Glücklicherweise geht es Steffis Fuß heute wieder besser. Wir werden versuchen, heute die 20 bis 23 Kilometer nach Horton anzugehen. Je nach Wetter und Fußgesundheit werden wir den Original-Weg über Pen-y-Ghent nehmen oder um den Berg herumlaufen. 23 Kilometer sind es mit dem Schlenker über den Berg, zwanzig, wenn man den Berg vermeidet.
Als wir unseren Gasthof verlassen, regnet es leicht und es weht ein kühler Wind. Unser erstes Highlight für heute ist Malham Cove, eine der berühmten Sehenswürdigkeiten auf dem PW. Die Steilwand aus Kalkstein erinnert an ein Amphitheater und hat schon Millionen von PW-Wanderer beeindruckt, wir allerdings haben auf unserem Weg durch das Schweizer Jura schon Creux du Van gesehen, also lächeln wir nur milde. Malham Cove ist 80 Meter hoch, Creux du Van 500 🙂 …
Das Tal mit dem Ursprung des Malham Becks ist trotzdem recht hübsch. Der Weg dorthin verläuft entlang des Baches, es gibt Schafe, sattes grünes Gras, pittoreske Mäuerchen …
An der linken Seite der Wand windet sich dann ein steiler Pfad nach oben auf die „Plattform“ oberhalb der Felswand. Hier befindet sich eine riesige Felsfläche aus Kalkstein, die aussieht wie eine rissige Echsenhaut. Es beginnt wieder zu regnen und das Springen über die Steine wird zu einer echt glitschigen Angelegenheit. So schön die Aussicht hier auch ist, sind wir froh, als wir das Ende der Plattform erreichen, zumal es schwer ist, einen Weg durch die Steine zu erkennen. Wir persönlich finden diese Steinfläche beeindruckender als die Cove selbst.
Ein grasiger Weg führt weiter durch ein hübsches Tal bis zu einer Straße mit riesigem Parkplatz, der zum Malham Tarn gehört. Es regnet jedoch wieder ganz ordentlich, so dass uns bis zum Parkplatz niemand begegnet. Auf dem Weg zum See haben wir jedoch eine Begegnung der etwas skurrileren Art: Wir werden von einer Oma im Elektro-Rolli überholt, die in einem Affenzahn über die Graspiste fährt! Begleitet wird sie von ihrem Enkel?, der sie mit dem Mountain-Bike eskortiert. Das nenne ich Begeisterung für die Natur!
Der Weg um den See herum ist wassergetänkt, geht jedoch bald in einen Fahrweg über. An einem sonnigen und warmen Tag mag ein Picknick am See verlockend sein, aber bei dem heutigen Schmuddelwetter sehen wir zu, dass wir weiter kommen. Wir hoffen, dass wir am Field Centre einen Kaffee bekommen können, aber die Küche arbeitet nur für geschlossene Gruppen. Nicht mal einen Unterstand stellen Sie zur Verfügung!
So nippen wir im Stehen an unserem Tee und ziehen uns ein paar Nüsse rein, das ist unser Zweitfrühstück.
Zwischen Malham Tarn und Tennant Gill geht es über eher langweilige Kuhweiden, aber dann erreichen wir wieder Moorland und es geht langsam und stetig 250 Meter zum Fountain Fell hinauf. Äh .. das sagen die Karte und die Beine, aber ansonsten sehen wir nicht viel! je höher wir steigen, desto mehr tauchen wir in die Wolken ein und desto nasser wird es. Wir sehen – nichts! Angeblich ist der Berg übersäht mit „Shake Holes“ und „Pot Holes“, also Löchern, in die man fallen kann, wenn man nicht ordentlich aufpasst. So konzentrieren wir uns vor allem darauf, dass wir auf dem Weg bleiben und sind glücklich und dankbar, als ein Wegweiser im Nebel auftaucht. Auch unser Navi ist hier in dieser Suppe eine echte Beruhigung – So können wir immer wieder checken, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind.
Auf dem Abstieg vom Fountain Fell lichten sich die Wolken zum Glück wieder etwas, hin und wieder kommt sogar kurz die Sonne raus. So freuen wir uns, dass wir kurz vor der Straße doch noch eine richtige Mittagspause einlegen können.
Von der Straße aus sieht Pen-y-ghent wirklich beeindruckend aus. Wie ein Tafelberg steigen die Seiten des Berges steil auf, im Wechsel von Sonne und Wolken changiert der Berg zwischen gelb, grün, grau und braun. Der Aufstieg ist nur von der Südseite aus möglich, also können wir uns noch überlegen, ob wir den steilen Aufstieg wagen oder nicht. Da der Gipfel aber zusehends wieder in den Wolken verschwindet und es außerdem kalt wird, entscheiden wir uns dagegen. Eine gute Ausrede liefert uns zudem Steffis Fuß, den wir noch schonen wollen.
So folgen wir also statt des Pennine Ways der „Pennine Journey“ (einem Wainwright-Weg!) ins Tal und werden noch mit hübschen Ausblicken in das Ribblesdale entlohnt. Nach einem Tag voller Sumpfgras freut man sich sehr über das satte grüne Gras und über Bäume. Der Blick zurück zeigt uns auch, dass unsere Entscheidung richtig war – die obere Hälfte des Pen-y-ghent ist mittlerweile wieder voll in den Wolken verschwunden. Wir hätten uns ordentlich geschunden, aber nichts gesehen.
Das legendäre Pen-y-ghent-Café hat leider schon geschlossen, so dass wir direkt zu unserer Unterkunft eilen. Die „Krone“, in die Steffi uns einquartiert hat, hat allerdings schon bessere Tage gesehen. Das Interieur unseres Zimmers samt Bettzeug stammt vermutlich aus den frühen Achtzigern. Im Nachhinein haben wir gesehen, dass das „Hotel“ im Internet wirklich schlecht bewertet wird. Aber immerhin haben wir ein Fenster, nein, sogar zwei! 🙂
Wir sind scheinbar die einzigen Übernachtungsgäste heute, so dass es auch nicht viel Auswahl beim Essen gibt. Es gibt jedoch Lammhaxen, und damit sind wir voll zufrieden. Die Portionen sind riesig, wirklich nicht zu schaffen!
Wir mampfen zufrieden unser leckeres Essen (schmeckt und sieht aus wie bei Mutti!), während wir die Trophäen und Plaketten des legendären „Yorkshire Three Peaks“-Rennen bewundern. Drei Gipfel, 37 Kilometer in unter drei Stunden, wir können es nicht glauben!
Wir begnügen uns mit den 22 Kilometern nach Hawes morgen. Vermutlich werden wir dafür sieben Stunden brauchen! 🙂