E11 – Im Emsland, wo die Mühlen stehn…

Von Lünne nach Albergen/Niederlande

86 Kilometer, 351 Höhenmeter

Gefahren am 14. September 2023

Ähm, schon mal was vom Emsland gehört? Nicht? Wir auch nicht, aber es ist wunderschön dort!

Von Osnabrück bis zur holländischen Grenze fahren wir auf dem Töddenweg, der hier nach/vor dem Wittekindsweg die Strecke für den E11 bildet. Der Töddenweg ist in der Regel recht flach und verläuft größtenteils auf Asphalt, ist also zum Radfahren sehr gut geeignet. Wandern würden wir hier eher nicht so gern.

Die Ems im Morgendunst

Die Strecke an der Ems entlang verläuft hingegen über sehr schöne Waldwege. Wobei wir ins hier genau gesagt heute Morgen noch nicht auf dem Töddenweg/E11 befinden, sondern auf dem Emsweg, der auch gleichzeitig der Radweg ist. Wir müssen nämlich von unserem Campingplatz erst mal zurück zum E11 gelangen. Das wird aber vermutlich nur die Ortskundigen und die Puristen unter euch interessieren.

Mühle in Emsbüren

Was der Emsweg und der E11 und die zahlreichen Radwege gemein haben: Die Wege sind alle in sehr gutem Zustand, verkehrsarm, gut markiert und es gibt viele superschöne Pausenplätze. We love it!

Meiner Erkältung kommt es sehr entgegen, dass das Fahren hier nur mäßig anstrengend ist und die Sonne heute auch wärmt. In den Bentheimer Bergen – ja, da gibt es wirklich Berge – merke ich einen Unterschied. Hier müssen wir schieben und ein recht wildes und zerklüftetes Arreal durchqueren. Toll, aber ziemlich anstrengend für mich! Das Gebiet scheint ein Geheimtipp unter Holländern zu sein, denn auf einem Parkplatz zählen wir etwa zwanzig ausschließlich holländische PKW. Verblüffend!

Die Tour der Superlative: Auch von dem wunderschönen Städtchen Bad Bentheim haben wir zuvor gar nichts gewusst. Um die wirklich prächtige Burg herum wuseln zahlreiche Touristen in Radkleidung und in den zahlreichen Cafés in der Altstadt tanzt selbst heute der Bär, an einem Donnerstag in der Nachsaison.

Burg Bentheim
Das Emsland kann auch Blumen!

Bei Gildehaus überqueren wir quasi unmerklich die Grenze: Es gibt kein Schild und keinen Hinweis, nur irgendwann sehen die Wegweiser anders aus. Die Wege sind weiterhin sehr schön und angenehm befahrbar, nur heißt der E11 jetzt “Marskramerpad”. Wenn alles gut geht, werden wir dem Weg bis zur Nordsee folgen.

Wir fahren heute ein paar Kilometer weiter als geplant, denn wir verzichten auf das Camping. Es geht mir heute nämlich noch nicht wirklich gut und ein Abend im Warmen und Trockenen wird mir bestimmt gut tun. Unser B&B ist ein echter Glücksgriff: Mondän, gemütlich, sehr ruhig gelegen und noch dazu recht günstig. Wir sind die einzigen Gäste und haben die große Gemeinschaftsküche und die Terrasse exklusiv für uns – mit diesem Blick auf ein ländliches Idyll…

E11-We go west!

Von Osnabrück zum Campingplatz Blauer See bei Lünne

Gefahren am 13. September 2023

64 Kilometer und 10 Kilometer zum Bahnhof in Halle/Westfalen

182 Höhenmeter

Den E11 ab Litauen, den haben wir ja dieses Jahr abgebrochen. Aber der Fernwanderweg hat ja noch eine andere Richtung, und zwar nach Scheveningen an der Niederländischen Nordseeküste!

Ab Osnabrück in Richtung Niederlande sind wir den Weg noch nicht gefahren. Wir sind uns schon jetzt ziemlich sicher, dass der Weg in den Niederlanden viel besser zu befahren sein wird als in Polen und Litauen. Auch können wir nach unserer Ankunft an der Nordsee noch ein wenig den Nordseeküstenradweg radeln. Der Plan steht schon seit drei Wochen und schön ist auch, dass wir den Beginn in Osnabrück mit einem Besuch bei meiner Familie in Ostwestfalen verbinden können. Wir freuen uns sehr auf unsere hoffentlich sehr ruhige Tour in der Nachsaison!

Gut Leye mit eigener Kapelle

Der Beginn heute steht aber unter keinem guten Stern: Seit drei Tagen habe ich einen ausgewachsenen Schnupfen und die Nase läuft und läuft. Die Wetteraussichten für heute sind nicht die besten – in der Nacht hat es heftig gewittert und für den Morgen sind noch einige Regenfälle vorhergesagt. Die Temperaturen sind auch ganz ordentlich in den Keller gerauscht. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Schnupfen-Tour!

Moosiger Wald

In Osnabrück kommen wir schon mal eine halbe Stunde später als geplant an, es gab mal wieder eine “Verspätung aus vorheriger Fahrt”. Dann gibt es einen Wolkenguss und wir stellen uns unter. Weitere Minuten verplempern wir mit der Suche nach einer Bäckerei.

Rathaus und Dom in Osnabrück

So ist fast elf Uhr, als wir endlich am Stadtrand ankommen. Osnabrück ist übrigens eine sehr prächtige Stadt, die wir bestimmt noch mal ausführlicher besichtigen werden! Leider hat es aber geregnet und Friedel hat die Kamera erst nach dem Regenguss ausgepackt.

Schnell wird uns klar, dass wir die geplanten 80 Kilometer auf dem E11 heute nicht bis 18:00 Uhr schaffen können. Da schließt nämlich die Rezeption des Campingplatzes, auf dem wir heute eine kleine Hütte gemietet haben. Also wechseln wir nach der Hälfte auf eine Radweg-optimierte Tour, bei der wir aber immer wieder den E11 touchieren. So klappts es dann auch mit dem Check-In.

Rubbenbruch-See
Atter-See mit Campingplatz

Unsere Eindrücke der heutigen Tour: Viel Wasser, leider immer wieder auch von oben. Typische Landschaften mit Wiesen, Feldern und kleinen Wäldchen, ohne nennenswerte Anstiege. Die Wege sind erfreulich verkehrsarm und in gutem Zustand. Welch eine Wonne, hier zu fahren!

Auch hier gibt es Sandpisten, sieh an…

Unsere Hütte auf dem Campingplatz ist klein, aber fein und erspart uns das nasse Zelt morgen früh. Hoffentlich geht es mir morgen besser, denn ungern würden wir wieder abbrechen müssen!

Am Blauen See

E11- Witamy w Polsce!

Von Buckow über Frankfurt/Oder nach Slubice
75 Kilometer, 452 Höhenmeter

Wir freuen uns, dass wir uns heute wieder voll dem E11 widmen können. Zunächst ist eine landschaftlich äußerst reizvolle Tour durch die Märkische Schweiz geplant, dann ein Weg durch heideartige Landschaften bis zur Oder. Fast alle Wege sind unbefestigt, das lieben wir ja eigentlich!

Tatsächlich beginnt unsere Tour mit einem schönen Blick auf das türkise Wasser des Schermützelsees. Hier gibt es auch ein schönes Strandbad, wo man bestimmt trefflich entspannen kann!

Heute Morgen ist es jedoch noch ein wenig frisch und wir haben 82 Kilometer auf dem Plan, also nix mit Baden. Aber unsere Zeit wird kommen!

Sobald wir in den wunderschönen Märkischen Wald hinein fahren, bricht die Katastrophe über uns herein – Mücken! Millionen davon!

Noch dazu sind sich Outdooractive, Openstreetmap und die Wegweiser nicht darüber einig, wo denn nun der E11 verläuft. Anhalten und in Ruhe die Karten konsultieren und die Route miteinander abstimmen ist nicht drin! Sofort werden wir von Schwaden der blutdustigen Biester belagert. Wild, mitunter gar panisch schlagen wir um uns und klatschen uns gegenseitig ab. Hauptsache fahren, egal wohin!

So wissen wir am Ende nicht, ob wir wirklich den E11 fahren. Ja, so denken wir, aber dann geht es irgendwie nicht weiter, was echt schade ist, weil wir gerade steil einen Berg hinauf gepest sind. Egal, einfach runter und die nächste Abbiegung nehmen. Auch umgefallene Bäume und andere Hindernisse können uns nicht aufhalten. Einfach rüber!

Die Schönheit der Landschaft können wir gar nicht richtig würdigen. Immerhin schafft es Friedel, einige wenige Fotos zu machen. Ich radle derweil schon mal weiter!

Ein weiteres Ungemach ist der Sand. Vor allem nach den „Sümpfen“, als es etwas trockener wird, kommen wir nur sehr langsam voran, weil wir ständig im Pudersand schlingern und gezwungen sind, abzusteigen. Leider lauern auch hier die Mücken wieder auf uns!

Richtig entspannen können wir erst im Wulkower Forst, scheinbar ein ehemaliger Truppenübungsplatz. Der E11 wird hier vermutlich nicht so häufig begangen, denn wir landen mal wieder auf hüfthoch zugewucherten Fahrwegen. Hier rolle ich unbemerkt durch Dornen und hole mir den ersten Platten auf dieser Tour. Der patente Friedel wechselt mit den Schlauch jedoch im Nu, auch hier, mitten in der Wildnis. Ich entspanne derweil auf einer Decke, denn die Mücken wüten hier nur moderat. 🙂

Natürlich haben wir mit der Panne Zeit verloren und überhaupt für heute die Nase voll von den mückenverseuchten, pudersandigen und zugewucherten Wegen und beschließen, in Seelow (halbe Stecke) erst mal bei Kaffee und Kuchen zu chillen und dann über Radwege nach Frankfurt weiterzufahren. Sch… auf den E11!

Trotz der wegoptimierten Route befahren wir einige recht hübsche Passagen. In Mallnow gibt es eine hübsche Kirchenruine und angrenzend an den Ort eine sehr beeindruckende Dünenlandschaft, die „Lebuser Adonishänge“. Leider müssen wir sie mit den Fahrrädern hochfahren, aber netterweise ist der Weg geklinkert.

Frankfurt ist größer, als wir gedacht haben. Stadteinwärts müssen wir natürlich mal wieder die obligatorische Umleitung fahren, wie immer in größeren Städten. Immerhin dürfen wir noch einem Blick auf die Oder und die Brücke nach Polen werfen,

In der Stadt decken wir uns noch mit den letzen Vorräten ein und werden unser Kleingeld los. In den nächsten drei Wochen durch Polen werden wir das nämlich nicht brauchen, hier wird mit Szloty bezahlt. Übernachten und zu Abend essen werden wir heute schon in Slubice, auf der anderen Oderseite.

Oder und die Brücke
Einziges Bild aus Frankfurt
Auf der Brücke

Sehr angetan sind wir von unserem ersten polnischen Abendessen mit typisch polnischen Vorspeisenteller, danach Bigos und Piroggi mit Kohl- und Pilzfüllung. Deftig, aber sehr lecker!


Das fängt ja gut an mit Polen und uns! 🙂

Der E11 hat uns wieder: Die Märkische Landpartie

Von Köpenick nach Buckow
Gefahren am 18. Juli 2023
57 Kilometer, 282 H;henmeter

Schluss mit dem Müßiggang auf Radautobahnen

Heute haben wir wieder eine reinrassige E11-Etappe auf der Tagesordnung.
Schnell sind wir aus der städtischen Umgebung heraus und der Weg verläuft entlang eines kleinen Flüsschens, der Erpe. Hübsch ist es dort, aber auch arg zugewachsen. Wir freuen uns jedoch, mal wieder einen „Single Trail“ zu fahren, das macht uns einfach mehr Spaß als die Asphaltpisten.

Schloss Dahlwitz

Ansonsten geht es heute durch viel Wald und Heide. Unterwegs treffen wir eine andere Mountain-Bikerin, die sich beim Rechtsüberholen ganz erstaunt äußert, dass wir mit dem Gepäck solche Wege fahren. Hier träfe sie sonst nie andere Radfahrer.

Am Bötzsee befahren wir das gesamte Ostufer und hoppeln über Wurzeln und durch Sandlöcher. Trotzdem sind hier erstaunlich viele Radler unterwegs. Wir haben den Eindruck, dass die Brandenburger Wanderer und Radler trefflich miteinander auskommen und ernten keine missbilligenden Blicke oder blöde Sprüche. Auch die Autofahrer nehmen auf den Schotterwegen vorbildlich Rücksicht und fahren langsam und mit viel Abstand an uns vorbei. Das mögen wir!

Ab Mittag wird die Piste immer sandiger. Es ist zutiefst kräfteraubend, über eh schon hoppelige Waldwege zu radeln, aber dann noch alle hundert Meter in einer Treibsand-Mulde steckenzubleiben. Wenn das im Baltikum zur Regel wird, dann … dann … werden wir sehr viel länger brauchen!
Oder der R1 hat uns wieder!

Am Schermützelsee angekommen sind wir schon fast am Ziel, aber weil der See so wunderbar grün schillert, bleiben wir noch ein bisschen auf einer Bank sitzen.

Heute sind wir so früh am Ziel, dass es noch zu einem Eiskaffee in Buckow-City reicht. Ansonsten gibt es heute nicht mehr viel zu erzählen. Das war eine hübsche Landpartie mit viel Wald und schönen Passagen. Mit den Rädern ist es auf dem E11 anstrengender, aber die Sinne werden vollständiger angesprochen, als wenn wir auf den schnellen Radwegen unterwegs wären. Finden wir jedenfalls!

E11/R1: Ausgleichende Gerechtigkeit

Vom Schwielowsee durch Berlin nach Köpenick
Gefahren am 17. Juli 2023
72 Kilometer, 340 Höhenmeter

Das haben wir gestern gar nicht mehr erzählt – Unser erstes Camping-Erlebnis gestern war gar nicht positiv!

Das Naturcamp am Schwielowsee war eine echte Abzocke!
Erst mal fanden wir die 31 Euro für uns zwei, unser Zelt und unsere Räder nicht gerade billig. Der Typ an der Rezeption war auch noch zu faul, uns unseren Zeltplatz zu zeigen. Vage wies er in Richtung der „Zeltwiese“, wo wir uns selbst einen Platz suchen sollten. Was wir taten, das Zelt aufbauten und uns häuslich einrichteten, zwischen einer Familie mit zwei Zelten und Auto und einem jungen Paar, ebenfalls mit kleinem Zelt.

Drei Stunden später kam er zu uns und monierte, dass wir umziehen sollten, auf ein anderes Arreal. Wir ständen auf einem parzellierten Platz, der vierzehn Euro mehr kosten sollte. Wir hatten die Wahl – umziehen oder zahlen. Friedel war kurz davor, das Geld zurückzuverlangen und den Platz zu verlassen, aber mittlerweile war es 20:30 Uhr und ich hatte keine Lust, eine andere Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Wir haben die vierzehn Euro letztendlich berappt und uns maßlos geärgert.

Friedel tröstete mich mit dem Konzept der ausgleichenden Gerechtigkeit – Eines Tages wird jeder bekommen, was er verdient. „Dies“, sagt Friedel, „hält mich davon ab, hier den Lauten zu machen.“

Trotzdem haben wir mehr oder weniger gut geschlafen – ich sehr gut, Friedel weiß es nicht! 🙂

Morgens um fünf sind wir hellwach, packen leise zusammen und frühstücken in der „Chill Out Zone“ des Campingplatzes – Porridge.
Unsere Notration für eine Woche ist somit zu einem Viertel vertilgt!

Schloss in Caputh

Trotzdem sind wir bei Kilometer zehn (Potsdam) erfreut über den ersten Bäcker und vertilgen jeder ein fettes Käse-Schinken-Brötchen plus ordentlichem Kaffee.

Erfreulicherweise führt uns der R1 bzw. E11 (die Wege verlaufen hier fast immer auf gleicher Route oder in Sichtweite voneinander) konsequent durch Wald und an den großen Seen entlang. So entspannt haben wir uns die Anfahrt nach Berlin nicht vorgestellt!

Auf der „Straße de 17. Juni“ (wir sind einen Monat zu spät) wird es dann laut und stinkig. Endlos lange, breite Radwege führen uns bis zur Siegessäule und zum Brandenburger Tor.

Die „Agenten-Brücke“ nach Glienecke

Es ist schon cool, an einem einzigen Radwandertag fast alle wichtigen Sehenswürdigkeiten „on the Fly“ abzu(g)rasen: Siegessäule, das „Tor“, Museumsinsel, East Side Gallery ….

Humboldt-Uni

Wider erwarten sind es nicht die Autos, die uns heute nerven – es sind die bräsigen Touristen, denen wir ständig ausweichen müssen. Eine weitere Gefahr besteht durch rücksichtslos ein- und ausscherende Busse – die müssen halt auch sehen, dass sie durchkommen! Der Geräuschpegel nagt natürlich auch an unseren Nerven.

Wir sind froh, als wir das Zentrum hinter uns lassen und in Treptow durch Parks radeln können und direkt an der Spree eine Schorle-Pause einlegen können.

Moskau-Würfelzucker-Architektur in Friedrichshain
Das „Eierhäuschen“ an der Spree

Unser Hotel in Köpenick liegt ebenfalls direkt an der Spree und da mich die Rezeptionistin soooo nett findet, gibt sie uns ein kostenloses Upgrade auf ein Zimmer mit Balkon direkt am Wasser.

Schon um 16:00 Uhr sitzen wir breit grinsend eben dort und schlürfen ein Köffchen. DAS nenne ich „Ausgleichende Gerechtigkeit“!

E11/R1 – im Affenzahn durch den Wald

Von Wittenberg nach Ferch am Schwielowsee
Gefahren am 17. Juli 2023
87 Kilometer, 490 Höhenmeter

Wie in den letzten Tagen drehen wir am Morgen wieder eine kleine Runde durch den Ort. Gestern haben wir das Schloss nur touchiert, heute sehen wir und das Gebäude und die Schlosskirche noch ein wenig näher an. Die Tür, an die Martin Luther seine 99 Thesen angeschlagen hat, ist übrigens nicht mehr das Original.

Heute radeln wir auf einem richtigen Radweg, dem R1, auch Europaradweg genannt. Aufmerksame Leser unseres Blogs wissen, dass dieser ebenfalls durch unseren Heimatort führt und deshalb als rechtmäßige Variante gelten kann – der E11 macht nämlich hier im Naturpark Hohe Fläming so viele Zicke-Zacke-Umwege, dass sich die Strecke um weitere 20 Kilometer verlängert hätte. Auf der Strecke haben wir keine Pensionen oder Campingplätze finden können, deshalb fahren wir heute die Radweg-Variante.

Der R1 ist eine Radautobahn! Wir radeln stundenlang durch eine recht nette Landschaft, in der aber Kiefer-Monokulturen überwiegen. Uns begegnen heute am Sonntag seeehr viele andere Radler. Auf der fast durchweg asphaltierten Piste kommen wir blitzschnell voran, aber langweilen uns auch ein wenig. Die Landschaften rauschen an uns vorbei und nur wenige Eindrücke bleiben hängen. Für uns ist klar, dass die Radwege eher die Ausnahme für uns bleiben sollen.

Als wir einmal versehentlich auf einem Waldweg mit Naturboden landen, erfreut uns das sehr, obwohl das Radeln auf dem wurzeligen und sandigen Untergrund viel anstrengender ist.

Wir passieren einige kleine Dörfer wir Grubo und Grabo, ansonsten ist es heute Fehlanzeige mit Kaffee oder Sightseeing. Unsere Hoffnung war, dass Bad Belzig etwas Infrastruktur bietet, aber auf dem schnellen Weg sind wir überraschend schnell wieder aus dem Ort heraus.

Am Zielort Ferch am Schwielowsee tanzt heute am Sonntag der Bär. Rund um den Kiosk am See gibt es keine Sitzgelegenheiten mehr. Da fahren wir doch direkt zum Campingplatz, an dem wir sehr naturnah zwischen Waldameisen und Hühnern sitzen. Die Duschen haben keine Trennwände – das hatten wir das letzte Mal beim Sport in der Mittelstufe!

Wir sind gespannt, wer hier eher im Schlafsack landet – Wir oder die schreienden Kinder um uns herum?

E11 – Eine schöner als die andere!

Von Köthen über Wörlitz nach Wittenberg
Gefahren am 15. Juli 2023
75 Kilometer, 170 Höhenmeter

Poah! Heute ist es aber richtig, richtig heiß!

Beim Kartencheck am Morgen beruhige ich Friedel noch. Die Vorhersage warnt vor Hitze, aber wir haben heute nur wenige Höhenmeter auf der Strecke und es gibt zum Glück viel Wald!

Am Morgen sind wir schon um 8:00 Uhr unterwegs und drehen noch mal eine Runde mit den Rädern durch die Stadt. Gestern hatten wir keine Muße mehr zum fotografieren, wir hatten Hunger!

Köthen ist ein sehr beeindruckendes Städtchen mit eine schönen Altstadt und einem prächtigen, wenn auch etwas vergammelten Schloss. Schade nur, dass hier fast jedes dritte Geschäft leer steht!

Der Weg aus Köthen heraus bis kurz vor Dessau ist langweilig hoch zehn. Wir hoppeln über komplett schattenlose Löcherpisten, links und rechts Weizen Weizen Mais Mais.

Typisch für heute: Fast alle Wege sind schnurgerade. Immer geradeaus durch den Weizen, Variante mit Gebüsch an einer Seite, später auch alternativ im Wald oder am Elbdeich. Als Wanderer hätten wir hier sehr gelitten.

Kurz vor Dessau dann endlich Wald. Schnurgerade führt unser Weg in Richtung der „Gartenlandschaft Dessau-Wörlitz“. Schon um halb elf ist es brüllend heiß. Deshalb sind wir froh über jedes schattige Wegstück.

Zur Deckung eines potenziell höheren Wasserbedarfs an heißen Tagen haben wir in einen praktischen „Squeeze-Filter“ investiert. Blöd nur, wenn es ausschließlich unappetitliche Gewässer gibt, aus denen man Wasser schöpfen könnte!

Also sind wir glücklich und dankbar über den Biergarten hinter Dessau. Wir glauben, eine Waldmeisterschorle bestellt zu haben, aber wir bekommen ein Radler. Alkohol zur Mittagsstunde – genau richtig bei der Hitze!

Das Luisium -Teil der Gartenlandschaft

Schön, dass wir bis kurz vor Wörlitz im Wald bleiben können. Wörlitz – auch so ein hübsches kleines Städtchen!

Hier verlassen wir den E11, um auf den Elberadweg (Alternative) nach Wittenberg zu strampeln. Poah! Komplett schattenlose Pisten, mal auf dem Elbdeich, mal daneben. Erstaunlich, wie viele Radler hier trotzdem unterwegs sind. Bei einer Rast bade ich die Füße in der Elbe – lauwarm, die grüne Brühe! Friedel spart sich das.

Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 muss es richten. Außerdem langärmelige Hemden und Kopfbedeckung. Das klappt zum Glück ganz gut – wir verbrennen nicht!

Friedels Garmin hat eine Thermometer – das zeigt mittlerweile 45 Grad. Mein schwarzes Handy an der Lenkertasche dreht komplett durch, sodass ich es ausschalten muss.

Die restlichen zehn Kilometer vor Wittenberg ziehen sich endlos dahin. In der Stadt steuern wir die nächste schattige Bank an, netterweise vor einem REWE. Hier frönen wir unserem neuen Laster – kaltem Trinkjoghurt!

Weil wir wir die Teufel geradelt sind, um der Hitze zu entfliehen, sind wir schon um 16:00 Uhr im Hotel. So herrlich die Dusche, wir sagen es euch!

Wittenberg ist übrigens NOCH prächtiger als Eisleben und Köthen. Hier ist eine Stadt schöner als die andere, wer hätte das gedacht!

E11- Alles wieder gut!

Eisleben über Halle nach Köthen
Gefahren am 14. Juli 2023
81 Kilometer, 510 Höhenmeter

Nach der Hammertour gestern erwartet uns heute ein absolut entspannter Radeltag. Die Strecke ist länger, die Temperaturen sind höher und die Höhenmeter in etwa gleich wie gestern. Aber dieser Abschnitt ist insgesamt viel leichter zu befahren. Wir sagen ja immer: It‘s all about terrain!

Gestern haben wir die Sehenswürdigkeiten Eislebens ziemlich an uns vorbeirauschen lassen. Wir wollten nur noch ankommen! Heute Morgen aber sind wir schon zeitig auf den Rädern und cruisen noch ein wenig durch das nette Städchen. Eisleben kam sich rühmen, sowohl das Geburts- wie auch das Sterbehaus Martin Luthers zu besitzen. Luther begegnet einem an jeder Straßenecke: Luther-Bier, Luther-Apotheke, Luther-Brunnen. Wir schade, dass wir gar keine Luther-Fans sind!

Der Start in den Tag beginnt fulminant. Direkt hinter Eisleben radeln wir am großen Süßen See vorbei. Die Segelhäfen und die Flaniermeile am Ufer lassen endlich ein Urlaubs-Feeling aufkommen. Aber natürlich ist zu dieser frühen Stunde noch alles geschlossen.

Im nachfolgende Salza-Tal gibt es sogar Weinberge und die vielen Trockenmauern lassen ein fast südfranzösisches Flair aufkommen – Liegt die Ardeche in Sachsen-Anhalt?

Der E11 touchiert die Stadt Halle eigentlich nur, führ aber also daran vorbei. Wo wir aber schon mal hier sind, wollen wir natürlich wenigstens einen kurzen Blick auf die Innenstadt werfen – und merken wieder mal, dass wir echt keine Großstadt-Fans sind!

Bei der Einfahrt werden wir über diverse Umleitung an lauten, staubigen Baustellen vorbei geführt. Die vermutlich schönen Plätze in der Altstadt sind mit Buden verstellt und die Kirchen und historische Gebäude sind eingerüstet oder zugestellt. Durch die Fußgängerzone müssen wir schieben, an den ewig gleichen Geschäften wie in jeder Großstadt vorbei. Immerhin kommen wir an Kaffee und Brötchen.

Wir sind froh, dass wir dieses Chaos schnell wieder verlassen können. Auf dem Weg nach Norden kommen wir dabei an einigen sympathischen Vierteln vorbei: Schattige Allen, viel Jugendstil, nette Cafés und Kneipen. Hier lässt es sich vermutlich gut leben. Für Stadtbesichtigungen ist unsere Art zu reisen halt einfach nicht das beste Format ..

Hinter Halle weiter in Richtung Norden wird es immer flacher. Zwar geht es einige Male gemäßigt rauf und runter, aber wir haben keine Ahnung, wie es letztendlich zu den 500 Höhenmetern kommt.

Über Schotter- und Asphaltsträßchen gelangen wir bis an den Fuß des Peterberges, wo es über Naturwege noch einmal etwas nach oben geht. Letztendlich ist dies der einzige „wilde“ Abschnitt dieses Tages. Blöderweise führt der E11 aber nicht am der Klosterkirche auf dem Berg vorbei und das merken wir erst, als wir wieder unten sind. Na toll!

In Teicha gibt es einen noch aktiven Dorfbrunnen, der bei uns für etwas Erfrischung sorgt. Mittlerweile ist es nämlich wirklich heiß, aber der Fahrtwind kühlt ein wenig.

Am Mühlteich in Krosigk gibt es ein Bächlein, in dem sich trefflich herumpatschen lässt. Unsere neuen wasserfesten Sandalen haben sich damit schon bewährt – und der Staub ist weg!

Der Rest der Stecke bis Köthen ist unspekatakulär. Wir denken hier mal wieder, wie langweilig und anstrengend dieser Abschnitt für Wanderer sein muss. Wir als Radler wollen jedoch nicht meckern, denn wir machen hier ordentlich Strecke. Den Staub von den Schotter- und Sandwegen waschen wir erneut am Friedhofsbrunnen von Baasdorf ab.

Unsere Pensionswirtin ist eine herzliche ältere Dame, die uns in die kleine ehemalige Wohnung ihrer Enkelin einquartiert. Wie sie uns erklärt, hätte sie sonst nichts mehr frei gehabt. Für den Preis eines Zimmers bekommen wir Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche. Einfach nett!

Abendessen gibt es im Köthener Brauhaus in der Innenstadt. Morgen werden wir noch herausfinden, in welchem der historischen Gebäude Bach sein „Wohltemperiertes Klavier“ komponiert hat. Wir werden berichten!

E11 im Mansfelder Land: Wege bleiben bestehen, indem sie gegangen werden!

Gefahren am 13. Juli 2023
Von Sangerhausen nach Lutherstadt Eisleben
35 Kilometer, 580 Höhenmeter Anstieg

Da haben wir monatelang darauf hingearbeitet, in dieser Woche auf unsere lange Radreise zu starten. Und dann haut mich diese Zahnwurzel-Entzündung derart lang hin, dass die ganze Aktion in Gefahr ist. Aber ich denke mir – Lieber VOR der Reise krank sein als WÄHREND der Reise!

Weil ich aber noch Antibiotika nehmen muss und heute Morgen noch mal meinen Zahnarzt besuchen muss, dachten wir uns, wir starten mal ganz smooth und fahren erst mittags in Sangerhausen los. Dreißig entspannte Kilometer bis Eisleben, dass schaffe ich ganz locker!

Kluger Schachzug, erst um kurz vor elf Uhr mit dem Zug in Seesen zu starten. Mitten in der Woche, mitten am Tag – die Fahrt ist absolut entspannt!

Dank Friedels neuem Garmin finden wir auch gut aus Sangerhausen heraus. Mittlerweile finden wir das kleine schwarze Gerät richtig gut. Es verbraucht wenig Akku und seine Macken sind beherrschbar. Mittlerweile kennen wir sie und wissen damit umzugehen. Notfalls schaue ich halt noch auf meine Trekking-App, aber man muss nicht ständig am Handy herumfiddeln.

Von Anfang an zeigt uns der geplante Weg, was eine Harke ist. Ist das eine Vorschau auf das, was uns im Verlauf der Reise erwartet?

Staubige oder grobe Schotterwege, auf denen auch Autos fahren. Staubgefahr!
in den Dörfern grauenhafte Naturkopfsteinpflaster, zu den Seiten abschüssig und mit handbreiten Ritzen und Löchern.
Zusammengeflickte Multi-Straßenbeläge, Schotter, Teer, Asche und lauter Schlaglöcher.
Kaputtgefahrene, schlammige Pisten, die mich von der Farbe her an die Transamazonica erinnern.


Grasige oder total zugewucherte Passagen, wo scheinbar nur selten jemand geht. Das soll hier ein internationaler Fernwanderweg sein? Wir checken mehrmals sämtliche digitalen Karten, die wir haben – hier läuft definitiv der E11 lang, da sind sich alle einig!

Zweimal ist es so schlimm, das wir tatsächlich eine Umgehung suchen müssen. Alles ist voller Brombeerdornen und anderem Gebüsch, aber erfreulicherweise sind keine Brennnesseln dabei!

Aber am schlimmsten sind die supersteilen und mit Knüppeln, Steinen und Spurrillen durchzogenen Anstiege. Zweimal muss Friedel mir beim Schieben helfen, sonst hätte ich es nicht geschafft. Ich bin einfach noch zu schlapp. Es sollte ja eigentlich ein schonender Einstieg werden!

Natürlich gibt es auch positive Eindrücke: Schöne Aussichten, nette Abfahrten und idyllische Pausenplätze.

Außerdem die coolste Brücke, die wir bisher passiert haben. Eine echte Herausforderung mit den vollgepackten, 34 Kilo schweren Rädern!

Erst um 19:00 Uhr kommen wir in der Stadt an, geplant war 17:00 Uhr. Das schön-altmodische Hotel in Eisleben haben wir uns echt verdient!

E11 – Wittekindsweg Teil 2: Jetzt wird’s hügelig!

Von Melle-Buer nach Porta Westfalica
gelaufen/gefahren am 21. April 2023
45 Kilometer und 1053 Höhenmeter

Wir wachen auf und unsere Knochen klappern noch – Es kann also weiter gehen!

Katrin, du unsere Followerin der ersten Stunde – Uns war vollkommen entfallen, dass du in der Nähe wohnst. Wenn wir daran gedacht hätten, wären wir gestern bis Lübbecke weiter geradelt! So bleibt uns nur, dir das nächste Mal Bescheid zu sagen, wenn wir von Osnabrück aus in Richtung Hoek van Holland starten. Bitte bleib uns gewogen!

Der Weg ist das Ziel!

Heute Morgen gilt es, erst mal wieder den Kamm des Wiehengebirges zu erklimmen. Die Nebelschwaden wabern, die Sonne bricht durch – Es wird Frühling und man sieht es und spürt es. Wir sind glücklich, das wir den Beginn des Frühlings hier draußen erleben dürfen und nicht an Bürostühle gefesselt sind!

Natürlich kommen Vergleiche bei uns auf, was den Frühlingsanfang in England und unserer alten Heimat, der Schwäbischen Alb betrifft. Traditionell sind wir immer um diese Zeit unterwegs gewesen, in den Zeiten vor Corona oft in England. Dabei erscheint es uns so, dass der Frühling im Süden Deutschlands etwas früher beginnt als in England oder hier im Süden Niedersachsens. Aber wie auch immer – es grünt und blüht schon gewaltig und die Temperaturen steigen!

Machen wir es kurz – der heutige Tag ist – anstrengend!
Das Wiehengebirge kein Hochgebirge. Heute werden wir den höchsten Punkt des Höhenzugs passieren, der gerade mal auf 319 Metern liegt. Aber wie der Herrmannsweg in meiner ganz alten Heimat Ostwestfalen geht es auf dem Kammweg verdammt oft rauf und runter – eigentlich IMMER!

Soll heißen: Kaum haben wir unsere Räder einen steinigen und wurzeligen Naturweg bergauf geschoben, ist uns oben ein minimaler Fahrspaß von wenigen Minuten vergönnt. Direkt danach geht es wieder ebenso steil und hoppelig bergab und ich steige wieder ab. Wie unangenehm, denn so kommen wir echt nur sehr langsam voran!

Alter Grenzstein

Zum Glück ist das Wetter gut und die Pfade sind nicht allzu matschig. Wie wohl fast überall in deutschen Wäldern sind die breiteren Wege momentan fies von den Harvestern zerfahren. Nicht auszudenken, wenn man hier auch noch im Matsch hochglitschen müsste!

Ansonsten geht es den ganze Tag schön durch den Wald. Im Vergleich zu gestern ist es schon ein wenig grüner, man kann fast zusehen, wie die Buchenblätter sprießen. Das knallige Grün der Buchen ist nicht zu übersehen!

Am Nonnenstein machen wir unsere erste Pause. Hier treffen wir das erste mal heute auf andere Waldmenschen, zwei Nordic-Walkerinnen und zwei Wanderinnen. Am Freitagmorgen gibt es trotz des schönen Wetters wohl nur wenige Outdoor-Enthusiasten.

Am Nonnenstein

Weiter geht es rauf, Und runter. Und rauf, Und runter.
Bei mir macht sich langsam ein wenig schlechte Laune breit. Friedel versucht, mich mit flapsigen Sprüchen aufzuheitern. Das hilft leider nur kurz.

Gute Miene zum bösen Spiel

An der Freilichtbühne “Kahle Wart” müssen wir die Räder einen sehr steilen Weg und dann sogar ein paar Treppenstufen hochhieven. Hier zeigt sich, dass es nicht immer sinnvoll ist, einen Wanderweg zum Radfahren zu wählen!

Natürlich erwägen wir, einfach vom Berg zu rollen und unten im Tal weiterzufahren. bestimmt gibt es da ganz vorzügliche Radwege! Wir haben uns jedoch vorgenommen herauszufinden, wie es so ist, über tausend Höhenmeter oder gar 1400 (geplant für morgen) an einem Tag zu schaffen. Es ist schwer, Leute, es ist schwer!

Dafür werden wir mit Vogelgezirpe und schönen Ausblicken belohnt. Von hier oben fällt uns auf, wie dichtbesiedelt die Gegend hier ist. Unten reiht sich eine Ortschaft an die andere, verbunden durch fette Überlandstraßen. Hier oben aber ist es ganz ruhig!

Porta Westfalica und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal markieren das Ende unserer heutigen Etappe. Schon einige Kilometer vor dem touristischen Hotspot wird es merklich voller auf den Pfaden. Besonders unangenehm finden wir die die jungen Mountainbiker, die mit elektrischer Unterstützung über die Wege rasen. Laut schreiend, teilweise mit musikalischer Unterstützung, supercooles Gehabe. Obwohl wir auf Rädern sind, identifizieren wir uns eher mit den Wanderern . Aber die sich vermutlich nicht mit uns .. 🙁

Das dicke Denkmal

“Am Denkmal haben sie jetzt alles schön gemacht!” hatte mir meine Mutter vor unserer Radreise erklärt. Wir waren nie vorher da, deshalb können wir nicht so recht beurteilen, ob die neue überdimensionierte Aussichtsterrasse schöner als die alte ist. Im Sommer, wenn sich hier viele Touristen tummeln, ist es vermutlich super, mehr Platz zu haben. Heute aber sind wir hier fast allein und die Anlage wirkt reichlich überdimensioniert.

Erhebend ist der Blick von hier auf Porta Westfalica und die Weser. Wie oft sind wir mit Zug oder Auto durch das Tal gefahren und haben den Wilhelm von unten gesehen. Dass er so gigantisch ist, das hätten wir nicht gedacht!

Blick auf den Ort Porta Westfalica

Hier oben endet der Wittekindsweg und für uns der zweite Radwandertag. Die 1050 Höhenmeter haben wir geschafft, aber das müssen wir nicht jeden Tag haben, finden wir. Wir lernen, dass mehr Steigung auf keinen Fall mehr Spaß macht und man recht lange für solche Streckenabschnitte braucht. Morgen werden wir auf dem Weserberglandweg in Richtung Hameln radeln. Wenn wir vor lauter Muskelkater noch können!

Radwandern auf dem E11 – Wittekindsweg Teil 1, die Saison ist eröffnet!

Auf dem Wittekindsweg von Osnabrück nach Melle-Buer

Gefahren und gelaufen am 20. April 2023
Etappe 1 von Osnabrück nach Melle-Buer
54 Kilometer mit 780 Höhenmetern

Aufmerksame Leser unseres Blogs wissen es bereits – Seit letztem Jahr wandern wir nicht nur, wir radeln nun auch!
Zwar sind wir beide schon weit über Fünfzig, aber hier und heute wollen uns klar und deutlich von den E-Bikern abgrenzen. Wenn wir in Feld, Wald und Flur unterwegs sind, dann doch bitte weiterhin nur durch eigene Kraft. Noch brauchen wir keine elektrische Unterstützung, zum Glück noch nicht!

Wer sein Radel liebt ..

Was wir auch festgestellt haben: Auf den klassischen Radwegen zu fahren, das macht uns beiden keinen Spaß. Die führen nämlich ganz oft an Straßen entlang und durch die dichtbesiedelten Täler. Wir aber suchen Waldesruh und Naturnähe – auch wenn wir dann öfter mal schieben müssen. Deshalb wollen wir uns eher an die klassischen Weitwanderwege halten und uns Zeit nehmen, statt im Flachland Kilometerrekorde auf dem Bike abzureißen. Jawohl!

Da wir jahrelang zu Fuß unterwegs waren, kennen wir all die Vorurteile, die Mountainbikern auf Wanderwegen entgegen schallen und möchten dem gleich entgegnen: Nein, wir klingeln Wanderer nicht von den Wegen, wir steigen ab. Wir grüßen alle – egal ob Fußgänger, andere Radler, ja sogar E- Biker! Wir fahren nicht querfeldein, wir bleiben auf den Wanderwegen. Wir sind keine Downhiller, wir sind Radwanderer!

Den Winter über haben wir uns viele Gedanken über unsere Bikepacking-Ausrüstung gemacht. Wie bei unseren Weitwanderungen zu Fuß achten wir darauf, dass wir nicht zu viel Gewicht mit uns herumschleppen. Wenn es bergauf über Stock und Stein geht, bleibt uns nichts anderes übrig als zu schieben – und zwar uns selbst, die Räder und die Packtaschen.

Neulich im Harz – zum Glück ohne Packtaschen

Das Ergebnis: Die klassischen Radtaschen vorn, auf dem Gepäckträger und hinten kommen für uns nicht in Frage. Die sind nämlich zu schwer und zu sperrig. Für Touren ohne Campingausrüstung reicht uns eine leichte, wasserdichte Hinterrad-Tasche mit Ersatzschuhen, Regensachen und Proviant für jeden und eine Klamottenrolle am Lenker. Mit Campingsachen kommt noch eine Tasche hinten und ein kleiner Tagesrucksack dazu – das müsste reichen.

Unser erster Kurzurlaub in diesem Jahr führt uns mit den Rädern auf den europäischen Fernwanderweg E11 ins Osnabrücker Land. Ein anderes Stück des E11 verläuft nämlich durch unseren neuen Heimatort Seesen, quasi direkt an unserer Haustür vorbei. Und ist es euch nicht auch schon mal so gegangen – Ihr steht auf einem Stück solch eines Weitwanderwegs und denkt euch: “Wie wäre es wohl, wenn man alles hinschmeißen und diesen Weg immer weiter laufen würde, bis Gibraltar/zum Nordkapp/zum Schwarzen Meer?”

Quelle: Wikipedia

Tatsächlich haben wir uns vorgenommen, demnächst die ganze Strecke von Hoek van Holland bis nach Tallinn in Estland abzuradeln. Für den E11 spricht dabei, dass er “nur” 4700 Kilometer lang ist und durch eher flache Gegenden führt. Der höchste Punkt des Weges liegt sechs Kilometer westlich von unserem Haus im Harz an der “Kalten Birke”, auf lächerlichen 530 Meter Höhe – Da radeln wir einmal wöchentlich nach Feierabend hoch, hahaaa!

Als es an der “Kalten Birke” neulich noch wirklich kalt war ..

Die europäischen Fernwanderwege sind meist aus vielen bereits bestehenden Wegen zusammengestückelt und sind dazwischen durch lokale Wanderwege oder kleine Landsträßchen verbunden. Für unseren ersten Kurzurlaub dieses Jahr haben wir uns für das 95 Kilometer lange Teilstück auf dem Wittekindsweg über den Kamm des Wiehengebirges entschieden, außerdem für ein Teilstück des Weserberglandwegs. Fußläufig wird der Wittekindsweg traditionell in fünf Tagesetappen gelaufen, aber wir mit den Rädern schaffen wir es hoffentlich in zwei.

Im Vorfeld war uns ein wenig bange. Obwohl der höchste Punkt im Wiehengebirge nur 320 Meter misst, scheint es auf dem Wittekindsweg ordentlich auf und ab zu gehen. Am ersten Tag, so hat meine Wanderapp ermittelt, werden wir 778 Höhenmeter fahrend oder schiebend überwinden müssen, am zweiten Tag gar 1050 Meter. Über 1000 Meter am Tag hoch mit dem Rad – das haben wir bisher noch nicht gestemmt. Wir sind gespannt, ob wir das schaffen werden!

Den Tag zuvor haben wir bei meinen Eltern in Ostwestfalen verbracht. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Zug nach Osnabrück und fahren gleich los, ohne uns die Stadt anzusehen. Das machen wir dann beim nächsten Mal, wenn wir nach Westen in Richtung Holland fahren.

Durch Parks und rurale, eher flache Landschaft geht es aus dem Stadtgebiet hinaus bis zum Fuß des Wiehengebirges. Pünktlich zum Aufstieg lässt sich die Sonne sehen und wir freuen uns über den ersten richtigen Frühlingstag des Nordens – Letzte Woche noch hätten wir mächtig gefroren!

Die ersten fünfzehn Kilometer verlaufen flach und der Aufstieg zum Kamm des Gebirges ist moderat. Bis jetzt konnten wir fast die komplette Strecke auf dem Sattel bleiben. Deshalb liegen wir gut in der Zeit und können schon bald unsere erste Pause einlegen.

Ein großer Vorteil des Radwanderns ist, dass man nicht soooo sehr auf das Gewicht achten muss. Deshalb gönnen wir uns dieses Mal den Luxus, nicht nur eine Thermoskanne mit Tee, sondern auch eine mit Kaffee mitzunehmen. Bei unserer ersten Pause heute genießt jeder eine üppige Tasse Kaffee und Mutterns Butterstullen.

Im weiteren Verlauf ist der Weg oben auf dem Kamm angenehm zu fahren. Zwar geht es so manches mal rauf und runter, aber die Wegequalität ist gut und die Anstiege sind mäßig steil. Wenn das hier so bleibt, dann schaffen wir die heutige Etappe locker!

Ein bisschen wurzeliger und wilder wird es dann später aber doch. Bei Vehrte hoppeln wir an “Teufels Teigtrog” vorbei, einem jungsteinzeitlichen Grab. Bei dem Süntelstein handelt es sich um einen hochgestellten Menhir oder Hinkelstein. Wegen der wurzeligen Wege müssen wir absteigen, aber das hätten wir sowieso getan, so interessant finden wir die megalitischen Stätten. Wir dachten, so etwas gäbe es nur noch in England und Irland!

Der Süntelstein

Bei den wurzeligen Wegen müssen wir stets gut aufpassen, auch wenn es bergab geht. Auf asphaltierten Straßen kann man als Radler gerade bei den Bergab-Etappen ordentlich Kilometer schaffen. Bei steinigen steilen oder wurzeligen Passagen klappt das bei uns noch nicht so gut – Wir sind schließlich keine Downhiller!

Unsere “Kaffeepause”, dieses Mal mit Tee, verbringen wir gut gelaunt in der schon warmen Nachmittagssonne. Was haben wir doch für ein Glück – Eigentlich war für heute Regen angesagt!
Friedel hat, wie auf dem Bild zu sehen, seinen Helm nonchalant neben sich auf die Bank gelegt. Zehn Kilometer weiter fällt mir auf, dass er gar keinen Helm auf dem Kopf trägt – Er hat ihn auf der Bank liegen lassen!

Wir diskutieren das Für- und Wider einer Rückkehr zum letzten Pausenplatz und entscheiden uns letztendlich dagegen. Hoffentlich nimmt sich ein anderer Radler des guten Stücks an …

Viel mehr gibt es von dieser ersten, eher geruhsamen Etappe nicht zu erzählen. Es hat uns gut gefallen auf dem Höhenweg durch das Wiehengebirge. Wir haben kaum andere Wanderer oder Biker getroffen, die Sonne wärmte und der Wind wehte nicht zu arg von vorn. Dass es an solch abgelegen Abschnitten wie hier am E11 kaum Unterkünfte gibt, stört uns auch nicht mehr so sehr, seit wir Radler sind. Unser Hotel liegt zwar sechs Kilometer abseits des Weges, aber mit den Rädern sind wir im Nullkommanix da.

Das kleine Dörfchen Buer ziert eine überdimensionale Wehrkirche in seiner Mitte. Der Ring an Fachwerkhäusern rund um die Kirche ist zwar hübsch restauriert, aber sonst hat hier kaum ein Geschäft überlebt. In unserem Gasthof bleibt die Wirtsstube heute leider geschlossen (“Personalmangel” sei die Ursache, so unser Wirt), aber an der Kirche finden wir ein Restaurant mit Edel-Burgern, das heute geöffnet hat. Zum Glück, denn sonst hätte es hier im Ort nur noch den griechischen Schnellimbiss gegeben.

Gut gelaunt beschließen wir bei Burger, Salat und Bier den heutigen Radwandertag. Es freut uns, dass wir die 780 Höhenmeter so gut bewältigt haben. 300 Meter mehr sind es morgen – Viel anstrengender kann es doch nicht werden!

Irrtum, liebe Steffi, Irrtum! 🙂

Auf dem E11 von Goslar nach Seesen – wer braucht denn da noch Schottland?

Gelaufen am 23. September 2021: 23 Kilometer

Seit fast drei Monaten verbringen wir unsere Freizeit fast ausschließlich mit Abreißen, Verputzen, Streichen und Kistenpacken. Das Harzhaus soll fertig werden, bevor der große Umzug vom Schwabenländle in den Norden startet. Da sind wir Neubürger in einer wunderschönen Landschaft und wir haben einfach keine Zeit, die Gegend kennenzulernen!

Zwei Wochen hatte der Friedel Urlaub und die sind nun fast um. Heute habe ich seine Hände Finger für Finger von der Mörtelkelle gelöst und ihm seine Kamera umgehängt, ihm seine Wanderschuhe angezogen und aus der Tür geschoben. Ein wundervoller Spätsommertag ist angesagt und der muss genutzt werden. Nur EIN Tag mal ohne Kalkputz und Leimfarbe!

Direkt über die Einkaufsmeile von Seesen läuft ein Europäischer Fernwanderweg, der E11. Solche internationalen Wanderwege beflügeln immer meine Phantasie – Wie wäre es, direkt vor unserer Haustür loszulaufen und zu wandern und zu wandern und zu wandern, bis man fast in Russland landet? Der E11 startet nämlich in Den Haag an der Nordsee und führt bis Tallinn in Estland.

So weit werden wir heute nicht kommen, aber die 23 Kilometer von Goslar nach Seesen versprechen eine abwechslungsreiche Tour an zwei Stauseen entlang und führen uns dazwischen über waldige Hügel, so verspricht uns die Karte.

Die Fahrt mit dem Mini-RB von Seesen nach Goslar dauert nur 20 Minuten. In Goslar haben wir 2020 die letzte Etappe unseres Deutschlandwegs von Schaffhausen nach Lübeck beendet. Nie hätten wir damals gedacht, dass wir hier wohnen würden!

Friedel kann sich an den Bahnhof in Goslar kaum noch erinnern. Ich aber weiß noch ganz genau, wo wir vor zwei Jahren einen Kaffee und Rosinenbrötchen gekauft haben – und genau das machen wir heute auch!

Der E11 beginnt direkt am Bahnhof und führt uns heute nicht in die pittoreske Altstadt von Goslar, sondern direkt durch ein Villenviertel hoch in den Wald. Sehr bald entdecken wir die typische Wegmarkierung der Europäischen Fernwanderwege, das weiße Kreuz auf schwarzem Grund.

In den Medien sieht und hört man ja immer, dass der Harz ganz arg vom Borkenkäfer geschädigt sein soll und den Wanderer kilometerweite Wüsteneien von toten Bäumen erwarten. Wir sind also glücklich, dass hier “bei uns” der Wald scheinbar noch nicht ganz so betroffen ist. Wir freuen uns über Farne am Wegesrand, Blaubeerbüsche und Heidekraut. Jetzt im Herbst sprießen überall Pilze und der Wald macht einen fast wilden Eindruck. Wir sind begeistert!

Noch mehr freuen wir uns, als wir den ersten großen Stausee, den Granesee, erblicken. Der Stausee ist eingeschlossen von waldigen Hügeln und selbst die Uferlinie sieht ziemlich natürlich aus. Hier sieht es fast so aus wie in Schottland!

Hier unten am See windet es wie verrückt. Wir haben Schwierigkeiten, auf der Staumauer das Gleichgewicht zu halten. Obwohl der See nicht besonders groß ist, schwappen Wellen an das Ufer und es bilden sich Schaumkronen auf der Wasserfläche. Huuiiii!!!

Nach dem Grane-Stausee geht es wieder ein wenig bergauf, was zu erwarten war. Ein Anstieg von 300 auf 400 Meter ist dabei aber recht angenehm und schon bald steigen wir nach Wolfshagen ab, dem einzigen Ort auf der heutigen Strecke. Hier freuen wir uns über eine Bäckerei, die uns einen weiteren Kaffee und Laugengebäck beschert. Zwar liegt der Ort recht hübsch in waldige Hügel eingebettet, weist aber sonst keine weitere Besonderheiten auf.

Außer – hier wurde der Klavierbauer Heinrich Steinweg geboren, der sich nach seiner Auswanderung nach Amerika in “Steinway” unbenannte. Da er seine erste Werkstatt in Seesen errichtete, gibt es heute einen Wanderweg von hier in unseren neuen Wohnort. Diesen Weg zeigen wir euch ein anderes Mal!

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