Tag 27: Wells nach Cheddar

Heute geht es in die Mendip Hills. Da der Samaritan’s Way die Hügel nur am Rande streift, haben wir uns für den West Mendip Way entschieden, der zickezacke durch die Hills verläuft. Da er aber gut ausgeschildert ist, verlaufen wir uns nicht!

Cheddar – was fällt einem dazu ein? Richtig! Was dem Holländer sein Gouda, ist dem Engländer der Cheddar. Die Stadt des weltberühmten Käses ist aber nicht nur Käse, sondern auch Heimat der Cheddar-Schlucht. Diese ist weniger bekannt als der Käse, aber nichtsdestotrotz die größte Felsschlucht in Großbritannien – Millionen Kitschfotos zeugen davon!

Aber bis dahin müssen wir zahlreiche Höhlen passieren, Schluchten umrunden, Blumenwiesen durchschreiten …

Die Mendip Hills sind im Gegensatz zu den Quantock Hills weniger mit Farnen bestanden als mit Blumenwiesen ausgestattet. Dazu gibt es an schönen Tagen einen Weítblick bis zum Meer – und heute ist so ein Tag!

Unser Weg führt am Morgen an Wookey Hole vorbei, einer der größten Schauhöhlen Englands. Das Ganze ist aber mittlerweile als eine Art Disney-Land angelegt und als wir den riesigen Parkplatz voller Busse sehen, gehen wir schnell weiter. Und zieht es eher zur Ebbor Gorge, einer bewaldeten Schlucht circa einen Kilometer von Wookey Hole entfernt. Tatsächlich ist es hier weitaus ruhiger – Wir haben die komplette Schlucht für uns allein. Der Weg führt rechts an der Schlucht vorbei zu zwei Aussichtspunkten, aber leider ist die Aussicht ziemlich zugewachsen, man sieht nicht besonders viel.

Der Weg nach Priddy führt an alten Steinmauern und in Bäume eingewachsenen Toren über Feld- und Fußwege, teilweise sehr verkrautet. Auch nach Priddy führt der Weg größtenteils über Wiesen, und die Gegend sieht zusehends nach Limestone-Country aus, also immer mehr Kalkfelsen und Kalksteine prägen das Bild der Landschaft.

Ab Mittags wandern wir stets auf dem Kamm der Mendip-Hills, so dass wir mit einem stundenlangen Weitblick über die Somerset Levels beglückt werden. Wir legen uns eine zeitlang ins Gras und genießen die Blumenwiese und den Blick auf die Levels.

Einmal kurz vor Cheddar verlassen wir den West Mendip Way, denn dieser würde uns den Berg hinunter in den Ort Draycott führen und anschließend wieder hinauf. Stattdessen nehmen wir eine Abkürzung durch das Draycott Sleights Nature Reserve. Hier treffen wir wieder auf Farne, Heidekraut und uralte verknorrte Baumreihen. Leider ist das Naturschutzgebiet sehr klein und schnell landen wir in Cheddar, schon um 16 Uhr sind wir da.

Der Ort hat vermutlich schon bessere Tage gesehen. Der Ortskern wirkt verlassen, zahlreiche Geschäfte sind geschlossen. Nach dem Check In wandern wir noch zum Eingang der Schlucht, und hier ist der Bär los! Zahlreiche Cafés, Eisbuden, Saloons und Ramschläden erwarten die Gorge-Besucher, es gibt sogar ein Café Edelweiß. Was für ein Unterschied zur „Innenstadt“, wo jedes zweite Haus ein „zu verkaufen“.Schild trägt!

Zum Glück wohnen wir im ruhigen Teil der Stadt im Bath Arms.

Die Unterkunft ist wirklich sehr gut, hat jedoch im Vergleich zu anderen historischen Gasthöfen eher wenig Atmosphäre. Das Dinner ist aber ausnehmend gut und auch das Frühstück lässt keine Wünsche offen!

Übrigens: Es gibt in Cheddar ein Käsemuseum und historische Käse-Höhlen, jedoch wird mittlerweile der meiste Cheddar-Käse nicht mehr in Cheddar produziert.

Wir wollen aber am nächsten Morgen gleich weiter, die Schlucht begucken.

Tag 25: Bridgwater nach Glastonbury

Avalon, wir kommen! Wie schon erwähnt war es relativ schwierig, einen attraktiven Weg vom Ende des SWCP bis zu den Pennines zu finden. Da zum Zeitpunkt unserer Wanderung das Teilstück des English Coast Walks von Minehead nach Brean noch nicht fertig gestellt war, stellte sich die Frage, wie wir die eher langweilig erscheinenden Somerset Levels angenehm überqueren könnten. Bei meiner Recherche stieß ich auf den Samaritan’s Way South West, der zwar nicht in den OS-Karten eingezeichnet ist, aber eine schöne Wegführung verhieß. Der Weg führt um die Levels herum nach Glastonbury, Schauplatz des Glastonbury-Festivals und im Ruf stehend, das legendäre Avalon zu sein. Au ja!

Auf der Karte wirkte der Weg südwestlich um die Levels herum eher langweilig, also warum nicht mittendurch? Und da bei den Levels auch nun auch wirklich keine besonderen Berge zu erwarten sind, dachten wir uns, dass wir es bis Avalon auch an einem Tag schaffen.

Aber zunächst gilt es am Morgen nach dem sehr guten Frühstück erst mal aus Bridgwater herauszukommen. Der Ort streckt sich lang nach Westen und wir brauchen drei Kilometer, bis wir an der Fußgängerbrücke über die Autobahn sind. Ab jetzt beginnt unsere lange Wanderung, erst einmal durch ein Maisfeld, und dann über endlose Teersträßchen durch die Drains: Chedzoy, Sutton Mallet, Moorlinch … Es gibt wirklich wenig zu sehen, außer hin und wieder mal ein zugekrauteter Seitengraben oder ein Wasserloch voller Wasserlinsen. Ansonsten eher langweilige Wiesen und schnurgerade Straßen.

Zum Glück ist heute ein eher bedeckter Morgen, es ist also nicht zu heiß und der Tritt ist angenehm. Obwohl die Landschaft nicht atemberaubend ist, kommen wir gut voran und wir freuen uns einfach, draußen und unterwegs zu sein. In Greinton erwartet uns dann ein netter Pub, der Kaffee und Scones im Angebot hat.

Nach Shapwick geht es noch mal eine schnurgerade Straße entlang, bis wir endlich in den „richtigen“ Drains landen: Eine Moorlandschaft mit wirklich viel Wasser. Eine alte Bahntrasse führt über Shapwick Heath bis nach Glastonbury hinein, und diese letzte neun Kilometer werden richtig schön und interessant.

Die Somerset Levels sind eine Tiefebene, die hollandähnlich null bis 20 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Zwar gibt es hier auch einige Hügelchen, die aus den Levels herausragen, aber der Großteil des Gebiets ist flach und sumpfig. In der Vergangenheit ist das Gebiet natürlich immer wieder vom Meer überflutet worden, weshalb man Dämme gebaut und Gräben gezogen hat: Eine „Drainage“ also, auf Englisch „Drains“.

Trotz der unangenehm nassen Lage haben hier schon vor Ewigkeiten Menschen gesiedelt. So wurde hier vor fast 6000 Jahren der Sweet Track errichtet, ein alter Bohlenweg über das Moor. Ein Teil der alten Bretter ist mittlerweile im British Museum in London zu bewundern, ein anderer Teil im Somerset Museum in Taunton. An der Fundstelle gibt es wenig zu sehen außer einen kleinen Nachbildung und einiger Schautafeln – trotzdem ist es aufregend, an einem so alten Ort zu stehen. Beziehungsweise zu sitzen, denn an der Fundstelle gibt es eine Bank im Schatten, auf der wir eine ausgiebige Pause einlegen, denn mittlerweile ist die Sonne hinter den Wolken aufgetaucht und hat uns ordentlich eingeheizt.

Der Weg über den Bahntrack führt an zahlreichen Seen vorbei, auf denen sich Millionen von Wasservögeln tummeln. Wenn wir Vogelfans wären, hätten wir hier unsere wahre Freude. In der Tat treffen wir zahlreiche Vogelfreunde, die mit Ferngläsern, Klappstühlen und Kameras bewaffnet am Wegrand sitzen.

Je näher wir uns Glastonbury nähern, desto mehr Spaziergänger kommen uns entgegen – und desto größer wird der Glastonbury Tor vor uns. Dieser legendäre Berg mit dem Turm darauf ist wohl auch deshalb so beeindruckend, weil die Umgebung so flach ist. Der Tor ist auch der Grund, warum Glastonbury bei Esoterikern so hoch im Kurs steht: Der Hügel wurde schon von den Kelten besiedelt, die vielleicht auch die terrassenförmigen Furchen darauf angelegt haben. Außerdem sollen über den Hügel zahlreiche Ley-Linien verlaufen und – was die Beliebtheit des Ortes auch bei Fantasy-Fans erklärt – der Turm soll der Eingang zum Feenreich Avalon sein.

Aber damit nicht genug: Es gibt eine Sage, dass Jesus Glastonbury besucht und den HEILIGEN GRAL dorthin gebracht haben soll. JESUS!

Sobald Glastonbury Tor in Sicht ist, beginnt Steffi die Hymne „Jerusalem“ zu singen, die sie extra für den Einmarsch nach Glastonbury auswendig gelernt hat: „And did those feet in ancient times …“

Stilgerecht haben wir keine Kosten gescheut und uns im 1470 erbauten „George and Pilgrims Inn“ einquartiert, einem der ältesten Gebäude der Stadt. Unser Zimmer gleicht einem Museum: Es ist riesig, in der Mitte des schiefen Bodens thront ein Himmelbett mit rotsamtenen Volants, diffuses Licht scheint durch die bleiverglasten, kirchenfensterartigen Buntglasscheiben.

Den frühen Abend verbringen wir damit, aus unserem Fenster hinaus auf die High Street zu gucken und die interessanten Leute auf der Straße anzuschauen. In Glastonbury hat sich jede Menge esoterisches Volk angesiedelt – Haben die Ley-Linien sie angezogen? So ein buntes Straßenbild in einer Kleinstadt mit weniger als 10.000 Einwohnern hat uns jedenfalls überrascht.

Wir haben Mühe, im George and Pilgrims ein Abendessen zu bekommen, weil sie gerade ein Großereignis beköstigen müssen. Am Ende klappt es aber, und wir haben den Abend frei, um noch ein wenig Glastonbury zu besichtigen. Unser Ziel ist ein Sonnenuntergang auf dem Tor, aber das schaffen wir nicht mehr. So drehen wir nach der Hälfte des Weges wieder um. Auf unserem Hin-und Rückweg können wir uns hin und wieder das Kichern nicht verkneifen – skurriles Volk ist in Glastonbury unterwegs! So begegnen wir unter anderem Till Eulenspiegel und einer lächelnden buddhistischen Nonne. Dementsprechend schräg sind auch die Läden: Es gibt kaum normale Geschäfte, dafür aber unzählige Steineläden, Läden für Hippiebedarf und Headshops. So nehmen wir noch einen Absacker im Hotel und landen mit platten Füßen früh im Himmelbett.

 

Tag 26: Glastonbury nach Wells

Heute Morgen regnet es – ganz ungewöhnlich in England! Da wir es am Abend nicht geschafft haben, Glastonbury Tor zu erklimmen, müssen wir es heute morgen tun – was aber kein Problem ist, denn unser Weg geht eh über das Tor. Das Wetter ist jedoch arg schlecht, so dass wir drauf verzichten, den Berg zum Kirchturm zu erklimmen, und uns eher auf Halbhöhenlage um den Berg herum bewegen. Der Ausblick auf Glastonbury und die Drains ist sowieso wolkenverhangen – egal ob von ganz oben oder von halb oben.

Unterwegs begegnen uns zahlreiche Spaziergänger mit Hunden: Das Wetter mag lausig sein – Die Leute gehen auf jeden Fall mit ihren Hunden raus, Gummistiefel-bewaffnet, und was dem Deutschen seine Wolfskin-, ist dem Engländer seine Berghaus-Jacke.

Nach dem Tor kommen wir in West Pennard raus – was ebenso verpennt klingt, wie es ist, aber an das wir überhaupt keine Erinnerung mehr haben. Den Ort haben wir überhaupt nur angesteuert, um nach Überwindung einiger sumpfiger Wiesen auf dem Monarch’s Way zu landen, um einen offiziellen Wanderweg nach Wells zu laufen. Der Samaritan’s Way, der meine Inspirationsquelle für den Weg nach Bristol ist, lässt nämlich Wells links liegen – das wollen wir nicht!

Wären wir von Glastonbury nach Wells über eine A-Straße gelaufen, hätten wir nur neun Kilometer gebraucht. So laufen wir über den Monarch’s Way 19 Kilometer.

Der Weg führt teilweise über matschige Wiesen mit zugewachsene Stiles, teilweise über abgelegene Teerstraßen. Autos begegnen uns kaum, so dass es hier auf jeden Fall angenehmer ist, als die A-Straße entlang zu laufen. Da der ganze Tag nass ist, macht es uns heute wenig aus, viel Teer zu treten, denn matschige Wiesen sind bei so einem Wetter auch nicht angenehm. Wir kommen also sehr gut voran und dank unsere Regenkleidung bleibt die Stimmung gut.

An der A361 Nähe Ash Coombe Farm gibt es einen Pub. Wir nähern uns hoffnungsvoll, aber obwohl der Wirt die Terrasse fegt, ist er nicht geneigt, uns einen Kaffee zu machen. Also machen wir auf einigen Steinen nahe der A361 Rast, voll im Regen. Was die Strecke von dort bis nach Wells angeht, ist uns nichts Besonderes in Erinnerung geblieben. Wegen des schlechten Wetter hat Friedel auch nur wenige Fotos gemacht.

Aber Wells! Der Ort ist den Umweg auf jeden Fall wert. Wir wohnen in der Krone (“The Crown”), einem Traditionsbau und topp geführt, aber für unseren Geschmack leider kaputt renoviert.

Wir schmeißen nur unsere Sachen kurz im Zimmer ab, um die Kathedrale und den Garten des Bischofs Palace ausführlich zu besichtigen.

Mittlerweile hat es sogar zu regnen aufgehört. Die Kathedrale ist wunderschön, aber erst der Garten des Bischofs! Die Schönheit desselben rührt Steffi zu Tränen. Wie schön, dass wir die Zeit haben, auch solche Highlights mitzunehmen!

Die Kathedrale ist ein echtes Prachtstück und sehr ungewöhnlich in der Größe, wenn man den Ort betrachtet, Wir haben zum Glück viel Zeit, sowohl den Bishops-Garten als auch die Kathedrale auf uns wirken zu lassen.

Sehenswert ist auch die Vicar’s Gate, eine ca. 140 Meter lange historische Straße mit Gebäuden aus dem 14./15. Jahrhundert. Aber gerade, als wir unseren ausführlichen Rundgang beendet haben, beginnt es wieder zu regnen.

Da es den ganzen Abend weiter regnet, bleiben wir im Hotel und kniffeln eine Runde. Außerdem gibt es Postkarten zu schreiben an Kollegen, Freunde und Familie – auch dazu ist so ein Regentag wichtig und gut.

Tag 2: Sennen Cove nach Pendeen

Heute haben wir es gemerkt: Der SWCP hat es in sich! Wir rechneten mit einen launigen Spaziergang am Meer, aber es geht ganz schön auf und ab!

Heute morgen ist es frisch, es ist ja auch schon Oktober. Die Sonne scheint, jedoch merkt man in der „Cove” noch nichts davon, weil sich die Sonne noch hinter den Klippen versteckt. Es ist Ebbe, so dass wir einen schönen breiten Sandstrand haben und nicht den Pfad entlang der Klippen nehmen müssen. Der Sand ist schön fest und wir ziehen die Schuhe aus, lassen das Wasser unsere Zehen umspülen. Herrlich!

Bis zum Air Point kommen wir so gut voran, aber nun heißt es den Strand zu verlassen und sich in den Farn zu schlagen. Der Pfad windet sich den Hang auf und ab, es geht über Steine, durch teilweise mannshohen Farn, immer an der Kante entlang. Links das Meer, rechts die Klippen. Zwischendurch laden einsame Sandstrände unten zum Baden ein, denn mittlerweile ist es hübsch warm. Aber dann müssten wir ja ordentlich absteigen und danach wieder rauf, also verzichten wir heute auf das Bad.

Gegen Mittag wird es dann aber so richtig warm, und das Anfang Oktober! Da es einige steile Auf- und Abstiege gibt (immer dann, wenn ein Bach ins Meer fließt), kommen wir ganz schön ins Schwitzen – und erreichen endlich Cape Cornwall.

Auf dem Parkplatz in der Nähe einer kleinen Kirchenruine gibt es eine Kaffeebude, in der eine süße Dame selbst gebackenen Kuchen, Tee und Kaffee serviert. Wir sind begeistert, denn damit haben wir nicht gerechnet!

Als wir da so sitzen und gemütlich unseren Kaffee schlürfen, sehen wir das englische Pärchen wieder, das uns heute schon einmal begegnet ist. Die beiden sind vermutlich ein bisschen älter als wir, die Frau mit glatten, grauen Haaren, der Mann (etwas jünger?) mit einem sympathischen Dauergrinsen. Wir nicken uns kurz zu, nichtsahnend, dass wir uns von nun an noch häufiger begegnen werden …

An Cape Cornwalls höchstem Punkt gibt es einen riesigen Schornstein, ein Relikt aus der Zeit, als in diesem Gebiet intensiv Bergbau betrieben wurde. Das ganze Areal von hier bis Pendeen gehört dem National Trust und ist als Unesco-Weltkulturerbe geschützt. Ab hier durchlaufen wir ehemalige Minengebiete, in denen Kupfer und Zinn abgebaut wurde. Mehrmals passieren wir alte Industriegebäude und Schornsteine, außerdem gibt es riesige alte Abraumhalden, die das Bild der Landschaft prägen. Wir kommen uns vor, als ob wir durch eine Marslandschaft laufen!

Kurz vor Pendeen kommen wir an der Levant Mine vorbei, in der es eine alte Balancier-Dampfmaschine zu besichtigen gibt. Wir lassen das Museum jedoch links liegen, denn wir sind schon nicht mehr ganz frisch. Jedoch schauen wir uns die Info-Tafeln an, die überall angebracht sind. Wo wir heute Urlaub machen und uns den frischen Wind um die Nase wehen lassen, bauten früher bei Wind und Wetter Bergleute die Mineralien ab, teilweise in Stollen, die bis zu zweieinhalb Kilometer unter das Meer reichten. Frauen und Kinder sortierten danach über Tage Wertvolles von Unvertvollem. Das sind die riesigen Steinfelder, durch die wir laufen. Das Ganze bei Wind und Wetter. Da überkommt einen schon ein etwas ungutes Gefühl …

Ganz in der Nähe könnte man noch die Geevor Mine besichtigen, aber wir wollen noch weiter bis zum Leuchtturm Pendeen Watch. Außerdem freuen wir uns schon auf das Ale und darauf, unsere müden Knochen abzulegen.

Der Leuchtturm lässt sich nicht besichtigen, also machen wir uns auf den Weg ins Inland. Wir kommen an einigen Häusern vorbei, in deren Gärten Palmen stehen und riesige Agapantus-Stauden. Kaum zu glauben, dass wir hier in England sind.

In Pendeen haben wir uns im North Inn eingemietet, dem einzigen Pub im Dorf. Unser recht großes Zimmer liegt in einer Art Pavillon hinter dem Pub, wir haben sogar eine Terrasse! Die Gaststube ist gemütlich und das Essen gut, da haben wir auch keine Lust mehr, noch lange in Pendeen herumzulaufen, zumal es da vermutlich sowieso nicht viel zu sehen gibt.

Beim Abendessen treffen wir das englische Pärchen wieder. Wir kommen kurz ins Gespräch und sie erzählen uns, dass sie eine Woche auf dem SWCP unterwegs sind, allerdings nur bis St Ives. Sie haben das schöne Wetter heute genutzt und ausgiebig gebadet. Also nehmen wir uns das für morgen auch vor …

Tag 1: Die ersten 2 km auf dem Weg nach Cape Wrath

An unserem ersten Tag schaffen wir nur zwei Kilometer, was unser Ziel Cape Wrath betrifft, aber wir wollen unseren Urlaub ja auch genießen und den St. Michael’s Mount sehen – also laufen wir am Morgen gaaaaanz gemütlich zwischen Bahnlinie und Meer auf dem South West Coast Path (ab jetzt SWCP genannt) in Richtung Osten nach Marazion. Wir haben schon schönere Meerabschnitte gesehen, aber der Weg ist ruhig, die Sonne scheint, die Wellen klatschen an die Steine, also was will man mehr an diesem ersten Tag?

In Marazion ist am Morgen noch nichts offen, wir müssen aber warten, bis der Steinweg durch das Watt zur Insel St. Michael’s Mount von der Ebbe freigelegt wird. Also setzen wir uns ganz gemütlich auf eine Steinbank am Strand und sehen zu, wie sich das Wasser langsam zurückzieht.

Am Ende dauert es uns aber doch zu lange und wir nehmen die „Fähre“ auf die Insel, also eine Art Fischerboot mit ca. zwölf Plätzen für Passagiere. Das erweist sich als gute Entscheidung, denn als wir auf der Insel ankommen, sind wir fast allein!

Nach einer ausführlichen Fototour im Hafen und im kleinen Dorf setzen wir uns in das Café auf die Terrasse am Strand und bestellen: Milchkaffee und Scones mit Blick auf’s Meer. Was dem Friedel sein Ale, sind der Steffi ihre Scones!

Kaum haben wir die Dinger verputzt, ist der Causeway (Damm) auch schon frei und die Menschenmassen strömen auf die Insel! Wir sehen zu, dass wir wieder (Fest)land gewinnen, denn wir haben ja heute noch einiges vor. Land’s End ruft!

Gestern Abend haben wir ja nur wenig von Penzance gesehen, also fahren wir mit dem Bus flugs dorthin zurück. Da der Bus nach Sennen Cove, unserer nächsten Übernachtung, erst in eineinhalb Stunden fährt, haben wir noch etwas Zeit, uns die Stadt anzusehen. Aber … was soll ich sagen … Penzance ist laut! Voll! Heiß! Eng!

Also sind wir eine Stunde später froh, den wuseligen Ort hinter uns zu lassen. Die Einsamkeit weiter Strände ruft!

Der Bus fährt uns direkt bis nach Sennen Cove, und der Ort ist schon eher nach unserem Geschmack: Er besteht zwar nur aus ein paar Fischerbooten, B&Bs, Fish-and-Chips-Buden und einem Sommerkram-Kiosk, aber zumindest ist es hier nicht so voll. Unsere Unterkunft, das Old Success Inn, sah schon im Internet sehr vielversprechend aus.

Also checken wir schnell ein (Zimmer mit Blick nach links auf’s Meer), das Zimmer ist nicht groß, aber gemütlich. Wir beeilen uns, denn a) haben wir Hunger und b) wollen wir nach Land’s End! Wir ziehen uns also an besagter Bude jeder eine Portion Fish and Chips rein und schleppen uns dann mit vollem Bauch die steinigen zwei Kilometer an der Küste entlang bis zum Land’s End.

Land’s End: Dies ist der südlichste Zipfel Großbritanniens, okay, aber muss man dort dann gleich einen VERGNÜGUNGSPARK daraus machen? Dieser verströmt im September den Charme der Nachsaison, das heißt, diverse Karussells, Geisterbahnen und ähnliches sind geschlossen. Aber immerhin gibt es eine Kaffeebude, die geöffnet ist. Was auch zu besichtigen ist, ist eine Art Land’s-End-to-John-o’-Groats-Museum, in dem alle möglichen Fakten und Rekorde diverser Spielarten dieser 1500km-Herausforderung zu bestaunen sind. Recht interessant! (Die ca. 1500km sind Straßenkilometer – gelaufen sind es je nach Route deutlich mehr!)

Aber jetzt kommt das Unverschämteste: Am legendären Land’s End Signpost, also dem in Metall gegossenen Wegweiser nach John o’Groats, an dem sich alle Helden des Weges am ersten Tag ihrer langen Tour fotografieren lassen, soll man bezahlen, wenn man sich dort hinstellen will! Nein, das wollen wir dann doch nicht, schon aus Prinzip nicht *hmpf!*. Also macht Friedel ein Foto von mir, bei dem der Wegweiser nur weit im Hintergrund zu sehen ist. Das muss reichen. Aber nach unserem Kaffee hatte der Kassierer am Signpost wohl keine Lust mehr länger zu bleiben, das Fotomotiv ist nun frei!

Später Nachmittag: Da kann man ja noch ein wenig weiter laufen, zumal der Küstenabschnitt nach Land’s End in Richtung Gwennap Head auch noch einige interessante Fotomotive zu bieten hat: Felsen, Höhlen und die beiden kleinen Inseln Armed Knight und Enys Dodnan mit dem markanten Bogen. So laufen wir also noch weiter bis zur Mill Bay und dann im Sonnenuntergang zurück nach Sennen Cove.

Unser Abendessen nehmen wir glücklich und zufrieden draußen auf der Terrasse unseres Inns ein: Zwar sind wir die einzigen Gäste, die draußen sitzen, aber wir genießen den kühlen Abend mit dem Blick auf das Meer. Zu unserer großen Tour zählen heute nur zwei Kilometer von Land’s End zurück nach Sennen Cove. Doch waren wir heute nicht untätig und sind alles in allem doch 18 km gelaufen.

Tag 3: Pendeen nach St Ives

Mein englischer Reiseführer (Cicerone) hatte mich gewarnt: Dies sei eine der anstrengendsten Strecken auf dem SWCP. Wir hätten die Strecke in Zennor unterbrechen können, denn dort gibt es einen Pub mit Übernachtungsmöglichkeit. Da wir aber nur acht Wandertage zur Verfügung haben, laufen wir heute die 23 Kilometer bis St Ives in einem Rutsch durch. Nur 23 Kilometer, das schaffen wir!

Zunächst laufen wir von Pendeen aus den Weg zurück zum Leuchtturm und steigen dort wieder auf den Pfad ein. Der Weg, anfangs noch ein Fahrweg, verwandelt sich schnell in einen Trampelpfad, der 75 Meter über dem Meer an den steilen Klippen entlang führt. Unter uns liegt die einsame Portheras Cove, eine wunderschöne Bucht mit Sandstrand, in die wir fast bis auf Meeresniveau absteigen.

Anschließend geht es einen steinigen Weg wieder rauf auf einhundert Meter, und dann wieder runter in die nächste Cove, und dann wieder rauf … and so on. Morgens um zehn Uhr ist es noch dazu schon knallwarm: Aber wir beschweren uns nicht – kältere Tage werden kommen!

Nicht jede dieser Buchten, auf die wir hinuntersehen, hat einen Sandstrand – aber vielleicht hat die Flut den Sand auch verschluckt. Auf jeden Fall sehen wir auf fast weiße Felsen im Wasser, zwischen denen sich türkisgrün das Wasser bewegt. Man könnte stundenlang auf die Wellen schauen, aber wir müssen weiter!

Der Weg windet sich immer an den Klippen entlang, hoch über dem Meer. Links von uns liegen die Felsen und die Brandung, rechts von uns Farne, Farne, Farne. Weiter im Inland gibt es Weiden mit Kühen, Pferden oder Schafen, langweiliges Farmland. Wie schön, dass wir am Meer entlang laufen, und nicht wie andere LEJOG-Wanderer die kürzere Inland-Route nehmen.

Immer wieder haben sich tiefe Täler in die Klippen geschnitten, wenn ein Bach vom Inland zum Meer fließt. Hier geht es jedesmal einen steinigen Pfad hinunter (einige Male muss man gar die Hände zur Hilfe nehmen), aber natürlich auf der anderen Seite wieder hoch. Dies geht einige Male so.

Diese Täler bieten auch einiges an Abwechslung: Nur hier, in den geschützten Bachtälern, wachsen Bäume, Blumen, mediterrane Pflanzen. In einem dieser Täler gibt es auch ein schattiges Plätzchen für unsere Mittagspause – inklusive riesiger Brombeeren!

Ansonsten gibt es heute kein Café auf dem Weg, dafür aber so viel tolle Pausenplätze mit Blick auf das Meer.

Ab Wicca Pool halten wir Ausschau nach Seehunden, die hier oft zu sehen sein sollen – aber heute nicht. Auf dem letzten Stück nach St Ives gibt es zum Glück keine großen Auf und Abs mehr. Die 23 Kilometer anstrengenden Geländes sitzen uns in den Knochen.

In St Ives machen wir uns gleich auf den Weg zu unserem B&B. Normalerweise versuche ich B&Bs zu vermeiden, aber St Ives ist ein teures Pflaster: Entweder man mietet sich in ein teures Hotel ein oder halt in eins der vielen B&Bs. Gemütliche Pubs mit Gästezimmern gibt es kaum.

Unser B&B, Tregony Guest House, ist sauber und ruhig, das Zimmer aber wie in den meisten B&Bs eng und plüschig. Den beiden jungen Besitzern scheint das Lächeln im Gesicht eingefroren zu sein. Wir duschen und machen uns bald auf den Weg, um noch etwas von St Ives zu sehen und ein Ale zu trinken.

Nachdem wir die engen Gassen voller Craft-Shops rauf und runter gelaufen sind, landen wir relativ schnell am Hafen im Lifeboat Inn – und können sogar noch einem Platz auf der Terrasse ergattern!

St Ives ist ein nettes Örtchen, der Ort brummt – aber viel zu viele Touristen für unseren Geschmack. Außerdem ist auch noch Freitag. Das Essen im Lifeboat Inn ist okay, aber nichts Besonderes. Typisches Pub Food halt, aber wie immer gut essbar. Wir sind einfach nur froh, dass wir in diesem Touri-Ort ein nettes Plätzchen gefunden haben.

Als Friedel noch einmal in den Pub geht, um Bier-Nachschub zu holen, kommt und kommt er nicht wieder: Er hat an der Bar das englische Pärchen wiedergetroffen und sich recht lange mit ihnen unterhalten. Wie sich herausstellt, werden wir uns morgen früh beim Frühstück treffen: Sie sind im gleichen B&B wie wir!

Zum B&B müssen wir ein letztes Mal vom Hafen den Berg rauf – um dann todmüde im Bett zu landen. 23 tolle Kilometer, die es aber in sich hatten.

Abschnitt 1: South West Coast Path: Land’s End to Tintagel

Dies ist der erste Abschnitt unserer langen Reise, aber eigentlich ist es bereits unser Dritter: Im Herbst 2014 sind wir schon fünf Tage auf dem Offa’s Dyke von Monmouth nach Knighton gelaufen, und im Frühling 2015 haben wir die Somerset Levels und Bristol durchquert und den ersten Abschnitt des Offa’s Dyke in Wales bis Monmouth nachgeholt. Warum wir die Etappen nicht der Reihe nach angegangen sind, erfahrt ihr später im Kapitel „Der Weg und die Planung“.

Nun aber zu Cornwall: Nach einer ewig langen Zugfahrt von London nach Penzance kommen wir am Abend des 29. Septembers gegen 21 Uhr in Penzance an. Ich habe uns direkt gegenüber vom Bahnhof im Longboat Inn angemeldet: So kommt Friedel noch zu seinem sehnlichst erwarteten Ale und wir müssen auch nicht mehr lange in Penzance herumlaufen.

Nun, das Longboat Inn ist nicht die erste Sahne (das Zimmer ist ein wenig schmuddelig und „riecht“), aber das Frühstück am nächsten Morgen ist gut!

Friedel und ich haben uns ja vorgenommen, nicht straight durchzulaufen, sondern auch das eine oder andere Highlight links und rechts am Wege mitzunehmen: Also, wie kann man nach Penzance fahren, ohne den St Michael’s Mount mitnehmen? Deshalb sind wir extra einen Tag früher angereist.

Tag 23: Von Washford nach Triscombe

Am Vorabend sind wir relativ spät mit dem Zug in Taunton angekommen. Bis mittags haben wir noch gearbeitet und dann einen Nachmittags-Flug nach Heathrow genommen. Von Paddington aus dauert es nur ca. zwei Stunden nach Taunton. Trotzdem war es fast 22:00 Uhr, als wir im Premier Inn in Taunton ankamen.

Die Hotels der Premier Inn-Kette sind nicht der Gipfel der Gemütlichkeit, aber man findet sie überall in England und sie gefallen uns besser als andere Hotelketten. Das Frühstücksbuffet ist auch recht gut, also übernachten wir immer wieder mal in den Premier Inns, wenn es denn nichts anderes gibt. Dieses Premier Inn ist keine Ausnahme. Vor allem können wir früh frühstücken und nehmen bereits um neun Uhr einen Bus nach Washford, dem Beginn unserer großen Reise zu Fuß.

Washford

In Washford lässt uns der Bus direkt im „Zentrum“ raus und wir müssen erst mal eine vielbefahrene, enge Straße herunterlaufen. Natürlich ist die Straße wie so viele in England links und rechts mit dichten Hecken und anderem Grünzeug bewachsen, so dass man höllisch aufpassen muss, dass man nicht umgefahren wird. Am Morgen hat es während der Busfahrt noch ein wenig geregnet und es ist bewölkt, doch klart der Himmel zusehends auf.

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Bereits nach 500 Metern erwartet uns sofort die erste Sehenswürdigkeit: Cleeve Abbey liegt direkt am Wegesrand. Die Bude, an der man den Eintritt bezahlt, ist jedoch noch nicht besetzt, wir sind zu früh. Also machen wir ein paar Fotos von der durchaus ansehnlichen Abbey und verschwinden wieder. Schließlich haben wir heute noch 23 Kilometer vor uns, was für den ersten Tag nicht sooo wenig ist.

Im Gegensatz zu anderen Abschnitten gibt es in Somerset nicht „den“ Wanderweg, dem wir folgen, sondern ich habe für unsere Tour eine Kombination verschiedener Wege herausgesucht. Ein wichtiger Weg in diesem Urlaub ist jedoch der Macmillan Way West, den wir circa einen Kilometer nach Washford erreichen sollten – aber wir finden ihn nicht!

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In diesem Urlaub haben wir noch keine Navigation per Handy und keine OS-App, wir wandern noch ganz klassisch nach Karte. Noch vor der Cider-Farm soll es links abgehen, aber wo? Wir rennen hin und her, finden auch keinen klassischen „Public Footpath“-Wegweiser. Schließlich entdecken wir hinter einem Schuttabladeplatz einen halb von Brombeeren zugewachsenen Stile, und wenn es auch keinen Hinweis auf den Macmillan Way gibt: Egal, hier muss es sein! Tatsächlich sind wir richtig, wie wir nach einiger Zeit feststellen, denn immer wieder werden wir im Verlauf des Tages auf vereinzelte Wegplaketten treffen. Der Weg bis Williston führt über Feldwege und teilweise auch quer über Felder und Wiesen, mitunter laufen wir durch brusthohen Mais oder Weizen. Eine unglaubliche Wegführung, die man so wohl in Deutschland nicht treffen würde!

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Schwierig ist es zuweilen, die Stiles zu finden, die den Weg von Feld zu Feld führen, und schwierig ist auch die Überwindung derselben, denn viel sind mit Brennnesseln und Dornen überwuchert. Sollten wir nochmal im Hochsommer selten begangene Wege laufen, nehmen wir eine Heckenschere mit! In Williton laufen wir extra durch den Ort, in der Hoffnung, ein Café zu finden, aber es gibt wohl keins. Mittlerweile ist es ordentlich heiß und schwül geworden, wenn es auch bedeckt bleibt. Kurz vor Bicknoller überqueren wir die Trasse der historischen West Somerset Railway. Tatsächlich fährt sogar gerade eine alte Dampflokomotive vorbei!

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Kurz nach Bicknoller geht es hinauf in die wunderschönen Quantock Hills. Obwohl sie nur ca. 300 Meter hoch sind, finden wir hier wieder eine „Moor“-Landschaft wie aus dem Bilderbuch. In Deutschland hätte man hier schon lange eine Landwirtschafts-Wüste angelegt. Das ist eine der Dinge, die wir an England so lieben: Zwar ist auch die Insel dicht bevölkert, aber es gibt so viele landschaftlich geschützte Gebiete, dass das Wandern nie langweilig wird.

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Zunächst geht es ein waldiges, enges Tal hoch. Der Wald weicht schon bald riesigen Farnflächen, durchbrochen von einzelnen Ginsterbüschen und windzerzausten Schlehen- und Weißdornbüschen. Beim Aufstieg sehen wir eine Horde Rehe, die in aller Ruhe auf dem Hügel vor uns weiden. Der Blick ins Tal zurück zeigt uns, woher wir gekommen sind: Eine liebliche Hügellandschaft mit Feldern, Wiesen, Wäldern und vielen Hecken und kleinen Wegrainen. Welch ein Unterschied zu den riesigen Feldflächen in Deutschland!

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Oben angekommen folgt der Macmillan Way einer alten „Drove-Road“. Diese uralten Wege wurden früher benutzt, um das Vieh über lange Überlandstrecken zu den Märkten in den Städten zu treiben. Es handelt sich meistens um rinnenartige Wege, die links und rechts von dichten Bäumen eingefasst sind. Dieser von mächtigen, uralten Buchen umschlossene Weg ist ein besonders prächtiges Beispiel dafür. Jetzt am Abend fällt das Licht besonders schön durch die Bäume.

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Friedel fotografiert ausgiebig und sogar Steffi zückt ihr Handy. Dementsprechend spät kommen wir gegen 19:00 Uhr nach einem ordentlichen Kniekracher-Abstieg im Blue Ball Inn in Triscombe an.

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Steffi, was hast du da wieder für ein Kleinod gebucht! Der kleine Pub mit umliegenden Wirtschaftsgebäuden liegt reetdachgeschmückt ins enge Tal geschmiegt, entzückend! Unser Zimmer befindet sich in einem der Nebengebäude und hat sogar eine kleine Terrasse. Also werden wir hier ungestört schlafen. Aber zunächst gilt es, noch schnell an etwas Essbares zu kommen, denn es ist schon spät. Wir genießen den Abend im schönen Garten des Pubs und lassen dort den Tag gemütlich ausklingen. Welch ein wunderbarer Beginn unserer Tour!

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Tag 24: Triscombe nach Bridgwater

Triscombe

Heute Morgen müssen wir erst mal wieder zurück und den Macmillan Way finden. Wir wollen nicht den gleichen steilen Weg wie gestern hochsteigen und entscheiden uns für eine „Abkürzung“ schräg am Hang entlang. Der Weg ist jedoch nicht besonders viel begangen und wirklich so schräg, so dass wir aufpassen müssen, dass wir nicht herunterpurzeln!

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Der Macmillan Way führt uns wieder durch eine farn- und heidebewachsene Landschaft. Heute ist die Luft etwas klarer, so dass wir bis zum Meer sehen können. Beim Aufstieg auf den Cothestone-Hill kommen wir ordentlich ins Schwitzen – mittlerweile ist es knallheiß geworden. Dort oben treffen wir auf wilde Ponys, wie in Wales! Wir freuen uns, denn damit haben wir gar nicht gerechnet. Im Gegensatz zu Wales sind die Pferde hier aber kaum scheu und lassen sich durch uns gar nicht stören. So gelingen uns wesentlich bessere Nahaufnahmen als in Wales 🙂

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Der folgende Weg führt uns wieder über schattige Hohlwege bis zur Ivyton-Farm, wo wir uns ordentlich verlaufen. Wie so häufig haben wir wieder mal viel Respekt vor den kläffenden Hunden der Farm, als wir den Hof überqueren. Folglich sind wir abgelenkt und entscheiden uns zu früh für einen der Wege, statt mal in Ruhe auf die Karte zu gucken. So landen wir am Ende auf dem West Deane Way und in Kingston St Mary statt in Broomfield. Den Weg nach Broomfield laufen wir eine olle Straße entlang, aber es ist Samstag und so arg befahren ist sie zum Glück nicht. Für den restlichen Kilometer des Rückwegs nach Broomfield wählen wir einen in die Karte eingezeichneten Fußweg, der sich jedoch als dunkle, zugewachsene Rinne entpuppt. Wir schlagen uns durch Brennnesseln und anderes Geflecht und kommen verschwitzt und schmutzig in Broomfield an.

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Dort gibt es einen hübschen Garten (Fyne Court), aber leider haben wir keine Zeit dafür, denn es ist schon 16 Uhr. Der Umweg hat uns satte drei Kilometer gekostet.

Auf dem folgenden Wegabschnitt des Macmillan Ways gibt es aber auch einige schöne Wegabschnitte, die an Parkanlagen erinnern. Wir machen Rast an einem schönen kleinen See nach Broomfield Common, der wie angelegt wirkt. Vielleicht ist er das auch? Überhaupt ist die Strecke nach North Petherton wieder mal ein Beweis dafür, dass eine Karte einem gar nicht immer verraten kann, wie schön ein Weg ist. Keine Informationen über die schönen Hohlwege und die farnbewachsenen Wegränder, die uns erwarten!

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In North Petherton machen wir unsere letzte Pause für heute, auf einer Bank im Kirchhof der alten, imposanten Dorfkirche aus dem 15. Jahrhundert. Ab nun geht es durch die Somerset Levels, eine ehemalige Sumpflandschaft, die wir am folgenden Tag komplett durchqueren werden.

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Der Weg von North Petherton bis nach Triscombe ist jedoch eher langweilig: Wir verlassen den Macmillan Way und laufen über verkrautete Felder und Wiesen nach Bridgwater. Ab und zu gibt es mal einen Wassergraben, das ist alles, was von den Sümpfen hier übrig geblieben ist. Auch hier werden die öffentlichen Wege scheinbar wenig begangen, denn wir verlieren den Weg zweimal und schlagen uns über Stacheldraht und durch Hecken, bis wir endlich Südende des Ortes bei der Willstock Farm ankommen. Auf dem Feldweg dorthin treffen wir zwei kleine Kläffer (die Besitzerinnen folgten erst 200 Meter weiter), von denen einer Steffi in die Wade zwickt. Es blutet leicht, doch wir machen keinen Aufstand: Teebaumöl drauf und weiter!

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In Bridgwater übernachten wir direkt im Ort im Old Vicarage Hotel. Das Hotel erinnert eher an ein B&B, aber sie haben einen (ungepflegten) Biergarten hinter dem Haus und servieren auch Abendessen. Das Hotel ist so, wie wir es mögen: Ein historisches Gemäuer, altmodische Einrichtung, leicht heruntergekommen, aber nicht zu sehr. Der Hotelmanager ist ein Deutscher aus Bayern! Da er uns aber zu viel von seinem abenteuerlichen Leben erzählt, gehen wir lieber auf Abstand.

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Nach dem Abendessen (Drei-Gänge-Menü, hehe!) können wir noch durch Bridgwater schlendern, der Vorteil der langen Abendstunden. Der Ort hat abgesehen von einer großen Kirche und seiner Lage am River Parrett wirklich nicht besonders viel zu bieten, Trotzdem laufen wir nun am Abend noch zusätzliche drei Kilometer am Fluss entlang und zum Yachthafen. Der Abend ist so schön!

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Abschnitt 3: Somerset und Wales

Wenn man sich die komplette Stecke unseres langen Wegs anschaut, ist dies der dritte Abschnitt von neun. Er ist allerdings zweigeteilt: Der erste Abschnitt verläuft von Washford in Devon bis nach Monmouth in Wales, der zweite von Monmouth bis nach Craven Arms in Shropshire. Den zweiten waren wir schon gelaufen, bevor wir unsere großes Wanderprojekt angefangen haben: Der Abschnitt ist Teil des Offa’s Dyke Path, den wir in Teilen schon im Herbst 2014 gelaufen sind. Wir haben unsere lange Wanderung also nicht im Süden in Land’s End angefangen, sondern in Wales und Somerset.

Begonnen haben wir „das Projekt“ auch hier in Somerset, weil wir für den Urlaub nur ein relativ kleines Zeitfenster hatten: Neun Wandertage, mehr war bei diesem Urlaub nicht drin. Zudem war dieser Urlaub auch ungewöhnlich, weil wir im Juli unterwegs waren – sonst sind unsere typischen Urlaubszeiten eher April/Mai oder September/Oktober.

Warum aber haben wir mit dem Somerset-Abschnitt begonnen, und nicht im Süden in Land’s End? Das lag einfach daran, dass wir den Juli-Urlaub relativ kurzfristig einschieben konnten und in Cornwall viele Unterkünfte schon besetzt waren. Außerdem schreckten uns die Touristenmassen im Sommer. St Ives und Tintagel mit Massen an deutschen Wohnmobil-Touristen teilen? Nee, dann laufen wir Cornwall doch lieber im Herbst, zumal es im Juli dort eh zu warm ist. Noch ein Kriterium war, dass man mit dem Zug ewig bis zur Südspitze von Cornwall unterwegs ist. Das hätten wir an einem Reisetag nicht geschafft. Also begannen wir mit der Somerset- Etappe.

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Tatsächlich war es nicht schwer, auch im Juli in Somerset Unterkünfte zu finden. Ein Hotspot für Sommertouristen ist es nicht, aber trotzdem wurde unsere Tour in Somerset ein schöner und besonders abwechslungsreicher Wanderurlaub!

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