Variante Tag 45: Cauldon Lowe nach Hulme End, 19km

Eine Sonne, die nicht wärmt, ein Fluss, der nicht in seinem Bett ist, ein Pfad, der für einen sorgt – und trockene Füße.

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Heute ist ein halber Ruhetag: Nur 19 Kilometer und kein Matsch!

Aber vor der Freude kommt der Ärger: Das miese Campingplatz-Inn in Cauldon Lowe macht uns kein Frühstück! Auf der „booking.com“ Seite haben sie noch damit angegeben, aber weil wir anscheinend die einzigen Gäste sind, bleibt die Küche kalt. Stattdessen verweisen sie uns freundlich an den nächsten Pub „fünf Kilometer in Richtung Ashbourne“.

Aber wir haben ja noch unsere deutsche Notration dabei, Lammsalami, Mini-Babybel und Pema-Brot. Und dank der schönen englischen Tradition, immer einen Wasserkocher, Kaffee und Tee auf den Zimmern zur Verfügung zu stellen, ist unser improvisiertes Frühstück gerettet. Für den heutigen Tag hoffen wir dann auf einen Tearoom unterwegs, der uns vor dem Verhungern bewahrt.

Unsere Klamotten stinken nach altem Bratfett vom Vortag, aber immerhin hatten sie eine schöne altmodische Heizung im Zimmer, so dass wir heute mit trockenen Schuhen und frischgewaschenen Sealskinz-Socken in den Tag starten.

Heute Morgen sind es frische drei Grad draußen, dazu weht eine steife Brise, die uns die Tränen in die Augen treibt. Aber wir werfen schon zarte Schatten …

Zunächst geht es zwei Kilometer an einer vielbefahrenen Straße, einem gigantischen Steinbruch und einem riesigen Zementwerk vorbei, bis wir hinter dem Werk in ein kleines Tal abbiegen können. Und siehe da – wir sind in den Dales! Wenige Meter von der fiesen Straße entfernt erwarten uns grüne Wiesen, sanfte Berge, Steinmäuerchen und knallgelb blühende Ginsterbüsche. Und so geht es eigentlich den ganzen Tag weiter. 🙂

Am Anfang der Dales steht wieder die übliche Navigiererei über Wiesen und Stiles, auch der eine oder andere Umweg und das damit verbundene Klettern über Stacheldrahtzäune ist dabei. Zum Glück sind die Wiesen heute überhaupt nicht matschig.

Bei Waterhouses kommen wir dann auf den Manifold Way, der uns den Rest des Tages tragen wird. Auf den mäandernden Fluss und auf das enge Tal haben wir uns schon den ganzen gestrigen Tag gefreut. Überhaupt ist der Fluss der Grund dafür, dass wir den Weg bis nach Edale zum Beginn des Pennine Way laufen und nicht fahren. Schließlich sind wir die Passage von Uttoxeter bis zum Tal von Edale schon 2016 gelaufen. Aber zapperlot! Kein Wasser im Fluss! Nur trockene, graue Steine und Bärlauch!

Friedel tröstet mich noch damit, dass dies noch gar nicht der River Manifold ist, sondern der River Hamps – aber auch sechs Kilometer weiter beim Zusammenfluss mit dem River Manifold gibt es nur ein zugekrautetes Flussbett und moosige Steine – Hier ist schon länger kein Wasser mehr geflossen!

Egal, der Weg ist trotzdem schön. Links und rechts des Trails Felsen und Höhlen, auf dem schmalen Wiesenstreifen zwischen dem Flussbett(!) und der Felswand springen frischgeborene Lämmer herum. Es gibt jede Menge blühende Büsche und Bluebells. Außerdem Bärlauch in rauhen Mengen. Da wir ja heute Morgen kein Obst hatten, pflücken wir einige Blätter links und rechts des Weges und mampfen die frischen scharfen Blätter. The path will provide! 🙂

Auch der Manifold Trail ist ein alter Bahntrack, so bleiben wir schön trocken an den Füßen und kommen wesentlich schneller voran, als wenn wir von Grasbüschel zu Grasbüschel springen müssten.

Wir haben gar nicht aufgepasst, aber plötzlich führt der Fluss Wasser! Scheinbar versickert der Fluss vorher in dem karstigen Kalkgestein. Von nun an wird es erst richtig hübsch im Tal und … es gibt ein Postkarten-Farmhaus mit einem Tearoom! Wer schon friert, soll wenigstens nicht hungern, haha!

Nach Kaffee, Möhrenkuchen und Chocolate Cake vor malerischer Flusskulisse sieht die Welt doch gleich besser aus, vor allem wenn sich auch die Sonne mal zeigt. Auch wenn sie nur wenig wärmt …

Die letzten vier Kilometer geht es weiter am Fluss entlang, bis sich das Tal weitet und wir schon um 14 Uhr am Manifold Inn ankommen. Das Inn und das Zimmer sind „ebbes recht’s¨, wie der Schwabe sagt: Hübsch gelegen am Fluss, eine Gruppe von alten Steinhäusern und mit solider Einrichtung. So mögen wir’s! Und Früstück scheint’s auch zu geben …

Jetzt sind wir in den Dales, so wird es hoffentlich weiterhin trocken unter den Füßen bleiben. Wir erwarten nur noch torfiges Wasser und kein Matsch mehr in den Schuhen. Wir freuen uns schon darauf!

5 Antworten auf „Variante Tag 45: Cauldon Lowe nach Hulme End, 19km“

  1. Ich hoffe die Bewertung bei Booking.com wird euer Erlebnis mit dem Frühstück wiederspiegeln. Es ist schön eure Bilder zu sehen und euer Reise zu folgen, viel Spaß 😊

  2. Oh, das war ja kein guter Start in den Tag. Glücklicherweise wurde der Tag ja besser – und landschaftlich war die Strecke offenbar eine Wucht.

    Ich bin letztes Jahr frustriert raus aus booking.com. Ich habe von vier gebuchten und gut bewerteten Unterkünften die krätzigsten Zimmer (dunkel, nur geriffeltes Minifenster auf einen Lichtschacht – Zimmerwechsel – geringfügig heller, aber immer noch duster und nun der Motor der Küchenlüftung davor (3 Nächte) / Minizimmer mit Milchglasfenster, leidlich hell, aber Lüfter der Klimaanlage vorm Fenster (2 Nächte) / zwar hell, aber sehr laute Lüftung der Küche vorm Fenster – Zimmerwechsel – etwas duster, da nur ein schmales Fenster auf 2 m Höhe (3 Nächte)) abbekommen. Und die Hotels hatten weit bessere Zimmer wie ich erkennen konnte, daher waren die guten Bewertungen von den anderen wohl gerechtfertigt, aber ich war total gefrustet und meinen Account gelöscht…

  3. Ahhh, daran liegt das! 🙂 Das hatten wir auch schon ..
    Was machst du dann? Direkt buchen? Ist es seitdem besser?

  4. Hmmm…. Ich hatte bislang diesbezüglich nur gute Erfahrungen – zum Glück!!!
    Aber mit eurer Wegbeschreibung macht ihr mir noch nicht so richtig Lust darauf, diesen Teil der Insel jemals zu erwandern…

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