Schwäbische Alb Südrand Weg: Jeder Meter zählt! Die

Giengen an der Brenz nach Langenau: 23 Kilometer
Langenau nach Ulm: 21 Kilometer

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Friedel und ich sind ja Verfechter des lückenlosen Wegbeschreitens – nachdem wir in den letzten Jahren an Wochenenden den kompletten „Schwäbische Alb Nordrand Weg“ gelaufen sind (seit Neuestem heißt er schmissiger „Albsteig“), ist unser neuestes Wochenend-Projekt die komplette Durchschreitung  des „Schwäbische Alb Südrandwegs“. Den haben wir nun auch fast geschafft: Nur vier Etappen fehlen noch. Die zwei Etappen im Donautal von Sigmaringen nach Beuron wären wir an diesem Wochenende gern gelaufen – allein, alles war von Corona-Touristen ausgebucht!

Also habe wir uns vorgenommen, an diesem Wochenende die anderen zwei fehlenden Etappen zu laufen: Von Giengen an der Brenz über Langenau nach Ulm.

Diese beiden Wandertage haben wir uns bis fast zum Schluss aufgehoben, obwohl sie nicht weit entfernt von unserem Wohnort liegen. Denn … sie sehen auf der Karte total langweilig aus! Selbst unser alter Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag rät, die Etappe von Langenau nach Ulm komplett zu skippen – es gehe über öde Feldwege und an brausenden Verkehrswegen vorbei. Unser Gewissen diktiert uns jedoch – auch diese weniger attraktiven Etappen müssen wir bezwingen!

Noch dazu gibt es an diesem Wochenende ein super Angebot eines Vier-Sterne-Hotels in Langenau. Für achtzig Euro offerieren sie ein Zimmer, das sonst 115,- Euro kostet.
Ein weiteres Argument: In den letzten Monaten hatte ich arge Probleme mit meiner rechten Wade. Mein Physio-Therapeut hat mich zum Glück wieder hingekriegt. Sollte meine Wade aber doch nach dem ersten Wandertag mit 23 Kilometern schlappmachen, könnten wir mit dem Zug von Langenau aus bequem nach Hause fahren – also auf in die Pflichterfüllung. Jeder Meter zählt!

Schon um 8:40 Uhr sind wir in Giengen – das ist gut, denn heute droht ein heißer Wandertag mit wenig Schatten!

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Die Schwäbische Alb ist ja bekannt für ihre pittoresken Trockentäler, dramatische Felsen aus Jura-Gestein und fulminante Aussichten. Wir aber laufen gleich am Morgen von Giengen aus über eine schattenlose, wenig spektakuläre Hochebene in Richtung Hülben. Aber egal: Es gibt viele Blumen, Schmetterlinge und es ist einfach schön, mal wieder zu wandern!

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Typisch Trockenwiese: Monster-Diesteln!

In Hülben waren wir schon mal. Von Giengen aus gibt es dorthin einen wesentlich schöneren Weg, durch das Eselstal. Diesen sind wir vor ein paar Jahren schon mal gelaufen. Der Südrandweg wählt jedoch eine viel unattraktivere Route über die Hochebene, am Eselstal vorbei. Wir sind jedoch auf einer Mission – und die heißt Südrandweg!

In Hülben gibt es den Höhlen-Erlebnispark rund um die Charlottenhöhle. Gern hätten wir euch ein paar Fotos gezeigt. Aber selbst um die frühe Stunde gibt es hier schon unzählige Familien, die mit Kind und Hund zur Höhle unterwegs sind – und wir laufen über einen riesigen Parkplatz voller Autos. Wir kennen die Höhle, vermeiden die Menschenmassen und schlagen uns lieber über waldige Pfade in die grünen und schattigen Büsche …

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Das nächste Highlight ruft. Es geht am Lonetal vorbei. Das Lonetal ist ein wunderschön romantisches, tiefes Tal mit zahlreichen schroffen Felsen und Höhlen, in denen die bisher ältesten erhaltenen Kunstgegenstände der Welt gefunden wurden. In der Hohlenstein-Höhle wurde unter anderem der „Löwenmensch“ ausgegraben, eine aus der jungpaläolithischen Zeit stammende Figur aus Mammut-Elfenbein. Der naheliegende Abschnitt des Lonetals gehört mittlerweile zu einer UNESCO-Weltkulturerbestätte.  Aber an diesem Tal führt der Südrandweg komplett vorbei – wie gut, dass wir das Lonetal schon vor ein paar Jahren durchwandert haben!

Von der Höhe aus blicken wir auf das Besucher-Zentrum und das Gewusel im Tal hinab.
Man sollte das Lonetal lieber nicht an einem Samstag besuchen, hier ist es (uns) einfach zu voll.

In Stetten ob Lonetal hoffen wir auf einen Kaffee, aber es gibt kein Café und keine Bäckerei. Nur eine prächtige Kirche und ein kleines Schloss, mittlerweile in Eigentumswohnungen umgewandelt.

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In brütender Hitze, schattenlos und ohne Wind geht es weiter. Unser Füße qualmen und der Schweiß rinnt. Wir freuen uns über jedes schatttige Wäldchen!

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Hinter Setzingen wird es skurril – es geht über eine endlose Agrarfläche, weit bis zum Horizont nichts als abgeerntete Weizenfelder. Wir fühlen uns wie im amerikanischen Mittleren Westen!

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Zum Glück bewölkt es sich etwas, sodass wir nicht ganz zerflossen sind, als wir in Langenau ankommen. Das saure Radler im Hotel, das zischt vielleicht!

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Das Hotel ist klasse, aber der Ort selbst bietet nichts Besonderes – außer, dass auf zahlreichen Dächern Störche brüten. Die Störche sind hier, weil sie im nahen Donauried Nahrung im Überfluss finden.

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Wir erfahren, dass zum Repertoire des Vier-Sterne-Hotels scheinbar auch ein frühes Frühstück gehört: Schon um halb sieben dürfen wir am nächsten Morgen ans Buffet!

Das ist auch gut so, denn heute droht ein 27-Grad-Tag. Wenn wir Glück haben, sind wir schon mittags am Bahnhof in Ulm und vermeiden so die brütende Nachmittags-Hitze.

Gestern schon haben wir uns ein wenig gewundert: Kurz vor Langenau gab es plötzlich keine HW2-Wegweiser mehr. Unserer etwa 15 Jahre alte Wanderkarte zufolge geht der Weg über Langenau. Das behauptet auch unserer antiquarischer Wanderführer vom Conrad-Stein-Verlag. Aber auf den Karten von Outdooractive geht der Weg ganz woanders lang und umgeht Langenau komplett. Was gilt nun?

Schon gestern sind wir stattdessen den Wegweisern des HW4 gefolgt und müssen davon ausgehen, dass der Schwäbische-Alb-Nordrandweg verlegt wurde. Okay … da sind wir jetzt konservativ und folgen halt der originalen Route. Wir haben keine Lust, die letzten fünf Kilometer von gestern bis zum neuen HW2 zurückzulaufen. Sollten wir später mal den HW4 laufen, nehmen wir dann die aktuelle Route des HW2 :-).
Immerhin laufen wir zu Fuß nach Ulm, wenn auch unwillentlich auf einer anderen Route!

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Am Morgen haben wir das Gefühl, durch die Schwäbische Toskana zu laufen. Weite, breeiite, sanfthügelige Ebenen und die Sonne brennt! Auf schnurgeraden, geteerten Wegen wandern wir über die Hochebene und bewundern Weizenfelder, die eine oder andere Hühnerfarm, Schweinemast-Betriebe und Getreidesilos. Trotz der Monotonie der Landschaft empfinden wir die Hochebene aber als durchaus reizvoll. Wenn es nur nicht so heiß wäre!

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Nebenbei überqueren wir noch zwei Autobahnen (A7 und A8) und wundern uns, dass hier der „Rand“ der Alb sein soll. Bis wir zur Kante kommen und sich ein weiter Ausblick über das Donauried eröffnet ..

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Ab Elchingen geht es bergab zur Donau. Allerdings sind die Waldwege parallel zum Fluss so zugewachsen, dass wir die Donau kaum sehen. Egal … Hauptsache Schatten!

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Hier begegnen uns jede Menge Jogger: Junge, alte, dicke, dünne, in Paaren oder allein … und einer, der wie Richard Gere in seinen besten Jahren aussieht! (Friedel und ich rempeln uns beide an und raunen zeitgleich verschwörerisch: „Heeey, Richard Geeeere!“)
Die Jogger tragen Pink oder sind ganz in Schwarz, haben gestylte Hipster-Bärte und fast alle Kopfhörer im Ohr – wir nähern uns der Großstadt!

Nach der Überquerung mehrer Schnellstraßen landen wir endlich am Donau-Ufer. Heute am Sonntag ist das Gewässer voll mit Ruderern, Schlauchbootfahrern und Stand Up Paddlern. So eine Großstadt am Fluss – das hat schon was! Geschockt hat uns nur, dass auf dem Weg am Donauufer und auf der Stadtbefestigung NIEMAND die Abstandsregeln eingehalten hat … 🙁

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Der direkteste Weg zum Bahnhof würde uns direkt an der Donau entlang führen, wir aber machen brav jeden Schlenker des HW2 mit und laufen den Umweg durch die Friedrichsauen:

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Nach der Schwitzpartie haben wir uns den Eiskaffee in mediteraner Atmosphäre aber echt verdient!

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In Ulm waren wir schon tausendmal, schließlich liegt die Stadt näher an unserem Wohnort als Stuttgart. Aber leider sind wir viel zu wenig in Ulm, da wir beide in der Stuttgarter Region arbeiten. Wir nehmen uns jetzt und hier vor, am Wochenende öfter mal nach Ulm zu fahren!

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Das Ulmer Münster – zu hoch, um es aus der Nähe zu fotografieren!

Fazit: Dies war nicht die schönste Tour auf dem HW2, aber es war toll, wieder mal draußen zu sein, trotz der Hitze. Und meine Wade hat gut durchgehalten. Der HW2 ist somit fast geschafft!

12 Antworten auf „Schwäbische Alb Südrand Weg: Jeder Meter zählt! Die“

  1. Liebe Wanderer, auch wenn es nicht die tollste Etappe war, mich hat euer Bericht sehr angespornt. Würde am liebsten selbst gleich aufbrechen! Den Schwäbische-Alb–Nordrandweg habe ich bisher etwa zur Hälfte gemacht. Ich bin gespannt, ob danach der HW 2 folgen wird. Und die „Selbstverpflichtung“ kenne ich – ich lasse auch ungern Lücken. Gutes Ausschreiten weiterhin!

  2. Ja, immer wenn wir uns zu einem Wanderwochende aufgerafft haben, sind wir froh darüber. Von so einem Mini-Urlaub zehren wir tagelang. Wenn wir den HW2 durchhaben, kommt HW3 dran, 😜

  3. Das klingt wunderbar!

    (Von 4, 5, 8, 9 habe ich Teiletappen gemacht, den HW 7 ganz. Sehr schön fand ich auch den Georg-Fahrbach-Weg, damals in meiner Stuttgarter Zeit in Wochenend-Tages-Etappen gemacht durch alle Jahreszeiten hindurch. Aber den GFW kennt ihr vielleicht ja auch schon. 🙂

    Es gibt noch so viel zu entdecken!

  4. Danke für die schönen Bilder plus Bericht. So schön zu sehen, wie viel Freude ihr zusammen habt. Da bekomme ich Lust auch mal wieder in Süddeutschland wandern zu gehen.

  5. Wir haben gemerkt, dass wir gar nicht lange und weit Reise müssen, um uns zu erholen und Neues zu entdecken. Aber Yorkshire wäre auch mal wieder fällig! 😆

  6. Wir sind in der Vergangenheit schon einige Teilstrecken verschiedener Hauptwanderwege gelaufen, aber nicht systematisch. Ist auch schon länger her. Es gibt so viel hier zu entdecken, da muss man gar nicht weit reisen! Vielen Dank für den Tipp mit dem GFW, den hatte ich gar nicht auf dem Schirm! 😃

  7. Hallo ihr Lieben, schön von euch zuhören!
    Ich weiß, ich habe das schon mal gefragt aber ich weiß gerade nicht mehr unter welchem eurer Beiträge (und kann es auch so schnell nicht finden). Deshalb frage ich einfach noch mal: wenn ich mich in den nächsten Wochen spontan entschließen sollte endlich mal wieder auf der Alb zu wandern ( mit meiner Freundin wird das ja erst was in der Rente 🙂), würdet ihr den Nordrand oder den Südrand Weg empfehlen?
    Oder lieber einen ganz anderen?
    In der sengenden Hitze ohne den Schutz von Wald würde ich es allerdings sowieso nicht aushalten…
    Und ich würde auch erst mal nur 4 oder 5 Etappen gehen können.
    Liebe Grüße!

  8. Hallo Katrin, schön, dass du auch noch dabei bist!
    Ich würde dir gern ausführlicher schreiben, aber das schaffe ich gerade unter der Woche nicht. Schick uns doch mal eine Nachricht über unser Kontaktformular, dann bekommst du die Insider-Infos! 🙂 Vielleicht wandern wir dann die eine oder andere Etappe mit? 🙂
    Liebe Grüße
    Steffi

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