Coast to Coast 8: Finally – the Sea!

P1080148 Kopie Etappen 14 und 15 auf dem Coast to Coast Walk Mai 2014:
Lion Inn – Glaisdale: 16 Kilometer
Whitby – Robin Hood’s Bay: 12 Kilometer

Als wir am Morgen aus dem Lion Inn taumeln, ist es kalt, nass und grau. Keine Spur mehr vom schönen Wetter der letzten Tage!

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Eigentlich wollen wir heute die 22 Kilometer bis nach Grosmont im Eskdale schaffen. Aber es werden nur 16 Kilometer bis Glaisdale – wir haben nämlich keine Lust mehr!
2014 sind wir noch keine Puristen. Es ist kalt und schmuddelig und wir werden am frühen Nachmittag aufgeben und uns die letzten fünf Kilometer der vorletzten Etappe nach Grosmont sparen. Auch den letzten Abschnitt von Grosmont nach Robin Hood’s Bay werden wir nur teilweise laufen. Aber dazu später mehr …

Auf den ersten drei Kilometern am Morgen treffen wir wie schon am Vortag auf diverse alte Grenzsteine und Steinkreuze. Besonders prominent: Der „Face Stone“ und „Fat Betty“.

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Der „Face Stone“ im Urra Moor- Foto von Carla
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White Cross oder „Fat Betty“ – Foto von Carla

Mit dem White Cross – oder „Fat Betty“ genannt – ist eine besondere Tradition für Coast-to-Coaster verbunden: Wer immer hier vorbeikommt, soll etwas Essbares von ihren Schultern nehmen und etwas anderes dafür hinterlassen – blöd, dass nur ein paar aufgeweichte Kaugummis und Bonbons dort liegen. Dafür geben wir unsere wertvollen Ingwer-Kekse nicht her!

Der Weg heute verläuft größtenteils über Asphalt und Schotterwege – jedenfalls, solange wir noch hier oben im Moor sind. Wie gut, denn das erspart uns (zunächst noch) nasse Füße. Wir verbringen den Vormittag mit Diskussionen darüber, ob Gepäcktransporte auf Wanderungen zulässig sind oder nicht. Die Australier tänzeln mit Tagesrucksäcken über das Moor und sehen jeden Abend aus wie aus dem Ei gepellt. Carla ist auf jeden Fall dafür, ich bin leidenschaftlich dagegen. Das nächste Mal will sie Gepäcktransport!

Während der Weg gestern uns über die Hochebene führte, geht es heute immer an der Kante entlang. Es bieten sich weite Ausblicke ins weite Eskdale … wenn es nur nicht so diesig und regnerisch wäre!

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Erst kurz vor Glaisdale verlassen wir die Moorberge und steigen endlich ins Tal ab. Mittlerweile hat es sich ordentlich eingeregnet und unsere Motivation sinkt kurzzeitig ziemlich in den Keller.

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Foto von Carla
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Foto von Christiane

Zwar hört es wieder auf zu regnen, aber der weitere Weg durch matschige Wiesen am Fluss Esk erscheint uns nicht wirklich verlockend. Schon gestern haben wir beschlossen, dass wir in Grosmont den Zug nehmen wollen und noch einen Nachmittag und Abend in der Hafenstadt Whitby verbringen wollen. Da der Zug aber auch schon in Glaisdale vorbei fährt, brechen wir unsere heutige Wanderung fünf Kilometer vor dem Tagesziel ab und warten auf den nächsten Zug.

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In der Wartezeit treiben wir uns um die alte Packhorse-Bridge herum, die in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof den Fluss Esk überspannt. Ein romantisches Fleckchen – und grün ist es hier unten!

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Foto von Carla

Normalerweise hätten wir von hier aus noch 17 Kilometer weiterlaufen müssen, bis wir die Nordsee bei High Hawsker erreicht hätten. Der Zug aber bringt uns in 20 Minuten nach Whitby zum Meer – oh Wunder der Technik!

Natürlich laufen wir zuerst zum Meer und zum Hafen – aber unsere Schuhe werden wir erst morgen in Robin Hood’s Bay wieder eindippen!

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Foto von Christiane
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Foto von Carla

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Whitby ist mit seinen 14.000 Einwohnern die erste richtige Stadt, die wir seit York sehen – und sie präsentiert sich nass und rostig!
Nach Baden ist uns an diesem kalten und regnerischen Maitag nicht zumute. Aber man kann sich vorstellen, dass am Strand im Sommer jede Menge los ist.

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Die Stadt ist um einen großen Hafern herum angelegt, es gibt jede Menge kleine Gassen und hoch über der Stadt thront die Ruine von Whitby Abbey, dem Schauplatz vieler Filme und eines großen Gothik-Festivals, das hier regelmäßig stattfindet – Whitby ist schließlich der Hafen, in dem Graf Dracula in England landete!

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Trotz des schlechten Wetters sind wir noch lange in der Stadt unterwegs. Den Abend lassen wir stilecht in einem Fischrestaurant in der Stadt ausklingen. Morgen gibt es noch mehr Meer – statt durch das matschige Inland laufen wir an der Küste entlang nach Robin Hood’s Bay!

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Am nächsten Morgen regnet es wieder. Die Besichtigung der Abbey und St Mary’s Church haben wir uns für heute aufgespart, denn sie liegt quasi auf dem Weg.

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Der Regen macht unserer heutigen Stimmung aber keinen Abbruch – es ist warm, kaum windig und die Küstenlinie präsentiert sich dramatisch!

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Wir genießen die heutigen 12 Kilometer auf dem Cleveland Way in vollen Zügen. Endlich am Meer!

Mittags freuen wir uns über eine regenfreie Pause – auch wenn wir die abgepackten, matschigen Weißbrot-Sandwiches nicht mehr sehen können …

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Foto von Carla

Die letzten fünf Kilometer verlaufen der Cleveland Way und der Coast-to-Coast-Walk auf der gleichen Strecke, so dass wir die letzten Kilometer „im Original“ laufen. Letztendlich sind wir am Ende weitere 22 Kilometer vom C2C nicht gelaufen – aber dafür sieben Kilometer auf dem Cleveland Way.

Aus heutiger Sicht ärgern sich Friedel und ich ein wenig, dass wir so viele Kilometer auf dem C2C ausgelassen haben. Auf der anderen Seite verbringen wir durch unsere „Schummelei“ noch zwei schöne Tage am Meer. Und durch die Abkürzung im Vale of Mowbray und den Abstecher nach York haben wir unseren „Thru-Hike“ ja eh schon versaut! 🙂

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Robin Hood’s Bay- Foto von Carla

Als wir in Robin Hood’s Bay ankommen, ist uns trotzdem feierlich zumute, obwohl wir insgesamt 47 der 310 Kilometer des C2C nicht gelaufen sind. Stolz lichten wir uns vor der C2C-Plakette am Bay Hotel ab. Im Bay Hotel gibt es sogar C2C-Devotionalien zu erstehen, wie Aufnäher, Tassen oder Kühlschrank-Magneten und man kann sich dort im Gäste-Buch verewigen. Der Kühlschrank-Magnet ziert bis heute unsere Dunstabzugs-Haube in der Küche. Interessanterweise gibt es solche Medaillen am Ziel des Pennine Ways nicht – obwohl der ein designierter National Trail ist und der Coast to Coast Walk nicht. Der C2C ist einfach ungleich populärer!

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Foto von Christiane

Nach unserer Foto-Session treffen wir am Strand die Australier wieder und es kommt zu einem Moment, für den wir uns bis heute schämen …
Drei der Damen fallen uns in die Arme, küssen uns ab und juchzen „Yeahhh! We made it! We’ve walked across England!“
(„Wir haben es geschafft, wir haben England durchquert!“)

In der Zeit, in der wir uns Whitby angesehen haben und gemütlich an der Küste entlang geschlendert sind, haben die Australier sich durch die matschigen Wiesen und Wälder des Eskdales geschlagen. Gleich fachsimpeln sie über die Härten der letzten Kilometer, wie furchtbar matschig doch alles gewesen ist, aber wir hätten es ja nun doch noch alle geschafft, blabla …
Wir busseln zurück, lächeln und … schweigen!
Zu peinlich ist es uns zuzugeben, dass wir am Ende geschummelt haben!

Um unsere Schuhe erneut in die Wellen zu tauchen, müssen wir übrigens extrem weit rauslaufen – es ist Ebbe und der ganze Strand ist voller Seetang!

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Robin Hood’s Bay ist ein wirklich hübsches Küstendörfchen – ein würdiger Abschluss für einen wundervollen Wanderweg!

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Foto von Carla

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Am Abend feiern wir in unserem Hotel unseren letzten Abend auf dem C2C. Am nächsten Tag geht’s zurück nach Edinburgh und dann nach Stuttgart.
Schön war’s!

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Vielen Dank an Carla und Christiane – Danke für eure Gesellschaft und die Fotos!

4 Antworten auf „Coast to Coast 8: Finally – the Sea!“

  1. Danke für diesen tollen Bericht. Whitby ist wirklich ein nettes Städtchen. Ich finde nicht, dass ihr euch schämen müsst für die ‚Schummelei‘. Jede Entscheidung wird aus der Situation heraus getroffen und ist somit richtig 😊
    Eins ist mir bei dem Bericht lustig aufgefallen: Das Bild vom Schaf mit dem Untertitel: Bild von Carla/Christine. Ich weiß, dass das Schaf nicht so heißt, sondern eure Mitwanderin. Aber es liest sich eben so 😂🤣😂🤣😂

  2. Ja, hihih, das mit dem Schaf war war mir schon beim Schreiben aufgefallen. Aber ich dachte, ich lass es drauf ankommen! Das Schaf heißt jetzt jedenfalls Carla! 🙂
    Trotz Whitby und York wären wir den Weg gern komplett gelaufen, aber wir hatten nicht so viel Zeit. Es gibt noch eine tolle Variante, den Ravenber Way von Ravenglass nach Berwick. Den wollen wir auch irgendwann mal laufen. Aber die Liste ist schon lang! 🙂

  3. Cool! Das Meer hat euere Schuhe wieder!
    Da sieht man es wieder mal. Der gleiche Trail und doch für jeden ein anderer Weg. Für euch einige km weniger wandern, aber dafür tolle Orte gesehen. Für andere statt dessen Abenteuer auf schlammigen Wegen… Am Ende zählt nur den eigenen Weg zurückgelegt zu haben – und das Gefühl ist gigantisch, nicht wahr?! 🙂

  4. Das stimmt natürlich. Trotzdem wurmt es mich im Nachhinein, dass wir den Weg nicht komplett gelaufen sind. Ich bin halt pingelig. Aber in der Gruppe muss man halt flexibel und nicht so stur sein. Danke für’s aufmerksame Lesen! 🙂

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