Tag 24: Triscombe nach Bridgwater

Heute Morgen müssen wir erst mal wieder zurück und den Macmillan Way finden. Wir wollen nicht den gleichen steilen Weg wie gestern hochsteigen und entscheiden uns für eine „Abkürzung“ schräg am Hang entlang. Der Weg ist jedoch nicht besonders viel begangen und wirklich so schräg, so dass wir aufpassen müssen, dass wir nicht herunterpurzeln!

Der Macmillan Way führt uns wieder durch eine farn- und heidebewachsene Landschaft. Heute ist die Luft etwas klarer, so dass wir bis zum Meer sehen können. Beim Aufstieg auf den Cothestone-Hill kommen wir ordentlich ins Schwitzen – mittlerweile ist es knallheiß geworden. Dort oben treffen wir auf wilde Ponys, wie in Wales! Wir freuen uns, denn damit haben wir gar nicht gerechnet. Im Gegensatz zu Wales sind die Pferde hier aber kaum scheu und lassen sich durch uns gar nicht stören. So gelingen uns wesentlich bessere Nahaufnahmen als in Wales 🙂

Der folgende Weg führt uns wieder über schattige Hohlwege bis zur Ivyton-Farm, wo wir uns ordentlich verlaufen. Wie so häufig haben wir wieder mal viel Respekt vor den kläffenden Hunden der Farm, als wir den Hof überqueren. Folglich sind wir abgelenkt und entscheiden uns zu früh für einen der Wege, statt mal in Ruhe auf die Karte zu gucken. So landen wir am Ende auf dem West Deane Way und in Kingston St Mary statt in Broomfield. Den Weg nach Broomfield laufen wir eine olle Straße entlang, aber es ist Samstag und so arg befahren ist sie zum Glück nicht. Für den restlichen Kilometer des Rückwegs nach Broomfield wählen wir einen in die Karte eingezeichneten Fußweg, der sich jedoch als dunkle, zugewachsene Rinne entpuppt. Wir schlagen uns durch Brennnesseln und anderes Geflecht und kommen verschwitzt und schmutzig in Broomfield an.

Dort gibt es einen hübschen Garten (Fyne Court), aber leider haben wir keine Zeit dafür, denn es ist schon 16 Uhr. Der Umweg hat uns satte drei Kilometer gekostet.

Auf dem folgenden Wegabschnitt des Macmillan Ways gibt es aber auch einige schöne Wegabschnitte, die an Parkanlagen erinnern. Wir machen Rast an einem schönen kleinen See nach Broomfield Common, der wie angelegt wirkt. Vielleicht ist er das auch? Überhaupt ist die Strecke nach North Petherton wieder mal ein Beweis dafür, dass eine Karte einem gar nicht immer verraten kann, wie schön ein Weg ist. Keine Informationen über die schönen Hohlwege und die farnbewachsenen Wegränder, die uns erwarten!

In North Petherton machen wir unsere letzte Pause für heute, auf einer Bank im Kirchhof der alten, imposanten Dorfkirche aus dem 15. Jahrhundert. Ab nun geht es durch die Somerset Levels, eine ehemalige Sumpflandschaft, die wir am folgenden Tag komplett durchqueren werden.

Der Weg von North Petherton bis nach Triscombe ist jedoch eher langweilig: Wir verlassen den Macmillan Way und laufen über verkrautete Felder und Wiesen nach Bridgwater. Ab und zu gibt es mal einen Wassergraben, das ist alles, was von den Sümpfen hier übrig geblieben ist. Auch hier werden die öffentlichen Wege scheinbar wenig begangen, denn wir verlieren den Weg zweimal und schlagen uns über Stacheldraht und durch Hecken, bis wir endlich Südende des Ortes bei der Willstock Farm ankommen. Auf dem Feldweg dorthin treffen wir zwei kleine Kläffer (die Besitzerinnen folgten erst 200 Meter weiter), von denen einer Steffi in die Wade zwickt. Es blutet leicht, doch wir machen keinen Aufstand: Teebaumöl drauf und weiter!

In Bridgwater übernachten wir direkt im Ort im Old Vicarage Hotel. Das Hotel erinnert eher an ein B&B, aber sie haben einen (ungepflegten) Biergarten hinter dem Haus und servieren auch Abendessen. Das Hotel ist so, wie wir es mögen: Ein historisches Gemäuer, altmodische Einrichtung, leicht heruntergekommen, aber nicht zu sehr. Der Hotelmanager ist ein Deutscher aus Bayern! Da er uns aber zu viel von seinem abenteuerlichen Leben erzählt, gehen wir lieber auf Abstand.

Nach dem Abendessen (Drei-Gänge-Menü, hehe!) können wir noch durch Bridgwater schlendern, der Vorteil der langen Abendstunden. Der Ort hat abgesehen von einer großen Kirche und seiner Lage am River Parrett wirklich nicht besonders viel zu bieten, Trotzdem laufen wir nun am Abend noch zusätzliche drei Kilometer am Fluss entlang und zum Yachthafen. Der Abend ist so schön!

Abschnitt 3: Somerset und Wales

Wenn man sich die komplette Stecke unseres langen Wegs anschaut, ist dies der dritte Abschnitt von neun. Er ist allerdings zweigeteilt: Der erste Abschnitt verläuft von Washford in Devon bis nach Monmouth in Wales, der zweite von Monmouth bis nach Craven Arms in Shropshire. Den zweiten waren wir schon gelaufen, bevor wir unsere großes Wanderprojekt angefangen haben: Der Abschnitt ist Teil des Offa’s Dyke Path, den wir in Teilen schon im Herbst 2014 gelaufen sind. Wir haben unsere lange Wanderung also nicht im Süden in Land’s End angefangen, sondern in Wales und Somerset.

Begonnen haben wir „das Projekt“ auch hier in Somerset, weil wir für den Urlaub nur ein relativ kleines Zeitfenster hatten: Neun Wandertage, mehr war bei diesem Urlaub nicht drin. Zudem war dieser Urlaub auch ungewöhnlich, weil wir im Juli unterwegs waren – sonst sind unsere typischen Urlaubszeiten eher April/Mai oder September/Oktober.

Warum aber haben wir mit dem Somerset-Abschnitt begonnen, und nicht im Süden in Land’s End? Das lag einfach daran, dass wir den Juli-Urlaub relativ kurzfristig einschieben konnten und in Cornwall viele Unterkünfte schon besetzt waren. Außerdem schreckten uns die Touristenmassen im Sommer. St Ives und Tintagel mit Massen an deutschen Wohnmobil-Touristen teilen? Nee, dann laufen wir Cornwall doch lieber im Herbst, zumal es im Juli dort eh zu warm ist. Noch ein Kriterium war, dass man mit dem Zug ewig bis zur Südspitze von Cornwall unterwegs ist. Das hätten wir an einem Reisetag nicht geschafft. Also begannen wir mit der Somerset- Etappe.

Tatsächlich war es nicht schwer, auch im Juli in Somerset Unterkünfte zu finden. Ein Hotspot für Sommertouristen ist es nicht, aber trotzdem wurde unsere Tour in Somerset ein schöner und besonders abwechslungsreicher Wanderurlaub!

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