Tag 83: Falkirk nach Kilsyth

Nicht traurig sind wir heute, Falkirk zu verlassen. Uns erwartet ein abwechslungsreicher Tag entlang des Union Canals und dem Antonine Wall. Eine weitere Attraktion: Das Falkirk Wheel!

Aber zunächst geht es drei Kilometer über Falkirks Autostraßen zur Bahnstation Falkirk High. An deren Fuß treffen wir auf einen kombinierten Rad- und Wanderweg entlang des Union Canals. Auf dem Weg durch die Stadt beginnt es gemäßigt zu regnen. Da Friedel und Carla sich dieses Mal für einen Regenponcho als Regenschutz entschieden haben, zögern sie etwas, diesen im belebten Falkirk überzuwerfen. Carla entscheidet sich dagegen, Friedel dafür. Im Verlauf des Tages wird er ihn noch mehrmals auspacken, um ihn gleich fünf Minuten später wieder abzuwerfen. Typisch Schottland: Will es nun regnen oder nicht?

Eher nicht. Auch gut! So wandern wir nur leicht feucht entlang des Kanals bis zum Falkirk Wheel. Warm ist es heute nicht und ziemlich windig. Aber was soll’s – Hauptsache es regnet sich nicht ein!

Falkirk Wheel: Groß! Imposant! Das Schiffshebewerk wurde gebaut, um Schiffe vom Fort and Clyde Canal in den Union Canal zu heben und umgekehrt. Ein Wunderwerk der Technik, wie wir gelesen haben. Gern würden wir das Rad und seine Hebewirkung in Aktion bewundern, aber es kommt kein Schiff. Da wir schon auf dem ganzen Stück Kanal vor dem Wheel kein Boot gesehen haben, lohnt es sich wohl auch nicht zu warten. Also laufen wir unter dem Union Canal hindurch hoch zum Rough Castle, einer Befestigungsanlage, die zum Antonine Wall gehört.

Nächste Attraktion: Der Antonine Wall wurde circa dreißig Jahre nach dem Hadrianswall von Kaiser Antonius gebaut, ist aber nicht so bekannt wie der Hadrianswall. Einmal ist er kürzer – mit circa sechzig Kilometern ist er nur halb so lang wie sein großer Bruder. Außerdem ist die Befestigungsanlage nicht mehr so gut erhalten und führt weniger spektakulär durch weniger hügeliges Land. Nichtsdestotrotz sind wir gespannt auf diesen Teil des Walls, der allgemein als der besterhaltenste gilt. Wie erklimmen das ehemalige Fort und wir sehen – Nichts!

Wir stehen vor einer mehr oder weniger ebenen Rasenfläche, am Rand der Fläche gibt es einige Infotafeln. Hätten wir es nicht gewusst, wäre uns der Platz nicht aufgefallen. Der Erdwall und der Graben, an dem uns der Weg (es ist der John-Muir-Weg) weiterführt, ist jedoch deutlich zu erkennen. Insgesamt erinnert uns die Szenerie an den Offa’s Dyke in Wales, einer ähnlichen Befestigungsanlage, an der wir 2014 gewandert sind. Auch wenn es keine sichtbare Mauer mehr gibt, ist ein solch geschichtsträchtiger Ort immer beeindruckend für uns.

In Bonnybridge kommen wir zurück zum Kanal. Aber der Ort ist mitnichten „bonny“, also schön: Ein heruntergekommener Ort mit den typischen Plattenbauten der Lowlands – und ein Café gibt es auch nicht! Friedel ist fast versucht, einen Takeaway-Kaffee am Tesco zu erwerben, aber wir überreden ihn, weiterzuziehen, weiter am Fort and Clyde Kanal und damit auf dem John Muir Way.

Die nächsten vier Kilometer führen uns am Kanal entlang, aber auch immer in Sicht- und Hörweite einer vielbefahrenen B-Road. Besonders unschön: Viele Schotten nutzen scheinbar die Nähe des Kanals, um ihren Müll an den Ufern des Kanals zu entsorgen – Naughty!

Wir freuen uns, als wir mit dem Kanal die Nähe der Straße verlassen, unter der Autobahn durchlaufen und der Weg etwas ruhiger wird. Der Kanal verläuft schnurgerade durch die Wiesenlandschaft. Kurz vor unserem Ziel – Auchinstarry bei Kilsyth – rücken die Hügel auch näher an den Kanal heran, und der Kanal geht um ein paar Biegungen: Vögel finden sich auf dem Wasser ein, Wald und Farne bewachsen das gegenseitige Ufer. Hier macht es wieder Spaß, am Kanal zu wandern: Canal-Walking at it’s best. Jetzt fehlen nur noch ein paar romantische Hausboote – ja wo sind sie denn?

In der Auchinstarry Marina! Wir kommen für die Nacht direkt am Hafen im Gasthof „The Boathouse“ unter, und das recht luxuriös.

Der Laden ist gut geführt, wenn auch nicht billig. Bei linden Temperaturen würden wir abends auf der Terrasse sitzen und das Treiben auf den Booten beobachten. Aber warum fahren sie nicht? Ist dem Lowlander sein Boot, was dem Schwaben sein Gärtle ist? Soll heißen: Nutzen die Schotten die Hausboote wie wir die Schrebergärten, also zum „Hocken“  und zum Grillen?

Jedenfalls liegen in der Marina jede Menge Hausboote – bewohnt sind sie, aber sie werden nicht bewegt. Vielleicht sind wir zu früh für die Bootssaison?

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