Vom Glen Tilt Camp zum Allt Eindart, 24km, 30.09.2018

Heute lernen wir, dass man nicht so übermütig sein soll, aber dann doch manchmal Glück im Unglück hat!
Es ist verdammt schwer, sich morgens aus dem warmen Schlafsack zu schälen. Trotzdem stehen wir mit der Dämmerung auf und kochen erst mal Kaffee, um uns aufzuwärmen. Mit der aufgehenden Sonne sehen wir zahlreiche Wildherden über den Grat der umliegenden Berge ziehen. Ein magischer Moment, aber fototechnisch schwierig!


Wie wir am nächsten Tag aus fachkundiger Quelle erfahren werden, ist gerade Brunftzeit. Deshalb der Krach letzte Nacht!
Nach dem Kaffee gibt es Frühstück (warmes Müsli mit Blaubeeren) und noch einen Kaffee und dann packen wir zusammen. Wir sind noch nicht so geübt, also ist es bei unserem Aufbruch schon 9:30 Uhr. Egal, heute stehen ja nur 14 Kilometer bis zur Geldie Lodge an.
Schon als wir losgehen, kommt die Sonne raus. Wunderbar!


Das heißt aber nicht, dass es nicht regnet. Bis zum Mittag wechseln sich Regenschauer und Sonne ab, oder es gibt beides gleichzeitig. Typisch schottisches Wetter halt.
Schon nach zwei Kilometern treffen wir auf die Falls of Tarff mit der charakteristischen alten Hängebrücke. Hier endet der bequeme Weg und es geht auf einem steinigen Pfad langsam aufwärts.


Oben angekommen öffnen sich die Berge und wir steigen auf eine weite Hochebene. Ein weiter Blick über eine gelb-orange-grüne Weite eröffnet sich, irgendwo dahinten bei den Bergen am Horizont steht die Ruine der Bynack Lodge. Dort angekommen müssen wir den berüchtigten Geldie Burn überqueren. Es gibt keine Brücke und wir müssen den Fluss durchwaten.


Aber wir haben es geschafft, Andrew (an Oldie outdoors)!
Der Wetter-Gott war uns gnädig, denn bei Hochwasser ist die Passage unmöglich.
Unsere Technik: Socken aus, Einlegesohlen raus und barfuß in den Wanderschuhen durch das kalte Wasser. Auf der anderen Seite frottieren wir die Füße trocken, ziehen wasserdichte Socken an und ziehen die quittennassen Schuhe wieder an. Leider dauert es bis zum nächsten B&B, bis die Schuhe wieder trocknen. Aber die Schuhe werden im nächsten Sumpf oder Schauer eh wieder nass. Embrace wet feet! 😆
Gegen Mittag verschlechtert sich das Wetter zusehends und es wird arg windig. Nun sind wir schon im Glen Feshie und in diesem Tal bläst uns der Wind voll entgegen!
Windig? …. äh … stürmisch!

Als wir an unserem anvisierten Zeltplatz ankommen, ist es erst 14:30 Uhr, es regnet in Strömen und der Platz ist dem Wind voll ausgesetzt. Die Aussicht, hier zu bleiben, behagt uns wenig, zumal wir den Geldie nochmal durchwaten müssten.
Kurzentschlossen beschließen wir weiterzulaufen. Bestimmt hört der Regen bald auf und wir finden eine windgeschütze Kuhle?

Leider nicht! Wir schlagen uns weitere sieben regen- und windgepeitschte Kilometer über nasses und steiniges Heideland. Der Dauerregen hat selbst kleine Bäche anschwellen lassen, so dass wir doch noch zwei weitere „Flüsse“ durchwaten müssen. Gegen 18 Uhr treffen wir endlich auf einen verfallenen Schuppen, neben dem es einen flachen Grasstreifen gibt. Glück im Unglück! Der löchrige Holzschuppen wird uns am Abend vor Regen und Sturm schützen, so dass wir uns zum Abendessen relativ geschützt Tee und Reis kochen können.


Zwar bin ich erst mal handlungsunfähig, denn meine Hände sind so kalt, dass ich den Kocher nicht aufbauen kann. Friedel schafft es jedoch und bewahrt mich vor dem Heulkrampf. 😆
Das Zelt biegt sich in der Nacht bedenklich im Sturm, aber es hält!
Beim Einschlafen bangen wir noch und das laute Flattern der Zeltplane und der prasselnde Regen erschweren das Einschlafen. Aber irgendwann schlummern wir doch ein und wachen erst auf, als es schon hell ist. Wir haben überlebt! 😅
Rückblickend finden wir, dass es ganz schön riskant war, nach dem Zeltplatz an der Geldie Lodge weiterzulaufen. Auf der anderen Seite haben wir so den windgeschützten Schuppen gefunden. Glück gehabt!

8 Antworten auf „Vom Glen Tilt Camp zum Allt Eindart, 24km, 30.09.2018“

  1. Ihr seid mal wirklich zwei ‚tough cookies‘. Sehr bewundernswert, was ihr da macht. Es freut mich sehr zu hören, dass ihr warme Nächte habt. Das ist das Allerwichtigste, dass man warmen Schlaf hat. Weiterhin viel Spaß euch 😙

  2. Puh, ihr macht es ja echt spannend. Aber am Ende wurde das Weitergehen mit einem Holzverschlag (ich weiß ja nicht ob man das Teil wirklich Schuppen nennen kann) belohnt. Klasse!

  3. Ja, ne? Wenn du weiter liest, wirst du sehen, dass wir zwar Pech mit dem Wetter haben, aber ansonsten echte Glückskinder sind!

  4. Bisher haben wir es ja eher vermieden, in Bunkrooms zu schlafen. Aber besser als ein Zelt im Sturm und nasse Klamotten ist das allemal! 🙂

  5. Ja scho, das hätten wir auch nicht gedacht. Der Oktober war halt a bissle spät! Bist du den unser Freund Willy aus Geislingen oder ein anderer Willy? 🙂

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