Es ist angerichtet!

Viele Gedanken haben wir uns darüber gemacht, was wir essen wollen, wenn kein Pub am Ende des Tages winkt. Weitwanderer verputzen angeblich pro Person ein Kilo Proviant pro Tag, haben wir gelesen. Da wir hoffen, immer nach drei Tagen wieder in einen Ort mit Einkaufsmöglichkeit zu kommen, tragen wir hoffentlich nicht mehr als drei Kilo Proviant mit uns herum.

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Unsere sechs Kilo Marschproviant für die ersten drei Tage

Allerdings haben wir auf unserer Trainings-Wanderung auf der Alb gemerkt, dass das Kilo für uns zu viel ist – Vielleicht gilt die Faustregel mit den 1000 Gramm, wenn nach einigen Tagen der sogenannte Hiker-Hunger richtig zuschlägt?

Et voilà – hier ist unser Menü pro Person pro Tag:

Zum Frühstück gibt es jeden Tag ein Amaranth-Müsli mit Crunchies, Crawnberries, gefriergetrockenten Blau- oder Erdbeeren und Soja- und Milchpulver: Heiß serviert auf dem Caldera-Cone-Kocher! Dazu frischen Kaffee „à la Cowboy“, also der gute, alte Prütt-Kaffee! (200g pro Tag pro Person)

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Frühstück!

Für den Mittagssnack gibt es ein kräftiges Vollkornbrot (ja, das wiegt, aber wir können nicht ohne!) mit Käse und Salami. Außerdem haben wir am Anfang noch Schokolade und das selbst gebackene Früchte-Brot dabei. Später müssen wir dann auf lokale Produkte ausweichen. Das muss gehen! (ca. 400g pro Person pro Tag)

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Mittag-Snack und die eiserne „Vogelfutter“-Ration 🙂

Am Abend wird zünftig auf dem Kocher gekocht. Folgende Varianten sind vorgesehen:

  1. Kartoffelbrei mit der guten alten Erbswurst, Röstzwiebeln und einer Sauce aus Ghee, Speck und Tütensuppe „Champignon“ aus dem Bio-Laden. Wahlweise mit Parmesan.
  2. Mie-Nudeln (geringe Kochzeit!) mit gefriergetrocknetem Suppengemüse und einer Ghee-Curry-Sauce mit in Brühe eingeweichtem Sojabohnen- Curd.
  3. Basmati-Reis (in heißem Wasser im Schlafsack gegart) mit Suppengemüse, Röstzwiebeln und Salami/Speck-Ghee-und Tomatensauce aus der Tüte. Dazu Parmesan (ca. 200g pro Person)

Dazu gibt es als Nachtisch jeweils einen Fruchtriegel, also 50g pro Person und Earl-Grey-Tee.

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Wahlweise ließe sich das Ghee auch super mit pflanzlichem Zwiebelschmalz ersetzen. Was die Kalorien angeht, lassen sich beide kaum toppen!

Für den Zwischendurch-Hunger und den Notfall gibt es gehaltvolles „Vogelfutter“: Für Friedel ein mit Hasel- und Erdnüssen gestrecktes Studentenfutter. Steffi reagiert allergisch auf die klassischen Nüsse. Daher hat sie sich eine individuelle Mischung mit gesalzenen und ungesalzenen Pistazien und Sonnenblumen- und Kürbiskernen zusammengestellt. Da sie eh nicht so viel Süßes isst, ist sie damit super zufrieden! (ca. 700 Gramm pro Person insgesamt) 

Das sind also pro Person 850g pro Tag plus soviel von der Nussmischung, wie nötig ist. 

Wenn wir dann die Cairngorms hinter uns haben, müssen wir sehen, was wir so in den schottischen Supermärkten finden. Aber Nudeln, Schokolade, Reis und Tütensuppen gibt es überall und statt Ghee nehmen wir auch Butter. Ranzig wird sie bei den kühlen Temperaturen wohl kaum werden. Brot und Salami werden wir wohl auch in der Regel finden. Wir werden euch berichten, wie es geschmeckt hat! 🙂

Training auf der Schwäbischen Alb – die Generalprobe

Erst waren wir beide krank und dann stand Steffis Team-Glamping am Bodensee an …

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Die coolsten Kollegen der Welt – Danke für das tolle Wochenende!

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…aber endlich kam das nächste Wochenende, an dem wir endlich unser eigenes Camping-Equipment ausprobieren konnten!

Letztes Wochenende sind Friedel und ich dann losmarschiert. Im Rucksack waren all die Sachen, die wir nach Schottland mitnehmen werden: Die wasserdichten Socken, die Handschuhe, die Mütze, die langen Unterhosen aus Merinowolle – Alles in allem hatten wir inklusive Essen jeder zwölf Kilo auf dem Rücken – und das bei 29 Grad! Friedel hatte auch noch 1,5 Kilo Fotoausrüstung dabei. Und was soll ich sagen … Wir wollten halt authentisch testen!

Am Samstag ging es querfeldein von Wiesensteig bis zum Campingplatz in Bad Urach. Am nächsten Tag ging es 20 Kilometer auf dem Schwäbische Alb Nordrandweg (HW1) zurück nach Owen. Insgesamt waren es hart erwanderte Kilometer. Hart war es vor allem, weil es in großen Strecken über Asphalt ging. Wir kamen gut voran, aber gelenkschonend war das nicht!

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Kurz vor der Filsquelle ..
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Oben auf der Alb

Die Highlights des ersten Tages: Die idyllische Filsquelle, der Abstieg nach Gutenberg mit seinen vielen Höhlen und der Albaufstieg von Schlattstall nach Grabenstetten: Abenteuerlich!

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Die Gussmann-Höhle kurz vor Gutenberg – leider noch geschlossen.
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Steiler Ausfstieg kurz vor Grabenstetten
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Auf dem Bild nicht zu sehen – die Stufen waren total vermodert!

Was wir camping-technisch auf der Tour gelernt haben: Deutsche Campingplätze sind nun nicht gerade das Gelbe vom Ei. Zwischen Wohnmobilen eingequetscht war unsere (abgesteckte) Parzelle nun nicht die Form von Camping, die wir lieben. Unser Camp lag strategisch günstig vor dem Waschhäuschen, so dass wir den ganzen Abend grüßten und gegrüßt wurden. Beim Kochen unseres Abendessen (nein, wir sind nicht ins Campingplatz-Restaurant gegangen, wir haben stilecht auf dem Caldera gekocht!) umringte uns eine Traube von Kindern, die alle neugierig in unsere Töpfe linsten. Aber ansonsten war es schön und wir haben auch gut geschlafen!

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Unser Zeltplatz – blöderweise war das Zelt (links von der Bank) hier schon wieder abgebaut.

Aber zurück zum Thema .. . die wirklich wertvolle Erkenntnis für unsere Herbst-Tour: Ich wollte ja Friedels Rucksack „Golite Jam 70“ nach Schottland mitnehmen. Der riss mir aber schier in den Schultern und saß wie ein nasser Sack auf meinem Steißbein, so dass ich mich doch entschlossen habe, mir noch einen einen Rucksack mit eingearbeitetem Stützrahmen zu gönnen. Ich bin zwar ein großer Fan von den leichtgewichtigen und minimalistischen Golites .. aber nicht bei zwölf Kilo Traglast!

So habe ich mir ebenfalls einen „Lightwave Rucksack“ bestellt. Friedel hat schon so einen.
Der wiegt zwar 400 Gramm mehr als der Golite, hat aber ein solides Stützsystem und als ich mal zur Probe ein paar Kilometer Friedels Rucksack trug, merkte ich den Unterschied. Mittlerweile habe ich den neuen Rucksack schon getestet – ein völlig neues Trage-Gefühl! 🙂

Die zweite Erkenntnis: So schön der Nordrandweg ja ist, wenn er an der Albkante mit tollen Aussichten auf schmalen Trampelpfaden verläuft – naht aber ein Ort, führt der Albsteig zwangsläufig hinein. Früher mag das ja sinnvoll gewesen sein, so konnte man sich in den Orten mit Proviant versorgen und eine Unterkunft finden. Heute jedoch sind die Orte verwaist, die Geschäfte geschlossen und der Weg führt durch unerträglich langweilige und breite Neubaugebiete hindurch. Wir. hassen. das.

Trotzdem war der Albtrauf wie immer schön. Grandios der Blick auf den Berg und die Burg Hohenneuffen. Und die Sonne lachte und lachte .. schön war’s!

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Auf dem Weg zum Hohenneuffen
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Apfelbäume im Lenninger Tal kurz vor Owen, oben auf dem Berg die Burg Teck

Diese Sachen kommen mit. Koste es, was es wolle!

Wir bewundern ja diese kernigen Ultralight-Wanderer, die in kurzen Hosen, mit einem minimalen Laufbursche-Pack auf dem Rücken und unter sieben Kilo Basisgewicht an uns vorbeitänzeln. Einige haben nicht mal einen Kocher dabei!
Obwohl wir uns echt Mühe gegeben haben, haben wir beide auf jeden Fall zwei Kilo mehr Basisgewicht als die Profis auf dem Buckel. Wir sind halt zu bequem!

Auf ein paar Dinge können wir nämlich nicht verzichten. Wir haben wirklich mit uns gerungen, ob wir dies und das nicht doch zuhause lassen könnten. Aber nein … der Kram muss mit!

Hier nun eine Liste mit zehn (für andere überflüssigen) Ausrüstungsgegenständen, die man auf keiner Liste der UL-Wanderer findet, die für uns aber unentbehrlich sind!
Die schwersten Sachen kommen dabei zuerst, so dass ihr gleich wisst, was ihr auf keinen Fall mitnehmen solltet! 🙂

  1. Ein zweites Paar Laufschuhe (594 Gramm Steffi, 724 Gramm Friedel)
    Immer wieder sehen wir Wanderer in durchgeweichten schlammigen Wanderstiefeln im Restaurant. Wir hingegen wollen so früh wie möglich aus den nassen Dingern raus und trockene Socken und Schuhe anziehen. Auch die B&B-Gastgeber gucken nur halb so genervt, wenn man mit sauberen Sneakers ihren geheiligten britischen Teppichboden betritt. Okay, leichte Ersatz-Schuhe wie Crogs oder Hüttenschuhe würden es eventuell auch tun, das haben wir alles schon probiert. Aber wir wollen uns abends doch noch die Stadt oder den Wasserfall oder den Sonnenuntergang ansehen, und da kommen oft noch so einige Kilometerchen zusammen. Und wenn man sich eine Blase gelaufen hat oder der Schuh mal drückt, kann man einfach die Schuhe wechseln. Das zweite Paar Brooks bzw. Asics ist wichtig!
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Falsch!
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Richtig!

2. Unsere 750-ml-Thermosflasche Alfi (500 Gramm)
Die Vorteile der Flasche kommen besonders zur Geltung, wenn es nass und schmuddelig ist: Eine schöne heiße Tasse Tee und die Welt sieht gleich wieder viel besser aus! In Sonne, Sturm, Hagel und Dauerregen haben wir schon hunderte von Teepausen genossen. Und auf keinen Fall will ich im Sturm mit dem Spirituskocher rumfiddeln. Alfi. Muss. Mit.

It’s teatime!

3. Die Powerbank (394 Gramm)
Wir sind beide nicht ganz sattelfest im Karten- und Kompasslesen. Unsere Karten-App braucht aber Strom. Außerdem wollen wir auch abends im Zelt mal lesen oder den einen oder anderen Artikel vorbereiten. Das Ding lädt etwa sechs mal die Handys und einmal die Foto-Akkus. Überlebenswichtig!

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Bluetooth-Tastatur und Power-Bank

4. Gamaschen von Outdoor Research (189 bzw. 216 Gramm)
Wenn es so richtig nass und matschig ist, dann funktionieren sie am besten: Die Gamaschen bedecken halb die Schuhe und gehen bis zum Knie. Spritzwasser, das Tropfwasser von Gräsern und Bäumen und der Schlamm aus Pfützen bleiben auf den Gamaschen und nicht auf der Hose oder dem Bein. An kalten Tagen behalten wir sie auch an: Sie wärmen nämlich auch ganz ordentlich. Und wenn man sie nicht mehr braucht oder beim Einmarsch ins B&B manierlich aussehen möchte: Ritsch-ratsch ab mit den Dingern. Nie mehr Hosen waschen. Die Gamaschen sind auf jeden Fall dabei!

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Neulich auf dem Kinder Scout

5. Die externe Blue Tooth Tastatur (168 Gramm)
Natürlich könnten wir unsere Notizen abends emsig mit dem Stummelbleistift ins Notizbuch kritzeln. Aber auch das wiegt etwas. Oder uns auf der Handy-Tastatur die Finger brechen. Nein, denn wir sind über 50 und sehen nicht mehr so gut. Die Tastatur sollte es auf Rezept geben!

6. Spenglersan und Traumeel (zusammen 100 Gramm)
Beide sind homöopathisch. Spenglersan stärkt unser Immunsystem und sorgt dafür, dass wir uns nicht (so stark) erkälten. Traumeel hilft bei Zerrungen, Blutergüssen, Schwellungen, Verstauchungen, pipapo. Wir sparen ja schon und nehmen nur die Hälfte der kleinsten Packung mit. Auch wenn ihr uns nicht glaubt: Beide haben uns schon einige Male das Weiterlaufen gerettet. Keine Diskussion!

7.  Vier Packungen Taschentücher (zusammen 100 Gramm)
Der Profi schnäuzt sich im Gehen. Er hält sich einfach ein Nasenloch zu und lässt den Rotz elegant links und rechts des Weges abfließen. Ich aber kann’s nicht und finde es überhaupt eklig. Deshalb erhalten Friedel und ich schon lange jeweils ein Taschentuch pro Tag, streng rationiert. Es geht nicht ohne!

8. Zwei Sitzmatten (jede 32 Gramm)
Wir haben sie aus einer alten Isomatte pogerecht herausgeschnitten. Wir erwarten nicht, dass wir in Schottland auf Parkbänke treffen. Baumstümpfe, auf denen man sich für eine Pause niederlassen könnte, gibt es auch eher selten. Mit den Sitzmatten können wir auf jeder Torfkante, jedem Grasbult eine Pause einlegen. Purer Luxus!

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Das war 2014 in Wales. So lange halten die Matten schon!

9. Kleine Schaufel (35 Gramm)
In den USA waren wir mal auf einem Trail, da waren die Schaufeln Pflicht. Warum das? Nun, in der freien Natur gibt es keine Toiletten. Wenn da jeder irgendwo hinmachen würde, wäre das eine schöne Bescherung. Also graben wir ein kleines Loch … et voilá! Toilettenpapier wird übrigens (kontrolliert) verbrannt. Ein Feuerzeug haben wir eh dabei. 

10. Zwei halbe Waschlappen (je 15 Gramm)
Warum hat kein Profi Waschlappen auf der Liste? Waschen die sich in der Wildnis nicht? Oder schlagen sie sich das eiskalte Gletscherwasser unter die Achseln? Wir haben einen Waschlappen in zwei Teile geteilt und hoffen, so halbwegs frisch zu bleiben. Wegen der 30 Gramm muss man sich nicht schämen, oder? 

So, zusammen sind das fast drei Kilo. Teilen wir das durch zwei, schleppen wir allein durch die oben genannten Sachen jeweils 1,5 Kilo mehr als die UL-Wanderer durch die Gegend. Die anderen 500 Gramm sind warme Kleidung und andere Kleinigkeiten. Man sollte sich ja bei jedem Gegenstand fragen, ob man ihn wirklich braucht. Wir aber brauchen die Sachen, unbedingt! Schließlich haben wir ja Urlaub! 🙂

Test: MSR Carbon Reflex: Ob das Zelt wohl hält?

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Das alte und das neue …

Vor mehr als 25 Jahren – schluck! – habe ich (Steffi) mir während des Studiums etwas Geld dazu verdient, indem ich als Verkäuferin in einem Outdoor-Shop in Ost-Westfalen gejobbt habe. Den Laden gibt es schon lange nicht mehr, aber aus dieser nicht immer angenehmen Zeit (Jürgen, Jürgen, was warst du doch für ein Choleriker!) ist mir ein wertvoller Gegenstand geblieben: Ein Hilleberg Nallo 2 der zweiten Generation!

Dieses Zelt war damals das Non-Plus-Ultra in der Outdoor-Gemeinde. Ein Vier-Jahreszeiten-Zelt, robust verarbeitet und mit lebenslanger Garantie. Trotzdem wog es nur 2,2 Kilo, eine Sensation Anfang der Neunziger. Einen ganzen Monatslohn hat mich das Zelt gekostet, trotz Mitarbeiter-Rabatts!
Das Zelt habe ich dann sogar alleine durch Lappland geschleppt und wurde von allen Wanderern um meine Luxus-Herberge beneidet. 🙂

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1991 mit dem Nallo auf dem Kungsleden

Auch bei nachfolgenden Touren war das Zelt mir – und später auch Friedel – in Wind und Wetter immer ein treuer Begleiter. Nach heutigen Gesichtspunkten ist das Nallo 2 zwar nicht ultra-leicht, jedoch hätten wir es auch dieses Mal wieder mitgenommen. Aber  … es fusselt!

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An den Gestängekanälen löst sich großflächig die Beschichtung ab. Das brachte uns ein wenig zum Nachdenken, ob man dem Zelt wirklich noch trauen kann. Wird es dem schottischen Regen trotzen? Noch dazu kommt, dass Friedel das Zelt nie wirklich mochte: Während ich als Zwerg das Nallo eher als geräumig empfand, stieß er immer mit dem Kopf am Innenzelt an und konnte deshalb nicht aufrecht sitzen – unschön!

Außerdem ist das Nallo innen relativ dunkel, fällt zum Fußende schräg ab und hat nur einen Eingang – was Friedel stets das klaustrophobische Gefühl vermittelte, in einem Fuchsbau zu liegen. Solcherlei Einwände ließ ich bisher nicht gelten, aber nach 25 Jahren und der langsamen Auflösung des Nallo könnte man sich vielleicht doch mal ein neues Zelt zulegen?

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Das Nallo 2 innen

Ich machte mich also im Internet auf die Suche nach der idealen Wildnis-Unterkunft: Zwei Eingänge sollte sie haben, groß und natürlich so leicht wie möglich sein. Früher ging man in einen Outdoor-Laden, ließ sich ausführlich beraten, baute verschiedene Zelte auf und am Ende vertraute man einer großen Marke – Hilleberg, Salewa, The Northface. 

Was jedoch die heutigen Ultralight-Zelte angeht, kommen die meisten aus innovativen Kleinstbetrieben in den USA und sind in normalen hiesigen Outdoor-Läden gar nicht zu kriegen. Fündig geworden bin ich online beim Trekking Lite Store. Das MSR Carbon Reflex 3 ist wirklich riesig, hat zwei Eingänge und wiegt sensationelle 1100 Gramm – das ist die Hälfte vom Nallo! Das Beste aber ist das Packmaß: Das Ding ist nur etwas größer als eine ausgestreckte Katze! 🙂

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Nachbars Katze, MSR Carbon Reflex 3 und Nallo 2 im Vergleich

Beim Auspacken war ich dann aber schon skeptisch – das Außenzelt hat ungefähr die Dicke einer Obsttüte und wirkt recht filigran.
Natürlich kann das Zelt so nicht mit der Robustheit eines Hilleberg Nallo mithalten, das ist mir schon klar. Ich will euch hier auch nicht langweilen mit ausführlichen Erörterungen über Wassersäule, Material u.ä. Das ist natürlich alles besser beim Nallo. Aber das geringe Gewicht ist für mich ausschlaggebend – ein Unterschied von mehr als einem Tag Proviant oder elf Tafeln Schokolade!

Ausprobieren konnten wir es noch nicht, so müssen wir den Angaben der Beschreibung vertrauen. Die Kritiken im Internet sind zweigeteilt – Die einen sind begeistert ob des geringen Gewichts und der Geräumigkeit, die anderen eher skeptisch, was den Einsatz in nordischen Gefilden bei Sturm und Kälte angeht. Nun … wir werden sehen!

Anfang Februar haben wir beide Zelte mal auf der Alb aufgebaut, aber noch nicht im Zelt geschlafen. Da war es uns dann doch zu kalt! 🙂

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MSR Carbon Reflex 3 – nur Innenzelt
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MSR Carbon Reflex 3 mit Außenzelt – Nordeingang!

Gern hätten wir das MSR mal auf einer Wochenend-Wanderung ausprobiert, bevor es nach Schottland geht, aber es kam immer etwas dazwischen. Erst waren im Juli zwei brasilianische Gastschüler bei uns …

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Omar und Hugo – von Rio de Janeiro auf die Schwäbische Alb!

… Dann war es zu heiß. Jetzt habe ich eine fette Erkältung … 😦

So werden wir entweder noch im September oder erst im Oktober vom echten Einsatz des Zelts berichten. Und dann nach dem ersten Sturm die spannende Frage beantworten: Ob das Zelt wohl hält? Und finden wir in der Wildnis überhaupt einen Zeltplatz für das riesige Ding? 🙂

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MSR Carbon Reflex 3 Innenzelt – in ganzer Größe!

Nachtrag 2019: Das MSR-Zelt HAT gehalten! Beim Praxistest in Schottland war es phasenweise ganz schön stürmisch und das Gestänge hat sich merklich gebogen, aber wir blieben trocken. Die Zeltplane blieb längst nicht so straff und es war kälter als im Nallo, aber das geringe Gewicht des MSR-Zelts hat diesen Nachteil ausgeglichen. Wenn wir jedoch planen würden, eine längere Camping-Tour im hohen Norden zu unternehmen, würde ich mich vielleicht doch lieber für ein robusteres Zelt entscheiden – Die Nerven lagen in Schottland im Herbst nämlich blank!
Fast jede zugige Nacht in unserer filigranen Ultralight-Behausung haben wir uns gefragt: Ob das Zelt wohl hält? 🙂

Wasser gibt’s genug in Schottland …

 

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(okay .. das war in Yorkshire ..:-))

… aber ist das auch trinkbar? 🙂

Eigentlich trinken wir auf unseren Touren zu wenig Wasser – meistens nur den knappen Liter Tee, den wir in unserer Thermosflasche mitschleppen. Für warme Tage hatten wir bisher auch noch eine Sigg-Flasche (1 Liter) dabei, die wir aber selten geleert haben. In der Regel sind wir ja auch im Mai bzw. im September/Oktober unterwegs, da ist es in Großbritannien nicht so heiß. Unser Feuchtigkeits-Defizit haben wir am Abend dann einfach mit Ale ausgeglichen!

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Wozu auch unnötiges Gewicht für das Wasser mitschleppen, wenn man es eh nicht braucht?

Im Notfall habe ich auch schon mal Wasser aus einem Bach getrunken, das ist (zum Glück) auch gut gegangen. Aber wie unangenehm ist es denn, wenn man das Wasser aus einem murmelnden Gebirgsbach trinkt und oberhalb des Pfades dann auf eine intensiv bewirtschaftete Schafweide trifft?

Jetzt – haha! – haben wir uns was ganz besonderes zugelegt. Auf diese Neuanschaffungen sind wir ganz besonders stolz. Steffi and Friedel proudly present: 

„Life Straw Go“ mit zugehöriger Wasserflasche!

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und ….

Wasserentkeimer „Steripen Adventurer“!

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Der Life Straw wiegt mit Flasche nur 194 Gramm und man kann sich das (unbehandelte) Wasser aus der Flasche direkt durch den Filter in den Mund ziehen. Der Aktivkohle-Filter filtert die Schwebstoffe heraus und angeblich 99,9 Prozent aller Bakterien und Protozoen (z.B. Trichinen) und Chemikalien. Besonders toll: Das Ding braucht keine Batterien!

Nicht so wirksam ist der Filter allerdings bei Viren. Deshalb kommt auch noch der Steripen mit, dessen UV-Licht auch diese eliminiert. Der Steripen wiegt zwar auch noch mal 103 Gramm (inklusive Batterien), aber mit dem Set sind wir dann auf der ganz sicheren Seite. Mit 300 Gramm Gesamtgewicht in der Seitentasche filtern wir uns dann unser „Wasser-to-Go“ und lassen die Sigg zuhause – 700 Gramm gespart!

So können wir (außer Salzwasser) nun jede Art von Wasser trinken!

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Nie wieder frieren!

„Mein Gott Steffi, wollt ihr das nicht Jüngeren überlassen?“ 

„Könnt ihr euch kein ordentliches Hotel leisten?“ 

„Warum macht ihr denn das? Wollt ihr euch nicht erholen?“

Okay okay, auch wir gehören zu den Weicheiern, die eigentlich viel lieber in einem B&B oder in einem Hotel als in einem Zelt übernachten. Auch wenn wir somit keinen magischen Sternenhimmel und Sonnenuntergänge an einsamen Seen erleben – nach mehr oder weniger 20 Wanderkilometern in Wind und Wetter schätzen wir einfach eine schöne warme Dusche, ein ordentliches Abendessen (samt lauwarmem Bier) in einem warmen, gemütlichen Pub und ein weiches Bett unter flauschigen Laken, um unsere müden Knochen zu strecken. 

Die klassischen britischen Inns sind beileibe nicht immer Flüster-Hotels – Essengerüche im Zimmer, laut giggelnde andere Hotelgäste auf dem Flur oder Karaoke-Nights in der Bar unter uns haben schon das eine oder andere Mal das Einschlafen erschwert. Aber das ist nichts zu dem, was uns dieses Mal erwartet: Rund die Hälfte der Nächte werden wir dieses Mal in unserem Zelt verbringen.

Zwar liegt das eine oder andere Bothy auf dem Weg – einfache Wanderhütten mit Holzpritschen und Feuerstelle, …

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 … aber im Herbst ist Jagdsaison und viele der Hütten sind in dieser Zeit von Jägern frequentiert. Nicht auszudenken, dass wir es uns gerade gemütlich gemacht haben, die Tür aufgeht und eine ganze Jagdgesellschaft in Harris-Tweed johlend die Hütte stürmt … Nee, dann doch lieber zelten!

Unsere bisherigen Zelt-Urlaube haben und eins gelehrt: Wir können mit vielen Widrigkeiten beim Campen umgehen – prasselnder Regen auf dem Zeltdach, grunzende Wildschweine oder huckelige Zeltböden sind dem Schlaf nicht gerade förderlich. Aber was ich wirklich, wirklich hasse, das ist die Kälte!!!

So eine Nacht wie damals am Loch Avon, das möchte ich nicht noch mal erleben. Ausgemalt hatte ich mir eine romantische, sternklare Nacht am Strand des von Bergen eingerahmten Sees. Mein Wanderführer empfahl uns sogar ein erfrischendes Bad im glasklaren Wasser!

Stattdessen patschten wir den ganzen Tag im Regen durch ein wassergetränktes Moor. Am Abend war ich so erschöpft, dass ich mit meinen vor Kälte steifen Fingern ins Zelt verkrochen habe und nicht mal etwas kochen wollte. Unser Camp auf 750 Metern Höhe war klamm und windgepeitscht. In der Nacht habe ich geschlottert vor Kälte, während die Schneeflocken aufs Zeltdach fielen. Friedel neben mir hat selig geschlafen, während ich die ganze Nacht in meinem Leichtgewichts-Schlafsack leise fluchte. Ich sage nur: Nie wieder frieren!

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Zwar sind die mittlerweile fast 15 Jahre alten leichten Daunenschlafsäcke „Blackbear Colibri“ auch dieses Mal wieder mit von der Partie – aber wir werden die Kälte austricksen!

Die folgenden innovativen Neuanschaffungen sollen garantieren, dass wir schlafen „as snug like a bug in a rug“ – oder wie mein Übersetzungsprogramm auf Deutsch vorschlägt: „Wie ein Käfer hinter der Borke“: 🙂

1. Das Schlafsack-Inlay „Thermo Reactor Compact plus“ von Sea to Summit soll die Wärmeleistung unserer Schlafsäcke um sagenhafte elf Grad erhöhen – und das mit nur 257 bzw. 274 Gramm Zusatzgewicht. Na, wenn das mal kein Versprechen ist!

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  1. Unsere neuen Luftmatratzen „Therm-a-Rest Neo Air XLite“ sind nicht nur extrem leicht (340 Gramm) und kompakt zu verpacken, sie sind auch noch sechs Zentimeter dick. Und sie haben einen Isolationswert von 3,5R! (Was immer das heißen mag …) 🙂
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  1. Doch, die warme Merino-Skiunterwäsche von Woolpower kommt mit! Und die wasserdichten Fingerhandschuhe und Socken von Sealskinz, so wärmend wie ein Neoprenanzug. Die Merino-Wollmütze. Und die Thermojacken von Arcteryx, die uns bei den anderen Touren schon fast zu warm waren. Notfalls ziehe ich das alles an. Alles zusammen!

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  1. Wenn das alles nicht hilft, gibt es noch den coolen Trick mit den Heißwasserflaschen im Schlafsack. Und wenn wir schon in Schottland sind – „a wee dram“– ein kleiner Schluck Whisky – soll Wunder wirken!

The Highlands are calling our names!

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Nur noch sechs Wochen bis zu unserem wilden Camping-Abenteuer!

Mensch, was freuen wir uns schon auf unseren nächsten Wanderurlaub Ende September! Wenn die anderen wieder arbeiten müssen, dürfen wir endlich los! 

Während sich Friedel zwischen unseren Urlauben mit dem Dachbodenausbau unseres alten Hauses fit hält …

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… renne ich voll bepackt die Alb rauf und runter. Die Knie sollen ja nicht schlapp machen, oder? Dieses Mal erwartet uns nämlich eine besondere Herausforderung: Wir campen!
Mit leichtem Gepäck hupfig über die Mauer, DAS WAR MAL!

DAS ist ein Rucksack für’s Campen!

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Auf unseren Etappen eins bis sieben unseres Weges durch Great Britain konnten wir bequem in Hotels und B&Bs übernachten. In Nordschottland werden wir diesen Luxus jedoch nur noch gelegentlich genießen können. Statt der üblichen 5,5 Kilo Gepäck werden es dieses Mal fast neun. Dazu kommen noch bis zu drei Kilo Verpflegung. 

Unser letzter großer Campingurlaub (der war auch in den Cairngorms) liegt bereits elf Jahre zurück. Damals haben wir unter unseren großen Rucksäcken geächzt und nachts trotzdem wie die Schneider gefroren. Und das war im August!

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(2007 haben wir uns noch den Luxus eines schweren Tarps gegönnt. Heute undenkbar! :-))
IMG_2562(Damals im August am Loch Avon)

So brüte ich (Steffi) schon seit Wochen über unserer Ausrüstungsliste – Es gilt, das richtige Gleichgewicht zwischen „Ultralight“ und Bequemlichkeit zu finden, schließlich sind wir ja beide schon Ü-50!

Bei den letzten Touren haben wir schon die eine oder andere Änderung bei unserer Ausrüstung vorgenommen und einige Neuanschaffungen flugs wieder aussortiert: Die Goretex-Leichtwanderstiefel hielten leider doch nicht dicht. Der berüchtigte „Helm“-Wind hätte uns mit unseren Lightweight-Trekking-Regenschirmen fast von der Burbage Edge geweht. Die elektrischen Schuhtrockner waren eine tolle Idee, aber sie trocknen einfach zu langsam …

In den nächsten Tagen stellen wir euch unsere neue Trekking-Liste vor und wollen euch zudem einige unserer bereits getesteten und neuen Ausrüstungsgegenstände zeigen und die eine oder andere Erfahrung mit euch teilen. 

Hier also unsere Erkenntnis Nummer 1: 

Embrace wet feet!
Man, was haben wir uns in früheren Jahren über teure, schwere, undichte Goretex-Stiefel geärgert!

Seit drei Jahren wandern wir nur noch in Trailrunning-Schuhen. In Kombination mit den wasserdichten Socken von Sealskinz bleiben unsere Füße zwar so auch nicht immer trocken, aber zumindest sind die Schuhe leichter, billiger, bequemer und trocknen schneller. Auch die Bedenken, dass man in den Turnschuhen schneller umknickt, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Wir lieben unsere Brooks bzw. Asics und die Sealskinz!

Unser ersten Trailrunner und die wasserdichten Socken haben nun ihr Leben auf dem Pennine Way ausgehaucht. Durch die Socken schwappte das Wasser. Und das Profil der Schuhe war schon ganz abgelaufen und wir mussten sie unterwegs mit Kinesio-Tape kleben. Doch haben sie uns mehr als 1000 Kilometer treu begleitet. Nun heißt es Abschied nehmen, aber ihr werdet immer einen Ehrenplatz in unserem Schuhregal behalten!

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Die nächste fancy Generation ist schon da und bereits eingelaufen … 🙂

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Erkenntnis Nummer 2: 

Gekocht wird jetzt leichtgewichtig!
Der gute alte Trangia Spiritus-Kocher ist immer noch für den Chinese Hotpot auf der Terrasse gut. 🙂

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Aber leider bringt er auch ohne den Wasserkessel 900 Gramm auf die Waage. Unser neuer Traildesigns Caldera Cone besteht eigentlich nur aus zwei flachen Alu-Blechen und einer umgearbeiteten Blechdose als Brenner. Letztere ist uns jedoch zu wacklig und zu wenig regulierbar, also kommt der Brenner vom Trangia doch mit. Zusammen mit den beiden neuen Titan-Töpfen von Evernew (genau passend zum Caldera Cone) wiegt das Ensemble nur 460 Gramm. Die Hälfte! Und er kocht einen Liter Wasser schneller als der Trangia! Ich habe selbst die Zeit gestoppt! Hach, was kann die Steffi sich begeistern! 🙂

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Hier ein Vorgeschmack auf die nächsten Titel, die da kommen werden:

Nie wieder frieren!

Wasser? Gibt’s genug in Schottland!

Ob das Zelt wohl hält?

Mücken sind nun wahrlich kein Entzücken.

Luxus, den wir uns nicht nehmen lassen. Oder: Das kommt mit! Koste es, was es wolle!

und … jedes Gramm zählt! 🙂

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Tag 79: Linlithgow nach Falkirk, 16km

Falkirk High Five

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Zielgerade! Heute laufen wir noch 16 Kilometer bis nach Falkirk High Station, wo wo wir im Mai letzten Jahres unsere Rob Roy-Etappe 7 (mit Carla) begonnen haben. Weil wir gegen 14:30 Uhr an der Station ankommen wollen, laufen wir schon um 8:30 Uhr los. Erst geht es wieder am Union Canal entlang, und wieder liefern wir uns ein Wettrennen mit „Patsy“, einem Narrowboat, das wir schon aus Ratho kennen. Smalltalk, winke-winke, und dann hängen wir sie ab.

Wenig später treffen wir den John Muir Way wieder, der uns kurz vor Falkirk vom Kanal weg in den Callander Wood und am Callander House vorbei führt. Welch eine Wohltat für Füße und Augen: Wurzeln! Alte Bäume! Steigung! 🙂

Dem Callander House können wir wenig abgewinnen, auch nicht der gregorianischen Küche, die man dort besichtigen kann. Callander Wood führt uns fast bis zur Bahnstation, wo wir uns „High Five“ geben: Lücke geschlossen! Nun sind wir von Land’s End bis Blair Atholl durchgelaufen! 🙂

Schon um 14 Uhr sind wir in Glasgow mitten im Großstadtdschungel und suchen uns ein recht ruhiges Plätzchen am River Clyde.

Weiter geht’s im Herbst mit Abschnitt 8 in den Cairgorms…

Pausentag: Blackness Castle über Bo’ness nach Linlithgow, 17km

Ein Off-Tag von 17 Kilometern: Geschichte statt Natur

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Heute sind zwei Aspekte vollkommen anders als sonst an unseren anderen Wandertagen: Wir wohnen in einem Appartment in Linlithgow und wir machen heute einen Pausentag! Yeahhh! Und laufen dann doch 17 Kilometer …

Eigentlich hätten wir gar nicht unbedingt diese Pause jetzt, ganz am Ende unserer drei Wochen gebraucht. Doch gibt es zwei Sehenwürdigkeiten, die wir auf keinen Fall verpassen wollten: Linlithgow Palace und Blackness Castle. Nur haben wir gestern schon den Palace besucht. Und sind die Highstreet schon rauf und runter gelaufen. Shopping ist auch nicht so unser Ding. Also was liegt näher, als nach der Besichtigung von Blackness Castle noch ein wenig am Meer zu verbringen und dann zu Fuß nach Linlithgow zurückzulaufen? Zumal es einen tollen Weg dort gibt, den John Muir Way??

Aber vor der Touristentour müssen wir uns das erste Mal in unserem Urlaub das Frühstück selber machen. Toll, denkt Steffi, denn sie kann das Full Scottish Breakfast eh nicht mehr sehen. Gestern Abend haben wir im Tesco noch alles für’s echte kontinentale Frühstück besorgt: Käse, Wurst, Joghurt. Den Toast, Kellogs-Flocken, O-Saft, Milch Kaffee, Eier und Obst hat schon das Aparthotel bereitgestellt.

Aber nun geht heute Morgen der Stress los. In dem ansonsten picobello eingerichteten Aparthotel gibt es nur eine Müslischüssel und einen Löffel, also löffelt erst Friedel seine Cereals, dann Steffi. Der Kaffeedrücker ist so klein, dass wir dreimal Kaffee kochen müssen. Es gibt nur Mini-Teller. Die Messer sind wie überall in Great Britain extrem stumpf, was das Apfelschneiden zu einer Hackerei macht. Die Eier muss man natürlich kochen oder braten, aber wir kennen uns mit Induktionsherden nicht aus und müssen das Ding erst verstehen. Dann müssen wir noch schnell aufräumen und abwaschen, denn der Bus nach Blackness geht schon um 9:25 Uhr. Stress, Stress, Stress! 🙂

Im Bus können wir dann endlich verschnaufen. Wir sind die einzigen Fahrgäste in einem großen Bus und fragen uns, ob Blackness wirklich so sehenwert ist? 🙂

Doch, ist es! Wir gehören zu den ersten Besuchern an diesem Morgen und sind fast alleine in der großen Festung. Die Anlage diente in erster Linie als Festung und Gefängnis für adelige Gefangene. Man nennt Blackness Castle auch ¨das Schiff, das niemals segelte¨, denn die Form der Anlage erinnert an ein großes Schiff, dessen Bug in den Firth of Forth hineinragt. Die Festung ist auf einem Felsen errichtet und die Gebäude wurden direkt darauf erbaut.

Wie schon in anderen Castles beeindrucken uns neben der Großen Halle für Bankette vor allem die Toiletten, die einfach an der Außenmauer der Festung steil nach unten ins Meer führen. Aber noch nie haben wir so deutlich wie hier gesehen, dass die Spuren der Aborte noch Jahrhunderte später zu erkennen sind! 🙂

Als wir nach ca. 90 Minuten die Anlage verlassen, wird es richtig voll. Glück gehabt!

Wir wandern anschließend die Küstenlinie bis nach Bo’ness entlang und genießen es, ohne Gepäck unterwegs zu sein. Leider ist gerade Ebbe und wir sehen statt Wasser vor allem viel Schlick. Aber es riecht eindeutig nach Meer und die vielen Seevögel schaffen eine echte Meeres-Atmosphäre.

Nach einer Kaffeepause in Bo’ness laufen wir noch durch ein Vogelreservat, aber heute gibt es keine Vögel dort. Dann kommt ein Schloss (Kinneil House), aber das steht leer und ist von einem Bauzaun umgeben. Dort ist auch ein Stück vom Antonine Wall und von einem römischen Fort auf unserer Karte verzeichnet, aber man sieht nix! Egal, die Parkanlage ist hübsch und es gibt auch einen netten kleinen See. Dann geht es weiter in den Kinnail Forest. Dieser ist jedoch mal wieder so ein typischer Wald, der keiner ist, weil alle Bäume abgeholzt wurden.

Über Landsstraßen und Feldwege führt uns der John Muir Way zurück nach Linlithgow. Wir machen noch eine schöne Teepause unter einem Baum und eine Rast am Linlithgow Loch und schon sind wir wieder in unserem Appartment.

Fazit: Blackness Castle war toll und der kleine Gang am Firth of Forth und die Meerluft ein schöner Abschluss unseres Urlaubs – Am Ende kam noch die Flut. Morgen laufen wir noch 15 Kanal-Kilometer bis nach Falkirk und feiern, dass wir die Lowlands-Lücke zum Abschnitt 7 geschlossen haben. Am Nachmittag geht’s dann zurück nach Manchester zum Flughafen.

Tag 78: Ratho nach Linlithgow, 24km

Der Kanal ist voll und der Palace ist toll!

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Was ist der Unterschied zwischen Flachmoorwandern und Kanalwandern?

  1. Beim Flachmoorwandern federt der Boden wie Gummi, beim Kanalwandern ist der Boden steinhart, zumindest wenn der Treidelpfad asphaltiert ist.

  2. Beim Kanalwandern gibt es mehr Schatten als beim Flachmoorwandern.

  3. Beim Flachmoorwandern gibt es mehr Schlammpfützen, über die man springen muss. Das kann den Wanderschnitt auf extreme 1 km/h runterdrücken. Beim Kanalwandern schafft man bis zu 5 km/h!

  4. Beim Flachmoorwandern kriegt man nasse Füße, beim Kanalwandern Plattfüße.

  5. Beide sind auf Sicht etwas langweilig, aber das ist Arbeit, die manchmal getan werden muss! 🙂

Heute steht den ganzen Tag eine Wanderung entlang des Union Canals auf dem Programm. Wir kennen den Kanal schon von unserer Tour von Falkirk bis kurz vor Milngavie 2017. Er ist eher einer der langweiligen Kanäle, aber wir müssen ja irgendwie nach Norden in die Highlands kommen! Es gibt nur wenige von den hübschen Narrowboats zu sehen und links und rechts des Kanals erstreckt sich eher flaches Land.

Das Ufer des Union Canals ist jedoch hübsch eingewachsen, es gibt viele Bäume und teilweise ist der Kanal in einer Rinne angelegt. Oben hinter den Bäumen rauscht der Verkehr, unten quaken die Enten. Angenehm sind auch die immer wieder schattigen Ufer, da es heute wieder warm und sonnig ist.

Den halben Wandertag liefern wir uns ein Rennen mit dem einzigen Narrowboat, das heute auf diesem Abschnitt des Kanals unterwegs zu sein scheint. Es gibt nicht so viel Verkehr auf dem Union Canal! Das Boot fährt so langsam, dass wir zu Fuß schneller sind, obwohl wir immer wieder mal eine kleine Pause machen. Erst bei einer längeren Mittagspause in einem Cafe am Ufer werden wir abgehängt.

Schon um 14 Uhr sind wir in Linlithgow, trotz zweier Kaffeestops unterwegs. So haben wir noch genug Zeit, Linlithgow Palace zu besuchen. Der Palast war 150 Jahre lang ein Sitz der schottischen Königsfamilie Stuart und ist ein beindruckender, mächtiger Klotz. Wir sind begeistert!

Statistik des heutigen Tages:

24 Kilometer

0 Schleusen

1 fahrendes Narrowboat

4 riesige Abraumhalden des Bergbaus

1 Towercastle vor einer Abraumhalde

1 Kirchenruine in einem Feld

4 Entenfamilien

1 fauchender Schwan

Kein Wanderer

geschätzte 20 Spaziergänger mit Hunden

geschätze 40 klingelnde Fahrradfahrer

1 Palast

50 Höhenmeter Anstieg (Treppen im Palast)

Tag 77: Carlops nach Ratho, 24km

Wie unsere Helden das Moor verlassen müssen, den Firth of Forth erspähen, eine lange Mauer entlang traben, den Bullen entkommen und mit dem Union Canal endlich sicheres Fahrwasser erreichen

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Heute geht es ein letztes Mal in diesem Urlaub durch die Berge. Diesmal sind es die Pentland Hills, die wir schon einige Male vom Flughafen Edinburgh aus gesehen haben. Unser Hotel liegt direkt am Fuße der Hügel.

Dank des frühen Frühstücks im sehr netten Allan Ramsay Hotel kommen wir früh los. Das Hotel liegt leider direkt an einer sehr vielbefahrenen Straße, was jedoch ein Schwalbenpärchen nicht davon abhält, ständig im Sturzflug zwischen den Autos in ein unserem Fenster gegenüberliegendes Bushäuschen einzufliegen. Sie haben dort ihr Nest gebaut! 🙂

Fast direkt hinter dem Hotel geht es hoch auf einen Pass in den Pentlands, Bore Stane. Unser Weg führt uns erneut über die typischen Schafsweiden nach oben. Obwohl der Weg kein offizieller Trail ist, ist er ausgeschildert und in recht gutem Zustand, weil es trocken ist. Zunächst kommen wir am kleinen North Esk Reservoir vorbei. Der See ist eine Vogelkolonie mit vielen kreischenden Möven und Wildgänsen und von grünen Bergwiesen eingerahmt.

Schnell sind wir oben am Pass angekommen, wo wir eine kleine Teepause einlegen.

Der Blick von hier oben ist toll und zeigt uns, was wir schon geschafft haben: Wir sehen die weiße Forth-Hängebrücke mit ihren drei weißen Bögen in der Ferne und … das Meer!

Also, den Firth of Forth …. was als Meer gilt, weil das Wasser salzig ist. Das ist dann das Meer, oder? 🙂

Nun geht es hinunter in das dicht besiedelte Flachland zwischen Glasgow und Edinburgh. Hier hatte Steffi bei der Planung einige Schwierigkeiten, wie man den Abschnitt von den Pentland Hills bis zu den schottischen Highlands angenehm überbrücken kann. Die Lösung heißt: Union Canal!

Bis dahin aber versuchen wir uns möglichst angenehm durchzuschlagen: Wir nehmen heute einen kleinen Umweg in Kauf und wandern nicht direkt zum Kanal, sondern machen einen kleinen Schlenker über zwei Stauseen, den Treipmuir- und den Harlaw-Stausee. Zunächst geht es noch einmal über hügeliges, eher eintöniges braunes und gelbes Moorland. Der Feldweg, auf dem wir laufen, ist jedoch gut befestigt und wir behalten trockene Füße. Die Stauseen sind von Wald umgeben und sehen schön natürlich aus. Es ist kaum zu erkennen, dass es sich um Stauseen handelt.

Nun kommt der schwierige Teil, wir müssen über Edinburghs Vorort Currie zum Union Canal. Der Weg nach Currie führt schon mal über eine asphaltierte Straße. Das mögen wir nicht so, aber sie ist zum Glück nicht arg befahren. Von einem Hügel aus breitet sich Edinburgh unter uns aus.

Wir lassen die Stadt jedoch rechts von uns liegen und laufen in Richting Currie Station, in der Hoffnung, irgendwo einen Kaffee zu ergattern. Currie wirkt jedoch wie eine typische Schlafstadt ohne eigentliches Zentrum.

Nun kommen die schlimmsten vier Kilometer unseres Urlaubs: Steffi dachte sich, es wäre tolle Idee, an der Herriot Watt Universität vorbeizulaufen. Schließlich ist dies eine der Partneruniversitäten der Institution, bei der sie arbeitet und eine ihrer lieben Kolleginnen hat dort studiert. Steffi hat sogar versprochen, ein Foto von der Uni zu machen. Jedoch haben wir uns die falsche Seite des Campus ausgesucht – Alles was wir rechts sehen, ist eine große Mauer, und das auf drei Kilometern Länge. Friedel kann so gerade drübergucken, Steffi leider gar nicht. Links von uns gibt es eine dicht befahrene Straße und keinen Gehsteig. Tatsächlich gibt es ein einziges Mal eine Lücke in der Mauer – scheinbar eine Lieferanteneinfahrt. Wir verlieren irgendwie die Lust auf den Campus hinter der Mauer und machen, dass wir weiter kommen. Dann gibt es halt kein Foto!

Wir sind sogar so genervt von der Straße, dass wir den erstbesten Feldweg in Richtung Union Canal einschlagen und prompt auf einer Wiese mit kleinen Jungbullen stehen. Die finden wir erst sehr niedlich, aber als sie uns verfolgen und wild mit den Köpfen rotieren und laut schnauben, sehen wir zu, dass wir über einen Stacheldrahtzaun zum Kanal kommen. Endlich in Sicherheit! 🙂

Die letzten drei Kilometer zockeln wir gemütlich über den Treidelpfad am Kanal entlang. Diese Kanäle gibt es überall in England und Südschottland und sie wurden in der frühen Phase der Industrialisierung angelegt, um Rohstoffe effektiv in die Industrie-Zentren zu bringen. Die langen ¨Narrowboats¨ wurden von Pferden gezogen, die auf den Treidelpfaden neben den Kanälen liefen. Heute sind auf den alten Treidelpfaden jede Menge Fußgänger und Radfahrer unterwegs – So auch wir!

Unser Inn ist eine alte Pferdestation und liegt genau am alten Bootshafen. Leider regnet es heute Abend, so dass wir nicht am Bootssteg sitzen können.

Morgen aber sind wir den ganzen Tag am Kanal unterwegs – So werden wir noch genug Kanalwasser schnuppern!

Tag 76: Peebles nach Carlops, 25km

Ginster, Wald, Moos und Sonne: Ein „langweiliger“ Tag auf dem Weg nach Cape Wrath

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Gestern Abend war das Wetter noch so schön, dass wir noch einen Spaziergang durch Peebles gemacht haben. Im Moment stehen die Apfel- und Kirschbäume in voller Blüte und Peebles hat besonders viele davon!

Unser Zimmer im Cross Keys Wetherspoon Hotel ist zwar toll, aber das Frühstück echt mies. Wie üblich haben wir zweimal Full Scottish Breakfast bestellt, das haben sie auch. Dann wollten wir noch Früchte und Joghurt dazu, die auf der Karte angepriesen werden. Beides gibt es aber heute nicht, ob wir eventuell zwei Portionen Porridge dafür… ? Naja, Porridge ist nun nicht gerade unser Lieblingsessen, aber auf der Karte mit einer Banane kombinierbar. ¨Sorry¨ kam der Barkeeper erneut an unseren Tisch, der Koch habe nur noch eine Portion Porridge und die Bananen seien leider auch aus. Aber er könne uns das Geld zurückgeben?

Okay, also heute gar kein Obst. Dann war auch noch die Kaffeemaschine außer Betrieb, so dass wir das kostenlose Refill nicht in Anspruch nehmen konnten. Nix wie weg hier! 🙂

Über den heutigen Tag kann man eigentlich gar nicht viel schreiben. Wir machen den ganzen Tag einen gemütlichen Gang durch eine ländlich-hügelige Landschaft mit einigen Aufs und Abs, die sich am Ende auf 700 Höhenmeter summieren. Obwohl wir heute am Morgen noch ein wenig staksig auf den Beinen sind – ¨War der Rucksack schon immer so schwer?¨ – kommen wir bald in unseren üblichen Trab, es geht wieder leicht und wir kommen schnell voran.

Der heutige Tag steht im Zeichen des Ginsters und des Waldes. Ersterer steht in voller Blüte und verströmt einen betörenden Honiggeruch.

Die Wälder sind größtenteils Nadelwälder, dunkel und voller Moos. Wir sind froh über die Schatteneinlagen, denn auch heute haben wir wieder vortreffliches Wetter.

Zwischendurch geht es durch Wiesen und ein bisschen Moor, aber nicht zu viel.

Optimistisch wie wir sind, haben wir heute normale Socken an und sie bleiben trocken!

Auch heute sind wir fast den ganzen Tag auf der Cross Borders Drove Road unterwegs. Dank eines besonderen Programms der Tweed Trails Commission ist der Weg super markiert und ausgeschildert und in bestem Erhaltungszustand. Es gibt sogar jede Menge Brücken! 🙂

In West Linton trinken wir Kaffee im Garten am alten Zollhaus, das sehr hübsch restauriert ist. Danach geht es durch eine rurale Landschaft bis nach Carlops, unserem heutigen Ziel. Unterwegs bestaunen wir wieder viele alte Bäume und erst hier treffen wir den ersten Spaziergänger mit Hund, ansonsten ist uns außerhalb von Peebles und West Linton niemand begegnet.

Insgesamt haben wir also einen unspektakulären, aber schönen Wandertag erlebt. Wir fühlen uns mittlerweile wirklich fit, so dass wir glatt noch bis Cape Wrath weiterlaufen könnten! Obwohl wir zwei längere Pausen gemacht haben, sind wir trotz der 25 Kilometer schon um 16 Uhr im Allan Ramsay Hotel in Carlops, einem Mini-Ort, von dem Friedel nicht glauben kann, dass es hier ein Hotel gibt 🙂

Das Hotel ist so, wie wir es mögen: Nicht überkandidelt, schön altmodisch und das Personal sehr freundlich. Wir freuen uns schon auf das bestimmt leckere Abendessen! 🙂

Eins noch: Beim Einchecken im Hotel wurden wir eben etwas gefragt, was von uns noch nie jemand wissen wollte: Ob wir nach John o‘ Groats laufen würden, also den ganzen weiten Weg ans Nordende von Schottland?

Als wir erklären, dass wir eigentlich dem Plan des Scottish National Trails folgen würden, also unser Endziel Cape Wrath sei, meinte der Wirt, jaja, gerade gestern hätten zwei Wanderer bei ihnen übernachtet, die auch nach Cape Wrath unterwegs seien. Scheinbar laufen sehr viele Wanderer diese Route über Carlops. Immerhin sind das ca. 2000 Kilometer von Land’s End nach John o‘ Groats, beziehungsweise unsere geschätzten 2400 LECW-Kilometer nach Cape Wrath! Für den Wirt war das vollkommen normal, wo wir sonst bisher eher keine Reaktion erhielten oder gar nicht verstanden wurden.

Die beiden Wanderer gestern hatten übrigens Unterstützung durch die Frau eines der beiden, die die ganze Strecke mit dem Auto begleitet und das Gepäck kutschiert! 🙂

Tag 75: Innerleithen nach Peebles, 18km

Ein eitler Pfau, ein uralter Weg und Moorfeen im Schafspelz

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Für heute war eigentlich schlechtes Wetter angesagt. Tatsächlich hat es die ganze Nacht geregnet. Aber wir sind ja Glückskinder – schon am Morgen klart der Himmel auf und den ganzen Tag über fällt kein Tropfen mehr! 🙂

Überhaupt hatten wir in den 14 Tagen bis jetzt nur einen Tag Regen – und der war an unseren ersten Tag, als wir noch voll motiviert waren 🙂

Heuten haben wir die Wahl zwischen zwei Wegen: Der eine führt durch das Tweed Valley auf einem alten Eisenbahn- Track, 12 Kilometer. Der Weg ist absolut flach und hat zwei Cafes auf dem Weg. Der andere geht über Berge, genauer über die alte Drove Road, auf der wir gestern schon gelaufen sind. Dies sind 18 Kilometer. Natürlich nehmen wir die Drove Road! 🙂

Die Drove Roads haben eine sehr alte Geschichte. In der vorindustriellen Zeit wurden diese einsamen Wege über die Berge genutzt, um das Vieh aus den Highlands in die englischen Städte an der Grenze zu treiben. Die Drovers, also die Viehtreiber, waren die Cowboys Europas – Sie wählten besonders diese hohen Routen, weil das Vieh unterwegs grasen konnte und die Drover von der Höhe aus potentielle Viehdiebe identifizieren konnten – die sogenannten Border Reivers. Den langen Weg nahmen sie auf sich, weil sie in England bessere Preise für das Vieh erzielen konnten. Die Drovers waren wochenlang unterwegs und liefen im Schnitt 16 bis 20 Kilometer pro Tag, mit nichts als ein paar Handvoll Haferflocken und ein paar Zwiebeln als Verpflegung, so erklärt uns ein Schild am Wegesrand. Wir sind da heute wesentlich privilegierter – auch mit dem Wetter!

Die ersten fünf Kilometer laufen heute über Asphalt. Auf dem Weg nehmen wir noch schnell Schloss Traquir mit, Schottands ältestes bewohntes Castle. das Schloss ist sehr beindruckend, aber noch besser ist der eitle Pfau am Wegesrand. 🙂

Wir überholen eine große Gruppe von jugendlichen Wanderern mit ihrem erwachsenen Tourguide, die dann wie wir hinter uns den Berg hochächzen. Nur am Anfang gibt es einen nennenswerten Anstieg und der Weg ist zwar matschig, aber nicht zu arg.

Die Bilder zeigen eine ähnliche Landschaft wie gestern, so könnte euch dies etwas langweilig erscheinen – für uns ist es dies aber nicht, man muss die grandiosen Aussichten in die grünen Täler einfach selbst erleben!

Auf der Höhe treffen wir drei freundliche Schafe, die einen Kilometer lang vor uns her laufen und uns den Weg zeigen. Oder wollen sie uns in die Irre führen? Sind es vielleicht Moor-Elfen, verwandelt in Schafe? Wir vertrauen ihnen nur begrenzt und halten uns lieber an unsere OS-App, zumal die drei plötzlich den Hang hinunter rennen.

Außer der Teenie-Wandergruppe treffen wir den ganzen Tag niemanden, erst kurz vor Peebles kommen uns ein paar Spaziergänger entgegen.

Als wir schon fast eine Stunde in einem Cafe an der Highstreet sitzen, kommt die Gruppe Teenies vorbei. Friedel kann es sich nicht verkneifen, den Begleiter anzusprechen: ¨Na, hast du deine Herde sicher über die Drove Road gebracht?¨ Die Teenies sind empört, der Begleiter lächelt gequält… 🙂

Peebles ist ein schmuckes Örtchen mit schönen Geschäften und einer scheinbar funktionierenden Infrastruktur. Auch unseren alten Freund, den River Tweed, treffen wir wieder.

Die heutige Unterkunft ist ein Wetherspoon Pub, der ausnahmsweise auch Zimmer vermietet. Dies ist die billigste, aber gleichzeitig auch die komfortabelste Unterkunft, die wir auf dieser Tour hatten: Mit Gartenblick!

Tag 74: Galashiels nach Innerleithen, 25km

Auf dem Southern Upland Way: Von Viehtreibern, Feen, drei Brüdern und ein wenig Kunst

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Heute wird es wieder bergig. 25 Kilometer auf dem Southern Upland Way stehen auf dem Programm, eine Etappe, auf die wir uns schon lange gefreut haben. Irgendwann werden wir den Weg auch komplett laufen. Für dieses Mal gibt es nur einen Vorgeschmack auf den Weg – Und er hat uns sehr gefallen!
Im Vergleich zum Pennine Way ist zumindest diese Etappe des SUW viel grüner – grün im Sinne von waldig, nicht sumpfig! 🙂

Zunächst geht es über Wiesen sanft nach oben. Das Wetter ist wunderbar, auch der Wind der letzten Tage hat nachgelassen. Es weht den ganzen Tag eine sanfte Brise, die einen nicht frieren, aber auch nicht schwitzen lässt.
Unser erstes Ziel sind die drei Brethren, die drei Brüder. Der Weg führt uns zuerst von 110 auf 300 Meter hoch, aber dann wieder runter auf 110 – unser alter Freund River Tweed fließt durch das Tal. Wir passieren den Fluss über eine alte Brücke und verlaufen uns danach erstmal – ein Kilometer matschiger Waldweg hin und zurück ist der Preis.


Danach geht es über schattige Waldwege langsam, aber stetig nach oben. Der Wald hier ist sehr abwechslungsreich – Nadelwald und Laubbäume wechseln sich ab, der Boden ist mit Mooos, Farnen und Blaubeeeren bestanden: Hübsch!

Am Ende tauchen wir aus dem Wald auf und kommen in eine Moorlandschaft mit Heide, aber der Weg ist weiterhin grasig und angenehm zu laufen. Die drei Brüder auf 470 Metern kommen erst in letzter Sekunde in Sicht, plötzlich sind sie da.

Die Brüder sind drei Steincairns aus dem 16. Jahrhundert und bieten einen Rundum-Ausblick. Hier sitzt schon ein einsamer Wanderer mit großem Rucksack, mit dem wir kurz ins Gespräch kommen. Er ist den ganzen Weg vom westlichen Startpunkt des Weges an der Irischen See heraufgelaufen. Auf dem ganzen Weg hat er nur sechs – SECHS- andere Wanderer getroffen! Man merkt ihm an, wie begeistert er vom Weg ist. Er schenkt uns zwei Abzeichen vom SUW, die er unterwegs in einem Cache gefunden hat – Dabei sind wir den Weg doch noch gar nicht gelaufen, aber wir fühlen uns geschmeichelt und nehmen sie dankend entgegen.

Oben geht es berab und bergauf über heidebestandenes Moorland. Es bieten sich weite Ausblicke zu allen Seiten bis zu den Cheviots und damit zum Ende des Pennie Ways. Sogar die Schneefelder auf den Flanken des Plateaus sind gut zu erkennen, auch die drei Buckel der Eildon Hills, durch die wir gestern gelaufen sind. Gestern Nacht hat es etwas geregnet und die Sicht ist viel besser als in den letzten Tagen.


Da heute Samstag ist, treffen wir einige Tageswanderer und am Nachmittag dann jede Menge Mountain-Biker, deren Zahl die der Wanderer weit übersteigt.

Auf dem SUW gibt es auch Kunst! Mitten in der Einöde hüngen an Steinmauern zum Beispiel Tafeln mit Gedichten und Pferdenamen – Der SUW teilt sich ab Mittag den Weg mit der Cross Borders Drove Road, einer uralten Viehreiberroute, die über 800 Jahre alt ist.

An anderer Stelle hat ein Künstler Kreise in das Heidekraut gebrannt, in Anlehnung an die alte Tradition, das Heidekraut für die bessere Moorhuhn-Zucht abzubrennen.

Am Cheese Well, einer alten Quelle am Wegesrand, gluckert ein kleines Wässerchen und auf einem alten Stein neben der Quelle liegen jede Menge Münzen – Der Tradition nach soll man hier ein Opfer für die Feen der Moore ablegen. Wir lassen nichts da – Wir sind nicht abergläubisch, aber geizig – und die Feen lassen’s ja eh liegen! 🙂

Am Ende steigen wir wieder in das Tal des River Tweed hinab und laufen noch zwei Kilometer über Straße nach Innerleithen hinein, unserem heutigen Ziel. Die Stadt ist scheinbar ein Eldorado für Moutainbiker, man begegnet ihnen überall in der Stadt. Ansonsten macht Innerleithen auf uns einen eher langweiligen Eindruck. Genauso ist auch unser Hotel – nix Besonderes, aber okay für eine Nacht. Immerhin gibt es einen Biergarten, in dem wir uns noch schon um 17 Uhr ein Pint genehmigen. Morgen soll es regnen, also carpe diem! 🙂

Tag 73: St Boswells nach Galashiels, 19km

Heute Kaffee statt Kultur! Wege-Potpourri und Zivilisationsschock.

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Woran erkennt man ein gut geführtes Hotel oder B&B? Wir meinen, an der Sorgfalt und den kleinen Gesten. Das hat nichts mit dem Preis des Etablissements zu tun: Wenn die Blumen in den Blumenkästen vertrocknen, wenn der Teppich auf der Treppe arg verschlissen ist, wenn nicht darauf hingewiesen wird, dass man für den Abend lieber einen Tisch reservieren sollte, wenn auf den Restaurant-Toiletten kein Papier mehr vorhanden ist, der Kaffee zu sparsam abgezählt ist, nur ein oder gar kein Biskuit bereit liegt … 🙂

Aber gut, dies nur am Rande … Wir halten uns heute mal an echte Wanderwege – Zuerst ist es der St Cuthbert’s Way, der uns aus St Boswells hinausführt und direkt über die Eildon Hills nach Melrose bringt.

Zwar müssen wir erst ein Stück an einer fiesen Hauptstraße entlang laufen, aber der Weg führt uns bald durch hübsche Waldwege auf den Sattel zwischen dem ¨Mittleren¨ und dem ¨Nördlichen¨ Eildon Hill. Das Gestein der Berge ist rötlich und erinnert uns an Arthur’s Seat in Edinburgh. Tatsächlich handelt es sich um sehr altes vulkanisches Gestein. Einer Sage nach sollen die Berge innen hohl sein, und allerhand illustre Gestalten sollen sich dort aufgehalten haben, natürlich auch King Arthur – wer sonst? 🙂

Die Berge sind dicht mit blühendem Ginster und Farn bestanden, ähnlich wie die Quantock Hills in Somerset, die uns auch sehr gut gefallen haben.

Als wir nach einem relativ gemütlichen Anstieg oben ankommen, haben wir einen – zugegeben heute etwas diesigen – weiten Blick auf die Southern Uplands und auf Melrose.

Der Abstieg ist dann recht knackig und uns kommen einige schnaufende Wanderer entgegen, der Aufstieg muss für sie wohl anstrengender als der aus unserer Richtung sein.

In Melrose nehmen wir erst mal einen Kaffee. Dann traben wir zur Abbey und stellen fest, dass wir beide heute irgendwie keine Lust auf noch ein Kloster haben. Zwar ist Melrose das am besten erhaltene und bekannteste der Region, aber auch das vollste. Auf dem Parkplatz steht Reisebus neben Reisebus, also wollen wir die umgerechnet 15 Euro Eintritt lieber in Kaffee investieren und Friedel fotografiert die Abbey durch den Zaun.

Ab Melrose wechseln wir wieder auf den Border Abbeys Way, der sich den Trail zunächst mit dem Southern Upland Way teilt. So kommen wir an der interessanten Hängebrücke über den River Tweed vorbei, die den Southern Upland Way nach Lauder führen würde. Friedel möchte gern wie üblich in der Mitte der Brücke schaukeln und Gitta ein Filmchen dazu schicken, aber zum Glück entdecken wir noch das Schild, dass das Wippen und Stehenbleiben auf der Brücke mit zwei Pfund Strafe (au ja, ein billiger Spaß!) oder GEFÄNGNIS belegt. Da haben wir ja noch mal Glück gehabt, dass wir das Schild noch gesehen haben ! 🙂

Weiter geht es über den Border Abbeys Way wieder an unserem Freund Tweed entlang. Wie gestern ist der Weg mal flach und grasig, mal führt er uns über wurzelige Stufen durch Wald. Immer wieder mal geht es ein Steilufer hoch, der Weg ist hier sehr bequem mit Holzstufen versehen. Sehr angenehm, der Border Abbeys Way! 🙂

Wir hätten auch auf dem Southern Upland Way laufen können, aber der Flussweg ist viel schöner und bringt uns direkt bis Abbotsford House, dem damaligen Wohnsitz des Dichters Sir Walker Scott.

Ähhh … sogar direkt bis in die Anlage hinein, so dass wir gar nicht am Ticketshop vorbeikommen und wir die Gartenanlagen schon ausgiebig besichtigt und fotografiert haben, bevor wir am Eingang des Schlosses nach Tickets gefragt werden. Aber nein, wir können leider dort keine erstehen, sondern werden den ganzen Weg zurück durch die Anlage zum Besucherzentrum geschickt. Nein, das wollen wir nicht und wir schlagen uns zurück in die Büsche!

Ehrlich gesagt, wir haben keine Ahnung von Sir Walker Scott. Die Anglisten unter euch werden aufschreien, wir aber wissen nur, dass er „Rob Roy“ geschrieben hat. So reicht uns der Blick auf das romantische Schlösschen und die schöne Anlage vollkommen aus, die alten Möbel, Ritterrüstungen und dicken Folianten drinnen brauchen wir nicht unbedingt. Wieder Geld gespart! 🙂

(Die abendliche Recherche ergibt: Wir haben unwissentlich 11£ gespart für den Garten, bzw. 22£ für das gesamte Besichtigungsprogramm…)

Der Weg nach Galashiels zu unserem B&B ist dann weniger schön – Erst geht es über eine große Autobrücke, dann über den Campus der Uni und dann über die eher hässliche Highstreet in den Ort hinein. Galashiels ist eine richtige Stadt und wir sind die vielen Menschen, Autos und engen Gehsteige gar nicht mehr gewöhnt und honken mit unseren Rucksäcken ungeschickt umher. „Gala“ hat schon bessere Tage gesehen: Jedes dritte Geschäft ist ein Charity-Shop, ein Friseur oder Barbier oder ein …. Café! 🙂

Wir gönnen uns den zweiten Kaffee plus Scones dazu, denn das haben wir uns vom Kulturprogramm abgespart. Heute Abend ist Fish-and-Chips-Tag im Wetherspoon-Pub: Eine Portion plus Getränk für 7,85£. Yeahhhh! 🙂

Tag 72: Kelso nach St Boswells, 23km

Friedel und Steffi auf Abwegen am Rande der Legalität – ein Spaziergang am River Tweed.

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Für heute haben wir einen gemütlichen Spaziergang am River Tweed entlang geplant. Dabei wollen wir am Ende der Tour noch Dryburgh Abbey besichtigen. Wir freuen uns unmäßig auf die Tour, vor allem weil die Sonne lacht!

Deshalb haben wir uns natürlich wieder für das kurzhosige Wanderoutfit entschieden. Aber wie schon in den letzten Tagen weht auch heute eine steife Brise, die einem echt durch Mark und Bein geht. Zu heiß war uns heute also nicht. Der Wind stiehlt den Frühling!

Um möglichst viel vom Fluß mitzunehmen, hat Steffi im Vorfeld eine spezielle Route ausbaldowert: Wir nehmen am Morgen nicht den Border Abbeys Way, denn der führt uns weit entfernt vom Fluss über Landstraßen. Stattdessen wollen wir über das Gelände von Floors Castle laufen, denn a) sehen wir so das Schloss von außen, b) bleiben wir dicht am Fluss, der uns gestern von Weitem schon sehr gefallen hat.

Als wir dann aber vor dem großen Tor des Anwesens stehen, überkommen uns schon die ersten Zweifel, ob wir wirklich durch das weitläufige Gelände wandern dürfen. Wir versuchen sogar, direkt am Fluss zu laufen und damit das Privatgelände des Duke of Roxburgh zu umgehen – keine Chance!

Also rein ins Tor und wacker losgestratzt!

Schließlich gibt es in Schottland das ¨Right to Roam¨, also das Recht, sich frei über privates Gelände zu bewegen, auch wenn es einem Duke gehört!

Als wir auf das erste Schild mit ¨private Road¨ treffen, werden wir ein wenig nervös. Sollen wir hier wirklich durchlaufen? Auf der Karte sehen wir, dass es einen anderen Weg oberhalb des Flusses gibt. Aber auch dort gibt es das gleich Schild. Wat nu? Wir könnten uns auch zum Besucherparkplatz durchschlagen (das Schloss ist zu besichtigen), allerdings führt die Straße von dort auf eine Hauptstraße. Das kommt nicht in Frage! Wir laufen also auf der Privatstraße weiter. So richtig genießen können wir unseren Spaziergang nicht, denn immer wieder kommen uns Pickups beladen mit Anglern oder Jägern entgegen. Sollen wir sie grüßen? Wie begrüßt man den Duke, sollte er uns anpflaumen? Aber niemand spricht uns an, alle grüßen freundlich zurück.

Wir überspielen unsere Klammheit mit blöden Witzen: ¨Wir sind gekommen, unser Erbe anzutreten!¨ oder ¨Ich bin doch die Cousine vierten Grade des Dukes, Stephanie von Hannover! Hat Ihnen mein Onkel nicht Bescheid gesagt?¨

Nach einer Stunde strammen Marsches durch die riesige Parkanlage kommen wir endlich am vermeintlichen Ende des Anwesens an. Kein Zaun, keine Mauer, wir können einfach weiterlaufen!

Der River Tweed ist ein wirklich schöner, naturbelassener Fluss und war scheinbar schon früher einen begehrte Wohnlage der Lordschaft. Es macht uns schon misstrauisch, dass der Weg am Fluss plötzlich ordentlich gemäht ist, wir wandern sozusagen über gepflegen Turf. Kurze Zeit später begegen wir einer Gruppe propperer Angler mit KRAWATTEN! MIT FISCHMUSTERN! Wir befinden uns auf dem Gelände des nächsten Grand Maison, Makerstoun House, einem strahlend weißen Landsitz.

Hier endet unser eingezeichneter Weg im Nichts, die eine Möglichkeit wäre, zum Landschlösschen zurückzulaufen und dort direkt über den Hof zu laufen. Wir entschließen uns hingegen, etwas abseits vom Haus den Hang hochzuklettern und über den Zaun zu steigen :-O

Danach klettern wir noch über ein Gatter, das sich nicht öffen lässt und stehen auf einer Wiese mit Kühen und vielen Kälbern, die alle beunruhigt aufstehen, aber erst mal nur glotzen. Wir machen, dass wir Land gewinnen!

Als wir schließlich den Border Abbeys Way erreichen, sind wir heilfroh. Hier herrscht Rechtssicherheit!

In England ist klar: Eine grüne Linie auf der Karte, ein Footpath-Schild oder eine Plakette bedeuten, dass wir uns auf einem ordentlichen Fußpfad bewegen: In Schottland gibt es diese jedoch nicht, und so ganz sicher sind wir uns nicht mit dem Recht, sich frei zu bewegen!

Auf dem offiziellen Weg läuft es sich auch nicht schlecht. Er liegt etwas höher als unser Flussweg und von Weitem grüßen schon die Eildon Hills, über die wir morgen steigen werden.

Auch der Borders Abbey Weg führt uns wieder zum Fluss hinunter, wo wir unsere Mittagspause auf großen Steinen am Flussufer verbringen. Wir treffen keine anderen Wanderer, nur der eine oder andere Fliegenfischer steht im Fluss und wirft seine Rute aus.

Als wir schließlich Dryburgh Abbey errreichen, sind wir überrascht von der Größe und dem guten Erhaltungszustands des alten Klosters. Das Refektorium ist als Raum noch komplett erhalten und an den Wänden sind noch Reste der Originalbemalung zu sehen. Im ehemaligen Kirchenschiff sind Sir Walter Scott und seine Familie begraben. Der alte Dichter ist uns heute schon mal begegnet: Von Weitem haben wir den Smailholm-Tower gesehen, wo der Dichter seine Kindheit verbracht hat. Morgen werden wir seinen Wohnsitz Abbortsford House besichtigen. Für Friedel ist der Dichter unser Schutzpatron – Sir WALKER Scott! 🙂

Nach der Überquerung einer alten Hängebrücke und einem weiteren schönen Flussabschnitt erreichen wir Saint Boswells und unsere heutige Unterkunft, das Buccleuch Arms. Das Hotel ist gediegen und der Preis hoch, aber das Zimmer ist viel kleiner und weniger luxuriös als andere und günstigere Zimmer, die wir bisher hatten. Ich sage nur: Lage, Lage, Lage! Das Hotel ist fest in der Hand einer Gruppe lärmender Dänen. Auch Deutsch hören wir wieder, das erste Mal seit zwei Wochen. Ein Plus des Ladens ist jedoch das sehr gute Essen!

Soweit zu unserem zweiten Bummeltag. Morgen gibt’s wieder Berge und gleich zwei Top-Sehenswürdigkeiten: Melrose Abbey und Abbotsford House!

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