen 29 Kilometer im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal auf dem Programm. Wir sind erstaunt, wie bergig es hier ist – heute kommen satte 900 Höhenmeter Aufstieg zusammen, weitaus mehr als das tägliche Pensum auf dem Rennsteig.Die meiste Zeit der Strecke sind wir auf dem Grünen Band unterwegs, auf dem Kolonnenweg der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Bei der Errichtung der Grenzanlagen wurde scheinbar keine Rücksicht auf geografische Gegebenheiten genommen: Der Kolonnenweg führt wie bei einer Achterbahn ständig rauf und runter, teilweise mörderisch steil.Im Gegensatz zu dem Stück Kolonnenweg zwischen Blankenstein und Schlegel, das wir auch schon gelaufen sind, besteht der Weg hier nicht aus dem fiesen Lochbeton, sondern aus größeren Betonplatten – so muss man wenigstens nicht immer Sorge haben, in den Betonlöchern mit dem Fuß stecken zu bleiben.Spannend ist der „Stasi-Tunnel“, an dem wir gleich auf den ersten Kilometern auf dem grünen Band vorbei kommen. Die Röhre sieht aus wie ein gewöhnliches Abflussrohr, ist aber für die Stelle gänzlich überdimensioniert. Eine Infotafel verrät uns, dass hier Waffen und Menschen über die Grenze transportiert wurden, die nicht über die offiziellen Grenzübergänge gehen sollten.Später treffen wir noch auf zwei alte Grenztürme. Ansonsten erstaunt uns erneut, wie abgeschieden das Grüne Band ist: In der Nähe gibt es keine Dörfer, keine Straßen, keine Häuser.Uns kommt hier eine gute Geschäftsidee: Wir gründen einen Verein mit dem Ziel, die ehemaligen Grenzwege zu einem großen europäischen Fernwanderweg umzugestalten. Der ginge dann von der Ostsee bis an die österreichisch-slowenische Grenze. Unterwegs richten wir auf dem „ICT“ (Iron Curtain Trail) Camps mit Duschen ein und stellen Picknick-Bänke auf. Finanzieren wollen wir das Ganze, indem wir eine der Betonplatten-Spuren nach Schottland verkaufen! 😜In Geismar finden wir einen Netto-Supermarkt mit Bäckerei und kommen an einen Kaffee und den typischen Schmandkuchen der Region.
Als wir den Parkplatz verlassen, beginnt es so richtig zu regnen. Zum Glück liegen nur noch etwa acht Kilometer vor uns, die wir größtenteils durch Wald laufen. Durch das Blätterdach dringt nur wenig Regen durch, sodass wir nur mäßig nass werden. Und endlich kommen unsere Regenjacken zum Einsatz – die hätten wir doch sonst ganz umsonst mitgeschleppt!In der „Krone“ in Martinfeld nimmt uns die junge Wirtin gleich die nassen Klamotten ab und hängt sie in den Trockenraum. Das nennen wir hikerfreundlich!
Glück gehabt!
Obwohl heute Regen angesagt ist, schauert es nur am Morgen, als wir noch im Hotel sind. Den Rest des Tages ist es windig und kalt, aber es bleibt trocken.
Kaum haben wir den Rennsteig verlassen, gibt es Aussichten! Wir wandern durch den Naturpark Werra-Leine und der Morgen beginnt mit einem Gang an der Werra entlang. Wir passieren den kleinen Ort Spichra und ein großes Hofgut, dass nun als Hotel- und Tagungszentrum dient. Die Auen um die Werra herum sind weit und flach und mir Binsen und Rohrkolben bestanden. Schon von Weitem erkennen wir Burg Creuzberg und die Kleinstadt am Fuß der Festung. Hier finden wir eine Bäckerei und freuen uns über Kaffee und Rosinenbrötchen auf einer Bank unterhalb der Burgmauer.Direkt nach Creuzburg geht es steil den ersten Berg des Tages hinauf – weitere werden folgen. Zwischen Schlehen-, Wachholder- und Weißdornbüschen schleppen wir uns einen steinigen Hang hinauf und kommen trotz der kühlen Temperaturen ganz schön ins Schwitzen.
Die Belohnung ist ein weiter Blick zurück ins Werratal und auf die herbstliche Kulturlandschaft um uns herum.
Oben auf der Ebene treffen wir auf die einzige Wanderin, die uns heute entgegen kommt. Wie wir ist sie mit Rucksack unterwegs und genauso überrascht wie wir, auf diesem abgelegenen Stück Weg jemanden zu treffen. Vermutlich war sie auch bei den Hügelgräbern von Scherbda, auf die wir beide besonders gespannt waren. Wir krauchen eine Viertelstunde durch’s dichte Unterholz und entdecken tatsächlich drei hügelige Erhebungen mitten im Wald, aber bronzezeitliche Grabbeigaben, Schätze gar, haben wir nicht gefunden!Tolle Dörfer haben sie hier! Viel Fachwerk, mächtige Trutzkirchen, idyllische Dorfanger. Aber Bänke für unsere Mittagspause finden wir keine. Hinter Schnellmannshausen packen wir unsere Sitzmatten auf einer Wiese aus und setzen uns ins Gras. Das findet eine Horde Kühe ganz toll – laut muhend laufen sie auf uns zu, nur ein Elektrozaun rettet unser Mittagsmahl. Charakteristisch für den heutigen Tag sind die steilen Auf- und Abstiege. Um wieder zur Werra hinabzusteigen, müssen wir durch eine dunkle, matschige Rinne steil nach unten absteigen. Solche Kniekracher gab es auf dem Rennsteig nicht!Unten an der Werra treffen wir wieder auf ein altes Stück Grenzweg. Wir überqueren den Fluß über eine alte Metallbrücke mit Gitterboden, die vermutlich noch aus DDR-Zeiten stammt.Heldra und Altenburschla sind ebenfalls echte Schmuckstücke. Unser Gasthof liegt in Altenburschla an einem schmucken Dorfplatz unter Linden, der rundherum mit prächtigen Fachwerkbauten umstanden ist. Das Essen ist teuer, aber ganz besonders. Das haben wir uns heute verdient – wir feiern heute Bergfest! Sieben Wandertage liegen hinter uns, sechs kommen noch – und morgen soll es uns die Hucke voll regnen!
Mit dem Wetter haben wir heute noch mal Glück: Als wir die supersteilen Pfade zur Wartburg aufsteigen, regnet es einmal kurz, aber heftig. Im dunklen Buchenwald unterhalb der Wartburg trifft uns jedoch kaum ein Tropfen.
Es ist klug, die Wartburg gleich am Morgen anzugehen, bevor die Touristen-Massen in die Burg einfallen. Morgens um neun haben wir die Festung fast für uns allein!
Diese angeblich „deutscheste“ aller Burgen besticht vor allem durch ihre Historie und Lage. Fast alle heute bestehenden Gebäude auf der Feste sind aus dem 19. Jahrhundert, also nicht besonders alt. Eine UNESCO-Weltkulturerbestätte ist die Burg aber wegen ihrer Geschichte: Von Martin Luther über den Sängerkrieg und das Wartburgfest im Jahr 1848, wohl auf kaum einer anderen Burg in Deutschland haben so viele symbolträchtige Ereignisse stattgefunden.
Die Anlage ist auf jeden Fall beeindruckend und vom „Tugendpfad“ unterhalb der Burg haben wir einen weiten Panoramablick über den Thüringer Wald und die Stadt Eisenach.
Abenteuerlich ist die Wegführung, die ich uns von der Wartburg aus zurück zum Rennsteig ausgetüftelt habe: Die Pfade auf „Outdooractive“ existieren entweder gar nicht, sind steil und abschüssig oder mit Brennnesseln verkrautet. Das sind sieben wirklich anstrengende Kilometer, auf denen wir aber gar niemanden treffen! 🙂
Wir sind glücklich und dankbar, als wir in Claustal wieder auf den Rennsteig treffen. Auf den letzten Kilometern bis Hörschel kommen uns wieder einige Wanderer mit Rucksack entgegen, frisch aus dem Zug, mit sauberen Schuhen und einem seligen Lächeln auf den Lippen – haha, ihr wisst gar nicht, was euch erwartet: Schotter, Schotter, Schotter
Interessanterweise besteht der Wald nun nicht mehr aus Nadelgehölzen, sondern aus Buchen und Eichen. Der Charakter der Landschaft hat sich total verändert – über weite Wiesenflächen hinweg haben wir plötzlich weite Ausblicke in das Werratal hinunter. Besonders beeindruckend ist dabei die riesige Autobahnbrücke, die das Tal überspannt 🙂
Unser Zieleinlauf in Hörschel gestaltet sich eher enttäuschend: Das „Tor zum Rennsteig“ ist die Toreinfahrt zu einer Pension und die hat auch noch geschlossen. Wir ziehen uns eine Apfelschorle aus dem Automaten und feiern unser Finale auf dem Rennsteig auf einer Bank an der Werra. Dabei hat sich der Friedel doch so auf einen Eiskaffee gefreut!Zum Glück ist Hörschel nur neun Zugminuten von Eisenach entfernt und wir verbringen unseren Nachmittag mit einen kleinen Bummel durch die mittelprächtige Altstadt, dem Hochlegen unserer Füße im Hotel und – einem Eiskaffee!
Und weiter geht es mit den breiten Schotterwegen. Mir persönlich geht das mittlerweile ordentlich auf die Nerven. Friedel ist da duldsamer, er ist begeistert vom lichten Wald und das übersteuert bei ihm den Ärger über den unschön knirschenden Belag.Der Wander-Morgen beginnt mit leichtem Regen und dunklen Wolken, aber im Verlauf des Tages bessert sich das Wetter zusehends. Früh gibt es einige steile Anstiege, nach denen es gleich wieder runter geht. Trotz der Achterbahn kommen wir irgendwann am Fuß des großen Inselsbergs an. Der Berg selbst ist mit einer großen Telekommunikations-Anlage verschandelt, aber beim steilen Aufstieg über diverse Treppen gibt es endlich mal eine ordentliche Aussicht.Die Landschaft hat sich verändert: Schon gestern gab es kaum mehr heideähnliche Flächen, stattdessen sind wir umgeben von lichtem Mischwald, in dem ein binsenähnliches Gras steht – Friedel nennt die Landschaft „Steppenwald“. Unter unseren Füßen knirscht nicht nur der Kies, beim Laufen treten wir auch auf Eicheln und Bucheckern, die untern unseren Füßen laut knacken.An einem Picknickplatz kommen wir mit einem älteren Wegwart des Rennsteigs ins Gespräch. Er beklagt sich über den vielen Müll, den die Wanderer und Mountain-Biker hinterlassen. Uns beiden sind besonders die vielen Pipi-Tücher aufgefallen, die an allen Picknickplätzen die umliegenden Waldflächen übersähen – hier sind einfach viel zu viele Leute unterwegs!
Plötzlich gibt es auch Felsen – hier bestehen sie aus altem Granit und sind grau und mächtig. Die Felsformationen an dem Bergkanten ermöglichen es dem Rennsteig-Wanderer, endlich mal über die Baumwipfel zu gucken, sodass wir mehrmals einen Blick auf die weite Waldlandschaft um uns herum werfen können.
Nach 25 knirschenden Kilometern verlassen wir für heute den Rennsteig, um in einen Vorort von Eisenach abzusteigen. Von dort aus wollen wir morgen einen Schlenker zur Wartburg machen und dann weiter nach Hörschel laufen, dem Endpunkt des Rennsteigs. Und siehe da – kaum haben wir den Fernwanderweg verlassen, wird es richtig toll!
Wir steigen durch die Drachenschlucht ins Tal ab, einer engen Schlucht, die spektakulär über Holzstufen und Gitter durch eine enge Klamm nach unten führt. Die Felswände sind an manchen Stellen nur 70 Zentimeter auseinander und unter unseren Füßen sehen und hören wir, wie sich unter dem Metallgitter ein Bach rauschend in Richtung Tal bewegt.
Der Preis des spektakulären Abstiegs ist, dass wir uns morgen die ganzen Höhenmeter zur Wartburg wieder hochquälen müssen. Aber die heutige Belohnung dafür ist die tolle Küche unseres kroatischen Hotels!