Tag 54: Ponden nach Skipton

Heute weichen wir im letzten Drittel des Tages massiv vom PW ab – Wir laufen bis Lothersdale auf der Route des Pennine Way, aber ab Lothersdale biegen wir zur Stadt Skipton ab. Wir wollen Skipton Castle sehen, außerdem könnten wir ab Skipton am nächsten Tag den Dales High Way nach Malham laufen. Diese Strecke erscheint uns wesentlich attraktiver als der PW, der durch das Flachland über Gargrave und am River Aire entlang nach Malham führt. Wir mögen’s halt eher hügelig!

Heute Morgen haben wir die Wahl, ob wir an der Straße entlang bis zum PW zurück laufen oder den Umweg südlich um das Ponden Reservoir nehmen wollen. Wir entscheiden uns für letzteres, weil der Weg am Reservoir uns attraktiver erscheint und wir noch dazu so  das Straßenlaufen vermeiden können.

In der Tat erhoffen wir uns auch, einen Blick auf Ponden Hall erhaschen zu können, das der Bronte-Sage nach Trusthcross Grange sein soll, das Heim der Linton-Familie in Wuthering Heighs. Wir wollen in das Anwesen nicht einbrechen, aber ohne das sieht man leider nichts, denn das Herrenhaus ist durch den Park gänzlich verborgen.

Egal, wir sind eh keine exzessiven Bronte-Fans. Der Hohlweg nach dem Anwesen ist auf jeden Fall ganz arg nass und mückenverseucht. Heute Nacht hat es ordentlich geregnet, und das merkt man.

Nachdem wir die Straße passiert haben, führt uns der Weg über Wiesen und Stiles recht schnell die 200 Meter nach oben – es ist morgens, wir sind noch frisch und tänzeln leichtfüßig über die Stiles!

Sobald wir jedoch das offene Moorland erreichen, beginnt das Gepatscht. Yeah! Wir haben es gefürchtet und erwartet!

Zwar ist der Weg hier oben mit „Slabs“ ausgelegt, aber was nutzen sie, wenn sie komplett unter Wasser stehen? Nun … man patscht so nicht durch schmutzigen Matsch, sondern nur durch braunes, mooriges Wasser!

Die Idee in diesem Urlaub war, einmal komplett auf wasserdichte Wanderstiefel zu verzichten, stattdessen den ganzen Weg mit luftigen Trailrunnern zu laufen, wie es die coolen Typen auf dem Pacific Crest Trail machen. Bis jetzt fanden wir es tatsächlich super. Die Schuhe sind wesentlich leichter am Fuß, man hat wirklich das Gefühl, durch die Landschaft zu federn und der Wind streicht um die Zehen. Heute riskieren wir das erste Mal quittenasse Füße – und merken, dass sich das nur am Anfang kalt anfühlt, danach gewöhnen sich die Füße an die Nässe.

Und sind die Füß’ erst ruiniert, patscht’s sich gänzlich ungeniert! Den ganzen Tag sind unsere Füße nass, aber was soll’s? Wir werden am Abend in einem Gasthof unterkommen, in dem wir unsere Füße balsamieren und in trockenes Schuhwerk überführen werden. Embrace Wet Feet!

Heute geht es über endlose Hochebenen, eine nasser als die andere. Aber wir werden noch viel Schlimmeres erleben! 🙂

Ab Mittag wechselt der Weg von matschigen Hochebenen zu matschigen Wiesen, aber das macht nicht wirklich einen Unterschied, was den Tritt betrifft. Allerdings gefallen uns die von Mauern eingefassten sattgrünen Wiesen sehr – grün, grüner, am grünsten, vor allem vor dramatischen Wolkenhimmel!

Blöd ist, dass Steffi irgendwo im Ickornshore Moore in ein Kaninchenloch tritt und sich arg den Fuß verstaucht. Jaja, werden nun die Anhänger der festen Bergstiefel unken … aber ich behaupte mal, dass ich mir auch mit festen Knöchelschuhen den Fuß vertreten hätte.

Auf jeden Fall kann sie erst mal nicht auftreten und kann den Ausblick auf die grünen Wiesen gar nicht so richtig genießen – Was ist, wenn Steffi die nächsten Tage ausfällt?

Nach einiger Wartezeit kann es jedoch weitergehen, wenn auch schmerzhaft. Sie wird es bis nach Skipton durchhalten, aber der Knöchel schwillt im Verlauf des Tags arg an.

Bis Lothersdale laufen wir durch die oben genannten satten Wiesen. Der Ort selbst schmiegt sich hübsch in ein Tal ein. Typisch ist auch der braune Sandstein, den wir schon in Hebden Bridge ganz hübsch fanden. Ein Café finden wir allerdings nicht, auch wenn wir den ganzen Ort durchlaufen.

Hier in Lothersdale verlassen wir den PW, um einen Abstecher nach Skipton zu machen. Ja warum eigentlich?

Es folgen fünf konkrete Gründe, warum man manchmal einen Abstecher einlegen sollte:

  1. Auf dem Abstecher befindet sich eine Top-Sehenswürdigkeit, die man ansonsten verpassen würde (In diesem Fall Skipton Castle).
  2. Die Unterkünfte auf dem Originalweg sind rar (In diesem Fall hätten wir durchaus in Gargrave übernachten können, aber wir wollten nicht!).
  3. Der Originalweg ist langweilig (Die nächste Etappe bis nach Malham verläuft größtenteils durch Flachland. Der Dales Highway ab Skipton bietet in diesem Fall eine viel interessantere Alternative.).
  4. Manchmal möchte man einfach mal eine Ruhetag einlegen und Karten schreiben, einkaufen, schlendern    (Das ginge wohl eher in Skipton als in Gargrave, trifft aber in diesem konkreten Fall nicht zu, da wir so früh keinen Ruhetag benötigen. :-)).
  5. Manchmal hat man einfach nur genug von der Abgeschiedenheit und möchte auch mal in eine größere Stadt kommen! (Trifft hier zu)

In unserem (wohlgemerkt geplanten) Falle sind es die Kriterien 1, 3 und 5, die den Ausschlag für den Umweg über Skipton geben. Der Einmarsch nach Skipton, also die letzten 7,5 Kilometer, führt uns dann auch zunächst durch einen schönen Hohlweg und dann auf einem aussichtsreichen Höhenweg bis nach Butler Hill, wo wir dann für die letzten drei Kilometer noch mal Teer treten müssen. Hier merkt Steffi schon arg, dass ihr Knöchel wehtut.

Das Wooly Sheep Inn ist eine Unterkunft nach unserem Geschmack. Gemütlich, ein fairer Preis und „no frill“, also unkompliziert und solide, aber nicht zu fein.

Wir verbringen hier einen gemütlichen Abend, zumal es ordentlich zu regen beginnt und wir froh sind, dass wir nicht draußen sind. Es ist aber noch warm genug, um den Abend auf der überdachten Terrasse des Inns zu verbringen, Steffi legt ihren Fuß hoch und lässt sich von Friedel mit „Traumeel“ einbalsamieren und bandagieren. Mal schauen, ob das hilft!

3 Antworten auf „Tag 54: Ponden nach Skipton“

  1. Hey! Vielen Dank für diese tollen Berichte. Gerade die Ermutigung, dass man sich nicht strikt an die Strecke halten muss, kann nicht oft genug ausgesprochen werden. Schließlich läuft man ja für sich und nicht für den Weg 😉 Grüße, Britta

  2. Hallo Britta,
    genau, wir wandern für uns!
    Deswegen finde ich deine Entscheidung, nach dem Ende von Offa’s Dyke direkt nach Edale zum Beginn des Pennine Way zu fahren auch gut. Ich (Steffi) bin allerdings zu perfektionistisch, um davon abzurücken, fast jeden Kilometer gelaufen zu haben. Ich will ja sogar die Strecken nachlaufen, wo wir krank waren. Das ärgert mich ein bisschen, aber ich kann nicht anders!
    Offa’s Dyke und der Pennine Way sind auf jeden Fall ganz wesentliche Abschnitte des Weges durch GB.
    Mach deinen Ruhetag in Keld in der Keld-Lodge, nicht in Hawes! 🙂
    Viel Spaß bei der weiteren Planung!
    Steffi vom LECW-blog

  3. Hallo Steffi,
    ich habe lange gehadert, aber ich mach das jetzt so. Es kann aber durchaus sein, dass ich das Stück irgendwann ’nachlaufen werde. Dann aber nicht genau vom Endpunkt nach Edale, sondern von Bristol aus den Severn Way. Momentan möchte ich das nicht ändern, da ich mich schon in den Offa’s Dyke ‚verkuckt‘ habe. Danke für die Tipps. Werde ich so machen.
    Weiterhin gutes Schreiben, ich lese sehr gerne mit.
    Grüße

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von LECW

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen