Iron Lodge-Strathcarron, 34km, 11.10.2018

Noch ein Durchmarsch – schlechtes Wetter verleiht Flüüüügel!

Wir stehen heute wieder früh auf – die Wege auf der Karte für heute sind nur gepunktet gezeichnet und uns steht außerdem unsere erste Wegstrecke ohne Pfad bevor. Wir können absolut nicht einschätzen, wie schnell wir voran kommen, also nix wie los!

Unser erstes Ziel für heute ist das Bothy Maol Bhuidhe. Der Weg dorthin wird in den Internet-Foren als „tough going“ beschrieben, aber das finden wir überhaupt nicht. Wir kommen gut voran und statt der anvisierten 13 Uhr sind wir bereits um 11 Uhr da. Zeit für eine gemütliche Mittagspause mit frischem Kaffee!

Maol Bhuidhe von vorn…

Maol Bhuidhe von hinten…

Um zum Bothy zu gelangen, muss man einen großen Bach durchqueren. Da direkt danach eine weitere Flussdurchquerung ansteht, ziehen wir unsere Socken erst gar nicht wieder an. Die Devise heißt: Lieber kalte Füße als umständliche Umzieh-Aktionen!

Heute wollen wir im Bendronaig Bothy übernachten. Allerdings gibt es von Maol Bhuidhe bis zum Loch Calavie keinen Weg, das bedeutet drei Kilometer quer durch die sumpfige Heide bis zum See. Anstrengend!

Am „Strand“ am östlichen Ende des Lochs machen wir wieder eine ausgiebige Pause. Von nun an gibt es einen Fahrweg bis zum Bothy!

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Eigentlich waren für heute Schauer angesagt. Wir haben aber Glück und es regnet nur sehr wenig. Ein typischer Regenjacke-an-Regenjacke-aus-Tag!

Am Bothy ankommen tritt genau das ein, was wir schon befürchtet haben – das Bothy ist wegen „deer maintenance“ bis zum 15. Oktober geschlossen. Bendronaig Bothy wird nämlich nicht von der Mountain Bothy Association unterhalten, sondern privat geführt. Da gerade Jagdsaison ist, ist es halt für Jäger reserviert. Pech für uns, denn wir wollen heute auf keinen Fall im Zelt übernachten – für die Nacht und morgen ist Sturm angesagt!

Unsere Exit-Stategie haben wir uns vorher schon überlegt: Wir marschieren durch bis Strathcarron, da gibt es ein Hotel!

Bendronaig Bothy

Wir haben nun die Wahl: Schlagen wir uns über einen auf der Karte gepunkteten Weg (10km) durch die Heide direkt nach Strathcarron, oder laufen wir auf einem neu angelegten, hässlichen und breiten Schotterweg und einer B-Straße 16 Kilometer über Attadale zum Hotel?

Als wir den Eingang zum Pfad sehen, ist die Entscheidung schnell klar – lieber sechs Kilometer Umweg laufen als durch den Matsch und über den fiesen Pass da vor uns! Außerdem können wir nicht einschätzen, wie lange wir in dem unwegsamen Gelände brauchen würden und die Dunkelheit droht. Wenn schon mit Taschenlampe laufen, dann lieber auf der Straße.

Der neue Weg führt sogar an einem neuen Wasserkraftwerk vorbei, das in der OS-Karte noch nicht eingezeichnet ist. Auch vom weitläufigen Attadale-Forest ist leider nur noch wenig übrig. Echt hässlich!

Aber egal. Wir machen ordentlich Tempo, keine Pause und kommen kurz nach Einbruch der Dunkelheit in Strathcarron an. Aber das verdammte Hotel hat geschlossen! Wir hämmern gegen die Tür, wir rufen an und hören das Klingeln durch die geschlossene Glastür. Verflixte Nachsaison!

Der letzte Zug nach Kyle of Lochalsh ist blöderweise auch schon weg. Also rufen wir ein Taxi und lassen uns für 60 Pfund nach Kyle fahren. Die Straße ist jedoch wegen eines Erdrutsches teilweise geschlossen, so dass unser Taxi nicht durchkommt. Netterweise holt uns ein Bauarbeiter von der Baustelle mit seinem Baufahrzeug ab und bringt uns zum vor der Baustelle wartenden Taxi. So macht man das hier!

Als wir gegen 21 Uhr im Hotel eintreffen, sind wir saufroh, dass wir es vor dem Sturm geschafft haben. Am nächsten Tag heult der Wind mit Windstärke 9 ums Hotel. Zwar sind wir noch zehn Kilometer von unserem Endziel dieser Herbst-Etappe (Achnashellach) entfernt. Aber die paar Kilometerchen laufen wir beim nächsten Mal halt mehr.

Wir haben unser Etappenziel erreicht. Für die letzten drei Tage unseres Urlaubs sind wir Touristen! 😆

8 Antworten auf „Iron Lodge-Strathcarron, 34km, 11.10.2018“

  1. Waaahhhh!!!! Was für ein Abenteuerurlaub!!!!! 😯😲😲😲 Eine krasse Wanderung habt ihr euch da eh schon ausgesucht, dann kommt noch das Wetter hinzu 😱 Ihr seid bewundernswert, oder verrückt???? Kann mich grad nicht entscheiden 😉😙

  2. Uff, ab jetzt muss ich nicht mehr um Euer Leben bangen und bin ganz entspannt. Es wird Euch aber bestimmt noch was rechtes einfallen das gemeine Touri-Dasein etwas aufzupeppen. Also weiterhin Spannung.
    Frage: Ist die Reisezeit gewollter Bestandteil der Survival-Tour oder nur eine Fehleinschätzung des Climate Changes? Auf‘m Kontinent schwitzen wir zur Zeit ganz schön. Irgendwie Dauersommer.

  3. Na, wir haben halt gedacht, dass im Oktober alle Mücken schon tot sind. Und das hat geklappt! 😆
    Nee, mit soviel Regen und Wind haben wir echt nicht gerechnet. Wir sind halt bisher nicht so weit im Norden unterwegs gewesen … nun wissen wir’s!

  4. Schön, dass ihr am Ende so viel Glück hattet und heile angekommen seid!
    Ein echter Krimi…
    Ich saß währenddessen bei 26 Grad auf dem fast windstillen Spiekeroog und habe beim Lesen eures Blogs Highland Oatcakes gegessen 😀 Das war genug „leibhaftes“ Schottland… Aber ihr habt jetzt wohl genug Stoff um den Winter über viiiiiele Geschichten zu erzählen 😂

  5. Hurra- sie leben noch
    Glückwunsch
    danke für die Bilder und die lebhaften Texte, dass ich bei Eurer Tour so ein bisschen habe teilnehmen können.
    Und für die kommenden Unternehmungen wünsch ich Euch echt viel besseres Wetter!

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