Corona-Ferien auf dem Südrandweg

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Schwäbische-Alb-Südrandweg
Schelklingen bis Lautertal: 27 Kilometer
Lautertal bis Billafingen: 33 Kilometer
Billafingen bis Sigmaringen: 15 Kilometer
7. bis 9. Mai 2020

Friedel und ich haben Urlaub!
Traditionell unternehmen wir immer Anfang Mai unsere erste 14-tägige Streckenwanderung. Dieses Jahr war eigentlich die Fortsetzung unseres Deutschland-Wegs auf dem Rennsteig und durch den Harz geplant. Aber wie bei so vielen, die ihren Urlaub für April oder Mai geplant haben, muss unsere lange Streckenwanderung leider coronabedingt ausfallen. Aber die ganze Zeit auf der Terrasse bleiben kommt nicht in Frage – das ist doch unser Homemoffice!

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Wenn wir Urlaub haben, müssen wir wandern!
Wir trauen uns allerdings nicht, das Bundesland zu verlassen und lange mit dem Zug fahren wollen wir auch nicht. So bleiben wir also in der Nähe und bewegen uns lediglich vom Nordrand zum Südrand der Alb. Wir wollen ein weiteres Stück auf dem Südrandweg angehen, 75 Kilometer von Schelklingen bei Ulm bis nach Sigmaringen im Donautal. Dieser Abschnitt des 288 Kilometer langen Fernwanderwegs ist ziemlich einsam, mit Massen an anderen Wanderern und Biosphärenpark-Rangern ist hier nicht zu rechnen.

In eineinhalb Stunden sind wir schon da und beginnen um 9:00 Uhr am Bahnhof von Schelklingen unser Biwak-Abenteuer.

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Wildes Zelten ist in Baden-Württemberg verboten, Biwakieren aber angeblich erlaubt.  So habe ich bei der Planung unserer Tour verschiedene Grill- und Waldhütten recherchiert, in denen wir unterkommen wollen. Außerdem ist bestes Wetter vorhergesagt, notfalls hauen wir uns mit unseren Schlafsäcken einfach auf die Wiese. Und so wird es auch kommen!

Gleich beim Eintritt ins Schmiechtal werden wir an die Krise erinnert, dabei wollten wir doch eigentlich von Corona abschalten!

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Der lange Weg durch das Schmiechtal verläuft durchweg auf Schotter. Überhaupt bestätigt sich mal wieder: Während der Nordrandweg größtenteils auf waldigen Pfaden verläuft, ist der Schotteranteil auf dem Südrandweg viel höher. Es gibt auch weniger spektakuläre Ausblicke als auf dem Nordrandweg, aber dafür mehr Wasser!

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Wir wandern immer an den Gleisen einer Museumsbahn entlang, die eigentlich im Moment gar nicht verkehrt. Dennoch fährt das Bähnle viermal an uns vorbei („Betriebsfahrt“) und tutet uns jedesmal lustig an!

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Das Wetter ist wirklich vortrefflich, sonnig, nicht zu heiß und mit einer kleinen Brise. Wir laufen abwechslungsreich durch Wald und frühlingshafte Wiesen und es ist toll, einfach wieder mal länger unterwegs zu sein!

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Eigentlich wollten wir nur 24 Kilometer bis zu einer Hütte bei Erbstetten laufen, aber als wir dort ankommen, haben wir keine besondere Lust, dort zu nächtigen: Die Hütte ist dunkel und staubig  und auf dem Boden liegt ein großer Haufen aus zerrissener Teerpappe.

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Wasser gibt es auch keins in der Nähe, also tritt Plan B in Kraft: Wir steigen über einen höllisch steilen und steinigen Weg noch zwei Kilometer ins liebliche Lautertal ab. Dort unten soll es eine Grillhütte direkt am Fluss geben.

Zum Glück ist die Hütte wesentlich freundlicher als die erste und es gibt sogar luxuriöse Picknicktische und -bänke. Glamping!

Am Abend ist noch viel los im Lautertal: Der Schotterweg durch das autofreie Tal ist ein beliebter Radweg, sodass jede Menge Radfahrer unterwegs sind. Wir mit unseren großen Rucksäcken und dem Kocher auf dem Tisch erregen einiges Aufsehen. So trauen wir uns erst bei Einbruch der Dunkelheit, unsere Matten und Schlafsäcke hinter der Hütte auszupacken. Wir verbringen eine ruhige Nacht, nur ein mehrmaliges Rascheln (Rehe? Füchse? Wildschweine? ) schreckt uns hin und wieder auf.

Am Morgen wachen wir mit der Dämmerung auf und setzten uns mit den Schlafsäcken an den Picknicktisch. Es sind nur vier Grad!

Schon bald aber geht die Sonne im Tal auf und wir beginnen unseren Wandertag mit einem Marsch durch das liebliche Lautertal.

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Schon um neun Uhr wird es oben auf der Albhochfläche richtig warm. Heute wird es heißer als gestern werden!

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In Hayingen versorgen wir uns mit Kaffee und Butterbretzeln. Ein Zweitfrühstück nehmen wir immer gerne!

Typisch für den südlichen Rand der Alb sind die zahlreichen Wachholder-Heiden, vielerorts wird das Gras noch traditionell von Schafen kurzgehalten.

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Auch typisch sind die vielen engen Bach-und Flusstäler, oft von Felsen eingerahmt. Durch das romantische Glastal wandern wir gleich am späten Vormittag.

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An der Wimsener Höhle wird es ein wenig voller: Erstmals begegnen uns hier andere Wanderer und Spaziergänger. Dabei ist die Schauhöhle, die mit Kähnen befahren wird, natürlich geschlossen.

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Zwiefalten mit seiner berühmtem Abtei ist dagegen ein verschlafenes Örtchen, zumindest in diesen Zeiten.

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Nach Zwiefalten wird der Weg ein wenig langweilig. Wir laufen durch Wald, Wald und nochmals Wald und über Schotter. Als wir am eigentlichen Ziel, einer Waldhütte kurz vor Friedingen ankommen, behagt uns auch diese nicht. Sie steht direkt am Weg und es wimmelt von Waldameisen. Das hat uns die App nicht gezeigt!

Wir fühlen uns aber noch fit und so laufen wir einfach weiter. Wir werden schon ein Plätzchen für unsere Schlafsäcke finden, denn regnen soll es nicht. Eine Waldlichtung, eine Wiese, wir nehmen alles!

Mhh .. das Gras ist zu hoch, man könnte uns vom Weg aus sehen, im Wald lauern die Zecken und dort steht ein Jägerstand. Einen potenziellen Platz nach dem anderen lassen wir sausen. Aber – Glückes Geschick – kurz nach Billafingen finden wir den idealen Grillplatz: Wieder mit Hütte, Tischen und Bänken und einer großen, gemähten (!) Graswiese. Hier bleiben wir, traumhaft!

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Wir danken der Gemeinde Billafingen für diesen luxuriösen Schlafplatz!
Wir schlagen unser Lager unter einem Baum an Rand der Wiese auf, nachts blinkt der Mars und ein toller Sternenhimmel und der Vollmond bescheint unser Domizil für diese Nacht. Auch an das Bellen der Hirsche im nahegelegenen Wald gewöhnen wir uns schnell. Die Wildschweine, die uns zum Glück nicht behelligt haben, treffen wir erst am Morgen.

Da wir gestern so fleißig waren, haben wir heute nur schlappe 15 Kilometer vor uns. Gestern Abend ist uns das Wasser ausgegangen, mehr als ein Morgenkaffee war nicht drin. So freuen wir uns, dass wir gleich nach sieben Kilometern auf eine Bäckerei treffen, die neben Kaffee und Brezeln auch Wasser im Angebot hat.

Auch heute wird nämlich wieder ein heißer Tag. Highlight des heutigen Wandertags ist das Laucherttal, wieder voller Felsen und Höhlen.

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Kurz vor Sigmaringen geht es noch mal ordentlich hoch, aber dafür werden wir noch einmal mit einem schönen Panorama vom Laucherttal belohnt.

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Das Schloss in Sigmaringen ist natürlich auch geschlossen, aber das besichtigen wir das nächste Mal, wenn wir die letzten drei Etappen des Südrandwegs von Sigmaringen bis Tuttlingen wandern. Hoffentlich nach Corona!

19 Antworten auf „Corona-Ferien auf dem Südrandweg“

  1. Hey, schön von euch zu hören und richtig cool, dass ich jetzt auch noch so tolle Bilder vom Südrandweg zu sehen bekomme! Das macht die Entscheidung welcher weg es für uns dann mal sein soll vielleicht leichter. 😊

  2. Schön, von Euch zu lesen! Auch wenn mir jetzt ein wenig traurig zumute ist, denn in zwei Wochen hatte ich genau nach Sigmaringen reisen wollen, um dort in der Nähe ein Seminar zu besuchen. 😢

  3. Wir hatten schon ein wenig Bammel, dass wir vertrieben werden. Das war zum Glück nicht der Fall! 😉

  4. Wir finden es auch toll, dass wir mal wieder was zu berichten haben. Schön auch, von dir zu lesen. Hoffentlich geht’s dir gut! 😀

  5. Hallo ihr 2 mutigen Wanderer
    es ist einfach toll eure Berichte zu lesen und die Bilder dazu sind klasse, bin froh das es noch viele Wanderwege gibt !!

  6. Massen, Massen, selbst noch in BaWü. Aber hoffentlich können wir bald auch wieder ein bisschen weiter weg! 😁

  7. Einen wunderschönen guten Morgen!

    Hach, da bekommt man richtig Fernweh! Bin neidisch 😊

    Wie habt Ihr das mit Trinkwasser gemacht, ihr habt doch sicher nicht für die 3 Tage alles dabei gehabt? Restaurants & Co. hatten ja noch nicht geöffnet – gab es genug Supermärkte unterwegs? Oder habt ihr an den Bächen/Flüssen aufgefüllt?

    Grüße
    Stefan

  8. Ja, war toll! Die Hütten waren tatsächlich nicht so toll, aber wir konnten draußen schlafen. Wir haben an Flüssen und Bächen Wasser geholt und mit einem UV-Entkeimer behandelt. Wir haben auch noch einen Carbon-Filter. Hat gut geklappt! 😀

  9. Eine wunderschöne Gegend, die ihr da bewandert habt. Werde das mal für die nächsten Deutschlandferien im Kopf behalten. Danke für den tollen Bericht und die wunderschönen Fotos!

  10. Danke für das nette Feedback! Wir ursprünglichen Nordlichter wohnen schon länger im Ländle, da gibt es wirklich tolle Ecken. Aber die Schwaben halten das geheim! 🙂

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