Tag 68: Bellingham nach Byrness, 23km

Gelbes Moor, braunes Moor, grünes Moor und ein Wald, der keiner ist.

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Von der heutigen Passage haben wir schon viel Schlechtes gehört: Erst soll es durch ein furchtbar matschiges Moor gehen, dann auf einen breiten Forstweg durch einen langweiligen Wald. In der Tat geht es durch viel matschiges Moor und kommerziell genutzen Kiefernwald – aber langweilig ist es gar nicht!

Das liegt vor allem an dem unglaublichen Wetter und an den tollen Aussichten auf das umliegende weite Moorland.

Zuerst geht es über ein gelbes Moor, dann über ein braunes: Das Gelbe kommt vom Moorgras, das Braune vom Heidekraut. Wie muss es erst im August sein, wenn die Heide blüht! Aber uns wäre es definitiv zu heiß im August, vor allem, weil es auf den ersten vierzehn Kilometern überhaupt keinen Schattenplatz gibt.
Ganz kritisch ist das grüne Moor, das von Weitem meistens gelb aussieht – Unter dem Sumpfgras gibt es dann jede Menge squatischiges Torfmmoos, von dem man nicht weiß, wie tief man einsinkt. Auch wenn der Torf freiliegt und nicht hell, sondern dunkel ist, gilt es aufzupassen. Dann ist er meistens nicht trocken, sondern total vollgesogen. Rettung gibt es dann nur, wenn man von Grasbult zu Grasbult springt.

Wir dachten, wir hätten den Dreh ‚raus, aber irgendwann waren die Schuhe dann doch voller Wasser – und sind die Schuh‘ erst ruiniert, dann patscht ’s sich gänzlich ungeniert! 🙂 Unser heutiger Dank geht an die Grasbultköpfe, die geduldig und schmatzend unsere Schuhe ausgehalten haben.

Wir sind ja immer mit Trailrunning-Schuhen und wasserdichten Socken unterwegs. Allerdings waren uns heute die Sealskinz zu warm, also haben wir sie weggelassen. Der Pennine Way ist im Moor allerdings oft gar nicht zu erkennen, weil jeder Wanderer auf eigenes Risiko von Bult zu Bult springt. Slabs und Brücken sind auch rar. So sind die patschnassen Füße dann eine echte Erfrischung und bei der Wärme sind die Socken und Schuhe schon fast wieder trocken, als wir in Byrness ankommen.

Gefreut haben wir uns schon auf den Wald, der uns im letzten Drittel des Weges erwarten sollte. Allerdings gibt es noch lange keinen Wald, wenn er auf der Karte eingezeichnet ist – Das bedeutet nur, dass da mal Wald WAR! Stattdessen führt der Weg durch eine abgeholzte Matschwüste, wir klettern über Baumstümpfe und umgefallene Bäume und sind froh, dass wir GPS haben, denn einen Weg gibt es gar nicht mehr.

Als wir schließlich doch im „richtigen“ Wald ankommen, ist der Weg ein superbreiter Schotterweg, bei dem die Bäume so weit entfernt stehen, dass sie auch keinen Schatten spenden. Egal, einen Sonnenbrand haben wir eh schon! 🙂

Den ganzen Tag treffen wir nur einen einzigen Wanderer, und das an einen Bank Holiday Sonntag. Den einsamen Rambler treffen wir dann auch prompt in Byrness wieder, natürlich im Forest View Walkers Inn, wo auch sonst? In dem superkleinen Ort gibt es nämlich keine andere Unterkunft, auch wenn auf der OS-Map noch ein Hotel eingezeichnet ist.

Das letzte Stück am River Lynne entlang ging dann noch durch ein schönes Waldstück, dass uns Mitteleuropäer eher wie ein richtiger Wald vorkommt. 🙂

Das Forest View Walker Inn ist eine ehemalige Jugendherberge, die von den jetzigen Besitzern als B&B geführt wird. Zum Glück gibt es ein leckeres Abendessen und ein echtes Ale, sogar vier Sorten zur Auswahl! Für Friedel ist der Abend also gerettet! 🙂
Anekdote des Tages: Der einsame Wanderer Phil ist heute von Tieren angegriffen worden – Zwei dumme Lämmer wollten von ihm gefüttert werden . Er konnte sich gerade noch über eine Mauer retten! 🙂

2 Antworten auf „Tag 68: Bellingham nach Byrness, 23km“

  1. Ja, Superdinger! Zwar lassen sie nach einigen Wanderungen auch Wasser durch, aber sie kosten nur ca. 35 Euro und sie sind somit viel billiger als Goretex-Wanderschuhe, deren Wasserfestigkeit auch schnell hinüber ist. Unsere sind von Sealskinz, echt bequem und haben ca. 1000 Kilometer gehalten … Jetzt brauchen wir neue Socken und auch neue Trailtunning-Schuhe … 🙂

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