Tag 3: Pendeen nach St Ives

Mein englischer Reiseführer (Cicerone) hatte mich gewarnt: Dies sei eine der anstrengendsten Strecken auf dem SWCP. Wir hätten die Strecke in Zennor unterbrechen können, denn dort gibt es einen Pub mit Übernachtungsmöglichkeit. Da wir aber nur acht Wandertage zur Verfügung haben, laufen wir heute die 23 Kilometer bis St Ives in einem Rutsch durch. Nur 23 Kilometer, das schaffen wir!

Zunächst laufen wir von Pendeen aus den Weg zurück zum Leuchtturm und steigen dort wieder auf den Pfad ein. Der Weg, anfangs noch ein Fahrweg, verwandelt sich schnell in einen Trampelpfad, der 75 Meter über dem Meer an den steilen Klippen entlang führt. Unter uns liegt die einsame Portheras Cove, eine wunderschöne Bucht mit Sandstrand, in die wir fast bis auf Meeresniveau absteigen.

Anschließend geht es einen steinigen Weg wieder rauf auf einhundert Meter, und dann wieder runter in die nächste Cove, und dann wieder rauf … and so on. Morgens um zehn Uhr ist es noch dazu schon knallwarm: Aber wir beschweren uns nicht – kältere Tage werden kommen!

Nicht jede dieser Buchten, auf die wir hinuntersehen, hat einen Sandstrand – aber vielleicht hat die Flut den Sand auch verschluckt. Auf jeden Fall sehen wir auf fast weiße Felsen im Wasser, zwischen denen sich türkisgrün das Wasser bewegt. Man könnte stundenlang auf die Wellen schauen, aber wir müssen weiter!

Der Weg windet sich immer an den Klippen entlang, hoch über dem Meer. Links von uns liegen die Felsen und die Brandung, rechts von uns Farne, Farne, Farne. Weiter im Inland gibt es Weiden mit Kühen, Pferden oder Schafen, langweiliges Farmland. Wie schön, dass wir am Meer entlang laufen, und nicht wie andere LEJOG-Wanderer die kürzere Inland-Route nehmen.

Immer wieder haben sich tiefe Täler in die Klippen geschnitten, wenn ein Bach vom Inland zum Meer fließt. Hier geht es jedesmal einen steinigen Pfad hinunter (einige Male muss man gar die Hände zur Hilfe nehmen), aber natürlich auf der anderen Seite wieder hoch. Dies geht einige Male so.

Diese Täler bieten auch einiges an Abwechslung: Nur hier, in den geschützten Bachtälern, wachsen Bäume, Blumen, mediterrane Pflanzen. In einem dieser Täler gibt es auch ein schattiges Plätzchen für unsere Mittagspause – inklusive riesiger Brombeeren!

Ansonsten gibt es heute kein Café auf dem Weg, dafür aber so viel tolle Pausenplätze mit Blick auf das Meer.

Ab Wicca Pool halten wir Ausschau nach Seehunden, die hier oft zu sehen sein sollen – aber heute nicht. Auf dem letzten Stück nach St Ives gibt es zum Glück keine großen Auf und Abs mehr. Die 23 Kilometer anstrengenden Geländes sitzen uns in den Knochen.

In St Ives machen wir uns gleich auf den Weg zu unserem B&B. Normalerweise versuche ich B&Bs zu vermeiden, aber St Ives ist ein teures Pflaster: Entweder man mietet sich in ein teures Hotel ein oder halt in eins der vielen B&Bs. Gemütliche Pubs mit Gästezimmern gibt es kaum.

Unser B&B, Tregony Guest House, ist sauber und ruhig, das Zimmer aber wie in den meisten B&Bs eng und plüschig. Den beiden jungen Besitzern scheint das Lächeln im Gesicht eingefroren zu sein. Wir duschen und machen uns bald auf den Weg, um noch etwas von St Ives zu sehen und ein Ale zu trinken.

Nachdem wir die engen Gassen voller Craft-Shops rauf und runter gelaufen sind, landen wir relativ schnell am Hafen im Lifeboat Inn – und können sogar noch einem Platz auf der Terrasse ergattern!

St Ives ist ein nettes Örtchen, der Ort brummt – aber viel zu viele Touristen für unseren Geschmack. Außerdem ist auch noch Freitag. Das Essen im Lifeboat Inn ist okay, aber nichts Besonderes. Typisches Pub Food halt, aber wie immer gut essbar. Wir sind einfach nur froh, dass wir in diesem Touri-Ort ein nettes Plätzchen gefunden haben.

Als Friedel noch einmal in den Pub geht, um Bier-Nachschub zu holen, kommt und kommt er nicht wieder: Er hat an der Bar das englische Pärchen wiedergetroffen und sich recht lange mit ihnen unterhalten. Wie sich herausstellt, werden wir uns morgen früh beim Frühstück treffen: Sie sind im gleichen B&B wie wir!

Zum B&B müssen wir ein letztes Mal vom Hafen den Berg rauf – um dann todmüde im Bett zu landen. 23 tolle Kilometer, die es aber in sich hatten.

2 Antworten auf „Tag 3: Pendeen nach St Ives“

  1. Mit St. Ives ging es mir genauso. Toller Ort, aber viel zu voll und zu teuer. Und im Lifeboat In habe ich auch gesessen. Und dabei zugeschaut wie Möwen den Touris das Essen abjagen 😀
    Wahnsinnsstrecke seit ihr gelaufen. Alle Achtung!

  2. Hallo Simone,
    vielen Dank! Es ist zwar kein Thru-Hike, aber mehr ist urlaubstechnisch grad nicht drin. 🙂
    Schöne Bilder hast du … und da wir ja eigentlich auch „Nordlichter“ sind (gebürtig aus Gütersloh bzw. Paderborn, aber mittlerweile im Schwabenland ansässig) ist dein Blog eine schöner Gruß aus der alten Heimat. Bleib uns gewogen und viele Grüße von der Alb
    Steffi

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