DDLN Etappe 42: Auf dem Rennsteig von Neustadt am Rennsteig nach Oberhof

Montag, 21. September 2020: 28 Kilometer

Der Rennsteig ist ein Angeber: Noch nie haben wir einen Weg mit so einer aufgemotzten Infrastruktur erlebt. Der Weg ist vorbildlich markiert, alle drei Kilometer gibt es eine luxuriöse, saubere Hütte, innen mit lackierten Tischen und Bänken und fein geschottertem Boden. Da könnte man glatt drin schlafen – was auf dem Rennsteig angeblich sogar geduldet wird.

Rundherum stehen stets ein bis zwei neuwertige Picknicktische, oft mit dem charakteristischen „R“ in die Bänke geschnitzt.

An allen noch so kleinen Sehenswürdigkeiten gibt es Infotafeln, sodass auch die Bildung auf dem Rennsteig nicht zu kurz kommt. Chapeau!

Trotzdem hat es der Rennsteig bisher nicht in die Gilde der „Top Trails of Germany“ geschafft. Dafür ist der Schotter-Anteil wohl einfach zu hoch – selbst die schmalen Wege heute sind hier fast durchweg – wenn auch wurzelig – mit dem knirschenden Belag versehen. Vermutlich beugt der Schotter der Erosion der Wege vor, aber besonders fußfreundlich ist er nicht.

Auch geht die Tour heute fast durchweg an Straßen entlang. Gut ist dabei, dass der Rennsteigverein für die Fußgänger etwas abseits der Straße schmale Fußpfade eingerichtet hat, aber die Autos und Motorräder sind fast immer zu hören. Uns haben die schmalen und wurzeligen Fußwege jedoch erfreut, denn die finden wir viel besser als breite Schotter-Trassen.

Am historischen Rennsteigbahnhof kommen wir heute am späten Vormittag zu Kaffee und Kuchen. Und unser Vorurteil der letzten Tage müssen wir revidieren: Die Damen im Café sind ausnehmend freundlich!

Der Star des Rennsteigs ist der formidable Wald. Noch nie sind wir durch so ein großflächiges Waldgebiet gelaufen. auf dem Weg treffen wir kaum auf landwirtschaftliche Flächen und der Wald reicht bis dicht an die wenigen Ortschaften heran. Weil die Gegend hier so wenig besiedelt ist, stehen wir jeden Abend staunend unter einem phantastisch klaren Sternenhimmel – wir dachten, sowas gibt es nur in Schottland!

Heute haben wir übrigens den Mittel- und den höchsten Punkt (973 Meter) des Rennsteigs passiert. Wir hätten es nicht gemerkt, wenn es an beiden Stellen nicht wieder die Infotafeln gegeben hätte.

Eine Kurzweil von Friedel und mir ist heute, bei entgegen kommenden Wanderern einzuschätzen, ob sie „Runster“, „Halbrunster“ (Tageswanderer) oder Spaziergänger sind. Hauptkriterium für unsere Beurteilung ist die Größe der Rucksäcke und die Gangart. Am Ende zählen wir immerhin sechzehn echte Runster – fast alle kommen uns entgegen. Wir haben heute nämlich erfahren, dass wir falsch laufen – laut Wikipedia soll man den Rennsteig in geraden Jahren von Nordwest nach Südost laufen. Wir aber sind andersherum unterwegs. Peinlich!

Franz Wikipedia erklärt Friedel die richtige Marschrichtung.

2 Antworten auf „DDLN Etappe 42: Auf dem Rennsteig von Neustadt am Rennsteig nach Oberhof“

  1. Ich bin euch für eure Berichte dankbar. Da weiß ich mit jedem Tag mehr, dass ich diese Strecke nicht gehen werde. Euch trotzdem und unbedingt viel Freude!

  2. Wahrscheinlich ist das Wetter einfach zu gut – bei Regen würden wir den Schotter und die vielen Bauden erst so richtig schätzen! 😁

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